Suche Sortierung nach Monatsdigest
2009/11/08 20:09:22
anneliese.schumacher(a)t-online.de
[Regionalforum-Saar] Fisimatenten
Datum 2009/11/09 09:00:38
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] von kelten, römern und we ndelinus
2009/11/03 18:22:44
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Vortrag am 6. November 19 .00 Uhr: Die Auswanderung aus dem Hunsrück
Betreff 2009/11/10 08:17:04
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] wider das vergessen
2009/11/07 17:47:15
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Lehrgeld
Autor 2009/11/09 09:00:38
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] von kelten, römern und we ndelinus

[Regionalforum-Saar] was wissen Schüler über d ie Mauer?

Date: 2009/11/09 08:56:36
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Guten Morgen,
 
heute morgen ist die Saarbrücker Zeitung geradezu voll mit mehr oder minder regionalgeschichtlichen Themen. Also wird es einige Emails in der Richtung geben.
 
Beginnen möchte ich mit meinem Fast-Favoriten.
 
Roland Geiger
 
-----------------
 
heute morgen in der SZ, St. Wendeler Teil:
 
 

Was wissen Schüler über die Mauer?

Diskussion mit einer zwölften Klasse an der St. Wendeler Dr.-Walter-Bruch-Schule

Sie sind noch keine 20 Jahre alt. So kennen die Schüler der Klasse FOS 12.2 am St. Wendeler Berufsbildungszentrum den Fall der Berliner Mauer seine Vorgeschichte nur aus dem Unterricht, Fernsehen oder von Erzählungen zu Hause.

Von SZ-Redakteur

Matthias Zimmermann

St. Wendel. Heute auf den Tag vor 20 Jahren hat ein Ereignis Deutschland und ganz Europas einschneidend verändert: Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Und schon am 3. Oktober 1990 feierten die Menschen der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nach über 40 Jahren Teilung Wiedervereinigung.

Für die 23 Schüler der Klasse FOS 12.2 am gewerblich-technischen Zweig der Dr.-Walter-Bruch-Schule ist das Vereinte Deutschland Normalität. Die 17- bis 19-Jährigen kamen erst nach der Wende zur Welt und haben somit auch keine eigenen Erfahrung mit einem geteilten Land.

Damit ist für sie die jüngste deutsche Geschichte eines unter vielen Themen, das sie im Unterricht durchnahmen. „Die Wiedervereinigung war ein wichtiges historisches Datum unter vielen“, bestätigt Sebastian Spindler (19) aus Sötern während der Diskussionsrunde mit der Saarbrücker Zeitung. Das schafft Distanz zu einer Zeit, die vielen Deutschen noch sehr präsent ist, weil sie den Umsturz in der DDR zumindest über die Medien 1989 live mitbekamen.

Dementsprechend richtet sich das Interesse der jungen Generation weniger auf die politischen Entscheidungen von damals, als auf die teils spektakulären Fluchtversuche aus der DDR. Ein wenig James-Bond-Gefühl kommt bei ihnen besser an. „Ossis haben damals doch versucht, mit irren Ideen über die Berliner Mauer zu kommen“, meldet der Illinger Fabio Schneider (19). Jetzt leben die Schüler auf, rufen die ihnen bekannten Berichte in den Saal: mühsam gegrabene Tunnel unter der Mauer hindurch, Flüge mit kleinen Maschinen drüber hinweg, atemberaubendes Gleiten mit einem Kleiderbügel über ein von Ost nach West gespanntes Seil, waghalsige Flucht als Schwimmer durch die Ostsee.

Bei geschichtlichen Fakten, beispielsweise bei Daten, hapert es zuweilen. Aber in der klassengemeinschaftlichen Debatte kommen die Schüler allmählich auf ein gemeinsames Ergebnis – wenn auch nicht immer auf den richtigen. Doch Edda Weber (19) aus Bosen hat ein wichtiges Detail für das Puzzle: „Die Mauer wurde doch 1961 gebaut.“ Da wird spekuliert, ob die Teilung in zwei deutsche Staaten direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, also 1945, vollzogen wurde oder 1954. „Nee, 1954 war Fußball-Weltmeisterschaft“, wirft Fabian Scholler (19) ein – und alle lachen.

Der Nohfelder stammt übrigens ursprünglich aus Berlin, lebte mit seinen Eltern dort die ersten 15 Lebensjahre. So bringt er auch eine gewisse Erfahrung aus der Sicht eines Kindes mit, was das Zusammenwachsen beider deutscher Staaten betrifft. Er widerspricht beispielsweise Klassenkameraden, wenn diese noch immer eine Grenze in den Köpfen zwischen Ost und West ausmachen. Fabian: „Es gibt sogar mittlerweile viele, die lieber in Ost-Berlin wohnen wollen.“ Dort habe sich viel verändert, vieles sei heute nicht mehr grau, sondern modern.

Das bestätigt auch Luca Luberto (18). Der Wiebelskircher hat einen Cousin, der in Illmenau/Thüringen lebt. „Als wir früher dahingefahren sind, war noch alles grau. Heute sieht's da richtig gut aus. Auch die Straßen sind in Ordnung.“

„Dafür bezahlt der Westen aber auch“, ruft Sebastian – und meint damit auf Nachfrage den vom Lohn einbehaltenen Solidaritätszuschlag. Fabian kontert: „Den bezahlen aber auch die Ossis.“

Der Begriff Ossi als Gattungsname für die Menschen in den fünf neuen Bundesländern ist bis heute auch bei der nächsten Generation augenscheinlich sehr präsent. Lukas Huse (17) aus Nohfelden: „Ja, ich habe einen Kumpel. Der ist Ossi. Das sage ich zu ihm, wenn wir uns verarschen wollen.“ Im Gegenzug wird Lukas zum Wessi.

Was das Leben in der DDR angeht, ist das Wissen der Schüler nur lückenhaft. Bekannt ist jedoch, dass Ostdeutsche nicht frei reisen durften und es Tote an der Berliner Mauer gab. Und die Schüler machen sie Gedanken darüber, was geschehen wäre, wenn Sicherheitskräfte in der DDR die Revolution mit Gewalt niedergeschlagen hätten.

Schließlich hat der Ex-Berliner Fabian, der im Westteil aufwuchs, noch einen Rat für alle: „Jeder Deutsche sollte wenigstens einmal in seinem Leben in Berlin gewesen sein, um zu sehen, was da wirklich war.“

Meinung

Jugendliche sind keineswegs blöd

Von SZ-Redakteur

Matthias Zimmermann

Wissen Sie, wo genau das Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 verübt wurde? Ich auch nicht. Aber wir wissen, wo wir nachschlagen können. Viele Schüler haben Details der DDR-Wendezeit ebenso wenig parat. Dramatisch ist das nicht. Schlimm wäre, sollte die junge Generation nicht wissen, dass Deutschland, wie wir es heute kennen, nicht immer so war, sondern durch eine Mauer geteilt. Es sollte für sie normal sein, die Mauer aus den Köpfen zu verdrängen. Das beherrschen die meisten schon sehr gut, wie das St. Wendeler Beispiel zeigt. Denn Jugendliche sind keineswegs zu blöd.