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2025/04/05 14:05:32 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Keine Grüße mehr von Hau s zu Haus |
Datum | 2025/04/10 10:38:27 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Fwd: Dorfchronik Leitzweiler (Heide) |
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2025/04/12 17:43:39 Pater Wendelinus Re: [Regionalforum-Saar] Fwd: Dorfchronik Leitzweiler (Heide) |
Betreff | 2025/04/05 14:05:32 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Keine Grüße mehr von Hau s zu Haus |
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2025/04/05 14:05:32 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Keine Grüße mehr von Hau s zu Haus |
Autor | 2025/04/10 10:38:27 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Fwd: Dorfchronik Leitzweiler (Heide) |
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Date: 2025/04/09 09:35:26
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Königin in der Fremde. Frühmittelalterliche
Heiratsmigration
und die Anfänge der europäischen Bündnispolitik
von Michael Borgolte
Erschienen Göttingen 2024: Wallstein
Verlag
Anzahl Seiten 472 S.
Preis € 38,00
ISBN 978-3-8353-5679-5
Inhalt => meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-81532.pdf
Rezensiert für H-Soz-Kult von Birgit Kynast,
Historisches
Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Das hier zu rezensierende Buch behandelt das Thema
grenzüberschreitender
königlicher und fürstlicher Heiratsprojekte im europäischen
Frühmittelalter:
Einer der Partner hatte in den diskutierten Fällen also einen
Migrationshintergrund. Nebenbei bemerkt wird damit auch ein
gegenwärtig sehr
aktuelles Thema unter einem zugegebenermaßen sehr speziellen
Aspekt
aufgegriffen. „Das besondere Interesse dieser Studie gilt aber den
Frauen in
diplomatischen Ehen.“ (S. 10) Die Männer lässt Borgolte jedoch
nicht außen vor,
denn gelegentlich ist auch ein Mann zum Heiratsmigranten geworden.
Dennoch
liegt der Schwerpunkt hier eindeutig auf den heiratenden Frauen:
Trotz
zahlreicher historischer Forschungen der letzten Jahre und
Jahrzehnte zu
Frauen, insbesondere zu Königinnen, wurde dieses spezifische Thema
laut
Borgolte bislang kaum vertieft. Dies erstaunt umso mehr, als
politische oder
diplomatische Ehen stets ein zentrales Forschungsfeld der
(Früh-)Mittelalterforschung waren, worauf der Autor zu Recht
hinweist.
Strukturell gliedert sich das Buch in verschiedene thematische
Abschnitte.
Zunächst werden einzelne Frauen in Unterkapiteln vorgestellt,
wobei
unterschiedliche Kategorien zugrunde gelegt werden. Anschließend
folgen stärker
systematisierende Kapitel, die spezifischen Fragestellungen
nachgehen. Im
vorletzten Kapitel rückt die materielle Hinterlassenschaft dieser
Frauen in den
Fokus, darunter die beeindruckende Heiratsurkunde der Theophanu,
der
Egbert-Psalter oder das „Gewand“ der Königin Balthild. Das
abschließende
Kapitel präsentiert ein sehr knapp gehaltenes „Gruppenporträt“ der
Frauen.
Positiv hervorzuheben ist, dass hier tatsächlich einzelne Frauen
in den Blick
genommen werden, die bisher kaum oder nur sehr am Rande von der
Forschung
berücksichtigt wurden. Dazu zählt etwa Rigunth, die Tochter des
Merowingers
Chilperich I. und Fredegundes. Ihr sehr reich ausgestatteter
Hochzeitszug ins
Westgotenreich kam unterwegs abrupt zum Stehen, als die Nachricht
von der
Ermordung ihres Vaters eintraf. Borgolte verweist hier wie
anderswo auf die
oftmals problematische Quellenlage: Über Rigunth, ihre
gescheiterte
Verheiratung und die schwierige Zeit danach berichtet einzig
Gregor von Tours.
Rigunth wird von Borgolte mit weiteren „widerständigen und
unglücklichen
Frauen“ gruppiert: Galla Placidia und ihre Tochter, Galswinth, die
Byzantinerinnen Anna und Maria Lakapene sowie Rotrud, eine Tochter
Karls des
Großen. Ihnen gegenüber stehen Frauen, die von Borgolte mit
Fragezeichen als
selbstbestimmte Migrantinnen gelabelt werden: die Thüringerin
Basina, die Galloromanin
Deoteria, Romilda, Gattin eines langobardischen dux, die
Angelsächsin Eadburh
sowie Judith, die dreimal verheiratete Tochter Karls des Kahlen.
Auch die sehr
eigenständig agierende Gerberga, Schwester Ottos I., die in
Westfranken die
karolingische Herrschaft noch einmal zu sichern half, findet hier
Beachtung.
Im dritten der personenbezogenen Kapitel stellt Borgolte
„angepasste
Migrantinnen im diplomatischen Verkehr und ihre Leistungen“ vor.
Die Bandbreite
reicht hier von politisch sehr aktiven, lange erfolgreichen Frauen
wie der
Westgotin Brunichild, bis zu einer Frau, von der wir zwar nicht
den Namen
kennen, die es aber laut Prokops umstrittenen Bericht geschafft
haben soll, das
ihr gegebene Hochzeitsversprechen mit dem Warnen Radigis gegenüber
einer Konkurrentin
königlich-merowingischer Herkunft durchzusetzen.
Weitere thematisch angelegte Kapitel behandeln die sozialen Netze
der Frauen
und stellen sie als diplomatische Akteurinnen vor. Die
abschließenden
Abschnitte legen den Fokus auf die geographische Dimension der
Heiratsmigration. Dabei nimmt der Autor in einem eigenen Kapitel
zentraleuropäische Länder und Reiche in den Blick, die Franken und
ihre
Nachfolger und Nachbarn; ein weiteres Kapitel widmet er
„europäischen
Randländern“, nämlich Skandinavien, Wales, Irland, Schottland und
Spanien.
Während in Skandinavien Frauen in den Quellen nur selten als aktiv
Handelnde
erscheinen, blieb der keltische Raum lange isoliert, sodass
Eheschließungen
vornehmlich innerhalb der eigenen Kleinreiche stattfanden. Für
Spanien
konstatiert Borgolte eine hohe Zahl interreligiöser Ehen bis zum
11.
Jahrhundert, die jedoch – abgesehen von kirchlichen Klagen wie
jener Papst
Hadrians I. – offenbar nicht als Problem wahrgenommen wurden. Für
Muslime seien
Ehen mit Christinnen oder Jüdinnen unproblematisch gewesen,
gemeinsame Kinder
wurden muslimisch erzogen.
Der Autor greift das omnipräsente Thema der Migration unter einem
besonderen
Gesichtspunkt auf. Heiratsmigration sei ein Phänomen, so Borgolte,
welches sich
für eine kulturell orientierte Globalgeschichte besonders gut
eigne, da es in
allen Kulturen und Gesellschaften nachweisbar sei. Meist waren es
politische
Gründe, die solche Eheschlüsse beförderten, wobei zwischen
freiwillig und
unfreiwillig eingegangenen Verbindungen unterschieden werden müsse
– Letztere
fanden häufig zwischen Eroberern und Eroberten statt. In den
meisten Fällen
wurden die betroffenen Frauen nicht nach ihrer Zustimmung gefragt,
was jedoch,
wie man betonen sollte, ebenso für die Männer galt, deren Ehen oft
ebenfalls
über ihre Köpfe hinweg arrangiert wurden. Diese Praxis sei jedoch
nicht
hinterfragt worden und auch die Frauen, die selbst von ihr
betroffen waren,
hätten diese für ihre eigenen Kinder kritiklos weitergeführt.
Borgolte beschreibt aber auch Fälle, in denen Frauen sich
entschieden gegen
eine Ehe wehrten oder eine Verbindung aus eigenem Antrieb
eingingen. Damit wird
die Vielfalt der in der Regel virilokalen (so Borgoltes
Terminologie)
Heiratsmigration deutlich: „Näher betrachtet ist jeder Fall
anders, und jede
der Königinnen und Fürstinnen verdient die Aufmerksamkeit und
Empathie der
Historiker(innen), die sich mit ihnen beschäftigen.“ (S. 246)
Trotz dieser
Vielfalt sieht der Autor dennoch die Möglichkeit, übergreifende
Aussagen und
Urteile zu formulieren – ein scheinbarer Widerspruch, der jedoch
produktiv
genutzt wird.
Die Rezensentin hat jedoch eine pointiertere Herausarbeitung der
vom Autor
bereits im Titel postulierten Anfänge der europäischen
Bündnispolitik vermisst.
Diese interessante These scheint in der Vielzahl und
Unterschiedlichkeit der
Fälle manchmal etwas verloren zu gehen, auch wenn sie im
Hintergrund wohl stets
mitgedacht werden kann oder soll. Die Detailliertheit der
Darstellung bringt
jedoch auch immer wieder zum Ausdruck, wie unterschiedlich die
einzelnen Fälle
sind und dass deshalb eine einfache gemeinsame Kategorie nur
schwer zu
formulieren ist. Borgoltes Studie liefert somit eine breit
gefächerte
Untersuchung zur Heiratsmigration im europäischen Frühmittelalter.
Hervorzuheben ist die enorme Menge an Material, die hier
zusammengetragen
wurde. Ein beigegebenes Heiratsregister macht diese Fülle bequem
zugänglich.
Eine tiefere Kontextualisierung wäre an der ein oder anderen
Stelle hilfreich
gewesen, hätte aber wahrscheinlich den Rahmen des Buches
gesprengt.
Zitation
Birgit Kynast, Rezension zu: Borgolte, Michael: Königin in der
Fremde.
Frühmittelalterliche Heiratsmigration und die Anfänge der
europäischen
Bündnispolitik. Göttingen 2024 , ISBN 978-3-8353-5679-5, in:
H-Soz-Kult,
09.04.2025, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-151524.