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2024/08/31 16:11:10 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Umgeschriebene Geschichte?. Di e Hitler-Tagebücher und ihr Echo |
Datum | 2024/08/31 18:25:42 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] 1925 in Neunkirchen |
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2024/08/31 16:11:10 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Umgeschriebene Geschichte?. Di e Hitler-Tagebücher und ihr Echo |
Betreff | ![]() |
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2024/08/31 16:11:10 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Umgeschriebene Geschichte?. Di e Hitler-Tagebücher und ihr Echo |
Autor | 2024/08/31 18:25:42 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] 1925 in Neunkirchen |
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Date: 2024/08/31 16:25:12
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Wappen
als Waffe. Heraldische Symbole in politischen, dynastischen,
militärischen und
rechtlichen Konflikten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
Organisatoren
Ralf-Gunnar Werlich, Historisches Institut, Universität
Greifswald (Alfried
Krupp Wissenschaftskolleg)
Ausrichter Alfried Krupp Wissenschaftskolleg
Förderer Alfried Krupp von Bohlen und Halbach–Stiftung;
Deutsche
Forschungsgemeinschaft; Österreichische Akademie der
Wissenschaften;
Gesellschaft von Freunden und Förderern der
Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald e.V.; International Office der Universität
Greifswald
Fand statt In Präsenz
Vom - Bis 13.06.2024 - 15.06.2024
Von Torsten Fried, Staatliche Schlösser,
Gärten und
Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern / Historisches
Institut, Universität
Greifswald
Schon der Blick in das gesammelte Weltwissen von Johann
Heinrich Zedler
offenbarte den Zusammenhang von Wappen und Waffen: „Den Nahmen
haben sie [die
Wappen – T. F.] von den Waffen, welche nach Niedersächsischer
Mund-Art Wapen
genennet werden, bekommen, weil dergleichen Zeichen anfänglich
nur wohl
verdienten Soldaten und Rittern ertheilet, oder von diesen auf
ihren Schilden
und Helmen geführet worden.“1 Doch die etymologische
Herleitung ist nur
die eine Seite der Medaille, die andere erweist sich als
ungleich komplexer.
Schließlich führte man um Wappen immer wieder
Auseinandersetzungen, die am Ende
sogar mit Waffen ausgetragen wurden. Überhaupt spielten im
Mittelalter und in
der Frühen Neuzeit heraldische Symbole in politischen,
dynastischen,
militärischen und rechtlichen Konflikten eine wichtige Rolle.
Diesem Phänomen in seiner gesamten europaweiten Dimension
nachzuspüren, galt
das Ansinnen der Tagung, die vom 13. bis 15. Juni 2024 im
Alfried Krupp
Wissenschaftskolleg in Greifswald stattfand.
Eingeladen hatte der Lehrstuhl Allgemeine Geschichte des
Mittelalters am
Historischen Institut der Universität Greifswald unter
Federführung von
RALF-GUNNAR WERLICH (Greifswald). Dieser betonte in seiner
thematischen
Einführung das Anliegen der Tagung: Als Ausgangspunkt diene
die Beobachtung, dass
diese in jener Zeit omnipräsenten Zeichen nicht selten in
Konflikten
unterschiedlichster Art zum Einsatz kamen und
instrumentalisiert wurden. Da
dieser Aspekt des Einsatzes heraldischer Symbole jedoch bisher
nicht im Fokus
der Forschung stand, gehe es darum, erstmals derartige
Begebenheiten europaweit
vergleichend zu untersuchen und dabei in einzelnen Fallstudien
neue
kulturhistorische Ansätze der heraldischen Forschung mit der
Konfliktforschung
zu verknüpfen. Ganz allgemein wolle die Tagung der immer noch
bestehenden
Unterrepräsentation heraldischer Themen in der deutschen
Forschungslandschaft
entgegenwirken, die nicht mit der zentralen und herausragenden
Rolle im
Einklang steht, die Wappen in spätmittelalterlichen und
frühneuzeitlichen
Gesellschaften in der visuellen Kommunikation spielten.
OLIVER AUGE (Kiel) führte in seinem Beitrag aus, dass im
dynastischen
Fürstenstaat Wappenfragen immer auch Fragen des
herrscherlichen
Selbstverständnisses waren. Konkret: der zweieinhalb
Jahrhunderte währende
Streit zwischen den askanischen Herzögen von Sachsen-Lauenburg
und den
wettinischen Kurfürsten von Sachsen-Wittenberg um das
Wittenberger Erbe samt
Kurwürde und Kurwappen. Die Lauenburger wollten nun einmal
nicht auf die
Kurschwerter in ihrem Wappen verzichten, bedeutete dieses
Symbol doch eine
ungleich größere Reputation.
Dass der Wettstreit zwischen den Dynastien mit Hilfe von
Wappen geführt wurde,
thematisierte auch RALF-GUNNAR WERLICH (Greifswald), indem er
die Konflikte
zwischen den Herzögen von Pommern und den Markgrafen von
Brandenburg aus dem
Haus Hohenzollern darlegte. Zwar konnten die Greifen den Griff
des
Brandenburger Adlers nach den pommerschen Herrschaftssymbolen
nicht abwenden
und mussten diesen im Rahmen eines Kompromisses akzeptieren.
Der rote brandenburgische
Adler hingegen musste sich damit abfinden, dass er im
brandenburgischen
Gesamtwappen von den pommerschen Greifen – wenn auch nicht
rangmäßig so doch
zahlenmäßig – bei weitem überflügelt wurde.
THOMAS VOGTHERR (Osnabrück) richtete sein Augenmerk auf eine
weitere bedeutende
Dynastie, konkret auf die Braunschweiger Welfen, die sich des
„Sachsen“-Rosses
bedienten, um politische Ansprüche auf (Gesamt-)Sachsen
gegenüber den Askaniern
zu untermauern. Ein wichtiger Unterschied: Die Lüneburger
Welfen schlossen sich
dieser Forderung nicht an. Die Braunschweiger wandten sich
jedoch nicht nur
gegen die Askanier als Herzöge von „Braunschweig-Lüneburg“,
sondern auch als
Inhaber einer Kurstimme und des Reichsvikariats über Sachsen.
HARALD DRÖS (Heidelberg) erläuterte anhand einer Vielzahl von
Wappendarstellungen, dass die Wappen der jülich-klevischen
Erbschaft in großer
Zahl und auf breiter Linie „überlebt“ haben – und das in den
meisten Fällen als
reine Anspruchswappen. Tatsächliche Herrschaftswappen waren
sie nur für
Pfalz-Neuburg und Kurbrandenburg sowie deren direkte
Rechtsnachfolger. Die
Wittelsbacher haben nach dem Verlust der realen Herrschaft in
Jülich und Berg
dann auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts konsequent sämtliche
jülich-klevischen
Anspruchswappen abgelegt. Nicht so die Wettiner, welche die
Wappen in drei
ihrer thüringischen Herzogtümer
(Sachsen-Meiningen-Hildburghausen,
Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha) trotzig
weiterführten.
ANDREA STIELDORF (Bonn) begann ihre Ausführungen mit der Frage
nach dem ersten
Vorkommen des Kölner Kreuzes auf erzbischöflichen Siegeln als
bewusste
Abgrenzung von Stadt und rheinischem Adel. Dabei wurde gerade
in der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts deutlich, dass das Verhältnis
zwischen Familien-
und Bistumswappen auszuloten war, zumindest auf den
Gegensiegeln. Auf den
Hauptsiegeln wie auch auf den Münzen war die Vorrangstelle des
Wappens des
Erzbistums grundsätzlich nicht umstritten, auch wenn sich in
Details durchaus
Möglichkeiten ergaben, dem Familienwappen eine besondere
Prominenz zukommen zu
lassen. Darüber hinaus eröffneten sich gerade auf den Münzen
durch die
Hinzufügung anderer Wappenfiguren (Reichsadler,
Petrusschlüssel) Möglichkeiten
zu spezifischeren Aussagen, die zumeist im Zusammenhang mit
politischen oder
Rangkonflikten standen.
Im Mittelpunkt des Beitrags von CHRISTOF ROLKER (Bamberg)
stand das Erbe des
alten Herzogtums Schwaben, das von mehreren konkurrierenden
Parteien
beansprucht wurde. So von den Grafen von Württemberg, die 1495
zu Herzögen (aber
von Württemberg, nicht von Schwaben) erhoben wurden.
Dementsprechend führten
sie auch nicht das alte Herzogswappen mit drei schwarzen
schreitenden Löwen
beziehungsweise Leoparden in Gold, auch wenn ein Wappenbuch
aus der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts dieses den Württembergern
zuordnet.
Wappensammlungen aus dem Umkreis der Vier Lande-Turniere aus
dieser Zeit
markieren ebenfalls Ansprüche der schwäbischen
Adelsgenossenschaften, das „Land
Schwaben“ zu vertreten, auch wenn diese nicht das alte
Herzogswappen für sich
reklamierten.
REGULA SCHMID KEELING (Bern) stellte die Frage, inwieweit das
kommunikative
beziehungsweise aggressive Potenzial, das den „redenden
Wappen“ Berns und Uris
eigen ist, verallgemeinerbar ist. Ihre Antwort lautete:
grundsätzlich ja. Die
Wappen entfalten es durch ihre öffentliche Sichtbarkeit an im
Wortsinn
exponierter Stelle. Insofern sind sie mehr als
Repräsentationen ihrer Träger.
Sie sind als Medien zu begreifen, die in Handlungen,
Sprechakten und Ton
Assoziationsräume aufrufen, die wiederum auf die Bedeutung des
Wappens im
konkreten Handlungskontext zurückwirken.
Den ersten Abendvortrag hielt ANDREAS ZAJIC (Wien), der Gewalt
gegenüber Wappen
in ihren unterschiedlichen Ausprägungen analysierte. Dabei
unterschied er die
Zerstörung, Schmähung und Schändung von Wappen im Kontext
rechtserheblicher
Repräsentation im Hinblick auf Siegel als urkundliche
Beglaubigungsmittel. Dann
ging er auf die Zerstörung von Wappen bei
Herrschaftsnachfolgen und noch weiter
gefasst als Ausdruck politischen Dissenses ein. Ebenso wurden
Wappen als
zielgerichtete Sanktion zerstört. Besondere Aufmerksamkeit
schenkte Zajic der
Zerstörung von Wappen beziehungsweise Wappenbildern als
Bestandteil
performativer Akte der Gedächtnisstiftung/Memoria
(Begräbniszeremoniell).
Zuletzt interpretierte er Gewalt an Wappen als abbreviative
Bildchiffre zu
einer komplexen narrativen Darstellung beziehungsweise Wappen
als Resultat von
Gewalt.
Der Beitrag von MIGUEL METELO DE SEIXAS (Lissabon) handelte
vom Wappentransfer
auf und neben dem Schlachtfeld während des
portugiesisch-kastilischen Krieges
von 1383 bis 1385. Die portugiesischen Hauptakteure verfügten
über heraldische
Zeichen, die sie wechselseitig präsentierten, um als gemeinsam
Kämpfende
anerkannt zu werden. Dies offenbarte sich vor allem in der
Schlacht von
Aljubarrota (1385), die damit endete, dass die Portugiesen die
Invasion
Kastiliens abwenden konnten. Aber nicht nur das eigentliche
Kampfgeschehen war
von heraldischen Gemeinsamkeiten der portugiesischen
Verteidiger geprägt,
sondern auch die Memorialkultur, wobei der Schwerpunkt auf
deren Grabstätten
lag.
STEVEN THIRY (Antwerpen) erläuterte den Umgang mit Wappen im
niederländischen
Befreiungskampf gegen die Spanier. Herzog Alba tat alles
dafür, dass die
Zeichen der Rebellen überall entfernt wurden. Deren
Bildersturm in Kirchen und
Klöstern setzte Alba einen „Wappensturm“ entgegen, der die
Aufständischen ihrer
sozialen Identität berauben sollte. Diesem Vorgehen waren aber
auch Grenzen
gesetzt. Die Niederländer verteidigten ihre Zeichen, die als
symbolische
Rechtfertigung und als Beweis für ihren loyalen Widerstand
dienten.
MARCUS MEER (London) sprach über die heraldische
Konfliktaustragung während der
Rosenkriege in England. Das Zeigen der eigenen Wappen mag
durchaus – wie im
Falle Herzog Richards von York – nicht nur die eigene Präsenz
markiert, sondern
auch Ansprüche auf Macht in der Stadt London wie überhaupt dem
Königreich
England insinuiert haben. Dazu zählte die Manipulation von
bestehenden Zeichen
durch die Hinzufügung anderer Zeichen. Angeeignete,
manipulierte und
beschädigte oder zerstörte Zeichen brauchten ein kundiges
Publikum, damit die
Botschaft verstanden werden konnte.
STEEN CLEMMENSEN (Farum) rückte den Streit zwischen Schweden
und Dänemark um
das ausschließliche Recht, ein Wappen mit drei goldenen Kronen
auf blauem Feld
zu führen, in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Der
Konflikt gipfelte im
siebenjährigen Nordischen Krieg, der von 1563 bis 1570 geführt
wurde. Mit dem
Friedensschluss vom 13. Dezember 1570 gab Dänemark seinen
Anspruch auf die
Krone Schwedens auf, jedoch verblieben langfristig die „Drei
Kronen“ im
dänischen Wappen.
Das Dreikronenwapppen beschäftige ebenso JOACHIM KRÜGER
(Greifswald), der die
Auseinandersetzungen der schwedischen und polnischen Wasa um
diese heraldische
Symbolik darlegte. Sichtbarstes Zeichen des polnischen
Anspruchs auf die
schwedische Krone war das Führen des Wasa-Wappens mit den
„Drei Kronen“, dem
Bjälbo-Löwen und der Wasa-Garbe. Allerdings zeitigte die
heraldische „Aufrüstung“
keinen Erfolg: Im Vertrag von Oliva musste der
polnisch-litauische König Johann
II. Kasimir 1660 allen Ansprüchen auf Schweden entsagen, nur
als Privatmann
durfte er die „Drei Kronen“ noch führen.
SABINE SOMMERER (Zürich) richtete ihr Augenmerk auf Wappen
in der Schweiz. Sie
stellte Fallbeispiele profaner Wandmalereien vor, bei denen
Wappen explizit
fehlen beziehungsweise das fehlende Wappen zur Strategie der
Selbstdarstellung
wird. Im Zentrum standen die Wappenzyklen im Schönen Haus in
Basel (vor dem Hintergrund
des Parteienstreits zwischen den Psittichern und Sternern).
Abstecher nach
Norditalien (Rodenegg) sowie in die Buchmalerei rundeten die
Überlegungen ab.
Im zweiten Abendvortrag widmete sich ANDREAS REHBERG (Rom)
der Heraldik in Rom.
Mit den gekreuzten Petrusschlüsseln war schon im 13.
Jahrhundert ein Symbol
gefunden, mit dem sich die päpstliche Gewalt vom
kaiserlichen Adler absetzen
konnte. Den Päpsten traten aber in der Stadt Rom und im sich
ausbildenden
Kirchenstaat mit mächtigen Adelshäusern und Kommunen weitere
Konkurrenten um
die Sichtbarkeit im öffentlichen Raum entgegen. In diesen
Konflikten spielten
die Wappen eine große Rolle, ließ sich doch die Verdammung
und Verunglimpfung
des politischen Gegners bestens gegen dessen Symbole in
Szene setzen.
FRANZISKA DECKER (Graz) befasste sich mit der Chronik des
Florentiner Kaufmanns
und Chronisten Giovanni Villani (um 1280–1348). Mit seinem
Werk war er
bestrebt, durch die geschickte Verbindung der Wappen mit
logisch schlüssigen
Argumenten die Deutungshoheit über die repräsentativen
Symbole zu erlangen und
dadurch auch zukünftige Rezipienten dieser Wappen in ihrer
Interpretation zu
beeinflussen. Komplexe Sachverhalte wurden durch
Wappenbilder vereinfacht
dargestellt und verständlich erklärt – sie verdichten die
historiographischen
Erzählungen und führen zu einer erhöhten Anschaulich- und
Glaubwürdigkeit von
interpretativen Aussagen.
Der Beitrag von LUISA GENTILE (Turin) handelte von
heraldischen Konflikten in
Oberitalien am Beispiel der Herzöge von Savoyen und der
Markgrafen von
Montferrat vom 15. bis zum 17. Jahrhundert. Hierbei ging es
stets darum, seinen
Platz im Herrschaftsgefüge gegenüber Ansprüchen von außen zu
verteidigen und
eigene Interessen durchzusetzen (man denke nur an
Standeserhöhungen). Selbstverständlich
wurden in diesen Auseinandersetzungen heraldische Symbole
eingesetzt – auch und
gerade um eine dynastische Abkunft aufzuzeigen, die weit und
prominent
zurückreicht. So führte nicht zufällig Savoyen
(alt-)sächsische Insignien im
Wappen, um die Reichsnähe zu demonstrieren.
THOMAS VOGTHERR (Osnabrück) gliederte seine Zusammenfassung
in sechs Punkte:
1. Wappen sind Waffen überall dort, wo Herrschaftsübergänge
unklar sind, die
Legitimität einer Herrschaft bestritten wird oder der
Vorrang vor anderen
erreicht werden soll.
2. Wappen sind Waffen gegenüber allen Ebenen von Akteuren
und Autoritäten.
3. Wappen sind Waffen auch und vielleicht gerade deswegen,
weil sie mitunter
eben nicht so eindeutig sind, wie es scheint (Stichwort
Ambiguität).
4. Wappen sind Rechtszeugnisse, können es jedenfalls sein.
5. Wappen haben – meist unbekannt bleibende – Autoren und
ideologisch-historiographische Hintergründe.
6. Wappen werden stellvertretend für ihren Besitzer
verunglimpft oder bestraft.
Die Tagung machte eines unmissverständlich klar: Wappen sind
kein schmückendes
Beiwerk. Sie erweisen sich vielmehr als ein konstitutiver
Bestandteil der
historischen Entwicklung in all ihrer Widersprüchlichkeit.
Deshalb ist es
unbedingt notwendig, dass die Ergebnisse der heraldischen
Forschung von der
Geschichtswissenschaft rezipiert werden. Genauso ist die
heraldische Forschung
gefordert, die Wappen als Bildquelle nicht vom historischen
Kontext
abzukoppeln.
Die Tagung konnte ihrem Anliegen, heraldische
Konfliktforschung erstmals
europaweit vergleichend zusammenzuführen, gerecht werden.
Heraldiker aus ganz
Europa fanden in Greifswald ein Podium, um sich über den
sehr facettenreichen
Einsatz dieses ganz spezifischen Mediums in
Konfliktsituationen auszutauschen.
Berührt wurden dabei die unterschiedlichsten Fachbereiche
der
Geschichtswissenschaft wie Landesgeschichte,
Rechtsgeschichte,
Militärgeschichte, Kommunikationsgeschichte oder auch andere
Disziplinen der
Historischen Grundwissenschaften wie Historische Geographie,
Numismatik und
Sphragistik.
Auf den Tagungsband darf die heraldische Community gespannt
sein.
Konferenzübersicht:
Ralf-Gunnar Werlich (Greifswald): Begrüßung und Einführung
Sektion 1: Von Nord nach Süd: Heraldische Konflikte im
Alten Reich nördlich
der Alpen
Oliver Auge (Kiel): Mit roten Schwertern und grünem
Rautenkranz. Der
Wappenstreit zwischen den Herzögen von Sachsen-Lauenburg und
den sächsischen
Kurfürsten 1423–1689
Ralf-Gunnar Werlich (Greifswald). Der Adler greift die
Greifen. Die pommerschen
Wappen in den Auseinandersetzungen zwischen der
Greifendynastie und den
Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern
Thomas Vogtherr (Osnabrück): Das Sachsenross als Wappentier
im späten
Mittelalter. Welfen und Askanier im Symbolstreit
Harald Drös (Heidelberg): Der Streit um das Jülich-Klevische
Erbe zwischen
Wittelsbachern, Zollern und Wettinern im Spiegel ihrer
Wappen
Andrea Stieldorf (Bonn): Zwischen Territorium und Familie.
Wappen auf den
Siegeln und Münzen Kölner Erzbischöfe im Spätmittalter
Christof Rolker (Bamberg): Herzogtum ohne Herzog, Wappen
ohne Träger. Konflikte
um heraldische Repräsentation am Beispiel des Herzogtums
Schwaben im
Spätmittelalter
Regula Schmid Keeling (Bern): Von Bären wie Kühe und Wappen
am Galgen.
Heraldische Symbole als Kampfmittel in der Eidgenossenschaft
des 15. und 16.
Jahrhunderts
Öffentlicher Abendvortrag
Andreas Zajic (Wien): Geschändet – getötet – begraben.
Stellvertretendes
Handeln und Gewaltausübung an Wappen im Spätmittelalter und
in der Frühen
Neuzeit
Sektion 2: Im Westen, im Osten, im Norden, im Süden.
Heraldische Konflikte
in weiteren Teilen Europas
Miguel Metelo de Seixas (Lissabon): Fraternity of arms.
Heraldic sharing on and
off the battlefield during the Portuguese-Castilian war of
1383–1385
Steven Thiry (Antwerpen): Counter-Iconoclasm in the
Netherlands. The armorial
punishment of rebellion under the Duke of Alba, 1569–1571
Marcus Meer (London): Mehr als Rosen. Heraldische
Konfliktaustragung im Ringen
um die englische Krone
Steen Clemmensen (Farum): The war over the ‚Three Crowns‘
1563–70. The futility
of fighting over a construction
Joachim Krüger (Greifswald): Unfreundliche Verwandte. Die
schwedischen und
polnischen Wasa im Streit um das Dreikronenwappen
Sabine Sommerer (Zürich): Zur Negation von Wappen.
Überlegungen zum Fehlen
heraldischer Symbole in mittelalterlichen
Profanraumdekorationen und darin
aufscheinenden Konflikten
Öffentlicher Abendvortrag
Andreas Rehberg (Rom): Heraldische Konkurrenz und Konflikte
im Umfeld der
Päpste vom 13. bis zum frühen 16. Jahrhundert
Sektion 3: Heraldische Konflikte im Süden Europas
Franziska Decker (Graz): Im Dienste der Republik Florenz.
Wappen als
literarische ‚Waffen‘ bei Giovanni Villani
Luisa Gentile (Turin): Heraldic conflicts between the Alps
and the
Mediterranean Sea. The dukes of Savoy and the marquises of
Montferrat (XV–XVII
century)
Thomas Vogtherr (Osnabrück): Zusammenfassung
Anmerkung:
1 Johann Heinrich Zedler,
Universal-Lexicon
Bd. 52, Halle 1747, Sp. 2012.
Zitation
Torsten Fried, Tagungsbericht: Wappen als Waffe.
Heraldische Symbole in
politischen, dynastischen, militärischen und rechtlichen
Konflikten des
Mittelalters und der Frühen Neuzeit, In: H-Soz-Kult,
30.08.2024, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-145803>.