Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Planetarien. Wunder der Technik – Techniken des Wunderns

Date: 2024/08/01 20:36:27
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Planetarien. Wunder der Technik – Techniken des Wunderns

Autor:  Helen Ahner
Erschienen Göttingen 2023: Wallstein Verlag
Anzahl Seiten 366 S., 20 Abb.
Preis € 38,00
ISBN 978-3-8353-5430-2
URL https://doi.org/10.46500/83535430

Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-79066.pdf

Rezensiert für den Rezensionsdienst "Europäische Ethnologie / Kulturanthropologie / Volkskunde" bei H-Soz-Kult von:

Oliwia Murawska, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck

Daran, dass der Sternenhimmel in den 1920er-Jahren in greifbare Nähe rückte und zugleich Erfahrungen der Entrückung sowie Ergriffenheit erlaubte, hatten nicht zuletzt auch die in den europäischen Großstädten zahlreicher werdenden Planetarien Anteil. Schließlich konnten sich darin die Besucher:innen zum Weltraum, zur Technik, zur Wissenschaft, zu möglichen Zukünften, zur Natur und auch zur Moderne ins Verhältnis setzen. Von einer regelrechten „Planetariumseuphorie“ (S. 14) spricht Helen Ahner in ihrer Dissertationsschrift, die sich aus empirisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive mit dem Projektionsplanetarium zur Zeit seiner Entstehung und Etablierung zwischen 1923 und 1933 zuwendet. Nicht nur die ansprechende Gestaltung des Umschlages lädt zum Lesen ein, auch der Titel und das darin Ausdruck findende, auf 368 Seiten schrittweise aufgeschlüsselte Spiel der Worte wecken Neugier.

Zu Beginn erklärt Ahner, worin die empirisch-kulturwissenschaftliche Perspektive auf den Gegenstand besteht – namentlich in der Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung von Planetarien, wobei Menschen, ihre Erfahrungen, Gefühle, Imaginationen und Erzählungen im Mittelpunkt stehen. Die Arbeit versteht sich dabei als ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Alltags und spürt der Selbstbeschreibung des Menschen als „modern“ nach. Dazu wurden vier Fallbeispiele – die Planetarien in Jena, München, Wien und Hamburg – ausgewählt und ein 900 historische Dokumente umfassender Quellenkorpus – bestehend aus Bildern, Briefen, Zeitungsartikeln und Programmheften – einer historischen Kulturanalyse unterzogen. Ziel der Arbeit sei es, „das Planetarium als Wunder der Technik und gleichzeitig als Technik des Wunderns zu untersuchen, den diskursiven und praktischen Seiten der Planetariumserfahrung gerecht zu werden und dabei deutlich zu machen, wie Formen des Wahrnehmens, Fühlens, Erzählens und Wissens zusammenhängen“ (S. 30).

Im ersten Teil des insgesamt drei Teile umfassenden Buches wird das Planetarium als Feld und Forschungsgegenstand präsentiert. Nah am empirischen Material und sehr ausführlich werden dazu zunächst die Geschichte sowie Spezifika der vier Planetarien vorgestellt und dann methoden- sowie quellenkritisch die Potenziale und Grenzen des gewählten Zugriffes – namentlich der historischen Ethnografie – diskutiert. Bei der Auswertung ihres Quellenkorpus bedient sich Ahner dabei sowohl diskursanalytischer als auch praxisorientierter Lesarten, um vergangene Erfahrungen, Wahrnehmungen und Gefühle zu analysieren und sie auf diesem Wege zum Vorschein zu bringen.

Der zweite Teil der Arbeit widmet sich dem zunächst historisch hergeleiteten Topos vom „Wunder der Technik“, der die Erfahrung im Planetarium als Technikerfahrung rahmt: Das Planetarium sei ein Ort, an dem das Verhältnis zur Technik erfahren, gefühlt, vermittelt und ausgehandelt werden konnte. In ihrer Hinwendung zur technischen Dimension des Planetariums positioniert sich Ahner dabei in der empirisch-kulturwissenschaftlichen Technikforschung, wie sie – in der Tradition von Hermann Bausinger – gegenwärtig etwa von Klaus Schönberger angewandt wird, und distanziert sich zugleich von den Science and Technology Studies (STS): „STS-Perspektiven bergen die Gefahr, sowohl die Frage nach dem Alltag als auch die Frage nach der Erfahrungsdimension des Alltäglichen auszublenden.“ (S. 153) Es ist bedauerlich, dass sich Ahner dieser Forschungsperspektive versperrt – nicht nur, weil ihre Sorge im Lichte zahlreicher Alltagskulturforscher:innen, die sich in den STS verorten, unbegründet ist, sondern da ihr die Ansätze der STS den Weg zur Erforschung der im folgenden Kapitel behandelten naturkultürlichen Planetariumserfahrungen geebnet hätten. Dessen ungeachtet gelingt es Ahner, den Projektor ausgehend von ihrem Material als Wesen, Werk und Weltmaschine, welche „die Welt nicht abbildete, sondern sie erst hervorbrachte“ (S. 170), zu identifizieren.

Im vierten Kapitel wird die im Planetarium erzeugte Naturerfahrung als „Durch(-)einander von Natur und Kultur“ (S. 190) ausgewiesen. Dabei scheint die Autorin ein wenig hin- und hergerissen zu sein zwischen dem „klassisch“ empirisch-kulturwissenschaftlichen Zugriff auf Natur, der danach fragt, „was Menschen wann und warum als Natur begegnet(e)“ (S. 194), und neueren Ansätzen der NaturenKulturen-Forschung. Ihre bis zu diesem Kapitel konsequent sozialkonstruktivistische und diskurs- sowie praxistheoretische Argumentation – welche die Planetariumserfahrung als gemacht und Ergebnis narrativer oder inszenatorischer Strategien sowie erlernter Wahrnehmungsweisen ausweist (S. 216, 224) – kollidiert mit den nun eingeführten postdualistischen, postanthropozentrischen und posthumanistischen Ansätzen der NaturenKulturen-Forschung. Diese hätten ein grundsätzlich anderes Fragen erfordert – etwa nach den Seins- und Erscheinungsweisen eines durch das Planetarium erzeugten Mensch-Technik- beziehungsweise Mensch-Natur-Kontinuums – und zudem vom Wechsel der Betrachtungsrichtungen – also nicht nur „vom Menschen her“, sondern „von der Maschine her“ – profitieren können. Auch das im Kontext der NaturenKulturen-Forschung umstrittene Konzept Natur – das unweigerlich Dualismen und Anthropozentrismen produziert – sowie die im Zuge der Vermischung der kontrastierenden Zugriffe entstehenden Widersprüche hätten einer stärkeren Problematisierung bedurft. Gleichwohl sollte dieser Eindruck nicht das positiv zu bewertende Bemühen schmälern, an historischem Material aktuelle und zumeist auf Gegenwartsfragen gerichtete Denkrichtungen zunächst tastend zu erproben. Mithin gelingt es Ahner, einerseits mannigfaltige Naturkonzepte zu identifizieren sowie den zwischen Planetarium, Stadt und Natur bestehenden Konnex herauszuarbeiten, andererseits das Planetarium in Anlehnung an Alexander C.T. Geppert und Tilmann Siebeneichner als lieux de l’avenir auszuweisen: als einen Ort, an dem gesellschaftliche Erwartungen ausgehandelt sowie Zukünfte erprobt werden konnten und dem ein „will to wonder“ zugrunde liegt (S. 227).

Der Sprung in postdualistische Denksphären gelingt Ahner schließlich im dritten, „Techniken des Wunderns“ betitelten Teil (und dies ohne explizite Anwendung der STS oder NaturenKulturen, wenngleich spekuliert werden könnte, ob diese nicht implizit das Fragen anleiteten) mit der Zuwendung zur Körperlichkeit der Planetariumserfahrung sowie den zwischen Begeisterung und Angst changierenden Gefühlen: „Diese Gefühle und Vorstellungen griffen auf die Leiber der Planetariumsgäste aus und machten Technik und den Umgang damit zur Körpersache.“ (S. 225) Ahner nimmt dabei sowohl die körperlich-sinnliche Dimension des Wunderns sowie die im Planetarium eingeübten Körpertechniken wie Hören, Sehen, Sitzen und Schwindel in Augenschein, als auch die stimmungsmäßigen und atmosphärischen Dimensionen: Die „Planetariumsatmosphäre“ (S. 258) korreliere dabei mit den Wahrnehmungen, Emotionen und der Wissensaneignung der Besucher:innen; zudem gelte das körperliche wie emotionale „Durchschauern“ als Symptom der „Planetariumsstimmung“ (S. 259). Durch die Hinwendung zur Körperlichkeit gelangt das zunächst nicht ganz überzeugende „Durch(-)einander“ (S. 190) klar zur Abhebung und lässt an posthumanistische Konzepte wie Stacy Alaimos Transkorporealität denken, wenn Ahner schreibt, dass der gleichermaßen dezentriert wie zentriert erlebbare Körper der Besucher:in „mit der Schau verschmolz und als Teil ihrer hervortrat“ (S. 283). Das „Durch(-)einander“ kulminiert schließlich in den letzten beiden, die Dramaturgie des Buches krönenden Kapiteln, in denen das Planetarium als Ort der kollektiven „Transzendenzerfahrung“ und „Erfahrung des Erhabenen“ (S. 335) ausgewiesen wird, der ein gemeinschaftliches Erleben von Wirklichkeiten, die den Alltag überschreiten, erlaubte und zudem Raum zur Reflexion über die Stellung des Menschen in und jenseits der Welt sowie zur Perspektivierung des Daseins im Lichte der Erfahrung des Erhabenen bot.

Beim Lesen der Monografie, die einen wichtigen Beitrag zur empirisch-kulturwissenschaftlichen Technik- und Emotionsforschung leistet und ein musterhaftes Beispiel für eine historische Ethnografie bietet, lässt sich anschaulich das Werden eines aufregenden Dissertationsprojektes nachzeichnen: Von einer soliden Quellenarbeit mit einer der Tübinger Tradition erwachsenen sozialkonstruktivistischen Analyse über eine anschwellende Experimentierlust mit neuen Theoremen bis hin zu einer philosophische Fragen des Menschseins aufwerfenden Interpretation. Nah am Material und stets die Fachtermini souverän erläuternd wird Helen Ahner dabei gewiss auch Nicht-Fachkundige in den Modus des Wunderns über die faszinierende Welt der Planetarien versetzen. „Planetarien. Wunder der Technik – Techniken des Wunderns“ ist eine empfehlenswerte Lektüre gerade mit Blick auf die vorlesungsfreie Zeit, die uns sowohl auf den nächsten Planetariumsbesuch als auch die sommerlichen Perseiden einzustimmen vermag.

Zitation

Oliwia Murawska, Rezension zu: Ahner, Helen: Planetarien. Wunder der Technik – Techniken des Wunderns. Göttingen 2023 , ISBN 978-3-8353-5430-2, In: H-Soz-Kult, 02.08.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-139502>.




[Regionalforum-Saar] Strandgut am Berg: Dinge und ihr e Geschichten am Rande der Seidenstraßen

Date: 2024/08/03 10:25:17
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Strandgut am Berg: Dinge und ihre Geschichten am Rande der Seidenstraßen
Veranstalter Völkerkundemuseum der J. & E. von Portheim-Stiftung Heidelberg
Ort Heidelberg
Vom - Bis 25.01.2024 - 08.09.2024
Website https://voelkerkundemuseum-vpst.de/besuch/strandgut/
Publikation(en)
Elders, Maren; Saxer, Martin; Kuhlmann, Tinka, Küng, Alfred: Strandgut am Berg. Dinge und ihre Geschichten am Rande der Seidenstraßen. Heidelberg 2023/2024 : -, ISBN 1350655-1926205 92 S.

Rezensiert für H-Soz-Kult von Lea Garcia, IRTG Baltic Peripeties, Universität Greifswald
Anhand von sechzehn Alltagsobjekten erzählt die Ausstellung „Strandgut am Berg. Dinge und ihre Geschichten am Rande der Seidenstraßen“ im Völkerkundemuseum vPST in Heidelberg vom Leben in den Bergregionen Asiens. Mithilfe von Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens werden so historische und zeitgenössische Verflechtungen mit verschiedenen Nationen, politische und wirtschaftliche Ambitionen in der Region, aber auch familiäre Geschichten von Migration und persönliche Erinnerungen nachgezeichnet.
Die einzelnen Objekte stammen aus Nepal, Tadschikistan, Myanmar, China, Afghanistan, Tibet und Kirgistan. Trotz des lokalen Bezugs der einzelnen Gegenstände und der Einbindung in den konkreten Alltag vor Ort machen ihre Geschichten auch überregionale Erfahrungen und Prägungen deutlich: So gewähren eine verrostete Schreibmaschine oder eine ausgediente Atemmaske Einblicke in den Arbeitsalltag von Schlossern in Tadschikistan und Minenarbeitern in Kirgistan, verweisen aber beide gleichzeitig auch auf den Zerfall der Sowjetunion und dessen wirtschaftliche Konsequenzen.

Abb. 1: Objekt „Schreibmaschine“
(© Völkerkundemuseum vPST, Heidelberg. Foto: Lea Garcia, Juni 2024)

Abb. 2: Objekt „Maske eines unbekannten Kumpels“
(© Völkerkundemuseum vPST, Heidelberg. Foto: Lea Garcia, Juni 2024)
Unter den Objekten ist auch zurückgelassener Müll, etwa verrostete Konservendosen der russischen Armee, aber auch Alltagsgegenstände der Ausstellungsmacher:innen selbst, wie eine Armbanduhr, und neu gekaufte Objekte, wie ein geknüpfter Teppich. Während einige von ihnen auf historische Ereignisse verweisen, repräsentieren andere zeitgenössische Entwicklungen.

Abb. 3: Objekt „Konservendosen der russischen Armee“
(© Völkerkundemuseum vPST, Heidelberg. Foto: Lea Garcia, Juni 2024)

Abb. 4: Objekte „Uhren in Silber“ und „Uhr in Gold“
(© Völkerkundemuseum vPST, Heidelberg. Foto: Lea Garcia, Juni 2024)

Abb. 5: Objekt „Teppich der Zukunft“ mit Stadtmotiv und Spielautos
(© Völkerkundemuseum vPST, Heidelberg. Foto: Lea Garcia, Juni 2024)
Nach nur wenigen Treppenstufen hinunter in den Keller des Museumsgebäudes treffen Besuchende auf eine Art Atrium aus beleuchteten Vitrinen. Lässt man von der Treppe aus zunächst einmal den Blick durch den kleinen Raum schweifen, entdeckt man Bilder von kargen Berglandschaften und eine große Landkarte. Aber schnell fällt der Blick auch auf folgende Worte an der Wand:
„Remote areas are full of innovators.
Remote areas are full of ruins of the past.
Remote areas are in constant contact with the world.
Edwin Ardener“
Besuchende werden hier mit potenziellen Stereotypen über die Bergregionen Asiens und ihre oft entlegene Umgebung konfrontiert. Das ist auch die explizit formulierte Intention der Ausstellungsmacher:innen – Vorstellungen von „Abgeschiedene[r] Peripherie, ursprüngliche[r] Natur [und] zeitlose[n] Traditionen […] etwas entgegen[zu]setzen“ (S. 5). An dieser Stelle wird der gewollte Bruch nochmal genauer ausgeführt: Ziel ist „ein anderer Blick auf die Bergregionen Asiens und unsere eigenen Vorstellungen“ (ebd.).
Was auffällt, ist die doppelte Richtung des Blicks. Dieser führt zunächst in die Ferne, ins Hochland Asiens, dann aber auch zurück in den Ausstellungsraum, wo kritisch auf die Rolle des Museums und die Besuchenden mit ihren Vorstellungen der Region geblickt wird. Die Spannung zwischen diesen beiden Polen – dem Blick nach außen und dem Blick nach innen – prägt die gesamte Ausstellung. Stereotype und exotisierende Vorstellungen werden gezielt aufgegriffen, widergespiegelt und gebrochen. So werden Besuchende dazu eingeladen, sich selbst mit ihren Imaginationen der Region auseinanderzusetzen und sie kritisch zu reflektieren.
Hinter deckenhohen Glasvitrinen entlang der Wände strukturiert sich die Ausstellung in großformatige Fotos, hinter denen auf von der Decke hängenden weißen Stoffbahnen Bildüberschriften in roter Farbe zu lesen sind. Besuchende folgen so einer Art Rundgang durch den Raum entlang der Außenwand. Ergänzt wird dieser Weg durch Objekte, die exponiert auf unterschiedlich hohen weißen Sockeln im Raum verteilt stehen. Die Höhe der Sockel variiert entsprechend der Höhenmeter des Ortes, an dem das jeweilige Objekt gefunden wurde, die auch nochmal auf einem roten Band angegeben werden. Besuchende haben durch QR-Codes die Möglichkeit, mit einem Smartphone den Ort des Objektfunds auf Google Maps zu betrachten. Häufig liegen die Objekte frei auf dem Sockel; gerade dann entfalten sie durch die Abwesenheit von zusätzlichen Glaskästen eine unmittelbare Präsenz. Die Architektur des Raumes mit den hohen Glaswänden entlang der Außenwand als Kontrast zu den meist ungeschützt präsentierten Objekten verstärkt diesen Eindruck und rückt sie in den Fokus.

Abb. 6: Objekt „Futterball“
(© Völkerkundemuseum vPST, Heidelberg. Foto: Lea Garcia, Juni 2024)
In der Mitte des Rundgangs, an der Innenwand, befindet sich eine Galerie der Ausstellungsmacher:innen. In den Kurzbiografien erzählen sie aus der Ich-Perspektive ihren Bezug zur Thematik und zur Region. Besuchenden wird hier Einblick in zugrundeliegende Prozesse der Forschungs- und Museumsarbeit und die Verwobenheit der involvierten Akteur:innen gewährt. Durch Lichtdesign und Farbkonzept wird hier eine klare Differenz zur restlichen Ausstellung geschaffen. Während die Fotografien und die Objekte auf den Sockeln stark in Szene gesetzt werden und rot und weiß als Farben des Grafikdesigns dominieren, ist die ästhetische Gestaltung hier sehr schlicht gehalten: jeweils zwei schwarz-weiß Portraits hängen auf schwarzen Tafeln und sind dezent beleuchtet. Die im Einführungstext angeklungene doppelte Blickrichtung sowie das Aushandeln der Frage nach Akteurspositionen in musealen Kontexten spiegelt sich so auch in der Gestaltung des Ausstellungsraums wider. Der Blick schweift von Wand zu Wand, von außen nach innen, und die Grenzen zwischen diesen vermeintlichen Gegensätzen verschwimmen.
Museen werden oft in erster Linie als Ausstellungsräume wahrgenommen, wenngleich die Praktik des Ausstellens, neben Sammeln, Forschen, Bewahren und Vermitteln, nur eine der zentralen Aufgaben ist, der sich Museen widmen.1 Die Ausstellung bricht mit diesem einseitigen Blick auf Museumsarbeit und gewährt Besuchenden Einblicke in die Praktik des Sammelns. Dabei werden die darin involvierten Akteur:innen ganz explizit gezeigt und ihre Verbindungen zum und Verwobenheit mit dem Feld thematisiert. Dadurch entstehen neue Perspektiven auf die Entstehung und Produktion von Wissen im Museum. Es wird ein Eindruck davon vermittelt, wie Objekte teils gezielt, teils zufällig ihren Weg ins Museum finden und wie ihre Kontextualisierung geschieht.
Viele Ausstellungstexte sind aus der Ich-/Wir-Perspektive formuliert und lesen sich wie Einträge aus einem Reise- oder Forschungstagebuch: „Ein kalter Wind bläst durch die Straßen und wir betreten eines der spärlichen Teehäuser, die hungrige Reisende bewirten.“ (Martin Saxer, Traumbilder an der Wand; S. 71) Dadurch wird mit der distanziert anmutenden Stimme eines vermeintlich „allwissenden Museums“ gebrochen. Gleichzeitig wird dadurch sehr deutlich, dass Museen nicht neutral Fakten aufzeigen, sondern durch die von ihnen präsentierten Perspektiven und gewählten Erzählweisen immer aus einer bestimmten Position heraus sprechen.
Trotz des dezidierten Fokus auf die Gegenwart in dieser „Archäologie des Zeitgenössischen“ (S. 5) könnte eine weiterführende Kontextualisierung an manchen Stellen die Einordnung in historische und gesellschaftspolitische Zusammenhänge unterstützen. Der Fokus in den Objekttexten liegt in erster Linie auf der Gegenwart, also darauf, wie sich historische Erfahrungen in der Region im Hier und Jetzt auswirken. Die kurz gehaltenen Referenzen machen neugierig auf fundiertere Ausführungen der geschichtlichen Verstrickungen. Wenngleich also wie im Titel antizipiert die „Dinge“ durch die Inszenierung zur Geltung kommen und „ihre[n] Geschichten“ Platz eingeräumt wird, bleiben an einigen Stellen Fragen nach den übergeordneten Kontexten offen.
Gleichzeitig rückt der Fokus auf die Gegenwart die Rolle des Alltagslebens zum Verständnis von Objekten in den Blick. Das vermeintlich Selbstverständliche des Alltags wird hier zum Besonderen gemacht und ausgestellt. Die sechzehn Objekte bzw. Objektgruppen auf den Sockeln sind jeweils kombiniert mit großformatigen Fotografien im Hintergrund und der herabhängenden Stoffbahn mit entsprechendem Titel. In dieser Dreierkombination entfalten sie also ihre Wirkung. Die Fotos zeigen oft einen Blick in die Ferne, auf die karge Landschaft; gleichzeitig wird Besuchenden durch das Abbilden von Alltag in Form von Zuhause, von Menschen beim Nachgehen ihrer Arbeit, vom gemeinsamen Einnehmen von Mahlzeiten, Einblick in etwas Intimes gewährt. Auch hier entsteht durch die doppelte Blickrichtung – zwischen Ferne und Nähe – ein Spannungsverhältnis.

Abb. 7: Objekt „Dreirad“
(© Völkerkundemuseum vPST, Heidelberg. Foto: Lea Garcia, Juni 2024)

Abb. 8: Objekt „Dreirad“, zugehörige Ausstellungsfotografien
(© Völkerkundemuseum vPST, Heidelberg. Foto: Lea Garcia, Juni 2024)
Wenn in vielen anderen Ausstellungen oft unklar bleibt, wem die gezeigten Objekte gehörten und aus welchem Kontext sie stammen, so stehen die ehemaligen Besitzer:innen und ihre Geschichten hier häufig im Vordergrund und die ursprüngliche Rolle im Alltag wird geschildert. Gleichzeitig stolpert man gerade aufgrund dieser transparenten Handhabe der Provenienz in manchen Fällen etwas über den Begriff „found“ auf den Objekt-Tags. Durch die große Bereitwilligkeit, diese Kontexte offenzulegen und in den Fokus zu rücken, stellen sich hier dann weiterführende Fragen nach Transaktionen, Erwerbs- bzw. Schenkungsbedingungen, die häufig im Zentrum von Debatten um Objektprovenienzen stehen. Es ist sozusagen klar wo, bei wem und von wem die Objekte „gefunden“ wurden; offen bleibt aber zum Teil, was die vormaligen Besitzer:innen für das Überlassen der Objekte erhalten haben.
Nichtsdestotrotz wird durch das Schildern unterschiedlicher Beispiele ein Bewusstsein dafür geschaffen, auf welch unterschiedliche Weisen Objekte ihren Weg ins Museum finden können. Insgesamt trägt das Sichtbarmachen von Sammlungspraktiken und der außergewöhnlich transparente Umgang mit Provenienz dazu bei, Besuchenden ein kritisches Verständnis für die Komplexität der Thematik zu vermitteln und sie dazu anzuregen, weitere Fragen zu stellen.
Anmerkung:
1 Deutscher Museumsbund, Museumsaufgaben, https://www.museumsbund.de/museumsaufgaben/ (31.07.2024).
Zitation
Lea Garcia, Ausstellungsrezension zu: Strandgut am Berg: Dinge und ihre Geschichten am Rande der Seidenstraßen , 25.01.2024 - 08.09.2024 Heidelberg, , In: H-Soz-Kult, 03.08.2024, <www.hsozkult.de/exhibitionreview/id/reex-145435>.


[Regionalforum-Saar] Jörn Didas: „Die Moor soldaten“ von Adolf Bender

Date: 2024/08/12 17:08:56
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Heute um 19 Uhr wird der Jörn Didas, Leiter des Adolf-Bender-Zentrums in St. Wendel, einen Vortrag über den bekannten Bilderzyklus „Die Moorsoldaten“ aus der Feder von Adolf Bender halten.

Im Schatten auf der Wiese vorm katholischen Pfarrhaus in St. Wendel am Fruchtmarkt.

Der Eintritt ist frei.


[Regionalforum-Saar] Ehe die Dunkelheit fällt . ..

Date: 2024/08/23 08:16:44
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Das „dunkle Mittelalter“ noch einmal erleben

Wollen Sie mehr über „das Ausweiden“ von Menschen im Mittelalter und über eine „der letzten großen Ritterschlachten“ in unserer näheren Umgebung erfahren? Dann sollten Sie sich den Vortrag von Jörg A. Künzer nicht entgehen lassen.

Ferner erwarten Sie spannende Detailinformationen zu den Ausgrabungen mit Grabplatten- und Skelettfunden der im Kloster Wörschweiler beigesetzten Grafen, Ritter, Edelknechte und Äbte. Thematisiert werden auch die gotischen Inschriften, Figurenbildnisse sowie die Wappen auf den ausgegrabenen Grabplatten.

 

 

 

 














Auch die Totenmemoria und die Genealogie der vor Ort Beigesetzen mittelalterlichen Führungselite aus dem heutigen Saarpfalz-Kreis werden entsprechend veranschaulicht.

Diese und noch viele weitere Informationen bilden die Inhalte für den Vortrag am Freitag, 4. Oktober 2024, in der Orangerie am Blieskasteler Schlossberg. Der Vortrag wird umrahmt von einer Power-Point-Präsentation mit über 100 Bildern.

 

Termin: Freitag, 04.10.2024, 19.00 Uhr, Orangerie am Blieskasteler Schlossberg (Einlass ab 18.30 Uhr). Der Eintritt ist frei.

 

Referent: Jörg A. Künzer, Historische Forschungen im Saarpfalz-Kreis, in Zusammenarbeit mit der Stadt Blieskastel.

[Regionalforum-Saar] Umgeschriebene Geschichte?. Di e Hitler-Tagebücher und ihr Echo

Date: 2024/08/31 16:11:10
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Umgeschriebene Geschichte?. Die Hitler-Tagebücher und ihr Echo

Autor: Sebastian Barth,
Reihe Forum historische Forschung: Moderne Welt
Erschienen Stuttgart 2023: Kohlhammer Verlag
Anzahl Seiten 525 S.
Preis € 79,00
ISBN 978-3-17-043760-9

Rezensiert für H-Soz-Kult von Maximilian Kutzner, Geschichtsmanufaktur Kutzner, Fulda

In der universitären Geschichtswissenschaft hat man es selten mit richtig guten Geschichten zu tun. Über den Kreis des Fachkollegiums hinaus interessiert sich die breite Öffentlichkeit kaum für Befunde, Theorien und detaillierte Quellenstudien. Im Besonderen gilt dies für Dissertationen: Die Qualifikationsarbeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses drehen sich oft um Randthemen, Kleinigkeiten und Details. Obwohl der Beitrag zur Forschung durchaus substanziell sein kann, bleibt bei Leser:innen dann ein dröger Beigeschmack haften. Dafür können die Autor:innen oft nichts. Die strengen formalen Fesseln des Fachs zwingen sie dazu.

Es kommt selten vor, dass eine Dissertation ein öffentlichkeitswirksames Thema verhandelt, ansprechend im Stil ist und zugleich einen integralen Beitrag zur Forschung leistet. Sebastian Barths an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg vorgelegte Dissertation ist so ein Fall. Aber ist zu den vermeintlichen Hitler-Tagebüchern nicht bereits alles bekannt? Im Mai 1983 flog die Fälschung auf. Seither wurden Spielfilme, Dokumentationen, Podcasts und Serien darüber gemacht. Helmut Dietls Komödie „Schtonk!“ ist hier nur das berühmteste und womöglich amüsanteste Beispiel.1 Das bisherige Standardwerk zum Thema stammt von Robert Harris, einem britischen Journalisten und Schriftsteller.2 Bisher hat kein:e Historiker:in einer deutschen Universität ein umfassendes Werk nach wissenschaftlichen Standards zum Thema vorgelegt.

Auch Barths Dissertation behandelt trotz des stattlichen Umfangs von 437 Textseiten nur einen Randaspekt des Gegenstands. Ihm geht es nicht um die Groteske, die Affäre oder die Männerfreundschaft zwischen dem Fälscher Konrad Kujau und dem STERN-Reporter Gerd Heidemann als Käufer im Auftrag des Verlags Gruner + Jahr. Barth konzentriert sich auf die Mediengeschichte der gefälschten Hitler-Tagebücher.

Es kann bemängelt werden, dass im Unterkapitel 1.3, das mit „Fragestellung und Prämissen“ überschrieben ist, kein einziges Fragezeichen zu finden ist. Stattdessen ist von Rezeption und Diskurs die Rede. Erfreulicherweise folgt Barth diesem gefährlichen Pfad nicht: Er lässt sich nicht dazu verleiten, wie die alte Mediengeschichte ein historisches Ereignis „im Spiegel der Medien“ zu sehen und damit eine reine Rezeptionsgeschichte vorzulegen. Stattdessen bietet er im zweiten Kapitel eine breite historische Einordnung des STERN in die bundesdeutsche Medienlandschaft. Das Blatt galt als links, jedoch brachte Heidemann schon vor der Veröffentlichung der Tagebücher immer wieder Storys von geflüchteten, untergetauchten und vermeintlich noch lebenden Nazi-Größen ins Blatt.

Das dritte Kapitel liefert auf rund 30 Seiten eine solide und nachvollziehbare kurze Geschichte davon, wie die Bücher entstanden und zum STERN kamen. Demgegenüber werden Spezifika des Nationalsozialismus (NS)-Diskurses in den 1980er-Jahren in der Bundesrepublik nur recht knapp behandelt. Angesichts des Stellenwertes, den Barth selbst der Einordnung vor dem „Hintergrund des geschichtspolitischen Rahmens und der Diskussion über den Nationalsozialismus in den 1980er Jahren“ (S. 24) gibt, erscheint dies etwas wenig. Allerdings relativiert sich dieser Umstand durch zahlreiche Querverweise, eine breite Einbettung in die internationale Forschungsliteratur und Vergleiche im Verlauf der Arbeit.

Im vierten und vor allem fünften Kapitel kommt dann Barths methodisch-theoretischer Apparat stärker zum Tragen. Hier wird die eigentliche Frage der Arbeit behandelt: Es ist stets vom „Skandal“ um die gefälschten Hitler-Tagebücher die Rede, so auch in der Dissertation. Aber trifft dies im Lichte der sozialwissenschaftlichen Skandalforschung überhaupt zu? Der Autor verfolgt die These, dass der Begriff auf die Vorgänge anwendbar ist, und belegt dies anhand des 4-Stufen-Modells des politischen Skandals nach Karl Otto Hondrich: 1. die angenommene oder tatsächliche Verfehlung, 2. ihre Enthüllung, 3. die öffentliche Entrüstung und 4. die Konsequenzen daraus. Hinzu kommt ein chronologisches Erfassungsschema nach Steffen Burkhardt, welches Skandale in Phasen zwischen Latenz, Aufschwung, Etablierung und Abschwung unterteilt. Dem Autor gelingt es mit Hilfe dieses Instrumentariums sogar, zwei Skandalebenen klar auszumachen.

Denn in Kapitel vier beschäftigt er sich, anders als viele andere fachwissenschaftliche Publikationen, intensiv mit dem Inhalt der Tagebücher. Warum haben Historiker:innen diesen so lange gemieden, möchte man angesichts der Ergebnisse Barths fragen. Erst in jüngster Vergangenheit wurden die Inhalte aller Halbjahresbände der Tagebücher veröffentlicht.3 Sie sind eben nicht nur „Fake History“, sie sind auch ein Spiegel der Zeit. Der Autor Kujau hat seinem Hitler neben viel Nonsens, zwischen Beschwerden über Mundgeruch und Beziehungsquerelen mit Eva Braun, vor allem das in die Feder gelegt, was er dem nicht-wissenschaftlichen und bisweilen revisionistischen Diskurs zur NS-Vergangenheit in den 1980er-Jahren entnahm: Er reproduzierte dessen Merkmale wie Personalisierung – Hitler als verkannter Feldherr, Künstler und Staatsmann – , Simplifizierung – die SS als eigentlicher und alleiniger Verbrecher und Verantwortlicher für die Shoa, die von Hitler angeblich sogar eingebremst werden musste – sowie Exkulpation – wenn Hitler damit nichts zu tun hatte, dann erst recht nicht der einfache Landser. Darin bestand laut Barth die oft übersehene erste Skandalebene: Dass der STERN dieses Hitlerbild unkritisch, ja sogar willfährig replizierte und veröffentlichte, wenngleich längst andere Deutungsansätze inner- und außerhalb der Geschichtswissenschaft bestanden.

Als medienhistorische Arbeit qualifiziert sich die Studie durch das fünfte und mit rund 200 Seiten auch längste Kapitel. Inhaltlich geht es dort um eine breite Analyse der Berichterstattung über die Veröffentlichung der Tagebücher, aber auch die Veröffentlichungsstrategie des STERN. Hier wendet Barth formgetreu das Skandalschema Burkhardts an und unterscheidet klare Phasen. Dass es in der Geschichtswissenschaft nicht immer so einfach ist, wie einen die Sozialwissenschaftler glauben machen wollen, das zeigt sich hier. Die Einteilung der Phasen von Latenz bis zum Abschwung wirkt schematisch und der Leser fragt sich, ob das Schema die Analyse bestimmt oder die Analyse das Schema.

Das schmälert allerdings den Erkenntnisgewinn nicht wirklich. Wem es nicht primär um die Frage geht, wie Barth skandaltheoretisch argumentiert, der erhält hier die wohl umfassendste Betrachtung und eine kluge Analyse der Berichterstattung über die gefälschten Tagebücher. Der Autor beleuchtet Presseerzeugnisse und Rundfunkberichterstattung aus zehn Ländern. Dies verleiht der Geschichte eine transnationale Ebene, die Barth gekonnt analytisch nutzt, indem er etwa Unterschiede der Skandalisierung in bundesdeutschen und angloamerikanischen Medien herausarbeitet.

Verwirrend ist die hier und andernorts zu beobachtende Unsitte, dass Quellen und Literatur nicht in zwei gesonderten Anhängen sauber voneinander getrennt und schlicht unter „Bibliographie“ versammelt sind. Ansonsten wirkt der Quellenapparat breit und ausgewogen. Gleiches gilt für die konsultierte Literatur.

Die Leser:innen fragen sich bei der Lektüre unweigerlich: Warum ist dieses Buch nicht schon viel früher geschrieben worden, angesichts des forschungsrelevanten Themas, des öffentlichen Interesses am Gegenstand, der breiten verfügbaren Quellenbasis und nicht zuletzt der Kontaktflächen zu Kernbegriffen der Zeitgeschichte (Erinnerungskultur, Diktaturforschung, Mediengesellschaft und einige weitere)? Barth hat mit seiner Studie ein Thema beleuchtet, das bisher zwar nicht gänzlich als Desiderat, aber doch als bisher nicht umfassend historiographisch betrachtet gelten kann. Die Stärken der Studie liegen klar auf der breiten Quellenbasis. Hinzu kommt ein nachvollziehbarer methodischer Apparat, auch wenn er an manchen Stellen eine Tendenz zum Selbstzweck hat. Die eigentliche wissenschaftliche Erkenntnis versteckt sich bisweilen hinter Theoriebegriffen – wie bei vielen Dissertationen.

Der Mehrwert für die Leser aus dem Fach und von außerhalb der Geschichtswissenschaft liegt darin, aus einem gefühlten und unkritisch stets so genannten, einen nun auch nach wissenschaftlichen Standards so zu bezeichnenden Skandal auf zwei Ebenen herausgearbeitet zu haben. Das ist weit mehr, als das Gros anderer Qualifikationsarbeiten vorweisen kann.

Anmerkungen:
1 Schtonk!, Deutschland 1992. Regie Helmut Dietl, Buch Helmut Dietl und Ulrich Limmer.
2 Robert Harris, Selling Hitler. The Story of the Hitler Diaries, London 1986.
3 John Goetz (Hrsg.), Die echten falschen „Hitler-Tagebücher“. Kritische Dokumentation eines geschichtsrevisionistischen Rehabilitierungsversuchs, Berlin 2023.

Zitation

Maximilian Kutzner, Rezension zu: Barth, Sebastian: Umgeschriebene Geschichte?. Die Hitler-Tagebücher und ihr Echo. Stuttgart 2023 , ISBN 978-3-17-043760-9, In: H-Soz-Kult, 29.08.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-138720>.





[Regionalforum-Saar] Wappen als Waffe. Heraldische Sy mbole in politischen, dynastischen, militärischen und rechtlichen Konflikten des Mittelalters und der Frühen Neu zeit

Date: 2024/08/31 16:25:12
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Wappen als Waffe. Heraldische Symbole in politischen, dynastischen, militärischen und rechtlichen Konflikten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit



Organisatoren Ralf-Gunnar Werlich, Historisches Institut, Universität Greifswald (Alfried Krupp Wissenschaftskolleg)

Ausrichter Alfried Krupp Wissenschaftskolleg

Förderer Alfried Krupp von Bohlen und Halbach–Stiftung; Deutsche Forschungsgemeinschaft; Österreichische Akademie der Wissenschaften; Gesellschaft von Freunden und Förderern der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald e.V.; International Office der Universität Greifswald



Fand statt In Präsenz

Vom - Bis 13.06.2024 - 15.06.2024



Von Torsten Fried, Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern / Historisches Institut, Universität Greifswald

Schon der Blick in das gesammelte Weltwissen von Johann Heinrich Zedler offenbarte den Zusammenhang von Wappen und Waffen: „Den Nahmen haben sie [die Wappen – T. F.] von den Waffen, welche nach Niedersächsischer Mund-Art Wapen genennet werden, bekommen, weil dergleichen Zeichen anfänglich nur wohl verdienten Soldaten und Rittern ertheilet, oder von diesen auf ihren Schilden und Helmen geführet worden.“1 Doch die etymologische Herleitung ist nur die eine Seite der Medaille, die andere erweist sich als ungleich komplexer. Schließlich führte man um Wappen immer wieder Auseinandersetzungen, die am Ende sogar mit Waffen ausgetragen wurden. Überhaupt spielten im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit heraldische Symbole in politischen, dynastischen, militärischen und rechtlichen Konflikten eine wichtige Rolle.

Diesem Phänomen in seiner gesamten europaweiten Dimension nachzuspüren, galt das Ansinnen der Tagung, die vom 13. bis 15. Juni 2024 im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in Greifswald stattfand.

Eingeladen hatte der Lehrstuhl Allgemeine Geschichte des Mittelalters am Historischen Institut der Universität Greifswald unter Federführung von RALF-GUNNAR WERLICH (Greifswald). Dieser betonte in seiner thematischen Einführung das Anliegen der Tagung: Als Ausgangspunkt diene die Beobachtung, dass diese in jener Zeit omnipräsenten Zeichen nicht selten in Konflikten unterschiedlichster Art zum Einsatz kamen und instrumentalisiert wurden. Da dieser Aspekt des Einsatzes heraldischer Symbole jedoch bisher nicht im Fokus der Forschung stand, gehe es darum, erstmals derartige Begebenheiten europaweit vergleichend zu untersuchen und dabei in einzelnen Fallstudien neue kulturhistorische Ansätze der heraldischen Forschung mit der Konfliktforschung zu verknüpfen. Ganz allgemein wolle die Tagung der immer noch bestehenden Unterrepräsentation heraldischer Themen in der deutschen Forschungslandschaft entgegenwirken, die nicht mit der zentralen und herausragenden Rolle im Einklang steht, die Wappen in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaften in der visuellen Kommunikation spielten.

OLIVER AUGE (Kiel) führte in seinem Beitrag aus, dass im dynastischen Fürstenstaat Wappenfragen immer auch Fragen des herrscherlichen Selbstverständnisses waren. Konkret: der zweieinhalb Jahrhunderte währende Streit zwischen den askanischen Herzögen von Sachsen-Lauenburg und den wettinischen Kurfürsten von Sachsen-Wittenberg um das Wittenberger Erbe samt Kurwürde und Kurwappen. Die Lauenburger wollten nun einmal nicht auf die Kurschwerter in ihrem Wappen verzichten, bedeutete dieses Symbol doch eine ungleich größere Reputation.

Dass der Wettstreit zwischen den Dynastien mit Hilfe von Wappen geführt wurde, thematisierte auch RALF-GUNNAR WERLICH (Greifswald), indem er die Konflikte zwischen den Herzögen von Pommern und den Markgrafen von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern darlegte. Zwar konnten die Greifen den Griff des Brandenburger Adlers nach den pommerschen Herrschaftssymbolen nicht abwenden und mussten diesen im Rahmen eines Kompromisses akzeptieren. Der rote brandenburgische Adler hingegen musste sich damit abfinden, dass er im brandenburgischen Gesamtwappen von den pommerschen Greifen – wenn auch nicht rangmäßig so doch zahlenmäßig – bei weitem überflügelt wurde.

THOMAS VOGTHERR (Osnabrück) richtete sein Augenmerk auf eine weitere bedeutende Dynastie, konkret auf die Braunschweiger Welfen, die sich des „Sachsen“-Rosses bedienten, um politische Ansprüche auf (Gesamt-)Sachsen gegenüber den Askaniern zu untermauern. Ein wichtiger Unterschied: Die Lüneburger Welfen schlossen sich dieser Forderung nicht an. Die Braunschweiger wandten sich jedoch nicht nur gegen die Askanier als Herzöge von „Braunschweig-Lüneburg“, sondern auch als Inhaber einer Kurstimme und des Reichsvikariats über Sachsen.

HARALD DRÖS (Heidelberg) erläuterte anhand einer Vielzahl von Wappendarstellungen, dass die Wappen der jülich-klevischen Erbschaft in großer Zahl und auf breiter Linie „überlebt“ haben – und das in den meisten Fällen als reine Anspruchswappen. Tatsächliche Herrschaftswappen waren sie nur für Pfalz-Neuburg und Kurbrandenburg sowie deren direkte Rechtsnachfolger. Die Wittelsbacher haben nach dem Verlust der realen Herrschaft in Jülich und Berg dann auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts konsequent sämtliche jülich-klevischen Anspruchswappen abgelegt. Nicht so die Wettiner, welche die Wappen in drei ihrer thüringischen Herzogtümer (Sachsen-Meiningen-Hildburghausen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha) trotzig weiterführten.

ANDREA STIELDORF (Bonn) begann ihre Ausführungen mit der Frage nach dem ersten Vorkommen des Kölner Kreuzes auf erzbischöflichen Siegeln als bewusste Abgrenzung von Stadt und rheinischem Adel. Dabei wurde gerade in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts deutlich, dass das Verhältnis zwischen Familien- und Bistumswappen auszuloten war, zumindest auf den Gegensiegeln. Auf den Hauptsiegeln wie auch auf den Münzen war die Vorrangstelle des Wappens des Erzbistums grundsätzlich nicht umstritten, auch wenn sich in Details durchaus Möglichkeiten ergaben, dem Familienwappen eine besondere Prominenz zukommen zu lassen. Darüber hinaus eröffneten sich gerade auf den Münzen durch die Hinzufügung anderer Wappenfiguren (Reichsadler, Petrusschlüssel) Möglichkeiten zu spezifischeren Aussagen, die zumeist im Zusammenhang mit politischen oder Rangkonflikten standen.

Im Mittelpunkt des Beitrags von CHRISTOF ROLKER (Bamberg) stand das Erbe des alten Herzogtums Schwaben, das von mehreren konkurrierenden Parteien beansprucht wurde. So von den Grafen von Württemberg, die 1495 zu Herzögen (aber von Württemberg, nicht von Schwaben) erhoben wurden. Dementsprechend führten sie auch nicht das alte Herzogswappen mit drei schwarzen schreitenden Löwen beziehungsweise Leoparden in Gold, auch wenn ein Wappenbuch aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts dieses den Württembergern zuordnet. Wappensammlungen aus dem Umkreis der Vier Lande-Turniere aus dieser Zeit markieren ebenfalls Ansprüche der schwäbischen Adelsgenossenschaften, das „Land Schwaben“ zu vertreten, auch wenn diese nicht das alte Herzogswappen für sich reklamierten.

REGULA SCHMID KEELING (Bern) stellte die Frage, inwieweit das kommunikative beziehungsweise aggressive Potenzial, das den „redenden Wappen“ Berns und Uris eigen ist, verallgemeinerbar ist. Ihre Antwort lautete: grundsätzlich ja. Die Wappen entfalten es durch ihre öffentliche Sichtbarkeit an im Wortsinn exponierter Stelle. Insofern sind sie mehr als Repräsentationen ihrer Träger. Sie sind als Medien zu begreifen, die in Handlungen, Sprechakten und Ton Assoziationsräume aufrufen, die wiederum auf die Bedeutung des Wappens im konkreten Handlungskontext zurückwirken.

Den ersten Abendvortrag hielt ANDREAS ZAJIC (Wien), der Gewalt gegenüber Wappen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen analysierte. Dabei unterschied er die Zerstörung, Schmähung und Schändung von Wappen im Kontext rechtserheblicher Repräsentation im Hinblick auf Siegel als urkundliche Beglaubigungsmittel. Dann ging er auf die Zerstörung von Wappen bei Herrschaftsnachfolgen und noch weiter gefasst als Ausdruck politischen Dissenses ein. Ebenso wurden Wappen als zielgerichtete Sanktion zerstört. Besondere Aufmerksamkeit schenkte Zajic der Zerstörung von Wappen beziehungsweise Wappenbildern als Bestandteil performativer Akte der Gedächtnisstiftung/Memoria (Begräbniszeremoniell). Zuletzt interpretierte er Gewalt an Wappen als abbreviative Bildchiffre zu einer komplexen narrativen Darstellung beziehungsweise Wappen als Resultat von Gewalt.

Der Beitrag von MIGUEL METELO DE SEIXAS (Lissabon) handelte vom Wappentransfer auf und neben dem Schlachtfeld während des portugiesisch-kastilischen Krieges von 1383 bis 1385. Die portugiesischen Hauptakteure verfügten über heraldische Zeichen, die sie wechselseitig präsentierten, um als gemeinsam Kämpfende anerkannt zu werden. Dies offenbarte sich vor allem in der Schlacht von Aljubarrota (1385), die damit endete, dass die Portugiesen die Invasion Kastiliens abwenden konnten. Aber nicht nur das eigentliche Kampfgeschehen war von heraldischen Gemeinsamkeiten der portugiesischen Verteidiger geprägt, sondern auch die Memorialkultur, wobei der Schwerpunkt auf deren Grabstätten lag.

STEVEN THIRY (Antwerpen) erläuterte den Umgang mit Wappen im niederländischen Befreiungskampf gegen die Spanier. Herzog Alba tat alles dafür, dass die Zeichen der Rebellen überall entfernt wurden. Deren Bildersturm in Kirchen und Klöstern setzte Alba einen „Wappensturm“ entgegen, der die Aufständischen ihrer sozialen Identität berauben sollte. Diesem Vorgehen waren aber auch Grenzen gesetzt. Die Niederländer verteidigten ihre Zeichen, die als symbolische Rechtfertigung und als Beweis für ihren loyalen Widerstand dienten.

MARCUS MEER (London) sprach über die heraldische Konfliktaustragung während der Rosenkriege in England. Das Zeigen der eigenen Wappen mag durchaus – wie im Falle Herzog Richards von York – nicht nur die eigene Präsenz markiert, sondern auch Ansprüche auf Macht in der Stadt London wie überhaupt dem Königreich England insinuiert haben. Dazu zählte die Manipulation von bestehenden Zeichen durch die Hinzufügung anderer Zeichen. Angeeignete, manipulierte und beschädigte oder zerstörte Zeichen brauchten ein kundiges Publikum, damit die Botschaft verstanden werden konnte.

STEEN CLEMMENSEN (Farum) rückte den Streit zwischen Schweden und Dänemark um das ausschließliche Recht, ein Wappen mit drei goldenen Kronen auf blauem Feld zu führen, in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Der Konflikt gipfelte im siebenjährigen Nordischen Krieg, der von 1563 bis 1570 geführt wurde. Mit dem Friedensschluss vom 13. Dezember 1570 gab Dänemark seinen Anspruch auf die Krone Schwedens auf, jedoch verblieben langfristig die „Drei Kronen“ im dänischen Wappen.


Das Dreikronenwapppen beschäftige ebenso JOACHIM KRÜGER (Greifswald), der die Auseinandersetzungen der schwedischen und polnischen Wasa um diese heraldische Symbolik darlegte. Sichtbarstes Zeichen des polnischen Anspruchs auf die schwedische Krone war das Führen des Wasa-Wappens mit den „Drei Kronen“, dem Bjälbo-Löwen und der Wasa-Garbe. Allerdings zeitigte die heraldische „Aufrüstung“ keinen Erfolg: Im Vertrag von Oliva musste der polnisch-litauische König Johann II. Kasimir 1660 allen Ansprüchen auf Schweden entsagen, nur als Privatmann durfte er die „Drei Kronen“ noch führen.

SABINE SOMMERER (Zürich) richtete ihr Augenmerk auf Wappen in der Schweiz. Sie stellte Fallbeispiele profaner Wandmalereien vor, bei denen Wappen explizit fehlen beziehungsweise das fehlende Wappen zur Strategie der Selbstdarstellung wird. Im Zentrum standen die Wappenzyklen im Schönen Haus in Basel (vor dem Hintergrund des Parteienstreits zwischen den Psittichern und Sternern). Abstecher nach Norditalien (Rodenegg) sowie in die Buchmalerei rundeten die Überlegungen ab.

Im zweiten Abendvortrag widmete sich ANDREAS REHBERG (Rom) der Heraldik in Rom. Mit den gekreuzten Petrusschlüsseln war schon im 13. Jahrhundert ein Symbol gefunden, mit dem sich die päpstliche Gewalt vom kaiserlichen Adler absetzen konnte. Den Päpsten traten aber in der Stadt Rom und im sich ausbildenden Kirchenstaat mit mächtigen Adelshäusern und Kommunen weitere Konkurrenten um die Sichtbarkeit im öffentlichen Raum entgegen. In diesen Konflikten spielten die Wappen eine große Rolle, ließ sich doch die Verdammung und Verunglimpfung des politischen Gegners bestens gegen dessen Symbole in Szene setzen.

FRANZISKA DECKER (Graz) befasste sich mit der Chronik des Florentiner Kaufmanns und Chronisten Giovanni Villani (um 1280–1348). Mit seinem Werk war er bestrebt, durch die geschickte Verbindung der Wappen mit logisch schlüssigen Argumenten die Deutungshoheit über die repräsentativen Symbole zu erlangen und dadurch auch zukünftige Rezipienten dieser Wappen in ihrer Interpretation zu beeinflussen. Komplexe Sachverhalte wurden durch Wappenbilder vereinfacht dargestellt und verständlich erklärt – sie verdichten die historiographischen Erzählungen und führen zu einer erhöhten Anschaulich- und Glaubwürdigkeit von interpretativen Aussagen.

Der Beitrag von LUISA GENTILE (Turin) handelte von heraldischen Konflikten in Oberitalien am Beispiel der Herzöge von Savoyen und der Markgrafen von Montferrat vom 15. bis zum 17. Jahrhundert. Hierbei ging es stets darum, seinen Platz im Herrschaftsgefüge gegenüber Ansprüchen von außen zu verteidigen und eigene Interessen durchzusetzen (man denke nur an Standeserhöhungen). Selbstverständlich wurden in diesen Auseinandersetzungen heraldische Symbole eingesetzt – auch und gerade um eine dynastische Abkunft aufzuzeigen, die weit und prominent zurückreicht. So führte nicht zufällig Savoyen (alt-)sächsische Insignien im Wappen, um die Reichsnähe zu demonstrieren.

THOMAS VOGTHERR (Osnabrück) gliederte seine Zusammenfassung in sechs Punkte:
1. Wappen sind Waffen überall dort, wo Herrschaftsübergänge unklar sind, die Legitimität einer Herrschaft bestritten wird oder der Vorrang vor anderen erreicht werden soll.
2. Wappen sind Waffen gegenüber allen Ebenen von Akteuren und Autoritäten.
3. Wappen sind Waffen auch und vielleicht gerade deswegen, weil sie mitunter eben nicht so eindeutig sind, wie es scheint (Stichwort Ambiguität).
4. Wappen sind Rechtszeugnisse, können es jedenfalls sein.
5. Wappen haben – meist unbekannt bleibende – Autoren und ideologisch-historiographische Hintergründe.
6. Wappen werden stellvertretend für ihren Besitzer verunglimpft oder bestraft.

Die Tagung machte eines unmissverständlich klar: Wappen sind kein schmückendes Beiwerk. Sie erweisen sich vielmehr als ein konstitutiver Bestandteil der historischen Entwicklung in all ihrer Widersprüchlichkeit. Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass die Ergebnisse der heraldischen Forschung von der Geschichtswissenschaft rezipiert werden. Genauso ist die heraldische Forschung gefordert, die Wappen als Bildquelle nicht vom historischen Kontext abzukoppeln.

Die Tagung konnte ihrem Anliegen, heraldische Konfliktforschung erstmals europaweit vergleichend zusammenzuführen, gerecht werden. Heraldiker aus ganz Europa fanden in Greifswald ein Podium, um sich über den sehr facettenreichen Einsatz dieses ganz spezifischen Mediums in Konfliktsituationen auszutauschen. Berührt wurden dabei die unterschiedlichsten Fachbereiche der Geschichtswissenschaft wie Landesgeschichte, Rechtsgeschichte, Militärgeschichte, Kommunikationsgeschichte oder auch andere Disziplinen der Historischen Grundwissenschaften wie Historische Geographie, Numismatik und Sphragistik.

Auf den Tagungsband darf die heraldische Community gespannt sein.

Konferenzübersicht:

Ralf-Gunnar Werlich (Greifswald): Begrüßung und Einführung

Sektion 1: Von Nord nach Süd: Heraldische Konflikte im Alten Reich nördlich der Alpen

Oliver Auge (Kiel): Mit roten Schwertern und grünem Rautenkranz. Der Wappenstreit zwischen den Herzögen von Sachsen-Lauenburg und den sächsischen Kurfürsten 1423–1689

Ralf-Gunnar Werlich (Greifswald). Der Adler greift die Greifen. Die pommerschen Wappen in den Auseinandersetzungen zwischen der Greifendynastie und den Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern

Thomas Vogtherr (Osnabrück): Das Sachsenross als Wappentier im späten Mittelalter. Welfen und Askanier im Symbolstreit

Harald Drös (Heidelberg): Der Streit um das Jülich-Klevische Erbe zwischen Wittelsbachern, Zollern und Wettinern im Spiegel ihrer Wappen

Andrea Stieldorf (Bonn): Zwischen Territorium und Familie. Wappen auf den Siegeln und Münzen Kölner Erzbischöfe im Spätmittalter

Christof Rolker (Bamberg): Herzogtum ohne Herzog, Wappen ohne Träger. Konflikte um heraldische Repräsentation am Beispiel des Herzogtums Schwaben im Spätmittelalter

Regula Schmid Keeling (Bern): Von Bären wie Kühe und Wappen am Galgen. Heraldische Symbole als Kampfmittel in der Eidgenossenschaft des 15. und 16. Jahrhunderts

Öffentlicher Abendvortrag

Andreas Zajic (Wien): Geschändet – getötet – begraben. Stellvertretendes Handeln und Gewaltausübung an Wappen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit

Sektion 2: Im Westen, im Osten, im Norden, im Süden. Heraldische Konflikte in weiteren Teilen Europas

Miguel Metelo de Seixas (Lissabon): Fraternity of arms. Heraldic sharing on and off the battlefield during the Portuguese-Castilian war of 1383–1385

Steven Thiry (Antwerpen): Counter-Iconoclasm in the Netherlands. The armorial punishment of rebellion under the Duke of Alba, 1569–1571

Marcus Meer (London): Mehr als Rosen. Heraldische Konfliktaustragung im Ringen um die englische Krone

Steen Clemmensen (Farum): The war over the ‚Three Crowns‘ 1563–70. The futility of fighting over a construction

Joachim Krüger (Greifswald): Unfreundliche Verwandte. Die schwedischen und polnischen Wasa im Streit um das Dreikronenwappen

Sabine Sommerer (Zürich): Zur Negation von Wappen. Überlegungen zum Fehlen heraldischer Symbole in mittelalterlichen Profanraumdekorationen und darin aufscheinenden Konflikten

Öffentlicher Abendvortrag

Andreas Rehberg (Rom): Heraldische Konkurrenz und Konflikte im Umfeld der Päpste vom 13. bis zum frühen 16. Jahrhundert

Sektion 3: Heraldische Konflikte im Süden Europas

Franziska Decker (Graz): Im Dienste der Republik Florenz. Wappen als literarische ‚Waffen‘ bei Giovanni Villani

Luisa Gentile (Turin): Heraldic conflicts between the Alps and the Mediterranean Sea. The dukes of Savoy and the marquises of Montferrat (XV–XVII century)

Thomas Vogtherr (Osnabrück): Zusammenfassung

Anmerkung:
1 Johann Heinrich Zedler, Universal-Lexicon Bd. 52, Halle 1747, Sp. 2012.

Zitation

Torsten Fried, Tagungsbericht: Wappen als Waffe. Heraldische Symbole in politischen, dynastischen, militärischen und rechtlichen Konflikten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, In: H-Soz-Kult, 30.08.2024, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-145803>.




[Regionalforum-Saar] 1925 in Neunkirchen

Date: 2024/08/31 18:25:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Moin,

weiß jemand, bei wem man 1925 in Neunkirchen-Saar den Bau eines
Wohnhauses beantragen mußte? Beim Stadtbauamt Neunkirchen?
Oder gab es analog des heutigen Verfahrens eine Art "UBA" (Untere
Bauaufsicht)?

Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] 1925 in Neunkirchen

Date: 2024/08/31 18:36:51
From: Friedrich . Denne <Friedrich.Denne(a)t-online.de>

Kann ich am Montag beantworten. 

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-- Original-Nachricht --
Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Betreff: [Regionalforum-Saar] 1925 in Neunkirchen
Datum: 31.08.2024, 18:35 Uhr
An: Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Moin,

weiß jemand, bei wem man 1925 in Neunkirchen-Saar den Bau eines
Wohnhauses beantragen mußte? Beim Stadtbauamt Neunkirchen?
Oder gab es analog des heutigen Verfahrens eine Art "UBA" (Untere
Bauaufsicht)?

Roland Geiger

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