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2024/02/26 08:54:51 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Buchbindermeister Anspach |
Datum | 2024/02/28 09:03:48 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag zur Geschichte der Stadt Z weibrücken am 8. März |
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2024/02/26 08:54:51 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Buchbindermeister Anspach |
Betreff | 2024/02/23 08:19:08 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Drei preiswerte Bücher zum Th ema "Der preußische Hof" |
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2024/02/26 08:54:51 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Buchbindermeister Anspach |
Autor | 2024/02/28 09:03:48 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag zur Geschichte der Stadt Z weibrücken am 8. März |
Date: 2024/02/26 09:03:52
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
De rebus bellicis. Waffen und Finanzen in der
Spätantike
Herausgeber: Gräf, Stefanie; Meißner, Burkhard
Erschienen Darmstadt 2023: wbg
Philipp von Zabern
Anzahl Seiten 128 S.
Preis € 130,00
ISBN 978-3-8053-5356-4
Inhalt => meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-79426.pdf
Rezensiert für H-Soz-Kult von Frank Schleicher,
Institut für Altertumswissenschaften,
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Die kleine spätantike lateinische Schrift De rebus bellicis eines
unbekannten
Verfassers hat wohl nicht zuletzt wegen ihrer eindrucksvollen
Illustrationen
seit dem 16. Jahrhundert immer wieder die Aufmerksamkeit der
Gelehrten
gefunden. Sie enthält eine Reihe von mehr oder weniger
praktikablen
Reformvorschlägen zur Behebung der Missstände in Verwaltung,
Münzwesen, Justiz
und Militär im spätantiken Römischen Reich sowie Beschreibungen
von mehr oder weniger
brauchbaren Militärmaschinen. Aufgrund des uneinheitlichen
Charakters des
Werkes wurde es in der Forschung sehr kontrovers diskutiert.
Zuletzt hat sich
Stefanie Gräf in ihrer 2018 erschienenen Dissertation intensiv mit
dem Text
auseinandergesetzt.1 Zusammen mit dem
Spezialisten für antike
Militärtechnik Burkhard Meißner hat Gräf nun die in München
aufbewahrte
Handschrift des Textes als Faksimile mit lateinischem Text und
deutscher
Übersetzung herausgegeben, um ihn einem breiteren Publikum in
anschaulicher
Form zugänglich zu machen.
Das vorliegende Werk wird vom Zabern-Verlag in hochwertiger Form
präsentiert.
Papier, Einband und Druck sind von gewohnter Qualität, ebenso die
zahlreichen
groß- und kleinformatigen Abbildungen. Dem Werk des Anonymus ist
eine
Einleitung von Meißner vorangestellt. Meißner skizziert
anschaulich und leicht
verständlich die Überlieferungs- und Forschungsgeschichte der
Handschrift und
betont besonders – wie später auch Gräf –, dass das Werk in den
Handschriften
zusammen mit der Notitia Dignitatum überliefert ist; dies ist dann
auch für
Gräfs Argumentation zur Intention der Schrift relevant. Dass sich
in den
Codices aber auch eine ganze Reihe anderer Texte mit im weitesten
Sinne
geographischem Inhalt befindet (so etwa die Descriptio urbis Romae
oder die Kosmographia
des Aethicus), Notitia Dignitatum und De rebus bellicis also nicht
unbedingt
eine direkte Zweckgemeinschaft bilden müssen, wird nicht erwähnt.
Besonderer
Wert wird auf die Einordnung der Forschungsmeinungen in den
Kontext ihrer Zeit
gelegt. Meißner geht auch kurz auf Titel, Aufbau und Inhalt der
Handschrift
ein, wobei er die Thesen Gräfs anreißt, ohne ihnen allzu sehr
vorzugreifen.
Der zweite Teil des vorliegenden Buches besteht aus der
Präsentation der
Schrift selbst: Grundlage der Faksimile-Abbildungen ist der Codex
aus München (Codex
Monacensis latinus 102921) aus dem Jahr 1542. Über dessen
Geschichte hätte sich
der Rezensent mehr Informationen gewünscht.2 Die Abbildungen der Seiten
des Münchner
Kodex sind dem parallel gestellten lateinischen Text und der
deutschen
Übersetzung jeweils vorangestellt. Der lateinische Text der
Ausgabe und der
kritische Apparat sind der aktuellen Edition von Philippe Fleury
entnommen. Die
Übersetzung folgt dem Fleury-Text. Wo es Abweichungen zum Text der
Münchner
Handschrift gibt, wird speziell darauf hingewiesen. Der deutsche
Text ist
durchweg gut lesbar und präsentiert sich in moderner Sprache.
Sofern den
einzelnen Kapiteln in der Handschrift Abbildungen vorangestellt
sind, finden
sich diese (in Graustufen) auch vor den entsprechenden Kapiteln
von Text und
Übersetzung in der Edition.
Ein zweiter Satz von Abbildungen, der dem Münchner Kodex
beigegeben ist, wird
nach dem Text präsentiert. Diesem dritten Teil des Buches widmet
Gräf eine
gelungene Einführung, die auch auf Aspekte der antiken Buchmalerei
eingeht.
Besonders aufschlussreich sind die Ausführungen zum Umgang der
antiken und
mittelalterlichen Zeichner mit ihren Vorlagen. Gängige
Forschungsmeinung ist,
dass sich die erhaltenen Illustrationen eng an die karolingischen
Vorlagen und
diese sich wiederum eng an die spätantiken Handschriften halten.
Gräf vermutet
indes, dass die Zeichnungen häufig zeitgenössisch überarbeitet,
verändert oder
auch ergänzt worden seien (sie nennt dies „darstellerische
Migration“, S. 74).
Im vierten Abschnitt diskutiert Gräf die Struktur der Schrift.
Hier geht es um
Fragen der Textgattung, der Datierung, des Konzepts und der
Textstruktur. Dabei
wird das Werk als Kompilation vorhandener Texte beschrieben, die
durch neue
Passagen aus der Feder des Autors ergänzt wurden (S. 92). Das
Zielpublikum habe
nicht aus Spezialisten, sondern aus Menschen mit einer gewissen
Bildung
bestanden (S. 93). Als Verfasser oder Adressaten der Schrift will
Gräf, auch
wegen der Sorge um die Steuerzahler, am ehesten einen defensor
civitatis sehen
(S. 103). Es handele sich um einen Sammeltext mit Mustercharakter,
der als
Textvorlage für Eingaben an den Kaiser (libelli) gedient habe (S.
103). Hierzu
werden auch die Münzbilder besprochen. Den Rezensenten hätte dabei
interessiert, was es mit den im Text genannten Leder- und
Keramikmünzen auf
sich hat. Dass die Verwendung solcher Zahlungsmittel auch in
anderen Quellen
erwähnt wird, erfahren wir nicht.3
Anzumerken ist zudem, dass die ausführliche Kritik, die von
Brendel und Eich 4 an den in Gräfs
Dissertation formulierten
Thesen zum Autor und zur Intention des Textes geübt wurde, in
diesem Beitrag
nicht berücksichtigt wird. Zwar gibt es in der Forschung zur Natur
der Schrift
bislang keine communis opinio, gerade im Hinblick auf die zu
erwartende
Leserschaft des Buches wäre es aber wichtig gewesen, die gängigen
Forschungsmeinungen stärker zu berücksichtigen. Da Text und
Apparat genutzt
wurden, hätte zumindest auf die ausführliche Einleitung in der
Edition Fleurys
verwiesen werden können. Dass es sich bei dem Werk um einen
libellus, also eine
Eingabe an einen Kaiser handelt, scheint dem Rezensenten eine der
wenigen
weitgehend akzeptierten Thesen zum Zweck der Schrift zu sein.
Das letzte Kapitel, verfasst von Meißner, beschäftigt sich
explizit mit den im libellus
beschriebenen Kriegsmaschinen. Es wird festgestellt, dass der
Autor zwar
technische Details erläuterte, aber kein Erfinder war. Die
Besonderheit der
Darstellung liegt vielmehr darin, dass der Einsatz der Maschinen
im
Heeresverband beschrieben wird (S. 104). Es folgt die Vorstellung
einiger vom
Verfasser rekonstruierter funktionsfähiger Ballisten und eine gut
verständliche
Erläuterung ihrer Funktionsweise sowie die Einordnung der
Beschreibungen in den
jeweiligen historischen Kontext anhand von Vergleichsbeispielen.
Meißner kommt
zu dem Schluss, dass die beschriebenen Geräte keineswegs neu und
zum Teil zur
Zeit der Abfassung der Schrift bereits veraltet waren. Zudem habe
die
Darstellung kaum praktischen Nutzen für einen möglichen Nachbau.
Zwei Dinge
zeichnen den spätantiken Autor jedoch besonders aus: Er ist sehr
an der
Einsparung von Ressourcen und Manpower sowie an militärischen
Wirkungszusammenhängen interessiert.
Ein Anhang mit Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln, einem
knappen Literatur-
und Quellenverzeichnis sowie Bildnachweisen beschließt den Band.
Der Nutzen des
Quellenverzeichnisses für den Leser erschließt sich dem
Rezensenten nicht:
Weder werden die verwendeten Ausgaben und Übersetzungen angegeben,
noch handelt
es sich um ein Verzeichnis der Stellen, an denen die Quellen
verwendet wurden.
Es ist auch fraglich, ob der unvorbereitete Leser die verwendeten
Abkürzungen
der Quellen kennt. Hier wäre etwas mehr Aufwand sinnvoll gewesen.
Im
Literaturverzeichnis fehlen verwendete Werke und Autoren wie die
Dissertation
von Gräf und eine Arbeit von Gérard Genette. Einige kleinere
Druckfehler stören
dagegen kaum (so erscheint öfter „belliciS“).
Alles in allem handelt es sich um ein sehr schönes Buch, das dem
an spätantiker
Militär interessierten Leserinnen und Lesern zu empfehlen ist.
Insbesondere die
Erläuterungen zu den Maschinen und die Abbildungen tragen zum
Verständnis der
Schrift, aber auch der antiken Kriegstechnik bei. Die Aussagen
über den Autor
und den Zweck der Schrift überzeugen den Rezensenten hingegen
nicht, im
universitären Kontext kann die Kommentierung des Textes daher nur
mit
Einschränkungen verwendet werden.
Anmerkungen:
1 Stefanie Gräf, Der Anonymus
de rebus
bellicis. Eine morphologische Untersuchung, Hamburg 2018. Auf das
Werk wird im
vorliegenden Buch nur einmal von Meißner verwiesen (S. 14), obwohl
die
zentralen Argumentationspunkte des Abschnittes über die Struktur
der Schrift
dort ausführlich diskutiert werden.
2 Knapp dazu beispielsweise
Edward A. Thomson,
A Roman Reformer and Inventor. Being a new Text of the Treatise De
Rebus
Bellicis with Translation and Introduction, Oxford 1952, S. 8–10.
3 Suda A 4126.
4 Raphael Brendel, Rez. zu
Gräf, Anonymus de
rebus bellicis, in: Theologische Literaturzeitschrift 145 (2020),
S. 1184–1186;
Armin Eich, Rez. zu Gräf, Anonymus de rebus bellicis, in:
Göttinger Forum für
Altertumswissenschaft 22 (2019), S. 1051–1055.
Zitation
Frank Schleicher, Rezension zu: Gräf, Stefanie; Meißner, Burkhard
(Hrsg.): De
rebus bellicis. Waffen und Finanzen in der Spätantike. Darmstadt
2023 , ISBN 978-3-8053-5356-4,
In: H-Soz-Kult, 26.02.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-139660>.