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2022/03/21 20:08:54
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Der Architekt in der Frühen Neuzeit. Ausbildung – Karrierewege – Berufsfe lder
Datum 2022/03/29 10:22:24
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Lebensborn. Nationalsozialistisc he Geburtenpolitik, Entbindungsheime und die „Eindeut schung“ von Kindern aus den besetzten Gebieten
2022/03/21 19:56:02
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Fwd: Online-Vortrag: "And th ey lived happily ever after..." – Geschlechterr ollen bei Disney (28.3.), GAAS PolSci Conference 2022 (19.-21.5.)
Betreff 2022/03/08 14:23:20
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Pocken, Masern und die Spanische Grippe. Seuchen in St. Wendel 1793-1919
2022/03/21 20:08:54
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Der Architekt in der Frühen Neuzeit. Ausbildung – Karrierewege – Berufsfe lder
Autor 2022/03/29 10:22:24
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Lebensborn. Nationalsozialistisc he Geburtenpolitik, Entbindungsheime und die „Eindeut schung“ von Kindern aus den besetzten Gebieten

[Regionalforum-Saar] Pocken, Masern und die Spanische Grippe

Date: 2022/03/25 19:49:42
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Pocken, Masern und die Spanische Grippe

Der Schmied Franz Karl Weisgerber (1760-1821) aus St. Wendel und seine Ehefrau Maria Magdalena Gessner (1762-1807) hatten zwischen 1792 und 1807 10 Kinder, von denen vermutlich nur ein Sohn seine Kindheit überlebte. Zwei Mädchen starben 1806 bei der Geburt (und ihre Mutter nach Geburt und Tod der jüngeren im Kindbett), ihre Schwester Barbara wurde 10 Monate alt. Eine  weitere Tochter Barbara (5 Monate) und Sohn Wendel (5 Jahre) starben im März 1799, die Zwillinge Adrian und Anna Maria mit 7 Monaten im Dezember 1804. Wendel, Barbara und die Zwillinge erlagen den beiden „großen“ Pockenepidemien, die im damals gewohnten Rhythmus von 5 Jahren auftraten.

Bei den menschlichen Pocken handelt es sich um eine schwere akute Virusinfektion, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird und mit einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, hohem Fieber und einem extremen Hautausschlag, das sich später zu einem häufig eitergefüllten Pustelausschlag entwickelt, einhergeht und unbehandelt mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tode führte. Sie traten früher alle fünf Jahre auf und forderten viele Opfer, vor allem unter Kindern bis zu 10 Jahren. Überlebende der Seuche wurden immun, trugen aber den Virus in sich. Nach fünf oder sechs Jahren, wenn „genügend“ Neugeborene dazugekommen waren, schlug sie wieder zu.

So erging es auch der Familie Weisgerber. Wendel (*1794) und Barbara starben 1799, Johann überlebte. Er steckte vermutlich seine jüngeren Geschwister Wendel (*1801), Adrian und Anna Maria an, die 1805 erkrankten. Von den dreien überlebte nur Wendel.

Franz Karl Weisgerber, Schmied
S.v. Peter und Maria Riefer
*29.11.1760 Wnd +10.09.1821 Wnd
oo 01.09.1789 Wnd
Maria Magdalena Gessner
T.v. Nikolaus Gessner und Anna Maria Greif
*18.11.1762 Wnd +05.01.1807 Wnd
in puerperio (Wochenbett)

Kinder von Franz Weisgerber und Maria Gessner:
i. Johann *12.02.1792 Wnd +???
ii. Wendel *29.03.1794 Wnd +29.03.1799 Wnd an Pocken
iii. Heinrich *11.08.1796 Wnd +03.01.1798 Wnd
iv. Barbara *04.08.1798 Wnd +24.03.1799 Wnd an Pocken
v. Barbara *28.01.1800 Wnd +09.11.1800 Wnd
vi. Wendel *13.09.1801 Wnd +28.02.1870 Wnd
vii. Adrian *26.04.1804 Wnd +05.12.1804 Wnd an Pocken
viii. Anna Maria *26.04.1804 Wnd +10.12.1804 Wnd an Pocken
ix. Tochter *02.01.1806 Wnd +02.01.1806 Wnd
x. Tochter *30.12.1806 Wnd +30.12.1806 Wnd

Im katholischen Kirchenbuch St. Wendel hat der damalige Pfarrer Castello mit seinen Kaplänen im Zeitraum von 1793 bis 1807 bei den meisten Todesfällen die Todesursache aufgeschrieben. Darauf basierend haben Dr. Helmut Priewer und ich sie analysiert und in ihrem neuen Buch „Pocken, Masern und die Spanische Grippe. Seuchen in St. Wendel 1793-1919“ veröffentlicht.

Im Jahre 1799 starben im Amt St. Wendel elf Männer und zwölf Frauen im Alter von 30 bis 75 Jahren und 152 Kinder unter 8 Jahren, von denen 135 zwischen Februar und August den Pocken zum Opfer fielen. Das waren 16 Prozent, also gut 1/6tel der zwischen 1791 und 1798 geborenen 843 Kinder.

Davon und einigem mehr erfahren Sie in dem neuen Buch „Pocken, Masern und die Spanische Grippe“, das heuer von der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung (ASF) herausgegeben wurde. Sie erhalten es für 15 Euro (plus 3,50 Porto) auf der Website der ASF [https://asf-onlineshop.de] oder außerhalb der Liste direkt bei mir [
Inhalt:

Seuchen in St. Wendel                                                   6
Geschichtliches zu St. Wendel                                        15
Pocken                                                                       19
Keuchhusten                                                               38
Masern                                                                      45
Kindbettfieber                                                             52
Grippe                                                                       60
Ruhr                                                                          88
St. Wendel aus historisch-demographischer Sicht             113
Friedhöfe in St. Wendel                                               121
Geistliche in St. Wendel 1793-1807                               186
Ärzte in St. Wendel 1918/1919                                     193
Todesursachen in St. Wendeler Familien 1793-1807          197
Betroffene Familien in der Pfarrei St. Wendel 1793-1807     203
Alle Toten von 1918 und 1919                                       429


Roland Geiger