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2022/02/01 20:37:31
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] online vortrag am 2. Februar: Das Königreich Böhmen - eine Übersicht
Datum 2022/02/11 22:28:21
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] apart
2022/02/21 09:27:14
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Historischer Kalauer
Betreff 2022/02/01 20:37:31
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] online vortrag am 2. Februar: Das Königreich Böhmen - eine Übersicht
2022/02/01 20:37:31
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] online vortrag am 2. Februar: Das Königreich Böhmen - eine Übersicht
Autor 2022/02/11 22:28:21
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
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[Regionalforum-Saar] Lichtmess

Date: 2022/02/02 18:51:34
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Heute ist der 2. Februar.
Ein Tag wie jeder andere.
Bis mir meine Frau den alten, wohlvertrauten Spruch zurief:

Maria Lichtmess
Spénne fagess
bäi Daach senaacht gess

Maria Lichtmess
Spinnen vergessen
bei Tageslicht zu Abend gegessen

Im 5. Jahrhundert führte Papst Sergius I. das Fest „Mariä Reinigung“ ein. Der Name erinnert an den im Buch Moses vorgeschriebenen Besuch der Mutter im Tempel am 40. Tag nach der Geburt eines Kindes, also an das Reinigungsopfer Mariä und die Darstellung im Tempel. Die katholische Kirche hat zum Gedächtnis an den Ausspruch des greisen Simeon, der das kleine Jesuskind „ein Licht zur Erleuchtung der Heiden“ nannte, einen Feiertag zur Weihe des Lichtes angeordnet. Im Lauf der Jahrhunderte wechselte das Fest „Mariä Reinigung“ öfter seinen Namen, der erst „Frauentag“ und „Lichtweih“, dann „Lichtermesse und im 14. und 15. Jahrhundert „Lichtfeuer“ hieß, bis schließlich der Name „Lichtmesstag“ entstand.
An Lichtmess werden die Kerzen für den am darauffolgenden Tag erteilten Blasiussegen geweiht. Einstmals erhielten die Gemeinde- und Kirchenverwaltungsmitglieder an Lichtmess am Weihealtar (Muttergottesaltar) vom Pfarrer je eine geweihte Kerze, die sie als Wetter- oder Sterbekerze behalten durften. Bis zu Beginn des Dritten Reiches 1933 war es üblich, dass diese Kerzen bei Lichterprozession und über das Jahr hindurch bei Begleitung des Allerheiligsten mitgetragen wurden.
„Lichtmess – Spinnen vergess!“

Ein Ende fanden einst an Lichtmess die sogenannten Licht- oder Spinnstuben. Der Spruch: „Lichtmess – Spinnen vergess!“ war weit verbreitet. Der Christbaum, der in den bäuerlichen Anwesen in der guten Stube, die nur bei besonderen Anlässen aufgesucht werden durfte, stand, wurde einst erst nach Lichtmess abgebaut.

Am Lichtmesstag wurden die Lichter in den Handwerks- und bäuerlichen Winterarbeitsstuben ausgelöscht. Nunmehr waren die Tage länger, und es wurde so lange gearbeitet, wie das Tageslicht reichte. Noch heute ist der ländliche Spruch: „An Lichtmess könne die Herrn beim Tag ess!“ zu hören.

Mit Maria Lichtmess beginnt der Vorfrühling. Bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war er einer der bedeutsamsten Bauernfeiertage. Der Bauer bereitete die Frühjahrsarbeit vor. Für ihn war Lichtmess vor allem ein Tag des Messens. So wurde geprüft, wie weit der Wintervorrat an eingelagertem Futter aufgebraucht war. Wenn die Hälfte noch nicht überschritten war, wusste er, dass es bis zur neuen Ernte reichen würde. Die Hausfrau überprüfte ebenfalls die Wintervorräte. Da die dicken Räucherwürste lange haltbar waren, wurden sie erst dann abgeschnitten, wenn abzuschätzen war, dass nun die Hühner bald wieder Eier legen, und dass Garten und Feld Gemüse und Früchte bringen.

Dienstbotenwechsel an Mariä Lichtmess
Mit dem Lichtmesstag beginnt das Bauernjahr, zugleich endet damit das alte, vorangegangene bäuerliche Arbeitsjahr. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg war Mariä Lichtmess ebenso ein „Dingtag“ wie Dreikönig, d.h. die Dienstboten wechselten. Bleiben oder gehen? Diese Frage war zwar schon geklärt, aber am Lichtmesstag kam der Umzug oder das erneute „Einstehen“ beim alten Dienstgeber. Es war die Zeit des Ausbezahlens und Neuverhandelns. Wollte ein Dienstbote gehen, genügte es, wenn er es noch acht Tage vor Lichtmess den Bauern wissen ließ.
Am Lichtmesstag wurde in der Regel mündlich ein neuer „Dienstvertrag“ abgeschlossen und den Knechten und Mägden der gesamte Lohn für das vergangene Jahr ausgezahlt. Eine wöchentliche oder monatliche Gehaltszahlung war noch unbekannt.
Zu Ehren der ausscheidenden Dienstboten kochte die Bäuerin mittags tüchtig auf. Die Dienstboten werden „ein- und ausgebacken“, hieß es. Danach gab es oft einen mehr oder weniger tränenreichen Abschied zwischen Bauersleuten und den Dienstboten, je nachdem wie man sich eben vertragen hatte.
Das Dienstbotenbuch wurde ausgehändigt. Meist hatte der Bauer, wenn ein ordentlicher Dienstbote den Hof verließ, die dafür übliche Formel hinein geschrieben: „Der NN hat treu und ehrlich gedient und war sehr fleißig. Ich hätte ihn oder sie auch gerne behalten“.

Hier in St. Wendel hat der Tag noch eine besondere Bedeutung. Denn heute genau vor 345 Jahren wurde unsere Stadt und die meisten umliegenden Orte niedergebrannt.

Französische Truppen unter dem Comte de Bussy waren am Morgen eingetroffen und hatten in der Burg Quartier bezogen.
Die Bürger wissen, was ihnen bevorsteht, und der Stadtschultheis Philipp von Hame versucht, die Truppen unter dem französischen General Claude de Thiard, Comte de Bissy (sprich: Klood de Tiaard, Komd de Bissie), durch Verhandlungen zur Einsicht zu bringen. Doch sie verstecken sich hinter ihrem königlichen Befehl und ordnen an, des Abends alle Frauen und Kinder in den Dom in Sicherheit zu bringen.
         Das Reiter- und Fußvolk wird von einem Engländer kommandiert, der dafür bekannt ist, daß er sich auf das schreckliche und grausame Mordbrennen versteht. Nachdem alle in der Kirche sind, ziehen die Truppen, die fast ausschließlich aus Söldnern bestehen, in die Burg ein.
        
Eine zeitgenössische Quelle schildert die Ereignisse im Detail:

"Um zehen Uhr des Nachts wurde die Trummel gerühret und kamen darauff die Soldaten in der finsteren Nacht wie die Teuffel und Höllische Furien über die Schloß= Brücken gelauffen,  ein jeder etliche Stroh-Fackeln unter den Armen und eine brennende in der Hand haltent, womit sie ein  in allen Ecken der Statt Feuer einwürffen, sodaß bald darauff die ganze Stadt in heller Flamme gestanden."


Aber damit lassen sie es noch nicht genug sein. Am 5. Februar kommen sie wieder, um alles, was noch steht, endgültig zu zerstören. Sie entfachen den Brand neu und stecken auch das Schloß in Brand. Und drohen mit Plünderung, Mord und Verwüstung, falls die Bürger nicht binnen zwei Tagen alle Mauern selbst einreißen werden. "Was also der Feind nicht getan, das haben die armen Bürger aus Furcht selbst gemacht - aus Furcht, der unbarmherzige Feind könne die angedrohte Strafe vollziehen. Haben das wenige, das der Brand nicht völlig eingeäschert hat, selbst umgerissen und dem Erdboden gleichgemacht."
         Der entsetzte Augenzeuge schließt seinen Bericht: "Ein solches Weheklagen und Mordbrennung ist nicht genugsam zubeschreiben; Gott der Allerhöchste wolle sich der armen Unterthanen erbarmen und ferneres Mordbrennen gnädiglich abwenden."

Aus einer anderen Quelle weiß ich, daß das Haus, in dem wir heute wohnen und von dem ich Euch dies sende, damals auch gebrannt hat. Es wurde danach wieder aufgebaut, wovon die alten Holzbalken zeugen, deren Fälldatum mithilfe der Dentrochronologei auf den späten Herbst 1718 datiert werden konnten.

So bin ich vermutlich einer der wenigen, der denen, die sein Haus verbrannten, nicht böse ist, weil ich dadurch viel über dasselbe erfahren habe. Verrückte Welt.

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Der mittlere Teil des Textes stammt aus: https://www.rhoenundstreubote.de/lokales/aktuelles/art2826,506008