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Datum 2018/06/14 12:08:01
alsfassen
Re: [Regionalforum-Saar] [Saar] Festakt im Landesmuseum Birkendeld
2018/06/18 18:22:21
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Die Saarbrücker „Vill a Davidson“ – das Geburtshaus des Rundfunks an der Saar
Betreff 2018/06/14 12:08:01
alsfassen
Re: [Regionalforum-Saar] [Saar] Festakt im Landesmuseum Birkendeld
2018/06/14 12:08:01
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Re: [Regionalforum-Saar] [Saar] Festakt im Landesmuseum Birkendeld
Autor 2018/06/18 18:22:21
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Die Saarbrücker „Vill a Davidson“ – das Geburtshaus des Rundfunks an der Saar

[Regionalforum-Saar] Führung über den jüdi schen Friedhof Ottweiler

Date: 2018/06/08 08:45:37
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)...

Der Jüdische Friedhof Ottweiler – Ein Blick über die Mauer
Friedhöfe gesellschaftlicher Außenseiter?
Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann laden in Kooperation mit der KVHS Ottweiler und der Synagogengemeinde Saar am Sonntag, den 10.06.2018, 17.00 Uhr zum Besuch ihrer Führung über den Jüdischen Friedhof ein. Der deutsch-jüdische Schriftsteller Heinrich Heine (1797-1856), der Deutschland auf Grund seiner liberalen politischen Einstellung verlassen und sein Leben im Exil in Paris verbringen musste, deutete in seinen „Reisebilder(n), Dritter Teil: Italien 1828, Reise von München nach Genua, Kap. XXX“ die Bedeutung von Friedhöfen an: „Ist das Leben des Individuums nicht vielleicht eben so viel wert wie das des ganzen Geschlechtes? Denn jeder einzelne Mensch ist schon eine Welt, die mit ihm geboren wird und mit ihm stirbt, unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“ Mit der Feststellung: „unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“ behauptet Heine zumindest andeutungsweise, dass das Leben jedes Einzelnen von weltgeschichtlichen Ereignissen berührt, wenn nicht entscheidend beeinflusst und grundlegend verändert wird. Diese Einwirkung weltgeschichtlicher Ereignisse auf das Leben der BürgerInnen Ottweilers lässt sich am Beispiel des jüdischen Friedhofs und des benachbarten kommunalen Friedhofs veranschaulichen. Dazu einige Beispiele: Betritt man den Jüdischen Friedhof, so stellt man auf der rechten und linken Seite zunächst unbelegte Felder fest. Eine Skizze, erhalten in den Unterlagen des Friedhofsamtes der Stadt Ottweiler, liefert die Erklärung: Diese Fläche trennte die Stadt Ottweiler 1944 ab für die sog. „Ostarbeiter“, d.h. für in Ottweiler verstorbene Zwangsarbeiter. Die Eltern der hier bestatteten osteuropäischen (russischen) Zwangsarbeiter konnten bei der Geburt ihrer Kinder nicht ahnen, dass ihre Kinder durch die Eroberung Russlands verschleppt und in der Fremde ihr Leben lassen würden. „Weltgeschichte“ griff in ihr alltägliches Dasein ein und veränderte es grundlegend. Ein vergleichbares Schicksal erlitten die Vertriebenen der deutschen Ostgebiete während des Vorrückens der russischen Armee. Bei unseren bisherigen Führungen über den jüdischen Friedhof tauchte auch immer wieder die Frage auf: Was hat es mit dem danebenliegenden Friedhof auf sich, auf dem noch einige Grabsteine erhalten sind? Dazu müssen wir einen Blick in die Ottweiler Lokalgeschichte zurückwerfen. Über Jahrhunderte bestatteten die katholische und evangelische Kirche die Verstorbenen auf den der Kirchengemeinde gehörenden konfessionellen Friedhöfen. Nach dem Ersten Weltkrieg konstituierte sich im Zuge der politischen Umgestaltung spätestens 1920/21 eine Ortsgruppe der Kommunistischen Partei Deutschlands. Aufgrund ihrer atheistischen Ideologie kann es offensichtlich dazu, dass sich die Vertreter der Christlichen Kirchen weigerten, verstorbene Mitglieder der KP auf den konfessionellen Friedhöfen zu bestatten. Dies veranlasste Karl Sticher, den Sprecher der Stadtratsfraktion der KP, in der Sitzung der Stadtverordneten-Versammlung am 26. Juli 1921 den Antrag zu stellen, einen „paritätischen Friedhof“ anzulegen. Zur Vorbereitung der Anlage dieses „paritätischen Friedhofs“ berief die Versammlung eine Kommission, um die damit verbundenen Fragen zu klären. Letztlich blieb dem Begehren der KP jedoch die Erfüllung ihres Wunsches versagt. Es sollte noch bis 1951/52 dauern, bis ein kommunaler Friedhof neben dem jüdischen Friedhof „Auf dem Burg“ angelegt wurde. Im Zusammenhang mit den Haushaltsberatungen des Stadtrates am 22. März 1949 wies der Beigeordnete Hermann Schmidt auf ein Problem bei der Bestattung hin: „Da „kein gemeindeeigener Friedhof vorhanden sei, sei in der Stadt Ottweiler für die Dissidenten und Feuerbestattler, insbesondere für Personen, die keiner Religionsgemeinschaft angehörten, ein Mißstand eingetreten dergestalt, daß den betreffenden große Schwierigkeiten bei der Beerdigung gemacht würden. Schmidt führte aus, daß sich die einzelnen Kirchengemeinden sogar schon bei Vorhandensein einer Leiche nicht bereit erklärt hätten, die Beerdigung durchzuführen. Erst nach Verhandlungen habe man die Leichen in der sogenannten Hundsecke unterbringen können. [...]. Schmidt stellte den Antrag, [...], daß die Dissidenten in Zukunft bei Beerdigungen gleichfalls wie die Angehörigen einer Religionsgemeinschaft einen ehrenvollen Platz auf dem Friedhof erhalten.“ (Sitzungsprotokoll vom 22.März 1949) Nur zögernd griff die Stadtverwaltung diesen Antrag auf, denn am 02.12.1949 trug der Beigeordnete Schmidt abermals diesen Wunsch im Auftrage des Feuerbestattungsvereins vor (Sitzungsprotokoll vom 02.12 1949). Daraufhin beauftragte der Stadtrat die Baukommission mit der Umsetzung. Verzögerung trat wegen Erkrankung einzelner Mitglieder und Überlastung der Baukommission ein, aber am 19.Mai 1950 beschloss der Stadtrat den Ankauf des Geländes neben dem jüdischen Friedhof. (Sitzungsprotokolle vom 23.Januar 1950 und 19. Mai 1950). Der Stadtrat fasste am 08.12.1950 den Grundsatzbeschluss zu Größe und Kosten des kommunalen Friedhofes: „[...] Dem von der Verwaltung vorgelegten Projekt zur Schaffung eines kommunalen Friedhofes auf dem städtischen Grundstück hinter dem jüdischen Friedhof wird zugestimmt. Es sind 180 Grabstätten vorgesehen. Die Kosten betragen 250.000 frcs. und sollen im Haushaltsplan 1951 bereitgestellt werden.“ (Sitzungsprotokoll vom 08.12.1950) In der Sitzung vom 19.12.1951 verabschiedete der Stadtrat die Friedhofssatzung, so dass wahrscheinlich Anfang 1952 die erste Bestattung auf dem kommunalen Friedhof stattfand. Auf der Basis des Sterberegisters beim Standesamt Ottweiler steht zu vermuten, dass die Dissidentin Maria Helene Baßler, die Frau des Gymnasialzeichenlehrers Friedrich Baßler, der 1933 die Ottweiler Ehrenbriefe für Adolf Hitler, Hermann Göring, Alois Spaniol und Paul von Hindenburg entworfen hatte, als erste auf dem kommunalen Friedhof bestattet wurde; sie starb am 22. März 1952 (Sterberegister Standesamt Ottweiler 22/1952). „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“ Der jüdische Friedhof Ottweiler, das einzig erhaltene Zeugnis jüdischen Lebens in Ottweiler, ermöglicht uns Nachgeborenen das Entstehen, Werden und die gewaltsame Vernichtung jüdischen Lebens und jüdischer Kultur nachzuvollziehen, eingebettet in die lokale, regionale und nationale Geschichte. Die erhaltenen Grabmale zeigen uns zugleich eine Bestattungskultur auf, die sich von der christlichen und atheistischen grundlegend unterscheidet. Des Weiteren ruft der jüdische Friedhof das Schicksal der in Ottweiler verstorbenen bzw. ums Leben gekommenen Zwangsarbeiter in Erinnerung. Der kommunale Friedhof erinnert an die Ausgrenzung einer Bevölkerungsgruppe wegen ihrer parteipolitischen Orientierung. Obwohl Angehörige der Ortsgruppe der KP Ottweiler ihren Beitrag zur Entwicklung des Ortes geleistet haben, als Stadtverordnete Entscheidungen für die Einwohner trafen, stießen sie selbst angesichts des Todes auf Ablehnung der christlichen Kirchen vor Ort, die ihnen eine würdige Bestattung verweigerten. Politisch erfuhren Mitglieder der KP Ottweiler Verfolgung durch den Nationalsozialismus, verbunden mit Inhaftierung und/oder Emigration. Zur Erinnerung an das Schicksal einzelner politisch verfolgter Familien verlegt Gunter Demnig am 30. Oktober 2018 „Stolpersteine“. Bedacht werden dieses Mal die Familien Hermann John – Friedrich John – die Familien Pabst, deren Angehörige auch auf dem kommunalen Friedhof ihre letzte Ruhestätte fanden, und der Spanienkämpfer Werner Heinrich. Juden – „Ostarbeiter“ – Kommunisten: Sie lebten, arbeiteten und wirkten in Ottweiler. Verschüttet ist die Geschichte der sog. Ostarbeiter in Ottweiler, dem völligen Vergessen entgegen geht die Geschichte der KP Ottweiler, dem Vergessen entkommen ist die Geschichte der jüdischen Gemeinde Ottweiler dank der Erhaltung des jüdischen Friedhofs. Er regte an zur Aufarbeitung dieses Teils der Ottweiler Lokalgeschichte. Zu wünschen wäre, dass die wenigen, noch erhaltenen Grabmale auf dem „paritätischen Friedhof“ ebenfalls Anstoß gäben, die Geschichte der Ortsgruppe der KP aufzuarbeiten, wünschenswert auch Nachforschungen zu den sog. „Ostarbeitern“, die zur Zwangsarbeit aus ihrer Heimat verschleppt wurden. „Der Blick über die Mauer“ bietet eine weite Perspektive zur Erhellung einzelner Aspekte zur Ottweiler Lokalgeschichte. Dem Aspekt der jüdischen Bestattungskultur widmet Klaus Burr bei der Führung am 10.06.2018, um 17.00 Uhr sein besonderes Augenmerk; Hans-Joachim Hoffmann beschränkt sich auf Ausführungen zu einzelnen Grabmalen und zu der Bedeutung einzelner Familien. Dieses Mal stellt er das Leben der Familie Samuel Levy in den Mittelpunkt. Treffpunkt: Jüdischer Friedhof Maria-Juchacz-Ring, Ottweiler.- vom Schwimmbad kommend – rechts in den Maria-Juchacz-Ring einbiegen – nach ca. 50 m links Aufgang zum Jüdischen und kommunalen Friedhof

Zur Aufarbeitung der NS-Zeit und zur Erinnerung an die letzten jüdischen Bewohner Ottweilers verfasste Hans-Joachim Hoffmann die Dokumentation „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...!“ Beitrag zur Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers.“ Dieses 405 Seiten umfassende Buch (ISBN 978-3-946313-01-4) kann zum Preis von € 19.80 erworben werden bei:
Archäologie - Büro & Verlag - Glansdorp, Kantstraße 32, 66636 Tholey
Hans-Joachim Hoffmann, Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler (06824-7990)
Sparkasse Neunkirchen, Filiale Wilhelm-Heinrich-Straße, 66564 Ottweiler
Presse-Shop Ottweiler, Inhaberin Hannelore Henn, Wilhelm-Heinrich-Straße 13, 66564 Ottweiler.

Die KVHS, die Synagogengemeinde Saar sowie die Stadt Ottweiler freuten sich, möglichst viele Interessenten begrüßen zu können. Treffpunkt: Jüdischer Friedhof Maria-Juchacz-Ring, Ottweiler Sonntag, 10.06.2018, 17.00 Uhr






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