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2017/04/12 08:24:55 Roland Geiger [Regionalforum-Saar] Jugenderinnerungen aus dem Saarland |
Datum | 2017/04/15 09:48:01 Roland Geiger [Regionalforum-Saar] esperanto |
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2017/04/20 20:02:29 Roland Geiger [Regionalforum-Saar] Vortrag: Das 18. Jahrhundert : Absolutismus, Aufklärung und die Französische R evolution |
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2017/04/12 08:24:55 Roland Geiger [Regionalforum-Saar] Jugenderinnerungen aus dem Saarland |
Autor | 2017/04/15 09:48:01 Roland Geiger [Regionalforum-Saar] esperanto |
Date: 2017/04/12 08:29:12
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...
heute in der SZ: Kolumne NostalgischDie ideologische Allzweckwaffe am HalsFrüher war vermeintlich alles besser. Oder doch nicht? Beim Rückblick auf die 70er, 80er und 90er werden SZ-Redakteure „nostalgisch“. Heute geht es um den PLO-Schal, ohne den man in den 80ern quasi nackt war - gesinnungsmäßig.von Oliver Schwambach Wir damals waren noch eine politische Generation“, sagt eine
Freundin immer mal wieder. Und mit „damals“ meint sie so die
End-70er, Anfang-80er. Immer noch ist sie wirklich sehr, sehr
engagiert. Wenn sie etwa beim Einsammeln der Kröten hilft, die
es alleine nicht über die Straße schaffen. Manchmal kämpft sie
auch noch für Menschenrechte – zwischen dem Sommerurlaub in der
Toskana und den Osterferien in Südfrankreich. Sie wie ich trugen
„damals“ jedenfalls PLO-Schals. Ständig. Auch wenn sie
irgendwann müffelten. Selbst nachts legte ich das Tuch nicht ab.
Es bestand die Gefahr, dass meine Mutter – eben weil der Feudel
zum olfaktorischen Problem wurde – den Bekenntnisfetzen in die
Waschmaschine gesteckt hätte. Wie aber hätte man dann da
gestanden? Wenn das Symbol unverbrüchlicher Solidarität mit
Arafat plötzlich dank Persil „weißer als weiß“ geleuchtet hätte?
Und dank Vernel monopolkapitalistisch weichgespült wäre:
„Lavendel, Oleander, Jasmin“ statt „Free Palestine“. Dann lieber
stinken. Obwohl: Arafat. Klar, wir kannten ihn aus dem
Fernsehen, fanden ihn und seine Kalaschnikow schwenkenden
Kämpfer irgendwie cool. Aber für was genau – oder gegen wen er
war, war vielen von uns so klar dann noch nicht. Wie man später
mit einem gewissen Erschrecken über sich feststellen musste.
Insofern war das PLO-Tuch für uns auch eher eine ideologische
Allzweckwaffe am Hals. Damit war man gegen den
Nato-Doppelbeschluss. Und gegen die Lehrer. Gegen
Pershing-Raketen. Und irgendwie gegen die Eltern. Später dann
natürlich auch gegen Helmut Kohl. Und gegen AKWs sowieso. Für
„Peace“ und Anti-Atomkraft gab es auch noch Buttons, die man
sich an den selbst gestrickten Pullover oder gerne auch den
Bundeswehr-Parka pinnen konnte; die Diskrepanz zwischen
Friedens-Zeichen und Militärjoppe störte nicht. Für den ganzen
Rest aber, gegen den man natürlich mit voller Überzeugung
opponierte, brauchte man den PLO-Schal. Erstaunlich nur, dass
man das gute Stück, von dem man sich lange nicht trennen wollte,
irgendwann einfach nicht mehr umlegte. Manche und mancher von
„damals“ legte damit auch seine Gesinnung ab wie ein altes Tuch.
Ich habe meinen PLO-Schal noch – und manchmal ist es gut, sich
an ihn zu erinnern.
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