Chronik enthüllt dunkle Seite des Ostertals
Der vierte Band der Ostertal-Chronik beschäftigt sich mit der
Weimarer Republik und der Nazi-Zeit.
Niederkirchen (red) „Ein solches Buch, das die
Weimarer Republik und die Zeit des Dritten Reiches so akribisch
aufarbeitet, können nur die wenigsten Gemeinden aufweisen“,
sagte der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins Ostertal,
Hans Kirsch. Damit meint er den vierten Band der „Chronik des
mittleren Ostertals“, an dem er als Autor beteiligt ist. Dieses
stellt der Verein am Freitag, 17. März, 18 Uhr, im Kulturzentrum
Niederkirchen vor.
Die Chronik beginnt zu einer Zeit als die Ostertalgemeinden
Bubach, Hoof, Marth, Niederkirchen, Osterbrücken, Saal und
Selchenbach gemeinsam die Bürgermeisterei Niederkirchen
bildeten. Diese gehörte damals noch zum pfälzischen Kreis Kusel,
kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg zum Saarland – ohne
Selchenbach allerdings.
Die französischen Bemühungen, die Ostertalgemeinden dem
Saargebiet anzuschließen, begannen jedoch schon nach dem Ersten
Weltkrieg. Doch die Gemeinderäte stimmten 1920 dagegen. Das
mittlere Ostertal galt alsbald als Hochburg der Kommunisten, die
ab 1924 bei Wahlen stets die meisten Stimmen bekamen, während
die SPD marginalisiert wurde. Im Dezember 1931 gründeten auch
die Nationalsozialisten in Niederkirchen eine Ortsgruppe. Das
Buch beschreibt detailliert die Gründung der NSDAP-Ortsgruppe
und die Entwicklung ihrer Mitgliederschaft bis zum Jahr 1945.
In Deutschland versuchte das Nazi-Regime, mit dem
„Heimtücke“-Gesetz möglichst jede Kritik am herrschenden System
zu unterbinden. Doch das gelang nicht immer, wie auch Beispiele
aus dem Ostertal belegen. Etliche Männer mussten allerdings für
unbotmäßiges Verhalten büßen. So beispielweise Willibald
Gerharth aus Saal. Er wurde, weil er in der Öffentlichkeit die
„Internationale“ gesungen hatte, zuerst mit Gefängnis bestraft
und dann ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert.
Mitautor Klaus Zimmer schildert in dem Buch unter anderem den
Aufbau der Elektrizitätsversorgung im Ostertal, den Bau neuer
Siedlungen oder der Ostertalbahn. Der Luftkrieg und seine
Schäden werden geschildert, auch die Notlandung eines
amerikanischen Bombers auf dem Buberg, schließlich folgt die
Besetzung der Westpfalz, des Saarlandes und des Ostertals.
Schulgeschichte und Kirchengeschichte runden das Bild des
mittleren Ostertals in einem ereignisreichen Zeitabschnitt von
etwa drei Jahrzehnten ab.
Band 4 der Chronik umfasst insgesamt mehr als 1300
Seiten und besteht aus zwei Teilbänden, die nur zusammen
verkauft werden. Der Preis beträgt 42,50 Euro. Bestell-Annahme:
Ewald Wailersbacher, Tel. (0 68 56) 6 60, E-Mail: