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2016/11/04 18:27:21
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Einweihung der Gedenkstätte i n Urweiler
Datum 2016/11/06 21:51:38
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] der Völkerwanderung ins Auge blicken.
2016/11/11 08:01:06
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Was ein Jahrhunderte alter Grabste in erzählen kann
Betreff 2016/11/09 08:55:48
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] wer hat die St. Wendeler Synagog e verwüstet?
2016/11/04 18:27:21
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Einweihung der Gedenkstätte i n Urweiler
Autor 2016/11/06 21:51:38
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] der Völkerwanderung ins Auge blicken.

[Regionalforum-Saar] was wir gerne hören und wie w irs gerne hören

Date: 2016/11/04 18:33:38
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

Zum Artikel über die Einsegnung der Gedenkstätte habe ich mir ein paar Gedanken gemacht.


Den harten Worten des Journalisten Herr Zimmermann, merkt man den Hass an gegen das, was die Nazis den Menschen damals angetan haben. Leider geht dieser Hass dort an die falsche Stelle, denn die Leute der St. Wendeler Stadtverwaltung, die zwischen 1942 und 1945 die Toten hier oben begruben, sind genau so nicht vorgegangen. Statt dessen haben sie die Gräber markiert und die Namen der Toten und ihre Lebensdaten - soweit bekannt - auf Holzkreuzen vermerkt, die an den genauen Positionen der Gräber aufgestellt wurden. Diese Holzkreuze waren 1960 noch vorhanden, das geht aus den Akten des hiesigen Friedhofsamtes hervor. 1960 wußte man auch noch genau, wo wer begraben lag. Irgendwann danach sind die Kreuze dann verschwunden, vermutlich durch Erosion einfach kaputtgegangen. Und wurden nicht mehr ersetzt. Was blieb, war der große Stein rechts oben mit der mehr oder minder falschen Aufschrift. Und natürlich die Erinnerung bei den Menschen. Und erst in unserer Zeit - heute - scheint der richtige Umgang mit diesen Relikten unserer Vergangenheit möglich zu sein. Das ist schön und traurig zugleich.

 

Franz Josef Marx wird zitiert, daß die „Opfer“ auf Geheiß des Reichsinnenministeriums „in abgelegene Gebiete zu beerdigen“ seien. Das ist interessant, aber auch seltsam. Denn es galt wohl nur für Nicht-Kombattanten. Denn die russischen Kriegsgefangenen -wie die andere Nationalitäten (US-Amerikaner, Franzosen, Italiener z.B.) fanden ihre letzte, z.T. vorletzte Ruhestätte auf dem St. Wendeler Friedhof in der Werschweilerstraße, wo sie teilweise heute noch ruhen. Warum also die zivilen Zwangsarbeiter hier oben neben den jüdischen Friedhof? Andererseits ist mir der Fall der Besatzung einer amerikanischen B-17 bekannt, deren Toten auf dem jüdischen Friedhof von Thallichtenberg erstbestattet wurden. Gab es da überhaupt eine einheitliche Linie?

 

Aber es gibt noch etwas anderes an Zimmermanns Artikel zu bemängeln. Etwa daß er die drei Geistlichen unterschlagen hat, die die Gedenkstätte eingesegnet haben. Neben der evangelischen Pfarrerin Christine Unrath und dem katholischen Pfarrer Klaus Leist auch den russisch-orthodoxen Priester Dimitrij Svistov, der in eindrucksvollem Singsang in russisch und deutsch den spirituellen Reigen anführte. Ich wußte, daß die Russisch-Orthodoxen das Kreuzzeichen anders schlagen als wir - nach Kopf und Brust kommt erst die rechte, dann die linke Schulter -, aber in natura gesehen habe ich es noch nie. Warum Zimmermann die Priester weggelassen hat, mag er allein wissen, und wir können nur darüber spekulieren. Ich habe mich nach der Feier ein wenig mit Pfarrer Svistov unterhalten; er ist ein sehr beeindruckender und sympathischer junger Mann und hat mich natürlich prompt zum Gottesdienst am Sonntagmorgen eingeladen.

 

Auch der eigens zusammengestellte Bläserchor, der unter schwierigen Umständen sein bestes gab (ist immer schwer, aus kalten Instrumenten vernünftige Töne herauszubringen), fiel unter den Mantel des Vergessenwerdens.

 

Roland Geiger