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2016/04/19 23:35:18
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Tour zu archäologischen Funds tellen rund um Sitzerath
Datum 2016/04/30 17:08:56
Roland Geiger
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[Regionalforum-Saar] Archäologentage in Otzenhause n
2016/04/19 23:35:18
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Tour zu archäologischen Funds tellen rund um Sitzerath
Autor 2016/04/30 17:08:56
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Vortrag zur Wendelskapelle

[Regionalforum-Saar] Alte Zeiten neu betrachtet

Date: 2016/04/19 23:36:35
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heute in der SZ:

Alte Zeiten neu betrachtet

22 Referenten sprachen in Otzenhausen über Forschung zu Römern, Kelten und Co.

Anlässlich der Archäologentage sind am Wochenende wieder Experten und Laien zu Vorträgen und Exkursionen nach Otzenhausen gekommen. Neben Kelten und Römern war die Steinzeit das zentrale Thema.

Von SZ-Mitarbeiterin
Sarah Konrad

Otzenhausen. Den Tod vermutet hier niemand: Ein Fluss plätschert vor sich hin. Vögel zwitschern. Blumen blühen auf den Wiesen. Die Natur ist unberührt. Doch die Idylle trügt. In der Steinzeit war jeder Tag ein Kampf ums Überleben. Nur wie sah dieser Kampf aus? Und wie verlief damals der Alltag der Menschen?

Diesen Fragen gingen am Wochenende Forscher und Laien auf den Grund. Bei den Archäologentagen in Otzenhausen sollte die Epoche der Steinzeit wieder zur Geltung kommen. „Das ist uns gelungen“, resümiert Organisator Michael Koch. Einige Beiträge hätten zum Teil die Forschermeinung der vergangenen 200 Jahre auf den Kopf gestellt. „Bisher ging man davon aus, dass Großsteingräber mit Steinplatten abgedeckt wurden“, erklärt Koch. Jetzt habe sich herausgestellt, dass dies nur der Fall war, wenn 100 oder 150 Tote in einem Grab bestattet wurden. „Wenn diese Belegungszahl noch nicht erreicht war, wurden die Gräber lediglich mit Holzplatten abgedeckt“, sagt Koch.

22 Referenten aus der Großregion haben in der Europäischen Akademie über ihre Forschungsergebnisse berichtet. Neben der Steinzeit beschäftigten sie sich auch mit den Kelten und Römern. Dazu unternahmen die 130 Teilnehmer einen Ausflug zum keltischen Ringwall in Otzenhausen. „Wir haben dort ein Denkmal aus drei Perspektiven betrachtet“, berichtet Koch. Es gab drei Exkursionen mit verschiedenen Schwerpunkten. „Für die Besucher war es interessant, zu sehen, dass man ein Denkmal völlig unterschiedlich bewerten kann“, sagt Koch. Das wiederum beweise, dass ein Kulturgut mehr ist als nur ein archäologischer Schatz. Sondern eben auch ein touristischer Glücksfall.

Römer im Warndt

Ein Glücksfall sei auch die Entdeckung römischer Siedlungsplätze und alter Agrarstrukturen im Warndt gewesen. Darüber referierte der Saarländer Stefan Zender. Er ist seit 40 Jahren als ehrenamtlicher Denkmalbeauftragter tätig. Zender macht Begehungen, meldet Neufunde, katalogisiert, registriert und korrigiert Koordinaten. In erster Linie ist er im Warndt tätig. „Seit 2008 habe ich Zugriff auf ein geografisches Informationssystem mit topografischen Karten und Laserbildern“, berichtet er. Das Besondere an dieser modernen Laservermessungstechnik ist, dass nicht nur einzelne Fundplätze, sondern ganze Landschaften archäologisch betrachtet werden können. Im Warndt wurden 27 römische Siedlungsplätze und große Felder festgestellt. Den letzten Fund machten Forscher im Jahr 2012. „Jetzt muss man die Frage stellen, wie man bei solch riesengroßen Strukturen mit dem Forst und der Denkmalpflege umgehen soll“, erklärt Zender. Strukturen, von denen man vorher gar nicht gewusst hat, dass sie überhaupt da sind.

Auch die Entdeckung des römischen Gräberfeldes von Schwarzerden stellte die Verantwortlichen vor eine Herausforderung. „Ursprünglich sollte dort ein Neubaugebiet entstehen“, berichtet Inken Vogt. Sie leitete die Ausgrabungen von 2006 bis 2014. Der damalige Bürgermeister der Gemeinde Freisen sei sehr an den Funden interessiert gewesen, erinnert sich Vogt. Er habe dazu beigetragen, dass die Planung des Neubaugebietes gestoppt wurde. „Wir haben dort sehr gut erhaltene Kammer- und Körpergräber entdeckt“, berichtet die Archäologin. Glasbehälter, Krüge, Messer, Haarnadeln – die Qualität der Funde sei herausragend gewesen. Besonders am Herzen liegen ihr jedoch ein Schlangenbecher und zwei Löwenfiguren. „So etwas hatte man zuvor noch nie im Saarland entdeckt“, erklärt Vogt. Sie war bereits zum zweiten Mal bei den Archäologentagen dabei und ist begeistert. Der Kongress sei eine gute Gelegenheit, sich über die Grenzen hinweg auszutauschen. „Wir haben neue Kontakte nach Luxemburg, Lothringen und Belgien geknüpft“, sagt auch Organisator Koch.

Um den Zusammenhalt weiter zu stärken, fuhren die Teilnehmer am letzten der vier Veranstaltungstage nach Belgien. Dort besichtigten sie gemeinsam Museen und Ausgrabungsstätte. „Wir haben Zusagen von unseren Nachbarländern bekommen, dass sie die Archäologentage auch in Zukunft unterstützen werden“, berichtet Koch. Die Planungen für eine weitere Tagung, ebenfalls wieder mit einem Spezialthema, werden bald beginnen. „Wir arbeiten in die richtige Richtung“, ist Koch überzeugt. Ziel sei es, auch weiterhin mit Archäologen in der gesamten Großregion zusammenzuarbeiten.