Tagber:
"Von
der römischen Villa zum frühmittelalterlichen Dorf" in Bayern.
Strukturveränderungen
der
Siedlungslandschaft in spät- und nachantiker Zeit
Bayerisches
Landesamt
für Denkmalpflege; Institut für Bayerische Geschichte,
Ludwig-Maximilians-Universität München 05.10.2015-06.10.2015,
Benediktbeuern
Bericht
von: Jochen
Haberstroh, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Irmtraut
Heitmeier,
Institut für Bayerische Geschichte,
Ludwig-Maximilians-Universität München E-Mail:
Das
2.
Benediktbeurer Kolloquium, organisiert vom Bayerischen Landesamt
für
Denkmalpflege (Jochen Haberstroh) und vom Institut für
Bayerische Geschichte
der Universität München (Irmtraut Heitmeier), setzte die 2010
neu aufgenommene
interdisziplinäre Diskussion zur bayerischen Frühgeschichte [1]
fort mit der
Frage nach der Veränderung der Siedlungslandschaft von der
späten römischen
Kaiserzeit bis in die früh-karolingische Epoche. Eine
beträchtliche Zunahme
archäologischer Siedlungsbefunde in den letzten 15 Jahren,
insbesondere auf der
Münchner Schotterebene, ermöglichte nicht nur, den Hiatus im
spätantiken Fundspektrum
zu schließen, sondern lässt auch spezifische Entwicklungen
erkennen, nach deren
politischer, sozio-ökonomischer und kultureller Bedingtheit zu
fragen ist. Die
Tagung unternahm einen ersten Anlauf, die Charakteristika der
bayerischen
Befunde im Vergleich mit anderen Regionen zu verdeutlichen und
unter
Einbeziehung der schriftlichen Überlieferung, sprachlicher
Relikte und
landeskundlicher Beobachtungen Ursachen und Folgen von
Transformationsprozessen
bzw. Neuansätzen in der Siedlungslandschaft zu diskutieren. Für
diese Fragen
bilden die Kategorien Zeit, Raum und Ort ein
'Koordinatensystem', das die Perspektiven
vorgab, unter denen die Quellen vorrangig betrachtet werden
sollten.
Einführend
betonte
Irmtraut Heitmeier die politische Bedeutung des nördlichen
Voralpenlands, dessen strategische Funktion als nördlicher
Grenzraum Italiens
(Raetia II) und in der Folge als südöstlicher Grenzraum des
Frankenreichs
(Agilolfingisches Herzogtum) eine durchgehende herrschaftliche
und
organisatorische Erfassung erforderte, vor deren Hintergrund
auch die
Siedlungsentwicklung zu betrachten sei. Jochen Haberstroh
forderte auf, die
Komplexität der Prozesse wahrzunehmen und wissenschaftliche
Vorurteile, insbesondere
das Postulat allgemeingültiger Regelhaftigkeiten, über Bord zu
werfen.
Verfeinerte Methoden (Keramikanalyse) seien nötig, um zeitlich
und regional differenzierte
Entwicklungen zu erkennen.
Der
erste
Vortragsblock diente der Vorstellung der beteiligten
Disziplinen, sollte aber
auch einen kritischen Blick auf Forschungstraditionen, Methoden
und Denkmuster
in den einzelnen Fächern werfen.
Hier
begann
BERND PÄFFGEN (München) mit einem vergleichenden Überblick über
den
archäologischen Forschungsstand im Rheinland und in Bayern.
Trotz des
Fundüberhangs im Rheinland zeige sich bei der Frage nach
Kontinuitäten zwischen
Spätantike und Frühmittelalter in beiden Regionen kein großer
Unterschied. Auch
die methodischen Probleme etwa hinsichtlich Siedlungskeramik
oder
unterschiedlichen Erhaltungsbedingungen für Siedlungsbefunde aus
römischer oder
frühmittelalterlicher Zeit seien ähnlich. Perspektiven der
Forschung lägen in
der Untersuchung kleinräumiger und auch historisch definierter
Siedlungseinheiten.
Den
siedlungsgeschichtlichen
Diskurs in der bayerischen Landesgeschichte analysierte MARTIN
OTT (Maynooth).
Dieser war vom Humanismus (Aventin) bis ins 20. Jahrhundert
gekennzeichnet vom
Topos der ereignishaften Einwanderung (Landnahme) in ein
entvölkertes Gebiet.
Erst ab den 1950er-Jahren sei ein Umdenken zugunsten einer
längerdauernden Ethnogenese
(Karl Bosl) und schließlich eines partiellen Strukturwandels
erfolgt, für den
die Forschungen Gertrud Diepolders richtungsweisend waren,
insbesondere durch
ihre Zusammenarbeit mit der Archäologie.
HANS-PETER
VOLPERT
(München) stellte die Ergebnisse aus großflächigen Grabungen in
der
Münchner Schotterebene seit den 1970er-Jahren vor. Besonders die
Befunde im
Norden und Osten lieferten grundlegende Erkenntnisse zu
frühmittelalterlichen
Dorfstrukturen: Einzelhöfe, Weiler und Straßen- bzw.
Angersiedlungen deuteten
sich an. Die Fundarmut in Siedlungen
des
Frühmittelalters sei eventuell fehlenden Zerstörungshorizonten
geschuldet.
Eine
neue Sicht
auf die Lex Baiwariorum unternahm HANS-GEORG HERMANN (München),
indem er deren
Bedeutung als Zeitdokument für Fragen der Raumordnung des frühen
8.
Jahrhunderts herausstellte, die unabhängig von allen
quellenkritischen
Problemen bestehe. Sie liefere nicht nur Angaben zur Abgrenzung
privater
Vermögen und zur Definition öffentlicher Räume, sondern sei mit
ihrer
territorialen Gültigkeit auch Bezugsgröße für die politische
Ordnung. Hier
könnte die Lex mehr konkrete historische Bezüge widerspiegeln
als bisher
vermutet.
Mit
seinem Beitrag
zur mittelalterlichen Agrartechnologie wandte sich HUBERT FEHR
(Freiburg) gegen
das Bild einer statischen, wenig effektiven Landwirtschaft. Er
stellte einen
Innovationshorizont des frühen Mittelalters vor
("Agrarrevolution"),
der eine Weiterentwicklung der Geräte zum Ackerbau und neue
Anbau- und
Erntemethoden beinhaltete. Dieser länger andauernde,
kontinuierliche Prozess
habe die Grundlagen für die weitere Entwicklung der
Landwirtschaft gelegt.
Neuen
Erkenntnissen
aus Paläobotanik und Dendroarchäologie widmeten sich BARBARA
ZACH
(Bernbeuren) und FRANZ HERZIG (Thierhaupten). Zach wies auf die
spürbaren
Veränderungen in der Lebensweise hin, die Anbau und Verwendung
von
Kulturpflanzen anzeigten. Signifikant sei der Wechsel des
Getreidespektrums und
der Rückgang der Kulturobstarten wie des Gewürzimports. Herzig
betonte die
tiefgreifende Zäsur des 5. und 6. Jahrhunderts, wo für
Süddeutschland kaum noch
der Nachweis eines Holzeinschlages gelänge. Erst im Verlauf der
Jüngeren
Merowingerzeit sei ein solcher wieder zunehmend messbar,
entsprechend sei
vermehrt Jungholz verwendet worden.
Die
diachronen
Betrachtungen im Block "Zeit" eröffnete MICHAELA KONRAD
(Bamberg) mit
einem Blick auf die vielfältigen spät- und nachrömischen
Nutzungsformen
römischer Villen, bei denen sich öfter ein Funktionswandel hin
zu befestigten
burgi oder einer gewerblichen Nutzung zeige, verbunden mit
Änderung der
Baustruktur bzw. der Entstehung neuer dörflicher Siedlungen
innerhalb dieser
Areale. An Akteuren sei neben einer romanischen Restbevölkerung
auch an
(gezielt angesiedelte) germanische Gruppen zu denken.
MARCO
VALENTI
und VITTORIO FRONZA (beide Siena) berichteten über den
Forschungstand der
Siedlungsarchäologie in der Toskana und Lombardei, wo sich
ebenfalls dynamische
Anpassungsprozesse und Veränderungen zeigen. Der drastische
Rückgang der
Siedlungstätigkeit auf dem Land vom 5. bis in die 2. Hälfte des
6. Jahrhunderts
habe sich erst im Verlauf des 8. Jahrhunderts erholt.
Zwischenzeitlich gewannen
befestigte Orte an Bedeutung. Holz sei das wichtigste
Baumaterial bis zur Mitte
des 6. Jahrhunderts gewesen, wie Fronza betonte. Das Auftreten
von Grubenhäusern
könne mit der langobardischen Integration erklärt werden.
Dem
stellte
FRANS THEUWS (Leiden) die Meuse-Demer-Scheldt-Region in den
südlichen
Niederlanden gegenüber, die während der Spätantike und im
Frühmittelalter
mehrfach (planmäßig?) besiedelt und wieder verlassen wurde. Nach
der Mitte des
7. Jahrhunderts seien neue Siedlungen mit zugehörigen Nekropolen
entstanden.
Dieser Prozess könnte im Zusammenhang mit einer
grundherrschaftlich
organisierten Raumerschließung stehen, wie ihn die Quellen des
Klosters
Echternach spiegelten.
Der
Frage, wie
sich die Besiedlung im Umfeld der beiden einzigen römischen
Städte im Bereich
des späteren bairischen Herzogtums entwickelte, fand
quellenbedingt
unterschiedliche Antworten. VOLKER BABUCKE (Augsburg)
erläuterte, dass für den
ländlichen Raum um Augsburg eine ähnlich kontinuierliche
Entwicklung
nachweisbar sei wie in der Provinzhauptstadt selbst, die bei
systematischer
Verkleinerung der Siedlungszonen durchgehend besiedelt und ein
regionales
Zentrum blieb. Frühmittelalterliche Siedlungsplätze (Gablingen,
Friedberg)
lägen eindrücklich in der Nähe ehemaliger villae.
PETER
HÖGLINGER
(Salzburg) musste dagegen für das Salzburger Umland auf die
Diskrepanz von
archäologischen Befunden und schriftlicher Überlieferung
hinweisen. Die Aufgabe
von Gebäuden im 3. Jahrhundert ohne eine spätere Nach- oder
Wiedernutzung sei
noch immer der Regelbefund. Abgesehen von Anif-Niederalm seien
kaum
frühmittelalterliche Siedlungsstrukturen erfasst. Für Salzburg
selbst sei
weiter mit einer kontinuierlichen, wenn auch schwer
nachweisbaren Entwicklung
zu rechnen.
Mit
den Namen
thematisierte LUDWIG RÜBEKEIL (Zürich) die neben den
archäologischen Befunden
wichtigste Quelle für die schriftarme Frühzeit und erläuterte
die Problematik
des Verständnisses historischer Namen. Die kommunikative
Effizienz von Namen
beruhte im Mittelalter auf Vorkenntnissen über den Namensträger.
Informationen,
die dessen Identität, Beziehungskontext und subjektive Ansprüche
vermittelten, müsse
die moderne Forschung erst erschließen.
Im
folgenden
Block "Raum" richtete sich der Blick auf das Gebiet des
nördlichen
Voralpenlandes. Vor dem Hintergrund der Überlegung, dass nur ein
besiedelter
Grenzraum funktionsfähig war, erörterte RALF BEHRWALD (Bayreuth)
die Frage
einer spätrömischen Siedlungspolitik, die man keineswegs auf ein
rein reaktives
Vorgehen der Kaiser reduzieren könne. Geregelte Ansiedlung von
barbarischen
Truppenteilen im Rahmen des spätantiken Heerwesens sei zu
unterscheiden von
bewusst grenzfernen Ansiedlungen unterworfener Barbaren.
Allerdings habe nach
den militärischen Debakeln von 378 und 407 erst Theoderich
gestalterischen Spielraum
zurückgewonnen. Die Diskussion verwies auf den archäologischen
Befund, der
trotz des Fehlens schriftlicher Nachweise eine Ansiedlung von
Truppenteilen in
Raetien im 4. Jahrhundert belege.
In
Hinblick auf
Roms letzte Verwaltungs- und Militäraktivitäten betonte MARCUS
ZAGERMANN
(München) zunächst die Entwicklung der römischen Kastelle von
der Struktur
eines Marschlagers noch im 3. Jahrhundert hin zur
Festungsarchitektur der
Spätantike. Aus spätantiken Gräbern stammende Zwiebelknopffibeln
und
Kerbschnittgürtel seien wichtige Zeugnisse für ranghohe Personen
in Verwaltung
und Militär (Gürtel), die wohl auch im Hinterland bei der
Aufrechterhaltung
provinzialer Strukturen (Annona) mitwirkten. Trotz des
Zusammenbruchs der Geldwirtschaft
um 400 sei weiter von einem funktionierenden Fernhandel
auszugehen
(Amphora-Funde). Kleinräumig unterschiedliche Befundsituationen
spiegelten
vielleicht die Neuorganisation militärischer Verbände als lokale
Milizen.
STEPHAN
RIDDER
(Berlin) wandte sich der strategischen, insbesondere
verkehrsgeographischen
Bedeutung der raetischen Provinzen wie des frühmittelalterlichen
Bayern zu und
betonte die Notwendigkeit der militärischen Sicherung des
Straßennetzes vor
allem in Hinblick auf die transalpinen Verbindungen. Die hierfür
nötige
Infrastruktur aus römischer Zeit, einschließlich des Zentralorts
Augsburg, habe
das militärische Rückgrat auch des frühmittelalterlichen Dukats
und die Grundlage
für dessen Raumordnung gebildet.
JOCHEN
HABERSTROH
(München) kehrte zu den großflächig aufgedeckten Siedlungen der
Schotterebene zurück, die ausnahmslos nicht vor der 2. Hälfte
des 6.
Jahrhunderts angelegt wurden. Damit fehle den bekannten
südbayerischen
Gräberfeldern des 4. -6. Jahrhunderts regelmäßig der zugehörige
Siedlungsplatz,
weshalb für das 5. und frühe 6. Jahrhundert der Blick besonders
auf Plätze mit
(verkehrs-) strategischer Funktion zu richten sei, die bereits
in der
Spätantike wichtig waren. Die Siedlungen der von ihm so
genannten 'Gründerzeit'
(ab 2. Hälfte 6. Jahrhundert) erschlossen dagegen überwiegend
neue
Siedlungskammern und erreichten ihre größte Ausdehnung im 7./8.
Jahrhundert.
Lang andauernde Kontinuitäten ließen sich anhand
frühmittelalterlicher
Siedlungsflächen innerhalb heutiger Dorfkerne erkennen.
Die
militärisch
wie administrativ notwendige Raumerfassung habe nach IRMTRAUT
HEITMEIER
(München) im bairischen Herzogtum bereits ab dem 6. Jahrhundert
eine geplante
Siedlungsentwicklung veranlasst, die sich in Ortsnamen spiegle,
wenn diese
weniger nach Typen und Schichten als unter Berücksichtigung von
Ensembles im
räumlichen Kontext interpretiert würden. So ließen sich gezielte
Neuansätze zur
Wege- und Grenzkontrolle am Alpenrand ebenso erkennen wie der
Anschluss an
römische Ordnungsstrukturen in der Fläche des Herzogtums.
In
Hinblick auf
die Frage der Siedlungsstrukturen befasste sich SEBASTIAN
GRÜNINGER (Buchs) mit
der Entwicklung der Grundherrschaft. Die wieder angezweifelte
Polarität von
'klassisch'-bipartiter Grundherrschaft bei König/ Herzog/ Kirche
und
'archaischen' Großhöfen mit hofansässigem Personal beim Adel sei
auch im
südlichen Bayern zu hinterfragen, wobei zudem die Herkunft
bestimmter
Leistungsmuster aus spätrömischer Tradition neu diskutiert
werden müsse.
Inwieweit die Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in den
Salzburger und
Freisinger Quellen strukturelle Unterschiede wiedergebe oder auf
unterschiedlichen Überlieferungstraditionen beruhe, sei zu
prüfen.
Der
letzte Block
"Orte" stellte in Form von 'Tandem'-Referaten archäologische und
historische Befunde zu bestimmten Siedlungssituationen
nebeneinander. Am
Beispiel Aschheims illustrierten DORIS GUTSMIEDL-SCHÜMANN (Bonn)
und RAINHARD
RIEPERTINGER (Augsburg) die Problematik, die aus der
schriftlichen
Überlieferung zu entnehmenden zentralörtlichen Funktionen der
agilolfingerzeitlichen
Siedlung auch im archäologischen Befund zu erfassen. Reiche
Bestattungen des
späteren 7. Jahrhunderts, Steinbauten (Brunnen) und
horrea-ähnliche Gebäude
deuteten in diese Richtung.
Gewerbesiedlungen
thematisierten
MARTIN STRASSBURGER anhand von auf Metallproduktion
ausgerichteten Siedlungen im weiteren Umfeld Augsburgs und
ELISABETH WEINBERGER
(beide München) mittels gewerbeanzeigender, mit dem Suffix
"-ari"
gebildeter Toponyme. Beide Befunde verweisen auf leistungsfähige
spezialisierte
Siedlungen bereits in der Merowingerzeit, die nur in einem
hochorganisierten
Umfeld denkbar sind. Traditionen zeichnen sich nach rückwärts in
römische Zeit
ebenso ab wie in Richtung Hoch- und Spätmittelalter.
CHRISTIAN
LATER
(München) und HEIKE JOHANNA MIERAU (Göttingen) stellten sich der
schwierigen
Frage nach Kirchen in der ältesten Siedlungslandschaft. Trotz
der frühen
Christianisierung des Landes seien Kirchen als eigenständige
Architekturform
derzeit erst ab dem 7. Jahrhundert zu fassen, regelhafte
Beziehungen zwischen
Kirchenbau und Siedlung erst ab karolingischer Zeit auszumachen.
Dem entspricht
der Befund in den Freisinger Traditionen, wonach es zunächst
keiner eigenständigen
Bauten bedurfte (Tragaltäre), später Kirchen als
Besitzpertinenzen erschienen,
die weder hinsichtlich ihrer Funktion noch ihrer Verortung im
Siedlungsraum
eine nähere Differenzierung erführen.
GÜNTHER
MOOSBAUER
(Straubing) und ANTON BRANDNER (München) beschäftigten sich
abschließend mit Straubing als Siedlung in Grenzlage.
Archäologisch zwar noch
nicht sicher belegt sei, so Moosbauer, mit einer
kontinuierlichen
Siedlungstätigkeit im Bereich der "Altstadt" um St. Peter wie
auch in
Alburg zu rechnen, insbesondere mit einer Weiternutzung der
römischen
Infrastruktur, wie am bis in die Karolingerzeit offen gehaltenen
Donauhafen
ersichtlich sei. Auf diesen Strukturen baute das
frühmittelalterliche Herzog-
und Königtum auf, wie Brandner weit ausholend darlegte.
Resümierend
reiht
sich die Entwicklung im südlichen Bayern ein in überregional
ähnliche,
wenn auch nicht völlig synchrone Tendenzen dynamischer
Veränderungen
spätantiker Siedlungslandschaften. Das scheinbare Paradox von
Fundarmut und
Kontinuität wie auch die teilweise Divergenz der
Quellengattungen verlangen
nach einer Verfeinerung der Methoden und Schärfung der
Fragestellungen, nicht
zuletzt durch die interdisziplinäre
Diskussion.
Es zeichnet sich ab, dass das frühmittelalterliche Herzogtum
einerseits dem Weiterleben einer modifizierten römischen
Infrastruktur die
organisatorische Basis verdankte, in Hinblick auf die
Siedlungsentwicklung in
der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts aber den Impuls für eine
archäologisch
deutliche, historisch noch nicht näher zu beurteilende
'Gründerzeit' gab.
Dieser Befund erfordert weitere Aufmerksamkeit.