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2015/09/22 08:56:54
Geiger, Roland via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Tilemann Stella
Datum 2015/09/22 09:13:30
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[Regionalforum-Saar] Vortrag über die jüdische Geschichte Merzigs
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Autor 2015/09/22 09:13:30
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[Regionalforum-Saar] Das Schicksal der Heimatlosen

Date: 2015/09/22 09:11:40
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gestern in der SZ: 

Das Schicksal der Heimatlosen

Deutsch-französische Historiker-Gruppe untersuchte Evakuierungen im Weltkrieg

Mehrere Jahre haben deutsche und französische Historiker die großen Evakuierungen beiderseits der deutsch-französischen Grenze erforscht. Eine Tagung in Saarbrücken bildete den Abschluss.

Saarbrücken. Im Herbst 1939, nach dem deutschen Angriff auf Polen, erfuhren viele Saarländer am eigenen Leib, was es heißt, die Koffer zu packen und kriegsbedingt fortzugehen, um Hunderte Kilometer entfernt bei Fremden einquartiert zu werden. Von den groß angelegten Evakuierungen aus den sogenannten roten Zonen der deutsch-französischen Grenze waren damals auch Pfälzer und Badener – auf deutscher Seite – und Elsässer und Lothringer betroffen. „Die Systeme waren unterschiedlich, Deutschland eine Diktatur, Frankreich eine parlamentarische Demokratie. Doch die Abläufe der Evakuierung und die Erfahrungen der Evakuierten in vieler Hinsicht ähnlich“, sagte Fabian Lemmes. Der Bochumer Junior-Professor gehört zu einer deutsch-französischen Historiker-Gruppe, die bis Freitag in Saarbrücken tagte.

Die rund 15 Experten – darunter Rainer Hudemann, Historiker an der Saar-Uni – haben in einem mehrjährigen Forschungsprojekt das Phänomen der Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzraum im Zweiten Weltkrieg im transnationalen Vergleich beleuchtet. Die Quellenlage sei sehr kompliziert, sagte Lemmes zu den Herausforderungen. So wisse man einerseits ziemlich genau, dass auf französischer Seite 1939 rund 600 000 Menschen evakuiert wurden, auf deutscher Seite aber schwankten die Angaben zwischen 500 000 und 1,3 Millionen.

An die aktuelle Situation erinnert, was Johannes Großmann, Junior-Professor in Tübingen, über die Reaktion auf die Evakuierten in der Bevölkerung berichtete: „Es gab Mithilfe, aber auch Protest und Diskriminierungen.“ Die erfuhren die Elsass-Lothringer im Südwesten etwa, weil sie oft kein Französisch, nur Dialekt beherrschten. Als „Stockfranzosen“ und „Westwall-Zigeuner“ wiederum wurden die Saarländer tituliert. Auch die Religion sorgte laut Großmann für Probleme: Die Elsässer und Lothringer eckten mit ihrer Frömmigkeit im laizistischen Inner-Frankreich an, das NS-Regime wiederum quartierte ohne Rücksicht Katholiken in protestantischen Gegenden ein und umgekehrt. „Die sozialen und konfessionellen Schranken waren damals ja noch unüberwindbar“, betonte Lemmes.

Mit diesen Unterschieden sei man in Deutschland und Frankreich jedoch ganz unterschiedlich umgegangen, so Großmann. Dass die Elsässer und Lothringer „anders“ sind, habe man in Frankreich als Chance angesehen, etwas, das potenziell überwindbar sei. Im Deutschen Reich hingegen, wo man davon ausging, dass die Saarländer und anderen Evakuierten auf jeden Fall zurückgehen würden, habe man die Gegensätze als unauslöschlich angenommen.

Das mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und seinem französischen Pendant, der ANR, geförderte Projekt befasste sich sowohl mit den politischen, wirtschaftlichen wie sozialen Aspekten der Evakuierungen, angefangen von den Planungen durch Verwaltung und Militär bis hin zur individuellen und kollektiven Erinnerung in der Zeit danach. sbu