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[Regionalforum-Saar] Tag des offenen Denkmals 2015 in Alsfassen am 13ten September
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[Regionalforum-Saar] Tag des offenen Denkmals 2015 in Alsfassen am 13ten September
Autor 2015/09/21 23:44:26
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[Regionalforum-Saar] Namborner Kirchenbücher 176 9-1893

Date: 2015/09/17 15:43:01
From: Geiger, Roland via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Hallo,

    am vergangenen Wochenende habe ich das Buch „Namborner Kirchenbücher 1769-1893, Edition und Bestandsaufnahme“ erhalten, das jüngst von Claudia E. Schmitt aus Eisweiler verfaßt wurde.

    Es ist kein Ortsfamilienbuch, wie sie allgemein jetzt bei uns herausgegeben werden, sondern tatsächlich „nur“ eine chronologische Abschrift der Kirchenbücher der katholischen Pfarrei Namborn, die Mitte des 18ten Jahrhunderts von der Pfarrei Bliesen losgelöst wurde.

    Frau Schmitt hat die Personendaten aus den lateinischen Einträgen entnommen und ihrer Entstehung nach gelistet. Zwar hat sie das originäre Latein übersetzt - z.B. aus filius legitimus „Jacobi Seiler et Catharinae Wagner“ wurde „S.v. Jakob Seiler und Katharina Wagner“ -, aber die Nachnamen hat sie - so ich das erkennen kann - in der vorhandenen Schreibweise belassen. Ich habe es an der Müllerfamilie „Thienes“ ausprobiert, die im Buch als „Thienes“ und „Thinnes“, „Thines“ und „Thinnis“ sowie „Tines“ und „Tinnes“ vorkommt. D.h. der Suchende tut gut daran, auch Namensvariationen in Betracht zu ziehen. Am Ende des Buches gibt es zwei Register - eins für Orts-, das andere für Nachnamen.

    Das Buch gliedert sich in die Kapitel „Einführung“, worin Frau Schmitt auf Ihre Quellen eingeht (Seite 1 bis 18), gefolgt von der eigentlichen „Edition“, untergliedert in die „Erstkommunion“, „Firmungen“, „Taufen“, „Heiraten“ und „Sterbefälle“ (Seite 19 bis 640). Die Statistiken im Folgenden (Seite 641-654) sind recht interessant, vor allem eine Grafik, die die Altersverteilung bei den Sterbefällen nach Jahren zeigt. Am höchsten zeigt sie die Sterblichkeit bei Kindern von 1-12 Monaten und 1-6 Jahren. Dann geht sie drastig zurück (niedrigste bei 17-20 Jahren), um ab den 21-30jährigen bis 71-80jährigen im Durchschnitt auf gleicher Höhe zu bleiben. Gerade vor kurzem habe ich noch in einem Vortrag den uralten Mist gehört, „daß die Leute ja früher nicht so alt wurden und schon mit 50 uralt waren und 60 selten erlebten, und dann die üblichen bitterbösen Blicke geerntet, als ich zu widersprechen wagte.

    Das letzte Kapitel widmet sich der Geschichte der Pfarrei Namborn, und ein Anhang u.a. mit Quellenangaben und den beiden genannten Verzeichnissen schließt das Buch auf Seite 713.

    Als ich das Buch zum erstenmal in die Hand nahm und kurz reinschaute, dachte ich: Ojeh, das sind nur Abschriften resp. Übersetzungen der Originaleinträge, da mußt Du Dir ja alles raussuchen. Aber jetzt, wo ich ein paar Stunden damit gearbeitet habe, glaube ich, daß das gar nicht mal so schlecht ist. Die meisten Ortsfamilienbücher kranken m.E. nicht an der Übernahme der Daten aus den Quellen, sondern an deren Verarbeitung. D. h. der Zuordnung von Kindern zu Eltern, von Ehepartnern untereinander usw. Da wird gern passend gemacht, was nicht wirklich paßt bzw. was vermutlich passen könnte.

    Dieses Problem umgeht die Autorin in diesem Buch, in dem sie die Originaldaten „nur“ ins Deutsche übersetzt und es dem Suchenden überläßt, was er damit macht. Es kostet also immer noch Zeit und Mühe, die Daten heraus zu suchen.

    Und das ist nicht schlecht. Denn damit bekommen all die anderen, die bisher nur mal schnell in das fertige Familienbuch reingeschaut und ihre gesuchten Daten dort entnommen haben, eine Idee, wie das ist, vor einem solchen Schinken zu sitzen und sich die Daten zusammen suchen zu müssen.

    Mir haben schon manchmal meine Quellen leid getan, die auf die reinen Daten reduziert werden. Im Heiratsregister im Pfarrarchi St. Wendel gibt es um 1700 ellenlange Texte in Deutsch, in denen lang und breit erklärt wird, was da vor sich geht, statt einfach zu schreiben: der da heiratet die da. Wir sind stellenweise etwas bequem geworden und tendieren dazu, einfach von anderen abzuschreiben, und den schönen altmodischen Suchvorgang jemand anderem zu überlassen.

    Die Edition eines Kirchenregisters hat natürlich den entscheidenen Nachteil, daß die enthaltenen Daten sich nur auf eine Gruppe von Menschen beziehen, nämlich Katholiken. Gerade im 19ten Jahrhundert wohnten aber in dem Bereich, den damals und heute die Pfarrei Namborn umfaßte, auch Protestanten und Juden. Und die bleiben in diesem Falle ungenannt. Dabei haben wir Quellen, die ihre Daten enthalten: die Standesamtsakten, die im Falle von Namborn bis ins Jahr 1800 zurückreichen. Sie sind reichhaltiger, exakter und vollständiger. Denn als im Juli 1874 aufgrund der sog. Namborner Krawalle während des Preußischen Kulturkampfes der Namborner Pfarrer Isbert nach Saarbrücken ins Gefängnis kam, verzichtete die Pfarrei Namborn auf die Einsetzung eines Pfarrers, der durch die Obrigkeit benannt worden wäre. Damit blieb die Stelle 10 Jahre lang vakant, d.h. es gibt keine Aufzeichnungen aus der Zeit dieser 10 Jahre. Trotzdem wurden Kinder geboren, heirateten Paare und starben Menschen.

    Und dann die Daten z.B. bei vielen Sterbefällen zwischen 1834 und 1842. Was nutzt es mir, wenn da steht: „Maria Thienes, Albach, + 22.12.1837“? Woher soll ich wissen, wer das ist, wenn ich zu allen fünf „Maria Thienes“, die ich habe, weiß, daß sie von der Mühle im Albach stammen und zu allen fünf schon Sterbedaten habe, die von diesem abweichen?

    Was mache ich also: ich nehme dieses Datum und schaue im Standesamtsregister nach, denn dort stehen die Eltern und das Alter der Gestorbenen dabei.

 

    Insgesamt hat mich die Herausgabe dieser Arbeit sehr gefreut, denn gerade hier oben im Raum Namborn gibt es in dieser Hinsicht bisher überhaupt noch nichts. Somit wird nicht etwa eine Lücke geschlossen, sondern ein neues Feld eröffnet. In einer vielleicht „altmodisch“ anmutenden, weil kaum noch gebräuchlichen, aber m.E. doch interessanten und den Benutzer durchaus fordernden Weise.

    Starke Sache.

 

„Namborner Kirchenbücher 1769-1893

Edition und Bestandsaufnahme“

von Claudia E. Schmitt

ces-verlag(a)...

 

CES-Verlag, 2015

ISBN 978-3-930771-99-8

Preis 29,90 Euro

plus 4,50 Euro Porto und Verpackung.

 

 

Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger