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[Regionalforum-Saar] Auf den Spuren des Sonnenkö nigs

Date: 2015/09/01 08:16:49
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hoit in der SZ:
 
 

Auf den Spuren des Sonnenkönigs

Vor allem Saarlouis und Homburg hatten für König Ludwig XIV. eine große Bedeutung

Unter Ludwig XIV. wurden in der Saar-Provinz nicht nur Festungen gebaut, es wurde auch viel zerstört. Doch dem französischen Herrscher reichte das Saarland nicht aus. Auch für weitere Teile des linksrheinischen deutschen Territoriums hatte er große Pläne.

Von SZ-Mitarbeiter

Klaus Friedrich

Saarbrücken/Saarlouis/Homburg. Vor genau 300 Jahren – am 1. September 1715 – starb in Versailles Ludwig XIV., ein Monarch, der Europa nachhaltig prägte. 72 Jahre lang hatte er den Thron Frankreichs inne, womit er als einer der am längsten amtierenden Herrscher der Welt gilt. Während der „Sonnenkönig“ genannte Regent in Frankreich als „Louis le Grand“ – Ludwig der Große – in die Geschichte einging und die Ära seiner Regentschaft als „Goldenes Zeitalter“ gilt, ist er in den Nachbarländern häufig als „Ludwig der Zerstörer“ in Erinnerung. Dort sind die Folgen der Kriege, mit denen er unter anderem Deutschland überzog, bis heute sichtbar. Aufgrund der bewegten Geschichte des heutigen Saarlandes kann man hier sowohl „Louis le Grand“ als auch „Ludwig dem Zerstörer“ begegnen und findet in „seiner“ nach ihm benannten Stadt Saarlouis sowie darüber hinaus noch zahlreiche Spuren aus jener Zeit, als das Land zwischen Saar, Mosel und Pfalz von Versailles aus regiert wurde.

„Ihr Land zu vergrößern, ist die würdigste und angenehmste Beschäftigung der Herrscher“, äußerte sich Ludwig XIV. – und führte dieser Devise folgend insgesamt 46 Jahre lang Kriege gegen seine Nachbarn. Einer davon, der 1672 vom Zaun gebrochene Krieg gegen Holland, hatte für das darin verwickelte Land an der Saar im wahrsten Sinne verheerende Folgen. So brannten die Truppen „Ludwig des Zerstörers“ beispielsweise 1677 eroberte Städte wie Saarbrücken und St. Wendel bis auf wenige Häuser und St. Ingbert komplett nieder.

Kurz darauf ließ „Louis le Grand“ dann das von ihm besetzte und in die „Province de la Sarre“ eingegliederte Land, das in Folge des Dreißigjährigen Krieges nahezu entvölkert war, planmäßig wieder aufbauen und von hierfür in Deutschland, Frankreich, Wallonien und der Schweiz angeworbenen Einwanderern neu besiedeln. Somit ist die Familiengeschichte vieler Saarländer mit der Eroberungspolitik des Sonnenkönigs verbunden, kamen ihre Vorfahren doch unter seiner Herrschaft als Kolonisten ins Land. In der Folge entstanden mit Hilfe dieser Kolonisten neue Dörfer, während andere wiederbesiedelt wurden. Ludwig XIV. ließ mit den beiden nach Plänen Sébastien le Prestre de Vaubans erbauten Städten „Hombourg-la-Forteresse“ und „Sarre-Louis“ gleich zwei beeindruckende Großfestungen zur Sicherung der besetzten Gebiete errichten.

Grundlage dieser Besetzung waren die Beurteilungen einer eigens in Metz eingerichteten „Reunionskammer“, die aufgrund tatsächlicher oder vordergründig konstruierter Ansprüche nach und nach beträchtliche Teile des linksrheinischen deutschen Territoriums beanspruchte – selbst wenn sich davon betroffene Herrscher wie etwa Gustav Adolf von Nassau-Saarbrücken dem vehement widersetzten.

Dabei war die neu gegründete, zunächst von Homburg und später von Saarlouis aus regierte „Province de la Sarre“ wesentlich größer als das heutige Saarland. Sie reichte von Marsal in Lothringen bis Traben-Trarbach an der Mosel und umfasste 26 Städte und rund 1660 Dörfer. Mit der französischen Herrschaft einher ging eine radikale Rekatholisierung besetzter protestantischer Gebiete. Im Zuge der rigorosen Religionspolitik in den besetzten Gebieten kam unter anderem der aus Sarre-Union stammende Carl Desiderius de Royer in die Saarpfalz, wo er als königlicher Visitator und Reorganisator des katholischen Kultes sowie als Pfarrer in Homburg wirkte. Auf die Frage, was für ein Landsmann er sei, antwortete er bezeichnenderweise: „Ob ich Deutscher bin, fragst du? Nein. Franzose? Auch das nicht. Und Lothringer? Am wenigsten. Lothringisch-Französisch-Deutsch. Das bin ich.“

1685 ließ Ludwig das Toleranzedikt von Nantes aufheben, wodurch eine Massenauswanderung der Hugenotten einsetzte. Bereits am 4. Januar 1684 hatte der in Homburg residierende Antoine Bergeron de la Goupillière als „Intendant de la province de la Sarre et des Pays frontières“ seinen berüchtigten Bekehrungserlass in Umlauf gebracht. Noch im selben Jahr kamen Franziskanermönche aus dem Rheinland und nahmen ihre Tätigkeit in der Saar-Provinz auf. Das von ihnen bewohnte Klostergebäude steht noch heute in Homburgs Altstadt – ebenso in Teilen das um 1690 errichtete französische Militärlazarett, das als ältestes, zumindest partiell noch erhaltenes Gebäude dieser Art auf deutschem Boden gilt. Des Weiteren besteht noch immer ein Unternehmen aus der Zeit, als Ludwig XIV. an der Saar herrschte: die international renommierte Dillinger Hütte, die 1685 mit Erlaubnis des „Roi Soleil“ gegründet wurde und heute das älteste noch existierende Unternehmen des Saarlandes ist.

Bei all dem darf nicht vergessen werden, dass die bis 1697 bestehende „Province de la Sarre“ als Aufmarschgebiet für die ins benachbarte Deutschland getragenen Kriege diente und Sarre-Louis und Hombourg-la-Forteresse als Ausgangsorte und Verpflegungsstützpunkte für mögliche Angriffe dienten: „Diese Festung“, hatte Vauban im Hinblick auf Saarlouis betont, „kann einen Krieg bis an den Rhein tragen“ – ein Umstand, der im Geschichtsfries am dortigen Rathaus sichtbar ist: Dort richtet Ludwig XIV. seinen Feldherrenstab nach Osten, während zu seiner Rechten Vauban die Pläne der nach dem Sonnenkönig benannten Festungsstadt präsentiert.

Auf einen Blick

An die Zeit, als Ludwig XIV. zwischen Saar, Mosel und Pfalz regierte, erinnern am 6. September im Saarlouiser Stadtgarten unter anderem „Barocke Festspiele“, die auch das Finale der „Saarlouiser Festungstage“ sind. Um 12 Uhr ist die „Eröffnung mit König Ludwig XIV. und Gästen“ (www.saarlouis.de). Zudem bietet die Saarpfalz-Touristik am 27. September um 14.30 Uhr eine Stadtführung „Auf Vaubans Spuren durch das (nicht nur) barocke Homburg“ an (www.barockstrasse-saarpfalz.de). red