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2013/06/25 23:36:10
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[Regionalforum-Saar] Losse, Michael: Das Burgenbuch
Datum 2013/06/29 10:03:41
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[Regionalforum-Saar] Seitenblick auf das Saarland
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[Regionalforum-Saar] Losse, Michael: Das Burgenbuch
Autor 2013/06/29 10:03:41
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[Regionalforum-Saar] Seitenblick auf das Saarland

[Regionalforum-Saar] Isenmann, Eberhard: Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150-1550.

Date: 2013/06/25 23:37:33
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Isenmann, Eberhard: Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150-1550.
Stadtgestalt, Recht, Verfassung, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft,
Wirtschaft. Köln: Böhlau Verlag Köln 2012. ISBN 978-3-412-20940-7; 1129
S.; EUR 99,00.

Inhaltsverzeichnis:
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_19809.pdf>

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Sabine Reichert, Themenverbund "Urbane Zentren und europäische Kultur in
der Vormoderne", Universität Regensburg
E-Mail: <sabine.reichert(a)... Neuauflage eines Standardwerkes zu besprechen, ist selten eine
leichte Aufgabe - im Falle von Eberhard Isenmanns "Die deutsche Stadt im
Mittelalter" sogar im wahrsten Sinne des Wortes: Auf stolze 1129 Seiten
ist die Neubearbeitung des Buches angewachsen. Seit Erscheinen der
ersten Ausgabe im Jahre 1988 gehört das Handbuch zu den bekanntesten
Überblicksdarstellungen der mittelalterlichen Stadtgeschichte. Zwar
erschienen in den vergangenen Jahren verschiedene Handbücher zum Thema,
beispielsweise "Die Stadt im Mittelalter" von Frank G. Hirschmann [1]
oder "Die mittelalterliche Stadt" von Felicitas Schmieder, Isenmanns
"Stadt im Mittelalter" wurde dadurch aber keinesfalls obsolet - zumal
die jüngeren Publikationen gemäß der Vorgaben der jeweiligen Reihen
einen deutlich geringeren Umfang aufweisen. Zudem hat 'der Isenmann'
auch den Charakter eines Nachschlagewerkes, gerade zu rechtlichen
Aspekten der Stadt, was ihn nicht nur bei Studierenden unersetzlich
machte.

Nicht nur im Aufbau, sondern auch thematisch bleibt Isenmann seinem
ursprünglichen Konzept treu mit der Einteilung in neun große
Themenfelder: Dem Kapitel "Stadt und ihre Bewohner" (1) folgen die
Aspekte "Recht" (2), "Stadttypen" (3), "Stadtregiment" (4), "Stadt und
Kirche" (5), "Stadt-Umland" (6), "Sozialstruktur" (7), "Sozialformen"
(8) und "Wirtschaft" (9); lediglich die Kapitelüberschriften wurden
teilweise angepasst. Ob des hohen Bekanntheitsgrades des Buches soll im
Folgenden weniger die Konzeption des Handbuchs ans sich im Vordergrund
stehen als vielmehr nach dem Mehrwert der Überarbeitung gefragt werden.
Der deutlich erweiterte Umfang wurde bereits angesprochen. Um fast zwei
Drittel ist die 2012 im Böhlau Verlag erschienene Neufassung
angewachsen. Dabei wurde auch der zeitliche Rahmen erweitert, der
Untertitel lautet nun "1150 bis 1550". Das Buch überschreitet damit die
klassischen Epochengrenzen, die in der Erstausgabe zwar eingehalten,
aber bereits in der Einleitung für die Stadtgeschichtsforschung als nur
bedingt geeignet erkannt wurden.

Im Mittelpunkt steht nach wie vor die spätmittelalterliche Stadt im
Sinne des Weberschen Idealtyps, doch war es sicherlich eine angemessene
Entscheidung, das mittelalterliche Städtewesen aus der vermeintlichen
Isolation des Spätmittelalters heraus zu lösen. Mit der größeren
chronologischen Breite gelingt es Isenmann, sowohl die im ersten Band
etwas vernachlässigten Entwicklungsstrukturen der früh- und
hochmittelalterlichen Stadt zu beleuchten als auch die im 16.
Jahrhundert teilweise gravierenden Veränderungen in der
Verfassungsstruktur der Städte zumindest anzusprechen. Eine umfassende
Betrachtung der Städte während der Reformationszeit und die vielen
unterschiedlichen Ausprägungen jener Zeit kann allerdings nur punktuell
erfolgen.

Die Erweiterung des zeitlichen Rahmens wirkt sich auch auf die
inhaltliche Gestaltung aus, allerdings nicht in Form neuer Großkapitel,
sondern in der erweiterten Spannbreite der behandelten Einzelaspekte.
Die Gliederungskriterien der ersten Ausgabe wurden weitgehend
übernommen: Auf eine kurze Einleitung folgen neun thematische Kapitel,
die in kurze Unterkapitel geteilt sind. Um in der Fülle dieser
Einzelaspekte nicht den Überblick zu verlieren, wurde der Neuauflage
eine erste, die thematischen Großkapitel aufführende Inhaltsübersicht
vorangestellt. Das eigentliche Inhaltsverzeichnis folgt dann auf
immerhin 14 Seiten. Ein zehntes Großkapitel wurde angefügt, das gänzlich
dem Überblick über Quellen und Literatur gewidmet ist. Die allgemein
gehaltenen Literaturhinweise - wie schon in der Erstausgabe wurde ein
möglichst schlanker Anmerkungsapparat angestrebt - stehen damit zwar
nach den thematischen Kapiteln geordnet zusammen, bei der Lektüre
einzelner Abschnitte führt dies jedoch teilweise zu etwas aufwändigem
Blättern in dem nicht gerade kleinformatigem Buch. Ein ausführliches
Sach- und Ortsregister rundet wie gewohnt den Band ab.

Es können hier nicht alle Erweiterungen angeführt werden, die
ausführliche Umgestaltung einzelner Themenaspekte soll vielmehr
exemplarisch vorgestellt werden. Die Erläuterung des Bürgerbegriffs kann
hierzu dienen. Kapitel 2 der Erstausgabe umfasste 20 Unterkapitel, wovon
knapp die Hälfte den mittelalterlichen Bürger bereits durch eine
entsprechende Überschrift ins Zentrum rückte. Ausgehend von einer
Definition des Bürgerbegriffs wurden Rechte und Pflichten des
mittelalterlichen Stadtbürgers vorgestellt sowie auf die Grenzen des
Bürgerbegriffs und die stadtansässigen "Nicht-Bürger" verwiesen.
Eingebettet waren diese Überlegungen in das Großkapitel 2 "Die Stadt und
ihr Recht". In der Neuausgabe ist dieses Kapitel nun "Stadtbürger,
Stadtrecht und Stadtverfassung" überschrieben und bringt es auf 63
Unterkapitel. Ausgangspunkt bleiben die gleichen vier aufeinander
bezogenen Aspekte eines rechtshistorischen Stadtbegriffs. Die
Neubearbeitung des Kapitels setzt dann allerdings die Definition des
spätmittelalterlichen Bürgers an den Anfang. Damit wird dieser zentrale
Begriff sofort erklärt und kann danach spezifiziert werden. Dies
geschieht ausführlich mit Erläuterungen zur ursprünglichen Bedeutung des
Haus- und Grundbesitzes (Kap. 2.1.1.2), der Voraussetzungen und
Bedingungen für die Aufnahme in das Bürgerrecht (Kap. 2.1.1.3), der
Formen eines geminderten Bürgerrechts und bürgerrechtliche
Sondervereinbarungen (Kap. 2.1.1.4), der Bürgerrechtspolitik (Kap.
2.1.1.5), aber auch der Aufgabe des Bürgerrechts (Kap. 2.1.1.6). Ähnlich
detailliert werden im nächsten Unterkapitel die Pflichten und Rechte des
Bürgers und die Leistungen der Stadt (Kap. 2.1.2) sowie Sondergruppen im
Bürgerrecht (Kap. 2.1.4) vorgestellt - beide Aspekte wieder in jeweilige
Unterkapitel gegliedert. Den Abschluss bildet ein Kapitel zu den
"Nicht-Bürgern", was an dieser Stelle relativ kurz ausfallen darf. Die
etwas problematische Überschrift "Fluktuierende und asoziale Elemente"
wurde dabei in der Neuauflage gestrichen.

Grundsätzlich ist festzustellen, dass "Die deutsche Stadt im
Mittelalter" allein aufgrund ihres Umfangs einen festen Platz in jedem
Proseminar zur mittelalterlichen Stadt behalten wird. Bereits die
ausgesprochen kleinteilige Inhaltsübersicht macht es zu einem
praktischen Nachschlagewerk. Allerdings geht die thematische Breite nach
wie vor auf Kosten einzelner Artikel. Diese umfassen auch in der
Neuausgabe teilweise nur eine Seite oder wenige Spalten und können dabei
nicht näher auf Forschungstendenzen oder neu erschienene Literatur
eingehen. Auf beckmesserische Kommentare zu einzelnen fehlenden
Literaturhinweise soll an dieser Stelle bewusst verzichtet werden - die
Stadtgeschichtsforschung hat eine Fülle von neuen Titeln hervorgebracht.
Ein Hinweis auf die zahlreichen turns der letzten Jahre sowie auf
mittlerweile viel diskutierte Schlagworte wie beispielsweise
'Öffentlichkeit' oder 'Kommunikation' wäre allerdings dem studentischen
Nutzerkreis entgegen gekommen. Vielleicht hätte ein entsprechendes
Unterkapitel zu neueren Tendenzen der Stadtgeschichtsforschung in der
Einleitung untergebracht werden können. Denn gerade das einleitende
Kapitel hat gegenüber der Erstausgabe deutlich gewonnen durch die
stärkere Berücksichtigung von Diskussionen um Idealtypen und Modelle,
von topografischen Ansätzen aber auch im Hinblick auf die Einbindung der
Stadt in den sie umgebenden Raum. Vor allem der neu hinzu gekommene
Aspekt der zeitgenössischen Versuche einer Wesensbestimmung der Stadt
schlägt den Bogen zwischen der Wahrnehmung mittelalterlicher
Zeitgenossen und der modernen Stadtgeschichtsforschung.

In der Gesamtschau bietet der 'neue Isenmann' nach wie vor ein
detailliertes Grundlagenwerk, das durch seine übersichtliche Gliederung
einen schnellen und fundierten Einstieg in einzelne Aspekte der
spätmittelalterlichen Stadt ermöglicht. So wird er sicherlich trotz
seines Umfangs und des damit verbundenen doch recht hohen Preises
Verbreitung finden. Als Vertreterin einer jüngeren, internet-affinen
Generation hätte sich die Rezensentin vielleicht eine Verbindung mit
digitalen Medien, beispielsweise für Karten oder Abbildungen gewünscht.
Dies ist aber eine Frage, die sich die Verlage stellen müssen und die
keinesfalls dem Autor anzulasten ist.

Anmerkung:
[1] Vgl. dazu Heidrun Ochs: Rezension zu: Hirschmann, Frank G.: Die
Stadt im Mittelalter. München 2009, in: H-Soz-u-Kult, 01.06.2010,
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-2-162>
(13.06.2013).

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Harald Müller <mueller(a)...