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2013/06/08 09:42:23
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Die Juden in Spiesen
Datum 2013/06/08 14:47:01
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] 20 Jahre Auswanderermuseum Oberalben
2013/06/08 09:42:23
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[Regionalforum-Saar] Die Juden in Spiesen
Betreff 2013/06/20 09:17:57
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[Regionalforum-Saar] Ein Vortrag über Auswanderu ngen nach Nordamerika im 18ten und 19ten Jahrhundert
2013/06/08 09:42:23
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[Regionalforum-Saar] Die Juden in Spiesen
Autor 2013/06/08 14:47:01
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] 20 Jahre Auswanderermuseum Oberalben

[Regionalforum-Saar] ein Fernrohr auf den Spichere r Höhen

Date: 2013/06/08 09:44:40
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Guten Morgen,
 
vielleicht verstehen Sie diese etwas verworrene Geschichte, ich hatte etwas Huddel damit herauszufinden, was der Autor mir eigentlich mitteilen wollte.
 
Roland Geiger
 
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heute in der SZ:
 
 

Die spannende Geschichte eines Fernrohrs

Otto Elzer ließ Menschen auf den Spicherer Höhen in die Umgebung schauen und kümmerte sich um ein Grab

Dies ist die Geschichte des Fotografen Otto Elzer, seines Fernrohrs und seiner Freundschaft zur Familie eines Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Das alles hängt irgendwie zusammen, auch wenn man es auf Anhieb nicht erwarten würde.

Von SZ-Mitarbeiter

Manfred Voltmer

Saarbrücken/Spichern. Er war gerade 27 geworden, als ihn am 6.Juni 1940 eine tödliche Kugel traf. Seitdem liegt Volkert König auf dem Soldaten-Friedhof „Spicherer Höhe“ bei Saarbrücken begraben. Ein schlichtes Stein-Kreuz erinnert an ihn. Es ist eines von vielen mit Name, Geburts- und Sterbedatum der Gefallenen, die an der deutsch-französischen Grenze gegen den „Erzfeind“ Frankreich kämpften. Und doch verbirgt sich hinter dem Namen Volkert König ein außergewöhnlicher Mensch. Zumindest nach Überzeugung der Familie von Gertrud Elzer aus Riegelsberg. Die 77-Jährige stellte jetzt die Biografie Königs für eine Veröffentlichung zur Verfügung.

Tiefe Freundschaft

Ihr Vater Otto Elzer aus Altenkessel-Rockershausen, ein überregional bekannter Landschafts-, Städte- und Postkarten-Fotograf, überließ seiner Familie vor seinem Tod alle Unterlagen zu Volkert König. Diese wiederum hatte Elzer von den Eltern des Gefallenen erhalten. 1940 entwickelte sich nach der Bestattung eine tiefe Freundschaft zwischen ihm und der Kieler Familie des Verstorbenen. Denn Otto Elzer kümmerte sich bis zu seinem Tod intensiv um das ihm anvertraute Grab. Stets sorgte er dort für Blumenschmuck.

Das tat er quasi in der Nachbarschaft zu seinem beruflichen Standort auf den Spicherer Höhen. Denn auf der heute noch existierenden Plattform in der Nähe des Gedenkkreuzes bot er seit Anfang der dreißiger Jahre bis 1944 vielen Besuchern seine Dienste an: Er stellte dort sein fast einen Meter langes privates Fernrohr auf und ließ jeden durch die professionelle Optik mit ihrer großen Brennweite schauen – mit weitem Blick in Richtung Hochwald, Saargau und tief in das ab 1940 von den Deutschen besetzte Frankreich hinein. Er tat das meist gegen eine freiwillige Spende oder einen Obolus von höchstens fünf Reichs-Pfennig. Die menschlichen Kontakte waren dem Fotografen dabei am wichtigsten.

Auf diese Weise lernte er auch die Eltern des Gefallenen Volkert König kennen und schätzen. Und vor allem erfuhr Elzer im Lauf der folgenden Wochen und Monate von der außergewöhnlichen literarischen Begabung des allzu früh Verstorbenen. Noch kurz vor seinem Tod hatte der junge Soldat in seinen Notizblock zahlreiche Gedichte und Aphorismen geschrieben – oft abends, wenn er meist todmüde in seinem Feldbett lag, aber trotzdem nicht schlafen konnte und über Gott und die Welt sinnierte.

Einige Beispiele von vielen, festgehalten auf mehr als hundert Seiten:

Es ist oft leichter, an Gott zu glauben als an sich selbst. 

Ich hasse das Mittelmäßige so, weil ich es fürchte.

Im Leben der Menschen wie der Völker ist nichts gänzlich neu, geschweige denn ewig.

Wir scheitern niemals am Leben, sondern stets nur an uns selbst.

Nicht das Leben ist kompliziert, die Menschen machen es erst so.

Wer an sich zweifelt und um sein eigenes Ich ringt, ist deshalb noch kein Missetäter oder Verlorener.

Lieben heißt hoffen, harren, zweifeln und doch immer wieder glücklich sein!

 Gertrud Elzer denkt jetzt daran, das gesamte literarische Werk von Volkert König zu veröffentlichen. Damit bekomme der für die meisten Besucher nichtssagende Name auf dem Steinkreuz endlich ein Gesicht. Das sei sie auch ihrem Vater schuldig, der immer so ehrfurchtsvoll von dem jungen Gefallenen und seinen äußerst sympathischen Eltern sprach, meint sie.

Und was wurde aus dem Fernrohr, das im Grunde genommen den Kontakt zu Volkert Königs Eltern hergestellt hatte? Otto Elzer starb am 1. Mai 1945 - wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Für seine Frau Rosa Maria, die zwar sein Hobby teilte, war es aber aus naheliegenden Gründen nicht mehr möglich, sich als Deutsche mit dem Profi-Fernrohr auf die Spicherer Höhen zu stellen. Bis zum Durchbruch zu einer wahren deutsch-französischen Freundschaft sollten noch einige Jahre ins Land gehen.

Aber Otto Elzers Frau hatte wohl einen, wie sich herausstellen sollte, guten Plan, zumal ihre Familie – wie viele andere auch – nach dem Krieg materielle Sorgen plagten: Warum sollte das teure Fernrohr nicht verkauft werden und zum Beispiel auf dem Straßburger Münster stehen – mit Fernblick auf die Vogesen und in den Schwarzwald und abermals an einer deutsch-französischen Grenze? Ein pragmatischer Plan mit Symbol-Charakter. Die Kirchenverwaltung in Straßburg ließ sich das attraktive Angebot nicht zwei Mal unterbreiten. Denn durch die Kriegsfolgen waren solche professionellen Fernrohre im Handel kaum mehr zu bekommen. Die Elzers wurden daher sehr schnell handelseinig mit den Elsässern, und sie konnten ein für die damalige Zeit erkleckliches Sümmchen für die Familien-Mitglieder mit nach Hause ins Saarland bringen.

Gute Dienste geleistet

Otto Elzers Fernrohr leistete danach noch mehr als 30 Jahre gute Dienste auf der Plattform des Straßburger Münsters. Zehntausende Touristen konnten bis in die achtziger Jahre mit dem saarländischen Fernrohr die Schönheiten des Elsass aus luftiger Höhe genießen. Und mit den lukrativen Einnahmen hatten die Kirchen-Oberen schon bald den Verkaufspreis von Familie Elzer wieder heraus.

Den Kriegsgefallenen Volkert König, der übrigens in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, dürfte die bemerkenswerte Fernrohr-Geschichte sicher zum Staunen und vielleicht sogar zum Schmunzeln gebracht haben, wenn er denn davon erfahren hätte.