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2013/06/01 09:55:55
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Das St. Wendeler Land und seine Kulturgeschichte
Datum 2013/06/04 00:45:47
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Die Ahnenprobe in der Vormode rne. Selektion - Initiation - Repräsentation
2013/06/17 23:37:06
anneliese.schumacher(a)t-online.de
Re: [Regionalforum-Saar] am Wochenende auf Burg Lichtenberg (2)
Betreff 2013/06/21 12:40:41
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] bitte keine Anhänge senden
2013/06/01 09:55:55
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Das St. Wendeler Land und seine Kulturgeschichte
Autor 2013/06/04 00:45:47
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Die Ahnenprobe in der Vormode rne. Selektion - Initiation - Repräsentation

[Regionalforum-Saar] Archäologiepark Bliesbruck- Reinheim

Date: 2013/06/01 09:58:55
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heute in der SZ:
 
 

Die Saar-Lor-Kulturwurzeln

Neue Ausstellungen, neues Design: der Archäologiepark Bliesbruck-Reinheim

Erstmals steht der gesamte Europäische Kulturpark unter einem Thema: In diesem Sommer zeigt man dort all das, was seit über 60 Jahren im Bliesgau an saarländisch-lothringischen Kultur-Wurzeln „ausgegraben“ wurde. Gestern Abend war Eröffnung.

Von SZ-Redakteurin Cathrin Elss-Seringhaus

Bliesbruck-Reinheim. Man schätzt sie, die alljährlichen Sonderausstellungen der Franzosen im Sommer. Die spektakulärste sah man 2007, zu Pompeji. Für 2013 war in Bliesbruck eine Schau zu den Bestattungsriten von der Bronzezeit bis zu den Merowingern angekündigt. Doch was von diesem Wochenende an im deutsch-französischen Archäologie-Park gezeigt wird, ist sogar mehr als das, was der nun gewählte Titel verspricht: „2500 Jahre gemeinsame Geschichte im Saarland und in Lothringen“. Erstmals werden im Kulturpark Reinheim-Bliesbruck nämlich die Leistungen der Archäologen dokumentiert, die das grenzüberschreitende Projekt überhaupt erst ermöglichten. Das EU-Projekt „Interreg 4a Blesa“ finanziert eine Gesamtschau aller keltischen und gallo-römischen Grabungs-Funde im Bliesgau. Das Panorama reicht bis ins Frühmittelalter (700 n. Chr.) Was man bisher als spektakuläre Einzel-Entdeckung wahrnahm – sei es das Grab der Kelten-Fürstin von Reinheim, das man im Park schon länger am Original-Fundort besichtigen kann, sei es das 2005 entdeckte ungewöhnliche Kinder-Doppelgrab – all dies fügt sich jetzt in ein Ganzes. 500 Exponate, von denen ein Großteil noch nie ausgestellt war, hat man zusammengeführt. Grenzüberschreitend, verteilt auf mehrere Standorte.

Ungelöste Rätsel

Im Museum Jean Schaub in Reinheim wird die 1600 Jahre dauernde, ununterbrochene Siedlungs-Geschichte des Bliesgaus aufgefächert und damit die These von der Ausnahme-Stellung dieses landschaftlich privilegierten Ortes gestützt. Hier weckt insbesondere ein spätkeltisches Rund-Heiligtum die Neugier, denn dazu gibt es in ganz Mitteleuropa keine Parallele. Ungelöste Rätsel gehören zur Archäologie. Auch die unbeantwortete Frage, warum es bei den Todes-Ritualen seit der Bronzezeit einen stetigen Wechsel zwischen Körper- und Brand-Bestattungen gibt. Diesen Ausstellungsteil findet man im Ausstellungszentrum Bliesbruck – man sollte ihn keinesfalls verpassen. Dort wurden alle wichtigen Bliesgau-Gräber rekonstruiert. Die merkwürdige Aura, die eine solche „Totenstadt“ besitzt, lässt sich kaum erklären. Besonders gepackt fühlt man sich von den Pferde- und Hundeskeletten des merowingischen Tiergrabes (7. Jhd. n. Chr.) Heidnische Bräuche in einem damals schon christianisierten Gebiet? Und: Wie reich muss der Adlige gewesen sein, dem man dieses Opfer mitgab, wenn man davon ausgehen kann, dass der Wert eines Pferdes zur damaligen Zeit der von drei Ferraris entspricht? Der Frankenkönig selbst hatte „nur“ 24 Pferde. Will man ein Vergleichsbild entwickeln vom Hier und Heute mit dem Damals der „Gallier“, dann ist ebenfalls das Ausstellungszentrum in Bliesbruck der beste Ort. Dort erfährt man viel über das Alltagsleben in der römischen Kleinsiedlung (Vicus), zu dem es bisher keine Dauerausstellung gab: Wohnen mit Korbmöbeln oder Bäcker-Kultur. Die oft recht spärlichen Fundstücke wurden in digitale Bilder „übersetzt“ und ergeben ein dann doch sehr aufschlussreiches Panorama.

Für die erste Gesamt-Bespielung des Parks hat man eine gänzlich neue, poppig-bunte, allerdings auch recht schlichte Ausstellungsarchitektur entwickelt. Das ist gewöhnungsbedürftig, andererseits erfrischend. Zudem wurde das zehn Hektar (!) große Areal einem „Relaunch“ unterzogen. Endlich gibt es ein Leitsystem, das dem Einzelbesucher einen Marsch auf eigene Faust ermöglicht. Auch wurde in einem rekonstruierten römischen Gebäude eine „Taverne“ eröffnet, die eine stimmungsvolle Rast ermöglicht. Im Obergeschoss werden erstmals Funde aus der Villa aus dem 1. bis 4. Jhd. n.Chr. gezeigt, die einem „Onassis“ der Großregion gehörte – einem „romanisierten“ Kelten. In Sichtweite entfernt liegen die schwer lesbaren Ruinen des Landschlosses im Boden; die neue Ausstellung leistet ein Stück Verlebendigung.

Fazit: Für sich genommen sind die Neu-Präsentationen nicht außerordentlich, doch der Ort ist es. Die räumliche Dichte, in der sich in Bliesbruck-Reinheim keltische, gallische, römische und germanische Wurzeln finden – das ist die eigentliche „Sensation“.

Meinung

Europa ist nicht nur ein Wort

Von SZ-Redakteurin Cathrin Elss-Seringhaus

Der Kulturpark hat nicht nur sein Gesicht gewandelt, er wirkt durchgestaltet und modernisiert. Erstmals tritt er auch als ein nicht mehr getrennt bespieltes, sondern als homogenes Freilicht-Museum auf. Endlich kann Bliesbruck-Reinheim seinen Hauptvorzug voll ausspielen, das, was ihn von Perl-Borg oder vom Römermuseum in Homburg unterscheidet: die einzigartige Lage. Durch den Park verläuft die Grenze zwischen Frankreich und der Bundesrepublik – und man vergisst sie. So fühlt sich also das an, was Politiker mit der „Großregion“ meinen. Es fühlt sich prima an.

Auf einen Blick

Der Kulturpark hat zwei Eingänge, einen auf französischer Seite in Bliesbruck (1, rue Robert Schumann) und einen in Gersheim-Reinheim (Robert-Schumann-Straße 2). Geöffnet bis 15. November täglich, zehn bis 18 Uhr; Infos/Telefon: 0 68 43 / 90 02 11; www.europaeischer-kulturpark.de. Der Eintritt kostet fünf Euro und umfasst die gesamte Anlage. Kinder bis 16 Jahre: Eintritt frei. Am Eröffnungswochenende (1./2. Juni) gibt es kostenlose Führungen. Auf Grund eines Radrennens kann es am 2. Juni zu Umwegen kommen. ce