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2013/03/20 12:52:23 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] ein Brief nach Amerika von 1947 |
Datum | 2013/03/27 10:33:53 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Kirche als Baustelle |
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Betreff | 2013/03/16 09:49:31 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] alte Balken und die Fantasien der Saarbrücker Zeitung |
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2013/03/20 12:52:23 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] ein Brief nach Amerika von 1947 |
Autor | 2013/03/27 10:33:53 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Kirche als Baustelle |
Date: 2013/03/24 23:38:29
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...
Salü,
diesen Text hab ich vor einiger Zeit im Landeshauptarchiv Koblenz kopiert,
er betrifft das sog. alte Rathaus in St. Wendel. Zum besseren Verständnis habe
ich ihn in neueres Deutsch übertragen.
Dem einleitenden Vertrag von 1763 folgt eine genaue Beschreibung der
Baumaßnahmen bei der Errichtung des Nachfolgebaus - des heutigen alten Rathauses
- im Jahre 1791. Darin wird auf einen Riß Bezug genommen, der heute wohl leider
nicht mehr existiert. Sehr schade.
Mit
freundlichem Gruß
Roland Geiger ------------------------
Nachdem er sich am 15. Juni mit den Beamten seiner Hofrentkammer beraten hatte, erließ der Trierer Kurfürst am 20. Juni in Ehrenbreitstein einen schriftlichen Befehl. Darin wurden der Hofrat Eschermann und der Kammerrat Carove angewiesen, nach St. Wendel zu reisen und das sogenannte Rathaus für die Kurfürstliche Hofrentkammer zu requirieren. Die beiden Kommissare machten sich auf den Weg und stellten am 1. August fest, daß das St. Wendeler Rathaus, daß der damalige Trierer Kurfürst im Jahre 1440 „auf St. Lucas des Evangelisten Tag“ der St. Wendeler Pfarrkirche zur Unterbringung ihrer Pilger und fremder Krämer geschenkt hatte, im schwedischen und nochmal im französischen Krieg gegen Ende des vorigen Jahrhunderts (d.h. des 17ten) zusammen mit den pfälzischen Ortschaften bis auf seine vier Mauern heruntergebrannt und so ruiniert worden war, daß die Kirche danach keine Hoffnung zu haben brauchte, es je wieder benutzen zu können. Am 28. Juli 1722 erklärten die Kirchenvorsteher gegenüber einer Kurfürstlichen Kommission, auf alle Rechte an dieser alten Ruine zu verzichten, wenn man sie zu einem kurfürstlichen Speicher und Rathaus umbauen würde. Wie man aus den St. Wendeler Amtskriegsrechnungen ersehen kann, wurde das alte Gemäuer auf feindliche (französische) Anordnung in den Jahren 1734 und 1735 zu einem französischen Kriegs- und Versorgungsmagazin umgebaut und mit einem neuen Dach versehen, worauf schließlich der hiesige kurfürstliche Beamte, Herr Hofrat von Hame, auf eigene Kosten im Gebäude einen Speicher für die kurfürstlichen Früchte einrichten und bis vor einigen Jahren auch bewachen ließ. Angesichts des neuen Dachs begann die hiesige Bürgerschaft, sich um die unteren Stockwerke zu kümmern, die sie verpachtete. Die Pfarrkirche – obwohl durch den Schenkungsvertrag von 1440 immer noch Eigentümerin des Gebäudes – blieb außen vor und hatte keinen Nutzen am Gebäude. Deshalb traten die beiden kurfürstlichen Räte mit dem hiesigen Herrn Pastor Henrich Joseph Braun und den Kirchenvorstehern in Verhandlungen, und man kam überein, daß die Kirche zu St. Wendel alle ihre Rechte am Gebäude, wie sie im Schenkungsvertrag von 1440 festgehalten waren und bis 1735 noch wahrgenommen wurden, der kurfürstlichen Hofrentkammer wieder zurückübertragen wurden – mit Ausnahme der Standgelder „um den plaZ der Kirchen“ und aller ihr außerhalb des Gebäudes zustehenden Gefälle. Als Ausgleich versprach die kurfürstliche Hofrentkammer der Kirche einen Grundzins von 4 Malter Korn, der an Martini Episcop aus hiesigen Kellereybeständen zu entrichten war (der erste Zins wurde im Jahre 1764 fällig). Sofern der Kurfürst diesen Vertrag genehmigen würde, sollte der Grundzins mit einem Gegenwert von 50 rheinischen Gulden der Kirchenorgel zu Gute kommen. Außerdem wurde vereinbart, daß der Kurfürst diese jährliche Leistung über kurz oder lang mit einer einmaligen Zahlung von 300 Gulden in bar ablösen konnte. Und ebenso, wie die Kirche der kurfürstlichen Hofrentkammer das Gebäude ohne darauf haftende Beschwerden übergab, so überließ sie es der Hofrentkammer, Ansprüche Dritter wegen seit 1734 darauf verwendeter Baukosten ohne Zutun der Pfarrkirche abzuwickeln. Geschehen zu St. Wendel am 20ten Augusti 1763 und zur Beurkundung von den Kontrahenten und Zeugen unterschrieben. Henricus Josephus Braun, pastor ad sti wendel, für sich und seine Schöffen Sebastian Demuth, Sendschöffe Jacob Pistor, Sendschöffe Christian Blum Sendschöffe C. Wilquin Send- und Kirchenschöffe, zur Zeit auch Kirchenpfleger F:E: von Hame, primarius ecclesiae provisor J.C. Eschermann als Churf. Commissarius CCCarove alß E. Churfürst. Cimmissarius Stephanus Schöenes Rector Hospitalis Cusani, et Co-Patronus Ecclesiae in Sto Wendalino M. Reulandt testis
(Quelle: Landeshauptarchiv Koblenz, 1 C 7542) |