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2013/03/04 10:26:22
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Die Judenverfolgung als " öffentliches Geheimnis"
Datum 2013/03/07 22:47:47
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[Regionalforum-Saar] M. Wrede: Ohne Furcht und Tadel
2013/03/04 10:26:22
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[Regionalforum-Saar] Die Judenverfolgung als " öffentliches Geheimnis"
Betreff 2013/03/20 12:52:23
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[Regionalforum-Saar] ein Brief nach Amerika von 1947
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[Regionalforum-Saar] Die Judenverfolgung als " öffentliches Geheimnis"
Autor 2013/03/07 22:47:47
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[Regionalforum-Saar] M. Wrede: Ohne Furcht und Tadel

[Regionalforum-Saar] Die Ruhe vor dem Sturm

Date: 2013/03/04 10:27:33
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Vortrag über das Leben in St. Wendel im 18. Jahrhundert

Über das Leben in St. Wendel im 18. Jahrhundert sprach Bernhard W. Planz im Mia-Münster-Haus. Sein Vortrag war der zweite Teil einer Reihe, die auf die historischen Beziehungen zwischen St. Wendel und Frankreich zurückblickt.

St. Wendel. Es war ein vergleichsweise ruhiges Jahrhundert für St. Wendel, nachdem das vorherige – das 17. – Krieg, Leid und Hunger über das Land gebracht hatte. Doch so ganz ruhig blieb es doch nicht. Über dieses 18. Jahrhundert referierte der Geschichtslehrer Bernhard W. Planz im St. Wendeler Mia-Münster-Haus. Sein Vortrag war der zweite Teil der Reihe der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land, die die Beziehungen St. Wendels zu Frankreich in den vergangenen 400 Jahren beleuchtet. Anlass ist das deutsch-französische Jubiläumsjahr, das an die Unterzeichnung des Élysée-Vertrages vor 50 Jahren erinnert.

Planz eröffnete seinen knapp 60 Zuhörern, er wolle die Entwicklung der Stadt im 18. Jahrhundert bis zum Vorabend der Französischen Revolution betrachten: „Während dieser Zeit stand glücklicherweise mehr der Alltag städtischen Lebens im Mittelpunkt als der Krieg.“ Frankreich gewann im St. Wendeler Bürgertum zunehmend eine neue Bedeutung: Das Land wurde nicht mehr mit kriegerischen Ereignissen, sondern mit Kunst, Kultur und dem aufklärerischen Gedanken in Verbindung gebracht. Planz: „Die französische Sprache wurde auch im St. Wendeler Bürgertum zur Bildungssprache.“ Dennoch: Kriege wurden in Europa auch während dieser Zeit geführt, und auch St. Wendel war betroffen, wurde von fremden Truppen besetzt, musste Abgaben leisten.

Pest und Hunger schwächten die Stadt, die als Exklave weiterhin – oder wieder – zu Kurtrier gehörte. Pläne des Kurfürsten, St. Wendel als Pfand- oder Tauschobjekt zu benutzen, zerschlugen sich. Unterdessen wuchs die Stadt: Waren es 1712 etwa 750, so stieg die Einwohnerzahl bis 1789 auf rund 1300.

Der Siedlungsbereich weitete sich ebenso aus. Planz: „Die Hauptstraßen waren bereits gepflastert, jedoch – wie die Nebenstraßen – vielfach verunreinigt und mit Misthaufen übersät.“ Denn St. Wendel war eine Ackerbürgerstadt: Die Einwohner betätigten sich oft gleichzeitig in Handwerk und Landwirtschaft. „Und zwar innerhalb der Stadt durch Viehhaltung und Vorratslagerung, außerhalb durch Gemüse-, Obst- und Getreideanbau,“ erklärte Planz. Zudem war St. Wendel ein wichtiger Durchgangspunkt von Trier nach Straßburg und von den Österreichischen Niederlanden nach Wien.

Wirtschaftlich dominierte die Textil- und Lederverarbeitung. Sozial machte der Referent für das 18. Jahrhundert drei Schichten aus: die wenigen wohlhabenden Handelskaufleute und Handwerksmeister, die vielen traditionellen Handwerksmeister und Gewerbetreibenden und schließlich die schnell wachsende Schicht der abhängigen Lohnarbeiter, die häufig in trostloser Armut lebten.

„Es waren die Jahrzehnte des vorindustriellen Pauperismus, die erst mit der später einsetzenden Industrialisierung ein Ende fanden“, verdeutlichte Planz. Die armen Schlucker hausten im Bereich des alten Grabens und der Hospitalstraße, während die Wohlhabenden östlich und westlich der katholischen Pfarrkirche wohnten.

Verstand und Toleranz

Währenddessen machte auch die Aufklärung, diese philosophische Denkrichtung, die auf Verstand und Toleranz setzte, vor den Toren der Stadt nicht halt. Die ersten Protestanten durften im tiefkatholischen St. Wendel siedeln. Auch Religionskritik war hier und da zaghaft zu vernehmen.

Somit zeigte sich die Stadt am Ende des 18. Jahrhunderts, kurz vor der Französischen Revolution, in mancherlei Widersprüchen. Planz: „Das Leben war nach wie vor geprägt von jahrhundertealten Traditionen, gleichzeitig wurde aber erstmals das Überkommene in Frage gestellt.“ Allerdings sei diese kritische Haltung eher eine Sache von Einzelnen gewesen. lk

Und dann gingen die Franzosen 1789 auf die Barrikaden und rebellierten gegen die alte Ordnung. Welche Auswirkungen dies auf St. Wendel hatte, und wie das Verhältnis zwischen Frankreich und St. Wendel im 19. Jahrhundert war, darüber wird Bernhard Planz am Dienstag, 5. März, im Mia-Münster-Haus sprechen. Beginn: 19 Uhr.