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2013/02/25 12:11:09
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Seminar "Vertiefende Familienforschung" am 20. u. 21. April 2013
Datum 2013/02/25 12:27:22
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] 7. März: Vortrag über die Bierfelder Hubertushütte
2013/02/21 14:37:55
Roland Geiger
Re: [Regionalforum-Saar] St. Wendel im Zeitalter des Absurdismus und der Reformationskriege
Betreff 2013/02/26 09:15:19
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[Regionalforum-Saar] Umlaute kreieren
2013/02/25 12:11:09
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[Regionalforum-Saar] Seminar "Vertiefende Familienforschung" am 20. u. 21. April 2013
Autor 2013/02/25 12:27:22
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[Regionalforum-Saar] 7. März: Vortrag über die Bierfelder Hubertushütte

[Regionalforum-Saar] Söldner, brennende Stadt und Sonnenkönig

Date: 2013/02/25 12:25:52
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heute in der SZ:
 
 

Söldner, brennende Stadt und Sonnenkönig

Referat beleuchtet die schwierige Situation des St. Wendeler Landes im 17. Jahrhundert

Zu Frankreich und St. Wendel in vier Jahrhunderten veranstaltet die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land vier Vorträge. Über das 17. Jahrhundert referierte nun Gerd Schmidt im Mia-Münster-Haus.

Von SZ-Mitarbeiter Lukas Kowol

St. Wendel. „Und es kamen nun die Soldaten in der finsteren Nacht wie die Teufel und höllischen Furien.“ Ein unbekannter Zeitgenosse schildert mit diesen Worten, wie am 2. Februar 1677 die Stadt St. Wendel in Brand gesteckt wurde – auf französischen Befehl. Ein äußerst finsteres Kapitel der Stadt, eine finstere Zeit voller Blutvergießen und Leid. Über St. Wendel in den Kriegen des 17. Jahrhunderts und über die Beziehungen Frankreichs zu der Stadt informierte der Heimatforscher Gerd Schmitt im St. Wendeler Mia-Münster-Haus. Es war der Auftakt einer Vortragsreihe der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land (Kulani) zu St. Wendel und Frankreich. Anlass ist das deutsch-französische Jahr – 50 Jahre nach Unterzeichnung des Elysée-Vertrages, der als Grundstein der Freundschaft zwischen beiden Staaten gilt.

Der Frieden hielt nicht lange

„St. Wendel lag in einer politischen Kampfzone, in der sich Konflikte und Spannungen entluden“, eröffnete Schmitt den über 40 Zuhörern. Beispielhaft erläuterte er dies am Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648), der das St. Wendeler Land, wie so viele europäische Landstriche, verwüstete. Der Augsburger Religionsfriede von 1555 versuchte notdürftig, eine friedliche Koexistenz zwischen Katholizismus und Luthertum zu sichern. Denn nach der Reformation war die europäische Christenheit gespalten. „Wessen Gebiet, dessen Religion“ wurde zur Einigungsformel in Augsburg. Doch friedlich blieb es nicht, denn beide Parteien trachteten danach, über die jeweils andere zu triumphieren. Bündnisse mussten her.

1608 gründete sich die protestantische Union, ein Jahr darauf die katholische Liga. Liga-Mitgründer war der Erzbischof von Trier – und St. Wendel war kurtrierisch. „Ab 1610 bereitete sich auch unsere Stadt, so gut es ging, auf die drohende Kriegsgefahr vor“, sagte Schmitt. Mit dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und der nassauischen Grafschaft Ottweiler hatte man immerhin zwei protestantische Territorien zum Nachbarn. 1618 entlud sich die Spannung und der Dreißigjährige Krieg begann. Hin und her zogen Söldnerbanden, raubten und mordeten, die Nahrung wurde knapp und die Pest wütete. Auch im St. Wendeler Land. Schmitt: „Die Stadt stand allein und versuchte, mit allen Kriegsmächten zurechtzukommen.“ Das heißt: Möglichst gut zwischen den Besatzern lavieren und die Zerstörung der Stadt verhindern. 1635 etwa gab es den höchsten Wein- und Bierumsatz in der Stadt. „Aber nicht, weil die Bürger ihre Not in Alkohol ertränkten. Der Großteil ging an die Kommandeure der in und um die Stadt lagernden Soldaten“, erklärte Schmitt. Darunter auch Franzosen. Denn Frankreich beteiligte sich ebenfalls am blutigen Kräfteringen, das politisches Machtgehabe und kein Religionskonflikt mehr war. 1648 schließlich herrschte offiziell Frieden. Doch das Jahrhundert war gerade mal zur Hälfte vorbei, die vorhandene Not sollte weitergehen.

1661 kam Ludwig XIV. in Frankreich an die Macht, der im Laufe seiner Regierungszeit unaufhörlich Eroberungskriege führte. Der Rhein sollte die Grenze nach Osten sein. Und nach Osten lag St. Wendel. Abermals dröhnte Schlachtenlärm in Europa, 1677 stand St. Wendel in Flammen, das Umland war verwüstet. Der Zweck dieser Aktion: „Die rheinwärts gelegenen Gebiete sollten zerstört werden, um dahinter einen französischen Festungsgürtel zu errichten.“ Zeuge dieses Vorhabens ist die Stadt Saarlouis mit ihrem Festungswall. Ludwig XIV., der Sonnenkönig, hatte noch eine weitere Idee in petto: Er erhob Anspruch auf alle Gebiete, die irgendwann einmal mit französischen Territorien rechtlich verbunden waren. St. Wendel gehörte einst zu Metz, wurde nun 1680 französisch. Diese Phase hatte auch Vorteile. Schmitt: „Die Leibeigenschaft wurde aufgehoben, Frondienste vermindert, Zollschranken entfielen.“ Doch zahllose Truppendurchzüge belasteten die Region. 1697 schließlich, im Frieden von Rijswijk, war die französische Zeit St. Wendels vorerst vorbei. Das Jahrhundert neigte sich seinem Ende zu, doch die Beziehungen zwischen Frankreich und St. Wendel gingen weiter.

Bernhard Planz erläutert am Mittwoch, 27. Februar, um 19 Uhr im Mia-Münster-Haus, wie es weiterging. Sein Thema lautet dann: St. Wendel im Zeitalter der Aufklärung und der Französischen Revolution.