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Autor 2012/09/23 17:29:57
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[Regionalforum-Saar] Leben in einer Zeit des Umbruchs

Date: 2012/09/21 12:34:47
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heute in der SZ:

Leben in einer Zeit des Umbruchs

Vortrag über „den letzten Ritter“ Franz von Sickingen in der St. Wendeler Stadt- und Kreisbibliothek

Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Uni des Saarlandes, Hans-Joachim Kühn, hat in der St. Wendeler Stadt- und Kreisbibliothek über das Leben Franz von Sickingens gesprochen. Er trug den Beinamen „Der letzte Ritter“.

Von SZ-Mitarbeiter Lukas Kowol

St. Wendel. Nicht nur Kaiser Maximilian I. (1459-1519) erhielt den Beinamen „Der letzte Ritter“. Auch seinem Zeitgenossen Franz von Sickingen wurde dieser inoffizielle Titel verliehen. Über diesen kriegerischen Ritter, der sich auch in die St. Wendeler Stadtgeschichte eingeschrieben hat, sprach Hans-Joachim Kühn in der Stadt- und Kreisbibliothek. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität des Saarlandes referierte vor knapp 50 Zuhörern über das Leben Franz von Sickingens.

„Ohne zeitgenössische, erzählende Quellen können wir uns kein vollständiges Bild über diesen letzten Ritter machen“, eröffnete Kühn. Daher stützte er sich auch auf Chroniken und Memoiren aus der Zeit Sickingens. Zudem habe sein Name in einigen Gegenden noch viele Jahre nach seinem Tod in die Erinnerung eingebrannt, auch in Liedern. Denn der Ritter war ein leidenschaftlicher Fehdenführer.

Kühn: „Sickingen lebte in einer Zeit des Umbruchs. Städte übernahmen zunehmend die Macht, Ritter verlor an Bedeutung.“ Der Ritterstand wurde immer mehr von Landesherren abhängig, verarmte. Gegen diese Entwicklung stemmte sich Sickingen.

„Relikt aus dem Mittelalter“

„Sein Mittel waren Fehden. Ein Relikt aus dem Mittelalter, in seiner Zeit antiquiert“, erläuterte Kühn. Diese Art, Rechtsbrüche – berechtigt oder nicht – zu verfolgen, erforderte ein Heer und war durch bestimmte Merkmale wie Fehdenbriefe geprägt. Kühn: „Sickingen nutzte Rechtsverletzungen als Anlass, sich als Freiheitskämpfer für die Gerechtigkeit darzustellen.“ Und ließ sich dafür bezahlen.

Eine Fehde gegen Kurtrier führte zu seinem Ende. Dabei spielte zu Beginn auch St. Wendel eine Rolle. In einem Manifest an die Trierer Bevölkerung verkündete Sickingen, er wolle sie „von dem schweren antichristlichen Gesetz der Pfaffen erlösen und sie zur evangelischen Freiheit bringen.“ Denn Sickingen war Anhänger der Reformation. Doch auch ein persönlicher Zwist mit dem Kurfürst und Erzbischof von Trier, Richard von Greiffenklau zu Vollrads, führte zu Sickingens letztem Feldzug.

Ende August 1522 setzte sich das Heer in Bewegung, mit Sickingen an der Spitze als Führer einer rheinisch-schwäbischen Ritterschaft. Das kurtrierische Blieskastel wurde belagert und erobert. Das nächste Etappenziel: St. Wendel, ebenfalls kurtrierisch. Kühn: „Am 1. September stand er vor den Mauern der Stadt. Am nächsten Tag begann der Beschuss. Tags drauf nahm er die Stadt ein.“ Eine Inschrift an der Basilika erinnert an diesen Sturm, 1853 von Johannes Demuth gemacht. Der Künstler mauerte noch eine Kugel daneben ein, die den Beschuss symbolisiert. Sickingen nahm alle kurtrierischen Adeligen in der Stadt gefangen und ließ eine Garnison in St. Wendel zurück.

Der Zug ging weiter, über Saarburg bis vor Trier. Diese Stadt konnte Sickingen nicht knacken. Nach sechs Tagen brach er die Belagerung ab. Der Gegenschlag seiner Feinde, einer Fürstenkoalition, folgte. Sickingen zog sich auf seine Burg Nanstein bei Landstuhl zurück, wurde dort belagert. Kühn: „Nach drei Tagen ist das Bollwerk Nanstein gefallen. Eine Kanonenkugel schlug in der Nähe Sickingens ein, Holzsplitter verletzten ihn lebensgefährlich.“ An den Folgen dieser Verletzung starb der letzte Ritter am 7. Mai 1523. „Sickingen ist gescheitert. Er konnte den Untergang des Rittertums nicht aufhalten“, fasste Kühn zusammen. Im kollektiven Bewusstsein der Landbevölkerung habe er sich noch lange gehalten, nicht selten als Freiheitsritter – obwohl er mit seinen Fehden viel Leid über die Bewohner gebracht hatte. Foto: lk