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[Regionalforum-Saar] Trotz Sonnenbrille fast wie im Mittelalter
Datum 2012/09/04 18:24:07
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[Regionalforum-Saar] die Ritter sind weg, die Ausstellung bleibt noch
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Autor 2012/09/04 18:24:07
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[Regionalforum-Saar] blutende Finger und die geleb te Archäologie

Date: 2012/09/04 09:34:46
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

heute in der SZ:
 

Der Kaiser wäre stolz gewesen

Blutende Finger und strahlende Sieger bei St. Wendeler Ritterturnier

Von SZ-Mitarbeiter Lukas Kowol

Ritterturnier zu St. WendelEin Experiment sollte es sein: ein Turnier mit Bedingungen und Regeln wie vor 500 Jahren. 12 300 Zuschauer kamen, um die besten Ritter der Welt zu sehen. Diese wiederum zogen aus Schmerzen Konsequenzen für ihre gelebte Archäologie. Am Ende waren es Vier gegen Einen. Doch der Eine hatte einen Trumpf in der Hinterhand: Joram van Essen. Die dritte und letzte Melée, der Massenkampf zu Pferde, des St. Wendeler Ritterturniers, erregte die Zuschauer. Burgunder gegen Kaiserliche: Vier Kämpfer auf jeder Seite traten an, um mit gezielten Kolben- und Schwertschlägen das gegnerische Team zu besiegen. Nach zwei Treffern aus verschiedenen Richtungen musste der Geschlagene das Feld räumen. Schnell dezimierten die Burgunder den Gegner, bis nur noch der Norweger Per Estein Prøis-Røhjell in seiner Rüstung übrigblieb. Regelgemäß hatte er einen Knappen an seiner Seite, der zwar nicht angegriffen werden, durch reiterliches Geschick jedoch seine Teammitglieder vor den Gegnern schützen konnte. Am Sonntag übernahm van Essen diesen Part, da er sich beim Tjost verletzte. Der temporäre Knappe zeigte Einsatz, drängte die Gegner ab, ritt schützend neben Prøis-Røhjell. „Der Mann war einfach unglaublich“, urteilte der Norweger nach der Melée.

Van Essen, gebürtiger Neuseeländer, begeisterte drei Tage lang mit seinem ritterlichen Können die über 12 000 Besucher. Am Sonntagabend, nach dem Turnier, hielt er sich die Hand. Seine frisch genähte Wunde war aufgeplatzt. Dennoch war er glücklich: „Das war das beste Turnier, an dem ich jemals teilgenommen habe.“ Glücklich war er auch, weil er die Gesamtwertung gewonnen hatte. Sein Preis: das Schwert von St. Wendel, von englischen Waffenschmieden eigens hergestellt.

Auch Arne Koets, einer der Ritter und maßgeblich an der Organisation des Turniers beteiligt, strahlte, trotz dreier anstrengender Tage im Sattel: „Ich glaube, die Leute waren begeistert, und ich bin es auch. Ich freue mich, dass die Stadt uns so etwas ermöglich hat.“ Dazu gehören auch die zahlreichen Schausteller und Gruppen, die für mittelalterliches Flair sorgten. Alles zu Ehren des Kaisers Maximillian I., der vor 500 Jahren St. Wendel besuchte.

Ein Wehrmutstropfen: Neben van Essen wurde auch Tobias Capwell durch die Lanze des Gegners verletzt. Koets: „Bei jedem Turnier lernen wir dazu. Nun wissen wir, dass an die Lanzen Brechscheiben gehören, um die Hände zu schützen.“ Jeder Kampf, ob mit Lanzen oder Knüppeln, werde analysiert. Das Ziel: so nah wie möglich an die Turniere, wie sie vor 500 Jahren stattfanden, heranzukommen. Daher waren die Tjoster und ihre Pferde mit Kameras ausgestattet. Um es beim nächsten Mal besser zu machen. Und um blutende Finger zu verhindern.

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Leider fehlt bei diesem Artikel, den ich wie immer aus dem Archiv der SZ entnommen habe, das Beste, nämlich die Überschrift über der Überschrift. Dort steht in grauem Kasten:

"Ritterturnier zu St. Wendel (.) Ein Experiment sollte es sein: ein Turnier mit Bedingungen und Regeln wie vor 500 Jahren. 12 300 Zuschauer kamen, um die besten Ritter der Welt zu sehen. Diese wiederum zogen aus Schmerzen Konsequenzen für ihre gelebte Archäologie."

Ich finde, mit diesen paar Zeilen hat sich die SZ mal wieder selbst übertroffen.

Ich weiß zwar nicht, welche Konsequenzen gemeint sind. Van Essen ist nach dem Krankenhausbesuch wieder aufgestiegen, worauf prompt seine frisch genähte Wunde wieder aufgeplatzt ist. Konsequent, alle Achtung. Bißchen deppert, aber konsequent.

Konsequenzen: "Nun wissen wir, dass an die Lanzen Brechscheiben gehören, um die Hände zu schützen." Hm, war das früher so? Wenn nicht, dann können wir die Brechscheiben nicht benutzen, sonst geht die Authentizität flöten. Wenn doch, warum hatten die Lanzen denn diesmal nicht schon diese Scheiben? Ist die Authentizität etwa schon flöten gegangen?

Apropos "Authentizität". Auf die wurde wirklich streng geachtet. Man sah es gestern schon in der Zeitung: eine Burgfrau mit Sonnenbrille. Und heute auch wieder bei einer der Bildunterschriften: "Ritter trifft Moderne: der Australier Luke Binks mit Kamera auf dem Helm und auf dem Kopf seines Pferdes. "

Aber am besten hat mir die "gelebte Archäologie" gefallen. Aber da die Überschriften nicht auf des Textverfassers Mist wachsen, dürfte hier die Anerkennung dem Herrn Zimmermann und der Frau Otto gebühren, die für die Produktion der Seite Verantwortung tragen. Toll.