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2012/09/03 08:41:10
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] ein sieg der ritterlichkeit
Datum 2012/09/04 09:34:46
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[Regionalforum-Saar] blutende Finger und die geleb te Archäologie
2012/09/08 09:01:40
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[Regionalforum-Saar] Tagber: Historische Rechtssprache
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2012/09/03 08:41:10
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[Regionalforum-Saar] ein sieg der ritterlichkeit
Autor 2012/09/04 09:34:46
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[Regionalforum-Saar] blutende Finger und die geleb te Archäologie

[Regionalforum-Saar] Trotz Sonnenbrille fast wie im Mittelalter

Date: 2012/09/03 08:44:30
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heute in der SZ:
 

Trotz Sonnenbrille: Fast wie im Mittelalter 

Tausende strömen gut gerüstet und historisch ausstaffiert  zum Ritterturnier nach St. Wendel

Von SZ-Mitarbeiter Lukas Kowol

Kanonen donnern, Lanzen splittern, Fanfaren ertönen – den Zuschauern beim St. Wendeler Ritterturnier wurde Einiges geboten. Und sie kamen aus nah und fern, um bei diesem einmaligen Ereignis dabei zu sein.

Wie Franziska Kiefer aus Bern. Die 19-Jährige lässt sich am Stand der Landsknechtgruppe Eisenbeißer und Schwartenhals Brustpanzer und Helm anlegen. „Meine Schwester hat mir von diesem Turnier erzählt, kurzerhand bin ich mit meiner Mutter im Auto aus der Schweiz angereist“, erzählt sie. Von Kindesbeinen an begeistere sie sich für das Rittertum: „Ich reite selber und finde es faszinierend, wie man damals aus Pferden Tötungsmaschinen machte.“ Ihre Begeisterung spiegele sich auch in ihrem Beruf wieder: Sie ist Hufschmied. Außerdem habe sie sich schon mal eine Lanze gebastelt, um mit ihrem Pferd zu tjostieren, im Galopp auf aufgestellte Ziele zuzureiten. In St. Wendel wolle sie nun sehen, wie es die Profis machen.

Um vor allem das Lanzenbrechen mal live zu erleben, haben auch Udo Brögmann und sein zwölfjähriger Sohn Benedikt den Weg in die Kreisstadt gefunden. „Wir wohnen im Schwarzwald und sind gerade auf er Rückreise von unserem Urlaub in der Normandie. Uns war schon früh klar, dass wir unbedingt hier dabei sein müssen“, sagt der 60-Jährige. Sein Sohn ergänzt: „Wir sind richtige Mittelalter-Freaks und oft bei solchen Veranstaltungen.“ Daher haben sie sich auch richtig mittelalterlich in Schale geworfen. Etwas verärgert waren die beiden, weil sie ihre mitgebrachten Schwerter aus Sicherheitsgründen nicht mit auf das Gelände bringen durften.

Kurz vor Beginn des Lanzenbrechens machen es sich Sonja Schirrer aus Saarbrücken mit ihrem Neffen Lukas und Freund Benedikt Hoster auf der ansteigenden Wiese neben dem Bosenbachstadion bequem. Die mitgebrachten Gummibärchen dienen als Wetteinsatz, denn jeder hat seinen gepanzerten Favoriten. Am Ende darf Lukas den Wettgewinn einstreichen, was ein strahlendes Lächeln auf das Gesicht des Fünfjährigen zaubert. Die drei sind begeistert von der Veranstaltung. Schirrer: „Hier wird alles erklärt, es ist alles echt, und für jeden wird was geboten.“ Freund Hoster, Gymnasiallehrer aus Saarbrücken, teilt ihr Lob und fügt an: „Es wird dank der Ausführungen mit vielen Klischees, die man aus Hollywoodfilmen kennt, aufgeräumt.“

Dies sieht auch Meiko Palm aus Bous so. Er sei oft auf Mittelalterveranstaltungen unterwegs, doch überwältigt vom St. Wendeler Turnier: „Dass die Kämpfe so spektakulär sind, hätte ich vorher nicht gedacht.“ Und seine beiden Söhne, die mit Plastikschwertern durch die Gegend tollen, haben nicht nur viel gesehen, sondern auch viel gelernt, wie der vierjährige Adrian Palm beweist: „Vorher wusste ich, dass Ritter Burgen und Pferde haben. Jetzt weiß ich, dass die Ritter verschiedene Lanzen haben und dass Leute ihnen Helme und Schwerter reichen.“

Viele Bücher zum Thema Mittelalter haben hingegen Jürgen Theusner (49) und Britta Holtgrefe (46) aus Osnabrück gewälzt. Schon auf vielen Mittelalter-Spektakeln seien sie gewesen und loben die Authentizität in St. Wendel. Theusner: „Normalerweise sind das eher Spektakel, eine Mischung aus Mittelalter und Fantasy. Doch hier gibt es einen geschichtlichen Hintergrund, einen Anlass und professionelle Teilnehmer, keine Wochenendritter.“

Wie einige Besucher des Turniers, tragen auch die beiden Niedersachsen mittelalterliche Gewänder. Holtgrefe: „Wir arbeiten beide im Büro. Durch unser Hobby kommen wir mal raus aus dem Alltag. Eigentlich würde ich gerne eine Zeitreise machen.“

Eine dreitätige Zeitmaschine war das St. Wendeler Ritterturnier, die die Welt vor 500 Jahren aufleben ließ. Mit Rittern, Söldnern, Spielleuten und begeisterten Zuschauern.

Zwei Ritter verletzen sich leicht beim Kampf um Ruhm und Ehr

St. Wendel. Außer erschrockenen Gesichtern, als die Geschütze der Brettener Artillerie den Turnierplatz krachend zum Beben brachten, verlief das Turnier reibungslos. Polizei, Feuerwehr und Deutsches Rotes Kreuz meldeten lediglich ein paar Schürfwunden, je einen Kreislaufkollaps am Freitag und Samstag und ein kurzzeitig vermisstes Kind.

Bei den Akteuren hingegen floß etwas Blut: Am Samstag verletzte sich Tobias Capwell. Die Lanze seines Gegners rutschte ab und schnitt ihm in die Hand. Selbiges wiederholte sich am Sonntag, diesmal war Joram van Essen der Leidtragende. Ihre Wunden wurden im Krankenhaus genäht. Kaum entlassen, kehrten die Ritter auf den Turnierplatz zurück. Turniersieger van Essen: „Ich bin voller Schmerzmittel, meine Wunde blutet, aber es war einfach brilliant.“ lk

Zu Gast bei Rittern Drei Tage versetzte das Ritterturnier St. Wendel 500 Jahre zurück ins Mittelalter. Zu dem internationalen Festival reisten viele Fans der originalgetreuen Wettkämpfe in die Kreisstadt.

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Was es mit der Sonnenbrille auf sich hat, gibt eine der Bildunterschriften wieder:

Während eine Burgfrau ganz zeitgenössisch Sonnenbrille trägt, hält sich der Söldner ausschließlich an die Historie. Fotos: b&k