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2012/05/10 11:37:47
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] letzter Überlebender der B- 17-Crew vom Buberg gestorben
Datum 2012/05/11 22:17:51
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Konf: Burgenbau, Rittertum und Minnesang im 13. und 14. Jahrh.
2012/05/22 22:10:33
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] nochmal Maximilian, seltsame Fragen und seltsame Antworten
Betreff 2012/05/12 17:06:12
Michaela Becker
[Regionalforum-Saar] Vortrag am 23.05.2012 bei m Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Lan deskunde und Volkskultur e.V.
2012/05/10 11:37:47
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] letzter Überlebender der B- 17-Crew vom Buberg gestorben
Autor 2012/05/11 22:17:51
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[Regionalforum-Saar] Konf: Burgenbau, Rittertum und Minnesang im 13. und 14. Jahrh.

[Regionalforum-Saar] Vortrag über Reformation in Niederkirchen

Date: 2012/05/11 09:37:41
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

 

Die Herrscher gaben den Glauben vor

2500 Jahre Kulturgeschichte

Die Reformation

Vier Grafschaften und Herzogtümer hatten in der Reformation im St. Wendeler Land das Sagen

Mit Seminaren und Vorträgen beleuchtet die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land 2500 Jahre Kulturgeschichte der Region. Ziel ist es, Bewusstsein für diese Geschichte und ihre Auswirkungen bis heute zu schaffen. In einem ersten Vortrag ging es um die Zeit der Reformation, in der das heutige St. Wendeler Land zu vier unterschiedlichen Herrschaftsgebieten gehörte. Mit Folgen bis heute. Werner Feldkamp hat die Fakten zusammengestellt.

Niederkirchen. Die erste Vortragsveranstaltung zur Reformation im St. Wendeler Land stieß auf ein großes Interesse: Sowohl bei der Besichtigung der Margarethenkirche in Niederkirchen durch Pfarrer Stefan Werner wie auch beim Vortrag des Historikers Bernhard Planz im Paul-Gerhard-Haus folgten zahlreiche Zuhörer den Ausführungen der Referenten.

Pfarrer Stefan Werner gab einen informativen Überblick über die Baugeschichte der Margarethenkirche in Niederkirchen. Die Zuhörer waren überrascht von den vielen Spuren und Details der über 1100-jährigen Geschichte der Kirche.

Ausgestattet mit den Informationen zur Geschichte der Niederkircher Kirche waren die Zuhörer im Paul-Gerhard-Haus gespannt auf die Ausführungen des Historikers und Geschichtslehrers am Cusanus-Gymnasium über die Reformation und ihren Folgen für das St. Wendeler Land.

Zur Einführung erläuterte der Vorsitzende der Kulturlandschaftsinitiative, Werner Feldkamp, als Veranstalter die Grundzüge der 2500-jährigen Kulturgeschichte des St. Wendeler Landes mit seinen fünf jeweils etwa 500 Jahre dauern-den Epochen. Anschließend führte Bernhard Planz in die Grundzüge der Reformation ein. Beginnend bei Luthers Thesenanschlag 1517 führte er die Zuhörer über die reformatorischen Tätigkeiten Zwinglis und Calvins bis zum wichtigen Reichstag 1555 in Augsburg, auf dem der Augsburger Religionsfriede beschlossen wurde. Dieser besagte, dass der Landesherr das Recht hatte, die Konfession der Untertanen zu bestimmen („Cuius regio, eius religio“). Dieses hatte bis auf den heutigen Tag nachwirkende Folgen insbesondere im St. Wendeler Land. Denn hier stoßen im Umfeld der Stadt St. Wendel die vier großen Landesherrschaften in unmittelbarer Nachbarschaft aufeinander:

1. Erzstift Trier: Dazu zählt das Amt St. Wendel mit Theley und Hasborn. So gehörten die Stadt St. Wendel und die Dörfer Urweiler, Roschberg, Baltersweiler, Hofeld-Mauschbach, Furschweiler, Reitscheid sowie Theley und Hasborn-Dautweiler zum Erzstift Trier, dessen Kurfürsten konsequent am Katholizismus festhielten.

2. Herzogtum Lothringen mit dem Amt Schaumburg und Oberkirchen: Und auch die Herzöge von Lothringen, zu dem das Oberamt Schaumburg mit den westlich an St. Wendel angrenzenden Dörfern Winterbach, Bliesen, Namborn, Güdesweiler, Oberthal, Gronig, Alsweiler, Marpingen, Tholey, Bergweiler, Sotzweiler gehörte, hielten konsequent am katholischen Glauben fest.

3. Herzogtum Pfalz-Zweibrücken mit dem Amt Nohfelden, mittleres Ostertal: Ganz anders verliefen die Entwicklungen östlich und südlich von St. Wendel: Die östlich gelegenen Dörfer Niederkirchen, Marth, Saal, Bubach, Leitersweiler, Hoof, Osterbrücken, gehörten zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Die Herzöge entschieden sich für die Reformation. Pfalzgraf Ruprecht führte 1533 die lutherische Konfession ein. Und sein Nachfolger Herzog Wolfgang schloss die lutherisch ausgerichtete Reformation mit der Auflösung der Klöster ab, zum Beispiel Hornbach und Wörschweiler.

4. Grafschaft Nassau-Saarbrücken, unteres Ostertal, südlich von St. Wendel: Südlich von St. Wendel schloss sich die Grafschaft Nassau-Saarbrücken mit den Dörfern Werschweiler, Dörrenbach, Niederlinxweiler, Oberlinxweiler, Remmesweiler, Urexweiler und Berschweiler an. Die Grafen haben sich sehr differenziert mit der Reformation auseinander gesetzt: Graf Johann-Ludwig hat zwar am alten Glauben festgehalten, er hat aber die Chance genutzt, und als Landesherr in das klösterlichen Leben eingegriffen. Seine Nachfolger Graf Philipp II. (1545-1554) und Graf Johann IV. (1554-1574) haben diese zurückhaltende und abwartende Politik fortgesetzt. Es wurden anfänglich reformatorische Ansätze geduldet, später aber auch aktiv unterstützt. Dieses änderte sich mit den Nachfolgern 1575. Die Grafen Albrecht und Philipp III. waren beide Lutheraner und setzten die Reformation in beiden Herrschaften Ottweiler und Saarbrücken mit dem Visitationsprotokoll von 1755 formal durch.

Der sich unter anderem auf Grund der unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten der Herrschaften entwickelnde 30-jährige Krieg von 1618 bis 1648 hat in unserer Region dramatische Veränderungen gebracht. Insbesondere das Schreckensjahr 1635 hat an der Saar tiefe Spuren hinterlassen. Aufgrund der mehrfachen Durchquerung der kaiserlichen und französisch-schwedischen Heere wurden zahlreiche Ortschaften weitgehend zerstört, so dass es zur Entvölkerung weiter Landstriche kam. Der Historiker Herrmann schätzt, dass im Bereich des Saarlandes die Bevölkerungsverluste etwa 85 Prozent betrugen.

Eine Beruhigung trat mit dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück 1648 ein. Hier wurde festgelegt, dass die Frage des Glaubens nicht mehr vom Landesherrn bestimmt werden konnte. In der Folgezeit, insbesondere im 18. Jahrhundert, konnten sich die Dörfer langsam wieder erholen. In manchen Herrschaftsbereichen wurde von den Landesherren eine aktive Wiederansiedlung von Menschen aus anderen Regionen betrieben. Der Glaube spielte hierbei eine untergeordnete Rolle.

Insgesamt stieg der Anteil der katholischen Bevölkerung im Zusammenhang mit dieser Entwicklung deutlich an. So kam es, dass in vielen ursprünglich reformierten Dörfern der Anteil der Katholiken doch wieder anstieg.

Aber trotz dieser dramatischen Veränderungen im 17. und 18. Jahrhundert wirken die vor 500 Jahren von den damaligen Landesherren getroffenen Entscheidungen bis auf den heutigen Tag nach. Das Augenfälligste sind dabei die Wahlergebnisse in den einzelnen Dörfern.

Neben diesen großen Entwicklungslinien wurde anhand von Beispielen der Frage nachgegangen, wie sich der Prozess der Reformation konkret vor Ort abgespielt hat.