Suche | Sortierung nach | Monatsdigest | ||
2011/12/06 18:07:36 FJ Marx [Regionalforum-Saar] Heimatfreunde Urweiler, 2. heimatkundliches Heft |
Datum | 2011/12/07 08:39:16 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Fragen zu "Von Bauern und Christen: Als der heilige Wendelin lebte." |
||
2011/12/07 08:42:07 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Auf den Spuren der Kelten und Römer |
Betreff | 2011/12/29 01:19:35 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Breiten, Teil 1 |
||
2011/12/06 18:07:36 FJ Marx [Regionalforum-Saar] Heimatfreunde Urweiler, 2. heimatkundliches Heft |
Autor | 2011/12/01 09:43:12 Franz Josef Marx [Regionalforum-Saar] Heimatfreunde Urweiler, 2.heimatkundliche Heft 2011 |
Date: 2011/12/06 18:11:05
From: FJ Marx <mfj.urw(a)...
heute (06.12.2011) in der SZ,
Regionalteil Schönheit mit acht Ecken Ein Buch über die
Geschichte und die Architektur der evangelischen Kirche von Bischmisheim
Keine Maskerade. Das
Notwendige der Konstruktion schön zu gestalten ist Grundsatz griechischer
Architektur und muss Grundsatz bleiben für deren Fortsetzung. Aus dieser Maxime
Karl Friedrich Schinkels gewinnt eine der eindrucksvollsten Kirchen des
Saarlandes, die evangelische Kirche von Bischmisheim, Harmonie und Schönheit.
Jetzt liegt eine ausführliche Monographie dieser außergewöhnlichen Kirche
vor. Von SZ-Mitarbeiterin
Marlen Dittmann Bischmisheim. 1824 wird in dem Dorf
Bischmisheim eine Kirche auf achteckigem Grundriss eingeweiht, gebaut unter der
Leitung von Johann Adam Knipper d. J. nach Plänen Karl Friedrich Schinkels
(1781-1841), des berühmtesten Baumeisters seiner Zeit. Dem mächtigen Berliner
Oberbaudirektor mussten alle Pläne für öffentliche Bauten vorgelegt werden.
Knipper hatte einen langrechteckigen Bau mit anschließendem Turm geplant, für
dessen Realisierung die Gemeinde um finanzielle Unterstützung bat. Schinkel
verwarf den Knipper-Plan und präsentierte als Ersatz die Zeichnungen für ein
kleines Oktogon mit Dachreiter. So ließen sich Grundstück und Baukosten sparen.
Knipper arbeitete nach
den Schinkel-Zeichnungen die Baupläne aus, die im Januar 1823 genehmigt wurden.
Der Bauleiter hielt sich allerdings nicht strikt an die Schinkelschen Vorgaben,
die einen Putzbau vorsahen, sondern nutzte den heimischen Sandstein, um die
schlichte Fassadenstruktur zu beleben. Auch Baudetails änderte er leicht
insbesondere die Fensterrahmungen. Erheblich änderte er die Konstruktion des
Dachreiters, mit der Folge immer wieder auftretender Bauschäden am Dach. Im
Inneren hatte Knipper größeren Gestaltungsspielraum: Er entwarf Bänke,
Emporenbrüstung und Kanzelaltar. Diese Vorgeschichte
berichtet Ute Kegel sehr genau, um dann die Renovierungen und Instandsetzungen
bis heute zu betrachten. Es gab immer wieder Bauschäden, zu deren Behebung auch
konstruktive und ästhetische Änderungen nötig wurden. Bei der Renovierung von
1927 etwa, der aufwändigsten an der Kirche, wird der Dachreiter erstmals getreu
den Schinkelzeichnungen nachgebildet und die nüchterne Zimmermannskonstruktion
der Säulenkapitelle, wie von Schinkel vorgesehen, durch korinthische ersetzt.
Auch 60 Jahre später bemühte man sich, die Kirche in den Zustand der
Erbauungszeit zu versetzen. Da die originale Farbfassung des Innenraumes nicht
geklärt werden konnte, orientiert sie sich an Berliner Sakralbauten Schinkels.
Das heute beeindruckende farbige Bild hat es so vor 1988 nicht gegeben.
Die akribisch genaue
Baubeschreibung mit einer Unzahl von Fachausdrücken lässt spüren, dass Kegels
Buch auf einer Magisterarbeit beruht; auch wenn die Autorin versucht, die
Harmonie und Schönheit der Kirche zu würdigen. Die nur ikonografische
Betrachtungsweise lässt den emotionalen Raumeindruck nicht nachempfinden das
gelingt jedoch der Bebilderung. Die zweite Hälfte des
Buches widmet sich allgemeiner dem Werk Schinkels, insbesondere den Entwürfen
für oktogonale Sakralbauten und seinen Gedanken zu einem religiösen Gebäude,
in dem die Religion im großen Ganzen sichtbar erfasst werden soll,
idealerweise in einem Zentralbau. Mit Ausnahme der eingeschossigen Dorfkirche in
Glienecke und der Nikolaikirche in Potsdam konnte er keine weiteren
Zentralbauten errichten, da der König ab 1828 den längsrechteckigen Grundriss
vorschrieb. So blieb die zweigeschossige Bischmisheimer Kirche mit ihren
vollkommenen Proportionen ein großartiger Einzelfall, ein Kunstwerk von Rang.
Für Kegel ist die Bischmisheimer Kirche das Ideal einer evangelischen Predigt-
und Dorfkirche. Die reichhaltige Bebilderung ergänzt den Text anschaulich, die
vorzüglichen Innen- und Außenaufnahmen lassen etwas vom Geheimnis ihrer
Schönheit ahnen. Ute Kegel: Schinkels
Idealbau einer evangelischen Dorfkirche. Das Oktogon von Bischmisheim. Arte
factum, 128 S, 18 Euro. |