Suche Sortierung nach Monatsdigest
2011/09/19 10:31:37
Elmar Peiffer
Re: [Regionalforum-Saar] Feuersbrünste und Umbauten
Datum 2011/09/19 11:13:25
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Chlodwigs Welt
2011/09/14 09:30:28
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Wie die Römer Straßen bau ten
Betreff 2011/09/01 08:06:27
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] zwei neue Bücher zu Cusanus in St. Wendel
2011/09/18 13:46:15
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] das neue Heft der saargeschichte|n ist erschienen
Autor 2011/09/19 11:13:25
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Chlodwigs Welt

[Regionalforum-Saar] Zeugnisse im Norden Obergermaniens

Date: 2011/09/19 11:11:15
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

From:    Renate Lafer <renate.lafer(a)...   19.09.2011
Subject: Rez. AG: K. Matijevic: Zeugnisse im Norden Obergermaniens
------------------------------------------------------------------------

Matijevic, Kresimir: Römische und frühchristliche Zeugnisse im Norden
Obergermaniens. Epigraphische Studien zu unterer Mosel und östlicher
Eifel (= Pharos 27). Rahden: VML Verlag Marie Leidorf 2010. ISBN
978-3-86757-255-2; 485 S.; EUR 54,80.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Renate Lafer, Institut für Geschichte, Alpen-Adria-Universität
Klagenfurt
E-Mail: <renate.lafer(a)... den letzten Jahren wurden zahlreiche Online-Datenbanken zu
epigraphischen Denkmälern ins Leben gerufen, womit gezielte inhaltliche
oder regionale Suchabfragen wesentlich erleichtert wurden. Die
Inschriften sind darin meist nur spärlich bis gar nicht kommentiert und
in der Regel ohne Fundzusammenhänge aufgelistet; sie verfolgen vor allem
das Ziel, dem Leser Basisinformationen für eine weitere Bearbeitung der
Objekte zu geben. Einerseits bringen derartige Online-Publikationen
aufgrund ihrer ausgefeilten Such- und Abfragemöglichkeiten mitunter eine
Ersparnis an Zeit- und Arbeitsaufwand mit sich, andererseits fehlen
darin jedoch die ebenfalls wichtigen Hinweise auf Fundzusammenhänge,
forschungsgeschichtliche Details oder text- und übersetzungskritische
Ansätze. Aus diesem Grunde kommt man bei der Aufarbeitung epigraphischer
Dokumente wohl meist nicht umhin, ebenfalls Inschriftencorpora oder
einschlägige, regional ausgerichtete Inschriftenpublikationen zu Rate zu
ziehen. Gerade neueren Publikationen mit aktuellen Daten zu den
jeweiligen Dokumenten kommt hierbei eine große Bedeutung zu.

Mit der vorliegenden Studie versucht Kresimir Matijevic einer solchen
Zielstellung gerecht zu werden: Er stellt epigraphische, zum geringen
Teil auch anepigraphische Denkmäler des nördlichen Obergermanien mit
ausführlichen Beschreibungen sowie text- und literaturkritischen
Kommentaren vor. Hervorgegangen ist diese Publikation aus Vorarbeiten
zum Ergänzungsband des CIL XIII, 2 (Ober- und Niedergermanien), als
dessen Projektmitarbeiter der Verfasser bereits langjährige Erfahrungen
wie auch Material zu diesen beiden Provinzen sammeln konnte.
Zusammengestellt sind in der vorliegenden Monographie die Inschriften
aus dem nördlichen, linksrheinischen Obergermanien, also die Denkmäler
aus den Steinbruchgebieten der östlichen Eifel (Brohltal und Pellenz),
des Vinxtbaches, aus Mayen und Umgebung sowie aus Kobern-Gondorf.

Der Hauptteil des Buches ist in vier große Unterabschnitte geteilt,
welche den erwähnten Regionen der Germania superior gewidmet sind. Einer
historisch-geographischen Einleitung in die entsprechenden Fundplätze
folgt jeweils der Inschriftenkatalog mit abschließender
Gesamtauswertung. Ein Abbildungs- sowie Literaturverzeichnis, eine
Konkordanz und Indices, nach Göttern, Namen, Quellen und topographischen
Gegebenheiten geordnet, stehen am Ende der Studie.

Der erste Abschnitt ist den Steinbruchinschriften der östlichen Eifel
gewidmet. Die hier gefundenen epigraphischen Dokumente sind im
Wesentlichen - bis auf zwei tabulae ansatae zur Markierung von
Abbauzonen militärischer Einheiten - recht einfach gehaltene
Weihinschriften von Heeresabordnungen für bestimmte Gottheiten. Bei der
zusammenfassenden Auswertung der Funde kommt der Verfasser zum Ergebnis,
dass eine derartige Präferenz für Weihungen wohl auf die Dankbarkeit der
Soldaten für heil überstandene Steinbrucharbeiten zurück zu führen sei.
Grabinschriften sind dagegen in diesem Gebiet wohl keine gesetzt worden,
da die Angehörigen der entsprechenden militärischen Einheiten es
offenkundig bevorzugten, an einem anderen Ort bestattet zu werden.
Hinsichtlich der Datierung ergibt sich ebenfalls ein interessantes
Ergebnis: Der Steinabbau vom Brohltal ist wohl nicht, wie bisher
angenommen, bereits mit dem beginnenden 2. Jahrhundert durch den Abbau
in Kruft abgelöst worden; die Datierung einiger Inschriften in das späte
2. oder möglicherweise sogar noch 3. Jahrhundert spricht dagegen (S.
192f.). In diesem Zusammenhang wäre meines Erachtens die Zusammenarbeit
mit Geologen zur Untersuchung der Tuffsteindenkmäler der Umgebung ein
lohnendes Projekt. Möglicherweise könnte auf diese Weise eine nähere
zeitliche Eingrenzung für die beiden Abbaugebiete gefunden werden. Die
Auswertung des religiösen Weiheverhaltens ist wenig überraschend, wurden
doch vom Militär häufig Iuppiter Optimus Maximus und hier im Speziellen
mit Rücksicht auf die Steinbrucharbeiten Hercules Saxanus oder die
Göttin des Handwerkes, Minerva, angerufen.

Während die wenigen Weihinschriften und -altäre vom Vinxtbach ebenfalls
als inhaltlich nicht sehr ergiebig bezeichnet werden können, sind die
Denkmäler aus Mayen und Umgebung und jene aus Kobern-Gondorf inhaltlich
und optisch wieder ansprechender. Der Basaltabbau in der Umgebung von
Mayen und die wirtschaftliche Prosperität in diesem Gebiet, in dem auch
viele villae rusticae errichtet wurden, brachten es mit sich, dass die
Denkmäler mit einem größeren finanziellen Aufwand gestaltet wurden.
Leider lässt sich die Datierung einiger Dokumente durch Matijevic nicht
recht nachvollziehen, zuweilen bleiben seine Interpretationen unklar.[1]
Interessant sind sodann auch die Inschriften aus dem letzten
Untersuchungsgebiet Kobern-Gondorf, zumal Matijevic hier neben vielen
christlichen Inschriften auch verschollene Dokumente oder Neufunde
vorstellen kann.

Zusammenfassend lässt sich der vorliegende Inschriftenkatalog für das
nördliche Obergermanien als gelungene epigraphische Regionalstudie mit
teilweise interessanten Auswertungsergebnissen beschreiben. Neben gut
lesbaren photographischen Aufnahmen bzw. Umzeichnungen der Denkmäler
zeichnet sich die Studie vor allem durch ihre Aktualität aus, bietet
doch der detaillierte kritische Anmerkungs- und Literaturapparat zu den
einzelnen Denkmälern jeweils den neuesten Forschungsstand. Bei der
Datierung der Objekte kann man sich allerdings einige Male des Eindrucks
nicht erwehren, dass Inschriften ohne genaue Datierungskriterien vom
Verfasser automatisch in die Zeit der größten Inschriftenverbreitung im
2. und 3. Jahrhundert datiert wurden. Um - wie es so oft bei der
Datierung von Inschriften ohne Datierungshinweise geschieht - einen
Zirkelschluss zu vermeiden, wäre es daher besser gewesen, in solchen
Fällen anzudeuten, dass eine derartige chronologische Einordnung
lediglich möglich, aber nicht zwingend ist. Ebenfalls dürfte der Begriff
titulus von Matijevic mitunter nicht wortgerecht gebraucht sein, wird
doch etwa auch ein reliefierter Altar für die Nymphae (S. 239, Kat. Nr.
3) als solcher bezeichnet.


Anmerkung:
[1] Vgl. beispielsweise S. 258f., Kat. Nr. 67: Hier ist von einem
M[ar?]cius Iu[cu]ndus und seiner Gattin Bi[ctor?]ia Rest[it]uta die
Rede, deren Namen laut Matijevic unter anderem darauf hindeuten, dass
man hier von einer wohlhabenden einheimischen Familie ausgehen könne. S.
259f., Kat. Nr. 68: Hier stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien
sich ein Fragment mit sieben Buchstabenresten in das 2./3. Jahrhundert
datieren lässt. S. 282, Kat. Nr. 74: Laut Verfasser datieren
Weihinschriften für Gottheiten mit vorangestelltem deus/dea in die
zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts, häufiger allerdings in die erste
Hälfte des 3. Jahrhunderts. Eine Begründung fehlt allerdings. S. 282f.,
Kat. Nr. 75: Weshalb handelt es sich hier um eine Weihinschrift, da nur
drei unsicher zu lesende Buchstaben auf diesem Fragment ersichtlich
sind? Auch diese Inschrift wird wieder in das 2./3. Jahrhundert datiert.
Auch S. 283f., Kat. Nr. 76 scheint aufgrund des allgemeinen Usus von
Matijevic automatisch in diese Zeit gesetzt zu sein.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann <hartmannu(a)... zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-3-173>

------------------------------------------------------------------------
Copyright (c) 2011 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights
reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial,
educational purposes, if permission is granted by the author and usage
right holders. For permission please contact H-SOZ-U-KULT(a)... Sie Fragen oder Anmerkungen zu Rezensionen haben, dann schreiben
Sie bitte an die Redaktion von H-Soz-u-Kult:
<hsk.redaktion(a)...   HUMANITIES - SOZIAL- UND KULTURGESCHICHTE
           H-SOZ-U-KULT(a)... hsk.redaktion(a)...   http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de
_________________________________________________