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2011/09/01 08:06:27
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] zwei neue Bücher zu Cusanus in St. Wendel
Datum 2011/09/03 09:26:38
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Vortrag in der Magdalenenkapelle in St. Wendel am 11. September
2011/09/27 21:44:46
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[Regionalforum-Saar] Fragwürdige Ehrungen!? St raßennamen
Betreff 2011/09/22 20:51:49
Michaela Becker
[Regionalforum-Saar] Führung durch den Kasbruch (Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskun de und Volkskultur e.V.)
2011/09/01 08:06:27
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] zwei neue Bücher zu Cusanus in St. Wendel
Autor 2011/09/03 09:26:38
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Vortrag in der Magdalenenkapelle in St. Wendel am 11. September

[Regionalforum-Saar] Frau und Herrschaft. Fürs tliche Witwen in der höfischen Repräsentation

Date: 2011/09/02 18:24:34
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

From:    Stefan Heinz <heinzst(a)...   03.09.2011
Subject: Tagber: Frau und Herrschaft. Fürstliche Witwen in der
         höfischen Repräsentation in der Frühen Neuzeit
------------------------------------------------------------------------

Universität Trier
01.07.2011-02.07.2011, Trier

Bericht von:
Stefan Heinz, Fachbereich III Kunstgeschichte, Universität Tirer
E-Mail: <heinzst(a)... Kontext "Frau und Herrschaft" bildet in der Frühen Neuzeit keinen
Einzelfall: Im 16. Jahrhundert standen insgesamt 15 Frauen als
Königinnen oder Regentinnen an der Spitze europäischer Staaten - das 20.
Jahrhundert zählt im Übrigen nur elf weibliche Staatsoberhäupter.
Entgegen der im 19. Jahrhundert wurzelnden Forschungstradition, die
Frauen nur in Ausnahmefällen eine politische Entscheidungsgewalt
zubilligte, war das Herrschaftssystem der Frühen Neuzeit tatsächlich
durch eine oft informelle aber bedeutsame Teilhabe von Frauen des
höheren Adels am politischen und kulturellen Leben bei Hof
charakterisiert. Dass diese Partizipation im verstärkten Maß für
fürstliche Witwen galt, die vielfach als Regentinnen minderjährige
Thronerben vertraten und so erheblichen Handlungsspielraum gewannen,
stellte die Organisatorin des Symposiums ULRIKE ILG (Trier) in ihrer
Einführung zu Beginn heraus. Belegt wurde die These durch die Beiträge
der interdisziplinären Tagung, fokussierend auf die Bedeutung der Witwen
als künstlerische Mäzenatinnen.

Die erste Sektion "Witwen in der Topographie des Hofes" wurde von
PAULINE PUPPEL (Wiesbaden/Berlin) eröffnet, die sich auf die weibliche
Teilhabe an der Herrschaft unter bestimmten Voraussetzungen
konzentrierte. Exemplifiziert wurde dies an der Grafschaft Nassau-Diez.
Durch die Übertragung der Statthalterschaft in den niederländischen
Provinzen wurde eine Stellvertreterregierung in der Grafschaft
notwendig. Verschiedene Frauen aus dem gräflichen, später fürstlichen
Hause Nassau-Diez (namentlich Sophie Hedwig, Albertine Agnes, Henriette
Amalie, Marie Louise und Anna) übernahmen die Regierungsgeschäfte im 17.
und 18. Jahrhundert aus recht unterschiedlichen Gründen: Sei es bei
Abwesenheit, Krankheit des Ehemannes oder bei Unmündigkeit des
Nachfolgers. Darüber hinaus verfügten sie über ihr Wittum, also eine
eigenständige Hofhaltung.

Die rechtshistorischen Grundlagen zur Teilhabe der Herrschaft von Witwen
steuerte ARNE DUNCKER (Hannover) bei, der das Erbrecht adliger Frauen
vorstellte und sich dabei auf die Witwenversorgung konzentrierte.
Quellengrundlage war dabei die Literatur des 'Deutschen Privatrechts' im
19. Jahrhundert, primär hinsichtlich des Erb- und ehelichen Güterrechts.
Das Erbrecht liefert allerdings keine einheitliche Rechtssituation, so
lassen sich mehrere privatrechtliche Ausnahmeregelungen finden, zudem
gibt es hunderte von regionalen Unterschieden beim Güterrecht. Die
Sonderregeln im Adelsrecht bedeuteten häufig eine Schlechterstellung der
Witwen, da die Frau als nicht waffenfähig galt, somit de jure nicht
erbfähig war. Kompensiert werden sollte dies durch Eheverträge und
sonstige Sonderregeln, die ihre Versorgung im Falle des Ablebens des
Mannes regeln sollte.

In der größten Sektion "Baukunst und Urbanistik" versammelten sich
verschiedene Untersuchung zur Architekturgeschichte, beginnend mit
CORDULA BISCHOFF (Dresden), die den Schwerpunkt auf die deutschen
Fürstinnen legte und mit der hartnäckig zu findenden Vorstellung
aufräumte, dass die Witwensitze rückständige Refugien gewesen seien.
Nicht selten kümmerten Witwen sich um die Überwachung der sakralen und
profanen Bauvorhaben (darunter der Umbau existenter Lustschlösser oder
Landsitze). Witwen verfügten durchaus über entsprechende finanzielle
Mittel und Möglichkeiten, häufig wenn der Regentin zur Geburt des
Thronfolgers ein Grundstück oder Gebäude zugesprochen wurde; teilweise
als Leihgabe, die nach dem Tod zurückfiel, um aufs Neue einer Witwe
zugedacht zu werden. Die größte Rolle für die Gestaltung spielten die
persönlichen Netzwerke, insbesondere dynastisch-familiäre Beziehungen.
Obwohl die Fürstinnen keine Kavalierstouren unternahmen, kannten die
meisten das Ausland aus eigener Anschauung. Die Auseinandersetzung mit
Architektur war jedenfalls - so das Fazit - für adelige Frauen im 17.
und 18. Jahrhundert eine normale Situation.

Ein Fallbeispiel zu dieser Gesamtschau stellte MARKUS JEITLER (Wien)
vor. Er untersuchte die Bauaufträge von Eleonora Magdalena Gonzaga in
Wien, die nahezu 30 Jahre als Witwe des 1657 verstorbenen Ferdinand III.
von Habsburg lebte. Durch die Erbschaft ihrer Tante, die selbst am
Wiener Hof als Witwe residierte hatte, verfügte sie über ein
Grundkapital; benötigte sie mehr, musste sie sich mit den entsprechenden
Hofstellen auseinandersetzen. Neben finanziellen Mitteln fielen ihr auch
die Lustschlösser Laxenburg, Favorita und Schönbrunn auf Lebzeiten zu.
Darüber hinaus leistete sie einen Beitrag an den Umbauten der Hofburg.
Die Unterbringung der Kaiserinwitwe war eine neue Herausforderung, denn
die vorherigen Kaiser hatten die Ehefrauen meist überlebt. Dass diese
Umbauten hauptsächlich aus Schriftquellen rekonstruierbar sind, belegt
die Bedeutung zukünftiger Quellenarbeit, um das Bild von der
Lebenssituation fürstlicher Witwen allgemein zu schärfen.

Selbst wenn die Quellenlage nicht so hervorragend ist wie in Wien,
lassen sich die Spuren der Architekturpatronage von Witwen nachzeichnen,
wie die Hofhaltung von Frankreich belegt, die CAROLINE ZUM KOLK
(Versailles) am Beispiel Katharinas de Medici in den Blick nahm.
Katharina hatte nach dem Tode ihres Mannes Heinrichs II. 1559 die
Regentschaft für die Söhne Franz II. und Karl IX. übernommen. Die
Referentin konnte auf der Quellenbasis des Itinerars deutlich machen,
dass Paris sich in den 1560er Jahren als Hauptstadt etablierte. Das
Aufgeben der Reiseherrschaft geschah mit dem Ziel, eine Perpetuierung
des Hofes mit entsprechender Hof-Etikette und die Disziplinierung der
Höflinge zu etablieren. Eine Konsequenz war die Reglementierung der
Zugänglichkeit zum Hofe, die eine stärkere Kontrolle ermöglichte.

Eine Brücke von Frankreich nach Italien schlug ELISABETH
WÜNSCHE-WERDEHAUSEN (München), indem sie sich der Baupolitik von
Christine de Bourbon in Turin annahm. Nach dem Tod ihres Mannes 1637
wurde die französische Prinzessin Marie Christine zur Regentin, die
Turin planmäßig zur savoyischen Haupt- und Residenzstadt ausbauen ließ.
Während die ältere Forschung ihr ein rein französisches Mäzenatentum
unterstellte, führte Wünsche-Werdehausen den Nachweis einer
differenzierten Patronage, da Marie Christine sich als
französisch-savoyische Herrscherin von hochadeliger Abkunft stilisierte:
einerseits als Witwe, die eine Kontinuität des Bisherigen anstrebte,
andererseits mit Verweis auf ihre französischen Wurzeln. Beispielsweise
kombinierte sie italienische und französische Formensprache in den
Palastfassaden, im Schloss selbst folgte die Raumdisposition dem
spanischen Hofzeremoniell, während die Ausstattung der französischen
Mode nachhing.

Ergänzend zum Profanbau nahm SIGRID GENSICHEN (Heidelberg) die Patronage
von Sakralarchitektur im Blick. Exemplifiziert an der Schlosskirche von
Ettlingen und der Kreuzkirche in Rastatt - beide im Auftrag der
Markgräfin Sibylla Augusta errichtet - wurde gefragt, welche Aspekte
diese Bauten als typisch für eine fürstliche Witwe akzentuieren. Im
Programm des Freskos der Kreuzkirche in Rastatt inszenierte sich die
Witwe Ludwig Wilhelms von Baden, die eine starke Verehrerin des Kreuzes
war, als neue Helena. Die Nepomukkapelle in Ettlingen visualisierte ein
auf Herrscherinnen-Tugenden ausgerichtetes Programm, in dem auch die
Marianische Verehrung zum Ausdruck kam. Die Nepomukvita lässt sich auf
die Sachsen-Lauenburgische Tradition der Markgräfin beziehen.
Abschließend betonte Gensichen die immanente biografische Prägung und
die bewusste konfessionelle Auseinandersetzung, hinter der das
Politische des Programms nicht zurückstand.

Die beiden anderen Sektionen "Kulturelle Performationen" und "Witwen und
Memoria" waren inhaltlich und methodisch weiter gefasst. Dass die
Sektionen jedoch keine hermetischen Solitäre darstellten, zeigt sich
daran, dass bereits angesprochene Mäzenatinnen unter neuen
Gesichtspunkten berücksichtigt wurden, ohne dass es zu inhaltlichen
Überschneidungen kam. So war Markgräfin Sibylla Augusta auch die
Protagonistin des Beitrages von NINA TRAUTH (Trier), in dem der
Gemäldebesitz der badischen Witwe anhand von Inventaren und
Bestandslisten ausgewertet wurde. Die Sammlung stammte teils von ihrer
Familie Sachsen-Lauenburg (darunter ein großer Bestand an Altdeutschen
Gemälden) und teils aus dem badischen Besitz. Ferner gab es verschiedene
Akquise-Phasen, allerdings konzentrierte sich die Markgräfin nach 1707
auf die Architektur und den Erwerb von Reliquien, Gemälde wurden weniger
angekauft. Die akquirierten Werke zeugen von einer starken
Marienfrömmigkeit; profane Themen sind selten. 1717-20 kam es sogar zur
Zerstörung "unsittlicher" Bilder. Letztlich wurden wegen laufender
Bauprojekte hauptsächlich für die Ausstattung relevante Werke
angekauft.

Den innereuropäischen Bogen zwischen den spanischen und den
österreichischen Habsburgern spannte KARL RUDOLF (Madrid). Sein Vortrag
beleuchtete das Monasterio de las Descalzas Reales des spanischen
Königshauses in der Hauptstadt (seit 1561) Madrid. Die Gründerin,
Infantin Juana, hatte das Gebäude ihrer Geburt in ein Kloster umwandeln
lassen, was das schwer zu trennende Verhältnis von "öffentlich" und
"privat" in der Frühen Neuzeit veranschaulichte. Diese Frage
reflektierte den Antagonismus von scheinbarer Zurückgezogenheit und
einer nicht zu unterschätzenden Machtposition am Hof. Der Vergleich mit
Wiener Klostergründungen - insbesondere den Salesianerinnen - zeigte,
dass auch dort Witwensitz, Kloster und Wohnhaus die Grundlage für
vergleichbare Konzepte bilden konnten.

Eben jenem Monasterio de las Descalzas Reales widmete sich auch BIRGIT
ULRIKE MÜNCH (Trier), lenkte den Blick jedoch auf einen
Taperserie-Zyklus von 1626, an dem sie die Frage der Kunstöffentlichkeit
diskutierte. Der aus 16 Teppichen bestehende Zyklus nach Vorlagen von
Peter Paul Rubens verfolgte eine hochpolitische Intention (mit dem
Triumph der Eucharistie im Mittelpunkt). Im Fokus stand ein bisher
ignoriertes Detail, ein Emblem, welches die Weltkugel mit Schlage,
Palmzweig und einem Ruder zeigt und den "niemals sterbenden Ruhm" (der
Kirche) meint. Durch die Integration des Ruders als Symbol für das
Steuerrad des Kirchenschiffes wird die Führungsrolle der Auftraggeberin
betont. Entgegen der bisherigen Forschung, die in dem Zyklus einen
Ausweis der persönlichen Gottesfurcht Isabellas sah, ist stärker von
einer öffentlichen Idee auszugehen. Dass die Vorstellung einer privaten
Frömmigkeit hinter verschlossenen Klostermauern viel zu kurz greift,
resümierte Münch.

Ebenfalls von Seiten der Bildwissenschaft näherte sich die Organisatorin
der Tagung, ULRIKE ILG (Trier) dem Thema. Im Fokus ihres Vortrages stand
ein Gemälde mit dem Bildnis von Maria de Medici, das Anthonis van Dyck
um 1631/32 schuf. Die Forschung verfolgte bisher einen
psychologisierenden Ansatz, der in dem Bildnis quasi ein Abdankungsbild
sah. Diese Deutungen als Spiegelbild eines Seelenzustandes sowie die
ex-post-facto-Argumentation von der Endgültigkeit ihres Exils (die
politische Situation 1632 war noch unentschieden) sind unter modernen
kunsthistorischen Gesichtspunkten nicht haltbar, wie Ilg herausstellte -
die Kopien und Repliken sind hierfür ein eindeutiges Argument.
Stattdessen wurde vorgeschlagen, das Gemälde als Visualisierung eines
feierlichen Einzugs in Antwerpen zu lesen. Basierend auf der Emblematik
und mit Motiven der christlichen Ikonographie stilisierte sich Maria de
Medici als eine von der "Constantia" geprägte, katholische Fürstin,
wobei sich als weiterer Aspekt die politische Ikonographie als "Mutter
dreier Könige" herauskristallisierte.

Als Schriftquelle für den feierlichen Adventus in Antwerpen liegt der
gedruckte Bericht des Jean Puget de la Seere vor. Vom selben Autor
stammt auch der Band 'Réveille-Matin des dames' von 1638, der 1651 als
'Frauenzimmers-Morgenwecker' in deutscher Übersetzung erschien.
Basierend auf diesem Werk stellte HELGA MEISE (Reims) die Frage nach der
Literaturrezeption von Witwen. Maßgeblich von der deutschen Übersetzung
ausgehend, ging Meise besonders auf die aggressive Spannung der Schrift
ein und bewertete die Bedeutung des "Erbauungsaspekts" für die Witwen.
Der 'Wecker' (im Sinne von Aufruf) mahnte gegen das Verdrängen der
Vergänglichkeit, wobei der Autor nicht zimperlich vorging. Er
unterstellte den Damen Eitelkeit und weltliche Interessen und
vermittelte in drastisch-schockierenden Metaphern, dass der Tod
allgegenwärtig ist. Erst in den Schlusskapiteln wird die Sprache
positiver konnotiert und damit das Element der Erbauung eingefügt, da
hier Empfehlungen und Literaturhinweise (hauptsächlich Gebetbücher)
ausgesprochen werden. Das Buch muss als Standardwerk fürstlicher Damen
gedient haben, welches vielfach rezipiert, vermutlich sogar laut
vorgelesen wurde.

Den spezifischen Ausdruck einer Witwenmemoria stellte KERSTIN MERKEL
(Eichstätt) am Beispiel Maria Theresias von Österreich vor. In dem
bewusst zugespitzten Vortrag konzentrierte Merkel sich auf die
mentalitätsgeschichtlichen Aspekte der Witwenmemoria. Die legendäre -
und gleichwohl historisch belegte - Liebe Maria Theresias zu ihrem
Ehemann bietet genügend Material zu einer wissenschaftlichen
Auseinandersetzung. Die einzelnen Maßnahmen und Handlungsweisen der
verwitweten Kaiserin - vom Abschneiden der eigenen Haare, um
demonstrativen Abschied von Jugend und Schönheit zu nehmen über ein
memorial konzentriertes Mäzenatentum bis hin zu einer regelrechten
"Reliquarisierung" des Verstorbenen - führten zu der These, dass Maria
Theresia ein bewusstes Offenbaren der Lücke in ihrem Leben angestrebt
habe, um ihre Witwenschaft zu visualisieren. Zu Recht sprach Merkel von
einer "multiplizierten Witwenpräsenz".

Erklärtes Ziel der Tagung war es, die Lebensbedingungen und möglichen
Lebensentwürfe fürstlicher Witwen in der Frühen Neuzeit näher zu
bestimmen und ihre Bedeutung als Schöpferinnen kulturhistorischer
Prozesse und Objekte aufzuzeigen. Die Tatsache, dass die Vorträge -
selbst, wenn die gleichen Protagonistinnen angesprochen wurden - neue
und sehr unterschiedliche Aspekte aufzeigen konnten, belegt, welches
Potential in diesem Forschungsfeld liegt. Die Witwen nutzten Bau- und
Kunstaufträge sowie den sozialen Raum des Hofes dazu, ein prägnantes
Bild ihrer spezifischen Identität zu entwerfen. Die Erkenntnis ist der
Lohn einer interdisziplinären Herangehensweise, die neben genuin
kunsthistorischen Fragestellungen auch Beiträge aus der
Rechtsgeschichte, Zeremonialforschung, Literaturwissenschaft,
politischen Ereignisgeschichte und der Memorialforschung aufnahm. Zudem
war die Auswahl an Fallbeispielen groß genug, um dem Eindruck "nur"
exzeptionelle Heroinnen zu präsentieren, vorzubeugen. Für weitere
Forschungen dürfte es gewinnbringend sein, die europäische
Vergleichsperspektive noch stärker in den Blick zu nehmen. Die
Publikation der Beiträge wird eine unerlässliche Grundlage für weitere
Analysen sein. Eindeutig zeigte sich, wie vielfältig die Rollen der
fürstlichen Witwen in der höfischen Repräsentation der Frühen Neuzeit
sein konnten, wie hochpolitisch aufgeladen diese Rolle war und wie wenig
die gängige, moderne Vorstellung vom Witwendasein damit korrespondiert.

Konferenzübersicht:

Ulrike Ilg (Universität Trier): Einführung

Witwen in der Topographie des Hofes

Pauline Puppel (Hessisches Hauptstaatsarchiv, Wiesbaden): Die
"Verweserinnen" der Grafschaft Nassau-Diez.

Arne Duncker (Universität Hannover): Erbrecht adliger Frauen in der
Frühen Neuzeit und dessen Verarbeitung in der Literatur des "Deutschen
Privatrechts" im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der
Witwenversorgung.

Baukunst und Urbanistik

Cordula Bischoff (Staatliche Kunstsammlungen Dresden/Technische
Universität Dresden): Status, Macht und Kunstpolitik. Die Fürstin als
Bauherrin und Auftraggeberin.

Markus Jeitler (Österreichische Akademie der Wissenschaften in Wien):
"Zu höchstgedacht Ihrer Mtt: der Verwittibten Kayserin Besserer
accomodirung" - Eleonora Magdalena Gonzaga und ihre baulichen Spuren in
Wien.

Caroline zum Kolk (Centre de Recherche du Chateau de Versailles):
Zwischen Tradition und Moderne: Katharina von Medici und der
französische Hof (1560-1589).

Elisabeth Wünsche-Werdehausen (München): Savoyische Regentin -
französische Königstochter: Die Baupolitik der Christine de Bourbon in
Turin (1637-1663).

Sigrid Gensichen (Heidelberg): Die Hofkirchen in Rastatt und Ettlingen
im Kontext: Hofkirchen und -kapellen als Ort herrschaftlicher
Repräsentation fürstlicher Witwen.

Kulturelle Performationen

Karl Rudolf (Instituto Histórico Austríaco, Madrid): Zwischen Kloster
und Hof. El Monasterio de las Descalzas Reales in Madrid: Stiftung und
Residenz der Witwen der Casa de Austria.

Ulrike Ilg (Universität Trier): Witwe, Regentin, Emigrantin: Maria de
Medici besucht Antwerpen.

Helga Meise (Université Champagne-Ardenne, Reims): Bestseller und
Standardlektüre fürstlicher Witwen: Jean Puget de la Serres
"Réveille-Matin des dames" (1638) / "Frauenzimmers-Morgenwecker"
(1651).

Nina Trauth (Universität Trier): Besitzen und zerstören - Der
Gemäldebesitz der Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden
(1675-1733).

Witwen und Memoria

Birgit Ulrike Münch (Universität Trier): Kunstöffentlichkeit trotz
Klostermauern - Inszenierung und Publikum der Kunstsammlung des
Monasterio de las Descalzas Reales im 17. Jahrhundert.

Kerstin Merkel (Universität Eichstätt): Maria Theresia von Österreich -
die Visualität von Witwenschaft und Memoria.

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