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2011/02/18 17:48:53
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Lesung „Ich bin dann mal H artz IV“
Datum 2011/02/19 23:34:00
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] absurd
2011/02/27 13:31:30
anneliese.schumacher(a)t-online.de
[Regionalforum-Saar] Familien- und Wappenkundler im BSW und Eisenbahn-Geschichte
Betreff 2011/02/01 20:42:34
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Konf: Die monastische Klausur - Bronnbach im Taubertal 03/11
2011/02/18 17:48:53
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Lesung „Ich bin dann mal H artz IV“
Autor 2011/02/19 23:34:00
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] absurd

[Regionalforum-Saar] Geschichte der Archäologie in Deutschland

Date: 2011/02/18 23:10:52
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

From:    Ingo Wiwjorra <wiwjorra(a)...   17.02.2011
Subject: CFP: Archäologie und Nation: Kontexte der Erforschung
         "vaterländischen Alterthums". Eine Tagung zur
         Geschichte der Archäologie in Deutschland,
         Österreich und der Schweiz, 1800-1860 - Nürnberg
         02/12
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Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Ingo Wiwjorra, Dietrich Hakelberg
01.02.2012-03.02.2012, Nürnberg
Deadline: 15.05.2011

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm das Interesse an
einheimischen archäologischen Funden sprunghaft zu. Hunderte, zum Teil
reich illustrierte Monographien und Zeitschriftenbeiträge zeugen von
einer mit großem Engagement betriebenen archäologischen Forschung. Neu
entdeckte heidnische Urnen, römische Mauerreste oder fossile Knochen
wurden beschrieben, gezeichnet, datiert und mit Leidenschaft
interpretiert. Mittelalterliche Ruinen und vorgeschichtliche
Geländedenkmäler in der Landschaft galten jetzt als bewahrenswert und
wurden erstmals unter staatlichen Schutz gestellt. Neu gegründete
Geschichts- und Altertumsvereine boten einen organisatorischen und
gesellschaftlichen Rahmen, um das 'vaterländische Alterthum' zu erkunden
und publik zu machen.

Ausgrabung, Sammlung und Publikation archäologischer Funde stehen in
einer frühneuzeitlichen Gelehrtentradition und haben einen
überschaubaren Literaturkanon hinterlassen. Wie aber ist der regelrechte
'Altertümer-Boom' zu erklären, der sich ab dem Beginn des 19.
Jahrhunderts beobachten läßt? Schon die Zeitgenossen haben die
'vaterländische Altertumskunde' mit einem nach den Befreiungskriegen
"neu erwachten Nationalbewußtsein" legitimiert. Diesen bis in die
jüngste Zeit verwendeten Topos gilt es kritisch zu hinterfragen: Wie
hängen die seinerzeit aufkommenden Nationsvorstellungen mit dem rapide
anwachsenden Interesse am einheimischen Altertum zusammen? In welcher
Weise konkurrierten oder ergänzten sich hier altständisches oder
partikularstaatliches Landesbewußtsein mit dem modernen Nationsgedanken?
Inwieweit war die Beschäftigung mit den Schrift- und Sachaltertümern
eine Reaktion auf Traditionsverluste nach dem Untergang des Alten
Reiches?

Ziel der geplanten Tagung ist es, die politischen und sozialen Kontexte
der archäologischen Altertumskunde zwischen ca. 1800 und 1860
differenzierter herauszuarbeiten. Hierbei gilt es, den Blick für die
Beweggründe der grabenden, sammelnden und publizierenden Akteure zu
schärfen. Leitende Fragen sollen sein:

1. Unter welchen politischen und sozialen Rahmenbedingungen
institutionalisiert und professionalisiert sich die archäologische
Praxis in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts?

2. Welchen Stellenwert hat das Ausgraben, Bewahren und Sammeln
archäologischer Funde im Tätigkeitsspektrum der Geschichts- und
Altertumsvereine?

3. Inwieweit läßt die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
archäologischen Funden und ihren ethnischen Interpretationen Bezüge zum
Nationsdiskurs (der 'Rede über die Nation' ab ca. 1780) in Deutschland,
Österreich und der Schweiz erkennen?

4. Inwieweit spielen soziale Herkunft, Selbstverständnis und
Berufsgruppen der Initiatoren archäologischer Forschung eine Rolle für
ihre Initiative?

Für die Untersuchung dieser Fragen sind voraussichtlich die folgenden
thematischen Schwerpunkte vorgesehen:

- Archäologische Forschung und moderner Staat. Denkmalschutz und
historisches Selbstverständnis in Ländern/Kantonen und Territorien
- Erkenntnisinteressen im Wettstreit? Archäologien der Römer, Kelten,
Slawen, usw.
- Der fossile Mensch: Debatten bis zur Entdeckung des 'Neandertalers'
1856
- Methodische Innovationen: Datierung (Dreiperiodensystem);
Grabungstechnik; Kartographie
- Profis und Dilettanten: Entwicklung und Wandel gelehrten
Selbstverständnisses
- Bildliche Darstellungen archäologischer Funde, Reproduktionstechniken
und Publikationswesen (Lithographie und Kupferstich, Verlage und
Buchproduktion usw.)
- Biographien der Akteure
- Altertümersammlungen und Bibliotheken von Altertumsforschern und
Altertumsvereinen
- Institutionen: Altertumsvereine und Universitäten
- Popularisierung archäologischer Forschung (in Zeitungen, Kalendern,
Schulbüchern usw.)
- Quellen für die Geschichte der Archäologie: Nachlässe, Briefwechsel,
Tagebücher

Die Tagung ist fächerübergreifend ausgerichtet und richtet sich nicht
nur an Archäologen, sondern besonders auch an Germanisten, Volkskundler,
Historiker und andere interessierte Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler. Sie soll anstelle einer 'klassischen'
Forschungsgeschichte (im Sinne einer Erfolgsgeschichte der modernen
Archäologien) neuen und weiterführenden Interpretationen ein Forum
bieten, die den historischen Kontext archäologischer Forschungen
einbeziehen. Die Referenten sollten bevorzugt Primärquellen, Archivalien
und die gedruckten zeitgenössischen Publikationen auswerten bzw.
ausgewertet haben. Vor allem die gedruckte Überlieferung läßt sich nun
einfach recherchieren, neu lesen und interpretieren. Die wichtigsten
Schriften wurden und werden im Rahmen des DFG-Projekts "Archäologische
Forschungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz von der Auflösung
des Alten Reichs bis 1852" bibliographiert, digitalisiert und
erschlossen: <http://forschung.gnm.de/htm/htm2/dlib/p01.html>

Interessierte Referentinnen und Referenten wenden sich bitte mit einer
kurzen Zusammenfassung des Tagungsbeitrages bis spätestens 30.04.2011 an
unten stehende Kontaktadresse. Besonders die Autorinnen und Autoren
jüngerer Forschungsarbeiten sind willkommen! Eine Übernahme der Kosten
für An- und Abreise sowie für die Unterbringung ist vorgesehen. Die
Publikation eines Tagungsbandes ist geplant.

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Ingo Wiwjorra

Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg

0911-1331-153

i.wiwjorra(a)... zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=15767>


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