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2009/11/07 11:45:01
anneliese.schumacher(a)t-online.de
Re: [Regionalforum-Saar] gestern abend in Nohfelden
Datum 2009/11/07 14:10:55
Rolgeiger
Re: [Regionalforum-Saar] gestern abend in Nohfelden
2009/11/07 11:45:01
anneliese.schumacher(a)t-online.de
Re: [Regionalforum-Saar] gestern abend in Nohfelden
Betreff 2009/11/07 14:10:55
Rolgeiger
Re: [Regionalforum-Saar] gestern abend in Nohfelden
2009/11/14 17:23:23
Cornelieke Lagerwaard
Re: [Regionalforum-Saar] Fisimatenten
Autor 2009/11/13 12:21:36
H . Dieter Göttert
[Regionalforum-Saar] Fisimatenten

Re: [Regionalforum-Saar] gestern abend in Nohfelden

Date: 2009/11/07 12:46:34
From: Dr. Sylvie Tritz <sylvie.tritz(a)...

Er meinte übrigens Johannes Scotus Eriugena. Vor ein paar Monaten gab
es in Lublin (Polen) eine Tagung zu den Ähnlichkeiten in der
Philosophie Eriugenas (9. Jh.) und Cusanus' (15. Jh.); daher weht der
Wind. Wissenschaftlich untersucht, ist gegen das Thema ja gar nichts
einzuwenden...

Schöne Grüße ins Forum,
Sylvie Tritz


Am 7. November 2009 00:47 schrieb  <Rolgeiger(a)...
> ein paar Gedanken und Meinungen, vorgetragen zur ausschließlichen Verwendung
> im Regionalforum Saar.
>
>
>
>
>
> Guten Morgen,
>
>
>
> gestern abend war ich in Nohfelden zum 6. Nohfelder Geschichtsabend. Auf dem
> Programm standen zwei Themen: zunächst ein Vortrag von Dr. Manfred Peter aus
> Luxemburg über 2500 Jahre Geschichte in unserer Region und dann die
> Vorstellung des Buches "Geschichte des Holzhauserhofes", verfaßt von Helmut
> Weiler, vorgestellt von Edgar Schwer, dem Vorsitzenden des Vereins für
> Heimatkunde Nonnweiler. Über das Buch kann ich selber nichts sagen, da hab
> ich noch gar nicht reingeschaut.
>
>
>
> Aber der Vortrag, der hat es mir angetan. Und zwar ganz schlimm. Der
> richtige Titel lautet "Das St. Wendeler Land vor dem Hintergrund der Epochen
> einer 2500-jährigen Geschichte".
>
>
>
> Eins vorweg. Erzählen kann Dr. Peter wirklich gut; man kann ihm richtig gut
> zuhören – allerdings nur, wenn man keine Ahnung davon hat, was er erzählt.
> Leider war das im vorletzten und letzten Teil seiner Ausführungen bei mir
> nicht so.
>
>
>
> Er hatte seinen Vortrag, der auf eine Stunde ausgelegt war, in fünf Teile
> gegliedert und zwar passend zum angegebenen Zeitraum im Titel in fünf mal
> fünfhundert Jahre. Schlußendlich wurden nur vier mal fünfhundert Jahre
> draus, weil er sich zeiteinteilungsmäßig so vergaloppierte, daß er trotz 20
> Minuten Zulage nur bis zum Jahre 1500 kam.
>
>
>
> Für die ersten fünfhundert Jahre – die Zeit der Kelten, die er mit der
> Latenezeit um 500 v.Chr. anfangen ließ – brauchte er alleine schon über eine
> halbe Stunde. Tut mir leid, aber ich kriege nicht mehr alles zusammen, was
> er vortrug. Irgendwann faßte er zusammen, daß mittlerweile anerkannte
> Wissenschaftler das Zentrum der keltischen Kultur hier bei uns in unserer
> Region sehen. Beweise für ihn waren u.a., daß die heutigen Iren als
> Nachfahren der Originalkelten in ihren Mythen von rollenden Hügeln erfahren
> und bei Reisen in unsere Region diese rollenden Hügel bei uns vorfinden (ich
> gehe mal davon aus, daß damit nicht die sekundären Geschlechtsmerkmale
> unserer hiesigen Damenwelt gemeint ist, sondern die Hügel und Täler, die
> unsere Landschaft mitgestalten). Ein weiteres wichtiges Merkmal ist unser
> Dialekt, von dem sich viele Worte fast im Original im Altirischen
> wiederfinden. Der Grund liegt darin, daß diese Sprache durch keltische
> Siedler hierher zu uns übertragen wurde.
>
>
>
> Besonderes Augenmerk legte er auch auf die vier oder fünf Fliehburgen, die
> auf Hügeln und Bergen der näheren und weiteren Umgebung angelegt wurden.
> Eine davon ist der Hunnenring. Der muß von einem mächtigen, autoritären
> Stammesfürsten ausgeführt worden sein. Und Peter kennt auch seinen Namen.
> Eigentlich können es nur zwei gewesen sein – und die Namen hat er auch
> genannt. Denn die Geschichte der Aufgabe des Hunnenrings steht verschlüsselt
> in Cäsars Gallischem Krieg. Eine Wallanlage wurde damals aufgegeben (der
> Hunnenring), eine andere erst aufgemacht (der Titelberg bei Luxemburg?). Ein
> Herrscher wurde kaltgemacht oder –gestellt, ein anderer übernahm seine
> Stelle in der neuen Anlage. Also war der Kaltegemachte, übrigens ein
> Verwandter des zweiten, auf dem Hunnenring ansässig, und folglich hat er ihn
> auch anfertigen lassen. Über ihn – Idomarus? – wird demnächst übrigens eine
> Biographie erscheinen, den Autor kennt Dr. Peter sehr gut.
>
>
>
> Ich hoffe, ich habe nicht zu viel durcheinandergebracht.
>
>
>
> Die ersten fünfhundert Jahre endeten 25 vor Christus. Die zweiten folgten
> auf dem Fuße. Das war die römische Periode. Deren wichtigster Vertreter hier
> in unserer Kante war Rixius Varus, der natürlich nichts mit dem bekannten
> Varus zu tun hat, den der gute Hermann geschlagen hatte (auch das wurde von
> Dr. Peter kurz genannt), sondern römischer Statthalter in Trier gewesen war.
> Dr. Peter erzählte – und das kann er wirklich sehr gut: Geschichten erzählen
> – die Sage vom Teufelspflaster (hab ich gerade auf dieser Site gefunden:
> http://home.arcor.de/ac.hahn/primstal/sagen/sagen1.htm) und hätte auch noch
> gerne andere solcher Geschichten erzählt, wenn ihm die Zeit nicht am
> Davongaloppieren gewesen wäre. Aber – jede Sage hat einen wahren Kern, das
> war seine Basis für die dritten fünfhundert Jahre – daraus kann man
> schließen, daß auf die historische Figur eines christenfeindlichen Mannes
> der Volksmund den Teufel aufpfropfte.
>
>
>
> Dann stellte er die Frage, die uns alle beschäftigte: wo hat dieser Varus
> gewohnt? Nun, auf dem saarländischen Hausberg, dem Schaumberg, natürlich,
> auf dem früher schon eine Fliehburg gestanden war. Unten lag im Vareswald
> die kleine Siedlung, aber die großen Bäder standen dort, wo heute die Abtei
> steht. Und die Bäder sind natürlich die Reste eines großen Palastes, und im
> Palast wohnte der Herr Varus. Oder stand der Palast oben auf dem Schaumberg
> und nur die Bäder waren unten? Hat jemand noch den genauen Wortlaut, wie
> sich der Dr. Peter da ausdrückte?
>
>
>
> Das waren die zweiten fünfhundert Jahre, jetzt folgt die schlimmste Periode
> – des Vortrags. Denn der Hauptmeckes von Dr. Peters dritten halben Millenium
> war der heilige Wendalinus. Seine Weisheiten schöpft der Erzähler aus   d e
> r   Wendalinuslegende (und läßt schon mal gleich weg, welche er überhaupt
> meint, die erste, die zweite, die dritte, die vierte …; nein, ist doch klar,
> er meinte nur die eine, eben   d i e   Wendalinuslegende). Überhaupt gibt es
> heute drei Denkrichtungen, die sich auf Wendalinus beziehen. Es gibt die
> Leute, die sagen, es hätte ihn nie gegeben, und die Legenden seien nur
> erfunden worden, um den Pilgern eine schöne Geschichte zu erzählen. Und es
> gibt die anderen, die sagen, es habe ihn gegeben – und hier unterscheidet
> Dr. Peter auch nochmal – aber wie, das krieg ich jetzt nicht mehr hin. Egal.
>
>
>
> Natürlich war Wendelin ein Ire. Und zwar … und dann legte Peter los und
> brachte eine Kurzfassung seiner Wendalinusbiografie, die vor ein paar Jahren
> erschien. Oh, verdammt, ich hab keinen Bock, diesen ganzen Mist hier zu
> wiederholen. Am besten war noch, als er meinte, sein verstorbener Bischof in
> Irland sei ein anerkannter Wissenschaftler gewesen, und alles, was der
> gesagt habe, müsse man für bare Münze nehmen.
>
>
>
> Es war schlimm, diesem ganzen Schwachsinn zuzuhören und ruhig sitzen bleiben
> zu müssen, während er dem ahnungslosen Publikum einen Furz nach dem anderen
> erzählte. Was er sich da alles zusammenfabuliert hatte. Von Wendalinus'
> Eltern, die ihren Sohn gern in ein Kloster gesteckt hätten, damit er dort
> Abt würde. Und wie er – Peter – mit anderen schließlich dieses Kloster vor
> Ort lokalisiert hätten und daß nächstes Jahr dort archäologisch untersucht
> würde. Und so weiter und so fort.
>
>
>
> Irgendwann erwähnte er dann noch einen irischen Philosophen des 8ten oder
> 9ten Jahrhunderts, dessen Name das Wort "Scoti" enthielt, und der den Helden
> von Dr. Peters viertem Fünfjahrhundert – Nikolaus von Cues – entscheidend
> beinflußte. Ich hoffe, er meinte nicht Michele Scoto, denn der lebte im
> 12ten Jahrhundert und stammte aus Schottland. Aber wenn ich mir dann dessen
> Biografie anschaue (siehe
> http://www.summagallicana.it/lessico/s/Scoto%20Michele.htm; bitte ganz
> durchblättern, unten kommt eine deutsche Übersetzung), dann könnte er es
> doch gewesen sein. Aber Dr. Peter sagte doch, er habe in der dritten
> Peterschen Periode gelebt – vielleicht wars doch ein anderer; ich glaube,
> Peter sprach von Scotinus, aber über den finde ich nichts.
>
>
>
> Das vierte Fünftjahrhundert ging dann auch schnell vorbei, denn auch
> Wendalinus war wieder etwas episch geworden, und die Zeit war dem
> Vortragenden davongelaufen. Was blieb uns da nicht alles erspart. Obwohl,
> ich hätte schon gern gewußt, wer seine Hauptfigur im fünften Teil geworden
> wäre. Vielleicht Napoleon oder Sebastian Riefer oder gar Will Smith?
>
>
>
> Bleibt noch ein kurzes Fazit: Vertane Zeit.
>
> Und der bisherigen Qualität der Nohfelder Geschichtsabende absolut
> abträglich.
>
> Schlimm für die Zuhörer, die die meisten Themen nicht kennen dürften und die
> jetzt mit diesem Geschichtsbild nach hause gehen.
>
>
>
> Schade, daß einem solchen Murks eine solche Plattform geboten wurde.
>
>
>
> Erzählen kann Dr. Peter, keine Frage, und würde er einen Fantasy-Roman
> schreiben, der würde sicher groß rauskommen. Aber auf diesem Parkett sollte
> er seine Tanzversuche schleunigst einstellen.
>
> Wird er aber nicht tun. Leider.
>
>
>
> Roland Geiger in Alsfassen am 7. November 2009
>
>
>
>
>
> _______________________________________________
> Regionalforum-Saar mailing list
> Regionalforum-Saar(a)...
> http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar
>
>