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2007/09/24 09:51:59
Rolgeiger
Re: [Regionalforum-Saar] Fwd: Buchvorstellung "Die deutsche Wiedervereinigung...
Datum

2007/09/19 06:52:39
Michaela Becker
[Regionalforum-Saar] WG: [RUHR] Petition Krankenbuchlager
Betreff

2007/09/24 09:51:59
Rolgeiger
Re: [Regionalforum-Saar] Fwd: Buchvorstellung "Die deutsche Wiedervereinigung...
Autor 2007/09/24 09:41:05
Schumacheranne
Re: [Regionalforum-Saar] Fwd: Buchvorstellung "Die deutsche Wiedervereinigung...

[Regionalforum-Saar] Züscher Hammer

Date: 2007/09/30 10:11:30
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

 Saarbrücker Zeitung, 29.09.2007, Seite F10

Der Hammer pocht wieder in der Hütte Belgier kamen vor Jahrhunderten in den Hochwald

Wallonische Hüttenmeister brachten ihre Landsleute als Arbeiter mit Die einstmals größte Eisenhütte im Hochwald oberhalb des Nonnweiler Stausees ist rekonstruiert worden

Der „Züscher Hammer“, wenige Steinwürfe oberhalb des Nonnweiler Stausees gelegen, ist rekonstruiert worden. Damit gewinnen Interessierte einen Einblick in den Produktionsalltag von Hüttenwerken.

Von SZ-Mitarbeiter

Wilfried Burr

Züsch/Neuhütten. Im Sommer 1697 hat der wallonische Hüttenmeister Remacle Joseph de Hauzeur im Altbachtal zwischen den Orten Züsch, Neuhütten und Nonnweiler ein Eisenwerk reaktiviert. Nach langem Stillstand pocht der historische Hammer wieder im engen Tal zwischen bewaldeten Hängen. Die erste Hütte war hier schon vor dem Dreißigjährigen Krieg in Betrieb. Unter Otto Philipp von Hunolstein, Herr zu Sötern und Züsch, wurde sie von dem Lütticher Unternehmer Jean Mariotte geführt. Nach dem Rückzug der Mariotte-Familie sind zunächst Stillstand und baulicher Zerfall eingezogen. Mit de Hauzeur kam der Aufschwung in den Hochwald zurück. Der regionale Arbeitsmarkt florierte: Aus Wallonien kamen Fachkräfte, aus Züsch und den umliegenden Dörfern Holzfäller, Kohlebrenner, Schmelzer und Gießer. 1792 kam das Hammerwerk in den Wirren der französischen Besatzung zum Stillstand. Um die damalige Jahrhundertwende wurden in geringem Umfang Eisenteile hergestellt. 1804/1805 wurde der Ofen ausgeblasen.

Die Hütte schläft ein

1835 übernahm die Firma Carl Gottbill aus Nonnweiler-Mariahütte die Anlage. Sie ließ das Werk jedoch bald „einschlafen“. Die Hütte war bis vor etwa drei Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben. Da rührten sich in Züsch und Neuhütten heimatverbundene Ideengeber, die die alte Hütte wieder zum Leben erwecken wollten. Auf dem Weg dahin lag mancher Stolperstein.

1980 hat die Gemeinde Züsch das Gelände vom früheren Hammer-Weiher bis zum Vorstau der Nonnweiler Talsperre gekauft. Die mögliche Überflutung der Hütten-Ruinen durch den Primstal-Stausee wurde so verhindert. Seither sind zahlreiche Arbeitsstunden geleistet worden. Von Bürgern der Gemeinden, vom Förderverein „Züscher Hammer“ und von der Gemeinde Hermeskeil.

Zuletzt hat der Förderverein zusammen mit vielen Institutionen im Altbachtal Pionierarbeit geleistet: 2001 waren Wasserrad und Hammer rekonstruiert worden. Auch Esse und Blasebalg sind betriebsfähig. Der Wiederaufbau der Anlage ist zügig vorangegangen; die technischen Funktionen des Hammers beleben das Haus.

Die „gute Stube“ im Innern ist sehenswert. Im Arbeitsraum können sich die Besucher selbst am „Produzieren“ beteiligen. Im Abstand von wenigen Sekunden pocht der Hammer auf kleinere Stücke aus glühendem Eisen. Das Hammer-Haus beinhaltet jetzt auch museal wertvolle Winkel. Da baumeln an den Wänden antiquierte Werkzeuge. Mit solchen Stücken sollen die Vorfahren glühendes Eisen geformt haben. Es sind dauerhafte Leihgaben, die aus einer alten Schmiede im pfälzischen Neustadt stammen und vom Historischen Museum der Pfalz in Speyer in den Hochwald kamen. Man sieht altes graues Erzgestein, man entdeckt den uralten Blasebalg ebenso wie die Lochstanze aus Urgroßvaters Zeiten. Der Weg in die Vergangenheit ist lehrreich am „Züscher Hammer“.

Züsch/Neuhütten. Die belgische Region Wallonien hat tief in die Hochwälder Hüttenhistorie eingegriffen. Von dort kamen vor einigen Jahrhunderten Führungs-, Fach- und Arbeitskräfte in das Altbachtal, um hier den „Züscher Hammer“ pochen zu lassen. Der Hüttenmeister Remacle Joseph de Hauzeur, geboren am 8. Juli 1663 im belgischen Verviers, gestorben am 18. Februar 1745 auf der Abentheuerhütte bei Birkenfeld, war ein kompetenter Mann der Branche. Am 10. Mai 1694 unterzeichnete der Katholik einen Vertrag mit dem evangelischen Vogt Ernst Ludwig von Hunolstein, Herr über Züsch. Der verpachtete dem Wallonen seine im Altbachtal gelegene Hütte mit Schmelzöfen, Erzgruben und etwa noch vorrätigem Erz auf 30 Jahre. Ab 1697 war die Hütte wieder in Betrieb.

Der Vogt Ernst Ludwig, so heißt es in Niederschriften, sei oft „in finanziellen Sorgen“ gewesen. Die Pacht seiner Hofgüter und der Verkauf seiner Waldbestände hätten ihm aus der Klemme geholfen.

Ältere Spuren der Belgier

Die Spur vom Hochwald nach Belgien war aber damals schon nicht mehr ganz frisch. 1658 hatte die Kellerei Grimburg Hafer im Wert von 171 Gulden „an die Eisenhütte zu Zisch“ geliefert. Hüttenherr war damals der Lütticher Unternehmer Jean Mariotte. 1696 erwirkte der neue Hüttenchef de Hauzeur für seine katholischen Landsleute die Genehmigung zum Bau einer kleinen Holzkirche in Nähe der Industriestätte. Weil die Wallonen französisch sprechen, heuerte auch der Priester Friedrich Orphelin aus ihrer Heimat am Altbach an. Heute zeugen die um Züsch herum gebräuchlichen Familiennamen von der wallonischen Zeit im Hunsrück: Bouillon, Colling, Düpre, Detemple, Mathieu, Petto, Rosar, Sossong. Die Namen werden inzwischen seit mehr als drei Jahrhunderten von Generation zu Generation übertragen. wb

Hintergrund

Der „Züscher Hammer“ ist am ersten Oktobersamstag zum letzten Mal für dieses Jahr zu besichtigen. Samstags von zehn bis 16 Uhr, sonntags von zehn bis zwölf Uhr. Zusätzlich können auch Gruppentermine vereinbart werden.

Auskunft: Tourist-Info Hermeskeil, Telefon (06503) 95350. wb