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[Regionalforum-Saar] Die Schatztruhe des Schaumberger Landes

Date: 2006/04/11 17:38:11
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Für das neue Historische Museum in Tholey konnten Kunstwerke ausfindig gemacht werden, die bisher kaum einer kannte

 

   Die Liebhaber der Regionalgeschichte dürfen sich auf ein Fest der Überraschungen freuen.  Für das neue Historische Museum in Tholey konnten die Organisatoren eine ganze Reihe von Kunstwerken ausfindig machen, die bisher im Schaumberger Land noch kaum jemand kannte. Der Vorsitzende des Historischen Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes, Walter John, und der Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt erklärten am Donnerstag in Tholey, die Ergebnisse der angestellten Recherchen hätten die eigenen Erwartungen bei weitem übertroffen. Unter anderem wurde ein historisch wertvolles Gemälde im Internet bei E-Bay ersteigert, andere Objekte konnten durch vielfältige persönliche Kontakte beigebracht werden.

 

   In dem Museum, das am 26. April eröffnet wird, soll das Schaumberger Land als historische Schicksalsgemeinschaft eine kulturelle Wiederauferstehung erleben. Deshalb wird unter anderem die zentrale Rolle der Abtei Tholey, des ältesten Klosters auf deutschem Boden, für den gesamten Umkreis im deutsch-französischen Kraft- und Spannungsfeld herausgestellt. Erstmals wird auch ausführlich über das historische Oberamt Schaumburg informiert, das fünf Jahrhunderte lang der nördlichste Teil des Herzogtums Lothringen war und rund 45 Orte umfasste. Außerdem werden mit Original-Exponaten die Epochen der Kelten und der Römer beleuchtet sowie die Besonderheiten der weltweit häufigsten Gesteinsart Tholeiit dargestellt, die nach Tholey benannt ist.

 

„Weit über Tholey hinaus etwas Besonderes“

 

   „In aller Bescheidenheit dürfen wir sagen, dass dieses neue Museum ein paar unentdeckte Kleinodien präsentiert, die weit über Tholey hinaus etwas Besonderes sind“, sagte Walter John, der Vorsitzende des Historischen Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes. Bürgermeister Hermann Josef Schmidt erklärte: „Den Bürgern Tholeys, aber auch den Bewohnern des gesamten nördlichen Saarlandes wird jetzt ein neuer Blick auf die Geschichte ihrer Heimat ermöglicht. Gleichzeitig schaffen wir eine  echte Attraktion auch für Besucher, und das hilft dem Fremdenverkehr.“ Der Abt des Tholeyer Klosters, Makarios Hebler, äußerte sich erfreut darüber, dass es für die Darstellung der Geschichte Tholeys und der Region jetzt einen zentralen Ort gebe, wo die Menschen sich seriös und ausführlich informieren könnten.

 

    Die neue Einrichtung ist im früheren Gebäude der Post am Tholeyer Marktplatz gleich neben dem Rathaus untergebracht und trägt den offiziellen Namen „Theulegium – Historisches Museum des Schaumberger Landes und der Abtei Tholey“.  Sie präsentiert insgesamt rund 1.000 Ausstellungsgegenstände, von denen viele aus dem jetzt eingegliederten Tholeyer Abteimuseum übernommen oder als Dauerleihgaben aus Beständen anderer saarländischer Museen sowie aus Privatsammlungen bereitgestellt wurden. Der Historiker Johannes Naumann, der das Konzept der Ausstellung entwickelt und im engen Zusammenwirken mit weiteren Experten die Exponate beschafft hat, sprach von einem „außerordentlich glücklichen Zusammentreffen verschiedener Umstände, die dieses Projekt möglich gemacht haben“.

 

   Nach seinen Worten können in dem neuen Haus ab Ende des Monats unter anderem die folgenden Gegenstände präsentiert werden, die bisher noch nirgends ausgestellt waren:

-         eine 1,20 Meter große Steinfigur des heiligen Mauritius, der auf seinem Schild das Wappen des Tholeyer Abtes führt. Die Plastik befand sich in einer Salzsiederei der Abtei im lothringischen Marsal bei Nancy.

-         eine einmalige bildliche Darstellung des Konvents in Tholey. Sie zeigt die legendäre,  wissenschaftlich in keiner Weise untermauerte Wahl des heiligen Wendelin zum Abt von Tholey, die angeblich im frühen 7. Jahrhundert stattgefunden haben soll. Dieses Bild, das erst um 1680 entstand, konnte von einem Vorbesitzer in Hessen über E-Bay ersteigert werden.

-         ein Kupferstich mit dem Porträt des letzten Tholeyer Abtes vor der Aufhebung des Klosters 1794  durch französische Revolutionssoldaten. Der umstrittene Prälat mit dem Namen Pierre de Salabert, ein französischer Lebemann, war später Minister im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und hatte danach eine einflussreiche Position in München.

-         ein bisher völlig unbekanntes Gemälde mit dem Porträt des Mönchs Matthias Dixius, der nach der Aufhebung des Klosters bis 1803 die Gläubigen der Pfarrei Tholey seelsorgerisch betreute und außerdem Pfarrer in Scheuern, Oberthal und Namborn war. Das Bild konnte von Nachfahren des Mönchs an der Mosel erworben werden.

-         Modelle der gotischen Abteikirche aus verschiedenen Bauphasen, darunter eine besonders anschauliche Darstellung der Situation im 18. Jahrhundert. Diese Arbeiten wurden von einem Spender finanziert, der anonym bleiben will

-         Eine Bleitafel mit Erklärungen zu zwei  Knochenpartikeln vom Körper des heiligen Cuno von Pfullingen, eines Trierer Erzbischofs, der im Jahr 1066 an der Mosel ermordet und in der Abtei Tholey beerdigt wurde. Die Tafel wurde zusammen mit den  Reliquien im Pfarrarchiv von Bliesen entdeckt, wo die Gegensätnde 1751 in den Grundstein der alten Pfarrkirche eingemauert worden waren.

 

   Von hohem musealem Wert sind auch eine Reihe bisher schon bekannter und in der Abtei vorhandener Objekte, die künftig einer größeren Öffentlichkeit zugänglich sein werden:

-         eine bildliche Darstellung des Mönches Theobert, der im Mittelalter dem Kloster in Tholey angehörte und ebenso wie Cuno von Pfullingen als Heiliger verehrt wurde.

-         Eine hochwertige Messingschale aus dem 16. Jahrhundert, die den Kopf des heiligen Johannes des Täufers zeigt.

-         eine Reproduktion der berühmten Testaments-Urkunde aus dem Jahr 634, die die enge Verbindung Tholeys mit dem Bistum Verdun belegt. Darin bestätigt der fränkische Adlige Adalgisel, genannt Grimo, die Existenz Tholeys, wo schon damals eine Gemeinschaft von Priestern und eine Grundherrschaft mit mehreren Weilern bestand.

-         mittelalterliches Tafelgeschirr,  Petschaften und  wertvolle alte Bücher

 

   Nicht zuletzt werden eine Reihe geologischer und archäologischer Kostbarkeiten gezeigt. Die bedeutende Sammlung von Mineralien und Versteinerungen aus dem Schaumberger Land, die der Gesteinsforscher Hans Backes aus Bergweiler in Jahrzehnten zusammengetragen hat, ist nun künftig erstmals allgemein zugänglich.. Ebenso werden zahlreiche Fundstücke präsentiert, die aus der Ortslage von Tholey stammen oder bei den aktuellen Grabungen der Gesellschaft Terrex im einstigen römischen Vicus im Wareswald ans Licht kamen. Ferner werden die Besucher des Museums eine große Zahl von früher schon aufgefundenen Objekten aus einer Reihe nordsaarländischer Dörfer zu sehen bekommen, beispielsweise aus dem Fuchshübel in Theley oder aus Grabungen in Thal-exweiler, Hasborn, Alsweiler, Marpingen, Winterbach, Bliesen, Gronig, Güdesweiler und Freisen. Beispielhaft werden auch die römische Villa in Sotzweiler und ein mittelalterlicher Münzschatz aus Wolfersweiler vorgestellt.

 

    „Wir wollen uns nicht nur auf Tholey und die Abtei beschränken, sondern unser Raum ist das Schaumberger Land in seinen alten Grenzen: von Lebach bis Winterbach und von Marpingen bis Namborn, Kastel und Hoppstädten-Weiersbach“, erklärte der Historiker Johannes Naumann, der auch der Kurator und wissenschafltiche Koordinator des Museums ist. „Uns geht es darum, das Schaumberger Land als eine Kulturlandschaft zu erfassen,  in der sich die Einflusssphären des romanischen und des germanischen Kulturraums überlagert haben.“ 

   

    Den Aufbau, die Betreuung und die Trägerschaft des Museums hat ehrenamtlich der Historische Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes übernommen. Dabei lag eine wesentliche Verantwortung für die Abwicklung der notwendigen Bau- und Renovierungsmaßnahmen, die Gestaltung der Räume und die Bestückung der Vitrinen in den Händen des Architekten Dipl. Ing. Niko Leiß aus Tholey, der ebenso wie Johannes Naumann dem Vorstand des Historischen Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes angehört. Die Räumlichkeiten im alten Postamt am Marktplatz wurden angemietet.

 

   Nachhaltige politische und organisatorische Unterstützung gewährte der Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt. Zur Finanzierung des Gesamtaufwands von 260.000 Euro, der zum größten Teil durch Zuschüsse aus dem Leader-Plus-Programm der Europäischen Union und durch Mittel aus dem Dorferneuerungsprogramm der Saarländischen Landesregierung sowie durch Eigenleistungen der Vereinsmitglieder und bedeutende private Geld- und Sachspenden abgedeckt wurde, trug die Gemeinde Tholey außerdem mit einem Zuschuss bei. Auch der Landkreis St. Wendel leistete einen finanziellen Beitrag.

 

„Erstmals ein kompletter Überblick über die Epochen“

 

   In den vollständig erneuerten Museumsräumen wird außer Vitrinen und Schaubildern auch modernste Licht- und Multimedia-Technik eingesetzt, um die Exponate anschaulich zu präsentieren und die erwünschten Informationen zu vermitteln. Unter anderem wird erstmals auch eine Rekonstruktionszeichnung der historischen Burg auf dem Schaumberg zu sehen sein. In die Konzeption einbezogen ist auch das im Keller des gleichen Hauses bisher schon befindliche Museum des Tholeyer Verkehrsvereins, das dessen Vorsitzender Dr. Wolfgang Hasler aufgebaut hat und betreut. Dort werden unter anderem aus Tholey gebürtige Künstler gewürdigt, so der bedeutende Fotograf Albrecht Meydenbauer und die Musikerin Olga Schwind. Zudem gewährt diese Sammlung Zugang zu den Räumen des historischen Verlieses. Auch der halb überdachte Hof des einstigen Gefängnisses, in dem die Delinquenten aus den Dörfern des Oberamts Schaumburg arrestiert wurden, wird durch das neue Museum „Theulegium“ für die Ausstellung von Skulpturenresten genutzt.

 

   Walter John, der Vorsitzende des Historischen Vereins zur Erforschung des Schaumberger Landes erklärte: „Das Schaumberger Land mit Tholey und der Abtei als altem kulturellem und wirtschaftlichem Zentrum birgt ein ungeheures historisches Potential, das noch bei weitem nicht ausgeschöpft ist. Wir tun jetzt einen entscheidenden Schritt zu seiner weiteren Erschließung. Und wir freuen uns, dass wir damit auch einmal ein kulturelles Gegengewicht zum Raum Saarbrücken setzen können, der bisher oft die alleinige Aufmerksamkeit beansprucht hat.“

 

   Bürgermeister Hermann Josef Schmidt sagte: „In dem neuen Museum wird zum ersten Mal ein kompletter Überblick über das Schicksal der Region in den verschiedenen Epochen gegeben, und dabei wird sehr deutlich, wie unsere Vorfahren an der Geschichte Europas teilhatten. Künftig können im Museum immer auch die neuesten Funde aus Ausgrabungen und alle sonstigen Erkenntnisse aktuell präsentiert werden, wir haben damit ein erstklassiges Schaufenster für das Schaumberger Land und seine Geschichte.“  

 

   Der Tholeyer Abt Makarios Hebler (OSB) erklärte: „Wir haben uns an dem Projekt gerne beteiligt, weil wir ja nun einmal zur Geschichte dieser Region gehören. Ich bin froh darüber, in welcher Weise unsere Abtei als in erster Linie religiöser und kirchlicher, aber  dann auch kultureller Mittelpunkt in der Nachfolge der alten Kulturen der Kelten und Römer in dem neuen Museum gewürdigt wird. Dabei fühlen wir uns eng mit der Geschichte des Benediktinerordens und seines Gründers, des heiligen Benedikt von Nursia als Patron Europas, verbunden.“