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2023/03/08 15:45:28 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] DIE SECHSWÖCHNERINNEN - GEBUR T, TAUFE, WOCHENBETT, EINSEGNUNG UND ABERGLAUBE |
Datum | 2023/03/11 10:02:25 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Aufzeichnung: STANDESAMTSBÜ CHER ALS EINE DER WICHTIGSTEN QUELLEN FÜR AHNENFORSCHER |
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2023/03/23 10:10:06 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] u.a. Das Eigenthum eines Schatzes betreffend. |
Betreff | 2023/03/03 11:03:00 Robert Morsch via Regionalforum-Saar Re: [Regionalforum-Saar] heute abend: über di e standesamtliche Ehe im 19. Jahrhundert |
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2023/03/08 15:45:28 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] DIE SECHSWÖCHNERINNEN - GEBUR T, TAUFE, WOCHENBETT, EINSEGNUNG UND ABERGLAUBE |
Autor | 2023/03/11 10:02:25 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Aufzeichnung: STANDESAMTSBÜ CHER ALS EINE DER WICHTIGSTEN QUELLEN FÜR AHNENFORSCHER |
Date: 2023/03/09 11:36:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Herausgeber Eschebach, Insa; Glauning,
Christine; Schneider, Silke
Reihe Edition NS-Zwangsarbeit. Schriftenreihe des
Dokumentationszentrums
NS-Zwangsarbeit (1)
Erschienen Berlin 2023: Metropol
Verlag
Anzahl Seiten 316 S.
Preis € 22,00
ISBN 978-3-86331-680-8
Inhalt => meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-77831.pdf
Rezensiert für H-Soz-Kult von Kolja Buchmeier, Stiftung
Brandenburgische
Gedenkstätten
Etwa 13 Millionen Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter:innen
wurden
während des Zweiten Weltkrieges im Deutschen Reich zur Arbeit
eingesetzt. Tätig
waren sie in großen Rüstungsbetrieben, für staatliche
Institutionen und
Kommunen, aber auch in privaten Haushalten und der Landwirtschaft.
Korrespondierend mit dem Kriegsverlauf kamen zunächst massenhaft
polnische und
französische Staatsbürger:innen zum Arbeitseinsatz nach
Deutschland, später
auch serbische und britische Kriegsgefangene, Männer, Frauen und
Kinder aus der
Sowjetunion, unter ihnen mehr als 1,4 Millionen sowjetische
Kriegsgefangene und
1943 schließlich Hunderttausende italienische Militärinternierte.
Die
historische Forschung ist sich schon lange einig darüber, dass ein
Kontakt
zwischen diesen „Fremdarbeitern“ und den lokalen deutschen
Bevölkerungen –
entgegen den Absichten des NS-Regimes – nicht zu verhindern war,
sondern
vielmehr zum Alltag in der Kriegsgesellschaft gehörte.[1] Die Formen von Interaktion
waren dabei
vielfältig und reichten von gewöhnlichen Gesprächen über
Hilfeleistungen bis zu
Liebesbeziehungen, beinhalteten aber auch gewalttätige
Auseinandersetzungen und
sexuellen Missbrauch. Diese Kontakte stellten für den
nationalsozialistischen
Staat sowohl ein sicherheits- als auch ein rassepolitisches
Problem dar. Sie
wurden deshalb unter dem Tatbestand des „verbotenen Umgangs“ unter
Strafe gestellt
und sanktioniert.
Der vorliegende Band präsentiert vielfältige neue
Forschungsergebnisse zum
Delikt des „verbotenen Umgangs“. Die Herausgeberinnen sind
ausgewiesene
Expertinnen auf dem Gebiet. Silke Schneider legte 2010 ihre
Pionierstudie zum
Thema vor, die bis heute als ein Standardwerk zitiert wird.[2] Insa Eschebach hat sich
als ehemalige
Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück vergleichsweise
früh mit wegen
des angeblichen Kontaktes zu Zwangsarbeitern ins KZ-System
überstellten Frauen
auseinandergesetzt.[3] Christine Glauning
schließlich
beschäftigt sich als Leiterin des Dokumentationszentrums
NS-Zwangsarbeit in
Berlin-Schöneweide seit 2006 intensiv mit dem Phänomen
NS-Zwangsarbeit und
dessen gesellschaftsgeschichtlichen Implikationen. Dementsprechend
hoch ist die
Qualität der im Band präsentierten Beiträge, die auf der Grundlage
zweier
Tagungen geschrieben wurden, die 2016 in der Gedenkstätte
Ravensbrück und 2019
in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert stattfanden. Die
Auswahl und
Reihenfolge der in vier Kapitel gegliederten Aufsätze wirkt
allerdings
keineswegs, wie bei Tagungsbänden leider nicht unüblich, eher
zusammengewürfelt
und willkürlich, sondern im Gegenteil wohltuend strukturiert und
durchdacht.
Der erste Teil widmet sich der historischen Kontextualisierung des
„verbotenen
Umgangs“. Hervorzuheben ist hier vor allem die Erkenntnis, dass
die Verfolgung
entsprechend benannter Kontakte in der Kriegszeit keineswegs aus
dem Nichts
begann, sondern vielmehr auf etablierte Formen der Normierung und
Sanktionierung von Beziehungen zwischen Deutschen und vermeintlich
„Fremdvölkischen“ zurückgreifen konnte. Der von Schneider unter
dem Begriff der
Segregation zusammengefasste und von Christoph Lorke und Alexander
Schmidt für
den rechtlichen Bereich untersuchte Mechanismus von Ein- und
Ausschluss aus
einer den Deutschen vorbehaltenen Gemeinschaft offenbart den
rassistischen
Charakter des Gesamtphänomens. Wer mit wem Kontakt haben durfte
und wer nicht,
wurde auf Grundlage rassenideologischer Kriterien entschieden. Wie
Sebastian
Schönemann anhand der Analyse einer Fotoserie eindrücklich
darstellt, diente
diese Praxis dabei nicht nur der Ausgrenzung, sondern auch der
symbolischen und
praktischen Formierung einer imaginierten Volksgemeinschaft.
Hervorzuheben ist
außerdem der geschlechtergeschichtliche Aspekt des Phänomens, denn
der Kontakt
von deutschen Frauen mit ausländischen Männern wurde besonders
stigmatisiert
und verfolgt. Die Frauen wurden öffentlich angeprangert und
drakonisch
bestraft, deutsche Männer dagegen kaum. Schneider analysiert
diesen Umstand
treffend als Ausdruck einer patriarchalen Geschlechterordnung, in
der Behörden
das Verhalten deutscher Frauen ständig moralisierten und
sexualisierten.
Im zweiten und dritten Abschnitt des Bandes werden verschiedene
Verfolgtengruppen sowie Haftorte anhand von Fallstudien in den
Blick genommen.
Es handelt sich hierbei vorwiegend um lokalhistorische bzw.
mikrohistorische
Studien. In ihrer Gesamtheit betrachtet ergeben sie ein
tiefgreifendes und
breitgefächertes Bild der Verfolgungspraxis, ohne den Blick auf
die
betreffenden Individuen aufzugeben. Kritisch anzumerken ist hier,
dass viele
Beiträge einleitend noch einmal grundlegende Informationen zum
Tatbestand des
„verbotenen Umgangs“ rekapitulieren, was angesichts der
ausführlichen Einleitung
der Herausgeberinnen mit entsprechenden Informationen beizeiten
redundant
wirkt. Besonders erfreulich hingegen ist, dass neben dem bereits
einschlägig
erforschten System der Konzentrationslager auch weniger bekannte
Haftstätten in
den Blick genommen werden. Lena Haase und Beate Welter widmen sich
dem
SS-Sonderlager Hinzert bei Trier, in dem eine mögliche
„Eindeutschung“ von des
Kontaktes mit deutschen Frauen bezichtigten polnischen
Zwangsarbeitern geprüft
wurde. So konnten einige Männer der vorgesehenen Ermordung
zunächst entgehen,
eine negative Prüfung endete allerdings wiederum mit der
Überstellung in ein
reguläres Konzentrationslager. Anne Kathrin Düben untersucht das
„Arbeitserziehungslager“ Breitenau südlich von Kassel, wo neben
Zwangsarbeiter:innen auch deutsche Gestapo-Gefangene inhaftiert
waren, darunter
Hunderte Frauen, die man des „verbotenen Umgangs“ bezichtigte. Die
hier
untersuchten Fallbeispiele verdeutlichen die Bedeutung von
Denunziationen, die
sich für den gesamten Verfolgungskomplex nachweisen lässt: Nicht
selten kamen
Anzeigen erst durch Initiative des engen sozialen Umfelds der
Betroffenen
zustande.
Wie beim Komplex der NS-Zwangsarbeit insgesamt, so ist bei der
Erforschung des
Phänomens des „verbotenen Umgangs“ ganz besonders die disparate
Quellengrundlage zu betonen. Sie ist so vielfältig wie lokal
unterschiedlich
und hat auch auf die Auswahl der im Band untersuchten
Örtlichkeiten und
Gefangenengruppen erheblichen Einfluss. Im Fall der Gestapostelle
Osnabrück
beispielsweise steht eine nahezu lückenlose Überlieferung der
Personenkartei
zur Verfügung, auf Grundlage derer Sebastian Bondzio und Michael
Gander eine
systematische und empirisch gesättigte Analyse der hier verfolgten
Fälle von
verbotenen Kontakten vorlegen können. Eine solche Überlieferung
fehlt für den
Raum Berlin dagegen fast gänzlich, was im Falle der Untersuchung
von Thomas
Irmer zum Kontakt zwischen französischen Zivilarbeitenden und
Kriegsgefangenen
ein stichprobenartiges Vorgehen nötig macht. Es mag auch dieser
disparaten Überlieferung
geschuldet sein, dass sich die versammelten Beiträge vornehmlich
mit den
Gruppen der französischen und polnischen Staatsangehörigen
befassen, wohingegen
andere Nationalitäten und auch die große Gruppe der sowjetischen
Kriegsgefangenen kaum thematisiert werden – obwohl sich Fälle
„verbotenen
Umgangs“ auch hier, beispielsweise durch überlieferte Firmenakten,
durchaus
nachweisen lassen.
Insgesamt lohnt sich die Lektüre des vorliegenden Buches
mindestens für all
jene, die sich mit Zwangsarbeit im Nationalsozialismus sowie
Mechanismen
rassistischer und geschlechtlich kodierter In- und Exklusion im
NS-Regime
beschäftigen, leistet der Band doch einen wichtigen Beitrag zur
Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus. Darüber hinaus
bildet er den
Auftakt zur neuen Reihe „Edition NS-Zwangsarbeit“ des Berliner
Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit. Mit diesem
vielversprechenden Start
kann man auf viele erhellende Beiträge zum in Teilbereichen immer
noch
erhebliche Forschungslücken aufweisenden Untersuchungsgegenstand
der
Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg hoffen.
Anmerkungen:
[1] Grundlegend dazu immer noch:
Ulrich Herbert,
Fremdarbeiter. Politik und Praxis des „Ausländer-Einsatzes“ in der
Kriegswirtschaft des Dritten Reichs, Berlin 1985.
[2] Vgl. Silke Schneider,
Verbotener Umgang.
Ausländer und Deutsche im Nationalsozialismus. Diskurse um
Sexualität, Moral,
Wissen und Strafe, Baden-Baden 2010.
[3] Vgl. Insa Eschebach, „Verkehr
mit
Fremdvölkischen“. Die Gruppe der wegen „verbotenen Umgangs“
inhaftierten
Frauen, in: dies. (Hrsg.), Das Frauen-Konzentrationslager
Ravensbrück. Neue
Beiträge zur Geschichte und Nachgeschichte, Berlin 2014, S.
154–173.
Zitation
Kolja Buchmeier: Rezension zu: Eschebach, Insa; Glauning,
Christine; Schneider,
Silke (Hrsg.): Verbotener Umgang mit „Fremdvölkischen“.
Kriminalisierung und
Verfolgungspraxis im Nationalsozialismus. Berlin 2023: ISBN 978-3-86331-680-8, , In: H-Soz-Kult,
09.03.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-132782>.