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2017/12/03 18:33:44
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Injurien, unerlaubter Beischlaf , Diebstahl, Raufereien, Ehebrüche, Schandstrafen etc.
Datum 2017/12/07 19:07:43
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Der letzte weiße Flecken
2017/12/03 18:13:04
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Das Landkreis-Neunkirchen-Buch
Betreff 2017/12/07 19:07:43
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Der letzte weiße Flecken
2017/12/03 18:33:44
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Injurien, unerlaubter Beischlaf , Diebstahl, Raufereien, Ehebrüche, Schandstrafen etc.
Autor 2017/12/07 19:07:43
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Der letzte weiße Flecken

[Regionalforum-Saar] Der erfahrene Krieg. Selbstzeugn isse aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Date: 2017/12/06 23:52:23
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel; Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg, Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit
31.05.2018-01.06.2018, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek
Deadline: 15.02.2018

Selbstzeugnisse als bewusst und aus eigenem Antrieb verfasste Texte mit
explizitem Selbstbezug bieten ganz unterschiedliche individuelle
Perspektiven auf historische Ereignisse und Prozesse und deren
Verarbeitung durch Einzelpersonen, sei es als handelnde Subjekte, sei es
als direkt oder indirekt Betroffene. Mit seinem existenzbedrohenden
Destruktionspotential bot der Krieg als ein allgegenwärtiges und
prägendes Phänomen der Vormoderne in besonderer, bedrängender Weise
Anlass und Stoff, persönliche Erfahrungen und Widerfahrnisse für sich,
die Familie oder Mit- und Nachwelt festzuhalten. Derartige Ego-Dokumente
bereichern nicht nur unser Faktenwissen, sondern bieten ein ganzes
Bündel von Aspekten, die in der gewöhnlichen Quellenüberlieferung eher
verborgen bleiben. Die erfahrungsgeschichtliche Dimension historischer
Phänomene wird greifbar, aber auch die Wertvorstellungen von Akteuren,
ihre Handlungsmotive oder ihr Umgang mit den eigenen Emotionen. Abseits
der großen politischen Zusammenhänge und der Welt der unmittelbaren
politischen Entscheidungsträger kann auf Grundlage von Selbstzeugnissen
mit mikrogeschichtlichen Zugängen und Fragestellungen, die seit einigen
Jahren einen festen Platz in der Geschichtswissenschaft gefunden haben,
eine besondere Alltags- und Erfahrungsgeschichte des Krieges erforscht
werden, können Lebenswelten und soziale Praktiken von Kombattanten und
Nichtkombattanten beleuchtet werden.

Im 17. Jahrhundert stellte der Dreißigjährige Krieg als politisch,
religiös und ökonomisch vielschichtiger Großkonflikt, der weite Teile
Europas erfasste, für viele Menschen eine Zäsur dar. Im weiten Spektrum
der in dieser Zeit entstandenen Selbstzeugnisse, wie Autobiografien,
Tagebücher, Chroniken, Reiseberichte, aber auch Briefe, wurden die oft
leidvollen Erfahrungen von Soldaten und der Zivilbevölkerung, die
bereits eingetretenen oder die noch erwarteten Folgen des Krieges sowie
die daraus resultierenden Überlebensstrategien der Betroffenen, von
Tätern und Opfern gleichermaßen greifbar. Neben der Verwicklung in
tatsächliche Kampfhandlungen fanden thematisch vor allem die
Begleiterscheinungen des Krieges, wie Hunger, Krankheiten und Tod,
physische, auch sexualisierte Gewalt, existenzielle Ängste, Verlust von
Habe durch Plünderung und Zerstörung, aber auch Kriegsgewinne,
Sonderabgaben, Truppendurchzüge und Einquartierungen, Devianz,
Flüchtlingsströme, wirtschaftlicher Niedergang oder sozialer Aufstieg,
Niederschlag in den Selbstzeugnissen jener Zeit. Der Erfahrungshorizont
des "expliziten Selbst" verläuft dabei, bei unterschiedlich stark
bezeugtem "Ich-Bezug" innerhalb der dokumentierten Umwelt, in einem
weiten Feld zwischen höchst traumatischen Kriegserlebnissen und
weitgehender Normalität in Phasen der Ruhe.

Unser Workshop richtet sich an Promovierende und junge
WissenschaftlerInnen, die an Projekten zum Thema Kriegsbetroffenheit und
Kriegserfahrungen in Selbstzeugnissen aus der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts arbeiten. Aber auch andere Aspekte der Epoche des
Dreißigjährigen Krieges, wie die konfessionellen Konflikte oder der
Wandel politischer und sozialer Ordnungen, können im Vordergrund stehen.
Ausdrücklich erbeten sind Werkstattberichte noch nicht abgeschlossener
Arbeiten, wobei sowohl Ergebnisse als auch offene Fragen und methodische
Probleme diskutiert werden können. Der Alltag des Krieges und seine
gesellschaftlichen Konsequenzen, das Zusammenleben von Militärs und
Nichtmilitärs, die Wahrnehmung und Erfahrung militärischer Gewalt sowie
die verschiedenen Versuche oder Konzepte zur soziokulturellen und
psychischen Krisenbewältigung wären gewünschte thematische
Schwerpunkte.

In zwei halbtägigen Sitzungen sollen die TeilnehmerInnen die Möglichkeit
erhalten, ihre Projekte zu präsentieren und mit den Beteiligten des
Projekts "Digitale Edition und Kommentierung der Tagebücher des Fürsten
Christian II. von Anhalt-Bernburg (1599-1656)" in wissenschaftlichen
Austausch zu treten. Bei einer abendlichen Podiumsdiskussion am 31. Mai
2018 können die Teilnehmenden auf Grundlage von einem oder mehreren
Impulsreferaten zudem mit den Selbstzeugnis-ExpertInnen des anwesenden
Beratungsgremiums des Christian-Tagebuch-Projekts - Prof. Dr. Peter
Burschel (Wolfenbüttel/Göttingen), Prof. Dr. Achim Aurnhammer
(Freiburg), Prof. Dr. Rudolf Dekker (Amsterdam), Univ.-Doz. Dr. Katrin
Keller (Wien), Prof. Dr. Hans Medick (Berlin) und Prof. Dr. Michael
Rohrschneider (Bonn) - ins Gespräch kommen. Überdies ist geplant, den
Teilnehmenden eine Einführung in die mögliche Visualisierung und
technische Aufbereitung von Selbstzeugnissen durch die Möglichkeiten
digitaler Editionen zu bieten.

Die Herzog August Bibliothek übernimmt Reise- und Übernachtungskosten im
Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen des Landes Niedersachsen.

Wir freuen uns auf eine kurze Darstellung des jeweiligen
Forschungsprojekts mit knappen Angaben zu Ihrer Person. Bitte senden Sie
Ihre Skizzen bis 15. Februar 2018 an <http://www.hab.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=35883>