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2017/12/01 18:25:33
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Handgebrauch. Geschichten von de r Hand aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit
Datum 2017/12/02 09:03:13
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Zwangsarbeit in der Völklinge r Hütte
2017/12/28 13:41:21
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Umstrittene Vergabe des Pfalzpreis es für Geschichte
Betreff 2017/12/28 23:00:38
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Verräterische Sprache
2017/12/01 18:25:33
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Handgebrauch. Geschichten von de r Hand aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit
Autor 2017/12/02 09:03:13
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Zwangsarbeit in der Völklinge r Hütte

[Regionalforum-Saar] Unwahrscheinlich Wirkliches — wirklich Unwahrscheinliches

Date: 2017/12/02 08:55:24
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

aus den Frankfurter Heften von 1948

Unwahrscheinlich Wirkliches — wirklich Unwahrscheinliches

Kleine wahre Geschichten aus unserem Lande.

 

Die erste:

Auf dem Badischen Bahnhof Villingen wollte unlängst ein aus dem Württembergischen kommendes Züglein Wasser fassen. Das hat ihm der Mann mit der roten Mütze in Villingen verweigert: Gutes badisches Wasser für ein württernbergisches Züglein?

Der Schwabe auf der Lokomotive wußte sich zu helfen: er fuhr nach dem württembergischen Schwenningen zurück, ließ dort sein Rößlein saufen, lenkte es dann wieder nach Villingen, spannte die Wagen an, und fort gings nach dem schwäbischen Rottweil.

 

Schade, daß Johann Peter Hebel das nicht mehr erlebt hat!

 

[Johann Peter Hebel (* 10. Mai 1760 in Basel, † 22. September 1826 in Schwetzingen) war ein deutscher Schriftsteller, Theologe und Pädagoge. Aufgrund seines Gedichtbands Allemannische Gedichte gilt er gemeinhin als Pionier der alemannischen Mundartliteratur. Sein zweites bekanntes Werk sind zahlreiche, auf Hochdeutsch verfasste Kalendergeschichten. Quelle: wikipedia]

 

Die zweite:

In Mannheim hat sich im Jahre des Unheils 1943 eine Familie gerade noch aus ihrem von Bomben getroffenen, zusammenstürzenden Hause retten können. Jetzt, 1948, hat sie vom Magistrat selbiger löblichen Stadt eine Aufforderung erhalten, endlich doch einmal für die Unmenge Gas zu bezahlen, die seit 1943 aus den zerstörten Leitungen ausgeströmt ist.

 

Die dritte:

Wer könnte es den displaced persons [displaced persons = Zwangsarbeiter] hierzulande verdenken, wenn sie endlich nach einer neuen Heimat suchen. Dazu müssen sie auswandern, nach Übersee, wer weiß wohin. Und die Behörden dort wollen nur gesunde Menschen, das ist begreiflich. Viele von den armen Menschen sind aber nicht so gesund. Das hat sich der Schwarze Markt zunutze gemacht und verkauft jetzt zu Riesenpreisen Röntgenaufnahmen von gesunden Lungen an die Leute. Die weisen sie dann stolz vor, für drüben. Kommt dort später eine genauere Untersuchung, dann sind sie wenigstens schon im Lande, das Weitere wird sich finden.

 

Die vierte:

Zu Münster im schönen Lande Westfalen erhält man eine Sterbeurkunde nur, wenn man 300 Gramm Altpapier mitbringt. Sterben schwer gemacht; denn tot ist man ja erst, wenn die behördliche Anerkennung vorliegt, und so mögen es die Westfälischen auf ihren Sterbebetten den hinterbleibenden Kindern und Enkelkindern einprägen: Vergeßt, dreihundert Jahre nach jenem Friedensschluß, das Altpapier nicht, — dreihundert Gramm!