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2017/04/03 22:39:38
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Das Fest des Heiligen
Datum 2017/04/06 08:04:27
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Die Stadt des Mittelalters an der Schwelle zur Frühen Neuzeit


Betreff 2017/04/03 22:39:38
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Das Fest des Heiligen
2017/04/03 22:39:38
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Das Fest des Heiligen
Autor 2017/04/06 08:04:27
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Die Stadt des Mittelalters an der Schwelle zur Frühen Neuzeit

[Regionalforum-Saar] Bernhard Planzens Vortrag übe r die Reformation betreffend

Date: 2017/04/04 09:06:44
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

heute in der SZ:

Ein Stück Biografie unserer Heimat

Die Reformation im St. Wendeler Land war jetzt Thema eines Vortrags in der Europäischen Akademie Otzenhausen. Der Historiker Bernhard W. Planz nahm dabei den Einfluss von Martin Luther auf die Region unter die Lupe.

Von Lukas Kowol

Otzenhausen (red) Geschichte ist die Biografie der Menschheit. Diese Worte des deutschen Journalisten Ludwig Börne (1786-1837) zitierend, ergänzte Landrat Udo Recktenwald in der Europäischen Akademie Otzenhausen (EAO): „Regionalgeschichte ist somit die Biografie unserer Heimat, unserer Menschen.“ Etwas, was das Projekt „Lokale Erzählungen St. Wendeler Land 5x100“ erreichen möchte: einen ersten, verständlichen Zugang zu dem, was in der Region in der Neuzeit, also den vergangenen 500 Jahren, geschehen ist, bieten, wie Werner Feldkamp von der Kulturlandschafts-Initiative erläuterte. Dazu werden Flyer in allen Kreisgemeinden erstellt, dazu gibt es eine Vortragsreihe. Schließlich haben insbesondere die komplexen neuzeitlichen Entwicklungen, Umbrüche, Revolutionen bis heute spürbare Auswirkungen. Etwa die Reformation. Diese und ihre Folgen für das St. Wendeler Land standen im Fokus der Auftaktveranstaltung der Vortragsreihe.

„Das reformatorische Gedankengut ist in unserm Raum wohl schon zu Beginn der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts bekannt geworden“, eröffnete der Historiker Bernhard W. Planz seinen Vortrag. Dieses Gedankengut ist vor allem mit einem Namen verbunden: Martin Luther. Er, der Mönch und Rebell, wetterte vor 500 Jahren gegen Fehlentwicklungen innerhalb der Kirche und was schließlich – ungewollt – zu einer weiteren Spaltung der europäischen Christenheit führte; nachdem es bereits im Hochmittelalter zur Trennung von West- und Ostkirche gekommen war. Katholisch oder protestantisch – dies war nun nicht nur eine Glaubensfrage, sondern auch eine politische.

Denn es kam zu militärischen Auseinandersetzungen. Um den Glauben, um die Macht. So durch Franz von Sickingen, der gegen das katholische Trier zog, um es sich einzuverleiben, auf seinem Wege dorthin 1522 die Stadt St. Wendel besetzte. Der Augsburger Religions- und Landesfrieden von 1555 sollte dem blutigen Treiben ein Ende setzen. Römisch-katholisch und evangelisch-lutherisch waren nun gleichberechtigt. Doch welcher Konfession der „einfache Mann“ angehörte, das entschieden die Machthaber. Planz: „Häufig wird diese Regelung in der später geprägten Wendung ,Cuius regio, eius religio' – der Landesherr bestimmt die Konfession seiner Untertanen – zusammengefasst, ohne dass dies jemals reichsrechtlich so festgelegt worden wäre.“

Das Gebiet des heutigen Landkreises St. Wendel teilten sich damals vier Landesherren: der Erzbischof und Kurfürst von Trier, die Herzöge von Lothringen und Pfalz-Zweibrücken sowie der Graf von Nassau-Saarbrücken.

Entschieden gegen reformatorische Bestrebungen waren Trier und Lothringen. Sie blieben katholisch und somit auch das Amt St. Wendel, das Schaumberg-Gebiet und Ortschaften im Norden des heutigen Landkreises.

Anders sah es bei Pfalz-Zweibrücken und Nassau-Saarbrücken aus. Hier wurde die Reformation eingeführt. Und somit auch im Amt Nohfelden, im mittleren Ostertal, in Berschweiler, Urexweiler, Remmesweiler, in Ober- und Niederlinxweiler, Werschweiler, Dörrenbach. Doch es wurde noch komplizierter, schließlich gab es noch die reformierte Konfession, die auf den Gedanken der Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin beruhte und in einzelnen theologischen Aspekten weiterging als Luther. Um 1600 die pfalz-zweibrückischen Kirchengemeinden Niederkirchen und Wolfersweiler dieser Konfession an.

Verwirrend, vor allem für die einfache Bevölkerung. Ein Johannes Schmidt aus Marth gab damals etwa an, er sei in seinem Leben bereits katholisch, lutherisch und reformiert gewesen – nun würde er gerne wissen wollen, welche Glaubensrichtung die wahre sei. Auch lebten alte, also katholische Traditionen in lutherischen und reformierten Gebieten der Region weiter.

„500 Jahre trennen uns vom Beginn der Reformationszeit. Betrachten wir diese Zeit unter regionaler Perspektive, dann kann nicht überraschen, dass sich deutliche Spuren der herrschaftlichen Vorgaben von damals noch in der Gegenwart finden lassen“, schloss Planz seinen Vortrag. Orte wie Dörrenbach und Werschweiler seien weiterhin eher protestantisch, Winterbach oder Alsweiler stärker katholisch geprägt. Weil die Landesherren sich damals entweder für das eine oder das andere entschieden haben.

Und eigentlich begann alles mit Martin Luther. Vor genau 500 Jahren. Daran erinnert die evangelische Kirche 2017. Daher sprach auch Gerhard Koepke, Superintendent des Kirchenkreises Saar-Ost, vor den 50 Gästen der Auftaktveranstaltung. Er verwies auf die schwierige Persönlichkeit Luthers, auf das, was mit ihm anfing, wie es weiterging, was bis heute fortwirkt. Die Reformation – ein komplexer Vorgang. Koepke: „Aber auch spannend und chaotisch – eben evangelisch.“

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Meine Meinung:

Bernhard Planz gebührt meine Hochachtung. Er hat das ganze Chaos der Reformation in unseren Breiten in einem Vortrag untergebracht. Daß ich wegen des ganzen hin und her  den Überblick verloren habe, lag u.a. daran, daß ich katholisch erzogen wurde und den Unterschied zwischen lutherisch (ohne Betonung auf dem „e“) und reformiert nicht kannte. Die sind halt alle evangelisch.

 

Was mir auffiel, ist, daß das Durcheinander im 16ten Jahrhundert grad in unserer Region als Folge der Reformation auch dadurch entstand, daß ganz oben an der Spitze der Religonspyramide niemand saß, der das ganze lenkte. Luther war das nicht, seine Ideen gaben die Initialzündung, und er lieferte der ersten Bewegung ihren Namen. Ansonsten war die Reformation ein reines Politikum. Fürsten, die vorher unter der „Knute“ des Papstes standen, sahen die Gelegenheit, sich davon loszusagen, in dem sie die bisherige Religion durch eine geringfügig andere ersetzten, über der halt nicht der Papst thronte.

 

Ein bißchen hat mich Bernhards Erzählung - so trug er das komplexe Geschehen in seiner ihm ganz eigenen, typischen, ruhigen Art vor - an das Geschehen ein paar Jahre später in England erinnert, als sich Heinrich 8 vom Papst lossagte. Seine Gründe waren auch nicht religiöser Art, gut, bei ihm waren sie eher hormonell bedingt.

 

Und die Bevölkerung, die eh nichts zu melden hatte, mußte-durfte mitziehen - ich frage mich, wie die breite Masse das ganze aufgefaßt hat. Ein paar Einzelstimmen haben wir ja; aber die breite Masse wird - wie immer und 400 Jahre später auch - ohne viel Aufhebens mitgezogen haben. Darin waren wir schon immer gut.


Roland Geiger