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2015/06/23 08:36:39
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Jürgen Zimmer aus Oberlinxw eiler gestorben
Datum 2015/06/26 23:05:37
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Betreff 2015/06/23 08:36:39
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Autor 2015/06/26 23:05:37
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[Regionalforum-Saar] gesunkene geschichte

Date: 2015/06/25 08:08:15
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heute in der SZ:
 
 

Gesunkene Geschichte

Mit der Erna werden Träume, Theorien und ein Stück Saar-Historie verschrottet

Sie ist zentraler Bestandteil einer Verschwörungstheorie, ein kleiner Teil der saarländischen Geschichte und ein bald beseitigtes Hindernis für ein Saarbrücker Zukunftsprojekt: die Erna. Der Abtransport der Peniche aus dem Osthafen dauert länger als geplant, aber es ist klar: Dort findet bald eine lange Geschichte ihr Ende.

Von SZ-Redakteur Martin Rolshausen

Saarbrücken. Für Mathias Kurz ist die Erna ein Problem. Ein altes Schiff nach dem anderen hat der Leiter des Projekts „Stadtmitte am Fluss“ aus dem Osthafenbecken heben lassen. Nun liegt da nur noch die Erna. Dann kann die „Entwicklung“ des Hafens weitergehen. Die rund 800 000 Euro teure Pontonbrücke, die eine Lücke im für Touristen angeblich wichtigen Radwegenetz schließt, wurde im Januar aufgebaut. Wenn die Erna weg ist, kann damit begonnen werden, das Hafenbecken auszubaggern und zu erweitern.

Eigentlich sollte die Erna schon weg sein. Am 10. Juni wurde das mit Wasser vollgelaufene Schiff ausgepumpt und an die Kaimauer geschleppt. Am 17. Juni sollte es dort aus dem Wasser gehoben werden. Weil die dazu notwendigen drei Kräne nicht verfügbar waren, wurde die Aktion abgeblasen – erst mal.

Für Torben Oetjens ist Mathias Kurz ein Problem. Kurz, schreibt Oetjens, ist Teil einer Stadtverwaltung, die ihm Unrecht tue. Torben Oetjens lebt in Freiburg, und ihm gehört die Erna. Dass die Stadt sie aus dem Wasser heben und wohl auch verschrotten darf, hat ein Gericht entschieden. Ein Urteil, das auf falschen Behauptungen beruht, sagt Torben Oetjens. Von seinem Schiff gehe keine Belastung für die Umwelt aus. Und in seinem Schiff lagere auch kein Müll. Jedenfalls sei das, was im Schiff ist, kein Müll gewesen, bevor die Erna unterging.

Und dass die Erna unterging, habe sicher nicht an ihm gelegen. Dass er von der Stadt einiges an Geld will für die Peniche, „basiert auf der Annahme, dass die Stadt aktiv, ja sogar federführend am Untergang der MS Erna beteiligt war“, schreibt Torben Oetjens. Daher seien, sobald die Erna an Land ist, einige Fragen zu klären: „Befindet sich im Schiffsboden ein normales Leck, mit dem die Schiffsbesitzer stets selbst fertig wurden, befindet sich dort ein durch Sabotage angebohrtes Loch oder ist der Schiffsboden unreparabel an Altersschwäche durchgerostet?“

Herbert Primm kennt weder Torben Oetjens noch Mathias Kurz. Aber er kennt die Erna. Herbert Primm, der langjährige Vorsitzende des Saarschifferverbands Unitas, war bis vor zehn Jahren selbst Binnenschiffer. Sabotage? Herbert Primm kann mit solchen Verschwörungstheorien nichts anfangen. Seine Kollegen auch nicht. Um so ein altes Schiff müsse man sich kümmern, regelmäßig, mit hohem Zeitaufwand. Das sei etwas für Menschen, die viel handwerkliches Geschick haben – oder genug Geld, um ständig irgendwelche Handwerker zu bezahlen, sagt einer von ihnen.

Für Herbert Primm ist die Erna weder ein Problem, noch Stoff für wilde Geschichten. Sie ist ein Relikt aus einer anderen Zeit. Die Erna, weiß er, wurde 1922 auf einer Werft in Mainz-Gustavsburg gebaut – als sogenanntes Reparationsschiff. 850 solcher Penichen musste Deutschland kostenlos an Frankreich liefern – als Ausgleich für die Schiffe, die im Ersten Weltkrieg in Frankreich zerstört wurden. „Vier Jahre Krieg auf französischem Boden, da gab es anschließend nicht mehr viele Schiffe“, sagt Primm.

„Numéro-Schiffe“ haben die deutschen Schiffer diese Penichen genannt, weil an deren Bug große Nummern aufgemalt waren. Viele französische Schiffer wollten die deutschen Penichen aber gar nicht haben, erzählt Primm. Deren alte Schiffe waren aus Holz, die aus Deutschland aus Eisen. Weil Eisen schwitze, sagten die Franzosen, könne man darin trockene Ladung, etwa Mehl, nicht transportieren. Das sei „Quatsch“, weil die Abdeckungen der Penichen aus Holz waren, erklärt Primm.

Dennoch: Viele der Penichen wurden von der französischen Regierung verkauft. Und so kam die Lotharingia, wie die Erna damals noch hieß, zu Josef Roden nach Saargemünd. Nach dem Zweiten Weltkrieg fuhr der nicht mehr selbst, sondern heuerte Johann Momper als Lohnschiffer an. Der kaufte der Familie Roden die Peniche 1957 ab.

Nachdem er 1962 in das Schiff, das bis dahin wie die anderen von Pferden oder Traktoren gezogen wurde, einen Motor hatte einbauen lassen, taufte er es nach seiner ältesten Tochter Erna. 1977 ließ Momper einen stärkeren Motor und eine Wohnung einbauen, etwa zehn Jahre später hat auch er das Schiff verkauft. Vorher war er mit der Erna vor allem auf dem Rhein unterwegs. „In Saarbrücken hat man ihn kaum noch gesehen. Hier war ja auch nichts mehr zu tun, es gab immer weniger Kohle zu transportieren“, erinnert sich Herbert Primm. Nachdem Johann Momper die Erna Ende der 80er Jahre verkauft hatte, wurde sie für die Saarschiffer uninteressant – für neue Besitzer erst zum schwimmenden Eigenheim, dann zum Problem und zur Hauptfigur einer Verschwörungstheorie. Foto: M. Rolshausen

Foto: Becker&Bredel

Hintergrund

Die Erna rückte schon früh als Problem in den Blick der Behörden: 2001 bescheinigte die Wasserschutzpolizei aber, dass die Peniche noch „wassertauglich“ sei. Auch im Januar 2003, als die Erna nach dem Hochwasser zeitweise an der Uferböschung hing, wurde bescheinigt, dass von ihr „offenkundig keine Gefahr“ ausgeht.

Ende Dezember 2006 brach auf dem Schiff ein Brand aus. Auch das war kein Grund, es zu heben. Das Wasser- und Schifffahrtsamt teilte mit: „Es gibt keinen Grund zur Besorgnis, da das Feuer nur das Innere beschädigt hat.“

Im Februar 2010 teilte das Amt mit, dass der Schiffsbauch auf Grund liegt, nur noch der obere Teil ragt aus der Saar. Einen Monat später rückte die Feuerwehr aus, um eine Verseuchung der Saar durch Öl, das aus der Erna austrat, zu verhindern. Das Amt forderte den Eigner auf, sein Schiff zu bergen. Es folgten gerichtliche Auseinandersetzungen.

2013 wurde die ebenfalls im Osthafen liegende marode Thea von der Stadt, die dem Bund den Hafen 2011 abgekauft hatte, aus dem Wasser geholt und verschrottet. Im April wurde auch die Jule aus dem Wasser gehoben, und die Möwe liegt jetzt unterhalb der Congresshalle. Die Erna ist das letzte Schiff. Sie wurde am 10. Juni ausgepumpt und soll in den kommenden Wochen aus dem Wasser gehoben und dann verschrottet werden. ols