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[Regionalforum-Saar] Auf Albert Weisgerbers Spuren durch St. Ingbert
Datum 2015/03/06 09:23:29
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[Regionalforum-Saar] Der Untergang Zweibrückens
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[Regionalforum-Saar] Maria Peter "Die Küste de r Freiheit" historischer Roman

Date: 2015/03/05 18:21:50
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Schmachtfetzen mit historischem Anspruch

 

Die ganze Welt ist ein kleines Dorf. Wie anders soll ich mir erklären, daß in diesem Roman acht Personen (plus-minus) sich immer wieder über den Weg laufen. Fünf kommen aus Europa, drei sind Amerikaner. Maria Peters „Die Küste der Freiheit“ paßt saugut in die Reihe ganzen dicken Schmachtfetzen, die sich historische Romane nennen. Nicht mal schlecht recherchiert und mit guter Absicht geschrieben, aber irgendwie ohne Idee, wie eine einigermaßen überschaubare Handlung aussehen soll. Und vooooollllller Klischees. Als ich zum dritten Mal den Satz mit den Mandelaugen las, die der brave Leutnant nicht vergessen konnte, hätte ich das Buch am liebsten in die Ecke gefeuert. Aber das ging nicht, denn heute abend liest die Autorin in unserer Bibliothek, und ich wollte wissen worüber.

 

Es wurde immer unerträglicher. Schlachten - die kommen im Unabhängigkeitskrieg nun mal vor - werden voll Getöse auf einer oder zwei Seiten erwähnt, aber wann und wo, das ist nicht so wichtig. Trenton, NJ, wird zum Hintergrund des braven Leutnants, der die Befehle in Sicherheit bringen soll. Kaum ein Wort über Washington und vor allem kein Wort darüber, wie die Amerikaner nach Trenton kamen (über den Delaware bei Eis und Schneesturm? Daß Thomas Paine nicht genannt wird, naja, gut, man kann ja nicht alles nennen). Dafür dürfte der brave Leutnant sich bei Monmouth eine Kugel ins Bein verpassen lassen, obwohl seine Einheit (unter von Krypshausen) dort überhaupt nicht kämpfte. Er schleppte die Kugel am Bein ein paar Tage mit sich rum, ohne daß das Bein versorgt oder wenigstens mal die Wunde gesäubert wurde, und dann gab ihm ein Quacksalber von Arzt ein Glas Rum und holte ihm die Kugel aus dem Bein. Die verletzte Schulter entzündet sich, und es gibt ein bißchen Wundbrand, aber wohl nur ein bißchen, denn ein paar Seiten weiter ist alles wieder heil. Schön.

 

Sie wollen wissen, wie so eine Figur aufgebaut ist. Na, dann nehmen wir doch mal den Erzschurken:

 

Kurt Paul, deutscher Deserteur

versucht Anna zu vergewaltigen,

wird Leutnant von Tannau zusammengeschlagen

wird nicht aufgehängt, sondern überlebt einen Spießrutenlauf und wird unehrenhaft entlassen,

überfällt Tannau und läßt ihn wie tot liegen,

wandert nach Amerika aus,

schließt sich den Rebellen an,

trifft Tannau in Amerika auf dem Schlachtfeld wieder (vermutlich Monmouth) und bringt den Verwundeten fast um

trifft Huntley auf einer Gefangenhulk und tritt in dessen Dienste,

soll Tannau für Huntley umbringen und wird von diesem erschossen (leider erst ziemlich weit hinten im Buch)

 

Oder den Sklavenhalter aus Virginia:

 

John Huntley, Loyalist, kämpft für die Engländer

hat Sean O’Flanagans Frau in England umgebracht

versucht Anna zu vergewaltigen (3 oder 4 mal - da habe ich den Überblick verloren)

wird beim Showdown ziemlich am Schluß erschossen,

aber nicht von Huntley, sondern von der Sklavin Abigail,

deren Sohn Noah er hat auspeitschen lassen,

als der Anna beschützte, als … ojeh.

 

Sie wollen noch etwas zum generellen Stil erfahren.

Nun - lassen Sie mich die große Sexszene zwischen Anna und Lorenz zitieren:

 

„Ihre Liebe war stärker als das Grauen. Alle Bedenken und Widersprüche waren bedeutungslos geworden. Sie wehrte sich nicht, als er die Schnure ihres Mieders löste, das Band, das ihren Rock an der Taille zusammenhielt.

Und dann waren sie nicht mehr Freiherr und Magd, Katholik und Täuferin. Sie waren nur noch Mann und Frau, vereint durch Gott, allein in einem fremden Land.

Und sie wurden ein Fleisch.“

 

Schaurig.

 

Weshalb ich dann zwei Sterne gebe?

Nun, den Anhang fand ich interessant. Da schreibt die Autorin u.a. über die Anrede im Englischen, über das fast verlorengegangene „thou“ (unser „du“) und das heute gebräuchliche „you“ (eigentlich „Ihr“, praktisch „Sie“). Das bedeutet, daß die Amerikaner und Engländer nicht „Du“ zueinander sagen, sondern „Ihr“ oder „Sie“ und es dort das „Du“ so gut wie gar nicht mehr gibt. Das fand ich stark.

 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger