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2014/07/12 09:51:30
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Verfolgte Patrioten
Datum 2014/07/12 14:00:05
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Hof Haupenthal und Obersöte rn, Siedlungsgeschichte des Hochwaldes
2014/07/17 21:03:33
Robert Groß
Re: [Regionalforum-Saar] ein Kinderspiel
Betreff 2014/07/16 19:21:38
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Es Wilmsche
2014/07/12 09:51:30
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Verfolgte Patrioten
Autor 2014/07/12 14:00:05
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[Regionalforum-Saar] Ein längst vergessener Bade ort

Date: 2014/07/12 09:52:46
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heute in der SZ:  

Ein längst vergessener Badeort

Das kleine lothringische Grenzdorf Walschbronn lässt bedeutendere Zeiten nur erahnen

In Walschbronn sind die Spuren, die auf einen früheren Badeort hindeuten, fast vollständig „verwischt“. Doch manch' Sehenswertes gibt es in dem kleinen lothringischen Grenzort immer noch zu entdecken.

Von SZ-Mitarbeiter Willy Storck

Walschbronn. Die gefühlte Mittagsruhe scheint hier schon mitten am Vormittag zu beginnen. Der Ort liegt wie ausgestorben in der prallen Sonne. Die Luft flirrt. Man hört den einen oder anderen Vogel zwitschern, nur hin und wieder fährt ein Auto die Durchgangsstraße entlang.

Sagen wir: Fast wie ausgestorben. Auf dem Friedhof, der hier, rund um die Kirche angelegt, wirklich noch ein Kirchhof ist, pflegen zwei Frauen und ein Mann die Gräber ihrer Verstorbenen. Man grüßt hier auch den Fremden, der die Kirche aufsuchen will, freundlich. In der kleinen Postagentur halten die Posthalterin Sonia Eitel und eine Kundin einen Schwatz. An der Kreuzung stehen zwei Männer neben ihren geparkten Autos und unterhalten sich angeregt. Das Restaurant „Auberge du Château“ hat um diese Zeit noch geschlossen.

Der kleine Ort Walschbronn, ganz im Norden Lothringens an der deutsch-französischen Grenze, liegt sozusagen im Loch. Kommt man aus Richtung Waldhouse, geht es hinter dem Dorf gleich steil hinauf, bis schließlich die ehemaligen Zollhäuser von Kröppen auftauchen, das zum Kreis Südwestpfalz gehört und ebenso abgeschieden wirkt wie sein lothringisches Pendant.

Im Dorf finden die hier auch Schwartzbach genannte Trualb und ein munteres Gewässer, das auf der nahe stehenden Übersichtstafel als „Ruisseau d'Eppenbrunn“ ausgewiesen ist, zusammen. Der kleine Umbach tut das seinige als Dritter im Bunde dazu. Früher hat einmal Wasser ganz anderer Art das Leben in Walschbronn geprägt. Aber dazu kommen wir noch und gehen erst einmal historisch viel weiter zurück.

Grabhügel am Hohen Hübel sowie im Stausteiner Wald unmittelbar an der Staatsgrenze lassen eine längere keltische Besiedlung ab etwa dem 5. vorchristlichen Jahrhundert annehmen. Später führte hier eine Römerstraße vorbei, wovon auch gallo-römische Funde aus dem 2. Jahrhundert nach Christus zeugen. Nachdem Pirminius Mitte des 8. Jahrhunderts das Kloster Hornbach gegründet hatte, wurde wohl auch das Gebiet um Walschbronn erschlossen. Aber erst 1080 wurde das Dorf als „Galesburas“ erstmals urkundlich gewähnt („gales“ bedeutet Gallert und „buras“ heißt Brunnen, was als Verweis auf petroleumhaltige Quellen gedeutet wird). Schon 1170 heißt der Ort dann „Walsbrun“, wofür es verschiedene und sehr voneinander abweichende Erklärungen gibt.

„Weckerburg“ errichtet

Dann kommen die Zweibrücker ins Spiel. Im Mittelalter gehörte Walschbronn wie der ganze heutige Kanton Valmunster zu Zweibrücken-Bitsch. Allerdings vermachte Graf Friedrich schon Ende des 12. Jahrhunderts Grundbesitz und Kirchenrechte der neuen Abtei Stürzelbronn. Rund drei Jahrhunderte später, um 1490, ließ sich Graf Simon Wecker IV. von Zweibrücken-Bitsch hier ein Jagdschloss bauen, das auch „Weckerburg“ genannt wurde. Und bereits zur selben Zeit muss die örtliche Heilquelle einen bedeutenden Ruf gehabt haben. Jedenfalls ist festgehalten, dass die deutschen Kaiser Friedrich III. und Karl V. das Bad gefördert haben. Auch war dieses für das Haus Zweibrücken-Bitsch damals offenbar eine im doppelten Sinne sprudelnde Einnahmequelle.

Geblieben ist davon wenig bis nichts. Vom einstigen Badebetrieb findet man heute keine sichtbaren Zeugnisse mehr. Die Quelle war zunächst im Zuge der Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges versiegt. Im Dorf Walschbronn, für das drei Jahrzehnte zuvor ein Chronist noch die stattliche Zahl von 400 Häusern genannt hatte, lebten 1648 gerade noch elf Einwohner. Aber Herzog Leopold Josef von Lothringen ordnete den Wiederaufbau an. Häuser im Baustil des Wasgaus sollten neu errichtet werden, und auch die Bäder wollte er wieder in Schwung bringen. Eine weitere Renovierung ordnete Stanislaus Leszczyñski an – vertriebener Polenkönig, dann im schwedisch regierten Zweibrücken im Asyl lebend und nun als Schwiegervater des französischen Königs Ludwig XV. Herzog von Lothringen. Gebracht hat das nicht viel: Schon zehn Jahre später versiegte der Brunnen endgültig. Allerdings wurden bei dieser letzten Instandsetzung der Badeanlagen ein römischer Votivstein und eine Vielzahl von Münzen gefunden. Das lässt durchaus den Schluss zu, dass die Heilquellen schon den Römern bekannt waren und dann wohl auch von ihnen genutzt wurden.

Nichts ist mehr davon da. Ja, sagt die Posthalterin, in der Schule habe man das Thema durchgenommen. Aber wo die Quellen sich nun genau befunden hätten, könne sie nicht sagen. Es heiße, unterhalb des Schlosses, aber das wisse man nicht genau. Ein Gerücht besage auch, die Quelle sei unter der heutigen Kirche gewesen, aber das sei eben nur ein Gerücht.

Der „Weckerburg“ erging es nicht viel besser. Als 1534 nach dem Tod von Simon Wecker IV. das Gebiet um Lemberg vom Gebiet der Linie Zweibrücken-Bitsch abgetrennt wurde, gab sein gleichnamiger Sohn die Anlage auf. Sie verfiel im Lauf der Zeit. Allzu viel ist davon nicht erhalten. Aber der sehr gepflegte Platz auf dem Bergsporn und die noch vorhandenen, teilweise ergänzten Mauern lassen ein recht stattliches Jagdschloss erahnen. Man hat von da oben auch einen sehr schönen Blick auf den Ort.

Am Aufgang zum Schlossareal geben eine Statue der heiligen Odilia und eine Mariengrotte Zeugnis der lothringisch-katholischen Frömmigkeit. Das setzt sich dann auf dem Plateau fort: Dort steht, 1909 errichtet, ein zehn Meter hoher Steinsockel, gekrönt von einer noch einmal vier Meter hohen Herz-Jesu-Statue. Am Sockel ist zu lesen: „Göttlicher Erlöser, wir, deine Verehrer in Walschbronn-Waldhausen, weihen uns dir heute auf immer. Blicke du, als milder Fürst, von dieser Höhe auf unser Heim, auf unsre Flur. Segne uns und was wir beginnen, öffne uns in deinem Herzen den Quell alles Segens.“

Grenzort-Schicksal

Zeichen der Frömmigkeit begegnet man auch im Ort. Das gilt nicht nur für die Kirche St. Bénédict mit dem Friedhof und der mächtigen Stützmauer, an der sich ein Sandstein-Torso des gekreuzigten Heilands findet. Auch das Kruzifix an der Außenmauer rechts vom Kircheneingang ist sehenswert. Unterwegs ist der eine oder andere Bildstock zu sehen. Und dann fällt der Blick auf ein ganz anderes Ensemble: Der Vorhof eines ehedem wohl bäuerlichen Anwesens – eine Art Kitschkunst-Shop? – quillt über vor Tier- und Fantasyfiguren. Auch das gehört zu den Überraschungen, die sich in Walschbronn finden lassen.

Im Übrigen teilt Walschbronn das Schicksal vieler Orte im unmittelbaren Grenzgebiet. Das zeigt sich auch daran, dass noch an der Wende zum 19. Jahrhundert fast 1000 Einwohner gezählt wurden. Heute sind es gerade noch gut die Hälfte.

Auf einen Blick

Anfahrt: Von Saarbrücken aus über Zweibrücken in Richtung Bitsch/Bitche und auf der Höhe von Schweyen nach links dem Wegweiser nach Breidenbach/Waldhouse folgen.

Kontakt: Mairie, 109 rue principale, F-57720 Walschbronn, Tel.: (00 33) 3 87 96 52 48; Office du tourisme Pays de Bitche, Tel.: (00 33) 3 87 06  16 16. sto