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2014/01/09 19:27:08
anneliese.schumacher(a)t-online.de
Re: [Regionalforum-Saar] auf den spuren von general bl ücher
Datum 2014/01/15 11:54:00
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Blockbücher des 15ten Jahrh underts
2014/01/26 10:18:08
Rolgeiger
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Betreff 2014/01/06 23:57:58
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[Regionalforum-Saar] vor 200 jahren
2014/01/09 19:21:07
Rolgeiger
Re: [Regionalforum-Saar] auf den spuren von general bl ücher
Autor 2014/01/15 11:54:00
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Blockbücher des 15ten Jahrh underts

[Regionalforum-Saar] St. Wendel im Juni 1860

Date: 2014/01/10 13:09:32
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Hallo,

 

am 23. Juni 1860 schreibt Anna Maria Steininger, Witwe des Bierbrauers Peter Keller (Wirt des Kellerschen Hauses, das man heute das „rote Haus“ bezeichnet und in dem sich heute das „Spinnrad“ befindet) einen Brief an ihren Bruder, den Professor Johann Steininger am Königlichen Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier. Zum damaligen Zeitpunkt ist sie 71 Jahre alt.

 

Sie bezieht sich in ihrem Schreiben u.a. auf ihren Herrn Bruder Canonikus – das ist Richard Maria Steininger (1792-1861). Der „Notar“ ist ihr eigener Sohn, Johann Nikolaus Keller. Er ist seit 1848 mit Laura Margarethe Jochem verheiratet. Deren Elternhaus ist das mittlere der sog. drei "Colbus-Häuser".

 

Wer die Jungfer Theres und das Fräulein Hildt sind, habe ich noch nicht herausfinden können, aber sie scheinen entweder Verwandschaft oder nähere Bekanntschaft ihres Bruders Johann gewesen zu sein, denn sie werden in späteren Briefen aus 1861-1863 jedesmal genannt und auf das herzlichste gegrüßt.

 

Der Brief geht an Herrn Professor J. Steininger Wohlgeboren in Trier“. Ich habe die Orthographie fast originalgetreu gelassen, aber Frau Keller hatte wohl eine Komma-Wut, sie setzte bei jeder Gelegenheit ein solches. Davon habe ich ein paar weggelassen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger

 

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„St. Wendel den 23ten Juny 1860

 

Viel geliebter Bruder!

Ich und alle die Meinigen, die ganze Familie Wünschen Dir Viel Glück zu Deinem Namens Tage, die Edle Gesündheit, Viel Besserung für Dein Auge, und daß Du noch Viele Jahre, diesen Tag, in Zufriedenheit und Vergnügen, möchtest zu bringen,

Geschäften wegen, kann jetzt Niemand von uns hier ab kommen, so soll, und will ich Dir, im Namen der Familie, von uns Allen, Viel Glück Heil und Seegen, und alles Gute, was Du Dir

selbsten Wünschest, für Leib, und Seele, das wolle der liebe Gott! Dir zu Theil werden lassen, und geben.

Noch ein besondere Gruß vom Notar, Er sagte mir, das Geld von der Eysen baahn, wäre noch nicht bezahlt worden, wenn Er sich etwas herum gearbeitet hätte, dann wollte Er nach Trier reißen, und wollte die Oncklen besuchen, jetzt könne Er noch nicht. Was ist Eysen baahn betrifft, Sie wird ziemlich starck befahren, von Fremden, und allerley etc.

Ich kann nichts anders als was ich davon höre sagen, denn ich war seit im Herbst nicht mehr vor der Stadt,

ich will mich doch wie die Luft nicht mehr so rauh und Windig ist, mit jemand von den Meinigen hin gehen, es wäre an das Schlößchen, für den Baahn hoff an gebaut, und ettliche Gebäude für die Waaren auf zu bewahren, und die Werckstädten seyen so groß angefangen, daß sich bestimmt 300. Mann darin beschäftigen könnten,

die Gebäulichkeiten fiengen an der Tholeyer Straße, wo jetzt vor Thomas Haus her geht, nächst bey der Johannes Brück da fiengen die Gebäulichkeiten an bis wo man sich zur Fausen Mühl dreht oder wo man vom Schose [Chaussee] herunter zu der Wies ins Höfgen [Fausenmühle] geht, und bis auf den Tholeyer Berg, es würde wie ein klein Dörfchen [aussehen],

weil unser Haus höher liegt als die Unter Gaß, wenn sie dann im Kelzweiler bey Weisgerbers durch fahren, so höhren wir sie wenn es still ist, schon Morgens um 5. Uhr schon Pfeifen und fahren, und auch noch Abends um 10. Uhr.

Es wird Täglich 7. mahl von Neunkirchen bis nach Creutznacht, und wieder zurück nach Neunkirchen gefahren, es ist auch ein Telegraf hier, er geht neben der Eysenbahn von Neunkirchen bey der Bahn hier durch bis nach Creutznach,

seit dem die Eysenbahn befahren wird, ist es hier lebhafter wie vor heer, denn weil man in einem Tage weit fahren kann, so kommen Viele Fremden.

Wir freueten uns, wenn Sie auch ein mahl wieder zu uns kämen,

Sie könnten ja die Jungfer Theres mit bringen, und so Wünschten wir auch, daß unser Herr Bruder Canonikus, wo schon so lange nicht mehr hier war, auch wieder zu uns käme, wir würden uns gewiß darüber sehr freuen, wenn Sie Vielleicht kommen wollen, so bitten wir Sie, daß Sie uns vorher schreiben, dann könnt ir einer von meinen Söhnen, oder Kockler Sie abnehmen.

Viele Herzlichen Grüße von uns Allen, an Dich, und an Herrn Canonikus, an die Fräulein M: Hildt, und an die Jungfer Theres. Anne Maria Steininger M.L.

 

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Als ich diesen Brief geschrieben hatte, bis zum zumachen, so gieng zum Notar, weil auch Morgen seyn Namenstag ist, und heute so warm, und schön ist, wo wir hier noch nicht Viel so schön Wetter dieses Frühjahr hatten, und ich nicht immer heraus gehen kann

als Notar hörrete daß ich die Eysen noch nicht gesehen hätte, sagte Er, er hätte so eben ein wenig Zeit, Er gienge mit mir, es käme so eben ein Zug, so giengen wir mit einander, da sah ich daß die Gebäude und alles noch größer und Schöner ist, wie ich im Briefe geschrieben habe, ich konnte mich nicht genug darüber wundern, denn ich hatte mir es nicht so schön gesehen, wie es ist, man erkennt sich nicht mehr.

 

Ein Gruß von Weisgerber, Sie haben sich recht sehr gefreut, daß Sie so Freundschafftlich gegen den Karl waren, Er könnte nicht genug loben.

 

Viele Grüße von uns Allen

A.M. Steininger.“