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2012/11/27 15:14:33
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] stolpersteine gegen das vergessen
Datum 2012/11/27 18:24:13
Hans-Joachim Hoffmann
[Regionalforum-Saar] Veranstaltungshinweis Sonntag, 02.12.2012
2012/11/02 09:33:13
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[Regionalforum-Saar] Das Buch „So schwädds e mir im Landkreis St. Wendel“ erscheint
Betreff 2012/11/19 23:10:22
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[Regionalforum-Saar] Der Fürst und seine unbeque men Lappländer
2012/11/27 15:14:33
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[Regionalforum-Saar] stolpersteine gegen das vergessen
Autor 2012/11/27 23:01:06
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Zeitreise in die Vergangenheit

[Regionalforum-Saar] Das Schicksal der Kahns und Hirschs

Date: 2012/11/27 15:16:15
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

ein zweiter Teil des Artikels über die Stolpersteine von gestern:
 

Nohfelden. Zum Gedenken an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sind in Bosen, Sötern und Gonnesweiler die ersten Stolpersteine verlegt worden. Fünf davon in der Nahetalstraße 31/32 in Gonnesweiler, wo die Familien Kahn und Hirsch von NS-Schergen aus dem dörflichen Leben herausgerissen wurden. Im Jahre 1933 lebten noch acht jüdische Menschen im Ort.

„Die Zeit war ganz schlimm“, berichtete die 82-jährige Renate Ball. Ihr Lehrer Meier unterrichtete die Schüler in NS-Uniform. Wenn sie mit der Schulklasse ein jüdisches Haus passierten, mussten alle Kinder das Lied „Wir kehren mit eisernen Besen, die jüdische Horde hinaus“ anstimmen. Für sie persönlich war die Zeit eine ganz schwierige, denn ihre direkten Nachbarn, die jüdischen Familien Kahn und Hirsch, waren mit ihrer Familie eng befreundet.

„Man hat uns gedroht, unser Vater würde seine Arbeit bei der Eisenbahn verlieren, wenn wir die Nachbarn weiter besuchen“, erzählte die Seniorin. Josef (geboren 1870) und Charlotte (geb. 1877, geb. Bach) Kahn hatten insgesamt zehn Kinder, wovon aber eines direkt nach der Geburt verstarb. Flora Kahn blieb als einziges Kind im Elternhaus wohnen und heiratete später Ludwig Hirsch aus Sötern. „Über die Wiese haben wir uns in der Dunkelheit zu ihnen rüber geschlichen“, schilderte Renate Ball. Alles weist darauf hin, dass die Eheleute Kahn später mit anderen jüdischen Bürgern in einem so genannten Judenhaus gezwungen waren zu wohnen. Im Juli 1942 folgte die Deportation. Enkelkind Arnold Jost, damals sieben Jahre als, lassen noch heute die Bilder von vor 70 Jahren nicht los.

Deportiert und ermordet

„Als die Nazis meine Großeltern abgeholt haben, hat ein Mann in Uniform der Oma die Ohrringe abgerissen“, weiß Arnold Jost noch genau. Auf dem Weg zum Bahnhof Neubrücker Mühle sah er seine Großeltern zum letzten Mal. Josef und Charlotte Kahn wurde noch im gleichen Jahr in Theresienstadt ermordet. Dort haben sie ihre Tochter Melliane „Melly“ (geb. 1914) wiedergesehen, die dort als Rot-Kreuz-Schwester tätig war. Zum Schutz ihrer Tochter war es dem Ehepaar unmöglich, sich zu Melliane zu bekennen und diese anzusprechen.

Die Familie Hirsch wurde im Zuge der Deportation vom 29. April 1942 erfasst und in ein Arbeitslager nahe Lublin transportiert.

Aus einem späteren Schreiben geht hervor, dass die Familie gleich nach der Ankunft im Lager getrennt wurde. „Warum man so netten Leuten so etwas angetan hat, kann ich bis heute nicht begreifen“, sagt Renate Ball. Noch heute ist sie Arnold Josts Nachbarin. Dazwischen stand früher das Haus seiner Großeltern. Es wurde in den 70er Jahren abgebrochen.

Auf einen Blick

Weitere Stolpersteine in der Gemeinde Nohfelden wurden in Bosen, Bostalstraße 62, Max Lion (geb. 1890, 1942 für tot erklärt), Flora Lion (geb. 1902, geb. Heimann, 1942 für tot erklärt) und die beiden Söhnen Günther (geb. 1927, 1943 für tot erklärt) und Egon (geb. 1937, 1943 für tot erklärt), verlegt. Sötern: Hauptstraße 55 Isaak Koschelnik, Johanna Hedwig Koschelnik (geb. 1892, geb. Kahn, ) Friedrich (geb. 1928) und Lotte (geb. 1929)., Leonore (geb. 1925, 1943 ermordet), Sötern, Hauptstraße 47, Arthur Wolf (geb. 1894), Pauline Wolf (geb. 1895), Jakob Werner (geb. 1922), Ludwig Erwin (geb. 1923), Herbert (geb. 1925) und Heinz Wolf (geb. 1928). Die Eltern und ihre vier Söhne wurden ermordet.

Mit den Stolpersteinen möchten die Veranstalter, die Gemeinde Nohfelden, die Gesamtschule/Gemeinschaftsschule Türkismühle und das Adolf-Bender-Zentrum St. Wendel ein Zeichen wider das Vergessen setzen. Eine Schülergruppe recherchierte gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe im Adolf-Bender-Zentrum jüdische Schicksale aus ihren Heimatorten, die allesamt während der NS-Zeit deportiert und ermordet wurden. frf

Hintergrund (betrifft den Artikel über St. Wendel)

An diesen fünf Orten sind weitere Stolpersteine verlegt worden: In der Mommstraße 11 für Lydia Drechsler (geboren 1896, ermordet 1942 in Auschwitz), Julius Drechsler (1864, ermordet in Auschwitz), der in der Brühlstraße 9 wohnte, Walter Kahn (1905, ermordet 1944 in Auschwitz), Beethovenstraße 10, Elfriede Reinheimer (1884, ermordet 1942 in Auschwitz), Paul Reinheimer (1913, ermordet 1944 in Auschwitz), Bungertstraße 5, Gustav Sender (geboren 1880, ermordet 1943 in Auschwitz), Alsfassener Straße 74, sowie für Israel Lanz (1893, ermordet in Sobibór 1943)

Zusammen mit dem Landkreis St. Wendel realisierte der Verein Wider das Vergessen und gegen Rassismus aus Marpingen die zweite Verlegung von Stolpersteinen in St. Wendel. Durch sie wird an insgesamt 20 ehemalige jüdische St. Wendeler Bürger erinnert, die durch die Nazis ihr Leben verloren. frf