Auch zu diesem Artikel gibt es in der Papierzeitung zwei Fotos. Eins
zeigt den Referenten beim Referieren, im Hintergrund ein Foto der Schale, wie
sie sich heute darstellt. Das zweite Foto zeigt "das Trinkhorn-Service".
Im Text finden wir etliche Begriffe, von denen der Verfasser des Artikels
annimmt, daß sie allgemein bekannt sind (oder die er selbst nicht kannte und
deshalb ohne Erklärung eins zu eins wiedergab :-).
"Fibrillenstruktur":
Der Begriff scheint als Analogie aus der
Zellbiologie zu stammen. Nach wikipedia sind Fibrillen feine, lang gestreckte Strukturen, die z.B. bei Tieren aus
Proteinen bestehen. „Es sind zu Bündeln zusammengelagerte fadenförmige
Makromoleküle“.
Das Wort
"Rädelsführer" im Text konnte ich allerdings nicht zuordnen - ich meine, ich
weiß zwar, was Rädelsführer sind, aber erkenne den Zusammenhang hier nicht.
"Amphora"
ist das gleiche wie "Amphore". Keine Ahnung, warum diese Form mit "a" benutzt
wird, hört sich vielleicht fachmäßiger an.
oh, lest I
forget, der Artikel:
Goldschale oder Trinkhorn?
Bei einem Vortrag stellte Michael Koch den Schwarzenbacher Fund infrage
Zu den prominentesten Altfunden im Saarland zählt die sogenannte
Schwarzenbacher Goldschale. Michael Koch vertrat in seinem archäologischen
Fachvortrag die Meinung „dass im Fürstengrab die Goldschale nicht als
Goldschale gefunden wurde“.
Von SZ-Mitarbeiter Frank
Faber
Schwarzenbach. Im Jahre 1848 wurden in Schwarzenbach bemerkenswerte
Funde aus der älteren Zeit keltischen Phase gemacht. Es handelte sich um zwei
Fürstengräber. Die prominenten Funde aus dem ersten Fürstengrab sind in einer
Vitrine im Neuen Museum in Berlin ausgestellt. Bei der sogenannten Goldschale
von Schwarzenbach handelt es sich um ein reich verziertes Goldblechfries, das
im Jahr 1889 durch Adolf Furtwängler in diese Form montiert wurde, Die anderen
Goldbleche entzogen sich einer Deutung. „Erst in den 1970er Jahren erkannte
eine Reihe von Forschern die Zugehörigkeit der anderen Goldbleche zu
Trinkhornbeschlägen“, schilderte Koch.
Prunkvolle Trinkhörner
Dass die Goldschale ebenfalls
ein Bestandteil von Trinkhornbeschlägen war, habe Dirk Krauße bereits 1996
dargestellt. „Wissenschaftlich ist das seit zehn Jahren in einem elitären
Kreis verankert, doch dies ist bei einem so prominenten Fund schwer zu
reflektieren“, erklärte der Referent. Koch ging davon aus, dass seinerzeit mit
den anderen Funden nicht die Schale, sondern drei bis vier prunkvolle
Trinkhörner in dem Fürstengrab gelegen haben. Als wichtigsten Beleg dafür
spreche der Kunststil der verzierten Goldbleche. Eine Autopsie der Bleche habe
die Hinweise auf eine Fibrillenstruktur erbracht, die einem Trinkhorn
zugeordnet werden. „Ein Gefäßdeckel wurde zum Bodenblech gemacht“, nannte Koch
als nächstes Indiz. Ebenfalls die Krümmung der 120 ummontierten Goldbleche sei
in ihrer Ursprungsform steiler gewesen, und passe zu einer konischen Form eins
Trinkhorns. „Auch das lässt den Schluss zu, dass die Goldschale von
Schwarzenbach nicht als Goldschale gefunden wurde“, meinte Koch. Er räumte
dazu aber noch ein: „Allerdings fehlen ein paar Goldbleche, um das Ganze
einhundertprozentig zu rekonstruieren“. Die Goldschale könne man in ihrer
jetzigen Form auch nicht mehr entzerren. Die Funde im Fürstengrab ordnete Koch
„grob“ in die Zeit 400 bis 350 vor Christus ein. Damals müsse ein mächtiger
Herrscher gelebt haben, der mit anderen Adligen auf Augenhöhe stand. „Eines
der Trinkhörner ist exklusiv dekoriert, die drei weiteren sind Rädelsführer zu
zuordnen. Die Grabbeigaben zeugen vom tiefen Kunstverständnis der Kelten“,
berichtete Koch. Damit habe ein Dynast in einer schriftlosen Zeit seine
Besitztümer dokumentiert.
Amphora aus Südeturien
Als Herrscher habe er mit dem
Fürstengrab, eine auf einem Grabhügel liegende Bestattungsstelle gewählt, um
von dort auf den Ringwall blicken zu können. Die im Grab gefundene Amphora sei
ein weiteres Kennzeichen dieses Ranges und dürfe in der Eisenzeit einen
enormen Wert dargestellt haben. Während die Goldbleche von keltischen
Goldschmieden hergestellt wurden, entstammt die Amphora aus Südeturien, und
ist das bislang einzig bekannte Objekt nördlich der Alpen und
kunstgeschichtlich von höchster Bedeutung. Die sogenannte Goldschale belege,
dass in Schwarzenbach die Welt der Antike kommuniziert habe.
Zur Person
Referent Michael Koch,
36 Jahre, stammt aus Fulda. Nach einem abgeschlossenen Studium der Vor- und
Frühgeschichte in München, Marburg und Saarbrücken, promoviert er derzeit an
der Universität Saarbrücken zum Thema kupferzeitliche Elitegräber. Seit dem
Jahre 2005 ist er Grabungsleiter der Forschungsgrabung am Ringwall in
Otzenhausen. Ehrenamtlich ist als Erster Vorsitzender des Freundeskreises
keltischer Ringwall tätig. frf