Die
älteren Kadetten, die der 1. Klasse angehörten, erhielten im
Großherzoglichen Marstall unentgeltlich dreimal wöchentlich Unterricht
im Reiten und zweimal in der Pferdekenntnis. Ein Sergeant des
Garde-Grenadier-Bataillons, und zwar derselbe, welcher Se. Kgl. Hoh. den
Großherzog "ausexerziert" hatte, exerzierte die Kadetten und
manchmal gings sogar zu Solchen Übungen nach dem Alten Garten, wozu dann
stets Säbel und Tschako angelegt werden mußten. Kleinere
Tiraillierübungen, kürzere und längere Marschübungen, sogar mit
Abkochen, wurden immer gern gesehen. Eine solche, bei der aber
auch das Vergnügen zu seinem Recht kommen durfte, fand im Mai 1844 nach
Ludwigslust statt. In Turnjacken, den Tornister mit einigem Mundvorrat
beschwert, den Säbel umgeschnallt, ohne Gewehr wurde um 11 Uhr
vormittags abgerückt. Ein einspänniger Wagen, der die bessere Garnitur
enthielt und auf dem, wenn nötig, auch wohl einer oder zwei Fußkranke
befördert werden konnten, begleitete die kleine Truppe. Im Haselholz
wurde der erste Halt gemacht, im Ortkrug, halbwegs Ludwigslust, fand um
4 Uhr nachmittags die größere Pause zur Mittagsmahlzeit statt,
Nachtlager war in Dreenkrögen festgemacht, wo die muntere Schar auf
Stroh in der Wirtsstube gebettet wurde. Am anderen Morgen ging es frisch
gestärkt zu Körners Grab und kurz vor Ludwigslust wurde "große
Toilette" gemacht, der Marschanzug mit der besseren Garnitur -
Litewka und weiße Beinkleider - vertauscht, um beim Einrücken in die
Residenz einen günstigen Eindruck zu machen. Drei Zimmer im Hotel Weimar
waren bestellt worden. Das Besehen der öffentlichen Bauten, insbesondere
des Großherzoglichen Schlosses, der Kavalleriekaserne, nahm den halben
zweiten und dritten Tag in Anspruch. Am vierten Tag 5 Uhr vormittags
wurde der Rückmarsch angetreten und bereits um 2 Uhr 30 Min. nachmittags
traf man, ohne einen Maroden zu haben, trotzdem sich das Schuhzeug als
für derartige Märsche ;zu fein erwiesen hatte, in der Bildungsanstalt
wieder ein. Die Kosten hatten sich für den Kadetten auf 1 Taler 6
Schillinge belaufen, sie wurden zum Teil von der
Vergnügungskasse
Auszug aus Graf
Franz von Haslingen:
Die ehemalige Großherzoglich
Mecklenburgisch-Schwerin'sche Militär-Bildungsanstalt
In:
Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde: Jahrbücher
des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. - Bd. 76
(1911), S. 307-334
Das ist zwar
keine detaillierte Erklärung, aber ein Hinweis.
Auf einer
Briefmarke von 1889 sind übrigens unter dem Titel "Abkochen"
hohe Offiziere bei einer Besprechung abgebildet.