Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Taufe – Ehe – Tod. P raktiken des Verzeichnens in frühneuzeitlichen Kirchenb üchern

Date: 2024/07/04 00:13:09
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Taufe – Ehe – Tod. Praktiken des Verzeichnens in frühneuzeitlichen Kirchenbüchern
Autor Eva Marie Lehner
Erschienen Göttingen 2023: Wallstein Verlag
Anzahl Seiten 375 S.
Preis € 34,00
ISBN 978-3-8353-5380-0

Rezensiert für H-Soz-Kult von Inken Schmidt-Voges, Seminar für Neuere Geschichte, Fachbereich 06, Philipps-Universität Marburg

Kirchenbücher gehören so selbstverständlich zum Standardrepertoire frühneuzeitlicher Quellengattungen – etwa für Studien zur Familiengeschichte, Historischen Demographie, Historischen Anthropologie, Mikrogeschichte – und als Basisreferenz für personengeschichtliche Untersuchungen, dass ihr serieller und standardisierter Charakter häufig als gegeben angenommen wird. Natürlich ist bekannt und wird reflektiert, dass insbesondere in der Phase ihrer Einführung noch wenig Standardisierung vorlag, die Verzeichnung lückenhaft war und die Serialität der Daten noch lange fragmentarisch blieb. Umso erstaunlich erscheint, dass noch keine Studie vorlag, die sich mit den Verzeichnungspraktiken der verschiedenen beteiligten Akteur:innen auseinandersetzte und danach fragte, inwiefern und warum gerade in den ersten Jahrzehnten nach der Einführung standardisierter Vorgaben die vielfältigen Formen und Varianzen in den Verzeichnungen zu deuten sind. Wie sind sie in den sozialen Kontext einzugliedern und welche Rolle spielten die Kirchenbuchschreiber dabei, die vorgefundenen sozialen Praktiken ihrer Gemeindemitglieder mit den geltenden Normen in Form administrativen Schriftguts in Übereinstimmung zu bringen?

Diese Lücke füllt Eva Marie Lehner mit ihrer Dissertation in hervorragender Weise. Sie untersucht anhand mehrerer hundert katholischer, lutherischer und reformierter Kirchenbücher ausgewählter Gemeinden aus dem 16. und 17. Jahrhundert insbesondere die erste Phase der Einführung, Etablierung und Durchsetzung von Kirchenbüchern. Ihr Interesse gilt dabei der Art und Weise, wie die beteiligten Akteure bei den drei großen „rites de passage“ – Taufe, Ehe und Tod – ihre Einträge in die Kirchenbücher strukturierten, sie anreicherten mit weiteren Informationen, die sie für wichtig erachteten und wie die (neuen) Praktiken des Verzeichnens auch Rückwirkungen auf die sozialen Praktiken der Gemeindemitglieder zeitigten. Theoretisch und methodisch entfaltet sich die Arbeit zwischen Praxeologie, Intersektionalität und Wissensgeschichte, was in der Einleitung luzide und überzeugend miteinander vor dem Hintergrund der Problemstellung ausgeführt und diskutiert wird.

Ausgehend von der Bedeutung der drei Ereignisse für die Individuen, aber auch für die jeweiligen Gemeinden strukturiert Lehner die Arbeit nicht nach Konfessionen oder spezifischen Zeitschnitten, sondern fragt nach den biographischen, ein- und ausschließenden, ordnenden und administrierenden Praktiken in den Kirchenbüchern vor dem Hintergrund der theologischen wie auch sozialen Bedeutung des Ereignisses. Dementsprechend gruppieren sich die Unterkapitel um verschiedene mit diesen Schwellensituationen verbundene Herausforderungen und Problemstellungen, denen die Pfarrer und Diakone mit ihrer Verzeichnispraxis begegnen mussten.

So wird im Kontext der Taufe die Problematik der Verzeichnisse an sich mit Blick auf die konfessionellen Unterschiede und die Haltung zu möglichen Zweit-/Wiedertaufen problematisiert. Großen Raum nehmen in der Arbeit, wie auch in den Kirchenbüchern, die vielfältigen Verzeichnispraktiken zur Taufe oder Nicht-Taufe von Kindern ein, die unter oder kurz nach der Geburt verstarben oder von der Hebamme notgetauft wurden. Die oftmals genaue Beschreibung der Umstände verweist auf die große Bedeutung, aber auch hohe Fragilität jener Passageriten, die theologisch wie körperlich von großen Unsicherheiten geprägt waren. Aber auch Konfessions- und Religionswechsel lassen sich in den Taufeinträgen nachvollziehen.

Die Eheschließung brachte wiederum ganz andere Herausforderungen für die Pfarrer, aber auch die Eheleute und ihre Verwandten mit sich. Sehr genau wurde festgehalten, inwieweit die zu trauenden Paare möglicherweise schon vor ihrer Hochzeit auch eine sexuelle Beziehung gepflegt hatten, ob gar schon Kinder vorhanden waren oder Schwangerschaften, deren Legitimität durch eine Heirat nachträglich hergestellt werden sollte. Ein Effekt der immer wichtiger werdenden Fähigkeit, die eigene Ehe auch jenseits der Herkunftsfamilie und -gemeinde in Zeiten hoher Mobilität nachweisen zu können, zeigte sich in den Anmerkungen zur Trauung bzw. Taufe bei auswärtigen Paaren, indem sie eine entsprechende Bescheinigung vorweisen oder eben nicht beibringen konnten. Wie zentral innerhalb weniger Jahrzehnte das offizielle Verzeichnis einer Heirat in den Kirchenbüchern für die Legitimität der Ehe auch für die Gemeindemitglieder wurde, arbeitet Lehner anhand mehrerer „Selbstanzeigen“ heraus. Insbesondere im Falle von Schwangerschaften oder offenkundigen sexuellen Beziehungen informierten die Beteiligten den zuständigen Pfarrer über ihre offizielle, aber offensichtlich (noch) nicht notierte Verheiratung und brachten auch Zeugen bei, um etwaige Zweifel oder Ehrenstrafen auszuräumen. Zunächst verblüfft im Ehekapitel der ausführliche Rekurs auf Taufbücher im Unterkapitel zu ehelichen und unehelichen Kindern. Aber schnell wird deutlich, dass der eheliche Status von Eltern sich gerade beim Fehlen einer offiziellen Heirat oftmals viel eher bei der Taufe der Kinder ablesen ließ – waren im Ehebuch doch gerade nur die offiziellen Hochzeiten verzeichnet.

Der Abschnitt zum Eintrag von Todesfällen und Sterbeprozessen in den Sterberegistern zeigt wiederum eigene Schwerpunkte, die sich aus den theologischen Bedürfnissen, den administrativen Vorgaben, aber auch den sozialen und körperlichen Gegebenheiten ableiten ließen. Mit Blick auf die Bedeutung des „guten Sterbens“ waren zu plötzliche wie auch zu langwierige Sterbeprozess eine besondere Notiz wert, gerade weil sie besondere Herausforderungen an das „gute“ Sterben stellten. Einen erstaunlich tiefen Einblick erhält man hier in die Vielfältigkeit der körperlichen Gebrechen und Formen des Sterbens, die Menschen in der Frühen Neuzeit ereilen konnten. Ausnahmesituationen stellten dabei immer wieder Epidemien wie auch Kriegszeiten dar, in denen die gerade gewonnenen Routinen der Administration einerseits, aber auch der sozialen Praktiken andererseits durcheinander gerieten. Eindrucksvoll schildert Lehner die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges in den Fluchtbewegungen, den Pestereignissen und sozialen Unordnungen, die sich nicht zuletzt durch die hohe Mobilität der Menschen in diesen Krisenzeiten ausdrückten.

Die Vielzahl der mit der Analyse der Verzeichnungspraktiken verbundenen Schlaglichter auf das Alltagsleben, die sozialen Beziehungen, Integrations- und Exklusionspraktiken, Herausforderungen durch die Wechselfälle des Lebens ist in der Rezension nicht abzubilden. Die durchweg ausgewogene Präsentation von konkreten Beispielen und verallgemeinernden, kontextualisierenden Abschnitten führt die Leserin und den Leser durch eine spannende Quellengattung, deren Forschungspotential auf diese Weise noch einmal viele weitere Dimensionen öffnet. Aber nicht nur mit Blick auf die Individuen und Gemeinden, sondern auch auf die Pfarrer, Diakone und andere Verzeichnende. Denn sie waren es, die die normativen Vorgaben der Kirchenordnungen und des kanonischen Rechts mit der Praxis ihrer Gemeinden zu einer sinnstiftenden Einheit bringen mussten – und letztlich dafür auch bei Visitationen Verantwortung übernehmen mussten. Eva Marie Lehners Studie zeigt ganz hervorragend, wie rasch einerseits die Verzeichnispraktiken auf die sozialen Praktiken einwirken konnten und eine relevante Größe darstellten. Aber sie zeigt andererseits auch, wie heterogen, eigensinnig, fluide und situativ die Verzeichnispraktiken dennoch über viele Jahrzehnte hinweg blieben – trotz aller kirchenobrigkeitlichen Bemühungen, hier Einheitlichkeit und Klarheit herzustellen.

Die Studie regt nicht nur zum inspirierenden Lesen an (bei dem einige rhetorische Redundanzen und letzte übersehene Tippfehler nicht ins Gewicht fallen), sondern hoffentlich auch zu vielen weiteren Forschungsarbeiten, die sich auf dieser praxeologischen Ebene mit Kirchenbüchern beschäftigen, ihre Zugänglichkeit herstellen und zu systematisch-strukturellen Analysen einladen – gerade auch mit Blick auf die weitere Entwicklung bis ins 19. Jahrhundert.

Zitation
Inken Schmidt-Voges, Rezension zu: Lehner, Eva Marie: Taufe – Ehe – Tod. Praktiken des Verzeichnens in frühneuzeitlichen Kirchenbüchern. Göttingen 2023 , ISBN 978-3-8353-5380-0, In: H-Soz-Kult, 04.07.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-132739>.




Re: [Regionalforum-Saar] Taufe – Ehe – Tod. P raktiken des Verzeichnens in frühneuzeitlichen Kirchenb üchern

Date: 2024/07/04 12:50:45
From: Christa Lippold <franzundchrista(a)t-online.de>

Das ist sicher eine interessante Arbeit! Toll!



Von meinem/meiner Galaxy gesendet


-------- Ursprüngliche Nachricht --------
Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Datum: 04.07.24 00:23 (GMT+01:00)
An: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>, saarland-l(a)genealogy.net, Pfalz-L <pfalz-l(a)genealogy.net>, Hunsrueck-L <hunsrueck-l(a)genealogy.net>, Eifel-L(a)genealogy.net, KENT CUTKOMP via IGGP-L <iggp-l(a)genealogy.net>
Betreff: [Regionalforum-Saar] Taufe – Ehe – Tod. Praktiken des Verzeichnens in frühneuzeitlichen Kirchenbüchern

Taufe – Ehe – Tod. Praktiken des Verzeichnens in frühneuzeitlichen Kirchenbüchern
Autor Eva Marie Lehner
Erschienen Göttingen 2023: Wallstein Verlag
Anzahl Seiten 375 S.
Preis € 34,00
ISBN 978-3-8353-5380-0

Rezensiert für H-Soz-Kult von Inken Schmidt-Voges, Seminar für Neuere Geschichte, Fachbereich 06, Philipps-Universität Marburg

Kirchenbücher gehören so selbstverständlich zum Standardrepertoire frühneuzeitlicher Quellengattungen – etwa für Studien zur Familiengeschichte, Historischen Demographie, Historischen Anthropologie, Mikrogeschichte – und als Basisreferenz für personengeschichtliche Untersuchungen, dass ihr serieller und standardisierter Charakter häufig als gegeben angenommen wird. Natürlich ist bekannt und wird reflektiert, dass insbesondere in der Phase ihrer Einführung noch wenig Standardisierung vorlag, die Verzeichnung lückenhaft war und die Serialität der Daten noch lange fragmentarisch blieb. Umso erstaunlich erscheint, dass noch keine Studie vorlag, die sich mit den Verzeichnungspraktiken der verschiedenen beteiligten Akteur:innen auseinandersetzte und danach fragte, inwiefern und warum gerade in den ersten Jahrzehnten nach der Einführung standardisierter Vorgaben die vielfältigen Formen und Varianzen in den Verzeichnungen zu deuten sind. Wie sind sie in den sozialen Kontext einzugliedern und welche Rolle spielten die Kirchenbuchschreiber dabei, die vorgefundenen sozialen Praktiken ihrer Gemeindemitglieder mit den geltenden Normen in Form administrativen Schriftguts in Übereinstimmung zu bringen?

Diese Lücke füllt Eva Marie Lehner mit ihrer Dissertation in hervorragender Weise. Sie untersucht anhand mehrerer hundert katholischer, lutherischer und reformierter Kirchenbücher ausgewählter Gemeinden aus dem 16. und 17. Jahrhundert insbesondere die erste Phase der Einführung, Etablierung und Durchsetzung von Kirchenbüchern. Ihr Interesse gilt dabei der Art und Weise, wie die beteiligten Akteure bei den drei großen „rites de passage“ – Taufe, Ehe und Tod – ihre Einträge in die Kirchenbücher strukturierten, sie anreicherten mit weiteren Informationen, die sie für wichtig erachteten und wie die (neuen) Praktiken des Verzeichnens auch Rückwirkungen auf die sozialen Praktiken der Gemeindemitglieder zeitigten. Theoretisch und methodisch entfaltet sich die Arbeit zwischen Praxeologie, Intersektionalität und Wissensgeschichte, was in der Einleitung luzide und überzeugend miteinander vor dem Hintergrund der Problemstellung ausgeführt und diskutiert wird.

Ausgehend von der Bedeutung der drei Ereignisse für die Individuen, aber auch für die jeweiligen Gemeinden strukturiert Lehner die Arbeit nicht nach Konfessionen oder spezifischen Zeitschnitten, sondern fragt nach den biographischen, ein- und ausschließenden, ordnenden und administrierenden Praktiken in den Kirchenbüchern vor dem Hintergrund der theologischen wie auch sozialen Bedeutung des Ereignisses. Dementsprechend gruppieren sich die Unterkapitel um verschiedene mit diesen Schwellensituationen verbundene Herausforderungen und Problemstellungen, denen die Pfarrer und Diakone mit ihrer Verzeichnispraxis begegnen mussten.

So wird im Kontext der Taufe die Problematik der Verzeichnisse an sich mit Blick auf die konfessionellen Unterschiede und die Haltung zu möglichen Zweit-/Wiedertaufen problematisiert. Großen Raum nehmen in der Arbeit, wie auch in den Kirchenbüchern, die vielfältigen Verzeichnispraktiken zur Taufe oder Nicht-Taufe von Kindern ein, die unter oder kurz nach der Geburt verstarben oder von der Hebamme notgetauft wurden. Die oftmals genaue Beschreibung der Umstände verweist auf die große Bedeutung, aber auch hohe Fragilität jener Passageriten, die theologisch wie körperlich von großen Unsicherheiten geprägt waren. Aber auch Konfessions- und Religionswechsel lassen sich in den Taufeinträgen nachvollziehen.

Die Eheschließung brachte wiederum ganz andere Herausforderungen für die Pfarrer, aber auch die Eheleute und ihre Verwandten mit sich. Sehr genau wurde festgehalten, inwieweit die zu trauenden Paare möglicherweise schon vor ihrer Hochzeit auch eine sexuelle Beziehung gepflegt hatten, ob gar schon Kinder vorhanden waren oder Schwangerschaften, deren Legitimität durch eine Heirat nachträglich hergestellt werden sollte. Ein Effekt der immer wichtiger werdenden Fähigkeit, die eigene Ehe auch jenseits der Herkunftsfamilie und -gemeinde in Zeiten hoher Mobilität nachweisen zu können, zeigte sich in den Anmerkungen zur Trauung bzw. Taufe bei auswärtigen Paaren, indem sie eine entsprechende Bescheinigung vorweisen oder eben nicht beibringen konnten. Wie zentral innerhalb weniger Jahrzehnte das offizielle Verzeichnis einer Heirat in den Kirchenbüchern für die Legitimität der Ehe auch für die Gemeindemitglieder wurde, arbeitet Lehner anhand mehrerer „Selbstanzeigen“ heraus. Insbesondere im Falle von Schwangerschaften oder offenkundigen sexuellen Beziehungen informierten die Beteiligten den zuständigen Pfarrer über ihre offizielle, aber offensichtlich (noch) nicht notierte Verheiratung und brachten auch Zeugen bei, um etwaige Zweifel oder Ehrenstrafen auszuräumen. Zunächst verblüfft im Ehekapitel der ausführliche Rekurs auf Taufbücher im Unterkapitel zu ehelichen und unehelichen Kindern. Aber schnell wird deutlich, dass der eheliche Status von Eltern sich gerade beim Fehlen einer offiziellen Heirat oftmals viel eher bei der Taufe der Kinder ablesen ließ – waren im Ehebuch doch gerade nur die offiziellen Hochzeiten verzeichnet.

Der Abschnitt zum Eintrag von Todesfällen und Sterbeprozessen in den Sterberegistern zeigt wiederum eigene Schwerpunkte, die sich aus den theologischen Bedürfnissen, den administrativen Vorgaben, aber auch den sozialen und körperlichen Gegebenheiten ableiten ließen. Mit Blick auf die Bedeutung des „guten Sterbens“ waren zu plötzliche wie auch zu langwierige Sterbeprozess eine besondere Notiz wert, gerade weil sie besondere Herausforderungen an das „gute“ Sterben stellten. Einen erstaunlich tiefen Einblick erhält man hier in die Vielfältigkeit der körperlichen Gebrechen und Formen des Sterbens, die Menschen in der Frühen Neuzeit ereilen konnten. Ausnahmesituationen stellten dabei immer wieder Epidemien wie auch Kriegszeiten dar, in denen die gerade gewonnenen Routinen der Administration einerseits, aber auch der sozialen Praktiken andererseits durcheinander gerieten. Eindrucksvoll schildert Lehner die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges in den Fluchtbewegungen, den Pestereignissen und sozialen Unordnungen, die sich nicht zuletzt durch die hohe Mobilität der Menschen in diesen Krisenzeiten ausdrückten.

Die Vielzahl der mit der Analyse der Verzeichnungspraktiken verbundenen Schlaglichter auf das Alltagsleben, die sozialen Beziehungen, Integrations- und Exklusionspraktiken, Herausforderungen durch die Wechselfälle des Lebens ist in der Rezension nicht abzubilden. Die durchweg ausgewogene Präsentation von konkreten Beispielen und verallgemeinernden, kontextualisierenden Abschnitten führt die Leserin und den Leser durch eine spannende Quellengattung, deren Forschungspotential auf diese Weise noch einmal viele weitere Dimensionen öffnet. Aber nicht nur mit Blick auf die Individuen und Gemeinden, sondern auch auf die Pfarrer, Diakone und andere Verzeichnende. Denn sie waren es, die die normativen Vorgaben der Kirchenordnungen und des kanonischen Rechts mit der Praxis ihrer Gemeinden zu einer sinnstiftenden Einheit bringen mussten – und letztlich dafür auch bei Visitationen Verantwortung übernehmen mussten. Eva Marie Lehners Studie zeigt ganz hervorragend, wie rasch einerseits die Verzeichnispraktiken auf die sozialen Praktiken einwirken konnten und eine relevante Größe darstellten. Aber sie zeigt andererseits auch, wie heterogen, eigensinnig, fluide und situativ die Verzeichnispraktiken dennoch über viele Jahrzehnte hinweg blieben – trotz aller kirchenobrigkeitlichen Bemühungen, hier Einheitlichkeit und Klarheit herzustellen.

Die Studie regt nicht nur zum inspirierenden Lesen an (bei dem einige rhetorische Redundanzen und letzte übersehene Tippfehler nicht ins Gewicht fallen), sondern hoffentlich auch zu vielen weiteren Forschungsarbeiten, die sich auf dieser praxeologischen Ebene mit Kirchenbüchern beschäftigen, ihre Zugänglichkeit herstellen und zu systematisch-strukturellen Analysen einladen – gerade auch mit Blick auf die weitere Entwicklung bis ins 19. Jahrhundert.

Zitation
Inken Schmidt-Voges, Rezension zu: Lehner, Eva Marie: Taufe – Ehe – Tod. Praktiken des Verzeichnens in frühneuzeitlichen Kirchenbüchern. Göttingen 2023 , ISBN 978-3-8353-5380-0, In: H-Soz-Kult, 04.07.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-132739>.




[Regionalforum-Saar] Dein Vortrag am 21. September

Date: 2024/07/04 23:49:08
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Haste Lust, Deinen Vortrag am darauffolgenden Dienstag, 24. September, in Scheidt grad nochmal zu halten?

Beim Monatstreffen der ASF, abends um halb sechs.

Honorar: 50 Euro.

Roland


Re: [Regionalforum-Saar] Dein Vortrag am 21. September

Date: 2024/07/04 23:52:55
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Au Exkrement, da hab ich die falsche Emailadresse fawitscht.

Sorry.

de Roland


Am 04.07.2024 um 23:49 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar:

Haste Lust, Deinen Vortrag am darauffolgenden Dienstag, 24. September, in Scheidt grad nochmal zu halten?

Beim Monatstreffen der ASF, abends um halb sechs.

Honorar: 50 Euro.

Roland



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Regionalforum-Saar mailing list
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https://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar

Re: [Regionalforum-Saar] Dein Vortrag am 21. September

Date: 2024/07/05 07:26:08
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salü, Roland.

Ja, gerne - warum nicht?
Danke der Nachfrage.

Grüße nach Alsfassen,

Stefan 

www.spurensuche-spichern.de

Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net> schrieb am Do., 4. Juli 2024, 23:49:

Haste Lust, Deinen Vortrag am darauffolgenden Dienstag, 24. September, in Scheidt grad nochmal zu halten?

Beim Monatstreffen der ASF, abends um halb sechs.

Honorar: 50 Euro.

Roland


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[Regionalforum-Saar] Gartengespräche in St. Wend el

Date: 2024/07/05 09:46:16
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

[Regionalforum-Saar] St. Wendel gestern und heute

Date: 2024/07/08 22:55:23
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

am kommenden Dienstag, 16. Juli 2024, werde ich im Auftrag der Kolping-Familie St. Wendel im Cusanushaus am Fruchtmarkt einen Vortrag zum Thema „gestern und heute“ halten.

Darin zeige ich alte Ansichten aus unserer Stadt und ihre modernen Pendants. Ist gar nicht so einfach, so ziemlich den selben Winkel zu finden wie die Fotografen damals.

Der Vortrag beginnt um 19 Uhr; der Eintritt ist frei.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Nicolay in Dörsdorf

Date: 2024/07/13 11:20:20
From: Waltraud Boss <waltraud.boss(a)koeln.de>

Liebe Mitleser,

 

ich suche weitergehende Infos zum Ehepaar:

 

Peter Nicolay und Katharina Rommelfanger in Dörsdorf.

 

Einige Daten des Ehemannes habe ich (Geburt um 1855 in Dörsdorf, Tod am 04.10.1926 ebenda)

Und die Geburt des Sohnes Michael im Jahr 1893, ebenfalls in Dörsdorf.

 

Wie komme ich da weiter? Für jeden Tip bin ich dankbar.

 

Viele Grüße aus dem Rheinland

 

Waltraud Boß

Nordrhein-Westfalen

mailto: waltraud.boss(a)koeln.de

 

[Regionalforum-Saar] 1842 - Neuigkeiten aus einer vergangenen Zeit

Date: 2024/07/17 23:19:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

am Dienstag, 30. Juli 2024, findet das nächste Mitgliedertreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) statt, wie immer beginnnend ab kurz nach 16 Uhr.

Der anschließende Vortrag (ab 17.30 Uhr) wird diesmal gänzlich ohne Bilder auskommen - außer denen, die in Ihrem Kopf entstehen, wenn ich aus meinem neuen Buch „1842 - Neuigkeiten aus einer vergangenen Zeit“ vorlesen werde. Das habe ich aus den 52 Ausgaben des Wochenblatts für die Kreise St. Wendel, Ottweiler und die umliegende Gegend im Jahre 1842 zusammengestellt.

Ich habe aus den Zeitungen die meisten Artikel abgeschrieben und dann um zusätzliche Informationen - auch, aber nicht nur genealogischer Art - ergänzt. Da sind ernste Sachen, aber auch humorvolle dabei (okay, bei manchem, über das unsere Altvorderen lachen konnten, hat sich mir das Gesicht verzogen). Ich hoffe, ich kann beim Vorlesen ein bißchen von dem Vergnügen herüberbringen, den mir das Zusammentragen gemacht hat.

Bis übernächste Woche.

Bene Vale

Roland Geiger


[Regionalforum-Saar] Führung über den jüdi schen Friedhof in Blieskastel am Tag des offenen Denkmals (So nntag, 8. September 2024)

Date: 2024/07/18 17:07:05
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Führung über den jüdischen Friedhof in Blieskastel am Tag des offenen Denkmals (Sonntag, 8. September 2024)

Der jüdische Friedhof in Blieskastel wurde erstmals im Jahr 1690 schriftlich erwähnt und diente über 21/2 Jahrhunderte hinweg mehreren jüdischen Gemeinden als zentraler Begräbnisplatz. Über einen schmalen Weg, flankiert von mächtigen Kastanienbäumen, gelangt man vom neuen zum älteren Friedhofsteil, der mit seinem Baumbestand eher an eine Parklandschaft erinnert. 250 Grabmäler befinden sich noch heute auf dem Areal, das älteste aus dem Jahr 1718. Jüdische Friedhöfe und ihre Gräber haben für alle Zeit Bestand und dürfen nicht aufgegeben werden, denn die Grabstätte ist das persönliche Eigentum des Verstorbenen. Des Weiteren stellen die Grabsteine mit ihren Inschriften auch eine wichtige historische Quelle dar. Es sind in Stein gemeißelte Zeugnisse einer zumeist vergangenen Epoche und bieten einen unschätzbaren Fundus an Informationen zur jüdischen Geschichte vor Ort.

Den Teilnehmern werden Informationen über den Friedhof, Gräber, Grabsteine, Inschriften und Symbolik zuteil. Auch eine Einführung in die jüdischen Bestattungsrituale ist geplant. Das Sterben, der Tod und die Beisetzung in jüdischer Tradition werden hierbei thematisiert.

Örtlichkeit: Blieskastel, Klosterweg/In der Wolfskaut, Eingang gegenüber Einmündung Mariannenweg.

Treffpunkt: Blieskastel, Parkplatz Klosterweg, Auf dem Han.


Führungen: 8. September 2024, 11.00 Uhr und 15.00 Uhr, Jörg A. Künzer, Historische Forschungen im Saarpfalz-Kreis– in Zusammenarbeit mit der Stadt Blieskastel.

Dauer: jeweils ca. 90 Min., festes Schuhwerk erforderlich, da unwegsames Gelände!
Die Teilnahme erfolgt auf eigene Verantwortung und unter Ausschluss jeglicher Haftung.

Sitzgelegenheiten während des Vortrages sind in begrenzter Anzahl vorhanden.
Männliche Besucher werden gebeten eine Kopfbedeckung zu tragen.

Max. Teilnehmerzahl jeweils ca. 30 Personen. Um Voranmeldung wird gebeten.
( 06842-8043330 oder per Mail: jakuenzer(a)online.de