Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Online-Vortrag "Ahnenforschung in den USA - Die US-Vital-Records" am 18.04.2024

Date: 2024/04/03 09:36:26
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Freunde,

der Ahnenforscher Stammtisch Unna und die Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund in Deutschland, und der Germanic Genealogy Society in Minneapolis, USA, möchten in einer kleinen Reihe von deutschsprachigen Online-Vorträgen über die Forschungsmöglichkeiten in den USA informieren. 

Zu der folgenden gemeinsamen Online-Veranstaltung auf Zoom laden wir herzlich ein:

Ahnenforschung in den USA: 
Die US-Vital-Records  - Finden Sie Ihre Familie im U.S.-Zivilstandsregister und Kirchenbüchern

Referenten: Barbara A. Pieh und Kent Cutkomp, GGS Minneapolis

am Donnerstag, dem 18. April 2024 um 19.00 Uhr MESZ. 

Einladung mit Teilnahmemöglichkeit:

https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de/2024/03/20/online-vortrag-die-us-vital-records-ahnenforschung-in-den-usa-am-18-04-2024/

Wir würden uns sehr freuen, euch zu dieser Online-Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

Liebe Grüße

Nancy (Myers)

Im Auftrag des Ahnenforscher Stammtisches Unna, des Roland zu Dortmund und der Germanic Genealogy Society

[Regionalforum-Saar] Der große Aufbruch. Globalg eschichte der frühen Neuzeit

Date: 2024/04/03 11:00:55
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Der große Aufbruch. Globalgeschichte der frühen Neuzeit

Autor Wolfgang Behringer,
Reihe Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung
Erschienen München 2023: C.H. Beck Verlag
Anzahl Seiten 1.319 S., 119 Abb., 35 Karten und Grafiken
Preis € 48,00
ISBN 978-3406783449

Rezensiert für H-Soz-Kult von Wolfgang Reinhard, Freiburg

Bereits das erste Wort des riesigen Buches ist eine Art von Zitat: „Apologie“ heißt nämlich die umfangreiche Einleitung, die dem Leser in flotter Sprache „mit einigen Appetithäppchen Lust auf die globale Frühe Neuzeit machen möchte“ (S. 66). In quasi sokratischer Manier provozierend verteidigt Behringer darin sein Vorhaben einer Globalgeschichte in Episoden durch einführende ausführliche Vorwegnahme strategischer Bestandteile des Buches, gewissermaßen Selbstzitate daraus, die ihrerseits mit zitierfähigen Schlagwörtern überschrieben sind.

„Hanno der Elefant“ Papst Leos. X. spricht Portugals Anfänge in Indien an. „Neue Welt“ behandelt Kolumbus und die Anfänge der Conquista, die klug und ausgewogen quellenkritisch beurteilt werden. Mit „Khanbaliq“, der alten Hauptstadt des chinesischen Imperiums, kommt dann der globale Seeweg nach Westen mit seinem asiatischen Hintergrund seit Marco Polo und Ibn Battuta zur Sprache. „Neue Zeit“ bietet einen Abriss der muslimischen und europäischen Entdeckungen und ihrer Wahrnehmung samt Protagonisten wie Piri Reis, Anghiera, Vespucci und Mercator. Denn die Neuzeit habe in der Tat mit den Entdeckungen begonnen. Anschließend beschreibt „Columbian Exchange“ (Alfred W. Crosby) den globalen Austausch von Pflanzen und Tieren.1 „American Holocaust“ (Russell Thornton) setzt sich sorgfältig und sachkundig mit der Las-Casas-These vom angeblichen spanischen Massenmord an den Indigenas und den neuesten epidemiologischen Erkenntnissen auseinander.2 „Silberfluss“ bezieht sich auf die wenig bekannte Tatsache, dass der erste „Rio de la Plata“ seinen Namen schon 1536 in Bolivien erhielt (im heutigen Sucre). Im Hintergrund steht dabei die Ablösung des chinesischen Papiergelds durch die neuen globalen Silber- und Warenströme und den zugrunde liegenden Bergbau. Als typisches Nebenprodukt unter angehäuften Lesefrüchten erfahren wir, dass die erforderliche Quecksilbergewinnung für Amerika zu Entwaldung Sloweniens geführt habe (S. 51). „Der Planet atmet“ (Charles D. Keeling)3, was Behringer als Experte klima- und vulkangeschichtlich im Einzelnen darlegen kann samt einem Hinweis auf die Folgen der Wiederbewaldung Amerikas nach dem Massensterben der Indigenen.

Für den globalgeschichtlichen „Zweck des Buches“ setzt Behringer wie Fernand Braudel auf das Konzept der „Zivilisationen“ und geht dabei behutsam und realistisch mit Gründen für die unbestreitbare Sonderrolle Europas um. Er verzichtet bewusst auf den Versuch einer systematischen Bewältigung des gigantischen Stoffes und will stattdessen eine Auswahl detaillierter Mikrogeschichten mit Schwerpunkt auf außereuropäischen Zivilisationskontakten vorlegen. Als Ansatz sollen 1. Ereignisse von globaler Bedeutung, 2. globale Orte, 3. globale Lebensläufe, 4. globale Strukturen, auch wenn sie nicht explizit thematisiert werden, 5. globale Themen wie Rassismus und Sklaverei dienen (S. 65). Der „Aufbau des Buches“ folgt allerdings grob einer traditionellen Geschichte der europäischen Frühneuzeit mit Vorgeschichte, Aufbruch im 16. Jahrhundert, „Krise des 17. Jahrhunderts“ im Sinne von Geoffrey Parker4, Fortschritt im 18. Jahrhundert und Ausblick ins 19. Jahrhundert. Der „Epilog“ fasst noch einmal zehn Perspektiven zusammen: Weltreisen, kulturelle Renegaten, Massaker, Ethnozentrismus, Hybridisierung, Weltwirtschaft, Weltbevölkerung, Kolonialismus, „Tiefenströmungen“ mit Wiederaufstieg der alten Zivilisationen, „Weltkulturerbe“.

Abschließend gilt „Der Name der Rose“ dem Problem der Vielfalt konkurrierender Gruppen-, Orts- und Personennamen. Gegen Ecos Nominalismus will Behringer allerdings auf der Sachhaltigkeit von Namen bestehen. „Namen sind nicht Schall und Rauch. Sie haben eine Geschichte und sind Gegenstand von Konflikten.“ (S. 69) Er entscheidet sich pragmatisch für ihren jeweiligen Gebrauchswert, aber mit der nötigen Rücksicht auf Empfindlichkeiten. Für die Reflexionen des Rezensenten, dessen eigene Arbeiten er ansonsten ignoriert, über die „unausweichliche eurozentristische Befangenheit“ (S. 70) jeder heutigen Historiographie und Begriffsbildung auch und gerade im Zeichen des postkolonialen Denkens hat er freilich nur Verachtung übrig.5 Schließlich hätten auch andere Zivilisationen ihre Vorurteile gehabt. Ungescheut trägt er daraufhin bereits in der Einleitung mit großer Detailverliebtheit bis hin zu Kuriositäten wie dem Straußenei Leonardo da Vincis (S. 30) den Reichtum an globalem Wissen zusammen, den er gesammelt hat. Neben ausgiebigen Textzitaten gehört auch eifriges Namedropping dazu. Unermüdlich sammelt und erklärt er außerdem alle erdenklichen Originalnamen von Sachen, Gruppen und Personen mit ihren deutschen Übersetzungen und den Lebensdaten.

Der ausgearbeitete Text folgt diesem Entwurf. Seine Kapitel bestehen ebenfalls aus hunderten von Episoden mit durchschnittlich sechs Seiten und flotten Schlagwörtern als Überschriften. Bereits eine Übersicht würde den Umfang einer Rezension sprengen. Manche Episoden folgen zwar aufeinander oder hängen wenigstens irgendwie zusammen. Häufiger ist freilich ein Sprung mit Themenwechsel. Zusammen mit dem eingängigen Stil macht dieser Episodencharakter aber die Lektüre des dicken Buches dennoch zum Vergnügen. Eingängig heißt auch, dass es sich immer um erzählte Ereignis- und Personengeschichte handelt. Im Bedarfsfall werden Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte aber kenntnisreich eingeblendet und gelegentlich auch einschlägige Theorien erörtert, etwa Wallerstein und Franck (S. 515). Die Bebilderung ist eindrucksvoll, nimmt aber mit Kapitel 4 deutlich ab. Freilich könnte die Liebe zum aktuellen Detail manchen Lesenden zu weit gehen. Wir erfahren nicht nur, dass es heute noch Nachkommen des Aztekenherrschers Moctezuma gibt, sondern lesen darüber hinaus „seit 2014 ist Juan José Narcilla de Teruel-Moctezuma y Valcarol, der 6. Herzog von Moctezuma y Toltengo (geb. 1958), Oberhaupt dieser Linie des spanischen Hochadels“ (S. 274). Auf der anderen Seite ist es aber ein Vorzug des Buches, dass regelmäßig unbekannte und nach den üblichen historischen Maßstäben unwichtige nicht-europäische Heldinnen und Helden eigene Episoden bekommen. Die vorgenommenen Neubewertungen vermögen ebenfalls zu überzeugen. Nur dass James Cook allzu verkürzt behandelt und abgewertet wird (S. 759–61, S. 904, S. 929, S. 950), will dem Rezensenten nicht einleuchten. Inhaltlich versuchen die Episoden die außereuropäische Welt möglichst weitgehend zu berücksichtigen. Die europäische Frühneuzeit hingegen kommt eher selten zur Geltung, wenn Europa indirekt beteiligt war oder es sich um seine Alleinstellungsmerkmale handelt wie den Parlamentarismus (S. 145–51) und die neue europäische Wissenskultur. Aus diesem Grund nimmt der europäische Anteil im 18./19. Jahrhundert zu.

Dem Rezensenten sind zwar allerhand Ungereimtheiten aufgefallen: „Oceanus Indicus Superioris“ (S. 23) müsste heißen „Indiae Superioris Oceanus“; Francesco Barberini war der Neffe, nicht der Bruder des Papstes (S. 472) und die Borja-Krise (S. 474) hatte nichts mit Galilei zu tun; Buckingham wird mit Strafford verwechselt (S. 548); auf S. 663 können Lebensdaten nicht stimmen; Friedrich Wilhelm I. war König, nicht nur Kurfürst (S. 726); der Regent war der Neffe, nicht der Bruder Ludwigs XIV. (S. 738); den „Vulkan Nyey“, der auch im Register fehlt, gibt es nicht, denn es ist einfach der neue (nye) Vulkan (S. 830); auf S. 896 muss es „George IV.“ heißen. Das mag angesichts von Behringers Detailverliebtheit ärgerlich sein, spielt aber aufs Ganze gesehen keine Rolle. Denn die Nachprüfung von anderen auffallenden Behauptungen seines Buches hat fast immer mit der Bestätigung seiner Aussagen geendet.

Dazu wurde allerdings weitgehend das Internet herangezogen, was bemerkenswerte, zum Teil fast wörtliche Übereinstimmung mit Behringers Text ergab. Offensichtlich beruht der Reichtum des Werkes weitgehend auf seinen jahrzehntelangen Recherchen im Netz (S. 1005 f.), die freilich nur ausnahmsweise belegt werden. Auch der an und für sich sehr eindrucksvolle gelehrte Apparat des Buches führt nicht für alle Endnoten zu passgenauen Nachweisen, zum Beispiel im Falle des von Japanern für Hasekura Tsunegagas Mexikoreise nachgebauten Schiffes (S. 486 und S. 1102). Woher stammen dann aber jeweils die Ausführungen im Text?

Es könnte freilich sein, dass wir mit dieser Globalgeschichte eine neue Art digital gestützter Historiographie vor uns haben, die überhaupt nur mit großzügigen formalen Vorgaben möglich ist. Auch konzeptionell geht sie großzügig neue Wege, indem sie die Authentizitätsfiktion der Quellen ohne Bedenken übernimmt, obwohl diese uns oft nur westlich gefiltert vorliegt, etwa die Aktivitäten der kongolesischen Prophetin Kampa Vita in Texten italienischer Kapuziner (S. 618–22). Behringer dürfte auch hier den puristischen Bedenken des Rezensenten zum Trotz erfolgreich einen neuen Weg gewählt oder wenigstens erprobt haben. Bleibt angesichts seiner detailverliebten Mikroperspektive allerdings immer noch die Frage offen, ob wir das alles wirklich wissen müssen. Wir müssen zwar nicht, aber es bereitet uns Vergnügen!

Anmerkungen:
1 Alfred W. Crosby, The Columbian Exchange. Biological and Cultural Consequences of 1492, New York 1972, Ndr. London 2003.
2 Russell Thornton, American Indian Holocaust and Survival. A Population History since 1492, Norman / OK 1987.
3 Charles D. Keeling, The Concentration and Isotopic Abundances of Carbon Dioxide in the Atmosphere, in: Tellus 12 (1960), S. 200–203.
4 Geoffrey Parker, Global Crisis. War, Climate Change and Catastrophe in the Seventeenth Century, Yale 2013.
5 Wolfgang Reinhard, Einleitung: Weltreiche, Weltmeere – und der Rest der Welt, in: Wolfgang Reinhard (Hrsg.), 1350-1750 Weltreiche und Weltmeere (Geschichte der Welt 3), München 2014, S. 9–52; Wolfgang Reinhard, Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415-2015, 6. Aufl., München 2023 (1. Aufl. 2016).

Zitation

Wolfgang Reinhard, Rezension zu: Behringer, Wolfgang: Der große Aufbruch. Globalgeschichte der frühen Neuzeit. München 2023 , ISBN 978-3406783449, In: H-Soz-Kult, 03.04.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-140592>.





[Regionalforum-Saar] Vortrag „Foltern, Prange rn, Henken, Pest“

Date: 2024/04/09 13:30:03
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

„Foltern, Prangern, Henken, Pest“

Strafen und Kuriositäten des Mittelalters und der Neuzeit

Referenten

Donnerstag, den 11. April 2024, 19.30 Uhr, im Großen Sitzungssaal im Rathaus der Gemeinde Tholey, Im Kloster 1, 66636 Tholey.

 

Nachdem die Sonderausstellung "Foltern, Prangern, Henken, Pest" im Museum Theulegium auf unerwartet großes Interesse gestoßen ist, hat der Historische Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes Tholey entschieden, die Ausstellung bis zum 23. 08. 2024 zu verlängern.


Aus diesem Anlass möchte der Verein in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Tholey das Thema zusätzlich an einem Vortragsabend im großen Sitzungssaal der Gemeinde Tholey erläutern.

Der Eintritt ist frei.

 

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Hasler - Schriftführer

[Regionalforum-Saar] Recht ohne Recht

Date: 2024/04/13 08:17:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Organisatoren
Projekt „Recht ohne Recht“, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Neuere Rechtsgeschichte, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)
Veranstaltungsort Senatssaal Europa-Universität Viadrina, Logensaal, Logenstr. 11
Frankfurt an der Oder
Fand statt in Präsenz
Vom - Bis 16.11.2023 - 17.11.2023

Von Lydia Bucher, Arbeitsbereich Neueste Geschichte / Zeitgeschichte, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Ob Ölgemälde oder Kuchengabel – zwangsverkaufte und enteignete Erbstücke zurückzubekommen bedeutet für die Nachfahren nationalsozialistisch Verfolgter einen wichtigen Schritt in der Verarbeitung ihrer Familiengeschichte. Aber Restitution hat auch eine gesellschaftliche Bedeutung, denn Rückgaben sind politisch. Gegenwärtig gibt es in Deutschland für Rückgaben keine gesetzliche Grundlage. 25 Jahre nachdem sich Deutschland und weitere 44 Staaten in Washington gemeinsam darauf einigten, für NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter „gerechte und faire“ Lösungen zu finden, stellt sich die Frage: Wo stehen wir heute in der langen Geschichte der Restitution? Wie gehen wir juristisch mit Gewalt- und Entzugskontexten wie dem Holocaust, aber auch dem Kolonialismus um? Und wie funktioniert eigentlich eine Rechtspraxis ohne Gesetze?

In der unmittelbaren Nachkriegszeit pochten die alliierten Besatzungsmächte auf die Rückführung der Vermögenswerte, die während des Nationalsozialismus hunderttausendfach entzogen wurden. Die Rückgaben erfolgten widerwillig und galten Ende der 1960er-Jahre als abgeschlossen, doch mit Ende des Ost-West-Konflikts stellten sich erneut Fragen zum Umgang mit NS-enteignetem Kulturgut, erstmals in einer breiteren Öffentlichkeit und auf internationaler Ebene. Recht reichte nicht mehr aus, um historischer Ungerechtigkeit zu begegnen. Die Vereinbarungen der Washington Principles von 1998 wurden in Deutschland in einer rechtlich nicht bindenden und institutionell nicht verankerten „Handreichung“ umgesetzt, die stark an die alliierten Gesetzgebungen der Nachkriegszeit angelehnt ist. Diese Gemengelage erzeugt in heutigen Debatten um Restitution, historische Gerechtigkeit und Rechtspraktiken viele Fragezeichen.

Die Konferenz brachte Expert:innen aus verschiedenen Bereichen an einen Tisch, um vergleichend über historische und aktuelle Restitutionspraktiken im Hinblick auf nationalsozialistisch entzogene Kulturgüter zu diskutieren: Welche Ideen und Konzepte beeinflussen heutige Restitutionspraktiken in Deutschland und anderswo? Woher kommen sie? Worin liegen die Defizite und wie wären diese aufzuheben? Die Keynote eröffnete bereits das Panorama, welches auch die Roundtable-Diskussionen am folgenden Tag aufgriffen: die zahlreichen Verbindungslinien und Brüche zwischen Restitutionsbewegungen und Rechtspraktiken nach 1945 und heutigen sozialen Initiativen sowie Rechtsfragen in Restitutionsverhandlungen.

Die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust führte zu einem neuen Verständnis von Reparation und Restitution in Deutschland. Wo sie im Kontext des Ersten Weltkriegs vor allem als kollektive Schuldbegleichung genutzt wurden, entstand in der BRD ein juristisches Regime, das auf individuelle „Wiedergutmachung“ abzielte. „Wiedergutmachung“ wurde zunehmend auf bloße ökonomische Transaktionen von Privateigentum ohne größere politische Bedeutung reduziert. Dieses funktionale Verständnis von Restitution nennt CONSTANTIN GOSCHLER (Bochum) „liberal reparations“.

Das Rechtssystem war in diesen Vorgängen zentral, die Erfahrung des Holocaust allerdings ein vollkommen neuer Faktor. Wie dieses Verbrechen in die Rechtsprechung eingespeist wurde, zeigen zeitgenössische Urteilsbegründungen. MAGDALENA GEBHART (Frankfurt am Main) arbeitete in ihrer Auseinandersetzung mit dem Bundesentschädigungsgesetz heraus, dass deutsche Gerichte in Fragen NS-konfiszierten Eigentums gezielt die Privatrechtsdoktrin anwendeten und somit bestimmte Bilder der unmittelbaren Vergangenheit erzeugten: Denn die deutsche Jurisprudenz beruht auf individueller Haftbarkeit, setzt also eine Person voraus, die eine weitere Person oder deren Eigentum beschädigt. In diesem Verständnis müsse auch die Verantwortung für den Holocaust individuell zuweisbar sein. In den wenigsten Fällen konnte jedoch ein unmittelbarer Täter nachgewiesen werden. Die Lösung: Gerichte nahmen einzelne Personen aus der NS-Elite als Täter in den Blick, wie Gebhardts Analyse zeigte. Kollektive Verantwortung? Fehlanzeige.

Das Bundesentschädigungsgesetz ist eines von mehreren Spezialgesetzen, die die Kompensation von Holocaust-Überlebenden in der Nachkriegszeit regeln sollte. MAŁGORZATA QUINKENSTEIN (Berlin) kontextualisierte das Luxemburger Abkommen als einen zentralen Schritt in der Vereinheitlichung der bereits existierenden Entschädigungsgesetze auf Länder- bzw. Zonenebene zu einem Bundesgesetz. Das Abkommen entstammt den Verhandlungen zwischen der Bundesrepublik mit dem Staat Israel und der New Yorker Claims Conference1, die mehrere US-amerikanische jüdische Organisationen 1951 gründeten, um Entschädigungsansprüche zu vertreten. Ein Nebenergebnis dieser Verhandlungen war die Schaffung eines rechtlichen Rahmens für die individuelle Kompensation von Holocaust-Überlebenden.

Für BIANCA GAUDENZI (Cambridge/Konstanz) sind Restitutionen in der frühen Nachkriegszeit Akte der Verdrängung, eine Art Katharsis für die faschistischen Staaten Deutschland, Italien und Österreich. In Italien und Österreich inszenierten bis Ende der 1950er-Jahre Restitutionen einen erinnerungskulturellen Neustart: Die eigene Täter:innenschaft wurde bestritten und die systematische Enteignung jüdischer Bürger:innen verdrängt. Mehr noch: Österreich und Italien kultivierten in der frühen Nachkriegszeit einen Opfermythos, mithilfe dessen sie sich in der ersten Restitutionsphase gar als Profiteure platzieren konnten. Gaudenzi sprach für Italien gar von einem umfassenden whitewashing, eine gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit unterblieb bis Ende der 1960er-Jahre. Alle drei Länder setzten stattdessen auf finanzielle Transaktionen ohne politische und kulturelle Bedeutung, also auf das Regime der „liberal reparations".

Mit Ende des Ost-West-Konflikts erreichte laut CONSTANTIN GOSCHLER (Bochum) das liberale Restitutionsregime seinen Höhepunkt in einem „transititonal-justice“-Paradigma. Recht sollte illiberale Gesellschaften in liberale wandeln. Dazu setzten die USA mit Blick auf Osteuropa Holocaustreparationen erstmals auf die internationale Agenda, um offene Enteignungsfälle „endgültig abzuhaken“. Dies kulminierte in den losen Vereinbarungen der Washington Principles von 1998. Das Diktum der „fairen und gerechten Lösungen“ vermied bewusst den bürokratisch-verrechtlichten Ansatz, der seit der frühen Nachkriegszeit dominierte und erheblicher Kritik ausgesetzt war. Dieses Diktum inspirierte in Europa und Nordamerika verschiedene Formen von Gremien, Kommissionen, Policies und Begriffsauslegungen, und erzeugte unweigerlich neue Komplexitäten und Bürokratie, so waren sich die Konferenzteilnehmer:innen einig. Sie problematisierten zudem die neoliberalen Grundannahmen der Washington Principles, die auf marktbasierte Regulation setzten: Vorherige Besitzer:innen sollten unmittelbar mit derzeitigen Besitzer:innen verhandeln, um einen wie auch immer imaginierten Status quo ante herzustellen. Bianca Gaudenzi bezeichnet diese Phase aus transnationaler Perspektive auch als die der „(partial) awakenings“.

BENJAMIN LAHUSEN (Frankfurt (Oder)) beschäftigte sich mit den Positionen der deutschen Delegation in den Washingtoner Verhandlungen. Zwei Punkte motivierten die Bundesregierung, an den Verhandlungen teilzunehmen. Bei „Assets“ im offiziellen Titel „Washington Conference on Holocaust-Era Assets“ dachten die Deutschen nicht an Kunst und Kulturgüter; die „Wiedergutmachung“ sei in dieser Hinsicht abgeschlossen. Vielmehr sollte die deutsche Wirtschaft angesichts der Versicherungsaffäre vor einem US-Boykott bewahrt werden. Eine zweite Motivation zur Teilnahme lag darin, eine Wiederaufnahme der Diskussion um „Wiedergutmachung“ zu verhindern. Es verwundert deshalb nicht, dass in Deutschland infolge der Washington Principles eine „Handreichung“ mit nicht verpflichtenden, nicht institutionalisierten Empfehlungen entstand: „Wiedergutmachung“ sei abgeschlossen und allenfalls in freiwilligen Abmachungen zu vervollständigen. Aus deutscher Perspektive enthielt „Holocaust-Era“ im Titel der Konferenz, so Lahusen, kein spezifisches Verständnis vom historischen Unrecht des Holocaust.

Die zahlreichen Hürden im heutigen deutschen Restitutionssystem schilderte ATINA GROSSMANN (New York) anhand ihrer eigenen Familiengeschichte. Sie zeigte, wie die komplexen Vorgänge in den Geschichten von Gegenständen die deutsche Restitutionspraxis überforderten. Konkret illustrierte sie den verworrenen Weg eines Gemäldes von Lovis Corinth, welches sich einst im Besitz ihres jüdischen Großvaters befand. Vor die Wahl gestellt, eine Restitution dieses Gemäldes sowie weiterer Kulturgüter und Immobilien anzustreben, entschied sich Grossmann, selbst Tochter eines Wiedergutmachungsanwalts, dagegen. Sie sah sich nicht in der Lage, den finanziellen, zeitlichen und mentalen Aufwand aufzubringen, den ein solcher Prozess mit sich bringe. Stattdessen nutze Grossmann Fälle wie den ihren, um die Geschichte jüdischer Lebenswelten und Schicksale zu erzählen. Die Historikerin hat ihre Familiengeschichte bereits in mehreren Büchern verarbeitet.

Diesen Ansatz teilt Grossmann mit LAURIE STEIN (Chicago). In Museum und Wissenschaft längst verankert, fungiere die Provenienzforschung seit den Washington Principles als kritisches Instrument der Erforschung des Holocaust. Sie könne zwei Geschichten schreiben: die der von im NS-Kontext entzogenen Kulturgüter in ihrer Gesamtheit und gleichzeitig die der Personen, die diese einst besaßen. Als Basis dieser Erforschung dient jegliche Art der Dokumentation. Diese Quellen sind meist vor und nach der NS-Zeit besonders ergiebig. Heute sei die Provenienzforschung eine eigene Disziplin, die sich, so das geäußerte Desiderat, noch mehr um globale Ansätze bemühen müsse. Die Entwicklung der letzten Jahre zeige, dass immer mehr private Provenienzforschungsunternehmen ihren Betrieb aufnahmen, sodass zu befürchten stehe, dass wichtige Diskussionen nicht mehr öffentlich ausgetragen würden.

Ein Angebot zum Vergleich des deutschen Falls eröffnete TABITHA OOST (Amsterdam) in ihrer Betrachtung der niederländischen Restitutionspraxis seit den Washington Principles: Ursprünglich übersetzte sich der Paradigmenwechsel der Washington Principles in den Niederlanden in ein flexibles Restitutionskomitee ohne prozedurale Vorschriften und außerrechtliche Policy-Regeln. Doch diese Flexibilität zugunsten der Klagenden mutierte zu einem Vehikel für unregulierte Ad-Hoc-Veränderungen. Die flexiblen Regeln wurden mit der Zeit derart verändert, dass noch mehr Vulnerabilitäten und Vertrauensfragen entstanden. Im Ergebnis stand 2016 der Beschluss der Regierung, wieder zu einem einheitlichen Bewertungsrahmen zurückzukehren. Doch die Umsetzungsversuche waren schwach und erhielten Kritik, so Oost. Seit April 2021 gelte ein Establishing Decree mit einem breiteren Verständnis von Restitution, aber die Probleme der Kluft zwischen Legalismus und Flexibilität seien längst nicht aus dem Weg geschafft.

Der liberale, außerrechtliche Ansatz der Washington Principles wird in neuester Zeit auch von postkolonialen Restitutionsbewegungen infragestellt. Für sie stellen Rückgaben auf profunde gesellschaftliche Veränderungen ab: Restitution als Element einer politischen Utopie. Dieses alternative Verständnis von Restitution hat die postkoloniale Bewegung mit den frühen jüdischen Restitutionsbewegungen gemein, wie LEORA BILSKY (Tel Aviv) herausarbeitete.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit bemühte sich ein transnationales Netzwerk jüdischer Organisationen (wie Jewish Cultural Reconstruction) und Intellektueller, darunter Hannah Arendt und Gershom Sholem, um die Rückgabe konfiszierter Bücher. Sie verstanden die Shoah nicht nur als den Versuch der physischen Auslöschung von Juden und Jüdinnen, sondern gebunden an das Ziel des kulturellen Genozids. Entsprechend war für sie die materielle Restitution ein erster Schritt hin zu kulturellem Wiederaufbau. Weil der Zugang zu offiziellen Archiven in der Regel nicht möglich war, versandte das Netzwerk in einer bottom-up-Initiative Fragebögen an Hunderte Überlebende der Shoah, um mit vorläufigen Übersichten geraubter Kulturgüter zukünftige Restitutionen vorzubereiten.

Wie die frühe jüdische Restitutionsbewegung seien postkoloniale Restitutionsbewegungen ebenfalls gruppenbasierte bottom-up-Bewegungen mit einem kollektiv-holistischen Bewusstsein. Im Fall des deutsch-kenianischen Projekts International Inventories Program erfolge auch eine transnationale Mobilisierung rund um eine Liste. Beide Gruppen seien dadurch von passiven Opfern zu Akteuren des Wandels, Expert:innen ihrer eigenen Geschichte und Autoritäten in der Gestaltung ihrer Zukunft geworden. Sie zeigten, dass Restitution mehr als eine materielle Transaktion sei – sie sei ein Weg zur kulturellen Wiederherstellung, der Erinnerung, Identität und Zukunftsgewandtheit. Beide Bewegungen entwarfen somit alternative Kontrapunkte zum Privateigentum-Nexus der Washington Principles.

Der unvorhergesehene rote Faden zog sich in der Gestalt von Listen und Inventaren durch die Konferenz: Listen der massenhaft konfiszierten Kulturgüter und Alltagsgegenstände finden sich in Archiven der Täterseite. Gleichzeitig erstellten Verfolgte in Vorbereitung auf die Emigration Listen für die sogenannten „Lifts“, also die NS-verfolgungsbedingt notwendige Verbringung von Eigentum per Frachtcontainer ins Ausland, das in vielen Fällen noch in den europäischen Häfen beschlagnahmt und enteignet wurde. Auch an den verschiedenen Stationen der Emigration wurden Habseligkeiten in Inventarlisten zum Transport vorbereitet. Es sind Listen der Straßenauktionen erhalten, in denen enteignete Objekte verkauft wurden. Nach Ende des Krieges und der Shoah erstellten Überlebende in Selbstinitiative Listen, um das Ausmaß der systematischen kulturellen Enteignung und Vernichtung zu dokumentieren. Alle diese und andere Listen dienen bis heute als essenzielle Quellen zur Rekonstruktion von Eigentums- und Vernichtungsgeschichten und im juristischen Kontext als Grundlage für Restitutionsforderungen. Sie lassen in vielen Fällen Rückschlüsse auf die Opfer zu, aber in Teilen auch auf die Profiteure des Nationalsozialismus.2 Sie böten daher die Chance, die Geschichten jüdischen Lebens zu erzählen, dessen Vernichtung sie so anschaulich dokumentierten.

Obwohl die Washington Principles außerrechtliche Lösungen in Restitutionsfällen zur Konsequenz hatten, zeigte sich in den vergangenen 25 Jahren, dass das Rechtssystem in Deutschland nach wie vor eine entscheidende Rolle im Umgang mit enteigneten Vermögenswerten spielt. Immer wieder stellte sich auf der Konferenz daher die Frage, ob und wie der nach wie vor verrechtlichte und bürokratische Apparat umgestaltet werden könne, um Restitutionsforderungen zu vereinfachen. Neben Anlaufstellen und Gremien wie sie in Deutschland in Form des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste, der Lost-Art-Datenbank des Help Desks oder der Beratenden Kommission3 bestehen, wurden Pro-bono-Anwälte und Mediationsstellen vorgeschlagen. Weil die „großen Kunstwerke“ längst ausfindig gemacht seien und heutige Restitutionsfälle sich vor allem um Erbstücke und Alltagsgegenstände drehen, sind viele schnelle und erfolgreich verlaufende Restitutionen abseits der Gerichtssäle bereits Alltagsgeschäft. Eine größere Zahl außerrechtlicher Instanzen könne daher die Verantwortung von der rein juristischen Sphäre auf mehrere Kompetenzstellen verteilen. Dafür müssten diese außerrechtlichen Instanzen jedoch zunächst mehr Autorität und Kompetenzen erhalten.

Die zweitägige Konferenz erzeugte zahlreiche programmatische Plädoyers. Gefordert wurden vergleichende, transnationale, interdisziplinäre und begriffskritische Studien zu historischen Entzugskontexten sowie zu Restitutionspraktiken. Diesen Ansprüchen wurde das Panel selbst bereits gerecht, indem Expert:innen verschiedener fachlicher Hintergründe aus unterschiedlichen Blickwinkeln in produktiver Weise auf die Geschichte von und den Umgang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern blickte. Nur in geringem Umfang konnten die Perspektiven auf Osteuropa sowie auf andere Opfergruppen der nationalsozialistischen Kulturgutentzugspolitik besprochen werden. Hierfür wäre ein erneutes Zusammenkommen eine willkommene Gelegenheit.

Konferenzübersicht:

Keynote

Leora Bilsky (Tel Aviv): The Question of Restitution: From Post Holocaust to Post Colonial Struggles

Roundtable-Diskussion 1: Before and After the Washington Principles: Restitution, Provenance Research and the Roles of Institutions and Individuals

Constantin Goschler (Bochum): Restitution in the Global History of the 20th Century

Bianca Gaudenzi (Cambridge/Konstanz): Restitution of Looted Art in a Transnational Perspective

Atina Grossmann (New York): The Survivors’ Struggle for Restitution and Recognition

Małgorzata Quinkenstein (Berlin): The Work of the Jewish Claims Conference and the Restitution of Art

Moderation: Benno Nietzel (Frankfurt (Oder)/Bielefeld)

Roundtable-Diskussion 2: Legal and Societal Issues in Historical Wiedergutmachung and Current Restitution

Laurie Stein (Chicago): The History and Changing Role of Provenance Research

Benjamin Lahusen (Frankfurt (Oder)): Conflicting Legal Traditions in the Restitution of Art

Magdalena Gebhart (Frankfurt am Main): Wiedergutmachung between the Expectation of Recognition and the Dogmatics of the Existing Legal Order

Tabitha Oost (Amsterdam): Restitution of Artworks in the Netherlands and in Germany

Moderation: Philipp Dinkelaker (Frankfurt (Oder))

Emily Löffler (Leipzig): The Role of Historical Wiedergutmachung in Current Provenance Research and Restitution – krankheitsbedingt ausgefallen

Anmerkungen:
1 Vollständig: „Conference on Jewish Material Claims Against Germany“.
2 In Straßenauktionslisten sind etwa die Namen der Käufer:innen überliefert.
3 Vollständig: „Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts, insbesondere aus jüdischem Besitz“.

Zitation

Lydia Bucher, Tagungsbericht: Recht ohne Recht – Law without Law. Conference on the Restitution of Nazi-confiscated Art, In: H-Soz-Kult, 12.04.2024, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-143279>.




[Regionalforum-Saar] Kessler, Maria gen. Marie

Date: 2024/04/14 12:13:07
From: Joerg Weinkauf via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Tag.

Es geht um folgende Person: Kessler, auch Keßler, Maria, gen. Marie;
geb. 19. April 1889 in Hüttigweiler; gest. 30. oder 31. Oktober 1968 in
Frankenholz; Tochter von Kessler, Peter und Schreiner, Margarethe (-a).

Als Begräbnisdatum liegt mir der 2. Oktober 1968 vor - was nicht sein kann.

Ich frage also nach dem korrekten Todes- und Begräbnisdatum und, soweit
vorhanden und bekannt, nach eventuellen Eheschließungen und Kindern.

Vielen Dank,

Jörg Weinkauf


--
Diese E-Mail wurde von Avast-Antivirussoftware auf Viren geprüft.
www.avast.com

[Regionalforum-Saar] 11.01.1949 Stand der Wiederaufbauarbeiten in St. Wendel.

Date: 2024/04/16 08:55:58
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>


Textfeld: ;enTextfeld: Wiederaufbauarbeiten in St. Wendel
16000. Kubikmeter Trümmer beseitigt , 42 Bauaufträge im Jahre 1948 gestellt
Wie so viele Städte und. Dörfer in unserer Saarheimat bot auch St. Wendel nach Kriegsende ein Bild trostloser Zerstörung, waren doch 955 Gebäude leicht, 96 mittelschwer, 55 schwer und 88 total beschädigt. Weiter waren durch die Kriegsereignisse bedeutende Schäden an Straßen, Brücken und Kanälen entstanden. Zwar gab sich die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit der Militärbehörde gleich nach Kriegsende alle Mühe, die gröbsten Mängel zu beseitigen, jedoch der damalige Mangel an Material aller Art ließ nur eine sehr beschränkte Wiederaufbauarbeit zu. Erst nach der Währungsreform und besonders in dem hinter uns liegenden Jahr begann überall dort, wo der Krieg oder die durch ihn bedingte Vernachlässigung in der Unterhaltung Spuren hinterlassen hatten, ein emsiges Werken.

Im Stadtbezirk waren insgesamt 16 000 Kubikmeter Trümmermassen aus Gebäuden und Stra­ßen zu beseitigen. Davon wurden 12 000 Kubikmeter durch die internierten -des Theleyer Lagers sowie durch Privat - Fuhrunternehmer und in eigener Regie entfernt. Die restlichen 4000 Kubikmeter wurden während der restlichen Wochen von der Firma Hoppstätter, Neunkirchen, abgefahren. Die Fahrbahnen der Hauptverkehrs – und Durchgangsstraßen, die sich ebenso wie Nebenstraßen in äußerst schlechtem Zustand befanden, wurden soweit instandgesetzt, dass sie verkehrssicher sind. Die Wendalinusstraße erhielt eine neue Teerdecke. In der Schlachthofstraße wurde ebenfalls die Teerdecke erneuert und die Schlaglöcher beseitigt. Weiter wurden ausgebessert: die Schorlemerstraße, Wassersack, Josefstraße, Linxweilerstraße, Missionshaus –, Ostertal – und Parkstraße. Die Alsfassener Straße wurde bis zum Kreuz mit einer neuen Teerdecke versehen. Die St. Annenstraße konnte in einer Länge von 700 Metern noch nicht ausgebessert werden, jedoch soll sie  in diesem Jahr eine Kleinpflasterdecke erhalten. Ausgebessert wurden ferner; Mühlwiesgäßchen, Schulstraße, Bungert-, Brühl-. Bahnhof-, Tholeyer- und. Kelsweilerstraße, Gudesberg und Lanzenberg. Der Kapellenweg wurde durch die Firma Blum ausgebaut. Außerdem wurden in verschiedenen Straßen kleinere Instandsetzungsarbeiten durchgeführt.

Die Straßenbrücke über die Blies in der Brühlstraße wurde durch die Firma Rektenwald (Marpingen) In Eisenbeton wieder aufgebaut. An der Bliesbrücke Felsenmühle wurde eine Holzkonstruktion zur Sicherung eingebaut. Die Holzbrücke im Park mußte wegen Einsturzgefahr vollständig beseitigt werden. An der Wurzelbacher Ziegelhütte ist die Brücke im Zuge des Feldweges, die durch Militärfahrzeuge beschädigt worden war, mit in der Nähe geschlagenem Holz neu aufgebaut worden. Die Bachläufe Blies, Todtbach und Bosenbach waren stark verunreinigt. Die Räumung von Anschwemmungen und Trümmern mußte zweimal durchgeführt werden, um dem Wasser die nötige Vorflut zu verschaffen.

Als Aufgabe für dieses Jahr bleibt die durchgreifende Renovierung der restlichen Orts- und Wohnstraßen. Ebenso müssen die Bürgersteige neu hergerichtet werden. Die städtischen Kanäle sind trotz dauernder Unterhaltung und Verbesserung noch nicht auf ihrem früheren Stand. Die Kläranlage selbst ist total versandet und muß unter Aufwendung erheblicher Mittel wieder in betriebsfähigen Zustand versetzt werden. Ferner müssen mehrere Wohnstraßen, welche bereits bebaut sind, an die städtische Kanalisation angeschlossen werden.
Zur besseren Orientierung und zur Steuerung des Verkehrs auf den Straßen wurden die Wegweiser, Hinweiszeichen sowie die Verbots- und Gebotszeichen erneuert.

Im vergangenen Jahr wurden insbesondere in den meisten städtischen Dienst- und Wohngebäuden Instandsetzungen und Überholung vorgenommen, was vorher wegen Materialknappheit nicht möglich war. An größeren Instandsetzungen waren zu nennen:
ein Deckung der Dächer der städtischen Gebäude am Hollerstock, Verglasung sämtlicher Fenster; das Gebäude Sankt Annenstraße 62 wurde hergestellt und von 3 Familien bezogen; die beiden Gebäude in der Fausenmühle erhielten eine neue Dachdeckung und wurden durch Schreiner- und Maurerarbeiten instandgesetzt; im Gebäude Mommstraße 45 wurden 3 Wohnungen fertiggestellt; das ehemalige Amtsgerichtsgebäude in der Carl-Cetto-Straße konnte im Rohbau fertiggestellt werden. Im Alten Rathaus wurden nach Auszug der Polizeidienststelle Instandsetzungen für die Aufnahme des Kulturheimes, der Bücherei und des Archives durchgeführt. Am Schlachthof oder entlang der Anlagen ein Parkplatz und eine Zufahrt zum Stallgebäude geschaffen. Auf dem Holzgelände wurde eine Stallbaracke errichtet und daneben eine Bürobaracke aufgestellt. Im Innern des Schlachthofes wurde der alte Stall ausgemauert, die Kühlanlage vollständig überholt und das gesamte flache Dach über der Halle erneuert und der Fußboden im Innern ausgebessert. Im Rathaus wurde das flache Dach des Seitenbaus erneuert und das Schieferdach des Hauptgebäudes repariert, ferner wurde der in Anstrich durchgeführt und die Heizung durch Einbau eines 2. Kessels verstärkt. Im 1. Stock wurden 13 schadhafte Fenster erneuert. Im Hildegardisheim, in welchem seit dem Auszug der Kreiskommandantur das Amtsgericht, Landgericht und Katasteramt untergebracht ist, wurden die laufenden Instandsetzungen durchgeführt. In der ehemaligen Kapelle im Erdgeschoss ist heute der Sitzungssaal mit einem Beratungszimmer. Die Urweiler Mühle ist laut Testament Werle mit Jahresabschluss 1943 an die katholische Kirchengemeinde Sankt Wendelin übergegangen. Auf einer städtischen Parzelle am Hollerstock konnten mit Regierungszuschuss 3 Behelfsheim mit je 2 Wohnungen errichtet werden, die seit Mitte Dezember bewohnt sind (wie wir erfahren, ist der Mietpreis recht hoch).

In der Mott wird zur Zeit an einer neuen Bedürfnisanstalt mit einem unterstellte Raum für Omnibusfahrgäste gearbeitet. In der Autohalle in der Schlachthofstraße ist die Errichtung eines Feuerwehrschlauchturmes geplant. Die Projekte sind bereits zur Genehmigung vorgelegt. Auch an den einzelnen Schulgebäuden (wir haben vor einiger Zeit näher darüber berichtet) wurden größere Reparaturen vorgenommen. Die Straßenbeleuchtung wurde nach Instandsetzung wieder in Betrieb genommen. Zur Zeit sind 127 Laternen (102 elektrische und 25 Gaslampen) In Betrieb.

Aus verkehrstechnischen Gründen wurden die Brunnen beim Gasthaus Tholey und in der Neumarktstraße entfernt. Die Brunnen in Alsfassen sowie der Wendelinusbrunnen in der Balduinstraße erhielten eine Erneuerung. Die Wasserversorgung auf dem Winkenbacherhof war durch Beschädigung der Wassererfassung und Verkrustung der Zuleitungsrohre teilweise unterbrochen. Die Quelle wurde neu gefasst und mit Zementrohren zu einem Sammelbecken ausgebaut.

Der Sportplatz an der Turnhalle ist unter Mitwirkung von Sportvereinsmitgliedern neu einplaniert und ab gewalzt worden. Ferner wurde die Umzäunung ausgebessert und um das Gelände mit Schuttmassen eine Erhöhung geschaffen. Eine neugebaute Kanalleitung leitet die Niederschlagswasser ab. Die Fahrzeuge der Feuerwehr wurden aufgrund eine Regierungsanordnung neu gestrichen. Die bei einem Brand auf dem Missionshaus beschädigte fahrbare Motorspritze konnte nach einer Reparatur mit einem Kostenaufwand von 90.000 Franken wieder in Betrieb genommen werden. Weiter wurden sämtliche Fahrzeuge der Feuerwehr überholt und an den Feuerwehrgerätehäusern die erforderlichen Instandsetzungen durchgeführt.

Der städtische Friedhof einschließlich der Anlagen war stark verwahrlost und teilweise durch Kriegseinwirkungen beschädigt. Für die Anlegung des Ehrenfriedhofs mußte eine Wasserleitung von ca. 300 Metern verlegt werden. Die notwendigen Rohre wurden im Park ausgegraben. Vier neue Wasserentnahmestellen sind heute vorhanden. Als Tröge wurden die innerhalb der Stadt abgebauten Brunnen verwendet. Aus betrieblichen Gründen legte man hinter dem Friedhof eine Friedhofsgärtnerei mit Frühbeeten in der Größe von 1 ½ Morgen an. Die schadhafte Einzäunung des Friedhofes wurde ausgebessert und die Mauer in einer Länge von ca. 50 Metern wieder erstellt. Mehrere Friedhofsviertel sind neu angelegt und die Wege ausgebaut worden. Der Ehrenfriedhof ist mit 600 Soldatengräbern belegt. 100 Personen sonstiger Nationalität sind ebenfalls hier bestattet. Anschließend sei noch erwähnt, daß beim städtischen Bauamt im vergangenen Jahr 42 Bauanträge gestellt wurden, was – 1947 waren es nur 21 – der beste Beweis ist, daß die Bevölkerung gewillt ist, beim Wiederaufbau nicht zurück zu stehen. Nicht zuletzt sei auch erwähnt, daß sich die St. Wendeler Geschäftswelt alle Mühe gegeben hat, dem Stadtbild wieder ein friedensmäßiges Gesicht zu geben, und wir heute der Stadt einen Besuch abstattet, ist – abgesehen von dem „Schönheitsfehler Bahnhof“ - überrascht von dem sauberen unfreundlichen Bild, das fast durch nichts mehr von dem einstigen, vorkriegsmäßigen Bild zu unterscheiden ist.

Quelle: St. Wendeler Volkszeitung, Kreiszeitung St. Wendel, 11. Januar 1949


[Regionalforum-Saar] Über Kriege und wie man sie b eendet. Zehn Thesen

Date: 2024/04/17 14:36:50
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Über Kriege und wie man sie beendet. Zehn Thesen

Autor Jörn Leonhard
Erschienen München 2023: C.H. Beck Verlag
Anzahl Seiten 208 S.
Preis € 18,00
ISBN 978-3-406-80898-2

Rezensiert für den Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung bei H-Soz-Kult von: Jost Dülffer, Historisches Institut, Universität zu Köln

Wer in der gegenwärtigen historischen Situation mit dem intensivsten Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg konkrete Handreichungen erwartet, wird enttäuscht. Das kann seriöse Historie auch gar nicht leisten. „Man kann die aktuellen Krisen nicht an die Geschichte delegieren. Geschichte wiederholt sich nicht und sie liefert auch keine Blaupausen für Entscheidungen“, schreibt der Freiburger Historiker Jörn Leonhard. „Sie offenbart Verlaufsmuster und Handlungslogiken genauso wie Ambivalenzen und paradoxe Situationen, und sie immunisiert gegen einfache Erklärungen, Analogien und Vergleiche.“ (S. 17) Was Leonhard also liefert, ist ein beeindruckender Überblick über die Vielfalt von Kriegen. Er behandelt zunächst die verschiedenen Arten von Kriegen, beschreibt dann ihre jeweils unterschiedlichen Verläufe und geht auf dieser Grundlage auf einzelne Elemente aus verschiedenen Perspektiven während der Kriege ein.

Formal ist das Ganze in 10 Kapitel aufgeteilt, die Thesen heißen, eigentlich aber jeweils ein Feuerwerk an historischen Beispielen und deren Vielfalt abbrennen: mal konnte sich der thesenartige Sachverhalt so oder auch anders entwickeln. Jeder These ist ein historisch kennzeichnender konkreter Fall vorgeschaltet, dem die historische Entfaltung folgt. Das reicht bisweilen in die Antike zurück, wird mit dem Dreißigjährigen Krieg häufiger und zieht seine empirischen Erläuterungen weitgehend aus den letzten beiden Jahrhunderten heran. Nehmen wir These 1: „Die Natur des Krieges bestimmt sein Ende“ (S. 19). Wenn „Natur“ auch ein vages Kriterium sein mag, so folgen doch vier Faktoren, die den Wandel des Krieges selbst seit dem 18. Jahrhundert umreißen, dann den des Wandels von Legitimation von Herrschaft benennen, weiterhin fragen, inwieweit sich die Kontrahenten auf der gleichen Ebene sahen und schließlich die Möglichkeit einer Vermittlung durch Dritte als relevant erklären. Strukturelle Ursachen von Kriegen bestimmten demgemäß auch ihr Ende. Solche allgemeinen Sätze mögen banal klingen, sie werden jedoch immer wieder mit historischen Beispielen zur Erläuterung der Vielfalt untermauert. Genau darin liegt ja ein wesentlicher Bestandteil historischer Aufklärung.

Generell gelingt es Leonhard immer wieder, an vielen Beispielen die sehr unterschiedliche Dynamik von Wegen aus dem Krieg zu zeigen, überraschende Entwicklungen zu zeigen. „Planung, Prognose und dynamische Wirklichkeit“ fielen nicht nur im bzw. seit dem Ersten Weltkrieg auseinander (S. 48) – und mit dieser „Kontingenz“ sind wir beim preußischen Militärtheoretiker Carl von Clausewitz. Nicht jeder Frieden trägt auch, manche sind nur Waffenstillstände, die einer Seite die Möglichkeit bieten, den Krieg bald wieder aufzunehmen. In vielen Fällen bestimmen die verfügbaren Ressourcen die „Kippmomente“ von Kriegen – aber das müssen die Akteure selbst nicht unbedingt auch selbst zugleich mitbekommen haben. Hier klaffen also Gegensätze von Fakten und deren Perzeption.

„Es gibt keinen Frieden ohne Kommunikation, und wer den Besiegten demütigt, macht den Frieden zum Waffenstillstand“, lautet These VII des Bandes (S. 123). Klassische Verlaufsmuster von Kriegsenden wie: Waffenstillstand, Präliminarfrieden und endgültiger Friedensschluss bildeten seit dem Ersten Weltkrieg immer weniger die Norm. Viele Kriege endeten seither gar nicht mehr mit formalen Friedensschlüssen. Auf der anderen Seite und gleichsam entgegengesetzt: Frieden dürfe auch nicht mit Erwartungen überfordert werden, dann trage er nicht. Hatte sich in der frühen Neuzeit etwa seit 1648 die Einsicht durchgesetzt, grundsätzlich wechselseitige Amnestie unter Gleichen zu gewähren, so setzte sich im 20. Jahrhundert die Vorstellung von „Krieg als Verbrechen und Bruch moralischer Normen“ (S. 128) durch, die Vertrauensbildung unter Kontrahenten, die als Gleiche anerkannt wurden, wesentlich erschwerte. Übergroße Erwartungen erzeugten vielfach Enttäuschungen und konnten durch Desillusionierung stattdessen den Auftakt zu neuer Gewalt bilden.

Gerade der vorangegangene Erste Weltkrieg überforderte diese Friedenskonferenz und jede weitere gleichsam notwendig von vornherein und strukturell. „Doing peace“ (These IX), oder, wie man auch sagen könnte: die Arbeit am Frieden setzt erst mit dem Ende der Kampfhandlungen ein und lässt sich kaum als ein einsträngiger Erfolgsprozess bestimmen. „Einerseits tragen Prozesse und strafrechtliche Sanktionierungen dazu bei, den Erfahrungen der Opfer Raum zu geben und erlittenes Leid anzuerkennen. Andererseits können sich durch Aufarbeitungsprozesse Feindbilder zumindest kurz- und mittelfristig auch verhärten, weil Gerichtsprozesse durch Bestrafung der Täter den Gedanken der Rache befeuern können“ (S. 170), heißt es allgemein. Das wird wiederum an den jüngsten Jugoslawienkriegen und der internationalen Strafgerichtsbarkeit konkretisiert. „Das beleuchtet paradigmatisch das grundsätzliche Dilemma zwischen Gerechtigkeit und Frieden.“ (S. 170)

Und schließlich, wie Reinhart Koselleck prominent argumentierte: Die eigentlichen grundlegenden Erkenntnisse praktischen Folgerungen aus Kriegen würden bisweilen eher die Verlierer als die Sieger ziehen, „nicht jeder Sieg ist ein Gewinn, und manche Niederlage wird zur Chance“ (S. 173, These X). Insgesamt schreibt Leonhard in einer klaren und nüchternen Sprache und wer als lesende Person den Eindruck hat, der Autor bediene sich eines entschiedenen „Sowohl als auch“, wird nicht ganz falsch liegen. Die Stärke der Darstellung liegt in dichten empirischen Beispielen, die jeweils die Komplexität, Andersartigkeit und Gemeinsamkeit hervorheben. Vielleicht wird beim Wandel von Kriegführung zu wenig der Einschnitt der Vernichtungskapazitäten und auch Realitäten zumal im Nuklearzeitalter seit Hiroshima und Nagasaki betont.

Bestechend ist auch die jeweilige politische Einbettung von Friedensschlüssen, welche die völkerrechtliche Seite nur als ein Element in einem breiteren historischen Kontext versteht. „Frieden durch Recht“ war ja schon seit dem späteren 19. Jahrhundert eine politische und völkerrechtliche Forderung. Ein Blick in außereuropäische Kriege, nicht nur kolonialer Art, könnte womöglich noch weitere Erkenntnisse liefern. Ein „gerechter Frieden“ ist sicher immer und so auch in der „unübersichtlichen Gegenwart“ (S. 15) wünschenswert, aber ist das auch real? Bei aller Notwendigkeit und politischen Gestaltungsabsicht zu Frieden hin, kann es aber keine einfachen Rezepte dazu geben. Was Jörn Leonhard in diesem Paperback bietet, ist ein klug durchdachtes Reservoir an historischen Beispielen der letzten Jahrhunderte. Sie zeigen nicht nur – erneut mit Clausewitz –, dass der Krieg ein „Chamäleon“ ist – und dies bis heute bleibt –, sondern dass auch Wege aus dem Krieg unbestimmt, gefahrvoll, mit unerwünschten und nicht intendierten Wirkungen und Nebenwirkungen behaftet sind. Gerade das ist aufklärend und warnt davor, in unserer Zeit mit bestimmten historischen Analogien sichere „Wege aus der Gefahr“1 geben zu können.

Anmerkung:
1 Erhard Eppler, Wege aus der Gefahr, Reinbek 1981.

Zitation
Jost Dülffer, Rezension zu: Leonhard, Jörn: Über Kriege und wie man sie beendet. Zehn Thesen. München 2023 , ISBN 978-3-406-80898-2, In: H-Soz-Kult, 17.04.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-142293>.


[Regionalforum-Saar] bitte beachten: Das Mitgliedertr effen der ASF im April findet eine Woche früher statt.

Date: 2024/04/17 17:37:31
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

am nächsten Dienstag, 23. April 2024, ab 16 Uhr findet das nächste Mitgliedertreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) statt.

Ab halb sechs wird Stephan Friedrich seinen Vortrag mit dem Titel „Sterben für Napoleon“ halten.

Der Vortrag befasst sich mit Soldatenschicksalen unserer Region in der napoleonischen Epoche, wobei beispielhaft Soldaten aus dem heutigen Landkreis Neunkirchen vorgestellt werden

Die Hintergründe der französischen Wehrpflicht sowie ihre Bedingungen und Auswirkungen werden unter „La conscription“ beschrieben. Der Weg der Soldaten auf die Schlachtfelder Europas, ihre Ausbildung und ihre Erfahrungen in Krieg und Leid zeigt der Abschnitt „La guerre“. Der Blick richtet sich im Kontext größerer Ereignisse immer wieder auf den Einzelnen und zeigt die Folgen historischen Geschehens für das Individuum, das sie erlebt und erleidet. Im dritten Teil „La mort“ geht es um die Verluste der napoleonischen Kriege in unserer Region und den Tod vieler Soldaten in Lazaretten. Dabei werden die Lebensbedingungen und das Sanitätswesen der Armeen thematisiert. Passagen aus Augenzeugenberichten und dokumentarisches Bildmaterial  illustrieren die Ereignisse. Ein weiterführender Aspekt ist der Fund Tausender militärischer Totenscheine der Départements de la Sarre und du Mont-Tonnerre, die in ihrer Bedeutung für die Geschichte unserer Region erläutert werden.

Am Dienstag, 23. April 2024, um 17.30 Uhr im Landesarchiv Saarbrücken.

Bene Valea

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] am Samstag: Nachwächtertref fen in Bad Münster am Stein

Date: 2024/04/18 15:10:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Gott zum Gruß, werte Herren und werte Damen.

Übermorgen, Samstag, am 19ten Tag Aprilis in diesem Jahre des Herrn MMXXIV findet im benachbarten Auslande das diesjährige rheinland-pfälzische Nachwächtertreffen statt, zu dem ich mich als dortiger Ausländer begeben werde.

Einladender dorten ist Chnutz vom Hopfen, seines Zeichens dienstältester Nachtwächter in Rheinland-Pfalz.

Dazu werde ich mich auf große Fahrt begeben und auch der hl. Hildegard von Bingen in ihrem ehemaligen Domizil auf dem Disibodenberg aufwarten (sofern’s nicht Haaugawwele rääne dudd).

Die Kollegen werde ich mittags treffen. Am frühen Abend werden wir zusammen schpeisen und dann ab 20 Uhr unter Führung des dienstalten Chnutz die alte Stadt Bad Münster am Stein erkunden, gefolgt von allerlei Volk, zu dem auch der geschätzte Leser, so er dorten in der Nähe sich befinden sollte, sich gesellen kann.

Der späte Abend wird in einem Gasthaus verklingen.

Am Sonntag gibt’s weitere Besichtigungen, die Meister vom Hopfen für uns seine Collegae ausgedacht hat.

Vor etlichen Jahren war die Veranstaltung in St. Wendel gewesen, das war das 13te Mal, und niemand meiner Pälzer Collegae hatte wohl die Traute, der Unglückszahl zu widerstehen, worauf ich ihnen zeigen mußte, wollte und durfte, was ne Harke ist. Lief ganz gut damals, und vielleicht werden wir es mal wiederholen. Hieß und heißt dann natürlich nicht Rheinland-Pfälzer, sondern Westricher Nachtwächtertreffen.

Also - gehabt Euch wohl. Vielleicht bis übermorgen abend, wenn nicht, dann woanders.

Ehrerbietigst

Roland Geiger
Dienstältester Nachtwächter St. Wendels und auch des Saarlandes, wo nach dem Ruhestandsantritt Siegfried „Marti Voit“ Heß’, Nachwächter zu Blieskastel, nur noch meine Kollegin Anneliese Schumacher und ich in dieser Funktion zugange sind. Wobei letztere am Wochenende hier bleibt und die Stellung halten wird. Wenn Sie also lieber im Ländle bleiben, sie wartet morgen abend ab 20 Uhr vorm Dom auf Sie!

St. Wendel
=> https://tourismus.sankt-wendel.de/stadtfuehrungen/

Blieskastel
=> https://www.saarpfalz-touristik.de/veranstaltungen/nachtwaechterfuehrung-65c135e785

[Regionalforum-Saar] deutscher Vortrag "FAMILIENFORSCHUNG IN DEN USA - DIE US VITAL RECORDS" online

Date: 2024/04/19 13:59:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Freundinnen und Freunde der Ahnenforschung,

die Aufzeichnung des deutschsprachigen Online-Vortrages

FAMILIENFORSCHUNG IN DEN USA - DIE US VITAL RECORDS

mit den Referenten Kent Cutkomp und Barbara A. Pieh von der Germanic Genealogy Society Minneapolis, Minnesota, USA, vom 18. April 2024 findet ihr auf YouTube unter folgendem Link:

https://youtu.be/0muB24ZZPQ4?si=KXONRWSzryVnnsOJ

Es handelte sich um eine Gemeinschaftsveranstaltung des Ahnenforscher Stammtisches Unna, der Genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e. V. und der Germanic Genealogy Society Minneapolis.

Im Namen des Ahnenforscher Stammtisches Unna, des Roland zu Dortmund und der Germanic Genealogy Society wünschen wir euch eine interessante und informative Zeit beim Anschauen der Aufzeichnung und weiterhin viel Erfolg und Freude bei eurer familiengeschichtlichen Forschung.

Liebe Grüße

Georg (Palmüller)

[Regionalforum-Saar] Watch ONLINE: "German American Freemasons in the United States"

Date: 2024/04/29 17:26:09
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Betreff:
Watch ONLINE: "German American Freemasons in the United States"
Von:
"'Antje Petty' via Max Kade Institute Email List" <mkifriends(a)g-groups.wisc.edu>
Datum:
29.04.2024, 17:23
An:
Antje Petty <apetty(a)wisc.edu>


WATCH ONLINE
Foreign Traditions and Fraternal Bonds:
German American Freemason Traditions in the United States
with
Jesse David Chariton
Recorded on April 24, 2024



Watch the video here!

Further information and other presentations in the MKI Virtual Speakers Series

Subscribe to the Max Kade Institute YouTube Channel.


------------------------
This program has been supported by the Friends of the Max Kade Institute. 
Click here to join the Friends and support the MKI.




Antje Petty, Associate Director

Max Kade Institute for German-American Studies

University of Wisconsin

432 East Campus Mall

Madison, WI 53706

608-262-7546

apetty(a)wisc.edu

http://mki.wisc.edu

To unsubscribe from this group and stop receiving emails from it, send an email to mkifriends+unsubscribe(a)g-groups.wisc.edu.

[Regionalforum-Saar] Deutsche Stiftung für Engagem ent und Ehrenamt kommt nach WND

Date: 2024/04/30 15:57:24
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Betreff:
Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt kommt nach WND
Von:
Tina Noack <T.Noack(a)lkwnd.de>
Datum:
30.04.2024, 15:54

Hallo liebe Vereinsvertreter*innen,

 

im Auftrag von unserem Landrat Udo Recktenwald folgende Einladung:  

 

Freitag, 10. Mai 2024 um 17:00 Uhr, UTZ St. Wendel (eWND-Raum): Jan Holze (Vorstand) von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) kommt zu uns nach St. Wendel !!! Gemeinsam mit dem Landkreis St. Wendel stellt er Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung seitens der DSEE für Vereine vor. Kommt gerne vorbei, es lohnt sich J Nähere Infos findet ihr im Einladungsschreiben im Anhang.

Eine Anmeldung ist nicht zwingend erforderlich, wäre aber für unsere Planung hilfreich: www.vereinsplatz-wnd.de/seminare

 

Wir freuen uns auf euch,

 

euer Hase-Team

 

Tina & Katja

 

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Tina Noack

Koordinierungsstelle Ehrenamt

 

LKWND_Zeichenfläche 1

Landkreis Sankt Wendel

Mommstraße 27

66606 St. Wendel

T 06851 801-4703

H 01525-4632939

t.noack(a)lkwnd.de

landkreis-st-wendel.de

Facebook

 

 

Anhänge:
Einladung Infoveranstaltung.pdf 345 KB