Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] @ichbinsophiescholl. Darstellung und Diskussion von Geschichte in Social Media

Date: 2024/03/01 09:19:27
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Herausgeber Berg, Mia; Kuchler, Christian
ReiheHistorische Bildung und Public History
Erschienen Göttingen 2023: Wallstein Verlag
Anzahl Seiten 244 S.
Preis € 28,00
ISBN 978-3-8353-5485-2

Inhalt => meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-79025.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Charlotte Adèle Murphy, Osteuropäische Geschichte, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Seit dem „Memory Boom“ der letzten Jahrzehnte, dem „digital turn“ in Gesellschaft und Erinnerungskultur und spätestens seit der Corona-Pandemie ist eine Verschiebung historischer Inhalte in den digitalen Raum zu verzeichnen, die neue Fragen und Herausforderungen für die Forschung eröffnet.1 Zudem werden heute neue mediale Formen der Auseinandersetzung mit Geschichte und Erinnerung benötigt, die jüngere Generationen ansprechen oder von ihnen gestaltet werden. Hier knüpften die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Südwestrundfunk (SWR) und Bayerischer Rundfunk (BR) 2021 mit ihrem Instagram-Projekt @ichbinsophiescholl an: Die Widerstandskämpferin Sophie Scholl wurde mit einem Instagram-Tagebuch ins 21. Jahrhundert geholt und interagierte wie eine Influencerin über Beiträge, Stories und Kommentare mit Nutzer:innen.

Diesem in Öffentlichkeit und Geschichtswissenschaft kontrovers diskutierten Projekt widmen sich die Geschichtsdidaktiker:innen Mia Berg und Christian Kuchler mit ihrem Sammelband. Ihr Ziel ist es, verschiedene Perspektiven auf das Projekt @ichbinsophiescholl zu versammeln und dessen Konzeption und Rezeption inter- und transdisziplinär zu durchleuchten. Anhand von @ichbinsophiescholl soll gezeigt werden, wie Geschichte auf Instagram dargestellt wird und welche Potentiale und Herausforderungen derartige Projekte insbesondere für die Vermittlung von Geschichte (auch, aber nicht nur im Schulunterricht) mit sich bringen. Außerdem eröffnet sich die naheliegende Frage, ob „Social Media eine neue Dimension der Public History darstellt oder alte Debatten im neuen Gewand ausgelöst hat“ (S. 11), denn schon in den 1970er-Jahren wurde neuen Formaten der medialen Auseinandersetzung mit Geschichte und Erinnerung trotz ihrer Popularität Geschichtsfälschung und Trivialisierung der Vergangenheit vorgeworfen.2 Die Gliederung des Bandes umfasst neben einer Einleitung fünf Kapitel, in denen neben historischem Kontext, Produktion, Rezeption und Aneignung auch geschichtsdidaktische Studien und Zukunftsperspektiven einbezogen werden.

Spannungen zwischen dem Projekt und geschichtswissenschaftlichen Zugängen beleuchten Hans Günter Hockerts und Nils Steffen in ihren Beiträgen. Hockerts untersucht die Idealisierung Sophie Scholls als Widerstandskämpferin auf Instagram im Kontext der biographischen Forschung zu ihrer Rolle im NS-Widerstand. Ihre heutige Popularität erklärt er – entsprechend dem kollektiven Gedächtnis nach Maurice Halbwachs – mit dem gesellschaftspolitischen Bedürfnis nach Aktualisierung der Erinnerungskultur, wodurch Erwartungen der Gegenwart auf die Vergangenheit projiziert werden. So werde die Ausblendung unerwünschter Facetten der Person Sophie Scholls, wie beispielsweise ihre religiöse Motivation, verständlich. Steffen diskutiert, inwiefern Social Media für die Geschichtswissenschaft „Neuland“ darstellt, und betont, dass diese einen bedeutenden Quellenwert für die Forschung haben. Das Projekt @ichbinsophiescholl sei in der Lage, mit seinen Geschichtsbildern Einfluss auf die Erinnerung an die historische Persönlichkeit Sophie Scholl zu nehmen. Hier könne die Forschung ansetzen und die Umsetzung und Auswirkungen derartiger Projekte analysieren.

Der zweite Teil widmet sich der Produktion von @ichbinsophiescholl und ähnlichen Projekten und geht auf mediale Strategien und Überlegungen ein. Hier bietet Lydia Leipert als Mitarbeiterin des Bayerischen Rundfunks einen Insider-Blick in die Produktion und dahinterstehende Recherchen und Überlegungen. Tobias Ebbrecht-Hartmann diskutiert vergleichend verschiedene Formen der medialen Zeug:innenschaft und der Interaktion zwischen Nutzer:innen und Protagonist:innen in den Projekten @ichbinsophiescholl, @evastories und dem Anne Frank Video-Tagebuch auf YouTube. Hier wäre es interessant gewesen, näher auf Genderfragen und die Popularität weiblicher Opfer und Heldinnen einzugehen. Die Kommunikationswissenschaftler Christian Schwarzenegger und Erik Koenen analysieren die mediale Inszenierung und historische (Re-)Konstruktion Sophie Scholls im Projekt und kommen zu dem Schluss, dass es sich nicht um eine Projektion ihrer historischen Persönlichkeit, sondern vielmehr um „ein kommunikatives Angebot“ (S. 100) handelt, das den erinnerungsbezogenen Diskurs in positiver Weise anregen kann.

Verschiedene Formen der Rezeption des Projekts sowie der Aneignung von Geschichte auf Social Media diskutieren die folgenden Beiträge. Tanja Thomas und Martina Thiele zeigen mit Bezug auf Wulf Kansteiner anhand von @ichbinsophiescholl, dass soziale Erinnerungsprozesse in digitalen Medien mehr kommunikativ als kulturell geprägt sind und sich weniger an historischen Fakten orientieren. Auch eine sozialwissenschaftliche Mixed-Methods-Analyse von Interaktionen der Benutzer:innen mit dem Profil @ichbinsophiescholl kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Anhand herausgestellter kommunikativer Praktiken der Aneignung von Vergangenheit – darunter etwa „Aktualisierung und Veralltäglichungen“ des historischen Themas – erläutern die Autor:innen, dass sich die Frage nach der Aneignung von Vergangenheit bei @ichbinsophiescholl „nicht auf historisches Wissen oder geschichts- und erinnerungspolitische Diskussionen“ reduzieren lässt (S. 143). Der Beitrag von Nora Hespers und Charlotte Jahnz setzt den Fokus auf marginalisierte Positionen im deutschen Kollektivgedächtnis und beleuchtet Projekte, die aus Protest gegen @ichbinsophiescholl entstanden sind.

Die darauffolgenden geschichtsdidaktischen Studien zeigen kontroverse Positionen zu Bedeutung und Nutzung von Social Media für die Geschichtsvermittlung. Christian Kuchler diskutiert die veränderte Mediennutzung vor dem Hintergrund des Medienwandels von Fernsehen zu Social Media. Er sieht die Gründe für das fehlende Interesse junger Menschen unter 20 Jahren für @ichbinsophiescholl in ihrer Präferenz für die Plattform TikTok sowie in ihrem Nicht-Nutzen von Instagram für die Suche nach Wissen über historische Sachverhalte. Er formuliert die These, dass eine in der Schule nicht ausgebildete „geschichtskulturelle Kompetenz“ (S. 171) Schuld an dieser Entwicklung trage. Der Einfluss von Trends und Algorithmen auf angezeigte Social-Media-Inhalte wird hier nicht in die Begründung einbezogen.3 Für den Geschichtsdidaktiker ist @ichbinsophiescholl außerdem problematisch, da man von Nutzer:innen nicht erwarten könne, selbst die für historisches Lernen notwendige Distanz herzustellen, die in dem Projekt nicht bereitgestellt und sogar unterwandert wird. Dario Treiber steht dem Projekt zugewandter gegenüber und bietet Überlegungen für den Geschichtsunterricht, die auf ersten Ergebnissen einer Studie basieren. Er stellt fest, dass man bei Schüler:innen über die Arbeit mit Instagram-Darstellungen Empathie für historische Personen evozieren kann. Ein weiterer Beitrag untersucht parasoziale Interaktionen4 mit @ichbinsophiescholl und ihre Auswirkungen auf historisches Denken. Hier liegt die Einsicht darin, dass die Nutzer:innen mit Sophie Scholl auf Instagram wie mit einer echten Person aus der Gegenwart interagieren. Interessant ist diese Feststellung vor dem Hintergrund der Projektproduktion: Wie Lydia Leipert betont, waren die „Sprechhaltung wie zu einer Freundin“ sowie das Schaffen von Nähe zur Protagonistin durch einen emotional wirkenden „radikal subjektiven Selfie-Look“ (S. 59) gezielte Medienstrategien, die sich in der Interaktion der Nutzer:innen mit dem Content niederschlagen. Für Bildungskontexte lässt sich hier mitnehmen, dass eine medien- und quellenkritische Perspektive bei derartigen Projekten herangezogen werden sollte, um mediale Strategien von „Fiktionalisierung, Emotionalisierung und Personalisierung“ aufzubrechen und somit im (Geschichts-)Unterricht auch digitale Medienkompetenz zu vermitteln.

Im Sammelband fehlt – bis auf eine kurze Erwähnung der großen Beliebtheit des Hashtags #history in der Einleitung – die Einbettung des Projekts in den größeren Kontext weiterer (nicht-)kommerzieller Beispiele von „Geschichte in Social Media“. Diese reichen von der Dokumentation historischer Re-enactments bis zu historischen Fotoblogs, live über Instagram-Stories übertragene Gedenkveranstaltungen und Gedenkaktionen oder Profile über historische Modetrends und Architektur. Dadurch entsteht der ungünstige Eindruck, dass Geschichte in den sozialen Medien immer in Form eines Projekts wie @ichbinsophiescholl in Erscheinung tritt, hinter dem ein ganzes Produktionsteam steckt.

Die Herausgeber:innen haben mit dem Sammelband ein vielseitiges Einführungswerk mit interdisziplinären Zugängen und Perspektiven zum Instagramprojekt @ichbinsophiescholl geschaffen, das für die Praxis der Geschichtsvermittlung sowie für die digitale Erinnerungsforschung interessant und relevant ist. Dabei sind jedoch einige Beiträge inhaltlich und theoretisch überladen, sodass man die Kernaussage langwierig suchen muss. Außerdem wiederholen sich in mehreren Beiträgen Informationen sowie ähnliche Gedanken zum Projekt. Hier wäre eine stärkere Redaktion der Beiträge im Sinne eines einheitlicheren Gesamtkonzepts wünschenswert gewesen.

Auf die Frage, was @ichbinsophiescholl allgemein über die Chancen und Schwierigkeiten der Darstellung von Geschichte auf Social Media aussagen kann, liefern die Beiträge unterschiedliche Erklärungsansätze und Antworten. Positiv hervorzuheben ist dabei die Verbindung aus einführenden Überlegungen und ersten empirisch belegten Ergebnissen wie Ansätzen zu Nutzen und Auswirkungen des Projekts, die in zukünftigen Studien aufgegriffen werden können. Außerdem verdeutlicht der Sammelband die Notwendigkeit interdisziplinärer Zugänge und Analysekategorien für Geschichte auf Social Media.

Anmerkungen:
1 Zum „digital turn“ in der Erinnerung(sforschung): Silvana Mandolessi, The digital turn in memory studies, in: Memory Studies 16,6 (2023), S. 1513–1528; Thomas Birkner / André Donk, Collective memory and social media. Fostering a new historical consciousness in the digital age?, in: Memory Studies 13,4 (2020), S. 367–383; Andrew Hoskins (Hrsg.), Digital Memory Studies. Media Pasts in Transition, New York 2018.
2 Für vergleichbare Kritik siehe ältere Diskussionen zu neuen medialen Verhandlungen des Holocaust in Fernsehen und Graphic Novel ab den 1970er-Jahren: Elie Wiesel, Trivializing the Holocaust. Semi-Fact and Semi-Fiction, in: The New York Times, 16.04.1978, S. 75, S. 103; Thomas Doherty, Art Spiegelman’s Maus. Graphic Art and the Holocaust, in: American Literature 68 (1996), S. 69–84; Matías Martínez, Authentizität als Künstlichkeit in Steven Spielbergs Film Schindler’s List, in: Augen-Blick. Marburger und Mainzer Hefte zur Medienwissenschaft 36 (2004), S. 39–60.
3 Siehe zum Beispiel Tarleton Gillespie, #trendingistrending. Wenn Algorithmen zur Kultur werden, in: Robert Seyfert / Jonathan Roberge (Hrsg.), Algorithmuskulturen. Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit, Bielefeld 2017, S. 75–106.
4 „Parasoziale Interaktion“ ist ein Begriff aus der Medienpsychologie, der die einseitige (unter Umständen intime) Beziehung zwischen Rezipient:innen und Medienakteuren beschreibt, wie zum Beispiel Influencer:innen oder virtuellen Figuren. Vgl. Claudia Wegener, „Parasoziale Interaktion“, in: Uwe Sander / Friederike Gross / Kai-Uwe Hugger (Hrsg.), Handbuch Medienpädagogik, Wiesbaden 2008, S. 294–296.

Zitation

Charlotte Adèle Murphy, Rezension zu: Berg, Mia; Kuchler, Christian (Hrsg.): @ichbinsophiescholl. Darstellung und Diskussion von Geschichte in Social Media. Göttingen 2023 , ISBN 978-3-8353-5485-2, In: H-Soz-Kult, 28.02.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-137798>.

[Regionalforum-Saar] Der lange Abschied von der Pr ügelstrafe. Körperliche Schulstrafen im Wertewandel 1870–1980

Date: 2024/03/01 09:21:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Autor(en) Hoff, Sarina
Reihe Wertewandel im 20. Jahrhundert
Erschienen Berlin 2023: De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten 494 S.
Preis € 79,95
ISBN 978-3-11-062761-9

Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-56107.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Jens Gründler, LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte, Münster

Schläge mit dem Rohrstock auf Finger oder Gesäß, Ohrfeigen und Kopfnüsse von Lehrerinnen und Lehrern kennen viele Menschen inzwischen nur noch aus Erzählungen von Eltern, Großeltern oder älteren Kolleginnen und Kollegen. Dabei war diese Form der Bestrafung von Nachlässigkeit, Unaufmerksamkeit und „störendem Verhalten“ bis weit nach 1945 besonders in Volks- und Grundschulen nahezu ubiquitär. Dass solche „Prügelstrafen“ nicht nur eine lange Tradition haben, sondern dass um die Berechtigung und Angemessenheit dieser Form von Disziplinierung schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auch zahlreiche Deutungskämpfe geführt wurden, zeichnet Sarina Hoff in ihrer Mainzer Dissertation nach. Dabei ordnet sie die Diskurse und Aushandlungsprozesse um die Abschaffung körperlicher Schulstrafen überzeugend in allgemeine gesellschaftliche Transformationsprozesse über vier politische Systeme ein – Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Bundesrepublik –, ohne aus dem Blick zu verlieren, dass ein „Wertewandel“ in der Pädagogik nicht zwangsläufig mit Veränderungen des politischen Systems parallel lief. Vielmehr macht sie deutlich, dass die Entwicklungen von Akzeptanz und Legitimation physischer Strafen in den Schulen teils ganz anderen Rhythmen unterlagen.

Zentral für ihre Untersuchung sind zum einen die Standardtexte der pädagogischen Literatur, die sich seit dem 19. Jahrhundert mit körperlicher Züchtigung befassten. In Lexika und Enzyklopädien spürt die Autorin den feinen Veränderungen nach, mit denen die Expertinnen und Experten Köperstrafen erklärten und legitimierten oder ablehnten. Sie kann nachweisen, dass – mit wechselnden Begriffen und Topoi – bis weit ins 20. Jahrhundert eine deutliche Mehrheit aus Wissenschaft und Schulpraxis die Züchtigung von Schülerinnen und Schülern befürwortete. Autorität und (Schul-)Disziplin seien ohne gewaltvolle Strafen kaum aufrechtzuerhalten, argumentierten die Verfechter der Prügelstrafen. Gleichzeitig unterschieden die Befürworter die maßvolle gerechtfertigte Züchtigung im Interesse der Kinder theoretisch nahezu durchgehend von „abzulehnender Misshandlung“ (S. 48). Exzesse waren auch in ihren Augen kontraproduktiv. Gleichzeitig kann Hoff zeigen, dass die Kritik bis hin zur radikalen Ablehnung jeglicher körperlicher Strafen schon deutlich vor 1900 von Pädagogen vorgetragen wurde, deren Meinung jedoch nur von einer Minderheit geteilt wurde.

Zum anderen sind Diskussionen, Verlautbarungen und Erlasse verschiedener Kultusministerien für Hoff wichtige Quellen, anhand derer sie die Rezeption von pädagogischem Wissen und weiteren Expertendiskursen nachverfolgt, zum Beispiel aus der Medizin und der Psychologie. Hieran zeigt sich, dass das Pro und Contra körperlicher Strafen eng mit dem jeweiligen Personal und „Zeitgeist“ verkoppelt war. Besonders deutlich wird das bei den Kultusministerien nach 1945, die sich an den vermeintlichen Schulstandards der Westalliierten orientierten und das Ende der Prügelstrafe eng mit der Demokratisierung der Gesellschaft verknüpften.1 Körperliche Strafen, so der Tenor zahlreicher prominenter Autoren und einiger Kultusminister, seien Kennzeichen einer auf Gehorsam und Unterordnung programmierten Schule und Gesellschaft, die „Kadavergehorsam“ (S. 270) förderten, „autoritäre Charaktere“ im Sinne der Frankfurter Schule und insbesondere Erich Fromms (S. 262f.) sowie „Wachmannschaften für KZ“ (S. 270) produzierten. Entsprechend fertigte man zum Beispiel in Hessen einen ministeriellen Erlass an (1947/49), der Körperstrafen ausdrücklich verbot. Allerdings waren diese Ansichten bei Lehrerinnen und Lehrern sowie in der Justiz weit weniger verbreitet als die Ministerialverwaltung vermutete. Zwar gab es beim Lehrerverband und etwa unter der „städtischen, linksliberalen Leserschaft der Frankfurter Rundschau“ (S. 269) zahlreiche Befürworter des Verbots. Dagegen vermutete die „Hessische Lehrerzeitung“ 1950, dass „mehr als 90 Prozent der gesamten Lehrerschaft das generelle Verbot […] ablehnt“ (S. 267). Ganz ähnliche Verhältnisse herrschten in Bayern (S. 287). Das Beharren auf einem „Gewohnheitsrecht“ der körperlichen Züchtigung von Schülerinnen und Schülern fand in der Justiz und großen Teilen der Gesellschaft seit dem 19. Jahrhundert und offenbar auch nach 1945 weiter Zustimmung. Vor Gericht konnten Lehrerinnen und Lehrer sich darauf berufen und wurden, außer in Fällen besonderer Misshandlungen, vom Vorwurf der Körperverletzung freigesprochen. Ein ministerieller Erlass, so die dominante Meinung in der juristischen Literatur seit den 1930er-Jahren und auch über die Zäsur von 1945 hinweg, könne dieses Gewohnheitsrecht nicht aufheben (S. 294). Damit wurden die durch die Kultusministerien erlassenen Verbote obsolet.

Dass Lehrer und Gerichte sich auf breite gesellschaftliche Unterstützung berufen konnten, macht Hoff immer wieder deutlich, wenn sie auf Petitionen und Versammlungen von lokalen Elterninitiativen eingeht oder aus den Akten Väter und Mütter zu Wort kommen lässt. Durchgehend bis in die 1950er- und 1960er-Jahre war die Mehrheit der Eltern davon überzeugt, dass Ohrfeigen und Kopfnüsse im Repertoire der Erziehungsmittel auch in den Schulen gerechtfertigt seien. Diese Feststellung korrespondierte mit einer Erhebung des Allensbacher Instituts für Demoskopie. Hier antworteten noch 1965 circa 36 Prozent der Befragten, dass körperliche Züchtigung selbstverständlich zur Erziehung gehöre, und immerhin 46 Prozent, dass man „Schläge“ als ultima ratio einsetzen dürfe (S. 333). Und selbst Mitte der 1970er-Jahre sprachen sich angeblich 90 Prozent der Eltern einer Hauptschule in der Vorderpfalz bei einer anonymen Umfrage gegen ein gesetzliches Züchtigungsverbot aus (S. 366). Gleichwohl wurden in den 1970er-Jahren in nahezu allen Bundesländern Gesetze erlassen, die körperliche Strafen in der Schule verboten. Die Autorin weist ausdrücklich darauf hin, dass das nicht das Ende in der Praxis bedeutete. Aber die Verstöße von Lehrerinnen und Lehrern konnten danach erfolgreich juristisch verfolgt werden.

Als ein zentrales Ergebnis ihrer Arbeit hält Hoff fest, dass die Abschaffung des Rechts auf Züchtigungen durch Lehrerinnen und Lehrer nicht auf einfache Transferprozesse aus der wissenschaftlichen Pädagogik zurückzuführen sei, sondern vielmehr auf multidimensionalen Akteurskonstellationen und ihren Eingriffen beruhte. Die Aktionen von Presse, Bürgerrechtsorganisationen, Politikerinnen und Politikern sowie Elternvertretern beeinflussten das Verbot gewaltvoller Erziehungsmaßnahmen mindestens ebenso sehr wie die pädagogische Forschung und Debatte (S. 412). Im Verlauf des Untersuchungszeitraumes von über 100 Jahren hat keine geradlinige Entwicklung stattgefunden, die sich als klare Erfolgsgeschichte beschreiben ließe. Vielmehr war es ein durch Ambivalenzen gekennzeichneter Prozess, der Rückschritte und Beharrungen aufwies. Erst in den 1970er-Jahren, dann aber besonders rasch innerhalb des Jahrzehnts, erließen letztendlich alle Bundesländer gesetzliche Verbote. In den 1970er-Jahren kamen auch die Schülerinnen und Schüler selbst zu Wort und wurden angehört – ein deutlicher Hinweis darauf, wie sehr sich das gesellschaftliche Klima um Schule und Gewalt verändert hatte.2 Die Idee der gewaltfreien Erziehung in der Schule hatte nun eine Mehrheitsposition in Kultusministerien und Lehrerverbänden erreicht. In dieser Verzahnung der Schule mit der Gesellschaft, den feinen Nuancierungen der Entwicklungen und Akteurspositionen sowie dem Herausarbeiten der unterschiedlichen Temporalitäten des „Wertewandels“ liegen die Stärken des Buches.

Sarina Hoff hat eine rundweg gelungene Arbeit vorgelegt, der man Verbreitung über die Grenzen der Geschichtswissenschaften und der Pädagogik hinaus wünscht. Denn die Autorin verdeutlicht, dass spätestens nach 1945 nicht die Verantwortlichen in Ministerien, Verwaltungen und Lehrerverbänden diejenigen waren, die das Recht auf Züchtigung für Lehrerinnen und Lehrer verteidigten. Im Gegenteil wollten diese Akteursgruppen vielfach gewaltärmere Schulen. Sie scheiterten einerseits daran, dass die Landesregierungen und Landesparlamente sich zunächst nicht zu gesetzlichen Verboten durchringen konnten. Andererseits, und das war noch viel gravierender, scheiterten sie an einer Koalition aus Richtern, Lehrern und Eltern, die bis in die 1970er-Jahre bestimmte Formen – zumindest niedrigschwelliger – Gewalt durch die Lehrkörper in Schulen als notwendig verteidigten, akzeptierten und sogar lautstark einforderten. Das war von Region zu Region unterschiedlich, abhängig zum Beispiel von Konfession und Urbanisierungsgrad. Aber im Allgemeinen waren in der Bevölkerung erst ab Mitte der 1970er-Jahre die Züchtigungsgegner in der Mehrheit. Diese Erkenntnisse der Studie wären in einigen aktuellen gesellschaftlichen Debatten durchaus hilfreich, um solche Debatten besser zu kontextualisieren.

Anmerkungen:
1 Vgl. zum Beispiel Sonja Levsen, Autorität und Demokratie. Eine Kulturgeschichte des Erziehungswandels in Westdeutschland und Frankreich 1945–1975, Göttingen 2019; rezensiert von Dirk Schumann, in: H-Soz-Kult, 25.11.2020, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-28605 (16.02.2024).
2 Vgl. dazu unter anderem Till Kössler, Jenseits von Brutalisierung oder Zivilisierung. Schule und Gewalt in der Bundesrepublik (1970–2000), in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 15 (2018), S. 222–249, https://zeithistorische-forschungen.de/2-2018/5589 (16.02.2024).

Zitation

Jens Gründler, Rezension zu: Hoff, Sarina: Der lange Abschied von der Prügelstrafe. Körperliche Schulstrafen im Wertewandel 1870–1980. Berlin 2023 , ISBN 978-3-11-062761-9, In: H-Soz-Kult, 28.02.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-28879>.






[Regionalforum-Saar] der amerikanische Präsidentsc haftswettkampf hautnah

Date: 2024/03/02 10:05:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Title: DAI Newsletter

-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: DAI Newsletter
Datum: Sat, 2 Mar 2024 08:59:27 +0000
Von: DAI Saarland <kontakt(a)dai-saarland.de>
Antwort an: DAI Saarland <kontakt(a)dai-saarland.de>
An: alsfassen(a)web.de


See you at our events!

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Liebe USA-Interessierte,

warm - wärmer - heiß! Unser Partner, das Aspen Institute, veranstaltet weitere Events zu den anstehenden Vorwahlen. Am 5. März ist der sogenannte „Super Tuesday“, zu dem in 21 Bundesstaaten über die Chancen der Kandidaten entschieden wird. Wenn es nicht jetzt schon klar ist, wer die beiden Kandidaten sein werden, dann sicherlich nach dem 5. März: In deutscher Sprache werden wir den amerikanischen Professor Robin Dorff befragen, wie er die Ergebnisse einschätzt. Wir freuen uns, Sie auf Zoom zu sehen! 
 

 

Our next event in the "Road to Election 2024" series will be a hybrid talk with former ARD radio correspondent in Washington, D.C., Arthur Landwehr, New York Times Berlin Correspondent Melissa Eddy, and Dr. Tobias Endler. The USA is in the midst of a turbulent election campaign for the presidency and the rest of the world is watching with bated breath: will Donald Trump be able to campaign despite the court ruling and if so - how? What are Joe Biden's chances of re-election and which candidates are now the favorites? Some of these questions will be decided on Super Tuesday, a key milestone in the US election year. In this panel, Arthur Landwehr, Melissa Eddy and Tobias Endler analyze the main candidates and their platforms and show how the election campaign could develop. This hybrid event is organized by Road to Election partner German-American Institute Tübingen.

Further information at roadtoelection.de/events

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Super Tuesday 2024 - Key Takeaways and the Road Ahead
Mittwoch, 06.03.2024
18:30 Uhr
Online

 
On March 6th Sofia Dreisbach (FAZ US Correspondent), Faith Jessie (WXIA-TV/NBC Reporter & News Anchor) and Julia Naue (DPA US Correspondent) will get together in a digital format and discuss one of the most awaited events of the US elections – Super Tuesday. 
This event is part of our #RoadToElection Series and is organized by partner AmerikaHaus NRW e.V.. The three speakers will look at key state-level races and discuss different aspects of what the primary results imply for November 5th, what they tell us about the mood in the country, and which issues moved voters the most!  
So join us and our great speakers for an engaging and insightful discourse on Wednesday, March 6, 2024 at 6.30 p.m. CET (12.30 p.m. ET) via Zoom. 

Further information at roadtoelection.de/events.

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Am 5. März finden in 17 amerikanischen Bundesstaaten Vorwahlen statt – die Entscheidung um die Kandidaten dürfte dann sicherlich gefallen sein. Auf den jeweiligen Parteitagen („Conventions“) werden die Kandidaten mit viel Enthusiasmus gekürt.
Wir sprechen mit Prof. Robin Dorff über die Bedeutung der Vorwahlen und den weiteren Verlauf der Kandidatenauswahl und was für den heißen Wahlkampf zu erwarten ist.

Referent: Prof. Dr. Robin Dorff

Link zum Zoom-Meeting: https://us02web.zoom.us/j/87273916537

Meeting-ID: 87273916537

Gefördert durch: Auswärtiges Amt, Embassy of the United States of America
 


Hinweis: Einige unserer Veranstaltungen werden nun zusätzlich zur Zoom-Veranstaltung auch auf unserer Facebookseite gestreamt. Wenn Sie am Zoom-Meeting teilnehmen, sind unter Umständen Ihr Name und Ihr Video auch auf Facebook zu sehen. Es steht Ihnen natürlich frei, Ihren Namen zu ändern und/oder ohne Videoübertragung teilzunehmen. Infos hierzu auch auf unserer Website unter Aktuelles.
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[Regionalforum-Saar] Markus Philipp: Saarbrücker Straßennamen

Date: 2024/03/04 11:43:29
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen.

Gerade bei Bock & Seip in der Futterstraße in SB gesehen: Das Lexikon Saarbrücker Straßennamen wird aktuell vom Geistkirch-Verlag für 12,- € (Hardcover!) verramscht!

Das ist DIE Gelegenheit, sich das sehr empfehlenswerte Buch für kleines Geld zuzulegen.

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Grüße aus Saarbrücken

Stefan (Reuter)


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Re: [Regionalforum-Saar]   Markus Philipp: Saarbr ücker Straßennamen

Date: 2024/03/04 12:05:00
From: Michaela Becker via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Ich habe es erstanden und mit dem Versand von 15,50 ein sehr guter Preis. Dankeschön für den Hinweis


--
Diese Nachricht wurde von meinem Android Mobiltelefon mit GMX Mail gesendet.
Am 04.03.24, 11:43 schrieb Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>:
Guten Morgen.

Gerade bei Bock & Seip in der Futterstraße in SB gesehen: Das Lexikon Saarbrücker Straßennamen wird aktuell vom Geistkirch-Verlag für 12,- € (Hardcover!) verramscht!

Das ist DIE Gelegenheit, sich das sehr empfehlenswerte Buch für kleines Geld zuzulegen.


Grüße aus Saarbrücken

Stefan (Reuter)


_______________________________________________ Regionalforum-Saar mailing list Regionalforum-Saar(a)genealogy.net https://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar

[Regionalforum-Saar] Das Intelligenzblatt. Gemeinnutz und Aufklärung für jedermann. Studie zu einer publ izistischen Gattung des 18. Jahrhunderts, zur Revolution de r Wissensvermittlung und zu den Anfängen einer lokalen Pre sse

Date: 2024/03/04 23:35:31
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Das Intelligenzblatt. Gemeinnutz und Aufklärung für jedermann. Studie zu einer publizistischen Gattung des 18. Jahrhunderts, zur Revolution der Wissensvermittlung und zu den Anfängen einer lokalen Presse

Autor Holger Böning,
Reihe Presse und Geschichte. Neue Beiträge 160/161
Erschienen Bremen 2023: Edition Lumière
Anzahl Seiten 2 Bde., 1.208 S.
Preis € 109,60
ISBN 978-3-948077-30-3

Rezensiert für H-Soz-Kult von Jan Siegemund, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Universität Bielefeld

Auch nach über 40 Jahren der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Medien der Aufklärung entfachen die Gegenstände seiner Untersuchungen in Holger Böning noch immer Begeisterung – so legt es zumindest das vorliegende Werk über die deutschen Intelligenzblätter nahe. Ziel des Autors ist es, letztere als zentrale Publikationsform der deutschen Volksaufklärung vorzustellen, ihre Entwicklung von den Anfängen in den 1720er-Jahren bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu beschreiben und ihren Einfluss auf die aufklärerische Wissensvermittlung, auf das Leseverhalten der breiten Bevölkerung und letztlich auf die Entstehung einer neuen Form von Öffentlichkeit herauszustellen. Nicht zuletzt – und das merkt man dem Buch an vielen Stellen an – ist Böning an einer Art Ehrenrettung des Intelligenzblatts gelegen, das seines Erachtens allzu oft als „trostlos-langweiliges und geistloses publizistisches Erzeugnis“ (S. 976) angesehen wird. Inwiefern die Bedeutung der Intelligenzblätter tatsächlich als „wenig erforscht und stark unterschätzt“ (S. 3) gelten kann, wäre allerdings zu diskutieren.1

Als Ergebnis liegt eine über 1.100 Seiten starke Monographie in zwei Bänden vor, die tiefe Einblicke in die Welt der Intelligenzblätter bietet und in weiten Teilen nahezu handbuchartig Informationen zu entsprechenden Publikationen an über 90 Orten des Alten Reiches liefert. Gegliedert ist der Inhalt in stolze 26 Hauptkapitel, die wiederum 136 Unterkapitel enthalten. Umfang und Vielfalt machen es dem Rezensenten schwer, einen konzisen Gesamtüberblick zu bieten, weshalb im Folgenden kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden kann.

Nach einer Einführung in die „lange vergessene publizistische Gattung“ (Kap. I) – auf eine trennscharfe Arbeitsdefinition verzichtet Böning, um die Quellen nicht künstlich einzuschränken – und einigen einführenden Worten zu ihrer Entstehung (Kap. II), werden die Geburt der ersten Blätter und ihre Anfangsjahre an den verschiedenen Orten, mit leichtem Fokus auf Preußen, beschrieben (Kap. III). Es folgt eine Thematisierung des Kerns der Intelligenzblätter, der Vermittlung von Angebot und Nachfrage, also der geschalteten Anzeigen (Kap. V). Dieses Geschäft wird jedoch in vielen Fällen bald zur Nebenaufgabe der Redaktionen, die sich auf die „gemeinnützigen Beiträge“ (S. 150) fokussieren. Die Beiträge bilden den Hauptgegenstand von Bönings Untersuchung, die auf den Zusammenhang von Intelligenzblatt und Volksaufklärung abhebt (Kap. VI), also die Diskussion und Vermittlung von praktischem Wissen an eine über die aufklärerische Intelligenzia hinausgehende, breitere Bevölkerung, besonders auf dem Land (Kap. VII). Nach diesen stärker analytischen Abschnitten widmet sich der Autor im umfangreichsten Kapitel des ersten Bandes einzelnen Blättern, ihren Herausgebern und Inhalten (Kap. VIII). Böning folgt bei der Darstellung dem Grundprinzip, „die Quellen mit ihren Besonderheiten zu respektieren und sprechen zu lassen“ (S. 181). Es folgen schließlich erneut zwei übergreifende Kapitel zu Intelligenzblättern als Wirtschaftsunternehmen (Kap. IX) und zum Widerstand gegen die Veröffentlichung vorher ‚geheimer‘ Marktinformationen vor allem von Seiten der Kaufleute (Kap. X).

Der zweite Band behandelt zunächst ebenfalls übergreifende Analyseaspekte, die alle untersuchten Blätter betreffen, nämlich Inhalte wie landwirtschaftliche Praxis und Naturgesetze (Kap. XI), Themen des sozialen Lebens (Kap. XII), wobei Böning die Bedeutung der Intelligenzblätter als „kaum benutztes Archiv der frühen Volkskunde im deutschsprachigen Raum“ (S. 590) bezeichnet, sowie Schulwesen und Bildungsreform (Kap. XIII und XIV). Weiterhin geht er auf die Orientierung der Autoren am Gemeinen Nutzen ein und zeigt am Beispiel Hamburgs, wie die Intelligenzblätter eine zweite praktische Phase der Aufklärung begleiteten, nachdem die erste bereits von den moralischen Wochenschriften und wissenschaftlichen Zeitschriften geprägt worden war (Kap. XVI). Anhand der Behandlung der Französischen Revolution wird schließlich die zunehmende Politisierung der Mediengattung am Ende des Jahrhunderts verdeutlicht (Kap. XVII). Wie schon im ersten Band, widmet sich auch im zweiten das umfangreichste Kapitel einzelnen Intelligenzblättern, nämlich den reichsweiten, wobei viele der übergreifenden Themen der vorherigen und nachfolgenden Abschnitte am Einzelbeispiel besprochen werden (Kap. XVIII). Die abschließenden Kapitel nehmen wieder eine stärker systematisch-analytische Perspektive ein. So werden die Intelligenzblätter im aufklärerischen Medienensemble verortet, vor allem ihr Verhältnis zu Zeitungen und Zeitschriften bestimmt, zu denen große Schnittmengen bestehen, fanden doch vor allem in der zweiten Jahrhunderthälfte Zeitungsnachrichten und gelehrte Aufsätze Eingang in viele Intelligenzblätter (Kap. XIX und XX). Anschließend geht es um Standesdenken in den Intelligenzblättern (Kap. XXI) und Beiträge bekannter Philosophen wie Lichtenberg, Möser oder Kant (Kap. XXII). Auch den „Juden im Intelligenzblatt“ (S. 907) werden hier einige Gedanken gewidmet, wobei die Platzierung dieses Unterkapitels nicht unmittelbar einleuchtet. Es folgt ein Kapitel zu „Vorurteile[n] und Vorurteilskritik in Intelligenzblättern“ (XXIII). Unter Vorurteilen, der Begriff wird nicht explizit definiert, scheint Böning solche Ansichten zu verhandeln, die nach heutigen Maßstäben als widerlegt oder auch ethisch verwerflich zu gelten haben; so steht das Thema der Sklaverei neben Aussagen zur Armut und zur medizinischen Wirkung des Konsums von Kaffee. Gerade im Bereich der Medizingeschichte („Quacksalberei und Medizinisches im Reichsanzeiger“) sind die Ausführungen einem Fortschrittsnarrativ verpflichtet, das dem Fach eigentlich seit längerem abgeht.2 Die letzten Kapitel behandeln zwei zentrale Fragen des Werkes, nämlich diejenige nach der Rezeptionsgeschichte, also den Leser:innen der Intelligenzblätter (Kap. XXIV), sowie nach dem Beitrag der Gattung zu einer Aufklärung ‚von unten‘, zur „Revolution der Wissensvermittlung“ sowie zur Entstehung einer „neuen Form der Öffentlichkeit“ (S. 997) (Kap. XXV). Gerade mit der Betonung innovativer Druckmedien argumentiert Böning hier ganz im Sinne großer Teile der Öffentlichkeitsforschung, wobei durchaus noch expliziter auf selbige hätte eingegangen werden können.3

Es folgen eine abschließende Zusammenfassung (Kap. XXVI), sodann ein umfangreicher Anhang, der einen wirklich hervorzuhebenden Service für alle Leser:innen darstellt. Letzterer besteht aus „eine[r] kleine[n] Geschichte des Intelligenzblatts in Abbildungen“ (nützlich etwa für die Verwendung des Buches in der Lehre), einer Bibliographie der Quellen und der Forschungsliteratur (enthalten ist auch eine Liste der Intelligenzblätter sortiert nach Erscheinungsorten) sowie je einem umfangreichen Sach-, Periodika-, Personen- und Ortsregister.

Die Struktur der beiden Bände macht es nicht immer leicht, dem roten Faden zu folgen, da viele Analyseaspekte an verschiedenen Stellen in der Beschreibung der einzelnen Periodika aufgegriffen, dann aber immer wieder auch in übergreifenden Kapiteln, ebenfalls unter Hinzuziehung zahlreicher Beispiele, behandelt werden. Hier hätten häufigere Querverweise und zusammenfassende Resümees, wie etwa am Ende des Kapitels zum Reichs-Anzeiger (S. 810-814), die Orientierung erleichtert. Auch wäre es dem Verständnis zuträglich gewesen, hätte Böning zu Beginn eine Arbeitsdefinition seines Gegenstands geliefert. Zu einer wirklich griffigen Bestimmung des Wesens der Intelligenzblätter kommt es erst in Kapitel XXIV, wenn als wesentliches Unterscheidungsmerkmal und „Kern“ der Intelligenzblätter deren Anzeigenteil, sowie die ‚policeylichen‘ und demographischen Bekanntmachungen genannt werden, die ab 1770 zunehmend um „redaktionelle Inhalte“ mit Anleihen bei Zeitungen und Zeitschriften ergänzt wurden (S. 974-978).

Bönings Ansatz, zuallererst die Quellen selbst sprechen zu lassen, ist äußerst begrüßenswert und die stupende Kenntnis seines Gegenstands nur zu bewundern. Allerdings überforderte sie den Rezensenten auch an nicht wenigen Stellen, steht doch die systematische, ordnende Analyse des Öfteren deutlich hinter der Fülle der Darstellung der Quellen und aus diesen entnommenen, überbordenden Zitaten zurück. Letztere nehmen im Text ungewöhnlich viel Raum ein und können gerne einmal über 30 Zeilen reichen (z. B. S. 18f.). Nicht selten werden die Leser:innen mit diesem Material allein gelassen, steht es etwa unkommentiert am Ende eines Kapitels. Ungewohnt erscheinen zudem die langen Aufzählungen, die eventuell auch in die Fußnoten verschoben oder in Tabellenform hätten präsentiert werden können (beispielsweise S. 200f., 530-532). Ebenfalls in den Bereich des Formalen fallen die leider häufigen Fehler beziehungsweise Inkonsistenzen, die durch eine einfache redaktionelle Durchsicht leicht zu beheben gewesen wären und vor allem den Anmerkungsapparat, aber auch Redundanzen im Text (beispielsweise S. 27f.) betreffen.

Diese Monita schmälern den großen Wert, den Bönings Arbeit für die Forschung bietet, allerdings kaum: „Das Intelligenzblatt“ bietet einen umfassenden Überblick über dieses Medium auf dem Gebiet des Alten Reiches und wird auf absehbare Zeit von jeder:m Historiker:in genutzt werden, die:der sich diesem Thema widmet. Es stellt eine Fundgrube an Ansätzen für lokale und regionale Untersuchungen und eine nützliche Hilfe beim Auffinden von entsprechenden Quellen dar. Die angestrebte Ehrenrettung der Gattung, um zum Anfang zurückzukehren, scheint gelungen: Intelligenzblätter werden als wichtiges Medium der Volksaufklärung und als ein zentrales Moment der Entwicklung einer politischen Öffentlichkeit im 18. Jahrhundert präsentiert. Besonders letzteres scheint einleuchtend, bieten doch die Intelligenzblätter, gerade nach der in der zweiten Jahrhunderthälfte einsetzenden Politisierung, einen Ort des öffentlichen Räsonnements und der Diskussion sowie gerade auch der Selbstreflexion über die Rolle der Öffentlichkeit und ihrer Medien in der Gesellschaft.

Anmerkungen:
1 So hieß es in einem einschlägigen Handbuch bereits 2013, dass dem Medium von der neueren Forschung viel Aufmerksamkeit geschenkt worden sei: Andreas Würgler, Medien in der Frühen Neuzeit, 2. durchgesehene Auflage, München 2013, S. 108.
2 Vgl. bspw. Wolfgang Uwe Eckart/Robert Jütte, Medizingeschichte. Eine Einführung, 2. Auflage, Köln 2014, S. 25–33.
3 Vgl. bspw. Andreas Gestrich, The Public Sphere and the Habermas Debate, in: German History 24 (2006), S. 413–430.

Zitation

Jan Siegemund, Rezension zu: Böning, Holger: Das Intelligenzblatt. Gemeinnutz und Aufklärung für jedermann. Studie zu einer publizistischen Gattung des 18. Jahr­hunderts, zur Revolution der Wissens­ver­mitt­lung und zu den Anfängen einer lokalen Presse. Bremen 2023 , ISBN 978-3-948077-30-3, In: H-Soz-Kult, 05.03.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135934>.




[Regionalforum-Saar] Gasthaus Steimer Giraud 1842 in Lebach

Date: 2024/03/06 17:26:05
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

kennt sich jemand in Lebach mit der Kneipenszene aus? Ich suche den Standort eines Gasthauses "Gastwirtschaft von Johann Steimer senior".

Wochenblatt für die Kreise Wnd und Otw, 1842:

"Hiermit erlauben wir uns die ergebenste Anzeige, daß wir die ganze Gastwirthschaft unseres verlebten Vaters resp. Schwiegervaters Herrn Johann Steimer senior seit dem 1 Oktober l. J. für unsere eigene Rechnung übernommen und dieselbe unter der nämlichen Firma: „Gastwirthschaft von Joh. Steimer sen.“ fortführen werden. Das unserm seeligem Vater geschenkte Zutrauen werden auch wir zu erwerben suchen und versichern prompte, billige und reelle Bedienung.
Lebach den 1. November 1842.
Carl Giraud,
Catharina Giraud, geb. Steimer.
"

Der Kaufmann Johannes Steimer aus Hausen im Killertal auf der Schwäbischen Alb kam in den 1780ern nach Lebach und eröffnete die Gastwirtschaft, die er mit seiner Ehefrau Barbara Hylgert aus Bous betrieb. Wann genau er sie an seine älteste Tochter Catharina (* 1793) und ihren aus Tholey stammenden Ehemann Carl Giraud aus Tholey (oo 1813) übertrug, ist mir unbekannt. In irgendeinem Notariatsvertrag wird zu lesen sein, daß der Eigentumsübergang mit Johannes’ Tod erfolgen sollte, wie es auch geschah. Johannes starb im Alter von 80 Jahren am 12. August 1842 in Lebach, und die Anzeige oben wurde am 1. November geschaltet. Was mag wohl aus der Wirtschaft geworden sein, als der neue Eigentümer vier Monate später selbst im Alter von 58 Jahren gestorben ist?

--
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
Tel. 06851-3166
email alsfassen(a)web.de
www.hfrg.de

[Regionalforum-Saar] abschließend: Gasthaus Stei mer Giraud 1842 in Lebach

Date: 2024/03/07 13:21:20
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

Der Kaufmann Johannes Steimer aus Hausen im Killertal auf der Schwäbischen Alb kam in den 1780ern nach Lebach und eröffnete die Gastwirtschaft, die er mit seiner Ehefrau Barbara Hylgert aus Bous betrieb. Wann genau er sie an seine älteste Tochter Catharina (* 1793) und ihren aus Tholey stammenden Ehemann Carl Giraud aus Tholey (oo 1813) übertrug, ist mir unbekannt. In irgendeinem Notariatsvertrag wird zu lesen sein, daß der Eigentumsübergang mit Johannes’ Tod erfolgen sollte, wie es auch geschah. Johannes starb im Alter von 80 Jahren am 12. August 1842 in Lebach, und die Anzeige oben wurde am 1. November geschaltet. Im Lebacher Urhandriss von 1844 ist Carl Giraud als Eigentümer des Hauses Pfarrgasse 8-11 in Lebach eingetragen. Nach seinem frühen Tod am 14.03.1845 ging das Haus vermutlich an seinen Schwager, den Kaufmann Johann Steimer, verheiratet mit Maria Regina Henry, + 28.03.1859. Später gehörte es dem Rechnungsrat und Katasterkontrolleur Johann Rudolph Vollrath. 1919 erwarb die Katholische Kirchengemeinde Lebach das stattliche Anwesen und richtete dort ein Schwesternhaus mit Kindergarten sowie im östlichen Teil einen Pfarrsaal ein. Der Pfarrsaal wurde dann zu heutigen Stadthalle Lebach umgebaut.

Mein Dank gilt den Teilnehmers der Liste Regionalforum Saar (Hans-Joachim Kühn, Lothar Schmidt, Klaus Feld) und der genealogischen Liste Saarland (Jens Schneider, Rainer Clemens, Hermann Rauber, Marie-Luce), die an diesem Artikel mitgeholfen haben.

[Regionalforum-Saar] Bremen und die atlantische Sklaver ei. Waren, Wissen und Personen, 1780–1860

Date: 2024/03/09 14:54:17
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Bremen und die atlantische Sklaverei. Waren, Wissen und Personen, 1780–1860

Autor Jasper Henning Hagedorn,
Erschienen Baden-Baden 2023: Nomos Verlag
Anzahl Seiten 540 S.
Preis € 114,00 (charmanter Preis)
ISBN 978-3-7560-0678-6

Rezensiert für H-Soz-Kult von Julian zur Lage, Fachbereich Geschichte, Universität Hamburg

Forschung zur deutschen Involvierung in das System der atlantischen Sklaverei weist, sobald sie den engen Rahmen einzelner Firmen oder Personengruppen verlässt, erhebliche praktische und konzeptuelle Herausforderungen auf – zusätzlich zu den auch in der Forschung zu westeuropäischen Kolonialmächten ohnehin bestehenden, etwa zur Dezentrierung europäischer Perspektiven. Ursächlich für diese speziellen Herausforderungen ist unter anderem die geografische Streuung der Aktivitäten über verschiedene staatliche Einflusssphären und drei Kontinente. Daran anknüpfend besteht die Notwendigkeit eines Ansatzes, der den Zusammenhang zwischen oft isolierten Fallbeispielen herstellt.

Jasper Henning Hagedorn begegnet diesen Herausforderungen in seiner Dissertation über „Bremen und die atlantische Sklaverei“ einerseits durch geografische und zeitliche Eingrenzungen sowie mit Referenzen auf übliche Konzepte der Slavery Studies wie etwa den „Hidden Atlantic“ (mit Michel Zeuske, S. 24) und die „Second Slavery“ (mit Dale Tomich, S. 25). Andererseits verwendet er einen breiten Begriff der „Verflechtungen“ (S. 14), die auf verschiedenen Ebenen analysiert werden sollen. Der Untertitel des Buches „Waren, Wissen und Personen, 1780–1860“ fasst die Untersuchungsfelder kurz zusammen, wobei insbesondere der Begriff des Wissens und der Rückgriff auf Konzepte der Wissensgeschichte für dieses Thema bemerkenswert sind. Die aus dem Bremer ERC-Grant-Projekt „The Holy Roman Empire of the German Nation and its Slaves“ unter der Leitung Rebekka von Mallinckrodts hervorgegangene Arbeit soll sich so von der klassisch wirtschaftshistorisch ausgelegten Forschung zur Bremer beziehungsweise deutschen Involvierung in Sklaverei und Kolonialismus abheben.

Das nach der ausführlichen Einleitung zweite Kapitel über Bremens Handel mit Plantagenregionen folgt dann zuerst noch bekannten Pfaden und bietet einen wirtschaftshistorischen Überblick über die Bedingungen, unter denen die Kaufleute der Stadt agierten. Informationen zu Zielregionen des Handels, Exportwaren und Strukturen der Firmen schließen sich an, bevor exemplarisch einzelne Handelshäuser angeführt werden. In diesem Abschnitt – wie auch in einem kurzen Anhang – finden sich zudem einige aussagekräftige Datenreihen und Diagramme über den Handel der Stadt und einzelner Firmen.

Detailstudien anhand bestimmter Akteure machen den Großteil des zentralen dritten Kapitels aus. Der erste Abschnitt beleuchtet das dänische St. Thomas als den Ort, wo Bremer Geschäftsleute trotz der protektionistischen Vorschriften der Kolonialmächte schon im ausgehenden 18. Jahrhundert Zugang zur Plantagenökonomie finden konnten. Hier kann Hagedorn die Integration der Bremer in die koloniale Elite zeigen, mit der eine „Normalisierung der Sklaverei“ (S. 146) für alle dokumentierten Akteure einherging. Im nächsten Abschnitt gilt ein besonderer Fokus dem bremischen und hanseatischen Konsulatswesen im frühen 19. Jahrhundert wie auch der Korrespondenz der Konsuln, die – selbst in der Regel zugleich Kaufleute – als „Informationsbrücke“ (S. 238) über Plantagenwirtschaft und Sklaverei zwischen ihrem Arbeitsort und der Heimat fungierten. Zugleich betont Hagedorn mehrfach, dass die Berichterstatter oft explizite Erwähnungen der Sklaverei oder zumindest eigene Wertungen vermieden. Anschließend folgen Fallstudien zu Akteuren, die direkt in die Sklaverei involviert waren. Johann Böse, der ab 1766 Wirtschafter einer Plantage Heinrich Carl von Schimmelmanns in der dänischen Karibik wurde, und Richard Fritze, der erst 1858 aus Kuba nach Bremen zurückkehrte, zeigen das zeitliche und geografisch-politische Spektrum des Kapitels auf. Weitere Beispiele wie die Mitglieder der Familie Wilckens beziehen auch das französische und britische Kolonialreich mit ein. In diesen Abschnitten beleuchtet Hagedorn die Karrieren vom Gang in die Kolonien und dem Plantagenerwerb bis zur erfolgten Rückkehr und die Wahrnehmung der Involvierung in die Sklaverei in Bremen. Zwei Einschübe thematisieren zudem die Präsenz Schwarzer Menschen in Bremen.

Das vierte Kapitel ist der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung über Sklaverei und Sklavenhandel in Bremen gewidmet. Die hanseatischen Vertragsabschlüsse der 1830er-Jahre mit Großbritannien und Frankreich, die den Marinen der Großmächte ein Durchsuchungsrecht möglicher Sklavenschiffe erlaubte, bilden den Ausgangspunkt des Abschnitts. Zum Tragen kam dieser Konflikt 1841 im Fall des Bremer Schiffs Julius & Eduard, das von einem britischen Kriegsschiff aufgebracht wurde und dessen Auftraggeber und Besatzung vertragsgemäß in Bremen für ihre Beteiligung am Sklavenhandel verurteilt werden sollten. Die „hochpolitisierte Verhandlung“ (S. 369) endete mit einem Freispruch und verdeutlichte so die rechtlichen Vorstellungen der politischen Elite Bremens. Hagedorn betont hier die Ambivalenz zwischen moralischem Selbstverständnis und wirtschaftlichen Interessen, die sich auch in weiteren Fallstudien wie dem aus der Sklaverei nach Bremen geflohenen William Stepney und dem Schiff Dom Pedro II zeigen. Untersuchungen zu Bremer publizistischen Auseinandersetzungen mit der Sklaverei und konkret die Rezeption der sich um 1860 zuspitzenden Konflikte um das Thema in den USA schließen das Kapitel ab.

Die zahlreichen hier angeführten Fallbeispiele deuten nur an, in welcher Detailgenauigkeit und Breite Hagedorn das Thema bearbeitet hat. Seine intensive Quellenarbeit in Bremen dürfte sich für vergleichbare Studien mit einem regionalen Fokus als maßstäblich herausstellen. Durch die Bearbeitungszeit von 2019 bis 2023 verständlich, aber trotzdem bedauerlich ist die praktisch auf das dänische Rigsarkivet begrenzte Einbeziehung internationaler Archive. Angesichts der von Hagedorn wiederholt betonten Bedeutung Großbritanniens etwa als „Referenzpunkt“ für Bremen (S. 449, ähnlich S. 486, explizit mit Bezug auf Archivalien S. 42) ist die Verwendung nur eines einzigen Dokuments aus den National Archives erstaunlich. Die wichtigsten einschlägigen Bestände zur Britischen Bekämpfung des Versklavungshandels nach 1807 liegen digitalisiert vor, hätten also einfachen Zugriff auf eine komplementäre Überlieferung geboten.1

Die große Stärke der Arbeit liegt auch deshalb in der Darstellung der innerbremischen Dynamiken, etwa der Netzwerke, der Weitergabe von Wissen und der Frage der Reputation durch die Involvierung in die Sklaverei. In dieser Hinsicht kann der wissensgeschichtlich geprägte Ansatz als gelungen eingeschätzt werden: Hagedorn kann sich so immer wieder auch substanziell, nicht nur im Umfang, etwa von den Aufsätzen Horst Rösslers abheben, der die wichtigsten Fallbeispiele schon thematisiert hat.2 Zugleich bedeutet dieses Vorgehen jedoch einen weitgehenden Verzicht auf strukturierende Analysen beispielsweise anhand quantifizierender Methoden oder der Unterteilung in verschiedene Perioden.

Trotz der angeführten Kritikpunkte erfüllt Hagedorns Studie angesichts der Detailtiefe der einzelnen Untersuchungen und des breiten Spektrums an Fallbeispielen überzeugend sein Ziel, Bremens „umfassende Teilhabe“ (S. 493) an der atlantischen Sklaverei nachzuweisen. Mit einer umfangreichen regionalen, nicht auf eine Person oder ein Unternehmen fokussierten Studie zur Sklaverei betritt er auch für den gesamten deutschsprachigen Raum weitgehend Neuland.3 Somit stellt die Arbeit zugleich einen wichtigen Baustein für das Verständnis der übergreifenden deutschen Beteiligung an der kolonialen Wirtschaft im Allgemeinen und der Sklaverei im Besonderen dar.

Anmerkungen:
1 Siehe exemplarisch: The National Archives, FO 84–946, fol. 107v–117r mit Bezug auf die Julius & Eduard sowie die Dom Pedro II.
2 Etwa die für Hagedorn zentralen Fälle Böse, Wilckens, Fritze und Julius & Eduard: Horst Rössler, Vom Zuckerrohr zum Zuckerhut. Die Familie Böse und die Bremer Zuckerindustrie, in: Bremisches Jahrbuch 90 (2011), S. 63–94; Horst Rössler, Bremer Kaufleute und die transatlantische Sklavenökonomie 1790–1865, in: Bremisches Jahrbuch 95 (2016), S. 75–107. Siehe aus dem Bremer Projekt auch: Sarah Lentz, „No German Ship Conducts Slave Trade!“ The Public Controversy about German Participation in the Slave Trade during the 1840s, in: Rebekka Mallinckrodt / Josef Köstlbauer / Sarah Lentz (Hrsg.), Beyond Exceptionalism. Traces of Slavery and the Slave Trade in Early Modern Germany, 1650–1850, Berlin 2021, S. 287–311.
3 Wegweisende deutsche Studien zu einer Familie beziehungsweise staatlichen Kompanie sind dagegen schon Klassiker, etwa Christian Degn, Die Schimmelmanns im atlantischen Dreieckshandel. Gewinn und Gewissen, Neumünster 1974; Andrea Weindl, Die Kurbrandenburger im ‚atlantischen System‘, 1650–1720, Köln 1998, in: Arbeitspapiere zur Lateinamerikaforschung https://lateinamerika.phil-fak.uni-koeln.de/fileadmin/sites/aspla/bilder/arbeitspapiere/weindl.pdf (10.02.2024). Zudem erschienen in den letzten 15 Jahren diverse impulsgebende Aufsätze verschiedenen geografischen Zuschnitts, die mit einem knapperen Umfang aber zwangsläufig andere Ansätze verfolgten. Siehe neben Rössler etwa Klaus Weber, Deutschland, der atlantische Sklavenhandel und die Plantagenwirtschaft der Neuen Welt (15. bis 19. Jahrhundert), in: Journal of Modern European History 7 (2009), S. 37–67; Magnus Ressel, Hamburg und die Niederelbe im atlantischen Sklavenhandel der Frühen Neuzeit, in: WerkstattGeschichte 66/67 (2014), S. 75–96.

Zitation

Julian zur Lage, Rezension zu: Hagedorn, Jasper Henning: Bremen und die atlantische Sklaverei. Waren, Wissen und Personen, 1780–1860. Baden-Baden 2023 , ISBN 978-3-7560-0678-6, In: H-Soz-Kult, 08.03.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-138403>.




[Regionalforum-Saar] Vortrag "Das Grabtuch von Turin"

Date: 2024/03/11 20:45:18
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Das Grabtuch von Turin

Am Dienstag, 26. März 2024, ab 17.30 Uhr hält Ute Hennig aus St. Wendel einen bebilderten Vortrag mit dem Thema „Das Grabtuch von Turin“.

Keine Reliquie der Kirche ist so intensiv untersucht worden, keine Reliquie ermöglicht mehr Erkenntnisse, keine ist umstrittener als das "Turiner Grabtuch". Wir betrachten die naturwissenschaftlichen Ergebnisse, die historischen Quellen und die im Tuch enthaltenen Informationen zur Todesstrafe in der Antike: die Kreuzigung.
Ein faszinierendes Stück Kulturgut - ob für Gläubige oder Agnostiker.

Der Vortrag findet im Rahmen der Monatstreffen der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) im Lesesaal des Landesarchivs Saarbrücken statt.
Der Eintritt ist frei.
Gäste sind uns immer stets willkommen.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF)

[Regionalforum-Saar] „Monumente des Krieges und das Wesen des Deutschseins“

Date: 2024/03/11 20:49:43
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Klaus Gietinger aus Saarbrücken, der vor ein paar Jahren den Film über Lenchen Demuth drehte, hat einen Dokumentarfilm mit dem Titel „Monumente des Krieges und das Wesen des Deutschseins“ gedreht.

Die Premiere findet am Mittwoch, den 20. März 2024 um 20 Uhr im Filmhaus Saarbrücken statt.

Den Trailer gibt es hier: https://youtu.be/9pL6Ju7POlg?si=doiWJPvpR6n_sSos

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Schülerinnen- und Schüle rleben im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Aufwachsen , Alltag und Freizeit von Schülerinnen und Schülern höherer Schulen im deutschen Sprachraum und ihre Erforsch ung

Date: 2024/03/13 08:42:14
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Schülerinnen- und Schülerleben im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Aufwachsen, Alltag und Freizeit von Schülerinnen und Schülern höherer Schulen im deutschen Sprachraum und ihre Erforschung

Herausgeber Daniel Gerster, Carola Groppe
Erschienen Bad Heilbrunn 2023: Verlag Julius Klinkhardt
Anzahl Seiten 365 S.
Preis € 24,90
ISBN 978-3-7815-2581-8

Inhalt => meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-78970.pdf

Rezensiert für die Historische Bildungsforschung Online bei H-Soz-Kult von: Sandra Wenk, Institut für Pädagogik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Der vorliegende Sammelband geht von einer bereits länger beklagten Leerstelle (erziehungs-)historischer Forschung aus.1 Trotz umfassender Beschäftigung mit der Geschichte von Jugend und Jugendlichen sowie einem neuen Interesse an der Kindheitsgeschichte und damit verbundenen Appellen, die Agency von Heranwachsenden ernst zu nehmen, sind Schüler als soziale Gruppe und Akteur:innen bisher kaum berücksichtigt worden. Der von Daniel Gerster und Carola Groppe herausgegebene Band verfolgt nun den Anspruch, sich „erstmals intensiv mit der Frage [auseinanderzusetzen], wie sich Aufwachsen, Alltagsleben und Freizeitverhalten von Schülerinnen und Schülern höherer Schulen gestalteten und welche Wege ihrer Erforschung es gibt“ (S. 10). Er bezieht sich (mit Ausnahme eines komplementär angelegten Beitrags) auf höhere Schulen im deutschsprachigen Raum im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Wie Gerhard Kluchert in der inhaltlichen, die Forschung systematisierenden Einführung mit Blick auf den Anteil dieser Schülergruppe an den Gleichaltrigen herausstellt, werden damit „ausgesprochene Ausnahmeerscheinungen“ fokussiert. Zwar war der Schulbesuch für fast alle Heranwachsenden seit dem späten 19. Jahrhundert zu einer Alltagserfahrung geworden, jedoch besuchte nur ein geringer Anteil eines Jahrgangs höhere Schulen. Erst gegen Ende der ersten deutschen Republik, so argumentiert Kluchert, hätte sich das Schülersein an den höheren Schulen von „einem exklusiven Randphänomen zu einer gängigen und stilbildenden Jugend-Gestalt“ gewandelt (S. 18). Diese Engführung ist zu berücksichtigen. Doch besteht die Produktivität des Zuschnitts darin, dass der Band die Heterogenität dieser Gruppe höherer Schüler demonstriert und dabei unterschiedliche Zugänge sowie die Analyse verschiedener Quellenarten vereint. Der Begriff des Schülerlebens ist gut gewählt, weil er im Gegensatz zu den vorliegenden kulturhistorischen schulgeschichtlichen Arbeiten vor allem außerunterrichtliche Aspekte in den Blick nimmt. Als Beitrag zur im deutschsprachigen Raum weitgehend vernachlässigten Alltagsgeschichte von Schule stellt er einen anregenden Perspektivwechsel zur lange dominierenden Struktur- und derzeit bestimmenden Expert:innen- und Wissensgeschichte dar.2

Mehrere Beiträge beschreiben die Ausbildung einer Schülerkultur an höheren Schulen im Spannungsfeld von schulischen Anforderungen und neu entstandenen Möglichkeitsräumen von Jugendlichen. Joachim Scholz widmet sich frühen Schülerzeitungen, deren Anfänge er entgegen der gängigen Deutung nicht auf pädagogische Ambitionen unter dem Einfluss von Jugendbewegung und Reformpädagogik zurückführt, sondern auf Aktivitäten von Schülern selbst „unter dem Eindruck des sich ausbreitenden Pressewesens und einer sich etablierenden Schulöffentlichkeit und Schülerkultur an den höheren Schulen“ (S. 44). Vor allem seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hätten sich einige überregionale Zeitungen mit hoher Auflage entwickelt. Sie blickten zum Teil spöttisch auf den Schulalltag und waren doch von ihm geprägt, da etwa die Themenstellungen Einflüsse des Aufsatzunterrichts erkennen ließen und die Haltung der Schreibenden einen gymnasialen Habitus offenbarte.

Die männliche Schülerkultur an den höheren Schulen war zudem durch eine Peerkultur charakterisiert, die sich an studentischen Zusammenschlüssen orientierte. Dennis Mathie und Carola Groppe zeigen, dass das in Deutschland weit verbreitete Pensionswesen – im frühen 20. Jahrhundert lebte bis zu ein Fünftel der höheren Schüler zeitweise in privaten Pensionen außerhalb ihres Heimatortes – Schülern Freiräume verschaffte und begünstigte, dass sich gleichaltrige Jugendliche in Korporationen zusammenschlossen. Anders als an der Universität waren diese Verbindungen streng verboten, was den eigenen Rechtsstatus von Schülern deutlich macht und vermutlich auf unterschiedliche Leitbilder beider Institutionen verweise.
Li Gerhalter untersucht Erinnerungspraktiken wie den Austausch von Fotografien oder Poesiealben in deutschen und österreichischen Mädchenschulen des frühen 20. Jahrhunderts. In ihnen schlugen sich zeitspezifische Emotionen, wie zum Beispiel Schwärmereien gegenüber Mitschülerinnen und Lehrerinnen, aber auch schulische Hierarchien nieder, die durch technische Neuerungen wie Amateurfotoapparate mitunter unterlaufen worden seien. Die rege Zirkulation der Erinnerungsgegenstände und deren genaue Dokumentation durch die Schülerinnen führt Gerhalter jedoch auf eine „Identifikation mit der Institution Schule“ (S. 157) zurück.

Die Leistungsanforderungen und Bildungsaspirationen höherer Schüler bilden einen weiteren Schwerpunkt. Denise Löwe verfolgt am Beispiel von sogenannten „Bildungsgängen“ des frühen 20. Jahrhunderts – von Abiturient:innen im Kontext der Reifeprüfung zu verfassende Texte über ihren bisherigen Bildungsweg –, wie Schüler sich in Zeiten der Öffnung der höheren Bildung zu den an sie gestellten Ansprüchen positionierten. In den Lebensläufen werden neben dem deutlichen Einfluss der sozialen Herkunft Unterschiede zwischen Freizeitaktivitäten und außerschulischen Bildungsinteressen erkennbar. Während die Schüler des humanistischen Gymnasiums die Freizeit vor allem alleine und mit „auf einen Kanon der Hochkultur“ (S. 86) begrenzten Aktivitäten verbrachten, beschrieben Realgymnasiasten und Oberrealschüler stärker gemeinschaftliche und jugendkulturell geprägte Tätigkeiten. Es wäre lohnend, diesem interessanten Hinweis auf die schulform- und schichtspezifische Freizeitgestaltung und ihrem Wandel weiter nachzugehen.

In Tagebüchern von männlichen Jugendlichen sei der Schulbesuch erstaunlich wenig präsent, hält Sylvia Wehren für die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert fest. Zwar fänden sich summarische Berichte zu Stundenplänen, Unterrichtsmethoden und Lehrpersonen wie zu besonderen Ereignissen. Das Alltägliche und „der eigene Status als Schüler“ (S. 113) hingegen seien kaum thematisiert worden. Demgegenüber seien individuelle Bildungsprojekte akribisch dokumentiert und berufliche Ambitionen reflektiert worden. Hieran schließt sich die Frage an, ob aus diesen ersten Befunden eher Schlüsse über die kulturelle Praxis des Tagebuchführens oder das Verhältnis bildungsbürgerlicher Jungen zur Schule zu dieser Zeit gezogen werden können.

Dass sich Schüler zu den an sie gestellten Leistungsnormen eigensinnig verhielten, zeigt Daniel Gerster anhand einer Auswertung von Schülerbriefen der Internatsschule Pforta. Die Jungen verfolgten „sehr unterschiedliche Strategien des Erwartungsmanagements“ (S. 130) und betonten bei schulischem Misserfolg etwa Erfolge auf anderen Gebieten. Auch Gerster beschreibt Schülerverbindungen als „Zentrum einer alternativen ‚eigensinnigen‘ ‚Schülerkultur‘“ (S. 122), zu der Initiationsriten, Alkohol und Gewalt gehörten, wobei sich die Briefe vor allem auf Andeutungen beschränkten.

Zwei Beiträge widmen sich der erinnerten Schulzeit. Elke Kleinau befasst sich mit Lehrerinnenbildungsanstalten im Nationalsozialismus und stellt eine nachhaltige Prägung der Absolventinnen fest, die sich darin äußere, dass die Schulzeit als aufregende, unpolitische Episode erinnert werde. Pia Schmid argumentiert anhand von Autobiografien von Protagonistinnen der bürgerlichen und der proletarischen Frauenbewegung, dass nur in den Texten letzterer die soziale Klassenzugehörigkeit thematisiert wurde. Dabei ist eine aufschlussreiche Pointe, dass der (außerschulische) Bildungs- und Politisierungsprozess letztlich auch bei diesen Frauen zur Entwicklung eines (bürgerlichen) Ideals von Kindheit und Jugend als Moratorium beitrug.

Weitere Beiträge behandeln Aspekte wie Schulreisen (Gräbe), stellen Überlegungen zu einem kindheitswissenschaftlichen Zugriff auf das Internatsleben an (Leitner), kontrastieren das Schulleben an höheren Schulen mit der Schulsituation von in der Fabrikarbeit beschäftigten Kindern (Schütz) und skizzieren die Überlieferungssituation der Schulen aus archivarischer Sicht (Holzapfl, Hermes-Wladarsch).

Der Band demonstriert, welche Potentiale die Schülergeschichte hat. Zu seinen Vorzügen zählen die Überlegungen zu geeigneten Quellen und deren differenzierte Analysen. Schüler werden darin als Akteur:innen begriffen, ohne dass die Machtverhältnisse, in denen sie standen, außer Acht gelassen werden. Die Ergebnisse bestätigen zumeist Befunde zur bürgerlichen Sozialisation. Hier erscheint es gewinnbringend, noch genauer nach den Spezifika schulischer Bildung im bürgerlichen Aufwachsen zu fragen, vor allem aber auch andere Schulmilieus einzubeziehen. Dass sehr verschiedene Facetten des Schülerseins betrachtet werden, ist Stärke und Schwäche zugleich, denn damit stellt sich auch die Frage nach den übergreifenden Erkenntnisinteressen und Perspektiven einer Schülergeschichte. Zwar werden ältere Deutungen, die Kluchert einführend anspricht, etwa der Prozess der Scholarisierung als Disziplinierung, differenziert; übergreifende Fragen werden aber insgesamt wenig diskutiert. Bevor also weitere Details des Schüleralltags bis zum „Pausenbrot“ (S. 31) ausgeleuchtet werden, wäre es gewinnbringend, noch stärker die größeren Anschlussperspektiven in Geschichts- und Erziehungswissenschaft herauszustellen. Der gewählte Untersuchungszeitraum ist fraglos zentral, weil in ihm Schule nicht nur zu einer neuen zentralen Sozialisationsinstanz für Kinder und Jugendliche, sondern das erfolgreiche Absolvieren auch zur Voraussetzung „sozialen Aufstiegs und sozialer Reproduktion“ (S. 201) wurde. Diesem grundlegenden Wandel für das Aufwachsen und der neuen Rolle, die der Schulbesuch etwa für politische Sozialisation oder die Erfahrung sozialer Ungleichheit hatte – gerade nicht nur als Ort der Vermittlung, sondern auch als sozialer Raum von Gleichaltrigen – sollte weiter nachgegangen werden. Dabei wäre es lohnend, die Schülerperspektive nicht allein für den engeren Bereich der Schulgeschichte, sondern auch für weitere Bereiche der Kindheits- und Jugendgeschichte wie zum Beispiel jugendliche Sexualität oder Massen- und Konsumkultur zu verfolgen.

Insgesamt wirft der Band Grundfragen der Schulgeschichte auf, wie sie schon lange nicht mehr gebündelt diskutiert wurden und er demonstriert zudem, wie wichtig eine stärkere Verschränkung von Kindheits- bzw. Jugend- und Schulgeschichte ist. Es wäre daher nur wünschenswert, wenn diese Impulse aufgegriffen würden.

Anmerkungen:
1 Vgl. Andreas Gestrich, Vergesellschaftungen des Menschen. Einführung in die Historische Sozialisationsforschung, Tübingen 1999, S. 134–135.
2 Zu den Erträgen letzterer im Bereich der Schülergeschichte vgl. Philipp Eigenmann / Thomas Ruoss, Schüler in der historischen Bildungsforschung, in: Hedda Bennewitz / Heike de Boer / Sven Thiersch (Hrsg.), Handbuch der Forschung zu Schülerinnen und Schülern, Münster 2022, S. 25–32.
[3] Vgl. dazu Carola Groppe, Im deutschen Kaiserreich. Eine Bildungsgeschichte des Bürgertums 1871–1918, Wien 2018.
Zitation
Sandra Wenk, Rezension zu: Gerster, Daniel; Groppe, Carola (Hrsg.): Schülerinnen- und Schülerleben im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Aufwachsen, Alltag und Freizeit von Schülerinnen und Schülern höherer Schulen im deutschen Sprachraum und ihre Erforschung. Bad Heilbrunn 2023 , ISBN 978-3-7815-2581-8, In: H-Soz-Kult, 13.03.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-137585>.


[Regionalforum-Saar] Wie ein Deutscher Südfrankrei ch (er)lebt

Date: 2024/03/15 10:39:31
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Heute in der Saarbrücker Zeitung, Regionalteil St. Wendel:

Neu erschienen: Wie ein Deutscher Südfrankreich (er)lebt

Von Thorsten Grim Redakteur Lokalredaktion St. Wendel

Es ist die große Liebe, die der aus Namborn stammende Joachim Ferrang im Süden Frankreichs gefunden hat. Doch damit ist nicht etwa ein Mensch gemeint, sondern Südfrankreich selbst, wo er mehrere Monate im Jahr lebt. Im eigenen kleinen Häuschen. „Wenn ich dann ein paar Wochen nicht dort war, bekomme ich Sehnsucht, dann habe ich richtiges Heimweh“, bekennt er bei einem Besuch in der St.Wendeler Lokalredaktion der Saarbrücker Zeitung. Wobei es selbstredend schön sei, bei den regelmäßigen Aufenthalten in der ersten (oder inzwischen zweiten?) Heimat Familie, Freunde und Bekannte zu treffen. Ferrang wohnt, wenn er nicht in Frankreich lebt, in der Kreisstadt St.Wendel.

Derzeit hält sich sein Heimweh aber – zumindest noch – in Grenzen. Denn erstens hat er einen Auftrag und zweitens etwas mitgebracht, das die Sehnsucht ein wenig lindert – beides hängt zusammen: Die Sehnsucht lindert ein Buch namens „Esprit Du Sud – Mein Jahr in Südfrankreich“. Geschrieben von Joachim Ferrang. Und nun ist der autodidaktische Filmemacher, Fotograf und Autor im Saarland, um das 218-seitige Werk, das er seinen Freunden und Bekannten in Südfrankreich gewidmet hat, vorzustellen und zu bewerben. Das ist der Auftrag, den er sich selbst gegeben hat.

„Ich bin ein französischstämmiger Deutscher“, sagt Ferrang. Seine Vorfahren väterlicherseits stammten aus der Region Clermont-Ferrand im Herzen Frankreichs. Und auch sein Familienname komme vom französischen Wort „Fer“, also Eisen. „Ich habe da mal ein bisschen nachgeforscht: Das müssen wohl Hüttenbesitzer gewesen sein.“ Hugenotten, die als französische Protestanten Ende des 17.Jahrhunderts wegen ihres Glaubens aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Jedenfalls passt er damit gut ins von Kohle und Stahl geprägte Saarland, das als ‘französischstes’ aller deutschen Bundesländer gilt. Er sei schon immer der französischen Lebensweise zugewandt gewesen. Da komme er ganz nach seinem Vater.

„Bei uns zuhause ist es französisch zugegangen. Allerdings ohne dass das von mir als Kind wirklich wahrgenommen wurde. Erst im Nachhinein wurde mir das wirklich bewusst. Wenn bei anderen der Kaffee aufgetischt wurde, gab es bei uns Wein“, erzählt er schmunzelnd. Morgens trank der Papa seinen Milchkaffee aus einer Bowl, also einer Art Schüssel, tunkte sein Brötchen oder Croissant darin, um danach den mit Milch verdünnten Wachmacher genüsslich auszuschlürfen.

Ein Stück weit ist Ferrangs Buch auch eine Reminiszenz an seine Mama. Diese habe im Alter von 92 Jahren damit begonnen, gemeinsam mit ihrem Sohn die Erlebnisse während der Nazi-Zeit aufzuarbeiten. „Warum hat man damals so gedacht, wie man gedacht hat? Das kann ich bis heute nicht verstehen. Und meine Mama konnte es damals auch nicht mehr.“ Den Kindern ihrer Generation und denen davor sei halt eingetrichtert worden, dass die Franzosen die Erzfeinde der Deutschen seien. „Sie hat dann immer gesagt: Seht bloß zu, dass so etwas nie wieder passieren kann.“
Und auch in diesem Sinne sei ihm dieses Buch wichtig: Es ist als Brücke zur Verständigung mit und des Verständnisses für unsere Nachbarn gedacht, den Franzosen, die besonders von den linksrheinisch lebenden Menschen heute eher als Erzfreunde betrachtet werden.

Ferrangs Buch „Esprit Du Sud“ ist „nicht nur eine Sammlung von Geschichten – es ist ein Fenster in die Seele Südfrankreichs, geöffnet von jemandem, der diese Welt nicht nur beobachtet, sondern in ihr lebt, atmet und sie tief versteht“, heißt es in der Pressemappe zur Buchveröffentlichung. Geboren 1960 im Saarland, „vereint der Autor eine faszinierende Mischung aus deutscher Präzision und französischem Flair. Seine Wurzeln reichen tief in das Herz Frankreichs, was ihm eine einzigartige Perspektive auf die lebendige und oft rätselhafte Kultur Südfrankreichs ermöglicht. Diese binationale Herkunft prädestiniert ihn geradezu als Brückenbauer zwischen den beiden Kulturen – eine Rolle, die er in seinem zweiten Buch mit Bravour ausfüllt“.

Während seiner Zeit in Südfrankreich erlebt Ferrang das Alltagsleben, die ungeschriebenen Regeln und die feinen Nuancen der südfranzösischen Mentalität aus erster Hand. Diese Erfahrungen bilden das Fundament seiner Erzählungen, die von authentischen Begegnungen und amüsanten Missverständnissen geprägt sind.

In 23 kurzweiligen Geschichten, die persönliche Erlebnisse widerspiegeln, nimmt der französischstämmige deutsche Wahlfranzose seine Leser mit nach Südfrankreich. Ferrang erzählt von den charmanten Eigenheiten und den manchmal herausfordernden Tücken des südfranzösischen Alltags. Von amüsanten Missverständnissen mit Handwerkern und Behörden bis hin zu tiefgründigen Begegnungen mit den Einheimischen – die Geschichten sind ein Kaleidoskop des Lebens im Süden Frankreichs.

Der gebürtige Namborner zeigt auf humorvolle Weise, wie Deutsche und Franzosen ticken – von der deutschen Pünktlichkeit bis hin zum französischen Savoir-vivre, das „mehr Fallstricke hat, als man vielleicht denkt“, sagt der Autor wissend lächelnd. In der Pressemappe heißt es: „Begleiten Sie den Autor auf seinen Abenteuern in seinem kultigen 2CV und erfahren Sie, wie er mit Hilfe seiner südfranzösischen Nachbarn Paco und Madeleine in die Gemeinschaft integriert wird. Erleben Sie, wie er lernt, dass Pastis und Wein nicht nur Getränke, sondern ein Teil der südfranzösischen Seele sind, und wie die Siesta seinen Tagesrhythmus verändert.“

Nach 26 Jahren in Südfrankreich ist der Autor nicht nur angekommen, er ist Teil der Gemeinschaft geworden. Seine Geschichten sind ein Zeugnis dafür, dass das Leben im Süden Frankreichs anders tickt.

Das Buch „Esprit Du Sud – Mein Jahr in Südfrankreich“ von Joachim Ferrang ist im Buchhandel und online erhältlich als Hardcover mit der ISBN 978-3-384-07575-8 für 22,99 Euro und als e-Book mit der ISBN 978-3-384-07576-5 für 8,99 Euro.

[Regionalforum-Saar] Grewenig gegen Tholey, yter Teil

Date: 2024/03/15 10:44:36
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Heute in der Saarbrücker Zeitung, Saarlandteil

Wegducken löst unsere Zukunftsfragen nicht
Von Meinrad Maria Grewenig

530 große christliche Kirchen bestimmen mit ihrer Architektur die Städte und Gemeinden des Saarlandes und sind deren städtebauliche Fixpunkte. 390 Kirchengebäude sind katholisch und 140 evangelisch. Rechnerisch besitzt jede der 53 eigenständigen Kommunen im Land zehn Gotteshäuser. Hinzu kommen die Synagoge in Saarbrücken, die Moschee in Sulzbach und die Reihe von Kapellen und kirchlichen Versammlungsräumen.

Ihre faszinierenden Innenräume verweisen in eine andere Welt. Die meisten dieser Kirchen entstanden in dem prosperierenden Zeitabschnitt des industriellen Aufbruchs des Saarlandes in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn und nach der Mitte des 20. Jahrhunderts. Das Aussehen dieser Gotteshäuser orientierte sich überwiegend am Erscheinungsbild mittelalterlicher Kirchengebäude.

In den letzten Jahren rückte die Abteikirche Tholey in den Fokus der Öffentlichkeit. Externes großherziges Stiftertum hat dort durch die Generalsanierung Außerordentliches geleistet. Gekrönt wurde das Projekt durch die drei Chorfenster von Gerhard Richter, die mithalfen, die Abtei Tholey ins Zentrum der Weltöffentlichkeit zu katapultieren. Diese besondere Verbindung von vergangener Gedankenwelt mit aktueller zeitgenössischer Kunst eröffnet als Zukunftsprojekt gewaltige Chancen. Würde dieses Unterfangen mit geistlichem Leben erfüllt werden, wäre das ein Königsweg in die Zukunft.

Vor gut 2000 Jahren entstand im Abendland die Vorstellung, dass sich über der täglichen Welt, in der sich viele Götter tummelten, eine einzige überweltliche Instanz des Göttlichen besteht. In Mitteleuropa ereignete sich eine Christianisierung von unvorstellbarem Ausmaß. Der Glaube an den einen Christengott entwickelte sich zur Weltreligion. Man setzte die Koordinaten der Zeit neu und begann mit dem Jahr null.

Es etablierte sich eine Weltordnung, die von Gottes Gnaden abgeleitet war. Es entstanden heilige Räume und heilige Festtage mit heiligen Gefäßen. Heiligmäßige Männer wirkten als Priester, Ordensleute, Bischöfe, Kardinäle und Päpste. Erzbischöfe bestimmten als Kurfürsten die Geschicke des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nahezu 1500 Jahre. Sie wählten den Deutschen Kaiser und verkörperten „Staatsmacht“.

Die Französische Revolution setzte um 1800 mit ihrem Schlachtruf nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit im Schulterschluss mit dem Rationalismus neue Grundlagen und stellte die bestehende Weltordnung radikal auf den Kopf. Kirchen wurden zu Lagerhäusern, Ställen oder Tempeln der Vernunft. Staatsgewalt sollte fortan nicht mehr von der Gnade Gottes abhängig sein, sondern fanden ihre Legitimation in der Demokratie, die vom Volke ausging, und in Regierungen, die von ihm gewählt wurden.

Die Französische Revolution beendete durch die Gewaltenteilung und die Trennung von Kirche und Staat scheinbar diese über viele Jahrhunderte wirkende Verknüpfung des Heiligen mit der Staatsmacht. Gleichzeitig führte die Industriekulturzeit mit ihrer Explosion von Innovationen in Europa zum größten Wohlstand der Menschheit in der Geschichte.

Dieser epochale Einschnitt beendet nicht die Sehnsucht der Menschen nach dem Heiligen. Durch die Verlagerung in die Welt des Persönlichen tritt das genaue Gegenteil ein – auch im Saarland. Die neue wirtschaftliche Kraft führt zu einem unvorstellbaren Bauboom in der Errichtung sakraler Gebäude und Gotteshäusern und einer Renaissance des christlichen Glaubens. Meist waren bürgerliche Kirchbauvereine ihre Wurzel.

Die Machtfantasien der Kleriker mit ihrer „absoluten Kirchenregierung“ retten sich in den Bistümern und Kirchenprovinzen über die Zeit. Sie werden heute zum Auslöser eines Erosionsprozesses, der den Kirchen das finanzielle und spirituelle Fundament entzieht.

Die Kirchenaustritte haben in Deutschland ein einsames Rekordniveau erreicht. Dieser Absturz hat im Innersten der Glaubensgemeinschaften seinen Ursprung. Kirchenmänner haben bewusst und zum persönlichen Nutzen sexuellen und geistlichen Missbrauch betrieben. Sie zerstörten damit den Markenkern des Heiligen.

Die christlichen Kirchen sind im freien Fall und finden kein Mittel zur Heilung. Statt offen diese menschenverachtenden Zustände zu sanktionieren und die Verursacher zu bestrafen, wurde bis vor kurzem Rettung nur im Leugnen und in der Vertuschung dieser Missstände gesehen.

Die menschliche Sehnsucht nach dem Heiligen oder dem Göttlichen hat den Menschen kollektiv über Jahrhunderte Hoffnung, Zuversicht und Antrieb gegeben. Dieser Drang wurde zum „größten Motor“ der Zukunftsentwicklung unserer Zivilisation. Die Ideale der Französischen Revolution wurden dadurch befördert und fanden in den Verfassungen der modernen Staaten bis hin zum Grundgesetz der Bundesrepublik Verwirklichung.

Der renommierte Religionssoziologe Detlef Pollack hat gezeigt, dass auch in nicht christlich sozialisierten Ländern wie der ehemaligen DDR und Tschechien diese Sehnsucht nach dem Heiligen die Menschen antreibt.

Aktuell steuern Mitteleuropa und die Welt mit unvorstellbarer Konsequenz und Geschwindigkeit auf globale Katastrophen zu. Neue aufbrechende Kriegsherde stellen die internationale Friedensarchitektur infrage. Die Klimakrise zwingt uns zu radikalem Umdenken. Nationalistische Tendenzen und der damit verbundene politische Rechtsruck führen die Vorstellung eines vielgestaltigen Lebens ad absurdum. Unsere Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein.

Wir sind mitten in der gewaltigsten Umbruchphase der Gegenwart. Es ist dringend geboten, dass die Menschheit ihren übergeordneten moralischen Kompass und ihre Sehnsucht nach dem Heiligen neu ausrichten. Ein ikonischer Kulturort wie die „Abtei Tholey“ mit der Weltkunst von Gerhard Richter könnte mit einem professionellen Besucherkonzept, das viele Menschen berührt, dazu sehr Beachtliches beitragen. Den Mönchen erwuchs durch die Runderneuerung ihres Klosters eine Generalverpflichtung. Diese sollten sie annehmen und das versprochene geistliche Zentrum einrichten und betreiben. Sich wegducken, löst unsere Zukunftsfragen nicht.


Re: [Regionalforum-Saar] Wie ein Deutscher Südfrankrei ch (er)lebt

Date: 2024/03/15 11:10:35
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen.

Ein grundsätzlich schöner und lesenswerter Artikel - würde da nicht (schon wieder) die mittlerweile allgegenwärtige journalistische Ahnungslosigkeit aufscheinen, wenn der Verfasser den Buchautor zitiert:
"Morgens trank der Papa seinen Milchkaffee aus einer Bowl, also einer Art Schüssel, ..."
In Frankreich heißen solche Schüsseln "boule", nicht "bowl" ... diese journalistische Affinität zu englischen Begriffen hat schon fast was Pathologisches und ist oftmals gepaart mit völliger Unwissenheit dessen, was eigentlich mit dem englischen Begriff gemeint ist, für den es im Übrigen sehr oft auch einen passenden deutschen Begriff gibt. Ich erinnere in diesem Zusammenhang mal an den permanenten (falschen) Gebrauch des Begriffs "Positionen" (wörtl. Übersetzung des englischen Begriffs "positions", deutsch: "Stellungen") im Zuge der aktuellen medialen Kriegsberichterstattung. Anglizismen sind halt irgendwie "cooler" wie es scheint ...

Mit nachdenklichen Grüßen
Stefan (Reuter) 


Am Fr., 15. März 2024 um 10:39 Uhr schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>:

Heute in der Saarbrücker Zeitung, Regionalteil St. Wendel:

Neu erschienen: Wie ein Deutscher Südfrankreich (er)lebt

Von Thorsten Grim Redakteur Lokalredaktion St. Wendel

Es ist die große Liebe, die der aus Namborn stammende Joachim Ferrang im Süden Frankreichs gefunden hat. Doch damit ist nicht etwa ein Mensch gemeint, sondern Südfrankreich selbst, wo er mehrere Monate im Jahr lebt. Im eigenen kleinen Häuschen. „Wenn ich dann ein paar Wochen nicht dort war, bekomme ich Sehnsucht, dann habe ich richtiges Heimweh“, bekennt er bei einem Besuch in der St.Wendeler Lokalredaktion der Saarbrücker Zeitung. Wobei es selbstredend schön sei, bei den regelmäßigen Aufenthalten in der ersten (oder inzwischen zweiten?) Heimat Familie, Freunde und Bekannte zu treffen. Ferrang wohnt, wenn er nicht in Frankreich lebt, in der Kreisstadt St.Wendel.

Derzeit hält sich sein Heimweh aber – zumindest noch – in Grenzen. Denn erstens hat er einen Auftrag und zweitens etwas mitgebracht, das die Sehnsucht ein wenig lindert – beides hängt zusammen: Die Sehnsucht lindert ein Buch namens „Esprit Du Sud – Mein Jahr in Südfrankreich“. Geschrieben von Joachim Ferrang. Und nun ist der autodidaktische Filmemacher, Fotograf und Autor im Saarland, um das 218-seitige Werk, das er seinen Freunden und Bekannten in Südfrankreich gewidmet hat, vorzustellen und zu bewerben. Das ist der Auftrag, den er sich selbst gegeben hat.

„Ich bin ein französischstämmiger Deutscher“, sagt Ferrang. Seine Vorfahren väterlicherseits stammten aus der Region Clermont-Ferrand im Herzen Frankreichs. Und auch sein Familienname komme vom französischen Wort „Fer“, also Eisen. „Ich habe da mal ein bisschen nachgeforscht: Das müssen wohl Hüttenbesitzer gewesen sein.“ Hugenotten, die als französische Protestanten Ende des 17.Jahrhunderts wegen ihres Glaubens aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Jedenfalls passt er damit gut ins von Kohle und Stahl geprägte Saarland, das als ‘französischstes’ aller deutschen Bundesländer gilt. Er sei schon immer der französischen Lebensweise zugewandt gewesen. Da komme er ganz nach seinem Vater.

„Bei uns zuhause ist es französisch zugegangen. Allerdings ohne dass das von mir als Kind wirklich wahrgenommen wurde. Erst im Nachhinein wurde mir das wirklich bewusst. Wenn bei anderen der Kaffee aufgetischt wurde, gab es bei uns Wein“, erzählt er schmunzelnd. Morgens trank der Papa seinen Milchkaffee aus einer Bowl, also einer Art Schüssel, tunkte sein Brötchen oder Croissant darin, um danach den mit Milch verdünnten Wachmacher genüsslich auszuschlürfen.

Ein Stück weit ist Ferrangs Buch auch eine Reminiszenz an seine Mama. Diese habe im Alter von 92 Jahren damit begonnen, gemeinsam mit ihrem Sohn die Erlebnisse während der Nazi-Zeit aufzuarbeiten. „Warum hat man damals so gedacht, wie man gedacht hat? Das kann ich bis heute nicht verstehen. Und meine Mama konnte es damals auch nicht mehr.“ Den Kindern ihrer Generation und denen davor sei halt eingetrichtert worden, dass die Franzosen die Erzfeinde der Deutschen seien. „Sie hat dann immer gesagt: Seht bloß zu, dass so etwas nie wieder passieren kann.“
Und auch in diesem Sinne sei ihm dieses Buch wichtig: Es ist als Brücke zur Verständigung mit und des Verständnisses für unsere Nachbarn gedacht, den Franzosen, die besonders von den linksrheinisch lebenden Menschen heute eher als Erzfreunde betrachtet werden.

Ferrangs Buch „Esprit Du Sud“ ist „nicht nur eine Sammlung von Geschichten – es ist ein Fenster in die Seele Südfrankreichs, geöffnet von jemandem, der diese Welt nicht nur beobachtet, sondern in ihr lebt, atmet und sie tief versteht“, heißt es in der Pressemappe zur Buchveröffentlichung. Geboren 1960 im Saarland, „vereint der Autor eine faszinierende Mischung aus deutscher Präzision und französischem Flair. Seine Wurzeln reichen tief in das Herz Frankreichs, was ihm eine einzigartige Perspektive auf die lebendige und oft rätselhafte Kultur Südfrankreichs ermöglicht. Diese binationale Herkunft prädestiniert ihn geradezu als Brückenbauer zwischen den beiden Kulturen – eine Rolle, die er in seinem zweiten Buch mit Bravour ausfüllt“.

Während seiner Zeit in Südfrankreich erlebt Ferrang das Alltagsleben, die ungeschriebenen Regeln und die feinen Nuancen der südfranzösischen Mentalität aus erster Hand. Diese Erfahrungen bilden das Fundament seiner Erzählungen, die von authentischen Begegnungen und amüsanten Missverständnissen geprägt sind.

In 23 kurzweiligen Geschichten, die persönliche Erlebnisse widerspiegeln, nimmt der französischstämmige deutsche Wahlfranzose seine Leser mit nach Südfrankreich. Ferrang erzählt von den charmanten Eigenheiten und den manchmal herausfordernden Tücken des südfranzösischen Alltags. Von amüsanten Missverständnissen mit Handwerkern und Behörden bis hin zu tiefgründigen Begegnungen mit den Einheimischen – die Geschichten sind ein Kaleidoskop des Lebens im Süden Frankreichs.

Der gebürtige Namborner zeigt auf humorvolle Weise, wie Deutsche und Franzosen ticken – von der deutschen Pünktlichkeit bis hin zum französischen Savoir-vivre, das „mehr Fallstricke hat, als man vielleicht denkt“, sagt der Autor wissend lächelnd. In der Pressemappe heißt es: „Begleiten Sie den Autor auf seinen Abenteuern in seinem kultigen 2CV und erfahren Sie, wie er mit Hilfe seiner südfranzösischen Nachbarn Paco und Madeleine in die Gemeinschaft integriert wird. Erleben Sie, wie er lernt, dass Pastis und Wein nicht nur Getränke, sondern ein Teil der südfranzösischen Seele sind, und wie die Siesta seinen Tagesrhythmus verändert.“

Nach 26 Jahren in Südfrankreich ist der Autor nicht nur angekommen, er ist Teil der Gemeinschaft geworden. Seine Geschichten sind ein Zeugnis dafür, dass das Leben im Süden Frankreichs anders tickt.

Das Buch „Esprit Du Sud – Mein Jahr in Südfrankreich“ von Joachim Ferrang ist im Buchhandel und online erhältlich als Hardcover mit der ISBN 978-3-384-07575-8 für 22,99 Euro und als e-Book mit der ISBN 978-3-384-07576-5 für 8,99 Euro.

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[Regionalforum-Saar] Vortrag "Lauter einfache Leute - über das Leben von Dienstboten, Tagwerkern und Wanderha ndwerkern"

Date: 2024/03/18 17:14:56
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

0. März 2024, 18 Uhr
Lauter einfache Leute - über das Leben von Dienstboten, Tagwerkern und
Wanderhandwerkern
- Reich? -  Arm? - Übergänge, innerfamiliäre und äußere Faktoren
- Entwicklung der Gesellschaft vom Mittelalter bis heute
- Haus und Gesellschaft
- Hierarchie der Stadtbevölkerung und Landbevölkerung
- Endstation Betteln: Umgang mit Bettlern
- Bettelordnung und Schubsystem
- Bettelgeschichte in Wien
- Grenzen passieren in der Habsburger Monarchie
- "Spitzbubensprache"/ Räuberbanden
- Forschungsquellen

Vortragende: Angelika SCHMALBACH
Bitte hier anmelden:
Bitte hier anmelden:
(https://us06web.zoom.us/meeting/register/tZUsdOihqDwjE9aAvQBcDXfNDMwXgEiLpxnO)

[Regionalforum-Saar] Fwd: Vortrag "Lauter einfache Leute - über das Leben von Dienstboten, Tagwerkern und W anderhandwerkern" am 20. März

Date: 2024/03/18 21:03:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Tut mir leid, hab das Datum verstümmelt:

Mittwoch, 20. März 2024, 18 Uhr

Lauter einfache Leute - über das Leben von Dienstboten, Tagwerkern und
Wanderhandwerkern
- Reich? -  Arm? - Übergänge, innerfamiliäre und äußere Faktoren
- Entwicklung der Gesellschaft vom Mittelalter bis heute
- Haus und Gesellschaft
- Hierarchie der Stadtbevölkerung und Landbevölkerung
- Endstation Betteln: Umgang mit Bettlern
- Bettelordnung und Schubsystem
- Bettelgeschichte in Wien
- Grenzen passieren in der Habsburger Monarchie
- "Spitzbubensprache"/ Räuberbanden
- Forschungsquellen

Vortragende: Angelika SCHMALBACH
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(https://us06web.zoom.us/meeting/register/tZUsdOihqDwjE9aAvQBcDXfNDMwXgEiLpxnO)

[Regionalforum-Saar] morgen: Doku „Monumente des Krieges“ hat Uraufführung in Saarbrücken

Date: 2024/03/19 09:30:17
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Heute in der SZ und morgen in Saarbrücken im Kino:

Doku „Monumente des Krieges“ hat Uraufführung in Saarbrücken

Mit Peter Altmaier und Heiko Maas Dokumentarfilm-Premiere in Saarbrücken: In „Monumente des Krieges“ wird viel diskutiert

Saarbrücken · Uraufführung in Saarbrücken: Die Dokumentation „Monumente des Krieges und das Wesen des Deutschseins“ läuft am Mittwoch im Filmhaus.

Von Tobias Kessler Reporter Kultur

Ist das ein Seufzen? Ist Peter Altmaier leicht genervt? Jedenfalls atmet er hörbar laut aus, bevor er antwortet. Auf die Frage, ob der mehrmals kriegsführende Otto von Bismarck nicht mit Wladimir Putin zu vergleichen sei, sagt er geduldig: „Otto von Bismarck war zweifellos einer der wirkmächtigsten Politiker des 19. Jahrhunderts.“ Putin sei bloß ein „aggressiver Angriffskrieger, der ein unschuldiges Land überfallen hat“. Bismarck habe sich politisch, sagt der CDU-Mann, „durchaus im Rahmen des im 19. Jahrhundert Üblichen bewegt“. Kriege habe er „nicht gewollt, aber er ist ihnen auch nicht ausgewichen, wenn er der Auffassung war, dass sie unvermeidlich sind“. Heiko Maas sieht das anders. Der ehemalige Bundesjustiz- und Außenminister (SPD) zählt sich „nicht zum Bismarck-Fanclub“; für ihn ist der „eine der umstrittensten historischen Persönlichkeiten in Deutschland“.

Darum geht es in der Doku

So beginnt die Doku „Monumente des Krieges und das Wesen des Deutschseins“. Regisseur/Autor Klaus Gietinger schlägt einen Bogen vom Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 bis ins Heute, von Spichern geht es über das Saarland nach Afrika, nach Berlin und zurück. Um deutsche Politik geht es, um die gemeinsame Geschichte von Frankreich und Deutschland, um Kolonialismus – und um Kunst. Denn Ausgangspunkt ist die Kontroverse um den bombastischen „Rathauszyklus“ von Anton von Werner (1843-1915); die Restaurierung der Gemälde durch das Historische Museum Saar wurde herzhaft diskutiert, mal begrüßt (Maas fingierte als Schirmherr der betreffenden Ausstellung), mal heftig kritisiert; nicht zuletzt und nicht am leisesten von Erich Später, Geschäftsführer der Heinrich Böll Stiftung Saar, die den Film unterstützt hat, ebenso wie die Saarland Medien. Später spricht im Film von einer „Geschichtslosigkeit sondergleichen“, von einem „Skandal, den sich das Saarland und das Historische Museum da geleistet“ hätten“.

Film kreist um die Debatte, wie mit problematischem historischen Erbe umzugehen ist

Der Filmemacher, der gerne zugibt, dass er Altmaier mit dem Bismarck-Putin-Vergleich „ein bisschen provozieren wollte, um ihn aus der Reserve zu locken“, ist kein Freund der Restaurierung. „Man hätte das Bild auch so kaputt lassen können, wie es war.“ Aber es ist ein Anlass, um die Debatte auszuweiten. Wie soll man generell mit problematischem historischen Erbe umgehen? Soll es sozusagen im Keller bleiben oder raus ans Licht, mit Erklärungen?

Gietinger hat seinen 90-minütigen, fakten- und meinungsprallen Film dreigeteilt; „Das Reich aus Eisen und Blut“ nennt sich das erste Kapitel, vor allem über die Von-Werner-Debatte, unter anderem mit ironischen Spielszenen. Kapitel 2, „Das Kolonialreich“, skizziert die Brutalität der deutschen Kolonisierung und bricht das exemplarisch lokal herunter – um die Straßennamen im Völklinger Stadtteil Heidstock geht es, die das NS-Regime einst umbenannte: nach Kolonial-Schlächtern wie Carl Peters, im Nazi-Kino glorifiziert und von Hans Albers gespielt, und auch nach Paul von Lettow-Vorbeck, 1870 in Saarlouis geboren. Er war am Völkermord an den Herero in Afrika und am Kapp-Putsch gegen die Weimarer Republik beteiligt; 1956 verlieh Saarlouis ihm die Ehrenbürgerwürde. Bei seiner Beerdigung 1964 sprach der damalige Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel (CDU), von einem „großen General (...), der durch die Weiten Afrikas zog“ und gegen jede Übermacht „unbesiegt geblieben“ sei. Zum Frösteln.

Es geht auch um die Umbenennungen von Straßen in Völklingen

Die Diskussion über Umbenennungen von Straßen in Völklingen ist bis heute kontrovers. Im Film sagt Ortsvorsteher Stephan Tautz von der Initiative „Wir Bürger“, dass viele Anwohner „zu diesen Namen stehen. Nicht weil sie politisch da angehaucht sind, sondern weil sie sagen, das gehört auch zu unserem Heidstock.“ Caroline Conrad vom „Aktionsbündnis Stolpersteine/Frieden“ spricht dagegen von „Gleichgültigkeit, Ignoranz und mangelnder Empathie“. Werner Michaltzik (SPD), Völklingens ehemaliger Polizeichef, der auch enttäuscht ist angesichts manchen Widerstands gegen Umbenennungen, will soweit nicht gehen, sondern konstatiert: „Unwissenheit ist ein großer Faktor.“ Spannend ist der Film auch durch diese Art der Montage – da reiben einige Meinungen aneinander.

„Dort haben sich Preußen und die Nazis die Hände gereicht“

Kapitel drei, „Die Reichshauptstadt“ führt nach Berlin, wo das erste Filmbild als sinniger Übergang die U-Bahn-Haltestelle „Spichernstraße“ zeigt. Was bedeuten die Restaurierung oder gar der Wiederaufbau historischer, symbolisch aufgeladener Bauten? Der des Stadtschlosses etwa oder der Garnisonskirche in Potsdam, wo Hitler und Hindenburg 1933 die Eröffnung des Reichstages feierten? Deren Rekonstruktion empfindet der Regisseur als „schlimm und unreflektiert“, wie er sagt, „dort haben sich Preußen und die Nazis die Hände gereicht“.

Im Film prallen Meinungen aufeinander

Das sieht in seinem Film nicht jeder so: Heiko Maas geht die Kritik am Wiederaufbau und besonders das in den Zusammenhangstellen mit „Reichsbürgern, Rechtsradikalen oder sonstigen Verwirrten“ doch „etwas zu weit“; für Erich Später dagegen ist die Rekonstruktion eine ganz bewusste „Erinnerung an den preußischen Machtstaat, an die Monarchie“, von „deren Verbrechen man nichts hören“ wolle. Für Jutta Ditfurth symbolisieren die Von-Werner-Gemälde und die Gebäude-Rekonstruktionen „all das, was in Deutschland gerade passiert. Rechte Kreise, reaktionäre Kreise, militaristische Kreise, antisemitische Kreise riechen einfach immer, wenn ihre Zeit gekommen ist.“ Auch darüber kann nach dem sehenswerten und sehr kurzweiligen Film diskutiert werden.

Premiere: Mittwoch, 20 Uhr, Filmhaus Saarbrücken, Mainzer Straße 8.
=> https://kinotickets.express/filmhaus-saarbruecken/sale/seats/4913
 
Mit dabei: Sophie Roßfeld, die in den Spielszenen vier Rollen übernommen hat;

Erich Später von der Heinrich Böll Stiftung Saar;
Sébastien Girard, Generalkonsul der Republik Frankreich für das Saarland;
Edouard Klein, Lothringer Lokalhistoriker aus Spichern;
Ruth Meyer, Geschäftsführerin der Saarland Medien;
Werner Michaltzik, Ehemaliger Polizeichef von Völklingen,
und Caroline Conrad, Aktionsbündnis Stolpersteine Völklingen.

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Die Eintrittskarten kosten 6 Euro pro Stück. Ich habe mir eben zwei online reserviert.

[Regionalforum-Saar] Fwd: Online-Lesung: Die Brandstifter (27.3.); Atlantisches Forum: Krieg zwischen Israel und der Hamas (22.4.); Online-Vortrag: Die politische Macht der Comedy im US-Wahlkampf (23.4.)

Date: 2024/03/20 11:44:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Title: Online-Lesung: Die Brandstifter (27.3.); Atlantisches Forum: Krieg zwischen Israel und der Hamas (22.4.); Online-Vortrag: Die politische Macht der Comedy im US-Wahlkampf (23.4.)
-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Online-Lesung: Die Brandstifter (27.3.); Atlantisches Forum: Krieg zwischen Israel und der Hamas (22.4.); Online-Vortrag: Die politische Macht der Comedy im US-Wahlkampf (23.4.)
Datum: Wed, 20 Mar 2024 11:35:59 +0100
Von: Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz e.V. <info(a)atlantische-akademie.de>
Antwort an: info(a)atlantische-akademie.de
An: alsfassen(a)web.de


 

Sehr geehrter Herr Geiger,

gerne machen wir Sie auf unsere nächsten Online-Veranstaltungen aufmerksam und laden Sie herzlich dazu ein.

 

Photo: Rowohlt

Online-Lesung & Gespräch:
Die Brandstifter

mit Annika Brockschmidt

Autorin:
Annika Brockschmidt

Mittwoch, 27. März 2024, 18.00 Uhr

online via Zoom

Sie können sich hier für die Veranstaltung anmelden.


Annika Brockschmidts neues Buch Die Brandstifter (Rowohlt 2024) zeichnet die Geschichte der Republikanischen Partei nach und stellt ihre wichtigsten Akteur*innen vor. Dabei argumentiert sie, dass die Brandmauer zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus in den USA schon immer porös war und erzählt packend, wie historische Entwicklungen und Machtkämpfe die Partei geprägt und radikalisiert haben. An diesem Abend stellt Annika Brockschmidt ihr Buch vor und diskutiert mit unserem Direktor Dr. David Sirakov, warum das Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2024 nicht nur für die USA von entscheidender Bedeutung sein wird.

In Kooperation mit:
Landeszentrale für politsche Bildung Rheinland-Pfalz
Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz e.V.

Partner:
Diese Veranstaltung findet mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts statt.



 

Photo: Canva

Atlantisches Forum Online:
Krieg zwischen Israel und der Hamas

Panel:
Mareike Enghusen, Tagesspiegel
Dr. Steffen Hagemann, RPTU Kaiserslautern

Moderation:
Doris Maull, SWR Baden-Baden

Montag, 22. April 2024, 18.00 Uhr

online via ClickMeeting

Sie können sich hier für die Veranstaltung anmelden.


In unserem ersten Atlantischen Forum im Sommersemester 2024 beschäftigen wir uns intensiv mit dem Nahostkonflikt, dem Krieg Israels gegen die Hamas in Gaza sowie der US-Außenpolitik in der Region. Moderiert von Doris Maull vom SWR sprechen in einer digitalen Podiumsdiskussion Mareike Enghusen vom Tagesspiegel und Dr. Steffen Hagemann von der RPTU Kaiserslautern-Landau über die aktuellen Entwicklungen in der Region.

In Kooperation mit:
Politikwissenschaft, RPTU Kaiserslautern




 

Photo: Canva

Online-Vortrag:
Saturday Night Live, The Daily Show und die politische Macht der Comedy
im US-Wahlkampf 2024

Referentin:
Caroline Leicht, University of Southampton

Dienstag, 23. April, 18.00 Uhr

online via ClickMeeting

Sie können sich hier für die Veranstaltung anmelden.


Comedy als Wahlkampfstrategie? In den USA durchaus nicht ungewöhnlich. Politische Comedy wird schon länger als mehr als nur Entertainment gesehen und unter den Wähler*innen werden Programme wie The Daily Show und Saturday Night Live häufiger als politische Informationsquelle genannt als viele traditionelle Nachrichtenmedien. Neben dieser Rolle als Nachrichtenquelle kann Comedy jedoch noch viel mehr: In den vergangenen Wahljahren hat politische Comedy sowohl Meinungen über Kandidat*innen beeinflusst als auch zu mehr demokratischer Beteiligung geführt. Programme wie Saturday Night Live sind mittlerweile zu einem wichtigen Teil des Wahlkampfs geworden, wie zuletzt für Nikki Haley. Aber warum hat politische Comedy einen so großen Einfluss auf die amerikanische Politik? Und wie wird Comedy in diesem Jahr als Wahlkampfstrategie und zur politischen Kommunikation genutzt? Über diese Fragen und mehr sprechen wir im April mit Caroline Leicht.



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[Regionalforum-Saar] AHNENFORSCHUNG IN DEN USA: DIE U S-VOLKSZÄHLUNG

Date: 2024/03/20 23:21:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Freundinnen und Freunde der Genealogie,

der Ahnenforscher Stammtisch Unna, die Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund und die Germanic Genealogy Society in Minneapolis, Minnesota, USA, möchten euch sehr herzlich zu ihrer folgenden gemeinsamen Online-Veranstaltung auf Zoom einladen:

Gemeinsamer Online-Vortrag:

AHNENFORSCHUNG IN DEN USA: DIE US-VOLKSZÄHLUNG
Finden Sie Ihre Familie in den Volkszählungsunterlagen

mit der Referentin Barbara Stanculescu

am Donnerstag, dem 21. März 2024 um 19.00 Uhr auf Zoom!

Wir möchten in einer kleinen Reihe von Online-Vorträgen über die Forschungsmöglichkeiten in den USA informieren.

Einlass in den Zoom-Meeting-Raum ab 18.30 Uhr.

Einladung mit Teilnahmemöglichkeit:

https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de/2024/03/06/online-vortrag-die-u-s-volksz%C3%A4hlung-ahnenforschung-in-den-usa-am-21-03-2024/

Wir würden uns sehr darüber freuen, euch zu dieser Online-Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

Liebe Grüße

Im Auftrag des Ahnenforscher Stammtisches Unna, des Roland zu Dortmund und der Germanic Genealogy Society.

Georg (Palmüller)

[Regionalforum-Saar] Einladung zur Eröffnung der A usstellung KREUZWEG im Kloster Tholey

Date: 2024/03/20 23:28:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Einladung zur Eröffnung der Ausstellung KREUZWEG

Am 21. März, Hochfest des Hl. Benedikt, eröffnen wir um 15.00 Uhr im ehemaligen Kapitelsaal der Abtei die Ausstellung KREUZWEG. Herr Claus Zöllner stellt als Leihgabe 14 Stationen geschaffen von französischen und deutschen Künstler zur Verfügung. Ergänzt wird die Ausstellung um Werke aus dem Bestand der Abtei.

Wir freuen uns über Ihr Kommen. Die Ausstellung bleibt bis in den Sommer bestehen.

 

Mit freundlichen Grüßen

i.A. P. Wendelinus Naumann OSB

Prior der Abtei St. Mauritius zu Tholey

 

 

 

[Regionalforum-Saar] Hannah Arendt. Die Biografie

Date: 2024/03/21 13:13:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Autor Thomas Meyer,
Erschienen München 2023: Piper Verlag
Anzahl Seiten 520 S.
Preis € 28,00
ISBN 978-3-492-05993-0

Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-79837.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von René Schlott, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam

Das legendäre Gespräch von Hannah Arendt mit Günter Gaus in dessen Sendereihe „Zur Person“ aus dem Jahr 1964 beginnt etwas holprig. Nachdem Gaus seine Gesprächspartnerin, die erste Frau in der Interviewreihe, mit den Worten vorgestellt hat, sie sei eine „Philosophin“, protestiert Arendt: „Mein Beruf […] ist politische Theorie. Ich fühle mich keineswegs als Philosophin.“1 Als Gaus daraufhin nach dem Unterschied zwischen Philosophie und politischer Theorie fragt, holt Arendt zu einer längeren, keineswegs widerspruchsfreien Antwort aus, in der sie schließlich zwischen dem Menschen als philosophierendem und handelndem Wesen differenziert. Letzterer Kategorie rechnet sie sich selbst zu.

Thomas Meyer folgt dieser Selbstdeutung Arendts und präsentiert sie in seiner Biografie, deren Einleitung ein programmatisches Zitat aus dem Gaus-Interview vorangestellt ist („Alles Denken ist Nachdenken, der Sache nach – denken.“), als politisch Handelnde – manche Rezensenten meinen gar als „politische Aktivistin“2 –, etwa als Angehörige eines Unterstützerkreises für den Gustloff-Attentäter David Frankfurter und als Mitarbeiterin, später Geschäftsführerin der „Commission on European Jewish Cultural Reconstruction“ (1944 bis 1952/53).

Dem Philosophen Meyer, Herausgeber einer seit 2020 erscheinenden „Studienausgabe“ der Werke Arendts3, ist es aber vor allem gelungen, zahlreiche neue Quellen zu Arendts Engagement bei der Rettung von Kindern und Jugendlichen aus Europa während ihres Exils in Genf und Paris zusammenzutragen und auszuwerten. Ungefähr ein Viertel seiner fast 500-seitigen Darstellung hat Meyer der Jugend-Alijah und deren organisatorischen Hintergründen eingeräumt. Es war zwar bereits bekannt, dass Arendt sich während ihrer Zeit in der französischen Hauptstadt von 1934 bis 1940 in der Bewegung engagierte (und während dieser Phase kaum mehr etwas schrieb und nichts veröffentlichte). Aber Meyer kann zahlreiche wertvolle Details hinzufügen und überzeugend verdeutlichen, wie wichtig dieser Lebensabschnitt für die Denkerin Arendt werden sollte.

Dies gilt etwa im Hinblick auf ihre bis heute umstrittenen Äußerungen zu den Ereignissen in „Little Rock“ 1957, dem Streit um die Diskriminierung schwarzer Schülerinnen und Schüler einer Highschool im US-Bundesstaat Arkansas – ein Fall, den Meyer differenziert, aber seiner Protagonistin gegenüber keineswegs unkritisch einzuordnen weiß; oder auch bezogen auf ihr ambivalentes Verhältnis zum Staat Israel, den die überzeugte Zionistin Arendt, die 1935 einige der geretteten Kinder selbst nach Palästina begleitet hatte, wegen des aus ihrer Sicht historisch diskreditierten Nationalstaatskonzepts ablehnte. Sie verfolgte eine andere Staatsidee, die in heutigen Maßstäben einer konföderativen „Einstaatenlösung“ nahekommt und die sie in einem von Meyer übersetzten Interview der „New York Post“ 1946 konkretisierte: „Eine Jordan Valley Authority sollte eingerichtet werden, um das Land zu entwickeln. Palästina könnte dann so viele Juden und Araber aufnehmen, wie es möchte. Lokale Räte dieser beiden Völker könnten eine Grundlage für eine neue politische Struktur bilden.“ (S. 243)

Wie andere längere zitierte Quellen in der Biografie, darunter zahlreiche Briefe von und an Arendt, Gutachten und Referenzschreiben für sie sowie ein zum Ausgang der biografischen Darstellung genommener, selbst verfasster Lebenslauf Arendts vom Mai 1941 (S. 19–21) ist der Interviewtext aus der „New York Post“ in einer Schreibmaschinen-Typografie vom übrigen Fließtext abgesetzt – eine originelle Gestaltungsidee, die sofort ins Auge fällt und die Zeitgebundenheit der Texte anschaulich macht.

Biografietheoretisch interessant ist Meyers Anwendung des bei Karl Mannheim entlehnten, später auch von Reinhart Koselleck aufgenommenen Begriffspaares „Erfahrungsraum“ und „Erwartungshorizont“, dem Meyer einen von Arendt zuerst in „Vita activa“ (1960) entwickelten „Erscheinungsraum“ zur Seite stellt. En détail zeichnet Meyer den mit dem Jahr 1933 völlig zerstörten „Erfahrungsraum“ Arendts aus Herkunft und Kindheit in einer assimilierten bürgerlichen Königsberger Kaufmannsfamilie, Studium in Marburg und Heidelberg und Promotion bei Karl Jaspers mit einer Arbeit zu Augustinus nach. Im Pariser Exil sowie mit dem Wissen um Auschwitz und die Shoah war Arendt dann jeder „Erwartungshorizont“ genommen, und sie musste an einem neuen „Erscheinungsraum“ arbeiten, als dessen Ergebnis Meyer vor allem ihr 1951 publiziertes Werk „The Origins of Totalitarianism“ sieht, dem vier Jahre später mit „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ eine inhaltlich differente deutsche Ausgabe folgte.

Den „Origins“ widmet Meyer eines seiner zehn Kapitel in der nicht durchgehend chronologischen Darstellung, während er alle anderen Bücher Arendts gemeinsam in einem weiteren Kapitel bespricht, in dem sich auch inhaltliche Fehler finden. So erschien das Original von Raul Hilbergs „The Destruction of the European Jews“ 1961 in einem einzigen voluminösen Band. Erst später – 1985 in den USA und 1990 in Deutschland – wurde es ergänzt und erweitert in drei Bänden herausgegeben. Meyer tut Hilbergs Darstellung Unrecht mit der Behauptung, dessen Werk, das von einer Akribie für Zahlen geprägt war und im Anhang eine eigens erstellte Berechnung der Gesamtzahl der Holocaust-Opfer enthielt, habe „nicht in Ansätzen auf ähnliches Zahlenmaterial [wie Arendt] zurückgreifen können“ (S. 443). Und Christopher Brownings Studie „Ordinary Men“ (1992) untersuchte eben nicht „ganz normale Männer“ der SS (S. 307), sondern die Angehörigen eines Reserve-Polizeibataillons.

Ein Buch von mehreren hundert Seiten enthält wohl unvermeidlich solche Detailfehler und auch einige Längen. Nicht immer ist Meyers Darstellung ein reines Lesevergnügen. Wenn er Arendt in ihrem Buch „Vita activa“ (1960) einen „mäandernden Stil“ attestiert (S. 433), dann bewahrheitet sich wieder einmal das Bonmot, dass Biografien mindestens so viel über Biografierende wie über Biografierte offenbaren. Die Aussageabsicht manch umständlicher Satzkonstruktionen Meyers wird auch beim zweiten Lesen nicht klarer. Andere Sätze haben in ihrer Prägnanz geradezu literarische Qualität: „Hannah Arendt war eine Jüdin aus Königsberg.“ (S. 35) Einige Charakterisierungen etwa von Heinrich Blücher („wie gesagt ein Frauentyp, heute hier, morgen dort“, S. 165) und von Martin Heidegger („dem Träger eigenwillig modischer Anzüge“, S. 73) sind dagegen etwas schräg geraten. Begriffsschöpfungen wie „Porno-Antisemiten“ (S. 293) oder „Qualmgrazie“ (S. 319) wirken deplatziert. Und Meyers Nachweise von Quellen sind nicht völlig konsistent – Fußnoten setzt er nur sehr sparsam, und dem Buch fehlt ein Verzeichnis der verwendeten Sekundärliteratur.4

Über Hannah Arendt eine neue Biografie vorzulegen, war in Anbetracht der Fülle schon vorhandener Literatur und auch angesichts des 1986 auf Deutsch erschienenen Standardwerks zu Leben und Werk Arendts aus der Feder ihrer Schülerin und einzigen Doktorandin Elisabeth Young-Bruehl5 ein mutiges und letztlich gelungenes Vorhaben, für das Meyer Respekt zu zollen ist, auch wenn er nicht „Die Biografie“ vorgelegt hat. Dieser etwas vollmundige Untertitel mag verlegerischen Marketing-Gesichtspunkten geschuldet sein. Denn selbstverständlich hat auch Meyers Arendt-Biografie Lücken, beispielsweise in der Rezeptionsgeschichte. Andere Leerstellen sind einer mangelnden Quellenlage geschuldet, wie der Autor selbst einräumt.

Aber Meyer hat sich für eine Darstellung entschieden, die ihre Schwerpunkte entlang neuer Quellenfunde und bislang wenig beachteter Dokumente und Aspekte ihres Lebens setzt. So gibt es in dieser Biografie, die der Autor „eine Reihe von Annäherungen“ nennt (S. 31), ein sehr anregendes Kapitel über Arendts Verhältnis zur Literatur und ein aufschlussreiches über die „Medienintellektuelle“ Hannah Arendt zu entdecken, die zugleich ein „Medienprofi“ war und ihren anhaltenden Ruhm nicht zuletzt ihrem virtuosen Umgang mit den in ihrer Lebenszeit neu etablierten Massenmedien Radio und Fernsehen verdankt.6 Meyer macht deutlich, dass Arendt das „Wagnis der Öffentlichkeit“, so ihre eigenen Worte, nicht scheute, selbst wenn dies schon damals Reaktionen hervorrief, die wir heute als „Cancel Culture“ oder „Shitstorm“ bezeichnen würden: Publikationszusagen wurden zurückgezogen und langjährige Freundschaften beendet. Doch Arendts Denken lebte vom Widerspruch gegen den Zeitgeist, wie etwa das eingangs zitierte Gaus-Interview beweist, das bis heute millionenfach im Netz abgerufen wird.

Und auch mit seiner instruktiven Biografie hat Meyer den Geschmack des Publikums getroffen: Das Buch, eine Weile auf der Bestsellerliste des „Spiegel“ und auf Platz 1 der Sachbuchbestenliste der „Zeit“, hat inzwischen die vierte Auflage erreicht und ist zudem als Hörbuch erhältlich. Eine englische Ausgabe ist in Vorbereitung, und Übertragungen in 20 (!) weitere Sprachen sollen geplant sein, wie kürzlich bei einer Buchvorstellung in Berlin bekannt wurde.7

Anmerkungen:

1 Siehe https://www.youtube.com/watch?v=J9SyTEUi6Kw (14.03.2024). Eine Transkription findet sich unter https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/arendt_hannah.html (14.03.2024).

2 Paul Bentin, Eine politische Aktivistin?, in: Jüdische Allgemeine, 19.10.2023, S. 21, https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/eine-politische-aktivistin/ (14.03.2024).

3 Siehe https://www.piper.de/hannah-arendt-und-die-banalitaet-das-boesen (14.03.2024). Es sind bereits acht Bände in der Reihe erschienen. Für den Mai 2024 angekündigt ist der erste Band einer neuen von Meyer herausgegebenen vierbändigen Sammlung aller deutschsprachigen oder ins Deutsche übertragenen Zeitungsartikel und Aufsätze Arendts, darunter auch bislang unveröffentlichte Texte: https://www.piper.de/buecher/vortraege-und-aufsaetze-1930-1938-isbn-978-3-492-31839-6 (14.03.2024). Davon zu unterscheiden ist die Kritische Gesamtausgabe der Werke Arendts, ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes umfassendes Editionsprojekt, dessen gedruckte Bände im Wallstein-Verlag erscheinen und jeweils ein Jahr später im Open Access auf der Projektwebsite zugänglich sind: https://www.arendteditionprojekt.de (14.03.2024). Meyer sieht seine „Studienausgabe“ ausdrücklich nicht in Konkurrenz zu diesem Projekt; vgl. sein Vorwort in der erweiterten Neuausgabe von Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, München 2022, S. 7.

4 Selbst ein wesentlich schmalerer Arendt-Band (Werner Renz, ad Hannah Arendt. Eichmann in Jerusalem. Die Kontroverse um den Bericht „von der Banalität des Bösen“, Hamburg 2021, 191 S.) enthält allein in einem Kapitel mehr Fußnoten als Meyers gesamtes Buch.

5 Elisabeth Young-Bruehl, Hannah Arendt. Leben, Werk und Zeit. Aus dem Amerikanischen von Hans Günther Holl, Frankfurt am Main 1986 (und öfter). Die englische Originalausgabe erschien bereits 1982, nur sieben Jahre nach Arendts Tod, unter dem Titel „Hannah Arendt. For Love of the World“ in der Yale University Press. Aktuellere einschlägige Biografien sind unter anderem: Annette Vowinckel, Hannah Arendt, Stuttgart 2006, 2., durchgesehene und ergänzte Aufl. 2014; Laure Adler, Dans les pas de Hannah Arendt, Paris 2005; Kurt Sontheimer, Hannah Arendt. Der Weg einer großen Denkerin, München 2005.

6 Zuletzt hat Meyer dem Verhältnis von Arendt zu den Medien auch einen hörenswerten Essay im „Nachtstudio“ von Radio Bayern 2 gewidmet: https://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/ausstrahlung-3451650.html (14.03.2024), inklusive einer KI-generierten Stimme Hannah Arendts. Arendt selbst wurde in den ersten Nachkriegsjahrzehnten oft als Gast in die Sendung „Nachtstudio“ eingeladen.

7 Siehe https://www.youtube.com/watch?v=S3-w0PnAtl0 (14.03.2024).

Zitation

René Schlott, Rezension zu: Meyer, Thomas: Hannah Arendt. Die Biografie. München 2023 , ISBN 978-3-492-05993-0, In: H-Soz-Kult, 19.03.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-141042>.

[Regionalforum-Saar] „Ahnenforschung in den USA : Die US-Volkszählung“

Date: 2024/03/23 15:51:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Freundinnen und Freunde der Ahnenforschung,

die Aufzeichnung des deutschsprachigen Gemeinschafts-Online-Vortrages

„Ahnenforschung in den USA: Die US-Volkszählung“

mit der Referentin Barbara Stanculescu

vom 21. März 2024

beim Ahnenforscher Stammtisch Unna, der Genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e. V. und der Germanic Genealogy Society in Minneapolis, Minnesota, USA, findet ihr auf YouTube unter dem folgenden Link:

https://youtu.be/DsEYP-1du3Q?si=l1v0BNx2sMfwva7D

Die Aufzeichnung wird auf Wunsch der Referentin nach einem Monat am 23. April 2024 wieder gelöscht.

Wir wünschen euch eine interessante und informative Zeit beim Anschauen der Aufzeichnung und viel Erfolg bei der Suche nach Informationen über eure ausgewanderten Familienmitglieder.

Im Auftrag des

Ahnenforscher Stammtisches Unna, des Roland zu Dortmund und der Germanic Genealogy Society Minneapolis

Liebe Grüße

Georg (Palmüller)


[Regionalforum-Saar] Was das Grabtuch von Turin mit Alt -Saarbrücken am Hut hat

Date: 2024/03/23 20:54:05
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

ich will noch mal hinweisen auf unser Mitgliedertreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) am nächsten Dienstag in Saarbrücken-Scheidt.

Ute Hennig aus St. Wendel wird über das Grabtuch von Turin referieren - für uns Genealogen eine Recherche der eigenen Art. Ich hab die Powerpointfolien zusammengestellt - jetzt bin ich auf den Vortrag selbst gespannt. Um 17.30 Uhr fängt er an, Eintritt koscht wie immer nix. Gäste wie immer stets und gern willkommen.

Außerdem ist der SB71 Einwohner von Alt-Saarbrücken 1799-1871 von Heinz Lavall und Klaus Schulz heuer aus dem Druck gekommen (25 Stück erstmal), und ich werde am nächsten Dienstag ein paar Exemplare mitbringen. Das Buch besteht aus drei Bänden und wiegt 4,7 kg - direkt mitzunehmen ist ne Gelegenheit gegenüber 6,99 Euro Porto.
Wenn Sie kommen und ein Buch möchten, sagen Sie am besten vorher Bescheid, dann ist es sicherer, daß noch eins da ist.

Es kostet 65 Euro, für Mitglieder 50.
Meine Email ist „alsfassen(a)web.de

Sie können es natürlich auch gern über unsern Shop bestellen:

Bene Vale

Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] Was das Grabtuch von Turin mit Alt -Saarbrücken am Hut hat

Date: 2024/03/24 11:41:15
From: Werner Habicht via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen Roland,

ich bestelle 1 Ex. SB71 Einwohner von Alt-Saarbrücken.
Bis Dienstag.
Werner Habicht

 
Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Gesendet: 23.03.2024 20:53
An: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>,<saarland-l(a)genealogy.net>,Pfalz-L <pfalz-l(a)genealogy.net>,Hunsrueck-L <hunsrueck-l(a)genealogy.net>
Betreff: [Regionalforum-Saar] Was das Grabtuch von Turin mit Alt-Saarbrücken am Hut hat
 

Guten Abend,

ich will noch mal hinweisen auf unser Mitgliedertreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) am nächsten Dienstag in Saarbrücken-Scheidt.

Ute Hennig aus St. Wendel wird über das Grabtuch von Turin referieren - für uns Genealogen eine Recherche der eigenen Art. Ich hab die Powerpointfolien zusammengestellt - jetzt bin ich auf den Vortrag selbst gespannt. Um 17.30 Uhr fängt er an, Eintritt koscht wie immer nix. Gäste wie immer stets und gern willkommen.

Außerdem ist der SB71 Einwohner von Alt-Saarbrücken 1799-1871 von Heinz Lavall und Klaus Schulz heuer aus dem Druck gekommen (25 Stück erstmal), und ich werde am nächsten Dienstag ein paar Exemplare mitbringen. Das Buch besteht aus drei Bänden und wiegt 4,7 kg - direkt mitzunehmen ist ne Gelegenheit gegenüber 6,99 Euro Porto.
Wenn Sie kommen und ein Buch möchten, sagen Sie am besten vorher Bescheid, dann ist es sicherer, daß noch eins da ist.

Es kostet 65 Euro, für Mitglieder 50.
Meine Email ist „alsfassen(a)web.de

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Bene Vale

Roland Geiger
 

Re: [Regionalforum-Saar] Was das Grabtuch von Turin mit Alt -Saarbrücken am Hut hat

Date: 2024/03/24 20:06:54
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Okay. Geht klar. Ist reserviert. Bring kein Geld mit, ich geb Dir ne Rechnung.

Roland

Am 24.03.2024 um 11:41 schrieb Werner Habicht via Regionalforum-Saar:
Guten Morgen Roland,

ich bestelle 1 Ex. SB71 Einwohner von Alt-Saarbrücken.
Bis Dienstag.
Werner Habicht

 
Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Gesendet: 23.03.2024 20:53
An: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>,<saarland-l(a)genealogy.net>,Pfalz-L <pfalz-l(a)genealogy.net>,Hunsrueck-L <hunsrueck-l(a)genealogy.net>
Betreff: [Regionalforum-Saar] Was das Grabtuch von Turin mit Alt-Saarbrücken am Hut hat
 

Guten Abend,

ich will noch mal hinweisen auf unser Mitgliedertreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) am nächsten Dienstag in Saarbrücken-Scheidt.

Ute Hennig aus St. Wendel wird über das Grabtuch von Turin referieren - für uns Genealogen eine Recherche der eigenen Art. Ich hab die Powerpointfolien zusammengestellt - jetzt bin ich auf den Vortrag selbst gespannt. Um 17.30 Uhr fängt er an, Eintritt koscht wie immer nix. Gäste wie immer stets und gern willkommen.

Außerdem ist der SB71 Einwohner von Alt-Saarbrücken 1799-1871 von Heinz Lavall und Klaus Schulz heuer aus dem Druck gekommen (25 Stück erstmal), und ich werde am nächsten Dienstag ein paar Exemplare mitbringen. Das Buch besteht aus drei Bänden und wiegt 4,7 kg - direkt mitzunehmen ist ne Gelegenheit gegenüber 6,99 Euro Porto.
Wenn Sie kommen und ein Buch möchten, sagen Sie am besten vorher Bescheid, dann ist es sicherer, daß noch eins da ist.

Es kostet 65 Euro, für Mitglieder 50.
Meine Email ist „alsfassen(a)web.de

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Roland Geiger
 


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Regionalforum-Saar mailing list
Regionalforum-Saar(a)genealogy.net
https://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar

[Regionalforum-Saar] Peter Koller (1907–1996 ). Stadtplaner in Diktatur und Demokratie. Eine Biografie

Date: 2024/03/25 23:02:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Autor Marcel Glaser,
Reihe Stadt – Zeit – Geschichte
Erschienen Göttingen 2022: Wallstein Verlag
Anzahl Seiten 474 S.
Preis € 29,90
ISBN 978-3-8353-5238-4

Rezensiert für H-Soz-Kult von Nils Exner, Berlin

„Er läuft und läuft und läuft“, hieß es 1968 in einem Werbeslogan für den VW-Typ 1, um seine technologische Verlässlichkeit auszudrücken und die klare Richtung ‚nach vorne‘ anzuzeigen. Wie kein anderes (Export-)Gut dürfte der als „Käfer“ bekannte Wagen seit den 1950er-Jahren als Symbol für den wirtschaftlichen Wiederaufstieg Deutschlands stehen.1 Das in der Werbung klar angezeigte Vorwärtsschreiten ging unterdessen mit einem breiten gesellschaftlichen Bedürfnis des Vergessens und Verdrängens der nationalsozialistischen Vergangenheit einher. Dabei verweist der „Käfer“ selbst darauf, wie die Anfänge der bundesdeutschen Nachkriegswirtschaft im „Dritten Reich“ lagen. Schon ab 1938 als KdF-Wagen produziert, ging er schließlich im Sommer 1945 in Serienproduktion, da die Produktionsstätten während des Krieges für Rüstungsgüter genutzt worden waren. Inzwischen war die „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ auf Druck der Besatzungsmacht bereits in den heutigen Namen Wolfsburg umbenannt worden.

Wenige Jahre zuvor, Ende 1937, hatte Peter Koller (1907–1996) den Auftrag für die Planung und den Bau dieser neu zu gründenden und als nationalsozialistisches Musterbeispiel vorgesehenen Stadt erhalten. Von Albert Speer wurde er zum Chef des Stadtbaubüros der Deutschen Arbeitsfront (DAF) ernannt und legte 1938 seinen städtebaulichen Entwurf vor. 1942 kamen die Bauarbeiten kriegsbedingt zum Stillstand und Koller meldete sich freiwillig zur Wehrmacht. Im Dezember 1943 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und kehrte Ende 1945 nach Deutschland zurück, wo er zunächst im Architekturbüro seines früheren Stellvertreters im Stadtbaubüro, Titus Taeschner, arbeitete, um sich anschließend ebenfalls selbstständig zu machen. Nach zahlreichen Projekten in Wolfsburg und im Umland wurde Koller 1955 zum Stadtbaurat ernannt. Unentwegt betonte er, seine Stadtplanungen seien grundsätzlich unpolitisch, wobei er die Nachkriegsentwürfe zweier katholischer Kirchen in Wolfsburg als Nachweis verstanden wissen wollte, von seinen nationalsozialistischen Überzeugungen geläutert zu sein. Mit Blick auf Kollers noch in den 1960er-Jahren fortentwickelte stadtplanerische Konzepte konstatiert Marcel Glaser in der hier rezensierten Monographie wiederum, dass es sich „im Grunde [um] ein Wiederaufgreifen der alten Praxis als NS-Stadtplaner“ handelte. Wie viele seiner Planergeneration hatte er den „entscheidenden Innovationsschub“ in den 1930er-/1940er-Jahren erhalten und war im Zuge der völkischen Neuordnungsvorhaben in Kontakt mit Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern gekommen. So prägten „Konzepte und Methoden von Ludwig Neundörfer, Gerhard Isenberg oder Emil Uebler [...] Kollers Arbeitsweise bis in die späten 1960er Jahre“ (S. 419).

Vor allem seit Anfang der 2000er-Jahre werden Fragen nach personell-institutionellen Kontinuitäten über die politische Zäsur des Jahres 1945 hinweg in der historischen Forschung breiter untersucht. Auch die Bauforschung hat sich inzwischen verstärkt dem Thema Kontinuität zugewandt. Nachdem hinsichtlich der untersuchten Akteure die Publikationen in den ersten Nachkriegsjahrzehnten weitestgehend durch das Verdrängen der NS-Verstrickungen gekennzeichnet waren, verfolgten die Architektenbiografien der 1980er-/1990er-Jahre oftmals eine scharfe Trennung von Architektur und Stadtplanungskonzepten auf der einen sowie der nationalsozialistischen „Gesinnung“ auf der anderen. Der Umstand, dass die „Geschichte der Architektur [...] vor allem von Architekten geschrieben“ wurde2, trug wiederum nur selten dazu bei, die Ästhetik überschreitende Fragen, etwa nach dem Verhältnis von Wissenschaft und Politik, zu beantworten. Stattdessen hatte schon 1986 Werner Durth in seiner richtungsweisenden Schrift Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970 auf die Selbststilisierung der Architekt:innen hingewiesen.3 Nicht zuletzt beteiligten sich an dieser Mythenbildung Wissenschaftler:innen und Publizist:innen, indem sie Selbstdarstellungen reproduzierten, anstatt diese quellenkritisch zu hinterfragen. Auch im Falle Peter Kollers entstanden somit seit den späten 1970er-Jahren auf Grundlage seiner eigenen Aussagen mehrere, zumeist unkritische Arbeiten. Erfolgreich hatte Koller durch zahlreiche Interviews und autobiografische Schriften die Deutung manifestiert, dass sowohl sein städtebauliches Programm als auch seine politischen Überzeugungen nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun hätten. Noch 2007 zeichnete die Stadt Wolfsburg Student:innen mit einem „Koller-Preis“ aus.

Die „Aura des umfassend Auskunft gebenden Zeitzeugen“ (S. 15) teilte Peter Koller dabei mit seinem Förderer Albert Speer, mit dem er schon seit 1929 verbunden war und als dessen städtebaulichen Konterpart er sich retrospektiv inszenieren sollte. Was die Dekonstruktion von Legenden durch akribische Quellenarbeit betrifft, hob schließlich Magnus Brechtken die Architektenbiografie mit seiner 2017 erschienenen Speer-Untersuchung auf ein neues Level. Tatsächlich weisen Marcel Glasers Koller- und Brechtkens breit rezipierte Speer-Biografie Parallelen im Zugriff auf die beiden Akteure auf. Dies gilt vor allem im Hinblick darauf, wie die Dekonstruktion der apologetischen Narrative mit der (überwiegend) chronologischen Darstellung der Lebenswege miteinander verwoben werden und gerade in der Nüchternheit der Engführung mit den Quellen überaus anschaulich geschrieben sind. Obwohl er reichlich Grund dazu hätte, teilt Glaser jedoch nicht so hart aus wie Brechtken in seinem Prolog im Hinblick auf das „Nicht-selbst-Nachforschen“4 in älteren Arbeiten. Was Kim Christian Priemel vor dem Hintergrund etlicher Speer-Biografien als Klang „der Enttäuschung der späten Geburt“ bezeichnete5, kann man Marcel Glaser indes nicht nachsagen. Zwar wurde zu Peter Koller in den letzten Jahrzehnten Einiges publiziert, aber Glasers Biografie ist die erste des Wolfsburger Stadtplaners. Dass sich Marcel Glaser dieser Aufgabe in seinem Dissertationsprojekt angenommen hat, ist angesichts seiner in zahlreichen Fachartikeln zu Wolfsburg und Peter Koller bereits unterstrichenen Expertise nur konsequent.

Zwar wird in der neueren Forschungsdebatte die Analyse von Narrativen inzwischen als ein zentrales Anliegen identifiziert, ist bisher aber weit davon entfernt, als ausreichend eingelöst zu gelten. Dabei prägen sie bis heute nachhaltig das Bild vom Planen und Bauen im Nationalsozialismus, sind dringend aber auch in ihrer Bedeutung für das Geschichtsbild der Bundesrepublik zu untersuchen. In unzähligen Leserbriefen kritisierte Peter Koller Journalist:innen, wenn ihm ihre Urteile über seine Wolfsburger Planungen missfielen. Gleichzeitig stellte er bereitwillig seine vielen autobiografischen Manuskripte zur Verfügung, die auch einen großen Teil des überlieferten Nachlasses ausmachen, der den zentralen Quellenbestand für Glasers Untersuchung bildet. Dabei ist sich Glaser des performativen Charakters dieser Quellen durchaus bewusst, halten sie doch nicht nur Informationen bereit, sondern inszenieren auch Realität.6 In Glasers Untersuchung werden Leerstellen in der Überlieferung des Nachlasses klar benannt (etwa das fast vollständige Fehlen privater Dokumente) und die Überlieferungsgeschichte kritisch rekonstruiert. Wo möglich, werden Kollers Selbststilisierungen durch Heranziehung paralleler Überlieferungen anderer Archive und Nachlässe aufgebrochen. Die Fülle und Bandbreite der konsultierten Quellen sind beeindruckend. Gleichwohl erkennt auch Glaser grundsätzlich an, dass sich der „biografisch Arbeitende der performativen Wirkung der Quellen nur bedingt entziehen kann“ (S. 18f.).

Insgesamt identifiziert Glaser zwei Phasen im autobiografischen Werk Kollers. Eine erste nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in der das autobiografische Schreiben der Überwindung der eigenen Krisenerfahrung und der Integration in die neuen demokratischen Institutionen diente. Zusammen mit dem Wiedereintritt in die katholische Kirche schuf Koller die Konversionsgeschichte einer Verführung durch den „Führer“, während er für seine Zeitgenoss:innen zugleich als Entlastungsfigur fungierte: Stadt- und Werksgründung erschienen dabei als rein technische und daher legitime Projekte, die lediglich durch die Nationalsozialisten missbraucht worden seien. Pointiert arbeitet Marcel Glaser dabei heraus, dass der Zusammenbruch des NS-Staats sowohl in persönlicher als auch in weltanschaulicher Hinsicht eine Zäsur bedeutete, die Kollers Akt des autobiografischen Schreibens überhaupt erst motivierte. Während er, „[g]eprägt von den traumatisierenden Erlebnissen der Niederlage und der Kriegsgefangenschaft [...] nach ideologischer Orientierung“ in den Erinnerungsgemeinschaften seiner einstigen, völkischen Jugendbewegung suchte (S. 297), drohte Koller die Deutungshoheit über die von ihm geplante Stadt zu entgleiten. „Denn die Vergangenheit Wolfsburgs als ‚NS-Musterstadt‘ stellte eine besondere Problematik dar, belastete diese Zuschreibung doch die mit der Planung und Entstehung der Siedlung befassten Akteure gleichsam als Nationalsozialisten“ (S. 287). Indem Marcel Glaser das Agieren und die Emotionen Kollers in Beziehung zu den sich wandelnden gesellschaftlich-politischen Verhältnissen setzt, leistet er mit der Überkreuzung von Individual- und Planungsgeschichte auch methodisch einen anregenden Beitrag zur modernen Biografik.

Eine zweite Phase im Akt des autobiografischen Schreibens identifiziert Glaser für die 1970er- und 1980er-Jahre, in der Koller angesichts der Fragen der jüngeren Generation mit einem starken Hang zu Selbstzufriedenheit und Überheblichkeit versuchte, ein Denkmal seiner selbst in der Geschichte zu bauen. Wie für autobiografische Texte charakteristisch, war Koller darum bemüht, dem eigenen Leben Kohärenz zu vermitteln: Er sei sich sein ganzes Leben treu geblieben, wobei er hierzu ex post zum Widerständler gegen den Nationalsozialismus avancierte. Glaser zeichnet hier zwar durchaus nachvollziehbar das Bild einer narzisstischen Persönlichkeit Kollers, die Ausführungen weisen aber nicht die gleiche analytische Tiefe auf, wie es für die Nachkriegszeit gilt.

Obwohl in den letzten beiden Jahrzehnten nicht nur die Bandbreite der als biografiewürdig angesehenen Personen deutlich erweitert wurde, sondern auch die Forschungsperspektiven durch sozial-, kultur-, sowie gender- und emotionsgeschichtlichen Fragestellungen ergänzt wurden, stehen im Gros der jüngeren Biografien von Architekt:innen weiterhin vor allem kunstgeschichtliche Fragestellungen im Zentrum. Vor diesem Hintergrund kann Marcel Glasers Untersuchung als im besten Sinne atypische Biografie bezeichnet werden. Die für die Architekturgeschichte ungewöhnlich umfangreiche Auswertung schriftlicher Quellen ermöglicht Glaser Rückschlüsse auf die Denkmuster oder auch Wünsche seines Protagonisten und – über die Individualbiografie hinausgehend – dessen Experten- beziehungsweise Planermilieus. Glaser zeigt damit zum einen, wie die persönlichen Mentalitäten und Haltungen die Vorstellungen über die als notwendig erachtete Ordnung und Gliederung von Stadt und Raum prägten, zum anderen in disziplinärer Perspektive, wie die oftmals noch viel zu eng gefasste Architektur- beziehungsweise Planungsgeschichte vom „fachfremden“ Blick profitieren kann (Glaser studierte Geschichte und Germanistik). Auch im Hinblick auf die Forschung zum Nationalsozialismus leistet die Untersuchung einen genuinen Forschungsbeitrag: Indem Glaser die individuellen Handlungs- und Gestaltungsspielräume Peter Kollers zu den strukturellen Bedingungen des Nationalsozialismus in Beziehung setzt, werden ebenfalls Aussagen über die Funktionsweise des NS-Staates im Allgemeinen ermöglicht. Dabei ist eine Stärke der Biografie, dass trotz des besonderen Augenmerks auf Kollers Aktivitäten im „Dritten Reich“ sein Wirken nach 1945 nicht einfach als Nachgeschichte des Nationalsozialismus erscheint, sondern diese genauso als Vorgeschichte seines Wirkens in der postnazistischen, demokratischen Gesellschaft.

Anmerkungen:
1 Bernhard Rieger, The People's Car. A Global History of the Volkswagen Beetle, Cambridge, Mass. 2013.
2 Andri Gerber / Stefan Kurath, Einführung, in: dies. (Hrsg.), Stadt gibt es nicht! Unbestimmtheit als Programm in Architektur und Städtebau, Berlin 2015, S. 7–29, hier S. 18.
3 Werner Durth, Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970, Wiesbaden 1986.
4 Magnus Brechtken, Albert Speer. Eine deutsche Karriere, München 2017, hier S. 14.
5 Kim Christian Priemel, Rezension zu: Brechtken, Magnus: Albert Speer. Eine deutsche Karriere. München 2017, in: H-Soz-Kult, 08.12.2017, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-24537 (23.03.2024).
6 Thomas Etzemüller, Biographien. Lesen, erforschen, erzählen, Frankfurt am Main 2012, S. 80.

Zitation

Nils Exner, Rezension zu: Glaser, Marcel: Peter Koller (1907–1996). Stadtplaner in Diktatur und Demokratie. Eine Biografie. Göttingen 2022 , ISBN 978-3-8353-5238-4, In: H-Soz-Kult, 26.03.2024, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-128096>.





[Regionalforum-Saar] Gestern abend in Saarbrücken- Scheidt: Das Grabtuch von Turin

Date: 2024/03/27 10:32:55
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Gestern abend in Saarbrücken-Scheidt beim Mitgliedertreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) sprach Ute Hennig aus St. Wendel über ihre Art des Glaubens, nämlich seine Lehren nicht einfach hinzunehmen, sondern ihn zu hinterfragen, mit Fakten zu untermauern und gewissen Sachen auf den Grund zu gehen. Heute am Beispiel des Turiner Grabtuchs.

So habe ich sie verstanden:

Ute Hennig zeigte erst einmal, was das Grabtuch war - die durch Druck entstandene Darstellung eines Mannes, der schweren Mißhandlungen in Form von römischen Peitschenhieben ausgesetzt war, der ans Kreuz genagelt und dort gestorben war und dem von links unten mit einer Lanze durch die Brust ins Herz gestochen worden war.

Sie stellte die Geschichte des Tuchs über 2000 Jahre hinweg dar - ich habe verstanden, daß es eine Lücke von ca 200 Jahren im späten Mittelalter gibt, wo man nicht weiß, was damit geschah. Das leere Tuch kam - nachdem der Leichnam aus dem Grab verschwunden war - an eine Person, die lateinisch „puero“ genannt wird, also einen Jungen. Aber die Lesart im Originaltext, der nicht lateinisch war, läßt auch den Namen „Petrus“ zu, der in der Originalschrift wohl ähnlich oder gleich aussieht. Ute könnte das besser erklären, als ich - der ihre Worte nacherzählt. Wobei es sinnvoller wäre, daß Petrus als Anführer der Jünger das Tuch an sich nähme, in dem man seinen besten Freund beerdigt hatte. Nochmal verwendet werden durfte es nicht, weil es nicht mehr rein war. Über zeitliche und örtliche Umwege kam es nach Edessa, wo man es so faltete, daß nur das Gesicht zu sehen war und in einem Hohlraum in einer Mauer verbarg. Dort blieb es während des ersten Jahrtausends nach Christus und kam dann über weitere Umwege über eine oder mehrere adelige Familien und vermutlich die Tempelritter nach Turin, wo er heute noch aufbewahrt wurde.
Die katholische Kirche sieht ihn nicht als Reliquie, sondern als Ikone.

Im zweiten Teil ging die Referentin auf das Tuch selbst ein, sprach von den Brandlöchern und wie sie entstanden, von der C14-Methode und ihren Tücken und warum sie vermutlich „14. Jahrhundert“ als Ergebnis hatte: das Tuch wurde immer wieder gezeigt und dabei am Rand an verschiedenen Stellen angefaßt. Natürlich nutzen sich deshalb die angefaßten Randstellen mit der Zeit ab. Das kenne ich von der Peutinger Tafel, einer Landkarte, die 30 cm hoch und über vier Meter lang und früher aufgerollt war. Das erste Blatt - zeigt Spanien und England - ist im Laufe der letzten tausend Jahre durch den Gebrauch zerbröselt. Im 15. Jahrhundert wurde das Turiner Grabtuch von Spezialisten einige Male ausgebessert, vor allem an den Stellen, wo es angefaßt wurde. Genau diese Stellen wurden mit C14 untersucht. Sie müssen dazu herausgeschnitten werden und wurden während der Untersuchung zerstört - das liegt in der Natur der Sache. Als wir vor unserem Haus in den Ruinen des ehemaligen römischen Hauses gruben und menschliche Knochen fanden, haben wir einen mit C14 datieren lassen (950 AD), der Knochen wurde dabei betriebsbedingt zerstört.)
Ute sprach über Kopien des Tuchs und Falschinterpretationen des Ergebnisses. Der Abdruck des Kopfes zeigt einen Vollbart und volles Haar. Oben auf der Stirn sind zwei oder drei Haarsträhnen zu sehen, die vom Mittelscheitel ins Gesicht hängen. Das sind nur keine Haarsträhnen, sondern ist Blut, das vom Kopf ins Gesicht gelaufen war.

Im dritten Teil ging es in der Hauptsache um die Kreuzigung selbst, und da ging es schon ins Detail. Z.B. warum Arme so liegen, daß die Hände über der Scham liegen. Juden begruben ihre Toten mit seitlich liegenden Armen. Das ging hier aber nicht, weil durch die Kreuzigung die Arme ausgekugelt waren. Oder warum die Hände nur vier Finger zeigen und keinen Daumen. Das geht auf die Kreuzigung zurück. Der Nagel ging nicht durch die Handfläche, das wäre ausgerissen, sondern durch eine Stelle des Unterarms, etwa 2 cm oberhalb der Handfläche. Dort sitzt eine Knochenbrücke, die das Ausreißen verhindert und für Stabilität sorgt. Dort läuft aber auch ein Nerv durch, dessen Berührung bewirkt, daß der Daumen in die Handfläche springt und deshalb nicht sichtbar ist. Interessante, aber zugegeben scheußliche Details.

Die Verurteilten wurden vor der Hinrichtung gegeißelt. Die Römer verwendeten dazu eine Peitsche mit drei Seilen, an deren Ende zwei kleine Metallkugeln waren, durch einen Steg verbunden. Die Kugeln ließen die Haut aufplatzen, die Stege quetschten sie. Diese Verletzung sieht man vielfach im Tuch.
Vom Kreuzweg mit seinen 14 Stationen werden fünf nicht in der Bibel genannt - die drei Stürze, die Begegnung mit seiner Mutter und das Schweißtuch der Veronika.
Markus beschreibt in seinem Evangelium, daß die Römer Simon von Cyrene zwangen, für Christus das Kreuz zu tragen. Das war deshalb notwendig, weil ihn Pilatus, der ihn eigentlich freilassen wollte, stärker geißeln ließ als die anderen beiden Delinquenten. Deshalb war Jesus so geschwächt, daß er den steilen Weg nach Golgotha vermutlich nicht überlebt hätte, eine Blamage für die Römer. Auch wurde nicht das ganze Kreuz geschleppt, sondern „nur“ der Querbalken. Der Stamm saß oben auf dem Berg an der Richtstätte und wurde nie bewegt. Der Verurteilte wurde an den Balken genagelt und mit diesem den Stamm hinaufgezogen. Dann wurden die Füße übereinandergestellt und mit einem Nagel festgemacht. Ute Hennig zeigte ein Bild mit einem Querschnitt. Es zeigte einen Nagel, der durch zwei Füße durch das Holz getrieben und unten krummgeschlagen wurde, damit er hielt. Dort mußte das Holz abgeschnitten werden, um die Leichnam abnehmen zu können. Dieses Fundstück war natürlich nicht aus Palästina. Die Kreuzigung war ein beliebtes Hinrichtungsmittel der Römer und fand überall statt, nicht nur auf Richtstätten [nach dem Spartakusaufstand wurden die Rebellen an der Via Appia von Rom aus entlang der Straße gekreuzigt].

Mir wurde gestern abend etwas flau im Magen gerade im letzten Teil, vor allem, als ich gewahr wurde, daß wir uns in der Karwoche befinden. Daß also das, worüber wir hier sprachen, am nächsten Freitag vor gut 2030 Jahren geschehen sein soll (dem Leichnam, den das Grabtuch zeigt, wird ein Alter von Ende 30 zugesprochen, was paßt, weil man schon länger weiß, daß Christus nicht „null“, sondern etwa sieben Jahre vor der Zeitenwende geboren wurde).

Am Schluß des Vortrages herrschte erstmal Schweigen, bis dann zögerlich doch einige interessante Fragen aufkamen, die Ute Hennig nach bestem Wissen beantwortete.

Das war ein interessanter Vortrag, der mit Genealogie nur soweit zu tun hat, als es darum geht, die mögliche Identität einer vergangenen Person zu bestimmen.

St. Wendel, 27.03.2024

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] SB71 Alt Saarbrücken 1799-187 1 erschienen

Date: 2024/03/31 19:24:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salve,

vielleicht haben Sie schon, daß demnächst drei neue Ortsfamilienbücher aus dem Bereich der Stadt Saarbrücken erscheinen.

Nun, eins ist jüngst erschienen, nämlich der SB71, der die meisten ermittelbaren Familien und ihre Mitglieder aus Alt-Saarbrücken im Zeitraum zwischen 1799 und 1871 enthält. Zusammengestellt wurde dieser Band von unseren Mitgliedern Klaus Schulz und Heinz Lavall bzw. nach des letztern Tod von seiner Witwe Ruth. In Form gebracht und in die selbst erstellten Rahmen gepreßt hat ihn unser Geschäftsführer Markus Detemple.

Der SB71 besteht aus drei Bänden im Format A4 und wiegt ungefähr 4,7 Kilogramm.

Seit einiger Zeit lassen wir unsere Bücher bei der Firma „Wir machen Druck“ südlich von Stuttgart drucken, dort erhält man selbst Mikroauflagen (bis 25 oder 50 Stück) zu einem günstigeren Preis, als man anderswo für 200 oder 300 Stück bezahlt. Und das normalerweise bei wirklich akzeptabler Qualität.

Deshalb haben wir vom SB71 zunächst 25 Stück drucken lassen, von denen noch etwa 14 Stück zu haben sind. Sind sie alle, lassen wir nachdrucken.

Der Preis pro Stück (3 Bände) beträgt 50 Euro für Mitglieder und 65 für Nichtmitglieder, dazu kommt der Versandpreis von 6,99 pro Stück (3 Bände).

Die anderen beiden SBs 72 und 73 werden noch ein paar Wochen brauchen. Einige Leute haben gleich alle drei bestellt, aber sie sparen bei dieser Bestellung nur 92 Cent an Versandkosten und müssen dafür noch einige Wochen oder Monate auf ihre Bücher warten.

Ihre Bestellung reichen Sie bitte über unseren Shop ein:
=> https://www.saargenealogie.de/produkt/saarbruecken-1799-1871/
Geben Sie bitte bei der Bestellung an, ob Sie Mitglied der ASF sind, wenn Sie Mitglied der ASF sind.

Wenn Sie kein Mitglied der ASF sind, aber auch an den anderen Bänden der Saarbrücker Reihe oder anderen unserer Bücher interessiert sind, sollten Sie sich überlegen, Mitglied der ASF zu werden, denn die Ersparnis beim Preis für Mitglieder kann in der Summe mehr ausmachen als eine Mitgliedschaft mit einer Jahresgebühr von 25 Euro. Dann erhalten Sie außerdem noch unseren vierteljährlichen Informationsdienst und den Jahresband dazu; die sind in der Jahresgebühr enthalten.

Sie müssen natürlich gar nichts - Sie können, wenn Sie wollen.

Bene Vale.

Roland Geiger
Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF)
Vorsitzender