Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] letzte Führung 2023 Jüdi scher Friedhof Ottweiler

Date: 2023/09/05 14:39:51
From: Hans-Joachim Hoffmann via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

„Gräber sind Wege in die Vergangenheit.“

      Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Ottweiler

Führung am Sonntag, 10. September 2023, 17.00 Uhr

Textfeld:
          Eingang Jüdischer Friedhof – Foto: Margarete Singer, Ottweiler
          Foto: Margarete Singer, Ottweiler
          „Gräber sind Wege in die Vergangenheit.“ - Mit dieser Feststellung leitet Leena Ruuskanen ihre Darstellung über den Heidelberger Bergfriedhof ein. Diese Beobachtung lässt sich auf alle Friedhöfe übertragen, und zwar in mehrfacher Hinsicht:

Friedhöfe mit ihren erhaltenen Grabmalen vermitteln Einblicke in die Sepulkralkultur verschiedener Zeitabschnitte, d.h. sie geben Auskunft über Trauer- und Begräbniskultur und die damit verbundenen Riten, die sich im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder veränderten und sich auch weiterhin verändern werden. Man denke nur an den Wandel in den letzten Jahrzehnten: Bis ca. 1970 existierten in Ottweiler konfessionelle Friedhöfe und ein sog. „paritätischer Friedhof“ für Verstorbene, die keiner Konfession angehörten oder sich für Feuerbestattung entschieden hatten, die von den christlichen Kirchen, insbesondere der katholischen, abgelehnt wurde. Gegen Ende der 1970iger Jahre gaben die Kirchen vor Ort in Ottweiler ihre eigenen Friedhöfe auf. Seither erfolgt die Bestattung Verstorbener auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof Seminarstraße. An die Stelle der Familiengräber mit Sargbestattung traten in den letzten Jahren Rasengräber sowie verstärkt Urnen- und Baum-, aber auch anonyme Bestattungen. Dies deutet auf einen Wandel in der Bestattungskultur und damit verbundener Riten hin.

Erhaltene Grabstätten auf den älteren Friedhöfe gewähren oft auch einen Einblick in Familienstrukturen und damit in die Sozial- und Gesellschaftsstruktur einer Gemeinde, da gesellschaftlich einflussreiche Familien ihre Bedeutung zu Lebzeiten in der Gestaltung des Grabes als Denkmal zum Ausdruck brachten. - Sogenannte „Ehrengräber“ unterliegen in der Regel keiner zeitlichen Befristung; man denke z. B. an das Grab des Ottweiler Seminarlehrers Ernst Zeh und des Ottweiler Ehrenbürgers Friedrich Schmidt (beide Friedhof Seminarstraße), an das „Priestergrab“ bzw. das „Ehrengrab“ der Familie Friedrich (beide auf dem ehemaligen katholischen Friedhof Neumünster); an die Familie Friedrich erinnert auch die Bezeichnung „Friedrichslust“. Des Weiteren bewahren Gräber auf dem aufgegebenen Friedhof Neumünster (noch) die Erinnerung an den „Kreuzweg Christi“. Sie bedürften jedoch dringend restaurativer Maßnahmen, sollten sie weiterhin an eine christliche Tradition erinnern, die in unserer säkularisierten Welt zunehmend verdrängt wird und damit in Vergessenheit gerät.

Bezogen auf den jüdischen Friedhof Ottweilers bedeutet die Aussage: „Gräber sind Wege in die Vergangenheit.“, dass durch die Auseinandersetzung mit dieser Begräbnisstätte sowohl nachvollzogen werden kann, wie sich die jüdische Gemeinde Ottweilers entwickelte, als auch, welche Familien ihre Entwicklung prägten. Durch die Einbeziehung zeitgenössischer Berichterstattung lässt sich zumindest ansatzweise erkennen, wie sich das Verhältnis zu den christlichen Konfessionen und der nichtjüdischen Bevölkerung Ottweilers entwickelte.

Für das Judentum besaß die Grabstätte schon immer eine besondere Bedeutung, wie aus der Schöpfungsgeschichte hervorgeht, und zwar aus der Geschichte Jakobs, des Stammvaters der 12 Stämme Israels. Nachdem geschildert wurde, dass Jakobs Frau Rahel bei der Geburt des jüngsten Sohnes Benjamin verstorben war, heißt es: „Als Rahel gestorben war, begrub man sie an der Straße nach Efrata, das jetzt Bethlehem heißt. Und Jakob stellte eine Standsäule auf ihr Grab, das ist die Säule am Grabe Rahels bis auf diesen Tag.“ (Gen. 35, 19 f.) - Ein Rabbiner kommentierte diese Bibelstelle: „Noch ehe das Gesetz den Grabstein vorgeschrieben, ist er von der Pietät erdacht worden zur Erinnerung an die Entrissenen und zum Schutz des Grabes.“

Die Anlage der jüdischen Friedhöfe mit ihren Grabmalen bis auf diesen Tag, d.h. auf Ewigkeit, bewahrt dauerhaft die Erinnerung an die Entrissenen. Es mag vielleicht verwundern, dass immer wieder Nachfahren jüdischer Familien Ottweilers einen weiten Weg auf sich nehmen, um die Grabstätte(n) ihrer Vorfahren aufzusuchen, damit sie sich ihrer familiären Wurzeln versichern. Es sei erinnert an den Besuch von Walter Coblenz aus Los Angeles, an den Besuch der Familie Michels aus Israel, an den Besuch der drei Brüder Hanau aus Israel und Paris sowie  - zuletzt am 14.08.2023 - an die Begegnung auf dem jüdischen Friedhof Ottweilers mit der Familie Tal Shakked aus Haifa, Nachfahren der jüdischen Familie Albert, die 1803 im Zuge der Versteigerung der Nationalgüter das „Hesse-Haus“ erworben hatte. Wer einmal erlebt hat, dass orthodoxe Juden am Grab ihrer Vorfahren das Kaddisch sprechen, wie das die zwei orthodoxen Brüder Hanau aus Israel taten, denkt vielleicht einmal nach über die Zunahme anonymer Bestattungen und stellt sich die Frage, ob damit nicht auch ein Verlust an Kultur einhergeht, zwar diesbezüglich nur bezogen auf die Sepulkralkultur, doch problemlos auszuweiten auf weitere Bereiche überlieferter Traditionen.

Die angesprochenen Aspekte der Aussage: „Gräber sind Wege in die Vergangenheit.“ thematisiert der Referent bei der letzten Führung 2023 über den jüdischen Friedhof Ottweiler

Die kostenlose Führung findet mit Unterstützung der KVHS Neunkirchen statt; eine Anmeldung ist nicht erforderlich, aber erwünscht. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Teilnahme an dieser Führung auf eigenes Risiko erfolgt; insofern stellen die Teilnehmer*innen sowohl den Landkreis als Träger der KVHS als auch die Synagogengemeinde Saar, die Stadt Ottweiler und das Stadtgeschichtliche Museum Ottweiler als Mitveranstalter und den Referenten von etwaigen Schadensersatzansprüchen frei.

 

Termin: 10. September 2023 – 17.00 Uhr

Ort: Jüdischer Friedhof, Ottweiler Maria-Juchacz-Ring

Dauer: ca. 1 ½ Std.

 

[Regionalforum-Saar] Einladung für Sonntag, den 24. September 2023

Date: 2023/09/07 13:19:59
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: Einladung
Datum: Thu, 7 Sep 2023 08:50:07 +0200
Von: Cornelieke Lagerwaard <clagerwaard(a)urco.de>
An: "Straße der Skulpturen St. Wendel - Sarah Noh" <info(a)strasse-der-skulpturen.de>
Kopie (CC): Verein Straße des Friedens <info(a)strasse-des-friedens.com>



Einladung für Sonntag, den 24. September 2023


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freund:innen der Straße des Friedens und der Straße der Skulpturen St. Wendel,

zur Einweihung der Neufassung der Arbeit von Dorothee von Windheim an der Straße der Skulpturen - „am Grauen Dorn“ bei Baltersweiler - und anschließender Feier „an der Damra“ - am Symposion in St. Wendel - sind Sie herzlich eingeladen. Die Künstlerin ist anwesend.

Einweihung der Arbeit: um 16 Uhr „am Grauen Dorn“ – s. Lageskizze auf der Einladungskarte.
Achtung: Festes Schuhwerk wird empfohlen!

Ab ca. 17 Uhr: Feier und Präsentation der Dokumentation zur Arbeit von Dorothee von Windheim „an der Damra“ (Am Symposion 1, 66606 St. Wendel).

Herzliche Grüße
Cornelieke Lagerwaard

(im Namen des Vorstandes des Vereins Straße des Friedens – Straße der Skulpturen in Europa e.V.)

Schirmherrin der Veranstaltung: 
Christine Streichert-Clivot, Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes

Kontaktdaten:
Tel. 06851 93 789 63 bzw. 0170 904 7284, e-Mail info(a)strasse-der-skulpturen.de

Attachment: 2023-Einladung DvW.pdf
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[Regionalforum-Saar] Freideutsch. Programm und Praxis einer kulturellen Avantgarde in Deutschland im 20. Jahrhundert

Date: 2023/09/07 21:44:22
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Freideutsch. Programm und Praxis einer kulturellen Avantgarde in Deutschland im 20. Jahrhundert
Autor: Christian Volkholz

Reihe Ordnungssysteme
Erschienen Berlin 2022: De Gruyter Oldenbourg
Anzahl Seiten 360 S.
Preis € 69,95
ISBN 978-3-11-078338-4

Rezensiert für H-Soz-Kult von Barbara Stambolis, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Universität Paderborn

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert schlossen sich eine ganze Reihe Schüler:innen höherer Schulen in Gemeinschaften Gleichaltriger zusammen. Es gelang ihnen, sich der Kontrolle Erwachsener zumindest zeitweise zu entziehen. Im „Wandervogel“, mit dem die bürgerliche Jugendbewegung ihren Anfang nahm, waren junge Menschen aus zumeist bürgerlichen Elternhäusern in der Natur unterwegs. Die jugendbewegten Anfänge um 1900 fügten sich in ein breites Spektrum kulturkritischer und lebensreformerischer Initiativen ein, in denen mit Stichworten wie „Licht, Luft und Sonne“ für Breitensport, Freibäder, gesunde Ernährung und anderes mehr geworben wurde.[1]

Christian Volkholz unternimmt es in der vorliegenden Studie, der überarbeiteten Fassung seiner Dissertation, eine Akteursgruppe innerhalb der bürgerlichen Jugendbewegung systematisch in den Blick zu nehmen, die „Freideutschen“. Was sie von anderen Jugendbewegten der Jahrhundertwende unterscheidet, ist ihr Selbst- und Lebensentwurf. Sie leiteten aus ihren Erfahrungen in der Jugendbewegung wert- und handlungsleitende Orientierungen ab, formulierten hohe Ansprüche an sich selbst und ihre Aufgaben bzw. ihre künftige Verantwortung in der Gesellschaft. Bereits in ihrer Studienzeit nannten sie sich „Freideutsche“. Weltanschaulich und nach dem Ersten Weltkrieg dann auch politisch vertraten sie ausgesprochen unterschiedliche, teils kaum miteinander in Einklang zu bringende Positionen. Viele blieben dennoch miteinander bis ins Alter freundschaftlich verbunden. Sie bildeten eine Erinnerungsgemeinschaft mit großem Interesse an der Selbsthistorisierung, welche zusammen mit der Pflege von Gründungsmythen in der bürgerlichen Jugendbewegung insgesamt gesehen sehr ausgeprägt war.

Aspekte bewegter Jugend um die Jahrhundertwende und in der Zwischenkriegszeit sind in den letzten Jahren mehrfach untersucht worden.[2] Historiker:innen haben auch die „Freideutschen“ wiederholt in den Blick genommen.[3] In diese Forschungszusammenhänge fügt sich die Arbeit von Christian Volkholz ein. Die „Freideutschen“ seien, so der Autor, eine „im 20. Jahrhundert sozial- und kulturpolitisch bedeutende Elite mit avantgardistischer Geselligkeitspraxis“ gewesen (S. 5). Seine Ausführungen sind zum einen ideengeschichtlich fundiert, sie spiegeln nicht zuletzt Grundlegendes der Arbeiten seines Doktorvaters Anselm Doering-Manteuffel wider. Des Weiteren nimmt Volkholz generationelle Einordnungen der Akteure vor und spricht von den Freideutschen – Karl Mannheim folgend – als von einer „Generationseinheit benachbarter Jahrgänge im Rahmen der größeren Generationslagerung der bürgerlichen Jugendbewegung.“ (S. 15) Außerdem befasst sich die Studie mit der Organisationsform des Kreises, die für die „Freideutschen“ von besonderer Bedeutung ist.

Die Arbeit ist in vier Teile gegliedert, mit beschreibenden, einer historischen Chronologie folgenden sowie einordnend typisierenden Abschnitten. Im ersten Block geht es um die Herausbildung des freideutschen Profils vor 1914 im Kontext der bürgerlichen Jugendbewegung und zeitspezifischer Herausforderungen. Hier spricht der Autor u.a. historische Bezüge zu den studentischen „Freischaren“ der nationalen Aufbruchsbewegung in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts an.

Im zweiten Teil stehen freideutsche Publikationen und Kommunikationsorte im Mittelpunkt. Zeitlich spannt sich der Bogen vom Jahre 1905, der Gründung des „Hamburger Wandervereins“ über den „Freideutschen Jugendtag 1913“ zur Errichtung des „Freideutschen Jugendlager(s) Klappholttal auf Sylt“ im Jahre 1919. In seiner Beschreibung trennt Volkholz strukturierend zwischen „Programm“ und „Praxis“ der „Freideutschen“. Um ein Beispiel zu geben: Einer der prominentesten, der Arzt Knud Ahlborn, wird sowohl mit maßgeblichen Gedanken zu gesellschaftlicher Verantwortung und Einmischung als auch mit seinen konkreten sozialen und erzieherischen Initiativen vorgestellt. Insbesondere Ahlborns zusammen mit dem ebenfalls jugendbewegten Ferdinand Goebel ins Leben gerufene Heimvolkshochschule auf Sylt erscheint in der Studie als exemplarisch für freideutsches gesellschaftliches Engagement.

Der dritte Abschnitt mündet in eine Zusammenfassung dessen, was die freideutschen Akteure im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ausmachte, und zwar eine „kreisbezogene Praxis“ (217), die an moralisch ethischen Werten, Selbsterziehung und die Übernahme sozialer Verantwortung in einem demokratisch verfassten zivilgesellschaftlichen Gesamtgefüge orientiert war. Volkholz wörtlich: „Wer wie die Freideutschen beabsichtigte, die Gesellschaft langfristig von innen heraus zu verändern, kam nicht umhin, speziell die Jugendgenerationen und ihre Erziehung in den Mittelpunkt seiner kulturpolitischen Agenda zu stellen.“ (S. 276) Politisch gegensätzliche Anschauungen waren nach 1918 ebenso kennzeichnend für die Freideutschen wie ihre recht vagen und facettenreich interpretierbaren Volksgemeinschaftsvorstellungen. Volkholz betont weniger die daraus erwachsenden Dissonanzen und politischen Gegensätze als vielmehr ihr vorrangiges „Ziel einer politisch und sozial geeinten Gesellschaft“ (S. 276). Demokratische, auch pazifistische Vorstellungen hebt er für die 1920er-Jahre als handlungsleitend hervor und, auch für die Zeit nach 1945, die „Idee einer abendländischen Werte- und Kulturgemeinschaft“ (S. 287).

Damit leitet Volkholz zum vierten und letzten Teil seiner Studie über, die sich den „Freideutschen Kreisen“ nach Ende des Zweiten Weltkriegs widmet. In diesen pflegten sie ihre Freundschaften, standen in schwierigen Lebenssituationen füreinander ein und rangen um neue gesellschaftliche und kulturpolitische Standortbestimmungen. Die Mehrheit der Freideutschen hätten sich in der NS-Zeit angepasst, so Volkholz knapp, ohne auf Einzelheiten einzugehen, inwiefern der Schatten mangelnder Distanz gegenüber dem nationalsozialistischen Unrechtsregime sie belastete. In Klappholttal etwa war die Bildungsarbeit des „Nordseelagers“, wie die Bildungsstätte an der Nordsee nun hieß, unter dem organisatorischen Dach des nationalsozialistischen Reichsbundes für Volkstum und Heimat weiter betrieben worden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs spielte die NS-Vergangenheit kaum eine Rolle. Das Schwergewicht der Arbeit lag auf Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Auffassungen, auf Natur- und Umweltschutz. Es ist Ahlborn und auch anderen „Freideutschen“ zeitlebens schwergefallen, sich mit der NS-Zeit kritisch auseinanderzusetzen.

Letzterer Aspekt wird bei Volkholz lediglich gestreift. Ebenso ließen sich einige weitere kritische Anmerkungen bzw. Ergänzungen hinzufügen: Die ausgeprägte Kreisbedürftigkeit dieser jugendbewegten Avantgarde könnte wohl auch unter Hinweis auf Victor Turners Überlegungen zu „Liminalität und Communitas“ für die freideutschen Gemeinschaftspraktiken ergänzt werden.[4] Ferner: Gefahren, die in den 1950er- und 1960er-Jahren von völkischen Traditionen für die demokratisch-politische Ordnung der Bundesrepublik ausgingen, beschäftigten die „Freideutschen“ kaum. Und schließlich: Nicht alle, die zeitweise überzeugt „freideutsch“ gewesen waren, blieben dies auch nach den politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. So hatte der von Volkholz mehrfach erwähnte deutsch-jüdischen Pädagoge und Psychologe Curt Bondy nach 1945 ein ausgesprochen distanziertes Verhältnis zu einstigen freideutschen Freunden.[5] Und auch für weitere Jugendbewegte dieses Samples, wie z.B. den Sozialdemokraten Kurt Löwenstein (S. 23) dürften andere Bindungen und Vernetzungen wichtiger gewesen sein als die freideutschen. Die kritischen Anmerkungen schmälern indes keineswegs die Verdienste der hier besprochenen gründlich recherchierten und methodisch anregenden, insgesamt facettenreichen und lesenswerten Studie. Ihre Lektüre sei allen empfohlen, die sich mit der bürgerlichen Jugendbewegung in einem weiten historischen Bogen über das 20. Jahrhundert hinweg befassen.

Anmerkungen:
[1] Zu den zeitgeschichtlichen Rahmungen: Barbara Stambolis, Jugendbewegungen. Aufbruch und Selbstbestimmung 1871 bis 1918, Wiesbaden 2023; dies., Jugend und Jugendbewegungen. Erfahrungen und Deutungen, in: Nadine Rossol / Benjamin Ziemann (Hrsg.), Aufbruch und Abgründe. Das Handbuch der Weimarer Republik, Darmstadt 2022, S. 677–696.
[2] Vgl. Markus Raasch, Rezension zu: Harms, Antje: Von linksradikal bis deutschnational. Jugendbewegung zwischen Kaiserreich und Weimarer Republik, Frankfurt am Main 2020, in: H-Soz-Kult, 25.06.2021, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-93433 (30.07.2023); Franziska Meier, Rezension zu: Ahrens, Rüdiger: Bündische Jugend. Eine neue Geschichte 1918–1933, Göttingen 2015, in: H-Soz-Kult, 26.01.2016, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-23065 (30.07.2023).
[3] Vgl. Ann-Katrin Thomm, Alte Jugendbewegung, neue Demokratie. Der Freideutsche Kreis Hamburg in der frühen Bundesrepublik Deutschland, Schwalbach, Ts. 2010; Sabiene Autsch, Erinnerung – Biographie – Fotografie. Formen der Ästhetisierung einer Generation im 20. Jahrhundert, Potsdam 2000.
[4] Vgl. Victor W. Turner, Liminalität und Communitas, in: Andréa Belliger / David J. Krieger, Ritualtheorien: Ein einführendes Handbuch, 3. Aufl., Wiesbaden 2006, S. 249–260; Roland Eckert, Gemeinschaft, Kreativität und Zukunftshoffnungen. Der gesellschaftliche Ort der Jugendbewegung im 20. Jahrhundert, in: Barbara Stambolis / Rolf Koerber (Hrsg.), Erlebnisgenerationen – Erinnerungsgemeinschaften. Die Jugendbewegung und ihre Gedächtnisorte, Schwalbach, Ts. 2008, S. 25–40.
[5] Vgl. Barbara Stambolis, Curt Bondy – Jugendpsychologie und Jugendsozialarbeit in Hamburg vor 1933 und nach 1945, in: dies. (Hrsg.), Flucht und Rückkehr. Deutsch-jüdische Lebenswege nach 1933, Gießen 2020, S. 173–194, hier S. 191f.

Zitation
Barbara Stambolis: Rezension zu: Volkholz, Christian: Freideutsch. Programm und Praxis einer kulturellen Avantgarde in Deutschland im 20. Jahrhundert. Berlin 2022 , ISBN 978-3-11-078338-4,,


[Regionalforum-Saar] Dieter Robert Bettinger ist gestorben.

Date: 2023/09/11 17:20:43
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

In diesem Jahr des Herrn 2023 verlieren wir in der Gemeinde der Forscher der örtlichen Geschichte und Familienkunde einige namhafte Mitstreiter.

Im Juni ging Roland Paul aus Steinwenden, der vor allem in der Auswandererforschung eine große Lücke hinterlassen wird. Als nächsten haben wir in der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) Heinz Lavall verloren, mitten in der Arbeit um die Familienbücher von Saarbrücken, die er mit Klaus Schulz bearbeitet hat und von denen jüngst drei erschienen sind.

Am vergangenen Mittwoch, 6. September 2023, ist in Ottweiler Dieter Robert Bettinger im Alter von 85 Jahren gestorben.

Ich lernte ihn in den späten 1980ern als Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Landeskunde im Historischen Verein für die Saargegend kennen und traf ihn immer einmal im Monat an einem Samstag an unterschiedlichen Orten unseres schönen Landes kennen. Später hatte ich direkt mit ihm zu tun, wenn es um Reproduktionen ging, denn er hatte sich eine entsprechende Ausrüstung aus Fotoapparat und Gestell gebastelt, wofür er eine Engelsgeduld und großes Geschick hatte.

Die erstere brauchte er gerade in den frühen 90ern auch mit mir, vor allem, als ich in die Geschichte zum Ende des Zweiten Weltkrieges einstieg. Dieter hatte fast alles, was damals auf dem Markt zu haben war - und einiges, was ich dort vergeblich suchte. Die Geduld brauchte er, wenn ich ihn - vermutlich ein paar mal mehr als zu oft - auf dem Rückweg von Saarbrücken nachhause kurzerhand aufsuchte, manchmal mehrmals die Woche. Er lächelte immer höflich und war stets hilfsbereit, wobei ich mir manchmal später überlegte, wie ihm diese ewigen Heimsuchungen auf den Geist gegangen sein müssen. Mir wäre es so gegangen, und ich hätte es vermutlich auch gezeigt. Dieter nie.

In dem daraus resultierenden Buch „Die Amis kommen“ hat er das einleitende Kapitel über den Rückzug der Deutschen verfaßt und war zu dem Thema immer zu einem Vortrag zu haben.
Als dann diese Periode für mich zu Ende ging und sich langsam das Internet öffnete, sah ich ihn seltener. Und als ich in anderen Gefilden der Regionalgeschichte unterwegs war, brach der Kontakt nach und nach ab. Ich war noch dabei, als er den damaligen Vorsitzenden des Historischen Vereins zu einem der Samstagtreffen quasi zitierte, auch weil wir in der AG den Eindruck hatten, die vom Hochkopfeten vom HV schauen auf uns Normalsterbliche hinunter. Den endgültigen Bruch mit dem HV habe ich nur noch am Rande miterlebt.

In den Jahren seither bin ich ihm nur noch selten begegnet, aber immer trug sein Gesicht das Lachen, das ich an ihm mochte.

Jetzt ist er gestorben, und ich hatte nicht mal gewußt, daß er so krank war.

Einmal war ich bei einer MV des HV in Saarbrücken im Rathaussaal, wo er mich zu sich winkte und mir Dieter Staerk vorstellte. Dessen Buch über die Wüstungen kannte ich natürlich, und ich war sehr beeindruckt. Als ich es wagte, Staerk zu sagen, daß ich bei der Wüstung Spixhelden einen Fehler in seinem Buch entdeckt hatte, meinte Staerk verschmitzt: „Das wird nicht der einzige darin sein.“ Ich guckte blöd, und die beiden alten Kämpen schütteten sich aus vor Lachen.

Auch wenn Du mir die letzten Jahre nicht wirklich gefehlt hast, jetzt, wo Du nicht mehr da bist, wirst Du es tun.
de Roland


[Regionalforum-Saar] Im Gespräch mit dem ukrainisc hen Generalkonsul Vadym Kostiuk

Date: 2023/09/11 17:22:03
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Im Gespräch mit dem
ukrainischen Generalkonsul Vadym Kostiuk


12. September 2023, 19.00 Uhr

Ort:
Villa Lessing – Liberale Stiftung Saar
Lessingstraße 10
66121 Saarbrücken

Zu dieser Veranstaltung können Sie sich hier anmelden.

Sie können die Veranstaltung auch hier online verfolgen.


Sprache:
Deutsch

Diese Veranstaltung findet mit freundlicher Unterstützung
der Botschaft der USA statt.

Mit der Ausweitung des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat sich die Sicherheitslage und -architektur in Europa fundamental verändert. Die Bundesregierung reagierte mit dem Ausrufen einer Zeitenwende in der Sicherheitspolitik. Und auch die deutsche Gesellschaft stellte sich mit einer großen Mehrheit hinter die Verteidigungsbemühungen der Ukraine. In einer Umfrage des ZDF-Politbarometers im Juli 2022 unterstützten 70 Prozent der Befragten den Kurs der Bundesregierung.

Hat sich diese Haltung über die vergangenen 14 Monate verändert? Welche Erfahrungen machen Ukrainer*innen in Deutschland? Und was ist künftig zu erwarten? Diese und viele weitere Fragen werden wir am 12. September 2023 in der Villa Lessing in Saarbrücken mit Generalkonsul Vadym Kostiuk erörtern und laden Sie herzlich dazu ein.

Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website der Atlantischen Akademie.

In Kooperation mit:
Deutsch-Amerikanischen Institut Saarland
Miami University John E. Dolibois European Center, Luxembourg
Villa Lessing – Liberale Stiftung Saar

[Regionalforum-Saar] US archive webinar 13 SEPT: POWs in USA

Date: 2023/09/11 22:25:43
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Am 11.09.2023 um 18:47 schrieb Edie Adam:
Perhaps there are some people who have an interest in the topic.

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The Records of the Provost Marshal General and Enemy Prisoners of War Held in the United States During World War II

German prisoners of war work at Camp Polk, Louisiana

An archivist will discuss doing research in the records of World War II prisoner of war camps established by the United States to hold German, Italian, and Japanese prisoners.




_____________________________________
International German Genealogy Partnership (IGGP) mailing list
Write new topics to IGGP-L(a)genealogy.net
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[Regionalforum-Saar] Dienstag, 19. September: Einweihung: Lernort Friedhof in St. Wendel

Date: 2023/09/13 10:29:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

gefunden auf der Website des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nach einem Artikel heute in der Saarbrücker Zeitung [seltsam, früher habe ich von solchen Veranstaltungen schon mal eine Einladung per Email oder Post erhalten, aber heutzutage erfahre ich das immer kurz vorher aus der Zeitung - wenn die den Artikel dann bringt. gr]:

 Einweihung: Lernort Friedhof in St. Wendel
Alle Interessierten sind herzlich willkommen

Die neue Geschichts- und Erinnerungstafel auf dem Hauptfriedhof St. Wendel wird offiziell eingeweiht. Kreisstadt St. Wendel
Einen außerschulischen Lernort auf dem Friedhof der Kernstadt St. Wendel zu errichten – dazu haben sich die Kreisstadt St. Wendel und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. gemeinsam entschlossen. Zum Projektauftakt wird am 19. September um 10 Uhr eine Geschichts- und Erinnerungstafel auf dem Friedhof in St. Wendel offiziell eingeweiht. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zu dem zentralen Gedenkplatz für die Opfer der Kriege.
Die Kreisstadt St. Wendel und der Volksbund laden Sie herzlich zur Einweihung ein.
 
Programm:
- Christliche Andacht von Pastor Leist mit anschließender Schweigeminute
- Ansprache Landrat Udo Recktenwald
- Ansprache Bürgermeister Peter Klär
- Ansprache Landesvorsitzender Volksbund, Alwin Theobald, MdL
- Austausch beim Umtrunk
 
Der Volksbund hat sich im Rahmen seiner internationalen Kriegsgräberpflege zum Ziel gesetzt, das grenzüberschreitende Eintreten für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit als Kernanliegen ins Zentrum seiner Jugend- und Bildungsarbeit zu stellen. Kriegsgräber sollen zu Lernorten und kulturellen Gedächtnisspeichern werden.

Für sein Projekt „außerschulischer Lernort“ hat sich der Volksbund, Landesverband Saar, für den Friedhof in St. Wendel entschieden. Entscheidend waren der gute Pflegezustand der Gräberfelder, die große Anzahl an Kriegstoten, die sich aus verschiedenen Opfergruppen zusammensetzt, und die Vielzahl an Schulen im direkten Umfeld.
Sie sind herzlich eingeladen. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

[Regionalforum-Saar] „Die Erfindung des Roten Mannes“

Date: 2023/09/13 10:52:12
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Die Kreisvolkshochschule Neunkirchen bietet einen Vortrag „Die Erfindung des Roten Mannes“ mit Manfred Bender am Dienstag, den 26.09.2023 von 19.00 bis 20.30 Uhr im Pavillon am Gymnasium Ottweiler an.
 
Wenn wir an die Indianer denken, die heute korrekterweise als indigene Ureinwohner Amerikas bezeichnet werden sollten, sich selbst – zumindest in Nordamerika- als First Nations bezeichnen, dann haben wir spontan meist das gleiche Bild im Kopf. Es ist der Krieger mit Federn im Haar, der auf seinem Pony sitzend den Büffel jagt oder in den Krieg zieht. Dass dieser Typus nur einen kleinen Teil der amerikanischen Ureinwohner ausmacht ist uns in diesem Augenblick ebenso wenig klar, wie der Umstand, dass es ein historisierendes Bild aus vergangenen Zeiten ist.

Der Vortrag möchte zeigen, wie sehr unser Bild von anderen Kulturen seit Jahrhunderten durch die Medien- früher ausschließlich durch Printmedien, später auch durch Film und Fernsehen geprägt wird und wie dabei auch „Fake News“ fahrlässig oder auch bewusst in Kauf genommen werden.
 
Der Vortrag kostet 5 Euro.
 
Bitte melden Sie sich über unsere Homepage, telefonisch oder schriftlich (kvhs(a)landkreis-neunkirchen.de) an.
 
Weitere Auskünfte erteilen die Mitarbeiter*innen der KVHS per Telefon: 06824/906-5335.
Schriftliche oder telefonische Anmeldung bitte an den Landkreis Neunkirchen, KVHS, Wilhelm-Heinrich-Str. 36, 66564 Ottweiler, per Fax an 06824/906 5426 oder per E-Mail an kvhs(a)landkreis-neunkirchen.de.

[Regionalforum-Saar] „Temeswar, die Kulturhau ptstadt Europas 2023, und was die Region Saar dazu beigetrage n hat“.

Date: 2023/09/13 14:37:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Der nächste Vortrag beim Mitgliedertreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) am Dienstag, 26. September, trägt den Titel:

„Temeswar, die Kulturhauptstadt Europas 2023, und was die Region Saar dazu beigetragen hat“.

Timisoara (deutsch Temeswar, veraltet auch Temeschwar oder Temeschburg, ungarisch Temesvár) ist eine Stadt im westlichen Rumänien, die Hauptstadt des Kreises Timis, Sitz der Planungsregion West und das historische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Temescher Banats. Die Stadt wies 2011 nach Bukarest und knapp hinter Cluj-Napoca die drittgrößte Einwohnerzahl des Landes auf.
2021 war sie noch die fünftgrößte Stadt Rumäniens. Donauschwaben stellten bis zum Zweiten Weltkrieg die größte ethnische Gruppe der Stadt.

Sie ist 2023 Kulturhauptstadt Europas.

Der Titel „Kulturhauptstadt Europas“ (von 1985 bis 1999 Kulturstadt Europas) wird jährlich von der Europäischen Union vergeben wird (seit 2004 an mindestens zwei Städte). Die Benennung soll dazu beitragen, den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa herauszustellen und ein besseres Verständnis der Bürger Europas füreinander zu ermöglichen.

Unsere Mitstreiterin Martha Knobloch aus Saarbrücken erzählt uns von dieser Stadt in ihrem Heimatland und über seine Beziehungen zum Saarland.
Ein Vortrag, bei dem man ganz genau hinhören sollte.

Der Eintritt ist natürlich frei. Gäste sind immer gern gesehen.

Dienstag, 26. September 2023
im Lesesaal des Landesarchivs Saarbrücken
Mitgliedertreffen ab 16.15 Uhr
Vortrag ab 17.30 Uhr

 

[Regionalforum-Saar] Hiwwe wie Driwwe Tour 2023: Pennsylvanisch-deutsche Musik mit John Schmid

Date: 2023/09/13 22:22:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hiwwe wie Driwwe Tour 2023: Pennsylvanisch-deutsche Musik mit John Schmid

 

In seiner Heimat Berlin (OH) wird John Schmid der „pennsylvanisch-deutsche Johnny Cash“ genannt. Dort, in den ländlich geprägten Landkreisen Holmes und Wayne, spricht etwa die Hälfte der Menschen „Pennsylvania Dutch“ – eine Mundart, die große Ähnlichkeit mit den Dialekten in der Pfalz, der Kurpfalz und Rheinhessen aufweist.

 

Im Oktober kommt im Oktober 2023 nach Deutschland und gibt im Rahmen seiner „Hiwwe wie Driwwe“-Tour insgesamt vier Konzerte:

 

  1. Oktober: Ober-Olm bei Mainz (Alte Schule)
  2. Oktober: Oberalben bei Kusel (Auswanderermuseum)
  3. Oktober: Schwegenheim in der Südpfalz (Bürgersaal)
  4. Oktober: Eberbach am Neckar (17. Deutsch-Pennsylvanischer Tag, Stadthalle)

 

Die ersten beiden Veranstaltungen – Ober-Olm und Oberalben – moderiert Dr. Michael Werner, Herausgeber der pennsylvanisch-deutschen Zeitung „Hiwwe wie Driwwe“. In Schwegenheim im Bürgersaal steht ein gemeinsamer Auftritt von John Schmid mit der pfälzischen Band „Woifeschdkänich“ auf dem Programm. Zum Abschluss umrahmt John Schmid musikalisch den 17. Deutsch-Pennsylvanischen Tag, der in Eberbach am Neckar stattfindet.

 

John Schmid spielt einige Stücke seines Idols und hat den Country-Sänger auch persönlich getroffen. Vor allem aber besteht sein Programm aus Mundart-Liedern, die er in Ohio und Pennsylvania von den Menschen und anderen Musikern gelernt hat. Zwischenzeitlich hat er drei CDs mit pennsylvanisch-deutscher Musik aufgenommen.

 

Wenn er auftritt, kommen sogar die zurückgezogen lebenden Amish und konservativen Mennoniten zum Konzert. Das ist ungewöhnlich und liegt daran, dass er in seiner Jugend mit ihnen zusammengearbeitet hat. Oft erzählt er, wie die der Mundart gelernt hat: „Ich waar am Daecher decke mit annre Amish Leit, un uff emol bin ich nunnergschtatzt. Ich waar uhnmaechtig fer en Weil, un wie ich widder wacker warre bin, hawwich deitsch schwetze kenne.“ Das ist zwar geflunkert, zeigt aber, dass er auch den Humor der Amish verinnerlicht hat. Das ist, was auch sie an ihm schätzen.

 

 

Links:

https://johnschmid.com/

https://en.wikipedia.org/wiki/John_Schmid

https://de.wikipedia.org/wiki/Hiwwe_wie_Driwwe

 

Rückfragen bitte an: michael-werner(a)t-online.de

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Michael Werner

Herausgeber "Hiwwe wie Driwwe"



[Regionalforum-Saar] zwei kostenlose Führungen dur ch St. Wendel am kommenden Freitag

Date: 2023/09/20 14:29:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Für alle, die nicht so weit weg wohnen.

Am Freitag, 22. September, findet ab 16 Uhr hinter dem Rathaus von St. Wendel auf dem sogenannten Rathausplatz wieder das sogenannte Rathausfest statt.

In diesem Zusammenhang führe ich um 17 Uhr eine etwa einstündige Führung ab dort hinauf und rund um den Dom durch.

Ein paar Stunden später findet um 21 Uhr die reguläre Nachtwächterführung statt, die etwa 2 Stunden dauern wird und im nächtlichen Dom ihren Abschluss findet.

Beide Touren werden von der Kreisstadt finanziert, d. h. die Teilnahme ist in beiden Fällen für die Teilnehmer kostenlos.

Anmeldungen sind nicht notwendig; wer da ist, kann mitgehen.

Die nächste reguläre Stadtführung gibt es dann am darauffolgenden Morgen – wie immer um 11 Uhr – ab Dom, und die kostet dann auch wie immer 5 Euro pro Person.

Ergebenst

Roland Geiger

PS: Bitte vormerken, dass ab Freitag, 6. Oktober, bis nächsten April die Nachtwächterführung schon um 20 Uhr beginnt (Winterregelung)


[Regionalforum-Saar] Gedenktafeln der Kriegsgräber fürsorge auf dem St. Wendeler Friedhof eingeweiht

Date: 2023/09/20 18:53:17
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,

gestern morgen wurden auf dem Friedhof in St. Wendel Gedenktafeln der Kriegsgräberfürsorge eingeweiht, die Tom Störmer aus Alsweiler entworfen hat.

Der SR berichtete gestern abend darüber.
=> hier ist der Link zur Sendung.

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Fwd: [IGGP-L] Online-Vortrag DIE GESCHICHTE ZWEIER KOLONIEN - MESSIANISCHE CHRISTEN AUS AME RIKA UND TEMPLER AUS WÜRTTEMBERG IN JAFFA am 28.09.202 3 beim Ahnenforscher Stammtisch Unna

Date: 2023/09/22 10:13:05
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: [IGGP-L] Online-Vortrag DIE GESCHICHTE ZWEIER KOLONIEN - MESSIANISCHE CHRISTEN AUS AMERIKA UND TEMPLER AUS WÜRTTEMBERG IN JAFFA am 28.09.2023 beim Ahnenforscher Stammtisch Unna
Datum: Fri, 22 Sep 2023 09:11:14 +0200
Von: Georg Palmueller via IGGP-L <iggp-l(a)genealogy.net>
Antwort an: palmueller(a)me.com, iggp-l(a)genealogy.net
An: E. Adam via IGGP-L <iggp-l(a)genealogy.net>


Liebe Freundinnen und Freunde der Ahnenforschung,

der Ahnenforscher Stammtisch Unna möchte euch sehr herzlich zu seiner folgenden Online-Veranstaltung auf Zoom einladen:

Ahnenforscher Stammtisch Unna Online-Vortrag

DIE GESCHICHTE ZWEIER KOLONIEN - MESSIANISCHE CHRISTEN AUS AMERIKA UND TEMPLER AUS WÜRTTEMBERG IN JAFFA, PALÄSTINA

mit Sabine Akabayov aus Israel

am Donnerstag, dem 28. September 2023 um 19.00 Uhr auf Zoom!

Einladung mit Teilnahmemöglichkeit:

https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de/2023/06/21/online-vortrag-die-geschichte-zweier-kolonien-messianische-christen-aus-amerika-und-templer-aus-w%C3%BCrttemberg-in-jaffa-pal%C3%A4stina-am-28-09-2023/

Wir würden uns sehr darüber freuen, euch wieder sehr zahlreich zu dieser Online-Veranstaltung begrüßen zu dürfen.

Liebe Grüße

Georg (Palmüller)


AHNENFORSCHER STAMMTISCH UNNA
E-Mail: info(a)ahnenforscherstammtisch.de

Homepage: https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de
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Twitter: https://twitter.com/ahnenforscher
Instagram: https://www.instagram.com/ahnenforscherstammtischunna/

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[Regionalforum-Saar] 8. Oktober 2023: 17. Deutsch-Pennsylvanischer Tag in Eberbach am Neckar

Date: 2023/09/22 12:27:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

17. Deutsch-Pennsylvanischer Tag in Eberbach am Neckar

Sonntag, 8. Oktober 2023, 15.00 Uhr,

Veranstalter: Freundeskreis Ephrata e.V.
www.friends-of-ephrata.de
(Kontakt: Reiner Heun, reiner.heun(a)web.de)

Kooperationspartner: Deutsch-Pennsylvanischer Arbeitskreis e.V.
www.pennsylvanien.de
(Kontakt: Frank Kessler, Mail: Kessler.fpa16(a)yahoo.fr)

Veranstaltungsort: Stadthalle Eberbach
Leopoldsplatz 2, 69412 Eberbach

Eintritt: kostenfrei

Ergänzende Ausstellung: „Conrad Beissel – Neue Heimat Pennsylvanien“ und „Kurpfälzische Auswanderung im 18. Jahrhundert“

P R O G R A M M

15.00 Uhr
Begrüßung: Reiner Heun (Vorsitzender Freundeskreis Ephrata e.V.)

15.05 Uhr
Grußwort: Peter Reichert (Bürgermeister Eberbach)

15.10 Uhr
Grußwort: Frank Kessler (1. Vorsitzender des Deutsch-Pennsylvanischen Arbeitskreises e.V.)

15:15 Uhr
John Schmid: Pennsylvanisch-Deitsche Musik

15.30 Uhr
Frank Kessler: Vergabe der DPAK-Ehrenmitgliedschaft an John Schmid

15.40 Uhr
Dr. Marius Golgath: Von der Kurpfalz nach Amerika – Das Leben und Wirken
der Auswandererpfarrer Harsch und Henckel“

16.15 Uhr
Reiner Heun: Über die Städtepartnerschaft Eberbach – Ephrata (PA)

16.30 Uhr
John Schmid: Pennsylvanisch-Deitsche Musik

16.45 Uhr Pause

17:00 Uhr
Benjamin Wagener: „Hiwwe wie Driwwe 2“ (Projektvorstellung)

17.10 Uhr
Dr. Michael Werner, 2. Vorsitzender des DPAK: 2003 – 2023: 20 Jahre Deutsch-
Pennsylvanischer Arbeitskreis e.V.

17.25 Uhr
John Schmid: Pennsylvanisch-Deitsche Musik

17.40 Uhr
Michael Wohlers, 2. Vorsitzender des Freundeskreises Ephrata e.V.: Schlussworte





[Regionalforum-Saar] Familientrennungen im nationalsozi alistischen Krieg. Erfahrungen und Praktiken in Deutschland u nd im besetzten Europa 1939–1945

Date: 2023/09/27 09:24:45
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Familientrennungen im nationalsozialistischen Krieg. Erfahrungen und Praktiken in Deutschland und im besetzten Europa 1939–1945

Herausgeber Lisner, Wiebke; Hürter, Johannes; Rauh, Cornelia; Seegers, Lu
Reihe Das Private im Nationalsozialismus
Erschienen Göttingen 2022: Wallstein Verlag
Anzahl Seiten 379 S.
Preis € 34,00
ISBN 978-3-8353-5202-5

Inhalt=> meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-76579.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Lukas Schretter, Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, Zweigstelle Wien

Die politisch oder militärisch herbeigeführte Trennung und Zerstörung von Familien war eine kollektive und allgegenwärtige Erfahrung im Zweiten Weltkrieg. Dieser Sammelband zeigt anschaulich, dass sie zudem eine kalkulierte Begleiterscheinung der deutschen Kriegsführung sowie ein zentraler Bestandteil der NS-Besatzungs-, Rassen- und Biopolitik war. In den Beiträgen wird differenziert analysiert, wie Familien in der deutschen Kriegsgesellschaft und in europäischen Ländern unter deutscher Besatzung die Trennung erlebten und verarbeiteten. Die Beiträge geben zum einen Aufschluss darüber, wie sich „rassisch“ privilegierte Familien in das politische System des Nationalsozialismus einschrieben und systemstabilisierend wirkten. Zum anderen zeigen sie die Praktiken, Strategien und Handlungsspielräume von verfolgten und ausgegrenzten Familien vor und nach einer (drohenden) Familientrennung.[1] Der Sammelband knüpft an Forschungen zu Privatheit im Nationalsozialismus an, durchgeführt am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin. Er erschließt ein neues Forschungsfeld: Die Erfahrungen und Auswirkungen von Familientrennungen wurden von der historischen Forschung zum Zweiten Weltkrieg bislang wenig berücksichtigt.

Der erste Abschnitt enthält themenübergreifende Aspekte zur Familie im nationalsozialistischen Krieg, die zum Teil in den Beiträgen des zweiten und dritten Abschnitts aufgegriffen werden.

Tatjana Tönsmeyer zeigt, dass Familientrennungen und -zerstörungen in der Sozial- und Emotionsgeschichte der europäischen Besatzungsgesellschaften einen zentralen Platz einnehmen. Aufgrund kriegsbedingter Einberufung, Flucht, Deportation, Verfolgung und Vertreibung bestanden die Besatzungsgesellschaften häufig aus „Rumpf- oder Haushaltsfamilien“ mit weiblichen Haushaltsvorständen. Trennungen waren vor allem ein Charakteristikum jüdischer Familien: Als „rassisch“ Verfolgte und Angehörige einer Besatzungsgesellschaft waren sie besonderer Entrechtung und Verfolgung ausgesetzt. Die Trennung von der Herkunftsfamilie wurde sogar zur Überlebensstrategie, als das Zusammenleben einer jüdischen Familie zur seltenen Ausnahme wurde.

Demgegenüber argumentiert Isabel Heinemann anhand von Familientrennungen und -gründungen im Kontext der Zwangsumsiedlungspolitik in den eroberten Gebieten Polens, dass die Familie „als ‚Relais‘, als zentrale Ordnungskategorie des Sozialen [wirkte], über welche reguliert wurde, wer auf welche Weise in der Gesellschaft partizipieren durfte“ (S. 57 f.). So wurden einerseits Familien vollständig zum Arbeitseinsatz vor Ort gezwungen, ins „Altreich“ entsandt oder ins Generalgouvernement deportiert, andererseits für die „Wiedereindeutschung“ ausgewählte Familien nach den Erfordernissen des Arbeitskräfteeinsatzes aufgelöst. Ein Beispiel für die Zerstörung und Neugründung von Familien im Dienste der nationalsozialistischen Rassenpolitik ist die Zwangsgermanisierung und Adoption nicht deutscher Kinder.

Der zweite Abschnitt ist den nicht verfolgten Familien in der deutschen Kriegsgesellschaft gewidmet. Im Fokus der meisten Beiträge stehen Familientrennungen aufgrund der Einberufung von Männern zum Kriegsdienst.

Nicht verfolgte Familien der deutschen Kriegsgesellschaft knüpften hohe Erwartungen an das seltene Wiedersehen während des „Fronturlaubs“. Er diente unter anderem dazu, der Entfremdung in Ehen entgegenzuwirken. Das NS-Regime instrumentalisierte mittels Propaganda die Heimaufenthalte der Soldaten, um deren Moral zu stärken und den Familien vorübergehend eine zivile „Normalität“ zu suggerieren. Je prekärer die militärische Lage und je seltener der „Fronturlaub“ wurde und je häufiger die Angehörigen der Soldaten ihr Leben durch alliierte Luftangriffe bedroht sahen, desto mehr geriet die Familie als kleinste soziale Einheit in den Fokus staatlicher Zugriffe: „Indem individuelle Enttäuschungen die kollektive Einsatzbereitschaft bedrohten, wurde häusliche Harmonie zur Staatsräson und das Private politisch“ (S. 85), schreibt Christian Packheiser. Zudem war der „Fronturlaub“ eine bevölkerungspolitische Maßnahme, um die Geburtenrate der „Volksgemeinschaft“ während des Krieges stabil zu halten – das NS-Regime erwartete von der „rassisch“ erwünschten Familie, dass sie während des Heimaturlaubs ihre Funktion als Fortpflanzungsgemeinschaft erfüllte. Katharina Piros mikrohistorische Analyse der Feldpostkorrespondenz eines Ehepaares zeigt, inwieweit die Trennungssituation und gesellschaftlich-normative Vorstellungen die Familienplanung beeinflussten.

Der Scheidung als die letzte Konsequenz, wenn sich Unstimmigkeiten zwischen Paaren häuften, nimmt sich ein Beitrag an. Die Scheidung nach dem „Zerrüttungsprinzip“, die vor allem scheidungswillige Männer für sich nutzen konnten, war durch die Reform des Ehe- und Scheidungsrechts im Jahr 1938 ermöglicht worden. Annemone Christians stellt aber fest, dass Ehen in der Folge nicht häufiger aufgelöst wurden als in Friedenszeiten. Verfahrensbeispiele aus der Verhandlungspraxis des Landgerichts München zeigen jedoch, dass kriegsbedingte Trennungen im Verlaufe des Krieges zunehmend in der Scheidungspraxis sichtbar werden: „Die Abwesenheit des Ehemannes konnte die Missstände in einer Partnerschaft zusehends verschärfen – Dissens und Entfremdung kumulierten während der seltenen Wiedersehen im Fronturlaub.“ (S. 161) Wie Paare der zunehmenden Entfremdung durch die Inanspruchnahme von Beratungsangeboten entgegenzuwirken versuchten, geht hingegen aus den zeitgenössischen Texten und Korrespondenzen von Walther von Hollander hervor, einem bekannten Schriftsteller und Kolumnisten für Ehe- und Familienberatung. Lu Seegers weist darauf hin, dass es eine persönlich entlastende und systemstabilisierende Strategie im Umgang mit den Zumutungen des Krieges war, wenn von Hollander auf die zwischenmenschlichen Probleme aufgrund kriegsbedingter Trennungen von Eheleuten zwar hinwies, nicht aber auf die politische Dimension. Diese Beschränkung auf allgemein menschliche Fragen war wohl der Grund dafür, dass von Hollander seine Beratertätigkeit nach der NS-Zeit nahtlos fortsetzen konnte.

Unter den Bedingungen kriegsbedingter Familientrennungen entwickelten Familien Kommunikationsstrategien. Der Beitrag von Kathrin Kiefer und Markus Raasch gibt Einblick in die Lebenswelten deutscher Soldatenfamilien aus der Perspektive von Kindern. Er zeigt, dass Geschwisterbeziehungen für das emotionale Überleben der getrennten Familien besonders relevant waren. Geschwister bemühten sich um ein funktionierendes Familienleben; die älteren Kinder wurden in die Verantwortung genommen. Zu den vielfältigen Erfahrungen von Kindern gehörte auch, dass Geschlechtergrenzen im Laufe des Krieges immer mehr verschwammen.

Ein weiterer Beitrag widmet sich der Familientrennung während der Umsiedlungsmaßnahmen von Deutschbalten und Wolhyniendeutschen in das Reichsgebiet und in die eingegliederten westpolnischen Gebieten 1939/40. Wiebke Lisner zeigt, dass Wolhyniendeutsche, die im Gegensatz zu den bürgerlich geprägten Deutschbalten oft einer bäuerlichen Schicht angehörten, begrenzte Möglichkeiten hatten, ihre Umsiedlung selbstbestimmt zu organisieren oder Trennungen zu verhindern. Die Familientrennung wurde von den Betroffenen zwar dramatisch wahrgenommen, war aber zeitlich begrenzt – im Gegensatz dazu war die Zerstörung von polnischen und vor allem jüdischen Familien, die als „rassisch“, „volkstumspolitisch“ und „erbgesundheitlich“ unerwünscht klassifiziert wurden, vom NS-Regime beabsichtigt.

Der dritte Abschnitt des Bandes thematisiert Handlungsoptionen und Praktiken nichtjüdischer Familien unter deutscher Besatzung, insbesondere in Osteuropa, und jüdischer Familien im Holocaust. Die Beiträge greifen die einleitenden Überlegungen zur Familientrennung und -zerstörung im nationalsozialistischen Krieg exemplarisch auf. Trotz der Breite der Fallstudien haben sie somit einen gemeinsamen analytischen Kern.

Marcel Brüntrup untersucht die Zwangstrennung osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen und ihrer Kinder sowie die Familienzusammenführung von Zwangsarbeiter:innen. Ab 1943 wurden schwangere Zwangsarbeiterinnen nicht mehr in ihre Heimatländer zurückgebracht, um eine „rassische Unterwanderung“ der „Volksgemeinschaft“ zu verhindern, sondern konnten im Reich entbinden, um schnellstmöglich wieder für den Arbeitseinsatz verfügbar zu sein. Schwangerschaftsabbrüche, die bei deutschen Frauen streng geahndet wurden, wurden gefördert. Vermeintlich „gutrassige“ Kinder sollten hingegen „germanisiert“ werden. In der Annahme, dass im Familienverbund bessere Arbeit geleistet würde, wurden schließlich auch die Familien der Zwangsarbeiter:innen nicht mehr getrennt; im Widerspruch zu den NS-Maßnahmen gegen die Bildung „unerwünschter“ Familien wurden sogar Familienzusammenführungen arrangiert. Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder sowie ganze Familien waren also, wie Brüntrup argumentiert, „Gegenstand von Aushandlungsprozessen an der Schnittstelle zwischen bevölkerungs- und rassenpolitischen Zielen sowie kriegswirtschaftlichen Anforderungen, in denen über Zusammenführung oder Trennung von Angehörigen, über Duldung oder Zerstörung des Familienverbandes entschieden wurde“ (S. 278).

Die Kommunikation getrennter jüdischer Familien beiderseits der sowjetischen Demarkationslinie zwischen 1939 und 1941 beschreibt Olga Radschenko. Nachdem der deutsche Angriff auf Polen eine Fluchtbewegung von hauptsächlich jüdischen Männern in das zunächst unbesetzte und dann sowjetisch besetzte Ostpolen ausgelöst hatte und Tausende von jüdischen Flüchtlingen schließlich die „grüne Grenze“ überquerten, versuchten viele Familien, eine Familienzusammenführung zu erreichen. Die Korrespondenz per deutscher und sowjetischer Post und illegal mit Hilfe von sogenannten Grenzgänger:innen vermittelte den Familien Emotionalität und Stabilität. Auch Lebensmittellieferungen sicherten zumindest vorübergehend das Überleben der im deutsch besetzten Polen zurückgebliebenen Familienangehörigen. Carlos Alberto Haas untersucht in seinem Beitrag, wie jüdische Familien den Moment ihrer Trennung in den Ghettos in Polen interpretierten. Er konzentriert sich auf die Vorstellungen von Familie und auf die Rollenbilder in der jüdischen Bevölkerung Ostmittel- und Osteuropas vor 1939 und zeigt, wie Familien ihren Verlust im Ghetto in Erinnerung an eine bessere Vergangenheit und mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft wahrnahmen.

Der letzte Beitrag widmet sich Familientrennungen und Neukonfigurationen von Familien im belarussischen Raum. Die Institution Familie als kleinste soziale Einheit war vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion dem sozialistischen Kollektiv untergeordnet. Nach 1941 waren Familientrennungen und -auflösungen jedoch ubiquitär. Zugleich entstanden neue temporäre Zweckgemeinschaften und „Ersatzfamilien“. Sie wurden durch das Familiendekret von 1944 – das die sowjetische Familienpolitik weit über das Kriegsende hinaus prägte – angeregt und teilweise legitimiert. Als Quellengrundlage für diese Untersuchung von „Familien auf Zeit“ (S. 339) dienen Yuliya von Saal staatliche Akten und biografische Überlieferungen, unter anderem von Kindern und jüdischen Überlebenden.

Die unterschiedlichen Facetten des biopolitischen NS-Machtanspruchs auf Familien bilden die kohärente Klammer um die thematisch breit gefächerten Beiträge dieses Sammelbandes, ohne jedoch vermeintliche Gemeinsamkeiten familiärer Erfahrungen und Praktiken überzubetonen. Obwohl einige der im Sammelband vorgestellten Forschungen und Überlegungen von einzelnen Autor:innen bereits an anderer Stelle veröffentlicht wurden, bietet er neue Erkenntnisse zu Familientrennungen im Zweiten Weltkrieg. Dem Sammelband ist eine breite Rezeption zu wünschen, regt er doch nicht zuletzt aufgrund der zugrundeliegenden Quellenvielfalt zu weiteren Forschungen an: zu den Definitionen, Funktionen und Aufgaben von Familie im Krieg und danach, zur Ein- und Ausgrenzung aus der vom NS-Regime propagierten „Volksgemeinschaft“ und zum Alltag von jüdischen sowie nicht-jüdischen Familien unter deutscher Besatzung.

Anmerkung:
[1] Grundlage des Sammelbandes ist ein Workshop des Jahres 2019. Siehe den Tagungsbericht von Jonathan Voges: Kriegstrennungen im Zweiten Weltkrieg – Familienzerstörung zwischen „Kollateralschaden“ und Biopolitik, in: H-Soz-Kult, 20.09.2019, https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-127021 (24.09.2023).

Zitation

Lukas Schretter: Rezension zu: Lisner, Wiebke; Hürter, Johannes; Rauh, Cornelia; Seegers, Lu (Hrsg.): Familientrennungen im nationalsozialistischen Krieg. Erfahrungen und Praktiken in Deutschland und im besetzten Europa 1939–1945. Göttingen 2022 , ISBN 978-3-8353-5202-5,, In: H-Soz-Kult, 26.09.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-128428>.




[Regionalforum-Saar] Zur Rekonstruktion von Burgruinen am Computer und die Burg Lichtenberg im Jahre 1620

Date: 2023/09/27 12:53:32
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Peter Wild, Bobenheim-Roxheim (www.pfälzer-burgen.de)

Zur Rekonstruktion von Burgruinen am Computer und die Burg Lichtenberg im Jahre 1620

500 Burgen soll es einmal in der Pfalz gegeben haben. Von den meisten stehen heute nur noch wenige Mauerreste oder sie sind völlig abgegangen. Verfall und Untergang gehen häufig mit dem Verlust der gesamten baugeschichtlichen Dokumentation einher. Dann fällt es schwer, eine gesicherte Vorstellung zu entwickeln, wie die Burg früher ausgesehen hat. Genau hier setzt die Arbeit des Referenten an. Mit aufwändigen Recherchen und Rekonstruktionen verfolgt er das Ziel, ein Bild anzubieten, das die Burgruine vor dem Auge wieder auferstehen lässt. Dabei geht es nicht darum, sich auf ein "so, und nicht anders" festzulegen, sondern auf Basis von bekannten Informationen einen Rekonstruktionsvorschlag zu erstellen,von dem aus eine plausible Annäherung an das einstige Erscheinungsbild in Angriffgenommen werden kann. Im Vortrag wird die grundsätzliche Herangehensweise an die Rekonstruktion einer Burg gezeigt. Wie gelingt es, dass eine Rekonstruktion möglichst dicht an das vermutete Antlitz zur Blütezeit der Burg heranreicht? Dabei werden neben der Lichtenburg auch weitere Burgen der Pfalz beleuchtet.

Öffentlicher Abendvortrag (Eintritt frei)

Mittwoch, 04. Oktober 2023

Beginn: 19.30 Uhr

Zehntscheune (Erdgeschoss)

 

[Regionalforum-Saar] Mein Amerika - Erfahrungsberichte aus dem Gesellschaftsalltag in den USA

Date: 2023/09/30 10:03:41
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Mein Amerika - Erfahrungsberichte aus dem Gesellschaftsalltag in den USA
Donnerstag, 05.10.2023
18:30 Uhr
Hotel Mercure, Saarbrücken
 
Anmeldung erforderlich 

Am 6. Oktober 1683 landete eine Gruppe holländischer und schweizer Einwanderer in Philadelphia. Sie hatten sich in Deutschland niedergelassen, nachdem sie in ihren Heimatländern religiös verfolgt worden waren. Sie gründeten die Stadt „Germantown“, die als erste deutsche Siedlung auf dem amerikanischen Kontinent gilt. Aus Anlass des 300. Jahrestages dieser Einwanderung erklärte US-Präsident Reagan vor 40 Jahren den 6. Oktober zum German-American Day.

49 Mio Amerikaner, das sind 17% der Gesamtbevölkerung, führen ihre Herkunft auf deutsche Einwanderer zurück. Aus diesem Anlass würdigen wir nicht nur die zahllosen Errungenschaften und das reiche Erbe der deutschen Amerikaner, sondern auch die starken Verbindungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten. Anlässlich dieses Deutsch-Amerikanischen Tages wollen wir mit Persönlichkeiten diskutieren, die in den USA gelebt und gearbeitet haben, sie über ihre dortigen Erfahrungen befragen, wie sie von ihrem Amerikaaufenthalt privat und beruflich geprägt wurden, und ob das heutige Amerika immer noch das ihre ist.

Referenten:
Dr. Bruno von Lutz, Deutsch-Amerikansiches Institut Saarland e.V.

Dr. Rebekka Burkholz, CISPA Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit in Saarbrücken

Christoph Brünner, Vizepräsident des MIT Club of Germany e.V.

Werner Ott, Senior Consultant der ASKO Europa-Stiftung

Kooperationspartner: Konrad-Adenauer-Stiftung

Gefördert durch: Auswärtiges Amt

Hinweis: Einige unserer Veranstaltungen werden nun zusätzlich zur Zoom-Veranstaltung auch auf unserer Facebookseite gestreamt. Wenn Sie am Zoom-Meeting teilnehmen, sind unter Umständen Ihr Name und Ihr Video auch auf Facebook zu sehen. Es steht Ihnen natürlich frei, Ihren Namen zu ändern und/oder ohne Videoübertragung teilzunehmen. Infos hierzu auch auf unserer Website unter Aktuelles.