Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Erinnerung in Stein an die Toten von Spichern

Date: 2023/08/01 18:39:15
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der Saarbrücker Zeitung:

Gefallene von 1870/71 - Geschichtsbuch zum Ehrenfriedhof in Saarbrücken

Neues Buch von Roland Isberner und dem Heimatkundlichen Verein Warndt widmet sich detailliert dem Saarbrücker Ehrental.

Von Marco Reuther Redakteur

Man sollte meinen, schreckliche Dinge werden nicht vergessen. Doch die Zeit vergeht, und dann passieren manchmal auch Dinge, die noch schrecklicher sind, wie der Zweite- und der Erste Weltkrieg, die den vorherigen Krieg, den von 1870/71, fast in Vergessenheit geraten lassen. Es gibt aber noch sichtbare Erinnerungen an diesen Krieg, der in seinen ersten Tagen auch direkt bei Saarbrücken tobte, auf den Spicherer Höhen, wo preußische Truppen die Soldaten Napoleons III. in einer blutigen Schlacht besiegten.
Noch sichtbar sind dieser Krieg und diese Schlacht deshalb, weil ein Teil der Gefallenen ihre letzte Ruhe im „Ehrental“ fand. Heute liegt der Friedhof mit den alten Grabsteinen im Deutsch-Französischen Garten. Roland Isberner vom  Heimatkundlichen Verein Warndt hat sich in einer Neuerscheinung sehr detailliert den alten Grabstätten gewidmet.
Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871 tobte zwischen dem letztlich besiegten Frankreich und dem Norddeutschen Bund unter Führung Preußens und den verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt. Als Auslöser gilt ein Streit zwischen Frankreich und Preußen um die spanische Thronkandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen. Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich unter Kaiser Napoleon III. – ein Neffe Napoleons I., der sich an die Macht geputscht hatte – Preußen den Krieg. Entgegen der Erwartung des Kaisers, der im Laufe des Krieges abdanken musste uns sich in Gefangenschaft begab, traten die vier süddeutschen Staaten in den Krieg ein. Die Schlacht am Spicherer Berg wurde hochstilisiert, war aber nicht entscheidend. Ein Ergebnis des Krieges war die Gründung des Deutschen Reichs. Frankreich musste diesem Elsaß-Lothringen abtreten. In dem Krieg, er dauerte keine zwölf Monate, kamen fast 190
.000 Soldaten ums Leben, mehr als 230.000 wurden verwundet.

Auf gut 160 Seiten im DIN-A-4-Format zeigt „Das Ehrental – Grabstätte zum Krieg 1870/71 im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken“ viele farbige Abbildungen: Fotos der Grabsteine und Denkmäler, alte Postkarten, Drucke und Todesanzeigen. Mit dem Buch, so Isberner im Vorwort, wolle er auch den auf den Denkmälern genannten Namen ein Gesicht geben. Was er jedoch auf keinen Fall wolle, sei eine Glorifizierung des Krieges – an dieser Stelle zitiert er Kurt Tucholsky mit den Worten: „Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.“

Der kleine Friedhof wurde zum Platz der letzten Ruhe sowohl für Deutsche als auch Franzosen, teils während der Kämpfe getötet, teils an den Verwundungen gestorben – die medizinische und hygienische Situation war schlecht. Aber auch später verstorbene Veteranen des Krieges sind hier bestattet.

Roland Isberner hat zudem beschrieben, warum und wie der Friedhof im damaligen „Mockental“ entstand. Geweiht wurde er am 16. Oktober 1870. Schon während der Schlacht von Spichern wurden Gefallene nicht nur auf den Friedhöfen von Saarbrücken und St. Johann (heute Echelmeyerpark) beigesetzt: Auch direkt am Spicherer Berg entstanden Einzel- und Massengräber. So kam man in beiden Städten überein – Saarbrücken und St. Johann wurden erst 1909 vereint –, die Begräbnisstätte in unmittelbarer Nähe anzulegen, zumal man wusste, dass dort schon 1814 in Saarbrücken gestorbene französische Soldaten beigesetzt worden waren.
Der Ankauf des Geländes und das Anlegen des Friedhofs kosteten 6000 Taler, das Kriegsministerium beteiligte sich mit 2000 Talern. Schon bis April 1871 wurden 457 deutsche und französische Soldaten, darunter fünf Offiziere beigesetzt. Nur 44 von ihnen waren direkt in der Schlacht gefallen, die anderen kämpften noch lange um ihr Leben, erlagen den Wunden erst Tage oder Wochen später. Weitere in Folge der Kämpfe Verstorbene folgten, so auch 1890, als etwa 80 Leichname aus anderen Grabstätten ins Ehrental überführt wurden. Hinzu kamen noch Veteranen des Krieges – darunter Honoratioren der Stadt – die den Krieg überstanden und nach ihrem natürlichen Tod im Ehrental beigesetzt worden waren. Bis 1903 waren dort insgesamt etwa 500 Tote beigesetzt.

Der Name „Ehrental“ geht offenbar auf zwei Redakteure der Saarbrücker Zeitung zurück – Fritz Hofer und Conrad Herrmann: Offenbar hatte es spätestens Anfang September 1870 Beschwerden über wegen der schieren Menge nicht christlich bestatteten Soldaten gegeben. Da nun aber die Todeszahlen in den Lazaretten zurückgingen, solle man doch wieder zu würdevollen Einzelbestattungen übergehen, so der Vorschlag in der SZ, die auch eine Sammlung für Särge anstieß und den Namen „Ehrental“ anregte, statt wie bis dahin „Mockenthal“ oder „Galgendelle“.

Roland Isberner geht auch  auf die zahlreichen – heute teils verschwundenen – Denkmäler auf dem Gelände und deren Inschriften ein. Vor allem widmet er sich aber ausführlich den Einzel-Gräbern, insbesondre soweit dort noch die Namen der Verstorbenen zu erkennen sind, denn teils sind sie heute nicht mehr lesbar. Es war sicher eine Fleißarbeit, denn zu etlichen Personen hat der Heimatkundler noch genauere Informationen oder auch die Todesanzeigen zusammengetragen, alphabetisch geordnet von „Bieter, Karl“, von dem nur bekannt ist, dass er mit 82 weiteren Unglücklichen in einem Massengrab endete, bis zu „Zwicke, Adolf“, Generalarzt a.D., dessen letzten Ruheplatz ein prunkvoller Grabstein ziert und der zu den Glücklichen gehörte, die sich nach der Schlacht vom 6. August 1870 noch eines langen Lebens erfreuen durften – er starb erst am 29. Mai 1914 mit 68 Jahren – während eine Reise an einem „Herzschlag“ in Bern – und wurde als Kriegsveteran im Ehrental beigesetzt. Zwickes Sohn hatte um dessen Beisetzung im Ehrental gebeten, aus Isberners Buch geht aber auch hervor, dass mancher Mann schon zu Lebzeiten bestrebt war, nach seinem Ableben einen Platz auf dem Ehrenfriedhof zu bekommen.
Wobei es in den Gräbern tatsächlich eine nahezu reine Männergesellschaft ist. Nur eine einzige Frau findet sich darunter, obwohl es auch andere wie sie gab: Katharina Weißgerber, genannt Schultze Kathrin (1818-1886), die sich offenbar auch während der Kampfhandlungen um verwundete preußische Soldaten gekümmert hatte. Durch Spenden nach einem Aufruf in der Saarbrücker Zeitung wurde der Frau, die fast mittellos gestorben war, das Grab im Ehrental finanziert.

Das Buch „Das Ehrental – Grabstätten zum Krieg 1870/71“ (29,80 Euro) von Robert Isbernerg gibt es beim Heimatkundlichen Verein Warndt per E-Mail an: heimatk.verein(a)warndt.de.

Re: [Regionalforum-Saar] „Quo vadis“-Buch: De r Skandal der Skandale

Date: 2023/08/01 20:08:06
From: Hermann Scheid via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

 

 

Von: regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net <regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net> Im Auftrag von Roland Geiger via Regionalforum-Saar
Gesendet: Montag, 31. Juli 2023 20:32
An: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Betreff: [Regionalforum-Saar] „Quo vadis“-Buch: Der Skandal der Skandale

 

„Quo vadis“-Buch: Der Skandal der Skandale
Sonntag, 30. Juli 2023
von Christian Funck
Quelle: https://www.wndn.de/quo-vadis-buch-der-skandal-der-skandale/

In dem Buch „Abtei Tholey – Quo vadis?“ erhebt Meinrad Maria Grewenig schwere Vorwürfe gegen die Tholeyer Klosterführung. Um einen sachlichen und konstruktiven Debattenbeitrag handelt es sich bei dem Buch leider nicht. „Abtei Tholey – Quo vadis?“ ist ein Pamphlet.

In seinem neuen Buch „Abtei Tholey – Quo vadis? Vision, Hoffnung, Wirklichkeit“ hat der ehemalige Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig, schwere Vorwürfe gegen den Tholeyer Abt Mauritius Choriol OSB sowie Pater Wendelinus Naumann OSB erhoben.

Grewenigs Sprache ist dabei alles andere als zurückhaltend. Indirekt bezeichnet er P. Wendelinus und Abt Mauritius als scheinheilige „Feinde der Kirche“, „die die frohe Botschaft verdunkeln“ und die ein hartes Urteil erwarteten (siehe Innendeckel). Insbesondere in P. Wendelinus scheint Grewenig den Satan zu sehen: „Hat Satan sich in der Abtei breitgemacht? (…) Hat Gerhard Richter womöglich in seinen Fenstern Hinweise nicht nur auf Engel, sondern auch auf den Teufel gegeben?“ (S. 11). „Denn manche entdecken in seinen Chorfenstern nicht nur Engel, sondern auch Teufelsfratzen“ (S. 61). Grewenig bezeichnet P. Wendelinus als den „Totengräber eines der spannendsten Kulturprojekte des Saarlandes“ (S. 60). Seine Aufgabe sieht Grewenig darin, „das Böse [P. Wendelinus?] zu identifizieren und unschädlich zu machen“ (S. 61). P. Wendelinus und Abt Mauritius sollten „aus der Handlungslinie gebracht werden“ (S. 76).

„Norbert Lammers“ und der „unbedeutendste Mönch“

Die konkrete Kritik ist dabei zum Teil kleinkariert. So kritisiert Grewenig beispielsweise, dass der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert im September 2022 bei seinem Besuch in der Abtei nicht von Abt Mauritius, sondern von P. Wendelinus, dem angeblich „unbedeutendsten“ Mönch der Klostergemeinschaft, empfangen worden sei (S. 40). Dies könne man „nur als große Ignoranz oder den Ausbruch großer Eitelkeit eines Einzelnen deuten“ und offenbare die „eklatante Führungsschwäche des Klosteroberen“ (S. 40).

Andere Deutungsmöglichkeiten kommen für Grewenig nicht in Betracht, sind allerdings wesentlich naheliegender als „Ignoranz“ und „große Eitelkeit“: So ist P. Wendelinus beispielsweise schlicht eloquenter als der Abt, dessen Muttersprache französisch ist.

Besonders peinlich ist, dass Grewenig es dabei nicht einmal schafft, den Namen des hohen Gastes richtig zu benennen: Ein „Norbert Lammers“ (S. 39) ist nämlich niemals Bundestagspräsident gewesen. Sich nicht einmal den Namen einer Person merken zu können, ist nun auch nicht gerade ein Ausweis von Respekt. Als andere Deutungsmöglichkeiten kämen freilich schlampiges Arbeiten und/oder ein schlechtes Lektorat in Betracht.

Verändern der Wahrheit?

Grewenig wirft P. Wendelinus und Abt Mauritius vor, es mit der Wahrheit „nicht so genau“ zu nehmen (S. 40). Peinlich ist dann aber, dass sich in seinem Buch selbst viele falsche Tatsachenbehauptungen finden. Die Liste der – mal mehr, mal weniger gravierenden – Falschbehauptungen und Fehler ist dabei lang.

So behauptet Grewenig zum Beispiel, dass dem Konvent im Jahr 2008 nur noch sechs Mitglieder angehört hätten (S. 82; tatsächlich waren es allerdings etwa 13 Mönche). Auch nicht richtig ist beispielsweise die Behauptung, dass die Tagesschau die Fenster von Gerhard Richter „ausgiebig“ vorgestellt hätte (S. 63). Die 20-Uhr-Tagesschau hatte zwar über die Tholeyer Richter-Fenster berichtet, allerdings mit einem 24-Sekunden-Beitrag. Unter „ausgiebig“ dürfte man wohl doch eher etwas anderes verstehen. Unzutreffend ist auch, dass „[g]anzseitige Medienberichte aller (…) internationalen Zeitungen einschließlich der New York Times“ über das „Wunder von Tholey“ berichtet hätten (S. 62 f.). Die New York Times war vielmehr – soweit bekannt – die einzige große internationale Zeitung, die mit einem großen Beitrag über die Tholeyer Richter-Fenster berichtet hatte.

Überhaupt neigt Grewenig zu Übertreibungen. Die Abtei Tholey habe dank ihres Schutzheiligen, des heiligen Mauritius, Teil am „Gründungsmythos des Heiligen Römischen Reiches“ (S. 34) und die Abtei stehe „für Sternstunden des christlichen Abendlandes, aber auch für die größten Katastrophen der Geschichte“ (S. 78 f.). Die Wiedereröffnung der Abteikirche im September 2020 nennt er ein „mediales Weltereignis“ (S. 11). Diese Übertreibungen benutzt Grewenig wohl bewusst, um einen besonders deutlichen Kontrast zwischen den Erwartungen zur Zeit der Wiedereröffnung der Abteikirche im September 2020 und der jetzigen angeblichen Tristesse zu zeichnen.

Die Weihnachtspredigt von Wittichenau

Auch bei der Schilderung der Geschehnisse um die Weihnachtspredigt des im Juni verstorbenen Tholeyer Paters Joachim Wernersbach OSB (den Grewenig fälschlicherweise als „Pater Joachim Wernesbacher“ bezeichnet), die Anfang Januar bundesweit für mediales Aufsehen gesorgt hatte, nimmt Grewenig es mit den Fakten nicht so genau.

So behauptet er, die „Online-Umfrage“ sei „längst geschlossen“ und das Video der Weihnachtsmesse gelöscht gewesen, als die Abtei Tholey ihre Presseerklärung herausgegeben habe (S. 44). Die Presseerklärung, in der sich die Abtei von P. Joachims Weihnachtspredigt distanzierte, habe in Wirklichkeit als „Ablenkungsmanöver“ von einem „mit harten Bandagen geführten Machtkampf hinter den Mauern der Abtei“ gedient (S. 45). Bei diesem Machtkampf sei es um die lebenslange Versorgung von P. Wendelinus im Kloster gegangen (S. 45). Es gebe nämlich Gerüchte, dass die Wahl von P. Wendelinus in den Konvent im Jahr 2019 unrechtmäßig erfolgt sei (S. 45). In der Folge hätten „Mönche und Brüder (…) das Kloster temporär verlassen“ (S. 45). P. Joachim war seit Sommer 2021 im Bistum Görlitz als Priester tätig gewesen. Bei einer Versammlung der Mönche (Generalkapitel-Sitzung) am 4. Januar 2023, an der auch P. Joachim als Mitglied des Tholeyer Konvents teilgenommen habe, sei es um die Frage gegangen, ob P. Wendelinus rechtsgültig in die Abtei aufgenommen worden sei (S. 46).

Tatsächlich hatte die Abtei die Presseerklärung am 3. Januar 2023 veröffentlicht – an dem Tag, an dem die Kritik an der Predigt von überregionalen Medien aufgegriffen worden war. Offenbar erst seit dem Morgen des 4. Januar 2023 – und damit nach Veröffentlichung der Presseerklärung der Abtei – war die Petition online nicht mehr abrufbar. Das Youtube-Video der Weihnachtsmesse von Wittichenau war zum Zeitpunkt der Presseerklärung ebenfalls noch abrufbar gewesen. Grewenig stellt die Chronologie der Ereignisse somit unzutreffend dar. Dies tut er offensichtlich, um seine These plausibel erscheinen zu lassen, die Presseerklärung (in der man sich von P. Joachims Weihnachtspredigt distanzierte) habe einzig und allein dazu gedient, einen Mitbruder öffentlich an den Pranger zu stellen (S. 74). Kritik an der Reaktion der Abtei auf die Weihnachtspredigt von Wittichenau ist zwar durchaus legitim. Grewenig lässt allerdings völlig außer Acht, dass die Abtei unter massivem medialem und zeitlichem Druck gestanden hatte. Grewenigs Behauptung, Ziel der Abtei sei es gewesen, „einen Medienskandal um jeden Preis zu erzielen“ (S. 45), ist zudem unzutreffend. Umgekehrt ging es der Abtei offensichtlich genau darum, einen aufkochenden Medienskandal zu verhindern.

Aufnahme von P. Wendelinus unrechtmäßig?

Sicher ist, dass es bei der Wahl von P. Wendelinus in den Konvent zu irgendwelchen Unregelmäßigkeiten gekommen sein muss. Die Abtei erklärte in einer Pressemitteilung Ende Mai dieses Jahres, „Rom“ habe „nach reiflicher Erwägung festgestellt, dass dem Pater Wendelinus Naumann keinerlei schuldhaftes Verhalten im Zusammenhang mit seiner Aufnahme in den Tholeyer Konvent vorgeworfen werden kann und seine feierliche Profess, sofern das überhaupt notwendig wäre, kirchenrechtlich saniert.“ Wäre bei der Aufnahme von P. Wendelinus in den Konvent alles „rund gelaufen“, hätte sich „Rom“ wohl kaum mit der Angelegenheit befasst.

Welche Rolle die Generalkapitel-Sitzung für die Pressemitteilung zur Weihnachtspredigt von Wittichenau gespielt haben soll, erschließt sich allerdings nicht. In dieser Sitzung war P. Joachim weiter stimmberechtigt und es ist auch nicht ersichtlich, inwiefern durch die Pressemitteilung das Wahlverhalten der Mönche im Konvent beeinflusst worden sein soll, wie Grewenig behauptet (S. 46). Fraglich ist auch, welche Mönche Grewenig meint, wenn er behauptet, dass „Mönche und Brüder“ das Kloster auf Grund „spürbarer Verwerfungen“ temporär verlassen hätten (S. 45). Außer P. Joachim kommt hierfür niemand in Betracht.

Geschönte Besucherzahlen?

Grewenig behauptet außerdem, P. Wendelinus habe die Besucherzahlen für 2022 geschönt, um trotz der angeblichen „Misere“ Erfolge zu verkünden (S. 42). Gegenüber dem Saarländischen Rundfunk habe er von 80.000 bis 85.000 Besuchern der Abteikirche gesprochen, während die Zählung der Gemeinde Tholey im Besucherzentrum nur etwa halb so viele Besucher ergeben hätte (S. 45). Warum die Besucherzahlen im Besucherzentrum den von P. Wendelinus verkündeten Kirchenbesucherzahlen widersprechen sollen, bleibt allerdings rätselhaft. Zum einen handelt es sich bei beiden Zahlen um Schätzungen und zum anderen ist natürlich davon auszugehen, dass deutlich mehr Menschen die Kirche als lediglich das Besucherzentrum aufgesucht haben.

Apropos geschönte Zahlen: In einem Werbeflugblatt zu seinem „Quo vadis“-Buch behauptet Grewenig, 6,5 Millionen (!) Leser hätten „bisher im Bereich der Saarbrücker Zeitung, des Trierischen Volksfreundes und des Pfälzer Merkurs die Berichterstattung“ über sein Buch gelesen. Hierzu ist anzumerken, dass die Gesamtauflage der genannten Zeitungen nur 157.061 beträgt, die Reichweite lediglich bei etwa 750.000 liegt und dass sich das Online-Angebot dieser Zeitungen jeweils hinter einer Bezahlschranke versteckt. Die behauptete Anzahl von 6,5 Millionen Lesern dürfte zudem die Einwohnerzahl im Einzugsbereich der genannten Zeitungen etwa um das Drei- bis Vierfache übersteigen. Dass daher tatsächlich 6,5 Millionen Menschen die Berichterstattung der Saarbrücker Zeitungsgruppe über „Abtei Tholey – Quo vadis“ gelesen haben, dürfte daher äußerst fragwürdig und zudem weit unwahrscheinlicher sein, als das 80.000 Leutchen im gesamten Jahr 2022 die Abtei Tholey besucht haben.

Der Streit um das Nordportal

Grewenig attackiert P. Wendelinus auch für seine Rolle im „Tholeyer Denkmalstreit“ (S. 70). Im Jahr 2019 hatte die Abtei ohne Genehmigung des Landesdenkmalamts die gestuften Spitzbögen (die Archivolten) des frühgotischen Nordportals entfernen lassen – angeblich, um einen Doppel-T-Träger zur Stabilisierung der Wand einzusetzen. Bereits laut einem Gutachten des Instituts für Steinkonservierung aus dem Jahr 2007 galt das Portal als „stark in seinem Bestand gefährdet.“

Das Landesdenkmalamt forderte daraufhin den Wiedereinbau der ausgebauten Teile. Das Denkmal habe das Recht, „die Spuren der Zeit vorzuzeigen“. Dass ein Relief an Lesbarkeit verliere, müsse möglich sein. Die Abtei strebte hingegen eine Rekonstruktion des infolge der Französischen Revolution sowie durch Wind und Wetter erheblich in Mitleidenschaft gezogenen Portals an. So sollte die religiöse Botschaft des stark verwitterten Portals wieder deutlich werden. Im Feld über der Tür, dem sogenannte Tympanon, befindet sich eine Darstellung von Jesus Christus, der im Moment seiner Auferstehung von den Toten aus dem Grab steigt. Die einst zum Segensgruß erhobene Hand ist jedoch nicht mehr vorhanden. Die Darstellungen in Tympanon und Archivolten waren bzw. sind teilweise bis zur Unkenntlichkeit verwittert.

Das Landesdenkmalamt erkannte die geltend gemachten religiösen Belange jedoch nicht an, weshalb nach § 30 Absatz 1 Satz 2 des Saarländischen Denkmalschutzgesetzes die zuständige kirchliche Oberbehörde – wohl die entsprechende Behörde des Vatikans oder der Nuntius als Vertreter des Papstes in Deutschland – „im Benehmen mit der Obersten Denkmalbehörde“ (dem Kultusministerium) zu entscheiden hat.

Im vergangenen Jahr lenkte die Abtei jedoch überraschender Weise ein und rückte von ihrem Vorhaben des Einbaus einer Rekonstruktion ab. Hierbei kam es wohl zum Bruch der Abtei mit der Unternehmerfamilie Meiser, die die Sanierung der Abtei mit ihren Geldern möglich gemacht hatte. Ob der Wiedereinbau der entfernten Teile überhaupt bewerkstelligt werden kann, ist aber immer noch offen. Die Sanierung des Nordportals ist bis heute unvollendet.

Die Kritik an dem eigenmächtigen Handeln der Abtei ist sicherlich berechtigt. Ob man hierfür allerdings P. Wendelinus – der „von der Abtei mit der Begleitung des Sanierungsvorhabens auf Bauherrnseite betraut worden“ war (S. 70) – alleine den „Schwarzen Peter“ zuschieben kann, ist allerdings fraglich. So wurden die ausgebauten Steine beispielsweise wohl in einer Halle der Unternehmerfamilie Meiser – dem Hauptgeldgeber der Sanierung und Finanzier des noch nicht eingebauten, aber bereits geschaffen neuen Portals – gelagert. Dass die Entscheidung zum Ausbau der Archivolten allein auf P. Wendelinus zurückging, ist daher eher unwahrscheinlich. Firmen-Patriarch Edmund Meiser griff das Landesdenkmalamt im September 2020 zudem scharf als „Verhinderungsamt“ an. Das Verhalten des Denkmalamts sei „[w]irklich ärgerlich“. Es habe „das Ziel völlig aus den Augen verloren“, keinerlei konstruktive Vorschläge gemacht und versuche „fast schon mit allen Mitteln den Einbau des neuen Portals zu verhindern“.

Das Wunder der Richter-Fenster

Weiterhin kritisiert Grewenig, dass P. Wendelinus und Abt Mauritius sich angeblich das „Wunder der Chorfenster von Gerhard Richter“ „auf ihre Fahne schreiben“ würden, „um ihr Renommee zu vergrößern“ (S. 74). Als Beleg hierfür führt Grewenig einzig und allein einen in der FAZ erschienenen Beitrag aus dem September 2022 an. Dieser wurde allerdings nicht von P. Wendelinus oder Abt Mauritius, sondern von einer FAZ-Redakteurin verfasst. Er handelt in erster Linie von der Vaterunser-Übersetzung des Alt-Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, in den ersten beiden – schlecht recherchierten – einleitenden Absätzen geht es um das Wunder der Richter-Fenster. Allein hieraus abzuleiten, die Abteiführung wolle die Rolle von Bernhard Leonardy, dem Kantor der Saarbrücker Basilika St. Johann, verschweigen, um das eigene Renommee zu vergrößern, erscheint äußerst fragwürdig.

Denn unter anderem auf der Pressekonferenz der Abtei, auf der die Entwürfe der Richter-Fenster im September 2019 vorgestellt worden waren, hatte Bernhard Leonardy ausführlich davon berichtet, wie er den Kontakt zu Richter hergestellt hatte, und wie es ihm gelang, Richter von dem Projekt zu überzeugen. Auch P. Wendelinus hatte zudem gegenüber wndn.de auf Bernhard Leonardys besondere Rolle im Rahmen der Kontaktaufnahme zu Gerhard Richter hingewiesen. Konkrete Anhaltspunkte dafür, dass Leonardys Vermittlungsversuche von der Abteiführung heute verschwiegen werden, gibt es nicht und werden von Grewenig auch nicht benannt.

Des Weiteren behauptet Grewenig, „die wichtigste Existenzgrundlage nach dem Beinahe-Exitus des Klosters 2008“ werde „systematisch verschwiegen“ (S. 74). Rund 15 Millionen Euro hatte die Unternehmerfamilie Meiser wohl zur Sanierung der Abtei beigesteuert (S. 57). Den Vorwurf des systematischen Verschweigens stützt Grewenig lediglich auf einen Artikel: den bereits genannten, aus fremder Feder stammenden FAZ-Beitrag. Dass die umfangreiche Sanierung der Abtei ohne die Unterstützung der Familie Meiser nicht möglich gewesen wäre, ist allerdings allgemein bekannt und wird keineswegs „systematisch verschwiegen“. Im Rahmen der Wiedereröffnung der Abteikirche hatte Abt Mauritius der Familie Meiser beispielsweise öffentlich für deren Unterstützung gedankt. Innerhalb der Abteikirche befindet sich zudem sogar eine Gedenkplakette, die an die Unterstützung der Familie Meiser erinnert.

Berechtigte Kritikpunkte

Grewenig spricht in seinem Buch aber durchaus auch berechtigte Kritikpunkte an: So ist auch knapp drei Jahre nach Einweihung der Richter-Fenster noch kein Kunstführer über die Abteikirche oder die Fenster von Gerhard Richter oder Mahbuba Maqsoodi erhältlich (S. 8 f.), Postkarten von den Richter-Fenstern gibt es auch seit langem nicht mehr zu kaufen (S. 42), Internet- und Social Media-Auftritt sind nahezu inaktiv (S. 41) und die Renovierung des Nordportals ist immer noch nicht abgeschlossen (S. 56). Daher ist es legitim zu fragen, ob die Abtei ihre wirtschaftlichen und touristischen Potentiale nutzt oder durch unprofessionelles Handeln ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage verspielt (S. 81).

Zudem lässt die seit 2009 angestrebte Errichtung eines geistigen Zentrums (S. 59) weiter auf sich warten. Äußerst bedauerlich ist überdies, dass es zwischen der Familie Meiser und der Abtei zum Bruch gekommen ist (S. 76). Die konkreten Hintergründe kann Grewenig mit seinem Buch allerdings auch nicht erhellen.

Polemische Abrechnung

In „Abtei Tholey – Quo vadis?“ beschränkt Grewenig sich allerdings nicht auf den Vortrag sachlicher Kritik, sondern greift P. Wendelinus und Abt Mauritius persönlich an. Die Kritik ist dabei sehr einseitig und – wie gezeigt wurde – in großen Teilen auch unsachlich und polemisch. „Abtei Tholey – Quo vadis?“ wirkt daher wie eine private Abrechnung wegen persönlicher Eitelkeit. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man Grewenigs Werbeflugblatt liest. Dort zitiert Grewenig den Neunkircher Rechtsanwalt Dr. Christian Halm mit der Forderung an Diözesanbischof, benachbarte Äbte und Laien, „gegen diesen [als unwürdig erwiesenen Abt Mauritius] vorzugehen“. Halm war von 2001 bis 2012 Vorsitzender des Fördervereins der Abtei Tholey gewesen und von Johannes Naumann (heute bekannt als P. Wendelinus) aus dem Amt „gedrängt“ worden.

SZ-Redakteurin Cathrin Elss-Sehringhaus mutmaßt zudem, dass Grewenig womöglich „in einer Stellvertreter-Rolle“ für die „enttäuschte Spenderfamilie oder den abservierten Geschäftsführer“ agiere. Dr. Thorsten Klein, seit Mitte 2020 Geschäftsführer der neu gegründeten, der touristischen und kommerziellen Erschließung der Abtei dienenden „St. Mauritius Tholey GmbH“, hatte seinen Posten bereits Ende des Jahres 2020 wieder räumen müssen und war von P. Wendelinus als Geschäftsführer ersetzt worden. Die damalige Erklärung der Abtei, die Abberufung sei einvernehmlich und „planmäßig“ erfolgt, war dabei wenig überzeugend. Grewenig mutmaßt, die Funktion habe P. Wendelinus offensichtlich „aus reinem Eigennutzen und persönlicher Eitelkeit“ gereizt (S. 41). Es ist allerdings nicht ersichtlich, welchen finanziellen oder sonstigen „Eigennutzen“ P. Wendelinus aus dieser Position ziehen sollte. Grewenig behauptet, seitdem bezeichne P. Wendelinus sich gerne als „Sprecher der Abtei“ (S. 41). Als solcher wurde er in Medien allerdings nachweislich auch schon zuvor bezeichnet. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass entweder Unstimmigkeiten oder Finanzierungsfragen zu Kleins Demission geführt haben: Denn ohne Gesellschafterzuschuss war Kleins Geschäftsführer-Gehalt wohl nicht zu bezahlen.

Ob Grewenig tatsächlich in einer „Stellvertreter-Rolle“ agiert, bleibt Spekulation. Grewenig ist mit dem Ehepaar Edmund und Ursula Meiser zwar wohl bekannt: Er und Ursula Meiser sind Mitglieder der Komturei Speyer/Kaiserslautern des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Letztendlich ist aber offen, was genau Grewenig zu seiner polemischen Abrechnung mit P. Wendelinus und Abt Mauritius geritten hat.

Missbrauch des Namens der Abtei?

Unverständlich ist auch, dass Grewenig fordert, P. Wendelinus und Abt Mauritius „aus der Handlungslinie“ zu bringen (S. 76). Im Konvent befindet sich derzeit nämlich niemand, der P. Wendelinus und Abt Mauritius mit deren Qualitäten und Eigenschaften als Führungspersönlichkeiten ersetzen könnte. Zum „Wohle der Abtei Tholey“, wie Cathrin Elss-Sehringhaus meint, handelt Grewenig daher sicherlich nicht. Dies gilt insbesondere auch mit Blick auf die reißerische Bewerbung seines Buches auf BILD-Niveau („Lüge“, „Sabotage“, „Heuchelei“, „Intrigen“) in der Saarbrücker Zeitung „im Tandem“ mit Cathrin Elss-Sehringhaus. Soweit ersichtlich hat bis heute auch kein anderes Medium als die Saarbrücker Zeitungsgruppe über Grewenigs Buch berichtet – über ein Buch, für das sich angeblich allein 6,5 Millionen Leser der Saarbrücker Zeitungsgruppe interessieren.

Unredlich ist zudem, dass Grewenig zum Vertrieb seines Buches die Internet-Adresse (Domain) „abtei-tholey.saarland“ und damit den Namen der Abtei Tholey benutzt. Dadurch wird nämlich der Eindruck erweckt, dass die Abtei selbst das „Quo vadis“-Buch vertreibt oder zumindest dem Gebrauch ihres Namens zugestimmt hat. Auf Grund einer bestehenden Verwechselungsgefahr kommt eine sogenannte Namensanmaßung in Betracht. Da auch nicht von einer Zustimmung der Abtei auszugehen ist, dürfte die Abtei Tholey gegen Grewenig einen zivilrechtlichen Anspruch auf Löschung der Domain „abtei-tholey.saarland“ haben.


[Regionalforum-Saar] Spurensuche in Spichern - auf einer Website

Date: 2023/08/01 22:04:11
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

in Zusammenhang mit der heutigen Darstellung des Buchs über Spichern hat
mich Stefan Reuter auf seine eigene Website aufmerksam gemacht:

=> http://www.spurensuche-spichern.de/index.html

Mit freundlichem Gruß

Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] Spurensuche in Spichern - auf einer Website

Date: 2023/08/02 08:02:32
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen. 

Herzlichen Dank an Roland für den aktuellen Hinweis auf meine Website zum Thema Spichern u. die heute noch vorhandenen Relikte.

Würde mich sehr freuen, wenn die Seiten regionalgeschichtlich Interessierten nützliche Informationen bieten könnten. 

Grüße aus Saarbrücken 

Stefan (Reuter) 



Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net> schrieb am Di., 1. Aug. 2023, 22:04:
Guten Abend,

in Zusammenhang mit der heutigen Darstellung des Buchs über Spichern hat
mich Stefan Reuter auf seine eigene Website aufmerksam gemacht:

=> http://www.spurensuche-spichern.de/index.html

Mit freundlichem Gruß

Roland Geiger

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Re: [Regionalforum-Saar] Spurensuche in Spichern - auf einer Website

Date: 2023/08/02 11:53:59
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen. 

Herzlichen Dank an Roland für den aktuellen Hinweis auf meine Website zum Thema Spichern u. die heute noch vorhandenen Relikte.

Würde mich sehr freuen, wenn regionalgeschichtlich Interessierte hier nützliche Informationen finden würden. 

Grüße aus Saarbrücken 

Stefan (Reuter)

Am Di., 1. Aug. 2023 um 22:04 Uhr schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>:
Guten Abend,

in Zusammenhang mit der heutigen Darstellung des Buchs über Spichern hat
mich Stefan Reuter auf seine eigene Website aufmerksam gemacht:

=> http://www.spurensuche-spichern.de/index.html

Mit freundlichem Gruß

Roland Geiger

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[Regionalforum-Saar] Eine alte Karte, eine wirklich alte Karte

Date: 2023/08/05 10:36:41
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salve,

ich wollt mir schon immer mal ne Waldseemüllerkarte kaufen, keine Kopie, sondern ein Original. Von 1522. Jetzt hätte ich die Gelegenheit.

Dominik Heckmann hat mich gestern auf diesen Verkauf hingewiesen:

Hier der Link:
https://bergbook.com/antique-maps/europe/france/33573/waldseemueller-martin/lotharingia-lothringen-mit-saarland?number=33573

Die wollten ursprünglich über 1800 Euro dafür haben; aber jetzt hat man es rabattiert, jetzt kostet’s nur noch 1620 Euro.

E Schneppsche, sagen wir hier dazu.

Da gings mir wie Commander Data, als er gefragt wurde, ob er versucht gewesen sei, ein verlockendes Angebot anzunehmen. Ja, sagte er, er habe lange überlegt. 0,00000 sowas Sekunden. Für einen Androiden eine Ewigkeit. Ich hab länger dran überlegt. Eine ganze Minute. Dann hab ich an bevorstehende Operationen im oralen Bereich gedacht und daß der Zahnarzt ja auch von was leben muß.

Also - folgt dem Link und macht Euch glücklich. Ich würd's Euch gönnen.

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

[Regionalforum-Saar] Waldseemüllers Lothringenkart e mit Wappen

Date: 2023/08/06 09:58:44
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salve,

diese sieht noch besser aus:

=> https://www.alamy.com/waldseemuller-map-of-lorraine-16th-century-produced-by-german-cartographer-martin-waldseemuller-for-his-patron-rene-ii-duke-of-lorraine-this-map-image335261122.html

--
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Roland Geiger
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Re: [Regionalforum-Saar] Waldseemüllers Lothringenkart e mit Wappen

Date: 2023/08/06 11:12:58
From: Friedrich.Denne(a)t-online.de <Friedrich.Denne(a)t-online.de>

Hallo Roland.
Der VLS hat diese Karte als Gebietskarte und Grundlage für die Westrichtagungen.
Wir haben sie großformatig ausgedruckt.
Friedrich Denne
VLS




Gesendet mit der Telekom Mail App


--- Original-Nachricht ---
Von: Roland Geiger via Regionalforum-Saar
Betreff: [Regionalforum-Saar] Waldseemüllers Lothringenkarte mit Wappen
Datum: 06. August 2023, 9:58
An: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar


Salve,

diese sieht noch besser aus:

=> https://www.alamy.com/waldseemuller-map-of-lorraine-16th-century-produced-by-german-cartographer-martin-waldseemuller-for-his-patron-rene-ii-duke-of-lorraine-this-map-image335261122.html

--
Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Roland Geiger
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[Regionalforum-Saar] Überlebende Übersetzung . Vom Sein zwischen den Welten

Date: 2023/08/08 21:43:39
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,

dieser Text erläuterte in englischer Sprache ein bevorstehendes Seminar. Mir gefiel der Text per se.

Übersetzen wird üblicherweise als eine sprachliche Praxis der Sinnwiederherstellung verstanden. Einer solchen Definition folgend, sollte der Sinn eines Originaltextes oder einer Originalsprache sauber auf einen zweiten übertragen werden. Daher wird das Ziel einer solchen Praxis normalerweise anhand der Nähe und Gleichheit des ersten und des sekundären Textmaterials definiert. In diesem Workshop möchten wir den Fokus auf die zeitliche und gelebte Dimension der Übersetzung sowie auf deren ethische und politische Auswirkungen richten: Anstatt die Übersetzung auf Akte der textuellen Sinnwahrung zu reduzieren, sollte sie zusätzlich als transformative Praktiken der Übersetzung zwischen verschiedenen Lebenswelten und Zeitlichkeiten gedacht werden. Da die Bedingungen der Übersetzung häufig durch bestehende Ungleichheiten zwischen kulturellen und historischen Kontexten bestimmt werden, erhält der Akt der Übersetzung eine politische Dimension. Anstatt den Textsinn zu bewahren, kann die Übersetzung in ihrer sozialen und politischen Dimension notwendige Akte des Widerstands gegen die persönliche, kollektive und historische hegemoniale Auslöschung implizieren. Darüber hinaus können solche Übersetzungsakte eine Frage des Überlebens sein, wie praktische Kontexte von Exil und/oder Trauma deutlich machen. Surviving Translation weist nicht nur auf die Arbeit hin, das Verschwinden anderer Welten, Sprachen und Zeitlichkeiten zu verhindern, sondern beinhaltet auch die Gefahr eines Verlusts solcher Welten, Sprachen und Zeitlichkeiten durch Übersetzung.

Für diesen Workshop laden wir eine Gruppe inter- und transdisziplinärer Forscher mit einer Vielzahl von Sprachen, Welten, Geschichten und gelebten Realitäten ein, diese Fragen im Zusammenhang mit ihrer Forschung sowie ihren Erfahrungen bei der Durchführung von Übersetzungsarbeiten im akademischen Kontext zu diskutieren. Angesichts der Grenzen der polyphonen Theoriebildung in der Wissenschaft zielt diese Veranstaltung daher darauf ab, über die kreativen Prozesse des Lebens, Denkens und Theoretisierens zu reflektieren, während man sich zwischen verschiedenen Welten bewegt und mit ihnen verstrickt ist – sowohl im geografischen als auch im existentiellen und sozialen Sinne der Begriff. Tatsächlich möchten wir, indem wir zwischen Grenzen und an den Rändern fester Kategorien und materieller Realitäten arbeiten, gemeinsam Fragen diskutieren wie: Was bedeutet die Durchführung von Übersetzungsarbeit? Was können wir aus den Praktiken des anderen lernen? Inwieweit fördert die Übersetzung das Überleben unserer verschiedenen Welten? Und schließlich: Wie überstehen wir den Verlust von Teilen unserer Lebenswelten, Sprachen und Zeitlichkeiten, der ein notwendiger Teil der Übersetzungsarbeit ist?

Hier ist der Link zum Kurs: Surviving Translation. On Being Between Worlds. In: H-Soz-Kult, 08.08.2023, <www.hsozkult.de/event/id/event-138012>.

[Regionalforum-Saar] slevogt

Date: 2023/08/12 14:31:25
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Die Ethik der Appropriation

13.09.2023   Vortrag

19:00 Uhr

Moderne Galerie, Saarbrücken

Teil der Reihe Slevogt und der "Wilde Westen"
 
„Wunsch, Indianer zu werden“ heißt ein Fragment von Franz Kafka aus dem Jahr 1912. Viele Menschen haben sich in ihrer Kindheit gewünscht, ein tapferer Indianerhäuptling zu sein. Die Winnetou-Romane Karl Mays, die Lederstrumpf-Geschichten von James Fenimore Cooper haben Generationen geprägt. Heute steht dieses Vergnügen in der Kritik: als kulturelle Aneignung. Wer sie betreibt, bereichere sich an den Schöpfungen „fremder“ Kulturen, so der Vorwurf; in Aneignung sei Enteignung immer schon inbegriffen. Diese Kritik hat einen richtigen Kern, denn natürlich drücken sich in der Aneignung „fremder“ Kulturen immer auch Machtverhältnisse aus. Die Frage ist aber: Kann man das „Fremde“ vom „Eigenen“ überhaupt trennen? Und beruht nicht in Wahrheit jede Kultur auf Aneignung? Und wenn das so ist, was heißt das für die Debatten der Gegenwart?
Referent: Jens Balzer ist Autor und Journalist in Berlin; er hat 2022 das Buch „Ethik der Appropriation“ veröffentlicht, in dem er die Debatte vom Kopf auf die Füße zu stellen versucht: Wir brauchen nicht mehr Verbote, wir brauchen mehr Reflexion; die Frage ist nicht, ob Aneignung berechtigt ist, sondern wie man sie auf richtige Weise betreibt.



[Regionalforum-Saar] Die Geschichte des „Stern “ und seiner prägenden Personen. Zum Kontext his torischer Kontinuitäten und Neuanfänge im deutschen J ournalismus

Date: 2023/08/12 15:56:25
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Die Geschichte des „Stern“ und seiner prägenden Personen. Zum Kontext historischer Kontinuitäten und Neuanfänge im deutschen Journalismus

Institut für Zeitgeschichte, München/Berlin
Berlin
24.04.2023 - 26.04.2023


Von Felix Lieb, Institut für Zeitgeschichte, München

2023 jährte sich der Skandal um die gefälschten „Hitler-Tagebücher“ im „Stern“ zum 40. Mal. Die erstmalige Veröffentlichung sämtlicher 62 Kladden durch den NDR im vergangenen Februar sorgte für breite Aufmerksamkeit.[1] Bereits im Vorjahr hatte das Recherchemagazin „STRG_F“ antisemitische Flugblätter gezeigt, für die eine Propagandakompanie verantwortlich war, der auch der „Stern“-Gründer Henri Nannen als Kriegsberichterstatter angehört hatte.[2] Obwohl beides bereits bekannt bzw. vergleichsweise gut erforscht ist, führten die Veröffentlichungen zu intensiven Debatten über den Umgang des „Stern“ mit der NS-Vergangenheit. Ziel der Tagung war es, bisher bekanntes Wissen zu sammeln und Anstöße für weitere Forschungen zu entwickeln. Sie markierte gleichzeitig den Beginn eines Forschungsprojektes am Institut für Zeitgeschichte in München, das die Rolle der NS-Zeit im „Stern“ systematisch untersuchen wird.

In ihrer Begrüßung konstatierte HELEN MÜLLER (Gütersloh/Berlin) vom Bertelsmann-Archiv eine Diskrepanz zwischen den Forschungsergebnissen zu personellen NS-Belastungen im „Stern“ und deren medialer Wahrnehmung. Der durch die NDR-Recherchen geäußerte Vorwurf der gezielten Hitler-Verharmlosung durch die "falschen" Tagebücher bestärkte Bertelsmann in seinem Vorhaben, die Geschichte des „Stern“ wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Zu diesem Zweck beabsichtigt das Bertelsmann-Archiv, die relevanten Unterlagen von „Stern“ und Gruner + Jahr mit den bereits in Gütersloh vorhandenen Akten zusammenzuführen.

MAGNUS BRECHTKEN (München) bettete die Diskussionen in die geschichtswissenschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte ein. Kontinuitäten aus dem „Dritten Reich“ spielten in zahlreichen Aufarbeitungsprojekten eine zentrale Rolle, wobei der Bereich des Journalismus davon noch nicht breit erfasst wurde. Darin liegt eine Erklärung dafür, warum jüngste Enthüllungen für umso größere Aufmerksamkeit sorgen konnten.

In der ersten Paneldiskussion umrissen Magnus Brechtken, LUTZ HACHMEISTER (Köln) und ANNETTE VOWINCKEL (Potsdam) den bisherigen Forschungsstand. Als typisch für mediale Aufarbeitungsbemühungen charakterisierte Hachmeister, dass diese erst durch Enthüllungen von außen angestoßen werden. Nicht selten besteht jedoch die Gefahr, dass die daraufhin in Auftrag gegebenen Studien zu „Beerdigungsunternehmen“ verkommen, da ihre Ergebnisse erst lange nach Abschluss der medialen Diskussion vorliegen. Brechtken resümierte, dass zu NS-Kontinuitäten beim „Stern“ vergleichsweise viele Erkenntnisse vorliegen. Vermutlich wurden sie in der Wissenschaft deswegen eher selten rezipiert, da es meist Journalist:innen waren, die sich an diesen Diskussionen beteiligten. Vowinckel analysierte die Unterschiede zwischen journalistischen und wissenschaftlichen Formen der NS-Aufarbeitung. Während der journalistische Diskurs in der Regel skandalisiert, widmen sich Historiker:innen der Untersuchung von Zusammenhängen hinter den Skandalen. Die Diskutant:innen thematisierten ferner die Spezifika eines medienhistorischen Aufarbeitungsprojekts. Insbesondere die Analyse des „Stern“ biete die Gelegenheit, Fotografien einzubeziehen. Dies ist insofern lohnend, als in vielen Fällen frühere Tätigkeiten von Fotografen im Propagandaapparat des „Dritten Reiches“ belegt sind. Eine weitere Forschungslücke bestehe im Unternehmerischen, schließlich bedienten Heftinhalte mit NS-Bezügen auch ökonomische Motive. Solche Untersuchungen wurden bislang durch einen problematischen Quellenzugang erschwert, denn die wenigsten Zeitungen und Verlage unterhalten klassische Unternehmensarchive. Relevantes Material befindet sich häufig im Privatbesitz von Journalist:innen bzw. deren Nachfahren.

KLAUS CEYNOWA (München) stellte das „Stern“-Fotoarchiv in der Bayerischen Staatsbibliothek vor, das etwa 15 Millionen Bilder von „Stern“-Fotografen umfasst. Ein Teil davon (bislang etwa 300.000 Bilder) kann über ein öffentliches Kundenportal, das seit dem Februar 2023 online ist, eingesehen werden.[3] Nicht einsehbar sind vor allem Fotografien, deren Nutzungsrechte ungeklärt sind, sowie solche, die gewaltverherrlichende, diskriminierende und propagandistische Inhalte darstellen. Die Digitalisierung des Gesamtbestandes soll bis 2028 zur Hälfte abgeschlossen sein. Anhand einiger Beispiele verdeutliche Ceynowa, dass sich die für den „Stern“ charakteristische visuelle Ästhetik vor allem aus der unkonventionellen Darstellungsform speiste. Durch ihre Visualität implizierten die Bildreportagen des „Stern“ außerdem ein Maß an Authentizität und Unmittelbarkeit, über die Schriftquellen oftmals nicht verfügen.

Das anschließende Panel fasste die bisherigen Erkenntnisse zu NS-Kontinuitäten im „Stern“ zusammen. Zunächst berichtete MICHAEL SCHORNSTHEIMER (Berlin) über seine Forschungen zum Umgang mit der NS-Vergangenheit im „Stern“ in den 1950er-Jahren. Demnach wurde die NS-Vergangenheit dort fortlaufend thematisiert, insbesondere in Form sogenannter Tatsachenberichte. Negative Erfahrungen wie Angst oder Tod kamen in diesen Kriegsberichten nicht vor und mussten einem Abenteuerroman-Stil weichen, der organisatorische und technische Aspekte der Kriegsführung in den Vordergrund stellte. Wurden ihre Schrecken thematisiert, so erschienen sie als anonyme Naturgewalt. Zwar traten in den Berichten auch „böse Nazis“ auf, jedoch meist in so geringer Zahl, dass demgegenüber der überwiegende Teil der „anständigen“ Soldaten exkulpiert wurde. „Feinde“ der Deutschen hingegen wurden als hässliche und dumpfe Figuren gezeichnet und rassistische Stereotype dadurch reproduziert.

TIM TOLSDORFF (Berlin) bilanzierte anschließend seine Forschungen zum frühen „Stern“ und seinen Vorläufern im „Dritten Reich“. Starke personelle, inhaltliche und gestalterische Kontinuitäten zum alten „Stern“, der 1938/39 als unterhaltungsorientierte Illustrierte erschien und „positive Integrationspropaganda“ betrieb, wurden nach der Gründung des neuen „Stern“ 1948 bewusst verschwiegen. In der Gründungszeit spielte zunächst Karl Jödicke, der ehemalige Leiter des Ullstein Verlages / Deutschen Verlages, in dem der alte „Stern“ erschien, eine wichtige Rolle bei der Lizenzierung des Nachfolger-Heftes. Zentrale Personen der Frühzeit wie Karl Beckmeier, Kurt Zentner und Günter Radke waren ebenso (unterschiedlich stark) mit dem NS-Regime verbunden gewesen. Tatsächlich positionierte sich der neue „Stern“ zunächst als Medium der „deutschen Opfergemeinschaft“, indem er Vertreibung, Bombenkrieg und Kampagnen zur Begnadigung von Kriegsverbrechern breit thematisierte; mitunter waren rassistische und antisemitische Ressentiments erkennbar. Die Politisierung und Liberalisierung des „Stern“ seit den 1960er-Jahren war weniger eine logische Konsequenz seines Gründungskontextes. Vielmehr folgte sie einer gezielten, die bisherige Linie des Blattes neu ausrichtenden Prioritätensetzung Henri Nannens.

Diese Erkenntnisse wurden im folgenden Panel um den weiteren journalistischen Kontext zwischen Diktatur und Demokratie ergänzt. RAINER JEDLITSCHKA (Augsburg) stellte Giselher Wirsing, zwischen 1954 und 1970 Chefredakteur von „Christ und Welt“, ins Zentrum seiner Ausführungen. Während der Weimarer Republik schrieb Wirsing für die konservative „Tat“, wurde nach 1933 ihr Schriftleiter und kurz darauf Chefredakteur der „Münchner Neuesten Nachrichten“, 1943 wiederum Chefredakteur der von der Wehrmacht herausgegeben Illustrierten „Signal“. Jedlitschka charakterisierte Wirsing, der SS-Sturmbannführer war und für den SD arbeitete, als Journalisten, der kein überzeugter Nationalsozialist war, es aber gut verstand, sich unterschiedlichen politischen Systemen anzudienen. Zum Nationalsozialismus anschlussfähig war insbesondere sein rechtskonservatives und nationalistisches Weltbild. Wirsing Belastungen standen seiner journalistischen Nachkriegskarriere allerdings kaum im Wege, auch wenn er vor allem wegen seiner ideologischen Hinwendung zum westlichen Ausland regelmäßig mit Vorwürfen des Opportunismus konfrontiert war.

THEO MÜLLER (Karlsruhe) berichtete anschließend aus seinem vergleichenden Projekt zu Journalist:innen in Deutschland und Frankreich. Eingehender widmete er sich Henri Nannen, der als Kriegskorrespondent für die mit der NS-Herrschaft kollaborierende Zeitung „La Petite Gironde“ schrieb. Nannen berichtete dort von Kriegsschauplätzen an der Ostfront und beteiligte sich auf diese Weise an Propaganda gegen die Rote Armee. Für die Zeit nach 1945 ist die Vergleichsperspektive insofern fruchtbar, als sie einen Blick auf die grenzübergreifende Selbstbeobachtung beider Presselandschaften erlaubt. Die Verherrlichung von NS-Tätern in deutschen Zeitungen wurde in Frankreich genau registriert; in diesem Zusammenhang konnten regelmäßig Angriffe französischer auf deutsche Medien festgestellt werden. Dies traf auch den „Stern“ im Kontext der Rehabilitierung von Kriegsverbrechern und der Täterflucht nach Südamerika.

ALEXANDER KORB (Leicester) referierte über den „Tat-Kreis“ und konzentrierte sich dabei vor allem auf Hermann Proebst, seit 1960 Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“. Proebst schrieb ab 1932 für die „Tat“ und arbeitete nach Beginn des Zweiten Weltkrieges als Agent der Abwehr in Südosteuropa. Seit 1941 gab er in Zagreb „Die Neue Ordnung“ heraus. Diese Propagandatätigkeiten taten seiner Karriere in der Nachkriegszeit keinen Abbruch; bereits 1946 schrieb er wieder für die „Rheinische Zeitung“. Proebst war ein Musterbeispiel für die Journalisten der „Kriegsjugendgeneration“, die sich während der Weimarer Republik durch eine Ablehnung der Versailler Nachkriegsordnung auszeichneten, einen geopolitisch inspirierten völkischen Internationalismus unter deutscher Führung propagierten, sich nach 1933 überwiegend an die NS-Herrschaft anpassten und während des Krieges ihre Dienste dem NS-Propagandaapparat zur Verfügung stellten. Nach 1945 wendeten sie ihre Überzeugungen binnen weniger Jahre in eine prowestliche und demokratische Richtung.

Das nächste Panel fokussierte sich auf inhaltliche und personelle Bezüge zur NS-Zeit im „Stern“ seit den 1970er-Jahren. KERSTIN VON LINGEN (Wien) griff die Beziehung zwischen dem „Stern“-Reporter Gerd Heidemann, der später durch die Veröffentlichung der gefälschten „Hitler-Tagebücher“ Berühmtheit erlangte, und Karl Wolff heraus. Wolff war General der Waffen-SS, Stabschef Heinrich Himmlers und Chef der SS und der Polizei in Italien. Heidemann knüpfte in den 1970er-Jahren Beziehungen zu Wolff, da er vor allem an Kontakten zu „professionellen“ Zeitzeugen aus dem „Dritten Reich“ interessiert war. 1978 veröffentlichte der „Stern“ ein Interview mit Wolff und gab diesem darin Gelegenheit, seine eigene Rolle im Holocaust zu verharmlosen. 1979 schließlich reiste Heidemann zusammen mit Wolff nach Südamerika. Auf diese Weise gelang es, in Bolivien den Lyoner Gestapo-Chef Klaus Barbie und in Chile Walter Rauff, den Konstrukteur des „Gaswagens“, ausfindig zu machen. Für die NS-Reportagen Heidemanns war typisch, dass sie die Verbrechen der begleiteten Personen zwar nicht verschwiegen, dafür aber meist herunterspielten. Bei den Interviewten war kein Schuldbewusstsein zu erkennen, darüber hinaus verbreiteten sie Unwahrheiten über ihre Beteiligung am Holocaust.

Unmittelbar daran anknüpfend ermöglichte SEBASTIAN BARTH (Pforzheim) einen Einblick in seine Forschungen zur Debatte über die falschen „Hitler-Tagebücher“. Er plädierte dafür, den Blick von der Ereignisgeschichte zu lösen und sich stattdessen größeren gesellschaftlichen Kontexten zuzuwenden. Barth bestätigte, dass der Fälscher Konrad Kujau in seinen Kladden dem fiktiven Adolf Hitler u.a. eine Unkenntnis des Holocaust zuschrieb. Das Verschulden des „Stern“ habe aber weniger darin gelegen, mit der (geplanten) Veröffentlichung einen bewussten Geschichtsrevisionismus betrieben zu haben, sondern mit den „Tagebüchern“ naiv umgegangen zu sein, die Glaubwürdigkeit der Texte nicht angezweifelt und sich auch nicht um ihre kritische Kommentierung bemüht zu haben. Barth ordnete den Skandal in den größeren Kontext der NS-Aufarbeitung ein. So war im Rahmen der „Hitler-Welle“ in den 1970er-Jahren ein großes Interesse an vermeintlich authentischen Zeugnissen hochrangiger NS-Figuren entstanden. Erst im Anschluss daran bildete sich eine spezifische Erinnerungskultur aus, die die Opfer des Holocaust ins Zentrum rückte. Das Besondere am Tagebuch-Skandal war, dass er genau in den Übergang zwischen beiden Phasen fiel. Die diffuse Hitler-Fixierung der 1970er-Jahre wirkte noch nach; der sich bereits abzeichnenden reflektierteren Erinnerungskultur war jedoch geschuldet, dass eine Hitler-Verharmlosung nicht mehr so einfach möglich war und daher auch schnell aufflog.

Die engagierte Diskussion über Barths Vortrag kreiste insbesondere um die Motive des „Stern“ hinter der Veröffentlichung der gefälschten Kladden. Sie kehrte vor allem heraus, dass die These einer bewusst betriebenen NS-Relativierung zu simpel ist. Rückblickend erschien der Skandal als ein fast schon logisches Resultat der NS-/Hitler-Fixierung im deutschen Journalismus seit den 1950er-Jahren. Finanzielle Motive waren ein maßgeblicher Faktor, warum inhaltliche Zweifel an der Echtheit der Dokumente an den Rand rückten. Henri Nannen wiederum wusste erst spät von der geplanten Veröffentlichung, da anfangs nur ein kleiner Kreis aus Redakteuren und Verlagsleitung eingeweiht war. Alle Beteiligten unterschieden nicht ausreichend zwischen „Hitler als Geschäftsmodell“ und „Hitler als historischer Person“. Bei einer ernsthaften Inhaltsanalyse der Texte wäre die Fälschung rasch erkennbar gewesen. Eine unterstellte „intentionale Hitler-Verharmlosung“ ist deswegen unwahrscheinlich, weil sie angesichts der bereits weit fortgeschrittenen Forschung nie eine Chance auf Durchsetzung gehabt hätte.

Die abschließende Panel-Diskussion mit RAINER HANK (Frankfurt), Alexander Korb, Kerstin von Lingen und Magnus Brechtken leitete Rainer Hank mit einem Werkstattbericht zu seinem aktuellen Projekt über deutsche Journalistinnen ein. Er hob dabei Blindstellen der Forschung hervor, die Journalistinnen bislang nicht als eigenständige Akteurinnen würdigte, obwohl sie eine wichtige Rolle bei der rechtlichen Liberalisierung der Bundesrepublik spielten. Hank nannte ihren Einsatz für die Umsetzung der grundgesetzlich garantierten Gleichstellung der Geschlechter und ihr Engagement für die Presse- und Meinungsfreiheit als Beispiele. Hanks Thesen wurden in der Diskussion um Hinweise auf die Beteiligung von Journalistinnen an den Begnadigungskampagnen zugunsten Ernst von Weizsäckers und Albert Kesselrings ergänzt. In diesem Zusammenhang wurde beispielsweise auf Marion Gräfin Dönhoff verwiesen.

Die Diskussion wurde daraufhin auf das Gesamt-Thema der Konferenz geweitet, die einmal mehr ihren Ausgangspunkt in der neuerlichen Diskussion der gefälschten „Hitler-Tagebücher“ fand. Unter den Diskutierenden bestand Konsens, dass der Skandal nur im Kontext des erinnerungspolitischen Klimas der ersten Nachkriegsjahrzehnte erklärbar ist. Dies macht eine Analyse des Umgangs mit der NS-Vergangenheit im „Stern“ als Spiegel westdeutscher Geschichtsinteressen und Aufarbeitungslogiken jedoch umso interessanter. Zum nun beginnenden Forschungsprojekt wurde die Erwartungshaltung geäußert, nicht nur die bereits in weiten Teilen bekannte publizistische Festigung der Opfergemeinschaft in den Blick zu nehmen, sondern auch den Umgang mit ehemals Verfolgten und Opfern von NS-Verbrechen.

In bisher nicht gekannter Weise bündelte die Konferenz wissenschaftliche und journalistische Erkenntnisse zur Rolle des Nationalsozialismus in den deutschen Nachkriegsmedien im Allgemeinen und im „Stern“ im Speziellen. Sie leistete damit wertvolle Impulse für deren weitere Untersuchung. Gleiches gilt für die noch offenen Fragen, die für weitere Forschungen erkenntnisleitend werden. Analog zur bereits etablierten Aufarbeitungsforschung müsse eine Brücke zwischen personellen Kontinuitäten und deren tatsächlichen inhaltlichen Auswirkungen geschlagen und beides in einem analytischen Zusammenhang betrachtet werden. Nur so könne erklärt werden, warum sich ein großer Teil des deutschen Nachkriegsjournalismus trotz teilweise erheblicher Belastungen aus der NS-Zeit an Aufbau und Festigung der Nachkriegsdemokratie beteiligen konnte. Ferner war durchgehend erkennbar, dass zwischen der öffentlichen Skandalisierung von NS-Kontinuitäten und deren wissenschaftlicher Analyse zu unterscheiden ist, ja, die Funktionsweisen solcher Skandalisierungen selbst zu historisieren sind.

Konferenzübersicht:

Panel zur Einführung: Journalismus und Medien nach 1945: Was wir wissen – und was noch lange nicht
Magnus Brechtken (München) / Lutz Hachmeister (Köln) / Annette Vowinckel (Potsdam)
Claus Ceynowa (München): Das Stern-Bildarchiv in der Bayerischen Staatsbibliothek

Panel I
Moderation: Annette Vowinckel (Potsdam)
Michael Schornstheimer (Berlin): Stern und Quick als Forschungsgegenstand in den 1980er Jahren: Erfahrungen und Erkenntnisse
Tim Tolsdorff (Berlin): Der Stern als Forschungsgegenstand der jüngeren Zeitgeschichte: Ergebnisse, Konsequenzen, Erfahrungen

Panel II
Moderation: Magnus Brechtken (München)
Rainer Jedlitschka (Augsburg): Giselher Wirsing
Theo Müller (Karlsruhe): Welterklärer: Eine vergleichende Betrachtung des Journalistenberufes in Deutschland und Frankreich 1950 bis 1990 – Ein Bericht aus der Forschungswerkstatt
Alexander Korb (Leicester): Der Tatkreis in der Nachkriegszeit: Deutsche Journalisten von Stresemann bis Brandt

Panel III
Moderation: Cord Arendes (Heidelberg)
Kerstin von Lingen (Wien): „Zeitzeuge“ Karl Wolff: Zur NS-Berichterstattung von Gerd Heidemann im Stern
Sebastian Barth (Pforzheim): Der Skandal um die Hitler-Tagebücher des Stern im Jahr 1983: Rezeption und geschichtspolitischer Rahmen des Nationalsozialismus in den 1980er Jahren

Panel-Diskussion: Aktuelle Herausforderungen der Forschung zum Journalismus in Deutschland nach 1945
Moderation: Magnus Brechtken (München)
Rainer Hank (Frankfurt) / Alexander Korb (Leicester) / Kerstin von Lingen (Wien)

Anmerkungen:
[1]https://www.ndr.de/geschichte/tagebuecher/Datenbank-Die-gefaelschten-Hitler-Tagebuecher-zum-Durchsuchen,hitlertagebuecherdatenbank102.html#6/1932 (2.5.2023).
[2]https://www.youtube.com/watch?v=89ebHDhGdkg (6.6.2023).
[3]https://www.stern-fotoarchiv.de/stern/main/thumbnailview (12.6.2023).

Zitation

Tagungsbericht: Die Geschichte des „Stern“ und seiner prägenden Personen. Zum Kontext historischer Kontinuitäten und Neuanfänge im deutschen Journalismus, In: H-Soz-Kult, 12.08.2023, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-137678>.




[Regionalforum-Saar] Online-Vortrag: WIE FAMILYSEARCH ARCHIVE BEI DER DIGITALISIERUNG IHRER BESTÄNDE HILFT UND AHNENFORSCHENDE UNTERSTÜTZT am 17.08.2023 beim Ahnenfo rscher Stammtisch Unna

Date: 2023/08/12 17:26:20
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Liebe Freundinnen und Freunde der Ahnenforschung,

der Ahnenforscher Stammtisch Unna möchte euch sehr herzlich zu seiner folgenden Online-Veranstaltung auf Zoom einladen:

Ahnenforscher Stammtisch Online-Vortragsabend:

FAMILYSEARCH: WIE WIR ARCHIVE BEI DER DIGITALISIERUNG UND BEWAHRUNG HISTORISCHER AUFZEICHNUNGEN UND NUTZER BEI DER SUCHE NACH IHREN WURZELN UNTERSTÜTZEN

mit dem FamilySearch Field Relation Manager Thomas Hengst

am Donnerstag, dem 17. August 2023 um 19.00 Uhr auf Zoom!

Einladung mit Teilnahmemöglichkeit:

https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de/2023/06/21/online-vortrag-familysearch-wie-wir-archive-bei-der-digitalisierung-und-bewahrung-historischer-aufzeichnungen-und-nutzer-unterst%C3%BCtzen-am-17-08-2023/

Wir würden uns sehr freuen, euch wieder zahlreich zu dieser interessanten und informativen Online-Veranstaltung auf Zoom begrüßen zu dürfen.

Liebe Grüße

Georg (Palmüller)


AHNENFORSCHER STAMMTISCH UNNA

E-Mail: info(a)ahnenforscherstammtisch.de

Homepage: https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de
Facebook: https://www.facebook.com/afstunna
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Instagram: https://www.instagram.com/ahnenforscherstammtischunna/

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[Regionalforum-Saar] „Ortsfamilienbuch THELEY I I ab ca. 1800“ online erschienen

Date: 2023/08/17 11:22:44
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

heute kam über die Website der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) die Mitteilung, daß Harald Lermen ein Ortsfamilienbuch für Theley zusammengestellt hat.
Er nennt es „Ortsfamilienbuch THELEY II ab ca. 1800“.

[Theley liegt im nördlichen Saarland westlich des Schaumbergs.]

Dieses Buch gibt es wohl nicht in gedruckter Form, sondern nur als pdf.
Sie kann über diesen Link heruntergeladen werden:

https://magentacloud.de/s/66rB2QpTy4QwKpr

Das Buch hat 599 Seiten, die Datei ist 2.1 Megabyte groß.
Ein Preis ist nicht angegeben, der Download erfolgt kostenlos.

Zum Inhalt:
Vorwort ab Seite 3
Einige Zahlen ab Seite 5
Quellen ab Seite 6
Hausnamen und häufige Familiennamen ab Seite 7
Familien ab Seite 9
Liste verstorbener Eheleute ab Seite 549
Abkürzungen und Ortsregister ab Seite 551
Anhang ab Seite 566

Der Verfasser schreibt einleitend: „Mit diesem Familienbuch in der Fortsetzung von „Die Einwohner der Pfarrei St. Peter Theley 1680 bis 1834“, veröffentlicht von Johannes Naumann 2007, sollen alle interessierten „Theleyer“ die Möglichkeit haben, ihre Vorfahren und Verwandten zu finden.
Familienforscher aus andern Orten können jetzt auch Lücken schließen. Durch die Mitarbeit am FB Hasborn-Dautweiler, 2020, hatte ich viele Unterlagen und machte die notwendigen Erfahrungen ( Genealogieprogramm OMEGA, Archive erkunden, „alte“ Akten lesen u.a.).
Hauptquellen waren Standesamtsurkunden und Gemeindearchiv Tholey, Kirchenbuch und Familienbuch der Pfarrei St. Peter Theley, der erwähnte Vorgängerband und andere Ortsfamilienbücher, Todesanzeigen und Nachfragen. Ergänzungen zum Vorgängerband wurden eingearbeitet und Fehler darin verbessert.“

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

Re: [Regionalforum-Saar] „Ortsfamilienbuch THELEY I I ab ca. 1800“ online erschienen

Date: 2023/08/17 12:39:00
From: Robert Groß via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo Roland,
vielen Dank für die interessante Nachricht. 
Mit freundlichen Grüßen 
Robert 

Robert Groß
Winterbach
In den Baumgärten 20
DE 66606 St. Wendel
Tel. +49 6851 3763
E-Mail: robalgross(a)gmx.de

Am 17.08.2023 um 12:32 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>:



Guten Morgen,

heute kam über die Website der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde (ASF) die Mitteilung, daß Harald Lermen ein Ortsfamilienbuch für Theley zusammengestellt hat.
Er nennt es „Ortsfamilienbuch THELEY II ab ca. 1800“.

[Theley liegt im nördlichen Saarland westlich des Schaumbergs.]

Dieses Buch gibt es wohl nicht in gedruckter Form, sondern nur als pdf.
Sie kann über diesen Link heruntergeladen werden:

https://magentacloud.de/s/66rB2QpTy4QwKpr

Das Buch hat 599 Seiten, die Datei ist 2.1 Megabyte groß.
Ein Preis ist nicht angegeben, der Download erfolgt kostenlos.

Zum Inhalt:
Vorwort ab Seite 3
Einige Zahlen ab Seite 5
Quellen ab Seite 6
Hausnamen und häufige Familiennamen ab Seite 7
Familien ab Seite 9
Liste verstorbener Eheleute ab Seite 549
Abkürzungen und Ortsregister ab Seite 551
Anhang ab Seite 566

Der Verfasser schreibt einleitend: „Mit diesem Familienbuch in der Fortsetzung von „Die Einwohner der Pfarrei St. Peter Theley 1680 bis 1834“, veröffentlicht von Johannes Naumann 2007, sollen alle interessierten „Theleyer“ die Möglichkeit haben, ihre Vorfahren und Verwandten zu finden.
Familienforscher aus andern Orten können jetzt auch Lücken schließen. Durch die Mitarbeit am FB Hasborn-Dautweiler, 2020, hatte ich viele Unterlagen und machte die notwendigen Erfahrungen ( Genealogieprogramm OMEGA, Archive erkunden, „alte“ Akten lesen u.a.).
Hauptquellen waren Standesamtsurkunden und Gemeindearchiv Tholey, Kirchenbuch und Familienbuch der Pfarrei St. Peter Theley, der erwähnte Vorgängerband und andere Ortsfamilienbücher, Todesanzeigen und Nachfragen. Ergänzungen zum Vorgängerband wurden eingearbeitet und Fehler darin verbessert.“

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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[Regionalforum-Saar] Ein neues Deutschland? Rück kehrerfahrungen nach 1945

Date: 2023/08/18 08:15:10
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Ein neues Deutschland? Rückkehrerfahrungen nach 1945

Veranstalter

Bundeskanzler-Wiilly-Brandt-Stiftung, Moses Mendelssohn Zentrum (Bundeskanzler-Wiilly-Brandt-Stiftung)

Ort: Forum Willy Brandt Berlin
10117 Berlin
am 28.09.2023 -

Deadline 27.09.2023

Website https://willy-brandt.de/ausstellungen/veranstaltungen/ein-neues-deutschland-rueckkehrerfahrungen-nach-1945/

Von Jonas Baier

Eine Kooperation mit dem Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien e. V. im Rahmen der „Tage des Exils“ in Berlin.

Ein neues Deutschland? Rückkehrerfahrungen nach 1945

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete auch die Rückkehr einer Vielzahl von Emigrantinnen und Emigranten, die vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland geflohen waren. Ihre unterschiedlichen Hoffnungen und Erwartungen an eine Neugestaltung Deutschlands bestimmten vielfach auch die individuelle Entscheidung für bzw. gegen Ost oder West. Vor allem für jüdische Remigrantinnen und Remigranten warf der Holocaust dabei einen Schatten auf beide bald entstehenden deutschen Teilstaaten.

Ausgehend von zwei Impulsvorträgen von Lutz Fiedler (Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam) und Scott Krause (Willy-Brandt-Forum Unkel) zu Rückkehrerfahrungen in Ost- und Westdeutschland diskutieren sie mit Irmela von der Lühe (Berlin) über die Erwartungen und Enttäuschungen von Remigrantinnen und Remigranten im geteilten Deutschland.

Moderation: Anna-Dorothea Ludewig (Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam)
Begrüßung: Miriam Rürup (Direktorin des MMZ, Potsdam)

Eine Kooperationsveranstaltung mit dem Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien e. V. Potsdam im Rahmen der „Tage des Exils“. Eine Initiative der Körber-Stiftung in Kooperation mit der Stiftung Exilmuseum Berlin

Kontakt

info(a)willy-brandt.de

https://willy-brandt.de/ausstellungen/veranstaltungen/ein-neues-deutschland-rueckkehrerfahrungen-nach-1945/




Zitation

Ein neues Deutschland? Rückkehrerfahrungen nach 1945. In: H-Soz-Kult, 17.08.2023, <www.hsozkult.de/event/id/event-138093>.




[Regionalforum-Saar] Geheimes Massengrab: Suche nach deutschen Wehrmachtsoldaten

Date: 2023/08/20 09:43:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Geheimes Massengrab: Suche nach deutschen Wehrmachtsoldaten
Verfasser: Miguel Sanches

[Ein ähnlicher Artikel stand am Freitag in der Saarbrücker Zeitung, aber den konnte ich online nicht finden]

(Quelle: https://www.morgenpost.de/vermischtes/article239211935/frankreich-soldaten-wehrmacht-massengrab-suche.html)

Exhumierung erschossener Wehrmachtssoldaten in Frankreich

Gut 79 Jahre nach der Erschießung von 46 Wehrmachtssoldaten durch französische Widerstandskämpfer haben in Frankreich die Grabungen nach den sterblichen Überresten begonnen. Ein Massengrab mit rund 30 deutschen Kriegsgefangenen wird nahe der Ortschaft Meymac in Zentralfrankreich vermutet.
In Frankreich läuft die Suche nach einem lange geheimgehaltenen Massengrab von Wehrmachtsoldaten. Der letzte Zeuge brach das Schweigen.

Erde, aufgeschüttete Erde. Nichts Ungewöhnliches. "Wir müssen weiterarbeiten", bemerkt Thomas Schock. "Nur die Erde kennt die Wahrheit."

Die Erde und Edmond Réveil. Der Mann ist der letzte Augenzeuge einer schrecklichen Tat: der Erschießung von 47 Wehrmachtsoldaten und einer französischen Frau im Juni 1944.
Seit Ende Juni wird nach dem vergessenen oder verdrängten Massengrab in Südfrankreich gesucht. Das ist nicht gerade einfach. Réveil ist bald 99 Jahre alt, das Verbrechen liegt schon wieder fast 80 Jahre zurück. Und grundsätzlich kommt eine Fläche von fast 3000 Quadratmetern in Frage. Hinzu kommt, dass der Tatort sich im Laufe der Zeit verändert hat: Wo frühen Hecken waren, stehen heute hohe Bäume, Küstentannen und Lerchen.

Suche nach Massengrab in Frankreich: Kein Erfolg am ersten Tag

Deswegen kann es niemanden wirklich überraschen, dass in den ersten Tagen der Grabungen keine Funde gemacht wurden. Nicht die Leute vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die für die Kosten aufkommen. Nicht ihre französischen Partner sowie die örtliche Präfektur. Auch nicht die fast 50 Journalistinnen und Journalisten, die seit Mittwoch in Meymac sind und nicht viel mehr zu sehen bekamen als einen Graben, 1,3 Meter tief, 1,8 Meter breit, über 40 Meter lang.

Sollten Gebeine gefunden werden, dann werden sie auf einer deutschen Kriegsgräberstätte in Frankreich bestattet. Konkret sucht man nach 36 Soldaten. Denn elf wunden schon 1969 in der Nähe exhumiert. Damals hielt man es für einen Zufallsfund, nach Réveils Geständnis ergaben sich neue Zusammenhänge.

Soldaten mussten ihre eigenen Gräber im Wald ausheben
"Heute müssen die Leichen ihren Familien zurückgegeben werden. Wir haben sie mit ihren Soldbüchern und Erkennungsmarken begraben. Ich bin froh, dass die Tat heute kein Geheimnis mehr ist“, sagt Réveil.
Seltsamerweise redet kaum jemand von der Frau. Sie wurde nie vermisst, man kennt keinen Namen. Es ist nicht mal sicher, ob sie überhaupt eine Kollaborateurin war. "Sie wurde trotzdem erschossen", sagt Diane Tempel-Bornett vom Volksbund.

"Papillon“ brach die Mauer des Schweigens
Mitte Mai brachte Réveil mit einem Interview, besser gesagt: einem Geständnis, in der Zeitung "La Montagne" alles ins Rollen. Mit 19 Jahren gehörte er einst einer Widerstandsgruppe an. Sein Kampfname: "Papillon“, also "Schmetterling“.
Papillon und seine Kameraden hatten 47 deutsche Soldaten und eine Frau gefangen genommen und den Befehl bekommen, sie zu erschießen. Man habe sie gezwungen, ihr eigenes Grab auszuheben. Dann wurden sie alle getötet. Da keiner die Frau erschießen wollte, sei einer ausgelost worden. Es war der 12. Juni 1944, "und dann haben wir nie wieder darüber gesprochen."

Großes Medieninteresse in Frankreich
Nachdem er sein Gewissen erleichtert hatte, begann schon wenige Wochen später Ende Juni die Suche nach dem Massengrab, In der ersten Phase suchte ein Team von "Georadar NRW“ mehrere Tage lang nach Anomalien im Boden, nach auffälligen Veränderungen der Bodendichte etwa, die auf Grabstrukturen hindeuten könnten. Die Auswertung ergab drei Verdachtsflächen, unter anderem in einem rechteckigen Areal von 45 Metern Länge und zehn Metern Breite, wo derzeit gesucht wird.
Mit einem so genannten Georadar haben die Fachleute um Thomas Schock vom Volksbund nach Bodenanomalien gesucht, die Hinweise auf das Grab von deutschen Wehrmachtssoldaten in Südfrankreich geben könnten.

Viele sind an der Suche beteiligt, weit über die zuständigen Behörden und Organisationen hinaus: Freiwillige aus Deutschland, aber auch ein französisches Archäologenteam, dazu die Medien. "Das Interessen ist in ganz Frankreich riesig", weiß Diane Tempel-Bornett. Wenn sie bis Ende August nicht fündig werden, stellt sich für Thomas Schock, der den Volksbund-Umbettungsdienst leitet, die Sinnfrage. Weiter machen oder nicht? Es ist auch eine Kostenfrage. Der Volksbund ist auf Spenden angewiesen.

Es war kein Racheakt, der Grund ist so brutal wie banal
In Meymac war die Tat im Prinzip bekannt. Aber nach dem Krieg legte sich eine "Mauer des Schweigens“ über das Geschehene, womöglich um das Bild des Widerstands nicht zu beschmutzen.
Dass es ein Kriegsverbrechen war, ist Réveil wohl bewusst, "wir hatten nicht das Recht, die Gefangenen zu töten." Er stellt es auch nicht als Racheakt dar, nachdem die Waffen-SS wenige Tage zuvor in Tulle und Oradour-sur-Glane ein Massaker verübt hatte. Die brutale Wahrheit ist: Die Partisanen seien damit überfordert gewesen, eine Gruppe von Kriegsgefangenen zu versorgen. Es war einfacher, sie zu töten.

80 Jahre später kann man nur noch eines für sie tun: Sie sollen ihre Namen zurückbekommen.

[Regionalforum-Saar] Kloster Wörschweiler - F ührung am Sonntag, 10. September (Tag des Offenen De nkmals)

Date: 2023/08/20 11:33:36
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Am Sonntag, 10. September 2023, um 11.00 Uhr führt Jörg A. Künzer auf dem Klosterberg bei Wörschweiler nahe Homburg durch das ehemaligen Kloster Wörschweiler.

Die Führung findet im Rahmen des landesweiten „Tags des Offenen Denkmals“ statt und trägt den Titel „„Exkursion zur Grafen, Rittern und Äbten“. Sie wird etwa 90 Minuten dauern, die Teilnahme ist kostenlos.

In der Ruine des Zisterzienserklosters Wörschweiler erhalten Sie Detailinformationen zu den Ausgrabungen mit Grabplatten- und Skelettfunden der vor Ort beigesetzten Grafen, Ritter und Äbte. Die gotischen Inschriften und Wappen an den Originalplatten im ehemaligen Kreuzgang werden anschaulich erläutert, ebenso der Zustand der Grabplatten sowie bereits erfolgte Restaurierungsmaßnahmen.

Treffpunkt ist das ehemalige Kloster Wörschweiler oben auf dem Berg.

Anfahrt/Weg zum Zisterzienserkloster Wörschweiler

Die Ruine ist grundsätzlich nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen.

Einen kleinen Parkplatz gibt es in der Ortsmitte von Wörschweiler, an der Ecke "Bierbacher Straße/Limbacher Straße" (zwischen Pizzeria und Feuerwehr). Von dort führt auf der linken Seite der Gaststätte ein zunächst geteerter Weg den Berg hinauf (Ruine ist ausgeschildert). Der Aufstieg beträgt ca. 1 km. Diesen Weg kann man als den "Hauptweg" bezeichnen.

In der Limbacher Straße ist rechts des Hauses Nr. 33 ein - schwer erkennbarer - weiterer Aufstieg zum Kloster ausgeschildert. Hierbei handelt es sich nur um einen schmalen und steilen Pfad, welcher schlecht befestigt ist.

Alternativ gibt es einen kleinen Waldparkplatz an der L222 zwischen Wörschweiler und Limbach (von Wörschweiler kommend ca. 600 m nach der Einfahrt zum Wörschweilerhof, bzw. zum Wörschweiler Friedhof). Hier führt der Weg über die Gemarkung "Toter Mann". Der Waldweg zur Ruine ist ab dem Parkplatz ausgeschildert. Er erstreckt sich über rund 2 km. Dieser Weg ist theoretisch befahrbar und wird bei Veranstaltungen für den "Shuttle-Service" genutzt. Beachten Sie, dass es freilich verboten ist, mit Auto oder Kraftrad durch den Wald zu fahren und es keine Gewähr gibt, dass Sie die Schranke offen vorfinden.

Wanderfreunde erreichen die Ruine - bzw. die oben genannte Gemarkung "Toter Mann" auch vom Wanderparkplatz im "Taubental" zwischen Limbach und Wörschweiler. Hier sollte eine Wanderkarte (etc.) verwendet werden, eine Beschilderung in Klarschrift gibt es vor Erreichen der Gemarkung "Toter Mann" nicht. Abhängig von der gewählten Route ist man hier ab ca. 4 km unterwegs.

Schließlich gibt es noch die auf der Webseite "wandernmithans.de" beschriebene Route. Sie führt vom Parkplatz in der Ortsmitte unmittelbar über das Gelände des Wörschweilerhofes, über dessen Weiden und einen "Trittpfad" durch den Wald am Berghang auf den selben Weg, welchen man auch von der Gemarkung "Toter Mann" aus erreicht. Die Route über den Wörschweilerhof könnte man auch vom Parkplatz beim Friedhof nehmen. Hier ist mir nicht ganz klar, welche Vorteile die Route über dieses Privat- bzw. Betriebsgelände haben könnte, wenn man nicht im Hofladen einkaufen möchte.

Anders als in älteren Beschreibungen enthalten, gibt es auf dem Klosterberg bereits seit Jahren keine Einkehrmöglichkeit mehr (Stand: März 2022).



Re: [Regionalforum-Saar] Geheimes Massengrab: Suche nach deutschen Wehrmachtsoldaten

Date: 2023/08/20 12:15:53
From: Stefan Reuter via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Tag.

Hier der Link zur Berichterstattung des Volkbunds:

https://www.volksbund.de/nachrichten/vorsichtige-hoffnung-suche-nach-toten-soldaten-in-meymac-geht-weiter


Gruß, 

Stefan (Reuter) 

Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net> schrieb am So., 20. Aug. 2023, 09:43:

Geheimes Massengrab: Suche nach deutschen Wehrmachtsoldaten
Verfasser: Miguel Sanches

[Ein ähnlicher Artikel stand am Freitag in der Saarbrücker Zeitung, aber den konnte ich online nicht finden]

(Quelle: https://www.morgenpost.de/vermischtes/article239211935/frankreich-soldaten-wehrmacht-massengrab-suche.html)

Exhumierung erschossener Wehrmachtssoldaten in Frankreich

Gut 79 Jahre nach der Erschießung von 46 Wehrmachtssoldaten durch französische Widerstandskämpfer haben in Frankreich die Grabungen nach den sterblichen Überresten begonnen. Ein Massengrab mit rund 30 deutschen Kriegsgefangenen wird nahe der Ortschaft Meymac in Zentralfrankreich vermutet.
In Frankreich läuft die Suche nach einem lange geheimgehaltenen Massengrab von Wehrmachtsoldaten. Der letzte Zeuge brach das Schweigen.

Erde, aufgeschüttete Erde. Nichts Ungewöhnliches. "Wir müssen weiterarbeiten", bemerkt Thomas Schock. "Nur die Erde kennt die Wahrheit."

Die Erde und Edmond Réveil. Der Mann ist der letzte Augenzeuge einer schrecklichen Tat: der Erschießung von 47 Wehrmachtsoldaten und einer französischen Frau im Juni 1944.
Seit Ende Juni wird nach dem vergessenen oder verdrängten Massengrab in Südfrankreich gesucht. Das ist nicht gerade einfach. Réveil ist bald 99 Jahre alt, das Verbrechen liegt schon wieder fast 80 Jahre zurück. Und grundsätzlich kommt eine Fläche von fast 3000 Quadratmetern in Frage. Hinzu kommt, dass der Tatort sich im Laufe der Zeit verändert hat: Wo frühen Hecken waren, stehen heute hohe Bäume, Küstentannen und Lerchen.

Suche nach Massengrab in Frankreich: Kein Erfolg am ersten Tag

Deswegen kann es niemanden wirklich überraschen, dass in den ersten Tagen der Grabungen keine Funde gemacht wurden. Nicht die Leute vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die für die Kosten aufkommen. Nicht ihre französischen Partner sowie die örtliche Präfektur. Auch nicht die fast 50 Journalistinnen und Journalisten, die seit Mittwoch in Meymac sind und nicht viel mehr zu sehen bekamen als einen Graben, 1,3 Meter tief, 1,8 Meter breit, über 40 Meter lang.

Sollten Gebeine gefunden werden, dann werden sie auf einer deutschen Kriegsgräberstätte in Frankreich bestattet. Konkret sucht man nach 36 Soldaten. Denn elf wunden schon 1969 in der Nähe exhumiert. Damals hielt man es für einen Zufallsfund, nach Réveils Geständnis ergaben sich neue Zusammenhänge.

Soldaten mussten ihre eigenen Gräber im Wald ausheben
"Heute müssen die Leichen ihren Familien zurückgegeben werden. Wir haben sie mit ihren Soldbüchern und Erkennungsmarken begraben. Ich bin froh, dass die Tat heute kein Geheimnis mehr ist“, sagt Réveil.
Seltsamerweise redet kaum jemand von der Frau. Sie wurde nie vermisst, man kennt keinen Namen. Es ist nicht mal sicher, ob sie überhaupt eine Kollaborateurin war. "Sie wurde trotzdem erschossen", sagt Diane Tempel-Bornett vom Volksbund.

"Papillon“ brach die Mauer des Schweigens
Mitte Mai brachte Réveil mit einem Interview, besser gesagt: einem Geständnis, in der Zeitung "La Montagne" alles ins Rollen. Mit 19 Jahren gehörte er einst einer Widerstandsgruppe an. Sein Kampfname: "Papillon“, also "Schmetterling“.
Papillon und seine Kameraden hatten 47 deutsche Soldaten und eine Frau gefangen genommen und den Befehl bekommen, sie zu erschießen. Man habe sie gezwungen, ihr eigenes Grab auszuheben. Dann wurden sie alle getötet. Da keiner die Frau erschießen wollte, sei einer ausgelost worden. Es war der 12. Juni 1944, "und dann haben wir nie wieder darüber gesprochen."

Großes Medieninteresse in Frankreich
Nachdem er sein Gewissen erleichtert hatte, begann schon wenige Wochen später Ende Juni die Suche nach dem Massengrab, In der ersten Phase suchte ein Team von "Georadar NRW“ mehrere Tage lang nach Anomalien im Boden, nach auffälligen Veränderungen der Bodendichte etwa, die auf Grabstrukturen hindeuten könnten. Die Auswertung ergab drei Verdachtsflächen, unter anderem in einem rechteckigen Areal von 45 Metern Länge und zehn Metern Breite, wo derzeit gesucht wird.
Mit einem so genannten Georadar haben die Fachleute um Thomas Schock vom Volksbund nach Bodenanomalien gesucht, die Hinweise auf das Grab von deutschen Wehrmachtssoldaten in Südfrankreich geben könnten.

Viele sind an der Suche beteiligt, weit über die zuständigen Behörden und Organisationen hinaus: Freiwillige aus Deutschland, aber auch ein französisches Archäologenteam, dazu die Medien. "Das Interessen ist in ganz Frankreich riesig", weiß Diane Tempel-Bornett. Wenn sie bis Ende August nicht fündig werden, stellt sich für Thomas Schock, der den Volksbund-Umbettungsdienst leitet, die Sinnfrage. Weiter machen oder nicht? Es ist auch eine Kostenfrage. Der Volksbund ist auf Spenden angewiesen.

Es war kein Racheakt, der Grund ist so brutal wie banal
In Meymac war die Tat im Prinzip bekannt. Aber nach dem Krieg legte sich eine "Mauer des Schweigens“ über das Geschehene, womöglich um das Bild des Widerstands nicht zu beschmutzen.
Dass es ein Kriegsverbrechen war, ist Réveil wohl bewusst, "wir hatten nicht das Recht, die Gefangenen zu töten." Er stellt es auch nicht als Racheakt dar, nachdem die Waffen-SS wenige Tage zuvor in Tulle und Oradour-sur-Glane ein Massaker verübt hatte. Die brutale Wahrheit ist: Die Partisanen seien damit überfordert gewesen, eine Gruppe von Kriegsgefangenen zu versorgen. Es war einfacher, sie zu töten.

80 Jahre später kann man nur noch eines für sie tun: Sie sollen ihre Namen zurückbekommen.

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[Regionalforum-Saar] Brasilianische Delegation auf Stippvisite in der Heimat der Vorfahren

Date: 2023/08/21 13:06:55
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salve,

Heute erschien dieser Artikel in der Saarbrücker Zeitung, St. Wendeler Teil, verfaßt von Jennifer Fell, einer der Hofberichterstatterinnen St. Wendels (obgleich diese Nachrichten nicht vom St. Wendeler Hof stammen, sondern - tja, wie hieße das heute? Der König von St. Wendel ist der Bürgermeister, was ist dann aber der Landrat? Denn die beiden stehen nicht in einem Verhältnis „Vorgesetzter-Untergebener“, gleichwohl der Landrat einem viel größeren Gebiet vorsteht, in dem dazu noch das des Bürgermeisters von St. Wendel enthalten ist).

Der Besuch der brasilianischen Delegation wurde vom Landkreis gemanagt und ging über zwei Tage, auch wenn über das Programm am Freitag nichts in der Zeitung steht. Da kamen die Besucher am späten Morgen von irgendwo her und trafen mit ein bißchen Verspätung oben auf dem Wendalinushof u.a. die Erste (städtische) Beigeordnete Elisabeth Krob, den Ersten Kreisbeigeordneten Dennis Meisberger und das Ehepaar Weiandt aus Bliesen in ihrer beider Funktion. Für die SPD war Bezirksschornsteinfeger Puff da, und die anderen Parteien waren sicher auch vertreten, auch wenn ich ihre Vertreter nicht erkannte habe.

Frau Laub von der Stadt (Tourismus) war krankheitshalber verhindert, dafür schlug ich als „Historiker“ auf, der zuerst eine Stadtführung hätte durchführen sollen (wurde verworfen), dann einen Vortrag hätte halten sollen (wurde verworfen), die aber zu einer Ansprache wurde. Was natürlich schade ist, denn bei einer Stadtführung zeige ich Orte in der Stadt und erzähle mit ihnen meine Geschichten aus der Geschichte. Aber eine Ansprache oben im Restaurant des Wendelinushofs zwischen Ankunft und Mittagessen vor einem Publikum, das binnen zweier Tage durch zahlreiche Programmpunkte geführt worden ist, ist schon eine Herausforderung, sprich: kann eigentlich nur schiefgehen. Gottlob sind die Leute heute meist amerikanisch geprägt, d.h. sie hören höflich zu und nicken und lachen. Und jeder dankt und keiner sagt, was er wirklich denkt.

Im Endeffekt hielt ich einen blinden Vortrag, will heißen: ich erzählte etwas und forderte die Fantasie der Zuhörer, was etwas über 20 min dauerte. Die meisten hörten zwar zu, aber ich sah einige, die nach gut 10 min schon wieder in ihren Handies verschwunden waren. Mein Ansprachenvortrag wäre in 10 min rum gewesen, aber kaum einer der Anwesenden sprach Hochdeutsch, nur antiquiertes Hunsrücker Platt (das damals ihre Vorfahren sprachen plus 200 Jahre Weiterentwicklung in fremden Land und Kultur). Wnd wer nur portugiesisch konnte, hätte keine Chance gehabt, also brachte ich eine übersetzte Version meines Textes mit, den eine beidsprachenkundige Besucherin in Portogusiesich vorlas. Klappte auch ganz gut, machte aber aus etwas über 10 min etwas knapp unter 30 min. Da hat kaum einer eine Chance unter diesen Umständen.

Zum Brasilanisch-Hunsrücker Platt: Ich finde es witzig, daß wir es hierzulande heutzutage witzig finden, daß die Nachfahren von Leuten, die vor 200 Jahren aus unserm Land in ein anderes geflohen sind (aus welchem Grund auch immer), immer noch so sprechen wie ihre damaligen Vorfahren, während wir es nicht witzig finden, daß Flüchtlinger, die heutzutage hierzulande leben, sich nicht an unsere Lebensweise anpassen, noch nicht mal unsere Sprache richtig lernen wollen. Außer in der Eisdiele und der Pizzeria natürlich, da finden wir es chic, daß der Kellner oder die Zugehfrau ihre teilweise mörderische Variante ansatzweisen Deutsches pflegen.

Die Brasilianer fuhren nach dem Essen mit ihrem Reisebus zum nächsten Vortrag, endlich einem mit großem Spaßfaktor: Grüner Wasserstoff.
        
Hm, da war doch noch was. Ah ja, der Artikel.

Bene vale

Roland Geiger


„Brasilianische Delegation auf Stippvisite in der Heimat der Vorfahren

Partnerschaft Brasilianer zu Gast in der Heimat der Vorfahren

St Wendel · Die Gemeinsamkeiten erhalten und die Partnerschaft ausbauen, das war eines der Ziele des Besuchs einer brasilianischen Delegation in St. Wendel.

Einen straffen Zeitplan hatte die 22-köpfige Delegation aus dem brasilianischen Rio Grande do Sul, die am Donnerstag und Freitag im Landkreis St. Wendel zu Gast war. Neben einem Besuch des Freizeitzentrums Bostalsee und des Museums für Mode und Trachten in Nohfelden und einer Führung durch die Tholeyer Abteikirche sowie des Klostergartens standen neben weiteren touristischen und geschichtlichen Themen auch Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Regionalentwicklung und globale Partnerschaft auf dem Programm.

Vermittelt wurden diese Themen von Referenten des Landkreises St. Wendel und den Gemeinden Nohfelden und Tholey, bestehen doch Partnerschaften zwischen der Stadt St. Wendel und dem Munizip São Vendelino, der Gemeinde Nohfelden und dem Munizip Alto Feliz sowie der Gemeinde Tholey und dem Munizip Feliz.

Angeführt von Elton Roberto Weber, einem Abgeordneten der Legislativversammlung des Bundesstaates Rio Grande do Sul und begleitet von Klaus Lauck, dem Vorsitzenden des Deutsch-Brasilianischen Freundeskreises Saarland – Rio Grande do Sul gem[einnütziger] Verein, erschienen die südbrasilianischen Besucher am Freitagmorgen zu einem Pressegespräch im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes St. Wendel, wo sie von Landrat Udo Recktenwald (CDU) empfangen wurden.

In seiner Begrüßung wies der St. Wendeler Landrat darauf hin, dass vor nunmehr fast 200 Jahren, im Juli 1824, die ersten 39 Auswanderer aus unserer Region, von der Saar und aus dem Hunsrück, in Rio Grande do Sul angekommen seien. Nur zehn Jahre später, im Jahr 1834, sei auch der Landkreis St. Wendel gegründet worden, was unterstreiche, dass das Sankt Wendeler Land und Rio Grande do Sul viele Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Geschichte und der Vergangenheit teilten.

Ausgehend von den bereits erwähnten drei Partnerschaften wolle der Landkreis St. Wendel als Keimzelle die zukünftige Zusammenarbeit aktiv mitgestalten und werde zudem das Anliegen der brasilianischen Seite, eine Partnerschaft mit dem Bundesland Saarland aufzubauen, an die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) herantragen. Basierend auf der gemeinsamen Geschichte und den gemeinsamen Wurzeln, wobei vor allem der nach wie vor in Rio Grande do Sul gesprochene Hunsrücker Dialekt große Nähe und Zugehörigkeit schaffe, beabsichtige man, sich der gemeinsamen Verantwortung zur Wahrung der Schöpfung zu stellen. Daneben stünden auch die Themen Kultur und Jugend im Fokus, hier wolle man durch Austausch sicherstellen, dass die Gemeinsamkeiten auch in Zukunft fortgeführt würden.

Recktenwald beendete seine Ausführungen mit den an die brasilianischen Gäste gerichteten Worten „Herzlich willkommen zu Hause“, die diese mit einem kräftigen Applaus quittierten.

Stellvertretend für alle anwesenden Besucher führte Elton Roberto Weber, Mitglied des Parlaments des Bundesstaates Rio Grande do Sul aus, dass er zusammen mit aktuellen und ehemaligen Bürgermeistern, Genossenschaftsvertretern, Vertretern der Industrie- und Handelskammer sowie von Tourismusunternehmen aus seiner südbrasilianischen Heimat ins St. Wendeler Land gekommen sei. Von 497 Landkreisen in Rio Grande do Sul hätten sich bislang 14 in Sachen Tourismus zusammengeschlossen.

Neben den bereits bestehenden drei Partnerschaften im Landkreis St. Wendel überbringe man im Rahmen des Besuches auch den Wunsch von Parlament und Gouverneur, zusätzlich eine Partnerschaft mit dem Saarland einzugehen und damit die Kooperation der beiden Regionen weiterhin auszubauen, so Weber, der auch seine Vorfreude im Hinblick auf die in zehn Monaten stattfindenden Feierlichkeiten hinsichtlich des 200-jährigen Jubiläums der Ankunft der ersten deutschen Einwanderer in Rio Grande do Sul ausdrückte.

Angesprochen auf die bisherigen Highlights des Besuchs schwärmte Terezinha Marina Haas, Vorsitzende der Rota Romântica, der zwischen der Ebene des Rio dos Sinos Tal und den Hochebenen der Serra Gaúcha gelegenen Romantischen Straße in dem südbrasilianischen Bundesstaat, von den positiven Eindrücken, die man von der guten Zusammenarbeit im Bezug auf den Tourismus im Landkreis St. Wendel gewonnen habe. Landrat Udo Recktenwald gab das Kompliment zurück, indem er konstatierte, dass auch unsere Region viel von den Besuchern lernen könne, beispielsweise was die Vermarktung und das Konzept der Romantischen Straße betreffe. Recktenwald bestätigte, dass es in jedem Fall einen Gegenbesuch in Brasilien geben werde, auch ein Jugendaustausch sei geplant. Bis dahin werde er selbst noch einen Portugiesischkurs belegen, sei es bei Klaus Lauck oder bei der Volkshochschule, ergänzte er augenzwinkernd.

Elton Roberto Weber verriet daraufhin, dass in seiner Heimat nach wie vor die deutsche Sprache gepflegt werde, was sich darin zeige, dass es vielerorts Sonntagsgottesdienste in portugiesischer sowie in deutscher Sprache gebe. Ferner stünden an den Schulen ein bis zwei Stunden Deutsch pro Woche auf dem Lehrplan. Silvane Horst Karling diente in weiten Teilen der Pressekonferenz als Übersetzerin, zu Hause ist sie jedoch an der bilingualen Privatschule Instituto Ivoti als Deutschlehrerin tätig, wo man bereits ab dem dritten Lebensjahr die deutsche Sprache erlernen könne. Dabei würden alle Fächer zu einem bestimmten Zeitpunkt auf Deutsch unterrichtet, erläuterte die Pädagogin, die anfügte, dass ihr Institut darüber hinaus auch Deutschlehrer ausbilde.

Klaus Lauck, der Vorsitzende des Deutsch-Brasilianischen Freundeskreises Saarland – Rio Grande do Sul, ergänzte, dass in Rio Grande do Sul auch nach Generationen manch ältere Deutschstämmige kein Portugiesisch sprächen. Daher lernten die Enkel die deutsche Sprache, um sich mit den Großeltern unterhalten zu können. Jedoch seien seit den den 2000er-Jahren auch immer wieder Praktikanten aus dem Süden Brasiliens hier gewesen, die nur den Dialekt beherrscht hätten, weshalb sie beispielsweise zu Anfang keine deutsche Zeitung hätten lesen können: „Die Überschrift „Die Gurken sind reif“ verstanden sie nicht, „Die Gummere sin zeidich“ aber schon.“, fügte er erklärend hinzu. Ehe die brasilianische Delegation Richtung Rheinland-Pfalz weiterreiste, überreichte man Landrat Udo Recktenwald noch ein Buch sowie eine Einladung zu den Feierlichkeiten im kommenden Jahr.“

[Regionalforum-Saar] Quo Vadis, Tholey - die [ich h ab das Zählen aufgegeben]te.

Date: 2023/08/21 20:43:01
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

=> https://www.sr.de/sr/sr3/themen/kultur/abtei_tholey_grewenig_buch_100.html#

[Der Link führt zu der Seite, von der die Texte stammen. Die werden dort auch gelesen - mehr oder minder wortgetreu.]

Es hat für reichlich Furore gesorgt, das Buch, das der ehemalige Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig, über die Abtei in Tholey geschrieben hat. Er spricht von einer fatalen Entwicklung und sieht einen "Kulturort von Weltrang" in Gefahr.

Obwohl es im Eigen-Verlag erschienen und eigentlich nur online zu erwerben ist, sorgte das Buch von Meinrad Maria Grewenig für reichlich Aufsehen.

Grewenig hat darin die Mönche in Tholey scharf angegriffen. Sie seien nicht in der Lage, diesen kulturhistorischen Ort samt Abtei und Kirchenfenster des berühmten Künstlers Gerhard Richter ordentlich in Szene zu setzen. Ein Kulturort von Weltrang stehe vor dem Aus, so Grewenig.

"Die Abtei Tholey ist ein ganz besonderer Ort", sagt Grewenig. Und damit hat er zweifelsohne recht. Es handelt sich um das älteste Abtei-Kloster Deutschlands und nach der umfangreichen Renovierung mit dem Einbau der Kirchenfenster von Gerhard Richter sollte die Abteikirche ein Magnet werden für Besucher aus aller Welt.

Doch so ganz rund läuft es nicht, wie Grewenig in seinem Buch "Abtei Tholey – Quo vadis" deutlich kritisiert:

Die Liste der Ungereimtheiten und fatalen Fehler ist lang. Die frühgotische Kirche mit den Fenstern von Gerhard Richter wird zeitweise geschlossen. Gebuchte Gruppen werden weggeschickt. Die Auslagen im Klosterladen sind weitgehend leer. Postkarten und Führer sind nicht verfügbar."

Akribische Auflistung von Fehlern

Die Abtei Tholey könnte ein Ort sein, zu dem ganz viele Menschen hingehen, sagt Grewenig. Aber alle Vorzeichen stünden dagegen und die Mönche würden auch nichts dafür tun.

Akribisch listet Grewenig in seinem Buch die aus seiner Sicht fatale Entwicklung auf. Und das war vermutlich gar nicht so einfach: Die Familie Meiser, die die Renovierung der Kirche maßgeblich finanziert hat, äußert sich prinzipiell nicht in der Öffentlichkeit, die Klosterbrüder sagen nur das, was sie wollen, und der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft, Thorsten Klein, der das Kloster hätte touristisch entwickeln sollen, warf kurz nach der Wiedereröffnung der Abteikirche das Handtuch.

Bruder Wendelinus – für Grewenig der Hauptverantwortliche

Dafür macht Meinrad Maria Grewenig einen Mann verantwortlich: Bruder Wendelinus.

Bruder Wendelinus wurde in der Folge zum Totengräber eines der spannendsten Kulturprojekte im Saarland. Eigensucht und Kleinkrämertum eines Mönches haben eine gewaltige Vision zu Fall gebracht. Möglicherweise hat hier der Teufel seine Hand im Spiel.

Weitere Vorwürfe

Und damit nicht genug. Dem Abt Mauritius, einem ehemaligen Koch aus der Spitzengastronomie, wirft er vor, Trips in die Luxus-Gastronomie zu unternehmen und das, obwohl Grewenig das Kloster kurz vor dem finanziellen Ruin sieht. Es gebe keinen betrieblichen Grunderwerb des Klosters, keine Ländereien, keine Brauerei. "Die Mönche leben von den spärlichen Erträgen ihrer Pfarrertätigkeit in der Umgebung und das ist eigentlich viel zu wenig."

Das Kloster prüft und schweigt

Grewenig teilt also kräftig aus und die Klosterbrüder sind in Rage. Man prüfe rechtliche Schritte, hieß es Ende Mai.

Der zuständige Rechtsanwalt prüft wohl noch immer. Man könnte es auch so interpretieren, dass man aus Kostengründen - und vielleicht auch aus Kalkül - diesem Buch und seinem Autor nicht noch einmal eine große Bühne verschaffen und das Ganze lieber im Sande verlaufen lassen will.

Fazit

Obwohl Grewenig in seinem Buch austeilt und barock übertreibt: Mit der Analyse, dass man diesen kulturhistorischen Schatz nicht einfach so sich selbst und den Klosterbrüdern überlassen kann, hat er recht.

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"Hier werden dringend Profis gebraucht"

  21.08.2023 | 16:30 Uhr
Die Liste der Verfehlungen bei der Entwicklung der Klosterabtei Tholey ist lang, die Meinrad Maria Grewenig in seinem Buch ""Abtei Tholey - Quo vadis?" anprangert. So ganz unrecht hat er nicht, sagt SR-Kulturreporterin Barbara Grech. Ein Kommentar.

Ob der Abt des Klosters, ein ehemaliger Spitzenkoch, tatsächlich für teuer Geld in Sterne-Restaurants der Großregion speist und das, obwohl sein Kloster - sagen wir mal - etwas unterfinanziert ist - geschenkt.

Ob Bruder Wendelinus - nach Meinung von Grewenig - der Totengräber des Tourismus-Projekts Abteikirche Tholey ist und die Besucherzahlen schönt - er spricht von 80.000 Besuchern, die Gemeinde Tholey von 40.000 Besuchern - lässt sich schwer nachweisen.

Unterschiedliche Aussagen und Intransparenz

Tatsache aber ist: Auch ich hatte Bauchgrimmen, als ich 2020 über die glanzvolle Eröffnung der frisch renovierten Abteikirche samt Richterfenster berichtet habe.

Zu viele unterschiedliche Aussagen und Meinungen, eine intransparente Öffentlichkeitsarbeit und eine Stifter-Familie, die die Öffentlichkeit scheut, wie der sprichtwörtliche Teufel das Weihwasser.

Dann auch noch der Abgang von Thorsten Klein, ehemaliger Regierungssprecher des Landes, der mit einer Entwicklungsgesellschaft das Kloster und seine Sehenswürdigkeiten in eine glänzende, abgesicherte Zukunft hätte führen sollen und dann das Handtuch warf. Warum? Keine Antworten.

Die großen Pläne schrumpften zusammen

Man konnte dann förmlich zusehen, wie die großen Plänen allmählich zusammenschrumpften wie bei einem Ballon, aus dem die Luft rausgelassen wird.

Das Besucherzentrum mit Klosterladen und die dort angekündigten Veranstaltungen zur geistlichen Erbauung: heute das Tourismusbüro der Gemeinde. Große Kulturveranstaltungen mit überregionaler Strahlkraft: Fehlanzeige.

Und angeblich ist es um die finanzielle Lage des Klosters, nach dem Rückzug der Stifterfamilie, auch nicht gut bestellt. Grewenig spekuliert gar mit der Pleite des Klosters bereits im kommenden Jahr. Ob das stimmt, sei dahin gestellt.

Eine Stiftung muss her

Alles nebulös und undurchsichtig und das bei einem kulturhistorischen Schatz, der seinesgleichen sucht. Nicht nur wegen der Kirchenfenster von Gerhard Richter.

Die Abtei ist die älteste auf deutschem Boden und hätte nach der Renovierung eine glänzende Zukunft. Würde sich mal bitte endlich einer drum kümmern, der was davon versteht.

Auch bei diesem Projekt hat sich wieder einmal gezeigt, dass man die Bewahrung und Entwicklung eines Kulturortes nicht einfach privaten Mäzenen, Betreibern und einer Gemeinde überlassen kann. Das Land ist gefragt. Eine Stiftung muss her, die zumindest den Kulturort auf solide finanzielle Beine stellt und ein schlüssiges Konzept entwickelt, wie sich künftig Tourismus und klösterliches Leben vereinbaren lassen und welches inhaltliches Konzept zu diesem Ort passt. Doch die Landesregierung schaut zu und tut nichts.

Hier werden dringend Profis gebraucht

Auch ich glaube - wie Grewenig - dass die Klosterbrüder mit diesem ganzen Projekt heillos überfordert sind und es dringend Profis braucht, die die Abtei entwickeln. Das müssen die verantwortlichen Politiker endlich begreifen und zur Tat schreiten. Sonst geht die Abtei, wie schon so oft in der Vergangenheit, wieder einmal vor die Hunde.




[Regionalforum-Saar] Tag der Offenen Tür im Verein für Heimatkunde im Landkreis Saarlouis im Saarland

Date: 2023/08/26 09:59:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.

Tag der offenen Tür
im Kreisarchiv Saarlouis
Kaiser-Wilhelm-Str. 4-6, 66740 Saarlouis

 Sonntag, 17. September2023
10 – 17 Uhr

Programm
Eröffnung durch den 1. Vorsitzenden,
Landrat Patrik Lauer

Ausstellung:
„Die Deportation der Juden in das Lager Gurs“

Weitere Programmpunkte

Die familienkundlichen Bestände im Kreisarchiv
Vorstellung der Totenbildsammlung
Informationen zur Familienforschung
Verkauf vereinseigener Publikationen

Bücherflohmarkt mit seltenen antiquarischen Büchern

Eine Veranstaltung der „Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.“ und des Landkreises Saarlouis


[Regionalforum-Saar] neue Einwohnerbücher in Saarl ouis erschienen

Date: 2023/08/26 15:08:25
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Die Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e. V. im Saarland gibt die Veröffentlichung zweier neuer Einwohnerbücher in ihrer Reihe „Quellen zur Genealogie im Landkreis Saarlouis und angrenzenden Gebieten“ bekannt.

=> Hans Peter Klauck, Das Einwohnerbuch Büdingen, Weiler u. Wellingen (Band 65)
Das Buch umfaßt auf 601 Seiten 1239 Familien mit Orts-, Berufs- und Familiennamenregister und Kapitel zur Geschichte der Orte und der Pfarrei bis ins Jahr 1911.
Es kostet 23 Euro plus Porto und Verpackung (21 Euro für Mitglieder)

=> Bernd Gauer, Die Einwohner von Eiweiler, Hellenhausen und Kirschhof vor 1913 (Band 64)
Das Buch hat 874 Seiten und wird mit Orts-, Berufs- und Familiennamenregisterin zwei Bänden dargestellt.
Es kostet 32 Euro plus Porto und Verpackung (30 Euro für Mitglieder)

Bestellungen richten Sie bitte an den Herausgeber: heimatkunde(a)vfh-saarlouis.de.

[Regionalforum-Saar] Die Flamme der Freiheit. Die deutsche Revolution 1848/1849

Date: 2023/08/28 23:15:55
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Die Flamme der Freiheit. Die deutsche Revolution 1848/1849
Autor: Jörg Bong
Erschienen Köln 2022: Kiepenheuer & Witsch
Anzahl Seiten 553 S.
Preis € 29,00
ISBN 978-3-462-00313-0

Rezensiert für H-Soz-Kult von  Manfred Hettling, Institut für Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

1978 veröffentlichte François Furet, der bedeutendste französische Revolutionshistoriker nach 1945, seine programmatische Schrift mit dem Titel „Penser la Révolution Française“. Ihm ging es darum, das Ereignis von 1789 aus sich heraus neu zu verstehen. Das war ein beeindruckender und folgenreicher Versuch, die Revolution als geschichtswissenschaftlichen Gegenstand zu analysieren, jenseits geschichtsphilosophischer Überhöhungen und jenseits des „Schutts“ kommunistischer und anderer politischer Instrumentalisierungen.[1]

1848 hat in Deutschland nie die Aufladung für das politische und nationale Selbstverständnis erfahren, wie 1789 in Frankreich, dennoch steht jeder Blick auf 1848 – damals wie heute – im Banne des „Revolutionszeitalters“, das 1789 begonnen hatte. Seit Langem dominiert die Deutung von 1848 als gescheiterter Revolution, die als „Unterlassungssünde“ der deutschen Geschichte interpretiert wurde, wie David Blackbourn 1980 spottete.[2] Die emphatische Beschreibung von 1848 als einem zwar gescheiterten, aber vorbildlichen demokratischen Erweckungserlebnis, das in Deutschland vielleicht doch hätte gelingen können, bietet uns Jörg Bong in seiner auf drei Bände angelegten Geschichte von 1848. Sein, neumodisch gesprochen: Narrativ, besteht darin, auszubreiten, daß es fast doch gelungen wäre. Er zeigt uns zugleich, wie die Revolution, oder das, was er darunter versteht, hätte erfolgreich enden können. Bisher liegt der erste Band vor, der die Vorgeschichte und die Anfänge der Ereignisse bis Ende April 1848 schildert.

Für Bong ist 1848 „der erste große europäische Kampf für moderne Demokratie“. (S. 19) Gerne zitiert er dieser Deutung entsprechende zeitgenössische Stimmen, etwa Arnold Ruge, der 1848 das revolutionäre Geschehen dieses Jahres in Frankreich als „das größte Ereignis der Weltgeschichte“ bezeichnete. (S. 18) So ist für ihn die Demokratie im Jahr 1848 (ohne daß er erläutert, was er darunter versteht) die „junge Heldin der Geschichte“, auch sprächen die Demokraten schon von den „Vereinigten Staaten von Europa“ (S. 19, ohne daß er eine zeitgenössische Quelle dafür angeben kann).[3] Wenn die historische Revolutionsforschung seit langem bemüht ist, der Komplexität von 1848 gerecht zu werden, indem mehrere Handlungsebenen unterschieden werden, die sowohl eigenen Dynamiken unterlagen als auch sich wechselseitig beeinflußten[4], so fehlt diese Vielfalt bei Bong. Über die Agrarunruhen des April erfährt man praktisch nichts, ebenso wenig über die Vereins- und Presseexplosion, die politischen Eliten und Regierungen etc. Er konzentriert sich regional auf den Südwesten (und ein wenig Berlin), im Grunde handelt es sich um eine etwas weit ausholende Geschichte des südwestdeutschen demokratischen Lagers und des ersten badischen Aufstands. Zugleich orientiert sich seine Darstellung an einer nur allzu einfachen dichotomischen Grundstruktur. Im Grunde erzählt er die alte Geschichte vom Kampf der Guten gegen die Bösen. Hier das Volk, mit den Demokraten als ihrem eigentlichen, wahren Sprachrohr, dort die Dynastien, die Fürsten. Friedrich Wilhelm IV. wird präsentiert als „preußischer Gott des Gemetzels“ (S. 289), Metternich als der „dunkle Fürst“. (S. 32)

Bong versucht gar nicht erst, zu zeigen, wie es „eigentlich“ gewesen ist, Rankes Diktum und sonstige theoretische Fragen bleiben ihm fremd. Sein Erzählmodus ist statt dessen der des „fast“ – des wie es eigentlich hätte sein sollen, sein können, mit mehr revolutionärem Elan. Der Autor versucht gewissermaßen, die Handelnden von der Seitenlinie aus anzufeuern. Über das Vorparlament in Frankfurt (31. März bis 3. April), bestehend vor allem aus süddeutschen Liberalen, das sich nicht zur revolutionären Konstituante erklärt, klagt Bong: „tatsächlich ist die deutsche Revolution zum Greifen nah, es bedarf buchstäblich eines einzigen Beschlusses. […] Das wär’s! Mehr nicht! Eine einzige Tat“. (S. 363) Das mag genügen, um zu verdeutlichen, daß Bong keine Scheu vor Pathos und vor dramatisierenden Schilderungen hat.

Bong hegt eindeutige politische Sympathien für seinen Gegenstand und seine Helden. Deshalb stellt er die Demokraten in den Mittelpunkt seiner Darstellung, auch wenn diese eine Minderheit innerhalb des 1848 sich vielfältig ausdifferenzierenden heterogenen politischen Handlungstableaus bildeten. Das kann man zweifellos machen, schreibt dann aber keine Geschichte der deutschen Revolution, wie Bong verspricht. Das eigentliche Problem der Arbeit besteht indes darin, daß er die Geschichte, die er dem Leser anbietet, als teilnehmende Beobachtung ex post gestaltet. Ihm fehlen sowohl die analytische Distanz zu seinem Gegenstand als auch ein theoretisches Gerüst für die Interpretation des komplexen Handlungsgeschehens. Hinzu kommen eine bisweilen souveräne Ignoranz gegenüber der reichhaltigen Forschungsliteratur und ein selektiver und beeindruckend unkritischer Umgang mit den Quellen, welche er heranzieht. Einige Kritikpunkte seien im Folgenden beispielhaft benannt.

Erstens hat der Verzicht auf eine intensive Kenntnis der historischen Literatur seinen Preis. Zwar würdigt und verwendet Bong sehr ausführlich Veit Valentins Geschichte von 1848, die ja auch als erzählerische Darstellung angelegt ist, aber trotzdem beeindruckend analytisch argumentiert. So reproduziert Bong etwa den längst widerlegten marxistischen Mythos, die Armut im Vormärz sei ein Resultat der aufkommenden Fabrikarbeit, der „neuen kapitalistischen Produktion“. (S. 61) Der Pauperismus wurde auch nicht durch „wesentlich drei Frauen“ dem breiteren bürgerlichen Publikum zu Bewußtsein gebracht, sondern war seit den 1830er-Jahren eines der großen öffentlichen Themen im Vormärz. Die südwestdeutschen grundherrschaftlichen Verhältnisse generell als „Knechtschaft“ (S. 157) zu bezeichnen, ist – gelinde gesagt – unterkomplex. Gilt doch der Südwesten als Region der „klassenlosen Bürgergesellschaft“, die nicht nur ein städtisches Phänomen war, wie einer der am breitesten rezipierten Aufsätze zum Vormärz der letzten Jahrzehnte betont hat.[5] Vor allem für sein Kernargument, der Erfolgschancen der revolutionären Straßenaktion, hier den ersten badischen Aufstand im April 1848, der versuchte, die eigene minoritäre Zielvorstellung mit Waffengewalt durchzusetzen, vermeidet er jede Diskussion mit konträren Positionen. Für den Leser Bongs wäre es jedoch erhellend, aus welchen Gründen er Hecker attestiert, „politischer Realist“ (S. 158) gewesen zu sein, und er seinen Zug ganz anders interpretiert, als dies etwa in einer umfassenden historischen Analyse der badischen Revolution beurteilt wird, wo es heißt, daß es die „die politische Inkompetenz der Beteiligten in geradezu erschreckender Weise“ zeige.[6] Oder wie er zu Analysen steht, welche in Baden durchaus Sympathien für republikanische Vorstellungen entdeckt haben, aber auch hervorhoben, daß diese „friedlich“, in „gesetzlicher Weise“ angestrebt werden sollten.[7] Daß genau hierin einer unter mehreren Gründen für das Scheitern zu finden sein könnte, derartige Überlegungen bleiben dem Autor fremd.

Zweitens ist Bongs Umgang mit Quellen fragwürdig. Er konzentriert seine Darstellung ganz zentral auf die Selbstaussagen und späteren Rechtfertigungsberichte jener Personen, denen seine politischen Sympathien gehören. Das sind die politischen Führungsfiguren wie Hecker und Struve, das sind Literaten wie Georg und Anna Herwegh, Louise Aston, Karl Gutzkow, das sind die Personen des linken Lagers, wie Robert Blum. Jedoch vermisst man jegliche Quellenkritik bei ihm. Er nimmt die Selbstaussagen und Deutungen eines ganz bestimmten Teils der politisch Handelnden als hinreichende Informationsquelle für das Geschehen insgesamt und versucht nicht einmal, deren Darstellung und Interpretation zu überprüfen, indem er andere Stimmen heranzieht, andere Quellen damit kontrastiert, Bedingungen und Gegebenheiten schildert, um die Validität von Äußerungen zu plausibilisieren.

Die revolutionäre Zurückhaltung in Berlin will er mit einer Äußerung Georg Herweghs verdeutlichen, der wenige Tage nach den Barrikadenkämpfen des 18. März an einen Berliner Freund schrieb, „ihr habt Eure, Ihr habt unsere Geschichte verpfuscht!“, und damit zum Ausdruck bringen will, daß man in Berlin im März 1848 die Monarchie hätte stürzen müssen, ja können, wenn man dort den notwendigen „politischen Instinkt eines Pariser Gamins besessen hättet“. (S. 335) Das entspricht der herkömmlichen Deutung der „Unterlassungssünde“, um nochmals Blackbourn zu erwähnen. Ob aber vielleicht der unrealistische badische Aufstand des April 1848, der bei Bong eine heroische Schilderung erhält, auch etwas verpfuscht hat, fragt Bong nicht. Er blendet das Urteil über Hecker und Struve aus, das zum Beispiel Robert Blum, eine andere Leitfigur der Demokraten, am 3. Mai 1848 seiner Frau gegenüber artikulierte. „Hecker und Struve […] haben das Volk verraten durch ihre wahnsinnige Erhebung und es mitten im Siegeslauf aufgehalten; das ist ein entsetzliches Verbrechen“.[8] Derartige Stimmen passen nicht in seine Dramaturgie des – fast erfolgreichen – Kampfes der Guten gegen die Bösen.

Furet war erfolgreich mit seinem Impuls, die Revolution neu zu denken und als wissenschaftliches Sujet aus den Vereinfachungen politischer Identitätsstiftung zu lösen. Im vorliegenden Band aber wird das Geschehen von 1848 nicht neu interpretiert, sondern eine romantische Phantasie von demokratischer Revolution ausgebreitet. Bong versucht eine Form von historischer Erzählung, die Nietzsche monumentalische Geschichtsschreibung genannt hat. Diese verzichtet darauf den „wahrhaft geschichtliche[n] Connexus von Ursachen und Wirkungen“ zu ergründen und erliegt gerne der Gefahr, „der freien Erdichtung angenähert zu werden“.[9]

Anmerkungen:
[1] François Furet, 1789 – Vom Ereignis zum Gegenstand der Geschichtswissenschaft, Berlin 1980 (franz. 1978), S. 7.
[2] David Blackbourn / Geoff Eley, Mythen deutscher Geschichtsschreibung. Die gescheiterte bürgerliche Revolution von 1848, Frankfurt am Main 1980, S. 71.
[3] Weder in der Offenburger Versammlung der Demokraten 1847 noch auf dem Demokratenkongress 1848 wurde diese Forderung erhoben.
[4] Z.B. Wolfram Siemann, Die deutsche Revolution von 1848/49, Frankfurt am Main 1985.
[5] Lothar Gall, Liberalismus und „bürgerliche Gesellschaft“. Zu Charakter und Entwicklung der liberalen Bewegung in Deutschland, in: Historische Zeitschrift 220 (1974), S. 324–356.
[6] Wolfgang von Hippel, Revolution im deutschen Südwesten. Das Großherzogtum Baden 1848/49, Stuttgart 1998, S. 146.
[7] Paul Nolte, Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800–1850, Göttingen 1994, S. 324f.
[8] Rolf Weber (Hrsg.), Revolutionsbriefe 1848/49, Frankfurt 1973, S. 139f.
[9] Friedrich Nietzsche, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben, in: ders., Kritische Studienausgabe, Bd. 1, München 1988, S. 262.

Zitation

Manfred Hettling: Rezension zu: Bong, Jörg: Die Flamme der Freiheit. Die deutsche Revolution 1848/1849. Köln 2022 , ISBN 978-3-462-00313-0,, In: H-Soz-Kult, 29.08.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135241>.

[Regionalforum-Saar] Dezentrale Globalität. Die lateinische Textkultur nach dem Ende des Römischen Reiches

Date: 2023/08/30 18:13:08
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Dezentrale Globalität. Die lateinische Textkultur nach dem Ende des Römischen Reiches

Organisatoren:

Gernot Michael Müller, Griechische und Lateinische Philologie, Universität Bonn; Ulrich Eigler, Griechische und Lateinische Philologie, Universität Zürich

Förderer: Transdisciplinary Research Area „Present Pasts“ (TRA), Universität Bonn

Bonn

Vom - Bis 20.04.2023 - 22.04.2023

Von Tristan Spillmann, Abteilung für Griechische und Lateinische Philologie, Universität Bonn

Den zunächst kontradiktorisch anmutenden Begriff „dezentrale Globalität“ suchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung für die lateinische Literatur der Übergangsphase zwischen der „späten“ Spätantike und dem Frühmittelalter fruchtbar zu machen. Die grob auf die Zeitspanne zwischen dem 6. und beginnenden 8. Jahrhundert zentrierte Periode entpuppt sich als unübersichtliche und daher als schwierig zu charakterisierende (Literatur-)Epoche aufgrund vielschichtiger politischer, sozialer, religiöser und kultureller Dynamiken, die allen voran durch die seit dem ausgehenden 5. Jahrhundert fortgeschrittene Desintegration des westlichen Römischen Reiches und der hieraus resultierenden Formierung neuer organisierter Entitäten bedingt war.

Als Ansatz formulierten GERNOT MICHAEL MÜLLER (Bonn) und ULRICH EIGLER (Zürich) das Konzept der „dezentralen Globalität“, mit dem die durch den Transformationsprozess des römischen Westreiches bedingte atomisierte Literaturlandschaft erschlossen werden soll. Die lateinische Textkultur erweist sich in dieser Schwellenzeit nach wie vor als globales Phänomen, das als integrierendes Moment (geo-)politische, geographische und auch innerreligiöse Grenzen der dezentralisierten poströmischen Territorien zu überwinden vermochte. Die beiden Veranstalter leiteten die Tagung mit einer Skizze ihres Konzeptes ein: „Dezentrale Globalität“ spiegele die Differenziertheit des Raumes wider, in dem die lateinische Sprache als Verkehrssprache einerseits und als genuine Ausdrucksform der jeweiligen Herrschaftseliten andererseits fungierte. Grundsätzlich soll der Begriff die soziopolitischen Parameter einer im Umbruch befindlichen Epoche erfassen, die wesentlich von einer wechselseitigen Koexistenz regionaler Innovationen und einer nachwirkenden Persistenz globaler Reminiszenzen geprägt war. Diese gegenseitig bedingenden Faktoren beeinflussten die Herausbildung einer neuen (früh-)mittelalterlichen Textkultur vor dem Hintergrund einer regionalisierten Globalität, die sich vor einem kontinuierlichen Normenhorizont abspielte und fest etablierte, in der antiken Literatur vorgeprägte (kompositorische) Konventionen voraussetzte.

In der ersten Tagungssektion wurden zeitgenössische Reflexionen über Regionalität und Globalität in den Blick genommen. CARMEN CARDELLE DE HARTMANN (Zürich) sprach über biobliographische Schriften unter besonderer Berücksichtigung des Werks „De uiris illustribus“ Isidors von Sevilla (ca. 560–636), das er als Fortsetzung der gleichnamigen Schriften des Hieronymus (ca. 347–420) und des Gennadius von Marseille (†496) konzipierte. Sie legte dar, wie Isidor in seiner personenzentrierten Topographie einen globalen, christlich geprägten Literaturraum zu erschließen versuchte; seine Sichtweise war stark von seinen persönlichen Erfahrungen sowie den politischen Umständen seiner Zeit beeinflusst. Des Weiteren machte sie die räumlichen wie zeitlichen Grenzen – allen voran eine ostentativ beschränkte Sicht auf den Osten – des Werkes sichtbar. Im Hinblick auf die Erfassung zeitgenössischer Schriftsteller des 6. und 7. Jahrhunderts lässt sich Cardelle de Hartmann zufolge eine synchrone und diachrone Globalität identifizieren, die maßgeblich von dem Isidor zur Verfügung stehenden Material wie auch seinen persönlichen Erfahrungen und den politischen Umständen des Westgotenreiches abhängig war.

Daraufhin sprach STEFAN ESDERS (Berlin) über die Diffusion von Rechtsliteratur im 7. Jahrhundert unter den Leitbegriffen „Personalität“ und „Territorialität“. Er arbeitete einen Rechtspluralismus heraus, der durch die politischen Regionalisierungen bedingt und daher eine wortwörtliche „Territorialisierung des Rechts“ zum Vorschein brachte. Exemplarisch verwies Esders auf die Reichssynoden als Rechtsnormierungsinstanzen, die in den jeweiligen politischen Entitäten die Kohäsion und Abgrenzungen von Rechtsidentitäten reflektierten, gleichsam „Identitätspolitik“ betrieben und spezifische Bedürfnisse an juristische Kodifizierungen artikulierten.

SUSANNA FISCHER (München) widmete sich geographisch-topographischen Schriften, die sie anhand der unterschiedlich vorzufindenden Begrifflichkeiten (geographia, cosmographia usw.) zunächst zu kategorisieren suchte, um den zeitgenössischen Bedeutungshorizont erschließen zu können. Besonderes Augenmerk legte sie auf die „Cosmographia“ des Anonymus von Ravenna, ein Werk, das in Norditalien im 8. Jahrhundert entstanden ist. Der Autor legte eine Weltbeschreibung vor, die er in zwölf Tages- und Nachtstunden teilte, was ebenso bildlich in den drei überlieferten Handschriften aus dem 13. Jahrhundert festgehalten wurde. Die an die antike Tradition anknüpfende Gattung diente der Wissenszusammenstellung, die nach wie vor Raum für neue Konzeptionen bot und, so Fischer, lokalen Rezipienten einen Zugang zu einer „maximalen“ Globalität ermöglichte.

Die zweite, von WALTER POHL (Wien) eingeleitete Sektion widmete sich der literarischen Identitäts- und Sinnstiftung in globalen Kontexten. Pohls Vortrag war zweigeteilt und behandelte zunächst umfassend die Forschungsgeschichte der Leitkategorie „Identität“ in der frühmittelalterlichen Historiographie, die sich die in der Völkerwanderungszeit auftretenden gentes für ihre Selbstdarstellung zunutze machten. Dabei reflektierte er die in der Forschung aufgeworfene Frage nach dem Quellenwert der überlieferten Geschichtswerke und den unterschiedlichen, in den letzten Jahrzehnten verstärkt applizierten dekonstruktivistischen Ansätzen, um die Zeugnisse vielmehr als literarische Produkte als historisch verwertbare Tatsachenberichte zu interpretieren. Im zweiten Schritt identifizierte Pohl anhand fränkischer, gotischer und langobardischer Geschichtsdarstellungen einen Identitätsdiskurs, der mitunter religiöse Legitimationen für die jeweiligen gentes und ihre Herrschaftsgefüge umfasste und ebenso Parallelen zu der von Esders diskutierten juristisch gefärbten Identitätspolitik aufwies.

RAPHAEL SCHWITTER (Bonn/Zürich) erörterte den Begriff des Liminalen als Kategorie zur Erfassung der sozioliterarischen Bedingungen in der behandelten, von Regionalisierung und simultaner Globalität charakterisierten Schwellenzeit zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Hierfür nahm er die eschatologisch gefärbten Krisenerzählungen Papst Gregors des Großen (590–604) in den Blick, die er allen voran in seinen Briefen und seinen „Moralia in Hiob“ hinsichtlich der von ihm und seinen Zeitgenossen wahrgenommenen Umbrüche zur Kontingenzbewältigung applizierte. In diesem ebenfalls bei Gregor von Tours vorzufindenden Verfallsnarrativ identifiziert Schwitter eine Grenzauflösung und Hybridisierung, die gleichsam den unsicheren Handlungsrahmen der kontemporären Akteure konturierte. Simultan boten die literarisierten Kontingenzerfahrungen Identitäts- und Sinnstiftungsdiskurse der Leserschaft an, um einen christlich konfigurierten Referenzrahmen zur moralischen Orientierung in dieser als unübersichtlich wahrgenommenen Epoche zur Verfügung zu stellen.

GORDON BLENNEMANN (Montreal) legte das Augenmerk auf die gallische Hagiographie des 5. und 6. Jahrhunderts und fragte nach universalen und partikularen Mustern in der für die nunmehr christlich organisierten Gesellschaften zentralen Gattung. Allen voran destillierte Blennemann für die gallische Hagiographie die globale Linie der Heilsgeschichte, die sich in der Kirche als „Universalkirche der Heiligen“ manifestiert und in den jeweiligen hagiographischen Texte um lokale, insbesondere städtische Identitäten ergänzt und entsprechend partikular spezifiziert wurde. Des Weiteren identifizierte er (literarisch konzipierte) Kultprojekte, die universale Heiligkeitsvorstellungen in lokale politische Kontexte im post-römischen Gallien transportierten.

Die dritte Sektion beschäftigte sich mit der lateinischen Sprache und ihren (schriftlichen) Ausdrucksformen als nach wie vor gültige Lingua franca. ANNELI LUHTALA (Helsinki) behandelte grammatische Schriften, um Techniken zur Prosakompositionen zu deduzieren. Dabei stellte sie die These auf, dass trotz Implementierungen klassischer Schriften in den Unterricht der Bibel eine höhere Autorität beim lateinischen Spracherwerb beigemessen worden sei.

TINO LICHT (Heidelberg) sprach über die ältesten in Halbunziale verfassten Handschriften, zu denen prominent der „Codex Ursicinus“, das „Fragmentum Laurentianum“ und die sogenannte Dreikapitelgruppe gehören. Die Halbunziale stellte die letzte globale Schrift vor der karolingischen Minuskel dar, die Licht in ihre sozioliterarischen Kontexte einordnete. Er skizzierte ihre Verbreitung und stellte sowohl ihre paläographischen Eigenarten wie auch die in dieser Schriftart komponierte Literatur vor.

Die Sektion schloss SEBASTIAN SCHOLZ (Zürich) mit seinem Beitrag über frühmittelalterliche Inschriften, konkret über ihre Fundorte, Inhalte und sozialen Funktionen. Im Mittelpunkt standen westgotische, gallische, mittelrheinische und langobardische Grab- und Bauinschriften. Die globalen Trends lassen sich an reziproken Beeinflussungen ablesen. Scholz diskutierte mitunter langobardische Inschriften, die sich an römisch-päpstlichen Inschriften orientierten, die wiederum ihren Weg in das (karolingische) Frankenreich gefunden haben. Regionale Tendenzen blieben folglich nicht räumlich begrenzt, was den ununterbrochen wirkenden globalen Rahmen der lateinischen Textkultur offenlegt.

Von Transformationen und der Diffusion von lateinischer Literatur handelte die letzte Sektion. ANDREAS FISCHER (Erlangen) stellte zunächst eine Globalitätsdefinition zur Disposition, die er als „Vielfalt ohne Einheit“ zusammenfasste, um die sozialen Verflechtungen der poströmischen Nachfolgereiche der gentes zu erfassen. Anhand der Geltungsbereiche von Rechtstexten wie auch ihrer Verwertung in historiographischen und hagiographischen Schriften vermochte Fischer sozioliterarische Grenzüberschreitungen zu identifizieren, die darüber hinaus die literarische Zirkulation und die jeweils dazugehörigen personellen Kanäle beleuchten. Ausführlich behandelte er multidisziplinär die im 7. Jahrhundert entstandene Fredegar-Chronik und zeigte exemplarisch anhand einer langobardischen Erzählung im vierten Buch des Geschichtswerkes die grenzüberschreitenden Verflechtungen zwischen den fränkischen und langobardischen Reichen in Hinblick auf ihre literarischen Funktionen wie auch ihre soziokulturellen Implikationen auf. Die literarisch konstruierten Räume erweisen sich als permeable Areale, deren globale Verschränkungen sich in der gemeinsam gepflegten lateinischen Textkultur äußerten.

WILLIAM KLINGSHIRN (Washington, DC) beendete die Sektion und das Tagungsprogramm mit einem Vortrag über Universalismus und Partikularismus in der spätantiken medizinischen Fachliteratur. Im Mittelpunkt stand die Rezeption von Galens (129–216) „De sectis“, insbesondere die dazugehörigen Kommentare des Agnellus von Ravenna. Klingshirn vollzog die Diffusion der Medizintraktate in der fragmentierten Topographie der Übergangsphase von der Spätantike zum Frühmittelalter nach, in der das Römische Reich als stabilisierender Bezugsrahmen sowohl in politischer als auch intellektueller Hinsicht ausfiel. Er griff auf Jonathan Murdochs Konzept des relational space zurück, um die Verbreitung von als universal aufgefassten medizinischen Schriften, die gleichsam die nachwirkende Persistenz antiker Wissensbestände zum Ausdruck brachte, in nunmehr dezentralisierten und regionalisierten politischen Entitäten einzuordnen und ihre Rezeption nachzuverfolgen.

Die Abschlussdiskussion wurde mit der im Anschluss an den Vortrag von Andreas Fischer gestellten Frage eingeleitet, inwiefern Globalisierung – vor einem vormodernen wie modernen Hintergrund – revidierbar sei und welchen potenziellen Einfluss diese theoretische Überlegung retrospektiv auf die lateinische Textkultur gehabt haben könnte. Ebenso wurde der Wechselwirkung von Universalismus und Partikularismus, die mehrfach in den Beiträgen zur Sprache kam, vertiefende Aufmerksamkeit geschenkt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erörterten ferner die jeweiligen kontemporären Anforderungen an die lateinische Textkultur, die mitunter konventionalisierte Kommunikationstechniken und erprobte Gattungen anbot, die der Selbst- oder Gruppeninszenierung, der diskursiven wie sozialen Positionierung und Zurschaustellung des (herrscherlichen) Habitus dienten, aber ebenso ihre persistente Funktion als gültige Lingua franca verdeutlichte. Dem Auflösungsprozess eines imperialen Bezugsrahmens und den Fragmentierungstendenzen der Nachfolgereiche zum Trotz griffen die jeweiligen Akteure auf eine nach wie vor fest etablierte und als solche auch nicht zur Disposition gestellte globale Wissenskultur zurück, die eindeutig die dezentralisierte Konfiguration der poströmischen Globalität der behandelten Epoche widerspiegelt. Insbesondere zeigte sich, dass die begriffliche Erfassung von Literatur einerseits und die linguistischen Rahmenbedingungen der in den Blick genommenen Übergangsphase stärker reflektiert werden müssen, um sich dieser spezifischen, in einer Übergangsepoche entstandenen Textkultur analytisch annähern zu können. Die Tagung legte das Potenzial des Konzeptes der „dezentralen Globalität“ dar, verdeutlichte aber ebenso, dass zunächst eine Schärfung des Begriffes „Globalität“ im Kontext der aktuellen Globalisierungsdiskurse vonnöten ist, damit der Ansatz als kulturwissenschaftlicher eine neue, ertragreiche Perspektive ermöglichen kann.

Konferenzübersicht:

Ulrich Eigler (Zürich) / Gernot Michael Müller (Bonn): Begrüßung und Einführung

Sektion I: Zeitgenössische Reflexionen über Regionalität und Globalität

Carmen Cardelle de Hartmann (Zürich): Regionale Kirche im globalen Horizont: Isidors De uiris illustribus in der biobliographischen Tradition

Stefan Esders (Berlin): Zwischen ‚Personalität‘ und ‚Territorialität‘: Das Recht in den westlichen Reichen im 7. Jahrhundert

Susanna Fischer (München): Die Entwicklung geographisch-topographischer Schriften vom 6. bis zum 8. Jahrhundert

Sektion II: Identitäts- und Sinnstiftung in globalen Kontexten

Walter Pohl (Wien): Identitätsmuster in der lateinischen Historiographie, 6.–8. Jahrhundert

Raphael Schwitter (Bonn/Zürich): Im Dazwischen? Zur Denkfigur des Liminalen am Beispiel der Krisennarrative bei Gregor dem Großen und in der „späten Spätantike“

Gordon Blennemann (Montreal): Universalismus und Partikularismus in der gallischen Hagiographie des späten 5. und 6. Jahrhunderts

Sektion III: Lateinische Sprache, Schrift und Schreibtechniken als globales Phänomen

Tino Licht (Heidelberg): Die Frühzeit der Halbunziale und die Lateinische Literatur des 6. Jahrhunderts in Italien

Sebastian Scholz (Zürich): Inschriften im frühen Mittelalter: Sprache – Inhalt – Entwicklung

Anneli Luhtala (Helsinki): In Search of Tools of Prose Composition in the Early Middle Ages

Sektion IV: Transformation(en) und Diffusion von lateinischer Literatur

Andreas Fischer (Erlangen): Reflektierte Globalität: Texte und Kommunikation zwischen Gallien und Italien im 7. Jahrhundert

William Klingshirn (Washington, DC): Latin Literatures of Diagnosis, Prognosis, and Healing: Translation, Adaptation, and Exchange

Abschlussdiskussion und Zusammenfassung

Zitation

Tagungsbericht: Dezentrale Globalität. Die lateinische Textkultur nach dem Ende des Römischen Reiches, In: H-Soz-Kult, 28.08.2023, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-138201>.




[Regionalforum-Saar] Eine Ode an die Meister des Unm ögliche

Date: 2023/08/30 23:21:11
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Warum Vereinsvorsitzende besondere Menschen sind:
Eine Ode an die Meister des Unmöglichen, die unermüdlichen Helden und Heldinnen unserer Zeit, die letzten Ritter der Tafelrunde, die Gandalfs der Muggelwelt.
Warum, fragen Sie?

Nun, die Antwort ist ebenso vielschichtig wie der Charakter dieser einzigartigen Spezies. Schauen wir uns denn doch einmal genauer an:

Vereinsvorsitzende sind Multi-Talente Par Excellence!
Ein Vereinsvorsitzender ist nicht nur der Chef, er ist auch der Seelsorger, der Buchhalter, der Eventplaner und der Streitschlichter. Manchmal auch der DJ, wenn bei der Weihnachtsfeier die Playlist ausfällt. Kurzum, er ist der Mensch für alle Fälle. Wenn ein Vereinsvorsitzender sich jemals bei „Deutschland sucht den Superstar“ anmelden würde, wäre seine Performance ein Medley aus Oper, Rap und Jonglage – während er gleichzeitig die Steuererklärung des Vereins ausfüllt, weil der Schatzmeister leider gerade keine Zeit dafür hat.

Und da wären noch die diplomatischen Künste auf UN-Niveau.
Vereinsvorsitzende müssen oft zwischen verschiedenen Interessengruppen vermitteln: Die Fussballabteilung will mehr Geld für neue Trikots, die Tischtennisspieler beschweren sich über zu alte Bälle, und die Yoga-Gruppe fordert mehr Räucherstäbchen. Ein Vereinsvorsitzender beweist hier diplomatische Künste, die selbst die UN vor Neid erblassen lassen würden.
Und was wäre ein Vereinsvorsitzender ohne seine telepathischen Fähigkeiten?
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Vereinsvorsitzende Gedanken lesen können. Das ist die einzige plausible Erklärung dafür, wie sie immer genau wissen, wer wann unglücklich ist, lange bevor es sich in offenen Rebellionen äußert. Wie sonst könnten sie die Bedürfnisse ihrer Mitglieder so treffend erfüllen?

Zeitreisende sind Vereinsvorsitzende übrigens auch!
Vereinsvorsitzende müssen eine Art Zeitmaschine besitzen. Anders ist es nicht zu erklären, wie sie es schaffen, im Beruf zu glänzen, ihre Familie zu managen und gleichzeitig jeden Donnerstagabend im Vereinsheim die Welt zu retten.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie Meisterinnen oder Meister der Geduld sind.
Sie sagen, Geduld ist eine Tugend? Für Vereinsvorsitzende ist es das Überlebenselixier. Nur so können sie lächelnd jedes zehnte Gespräch über dasselbe Anliegen führen oder sich die dritte Diskussion über die „korrekte“ Farbe der neuen Vereins-T-Shirts anhören – ohne dabei vorzeitig zu ergrauen.

Was sind Vereins-Vorsitzende noch?
Sie sind Budget-Zauberer! Hogwarts hat Harry Potter, Vereine haben ihre Vorsitzenden. Wie sonst ist es möglich, aus einem nahezu leeren Vereinskonto eine Sommerparty, neue Sportgeräte und sogar die legendäre Weihnachtsfeier zu zaubern? Ein kleiner Schwenk des Zauberstabs (oder eher des Kugelschreibers) und voilà, es geschehen Wunder!

Mein Fazit:
Vereinsvorsitzende sind wahrlich besondere Menschen. Sie vereinen zahlreiche Talente, haben unendliche Geduld und arbeiten oft im Verborgenen. Aber ohne sie wäre die Welt ein kleines Stückchen weniger bunt, weniger organisiert und definitiv weniger unterhaltsam.
Deshalb ziehe ich meinen Hut vor jedem und jeder Vereinsvorsitzenden. Oder sollte ich sagen: Ziehe ich die vielen Hüten, die Vereinsvorsitzende gleichzeitig tragen. Danke, dass es euch gibt. Wir wüssten echt nicht, was wir ohne euch machen. Und vermutlich würden wir immer noch darüber diskutieren, welche Farbe das neue Vereins-T-Shirt haben soll.

Mit besten Grüßen
Günter Stein, Chefredakteur, „Vereinswelt“