Monatsdigest
Date: 2023/03/02 09:13:10
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Morgen,
heute abend um 20 Uhr halte ich bei der Rootstech in Salt Lake
Cîty, Utah,
meinen online-Vortrag über die standesamtliche Ehe im 19.
Jahrhundert.
Der Vortrag findet in deutscher Sprache statt. Wer möchte, kann
sich
dazuschalten - das Zuhören und Zusehen ist kostenlos.
Allerdings muß man sich auf der Seite bei der Rootstech anmelden,
dazu gibt es
oben rechts einen Schalter.
Hier ist der Eingang zum Vortrag:
https://www.familysearch.org/rootstech/session/von-der-standesamtlichen-ehe-im-19-jahrhundert
Es gibt heute bis Samstag noch mehr Vorträge, auch in Deutsch, die
live
gehalten werden. Hier findet Ihr das Live-Vortragsprogramm im
Kalender: https://www.familysearch.org/rootstech/calendar?type=sessions
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
Date: 2023/03/02 23:34:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Abend,
seit ein paar Wochen findet in der der Geschäftstelle des Vereins
für
Landeskunde im Saarland im Bahnhof St. Wendel dienstags zwischen
14 und 16 Uhr
ein Stammtisch statt. Die Idee dahinter ist, daß man zum
Gedankenaustausch über
saarländische und landeskundliche Themen wie Familienforschung,
Archivierung
von Fotos, Herkunft der Vorfahren und vieles mehr "spròòcht,
schwetzt ónn
e bisje sesammehuckt" [keine Bange, es wird auch ansatzweise
hochdeutsch
gesprochen].
Die „Moderation“ übernehmen Helga und Horst Bast aus
Wemmetsweiler.
Interessierte Mitglieder und auch Nichtmitglieder des VLS sind
herzlich
eingeladen.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
Date: 2023/03/03 07:53:27
From: Friedrich.Denne(a)t-online.de <Friedrich.Denne(a)t-online.de>
Am ersten Dienstag im Monat.
F.D.
Guten Abend,
seit ein paar Wochen findet in der der Geschäftstelle des Vereins für Landeskunde im Saarland im Bahnhof St. Wendel dienstags zwischen 14 und 16 Uhr ein Stammtisch statt. Die Idee dahinter ist, daß man zum Gedankenaustausch über saarländische und landeskundliche Themen wie Familienforschung, Archivierung von Fotos, Herkunft der Vorfahren und vieles mehr "spròòcht, schwetzt ónn e bisje sesammehuckt" [keine Bange, es wird auch ansatzweise hochdeutsch gesprochen].
Die „Moderation“ übernehmen Helga und Horst Bast aus Wemmetsweiler.
Interessierte Mitglieder und auch Nichtmitglieder des VLS sind herzlich eingeladen.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
Date: 2023/03/03 11:03:00
From: Robert Morsch via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Moin Roland!
Auch ich war gestern Abend dabei. Mein Kompliment, das hast Du prima hingekriegt. Und ich bin jetzt ein bisschen schlauer. Danke dafür! Beim nächsten Treffen gebe ich dann mehr Kommentar ab.
Servus!
Robert
-- Diese Nachricht wurde von meinem Android Mobiltelefon mit GMX Mail gesendet. Am 02.03.2023, 09:13 schrieb Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>:
Guten Morgen, heute abend um 20 Uhr halte ich bei der Rootstech in Salt Lake Cîty, Utah, meinen online-Vortrag über die standesamtliche Ehe im 19. Jahrhundert. Der Vortrag findet in deutscher Sprache statt. Wer möchte, kann sich dazuschalten - das Zuhören und Zusehen ist kostenlos. Allerdings muß man sich auf der Seite bei der Rootstech anmelden, dazu gibt es oben rechts einen Schalter. Hier ist der Eingang zum Vortrag: https://www.familysearch.org/rootstech/session/von-der-standesamtlichen-ehe-im-19-jahrhundert Es gibt heute bis Samstag noch mehr Vorträge, auch in Deutsch, die live gehalten werden. Hier findet Ihr das Live-Vortragsprogramm im Kalender: https://www.familysearch.org/rootstech/calendar?type=sessions Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger _______________________________________________ Regionalforum-Saar mailing list Regionalforum-Saar(a)genealogy.net https://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar
|
Date: 2023/03/03 13:10:40
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der Saarbrücker Zeitung (Seite A5)
23 Prozent der deutschen
Bevölkerung
haben eine Einwanderungsgeschichte
17,3 Prozent der Bevölkerung sind seit 1950 nach Deutschland
eingewandert,
weitere 5,7 Prozent sind direkte Nachkommen von Eingewanderten.
Das geht aus
einer neuen Statistik des Statistischen Bundesamts hervor, die
nicht die
Staatsangehörigkeit zugrunde legt, sondern die Wanderungserfahrung
einer
Familie.
Eine Einwanderungsgeschichte haben nach dieser Definition
Personen, die
entweder selbst oder deren beide Elternteile seit dem Jahr 1950
eingewandert
sind. Die Definition umfasst also zwei Generationen. Das Konzept
wurde von
einer Fachkommission der Bundesregierung empfohlen. Diese
Definition sei
»weniger komplex und international besser vergleichbar«, so das
Amt.
Legt man diese neue Definition zugrunde, hatten nach Ergebnissen
des
Mikrozensus 2021 in Deutschland knapp 19 Millionen Personen eine
Einwanderungsgeschichte. Ihr Anteil an der Bevölkerung betrug 23
Prozent, wie
das Statistische Bundesamt berichtete. 14,2 Millionen Menschen
sind seit 1950
selbst eingewandert. Weitere 4,7 Millionen waren direkte
Nachkommen von zwei
Eingewanderten, wurden selbst aber in Deutschland geboren.
Gemäß der Empfehlung der Kommission zählen Menschen nicht zur
Bevölkerung mit
Einwanderungsgeschichte, wenn nur ein Elternteil eingewandert ist.
Diese Gruppe
umfasst laut Statistischem Bundesamt 3,7 Millionen Personen (4,5
Prozent der
Bevölkerung). Da es sich um Ergebnisse für 2021 handelt, sind
Wanderungen
infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht enthalten.
Im EU-Vergleich lag Deutschland nach Ergebnissen der Europäischen
Statistikbehörde Eurostat mit einem Anteil der Eingewanderten an
der
Bevölkerung von 17,3 Prozent über dem Durchschnitt aller 27
Mitgliedstaaten,
der 10,6 Prozent beträgt. Die höchsten Anteile hatten Malta,
Zypern und
Schweden mit Werten um 22 Prozent. Die Länder mit den geringsten
Anteilen
Eingewanderter waren Bulgarien, Rumänien und Polen mit jeweils
unter einem Prozent.
Date: 2023/03/06 11:08:02
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
heute in der Saarbrücker Zeitung, C5:
Mit Daumenschrauben zum Geständnis
Tholey Eine Sonderausstellung im Theulegium gibt einen kleinen
Einblick in die
Gerichtsbarkeit und den Strafvollzug des Mittelalters.
Von Marion Schmidt
Foltern, prangern, henken, Pest. Das sind Schlagworte, die allein
schon
neugierig machen. Jeder von uns kennt sie aus dem
Geschichtsunterricht, die
furchterregenden Schilderungen aus dem Mittelalter. Was Menschen
in jener Zeit
an Grausamkeiten widerfuhr. Das Museum Theulegium in Tholey
erweckt jene Mythen
rund um Streckfolter, Menschenverbrennung und Inquisition zum
Leben. „Ich
möchte sie nicht länger auf die Folter spannen. Treten sie durch
den blutroten
Vorhang ein in die Kammer des Grauens“, eröffnete Wolfgang Hasler,
Vorstandsmitglied des historischen Vereins zur Erforschung des
Schaumberger
Landes, die Ausstellung.
Diese präsentiert verschiedene Exponate, die beim Betrachten
schnell das
Kopfkino in Gang setzen. Allein bei der Vorstellung der
Streckfolter läuft es
einem eiskalt den Rücken herunter. Ambivalente Gefühle wie Abscheu
und
Faszination stellen sich ein, denkt man an den Einsatz von
Daumenschrauben oder
Zahnreißern. Die Sonderausstellung im Theulegium gibt einen
kleinen Einblick in
die Rechtsprechung, den Strafprozess und den Strafvollzug und will
etwas Licht
ins Dunkel bringen. Die Exponate stammen aus der Privatsammlung
von Wolfgang
und Maria Lengler aus dem Hunsrück. „Das Thema Folter hat schon
immer die
Fantasie angeregt. Aber nicht alles, was überliefert ist, hält der
Überprüfung
stand“, so Wolfgang Lengler. So manch überlieferte Geschichte
entspringe der
Fiktion. Im Spätmittelalter gab es eine entscheidende Verschiebung
der
Rechtssprechung, die der willkürlichen Folter den Weg ebnete. „Der
Fokus
verlagerte sich weg von einer ausschließlichen Lösung des
Konflikts hin zu
einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung der Obrigkeit,
Verbrecher zu
bestrafen, damit sie künftig nicht mehr das Zusammenleben
störten“, heißt es in
der Begleitbroschüre zur Ausstellung.
War kein Ankläger oder Kläger vorhanden oder reichten die Beweise
nicht aus für
eine Verurteilung, wurde das Inquisitionsverfahren ausgelöst. Oft
reichte ein
Verdacht oder Gerücht, dass rechtschaffene Menschen in die Mühlen
dieser
willkürlichen Rechtsprechung gerieten. Kam es im Prozess oder in
der Kerkerhaft
zu keinem Geständnis, wurde die Folter angesetzt. Im wahrsten
Sinne des Wortes
wurden die berüchtigten Daumenschrauben angelegt. „Die Folter
sollte dem
Angeklagten ein Geständnis ermöglichen, das heißt, seinen Körper
derart
schwächen, dass die Seele den Weg zu Gott finden und die Wahrheit
kundtun
konnte“, heißt es der Broschüre.
Die Ausstellung zeigt Instrumente wie Exekutionsgeräte und
Streckinstrumente,
die der Wahrheitsfindung dienen sollten. Die Folter sah vier
Eskalationsstrafen
vor. Von der mündlichen Schilderung der Folter, über das
demonstrative Zeigen
der Folterinstrumente, bis hin zum Vollzug der Folter und dem
schwersten Grad
der Folter mit Feuer. Hatte ein Delinquent unter Folter ein
Geständnis
abgelegt, kam es zum Strafvollzug. Dieser reichte von Todesstrafe
über
Verstümmelung, Prügelstrafen, Vermögensstrafen, bis zu Freiheits-
und
Ehrenstrafen. Der Strafvollzug und die Vollstreckung von
Todesurteilen waren
ein öffentliches Spektakel.
Auch im Schaumbergerland habe es Hexenprozesse mit Verbrennung auf
dem
Scheiterhaufen gegeben. Wolfgang Hasler: „Das Thema Folter ist
eigentlich
zeitlos. Die moderne Form des Anprangerns finden wir heute im
Internet, wenn in
den sozialen Medien ein Shitstorm gegen bestimmte Personen
losgetreten wird.“
Öffnungszeiten
Geöffnet ist die Ausstellung im Museum Theulegium (Ortsmitte
Tholey neben
Rathaus): Mittwoch bis Freitag, 10 bis 12 und 14.30 bis 16.30 Uhr,
Samstag,
Sonn- und Feiertage 14 bis 16.30 Uhr. Eintritt frei.
www.theulegium.de
Date: 2023/03/08 15:45:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Liebe Freundinnen und Freunde der Familienforschung,
die Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund e. V. möchte euch sehr herzlich zu ihrer folgenden Online-Veranstaltung auf Zoom einladen:
Roland-Online-Vortragsabend
DIE SECHSWÖCHNERINNEN - GEBURT, TAUFE, WOCHENBETT, EINSEGNUNG UND ABERGLAUBE
mit dem Referenten Wolfgang Bechtel
am Dienstag, dem 14. März 2023 um 19.00 Uhr auf Zoom!
Einladung mit Teilnahmemöglichkeit:
https://roland-zu-dortmund.weebly.com/aktuelles/online-vortrag-die-sechswoechnerinnen-am-14032023
Wir würden uns sehr darüber freuen, euch zu dieser interessanten Online-Veranstaltung wieder zahlreich begrüßen zu dürfen.
Liebe Grüße
Georg (Palmüller)
Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft
ROLAND ZU DORTMUND e. V.
Beauftragter Roland-Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 10 33 41
44033 Dortmund
E-Mail:georg.palmueller(a)roland-zu-dortmund.de
Homepage:www.roland-zu-dortmund.de
Facebook:www.facebook.com/RolandZuDortmund
Date: 2023/03/09 11:36:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Herausgeber Eschebach, Insa; Glauning,
Christine; Schneider, Silke
Reihe Edition NS-Zwangsarbeit. Schriftenreihe des
Dokumentationszentrums
NS-Zwangsarbeit (1)
Erschienen Berlin 2023: Metropol
Verlag
Anzahl Seiten 316 S.
Preis € 22,00
ISBN 978-3-86331-680-8
Inhalt => meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-77831.pdf
Rezensiert für H-Soz-Kult von Kolja Buchmeier, Stiftung
Brandenburgische
Gedenkstätten
Etwa 13 Millionen Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter:innen
wurden
während des Zweiten Weltkrieges im Deutschen Reich zur Arbeit
eingesetzt. Tätig
waren sie in großen Rüstungsbetrieben, für staatliche
Institutionen und
Kommunen, aber auch in privaten Haushalten und der Landwirtschaft.
Korrespondierend mit dem Kriegsverlauf kamen zunächst massenhaft
polnische und
französische Staatsbürger:innen zum Arbeitseinsatz nach
Deutschland, später
auch serbische und britische Kriegsgefangene, Männer, Frauen und
Kinder aus der
Sowjetunion, unter ihnen mehr als 1,4 Millionen sowjetische
Kriegsgefangene und
1943 schließlich Hunderttausende italienische Militärinternierte.
Die
historische Forschung ist sich schon lange einig darüber, dass ein
Kontakt
zwischen diesen „Fremdarbeitern“ und den lokalen deutschen
Bevölkerungen –
entgegen den Absichten des NS-Regimes – nicht zu verhindern war,
sondern
vielmehr zum Alltag in der Kriegsgesellschaft gehörte.[1] Die Formen von Interaktion
waren dabei
vielfältig und reichten von gewöhnlichen Gesprächen über
Hilfeleistungen bis zu
Liebesbeziehungen, beinhalteten aber auch gewalttätige
Auseinandersetzungen und
sexuellen Missbrauch. Diese Kontakte stellten für den
nationalsozialistischen
Staat sowohl ein sicherheits- als auch ein rassepolitisches
Problem dar. Sie
wurden deshalb unter dem Tatbestand des „verbotenen Umgangs“ unter
Strafe gestellt
und sanktioniert.
Der vorliegende Band präsentiert vielfältige neue
Forschungsergebnisse zum
Delikt des „verbotenen Umgangs“. Die Herausgeberinnen sind
ausgewiesene
Expertinnen auf dem Gebiet. Silke Schneider legte 2010 ihre
Pionierstudie zum
Thema vor, die bis heute als ein Standardwerk zitiert wird.[2] Insa Eschebach hat sich
als ehemalige
Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück vergleichsweise
früh mit wegen
des angeblichen Kontaktes zu Zwangsarbeitern ins KZ-System
überstellten Frauen
auseinandergesetzt.[3] Christine Glauning
schließlich
beschäftigt sich als Leiterin des Dokumentationszentrums
NS-Zwangsarbeit in
Berlin-Schöneweide seit 2006 intensiv mit dem Phänomen
NS-Zwangsarbeit und
dessen gesellschaftsgeschichtlichen Implikationen. Dementsprechend
hoch ist die
Qualität der im Band präsentierten Beiträge, die auf der Grundlage
zweier
Tagungen geschrieben wurden, die 2016 in der Gedenkstätte
Ravensbrück und 2019
in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert stattfanden. Die
Auswahl und
Reihenfolge der in vier Kapitel gegliederten Aufsätze wirkt
allerdings
keineswegs, wie bei Tagungsbänden leider nicht unüblich, eher
zusammengewürfelt
und willkürlich, sondern im Gegenteil wohltuend strukturiert und
durchdacht.
Der erste Teil widmet sich der historischen Kontextualisierung des
„verbotenen
Umgangs“. Hervorzuheben ist hier vor allem die Erkenntnis, dass
die Verfolgung
entsprechend benannter Kontakte in der Kriegszeit keineswegs aus
dem Nichts
begann, sondern vielmehr auf etablierte Formen der Normierung und
Sanktionierung von Beziehungen zwischen Deutschen und vermeintlich
„Fremdvölkischen“ zurückgreifen konnte. Der von Schneider unter
dem Begriff der
Segregation zusammengefasste und von Christoph Lorke und Alexander
Schmidt für
den rechtlichen Bereich untersuchte Mechanismus von Ein- und
Ausschluss aus
einer den Deutschen vorbehaltenen Gemeinschaft offenbart den
rassistischen
Charakter des Gesamtphänomens. Wer mit wem Kontakt haben durfte
und wer nicht,
wurde auf Grundlage rassenideologischer Kriterien entschieden. Wie
Sebastian
Schönemann anhand der Analyse einer Fotoserie eindrücklich
darstellt, diente
diese Praxis dabei nicht nur der Ausgrenzung, sondern auch der
symbolischen und
praktischen Formierung einer imaginierten Volksgemeinschaft.
Hervorzuheben ist
außerdem der geschlechtergeschichtliche Aspekt des Phänomens, denn
der Kontakt
von deutschen Frauen mit ausländischen Männern wurde besonders
stigmatisiert
und verfolgt. Die Frauen wurden öffentlich angeprangert und
drakonisch
bestraft, deutsche Männer dagegen kaum. Schneider analysiert
diesen Umstand
treffend als Ausdruck einer patriarchalen Geschlechterordnung, in
der Behörden
das Verhalten deutscher Frauen ständig moralisierten und
sexualisierten.
Im zweiten und dritten Abschnitt des Bandes werden verschiedene
Verfolgtengruppen sowie Haftorte anhand von Fallstudien in den
Blick genommen.
Es handelt sich hierbei vorwiegend um lokalhistorische bzw.
mikrohistorische
Studien. In ihrer Gesamtheit betrachtet ergeben sie ein
tiefgreifendes und
breitgefächertes Bild der Verfolgungspraxis, ohne den Blick auf
die
betreffenden Individuen aufzugeben. Kritisch anzumerken ist hier,
dass viele
Beiträge einleitend noch einmal grundlegende Informationen zum
Tatbestand des
„verbotenen Umgangs“ rekapitulieren, was angesichts der
ausführlichen Einleitung
der Herausgeberinnen mit entsprechenden Informationen beizeiten
redundant
wirkt. Besonders erfreulich hingegen ist, dass neben dem bereits
einschlägig
erforschten System der Konzentrationslager auch weniger bekannte
Haftstätten in
den Blick genommen werden. Lena Haase und Beate Welter widmen sich
dem
SS-Sonderlager Hinzert bei Trier, in dem eine mögliche
„Eindeutschung“ von des
Kontaktes mit deutschen Frauen bezichtigten polnischen
Zwangsarbeitern geprüft
wurde. So konnten einige Männer der vorgesehenen Ermordung
zunächst entgehen,
eine negative Prüfung endete allerdings wiederum mit der
Überstellung in ein
reguläres Konzentrationslager. Anne Kathrin Düben untersucht das
„Arbeitserziehungslager“ Breitenau südlich von Kassel, wo neben
Zwangsarbeiter:innen auch deutsche Gestapo-Gefangene inhaftiert
waren, darunter
Hunderte Frauen, die man des „verbotenen Umgangs“ bezichtigte. Die
hier
untersuchten Fallbeispiele verdeutlichen die Bedeutung von
Denunziationen, die
sich für den gesamten Verfolgungskomplex nachweisen lässt: Nicht
selten kamen
Anzeigen erst durch Initiative des engen sozialen Umfelds der
Betroffenen
zustande.
Wie beim Komplex der NS-Zwangsarbeit insgesamt, so ist bei der
Erforschung des
Phänomens des „verbotenen Umgangs“ ganz besonders die disparate
Quellengrundlage zu betonen. Sie ist so vielfältig wie lokal
unterschiedlich
und hat auch auf die Auswahl der im Band untersuchten
Örtlichkeiten und
Gefangenengruppen erheblichen Einfluss. Im Fall der Gestapostelle
Osnabrück
beispielsweise steht eine nahezu lückenlose Überlieferung der
Personenkartei
zur Verfügung, auf Grundlage derer Sebastian Bondzio und Michael
Gander eine
systematische und empirisch gesättigte Analyse der hier verfolgten
Fälle von
verbotenen Kontakten vorlegen können. Eine solche Überlieferung
fehlt für den
Raum Berlin dagegen fast gänzlich, was im Falle der Untersuchung
von Thomas
Irmer zum Kontakt zwischen französischen Zivilarbeitenden und
Kriegsgefangenen
ein stichprobenartiges Vorgehen nötig macht. Es mag auch dieser
disparaten Überlieferung
geschuldet sein, dass sich die versammelten Beiträge vornehmlich
mit den
Gruppen der französischen und polnischen Staatsangehörigen
befassen, wohingegen
andere Nationalitäten und auch die große Gruppe der sowjetischen
Kriegsgefangenen kaum thematisiert werden – obwohl sich Fälle
„verbotenen
Umgangs“ auch hier, beispielsweise durch überlieferte Firmenakten,
durchaus
nachweisen lassen.
Insgesamt lohnt sich die Lektüre des vorliegenden Buches
mindestens für all
jene, die sich mit Zwangsarbeit im Nationalsozialismus sowie
Mechanismen
rassistischer und geschlechtlich kodierter In- und Exklusion im
NS-Regime
beschäftigen, leistet der Band doch einen wichtigen Beitrag zur
Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus. Darüber hinaus
bildet er den
Auftakt zur neuen Reihe „Edition NS-Zwangsarbeit“ des Berliner
Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit. Mit diesem
vielversprechenden Start
kann man auf viele erhellende Beiträge zum in Teilbereichen immer
noch
erhebliche Forschungslücken aufweisenden Untersuchungsgegenstand
der
Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg hoffen.
Anmerkungen:
[1] Grundlegend dazu immer noch:
Ulrich Herbert,
Fremdarbeiter. Politik und Praxis des „Ausländer-Einsatzes“ in der
Kriegswirtschaft des Dritten Reichs, Berlin 1985.
[2] Vgl. Silke Schneider,
Verbotener Umgang.
Ausländer und Deutsche im Nationalsozialismus. Diskurse um
Sexualität, Moral,
Wissen und Strafe, Baden-Baden 2010.
[3] Vgl. Insa Eschebach, „Verkehr
mit
Fremdvölkischen“. Die Gruppe der wegen „verbotenen Umgangs“
inhaftierten
Frauen, in: dies. (Hrsg.), Das Frauen-Konzentrationslager
Ravensbrück. Neue
Beiträge zur Geschichte und Nachgeschichte, Berlin 2014, S.
154–173.
Zitation
Kolja Buchmeier: Rezension zu: Eschebach, Insa; Glauning,
Christine; Schneider,
Silke (Hrsg.): Verbotener Umgang mit „Fremdvölkischen“.
Kriminalisierung und
Verfolgungspraxis im Nationalsozialismus. Berlin 2023: ISBN 978-3-86331-680-8, , In: H-Soz-Kult,
09.03.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-132782>.
Date: 2023/03/11 10:02:25
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Liebe Freundinnen und Freunde der Ahnenforschung,
die Aufzeichnung des Ahnenforscher Stammtisch Unna Online-Vortrages
STANDESAMTSBÜCHER ALS EINE DER WICHTIGSTEN QUELLEN FÜR AHNENFORSCHER
mit der Referentin Julia Kathke vom Landesarchiv NRW, Abteilung Ostwestfalen-Lippe, Detmold,
vom 9. März 2023
findet ihr auf dem YouTube-Kanal des Ahnenforscher Stammtisches Unna unter folgendem Link:
https://youtu.be/7j_dBLgqgpY
Wir wünschen euch eine interessante und informative Zeit beim Anschauen der Aufzeichnung und weiterhin viel Erfolg und Freude bei eurer familiengeschichtlichen Forschungsarbeit.
Liebe Grüße
Georg (Palmüller)
AHNENFORSCHER STAMMTISCH UNNA
E-Mail:info(a)ahnenforscherstammtisch.de
Homepage:https://www.ahnenforscher-stammtisch-unna.de
Facebook:https://www.facebook.com/afstunna
Twitter:https://twitter.com/ahnenforscher
Instagram:https://www.instagram.com/ahnenforscherstammtischunna/
Date: 2023/03/17 00:15:27
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
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Liebe Freundinnen und Freunde der Familienforschung,
die Aufzeichnung des Roland-Online-Vortrages
DIE SECHSWÖCHNERINNEN - GEBURT, TAUFE, WOCHENBETT, EINSEGNUNG UND
ABERGLAUBE
mit dem Referenten Wolfgang Bechtel
vom 14. März 2023 findet ihr auf dem YouTube-Kanal der
Genealogisch-heraldischen Arbeitsgemeinschaft Roland zu Dortmund
e. V. unter folgendem Link:
https://youtu.be/zyOolRvthh0
Wir wünschen euch eine spannende, interessante und informative
Zeit beim Ansehen der Aufzeichnung und weiterhin viel Erfolg und
Freude bei eurer familiengeschichtlichen Forschungsarbeit.
Liebe Grüße
Georg (Palmüller)
Genealogisch-heraldische Arbeitsgemeinschaft
ROLAND ZU DORTMUND e. V.
Beauftragter Roland-Öffentlichkeitsarbeit
Postfach 10 33 41
44033 Dortmund
E-Mail:
georg.palmueller(a)roland-zu-dortmund.de
Homepage:
www.roland-zu-dortmund.de
Facebook:
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IGGP Conference 2023
Crossroads and Connections: Find your Family Story
Wo Wege sich kreuzen: Finde Deine Familiengeschichte
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Date: 2023/03/20 18:55:23
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Abend,
am Dienstag, 28. März 2023, findet das nächste Monatstreffen der
Arbeitsgemeinschaft
für Saarländische Familienkunde (ASF) ab 16.30 Uhr im Lesesaal des
Landesarchivs Saarbrücken statt.
Da es im Moment nicht so ganz einfach ist, einen Vortragenden mit
Vortrag zu
finden, werde ich mal wieder selber einspringen. Als ich letztens
meinen
Notariatsvortrag im Januar für die IGGP-Conference im Juni in Fort
Wayne,
Indiana, umbaute, änderte ich den Schluß, da er m.E. im Englischen
im
Allgemeinen und bei den Amerikanern im Speziellen nicht gut
ankommen würde. Nicht
jeder gute Witz funzt in anderen Kulturkreisen.
Die neue Endung klappt schon, da ich sie zu einer gewissen Pointe
führen kann.
Allerdings enthält dieser Akt von 1829, basierend auf zwei
anderen, noch etwas
mehr, darunter ein paar interessante Details und zwei übliche
Fallstricke, auf
die und ihre Konsequenzen zu kommen ich schon ein wenig brauchte.
Das werde ich ein wenig ausbauen und an besagtem Dienstag zum
Besten geben. Bin
gespannt, ob’s klappt.
1829 - ein Vergleich mit Stammbaum.
Der Witwe Johann Meyer aus Baltersweiler vergleicht sich mit den
Kindeskindern
der Geschwister des ersten Ehemannes seiner verstorbenen Ehefrau.
Jederman ist eingeladen, sich das ab 17.30 Uhr vor Ort auch hörend
anzusehen.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
Date: 2023/03/22 23:57:38
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Das Luftbild in Deutschland von den Anfängen
bis zu Albert
Speer. Geschichte und Rezeption des zivilen "Stiefkindes der
Luftfahrt"
Autor Marco Rasch
Erschienen Paderborn 2021: Wilhelm
Fink Verlag
Anzahl Seiten 452 S.
Preis € 79,00
ISBN 978-3-7705-6602-0
Rezensiert für H-Soz-Kult von Noemi Quagliati, Forschungsinstitut
für
Wissenschafts- und Technikgeschichte, Deutsches Museum, München
In den letzten Jahren ist das Interesse an „the world from the air
and outer
space“, wie der Untertitel von Beaumont Newhalls 1969 erschienener
Pionierstudie „Airborne Camera“ lautet, gewachsen. Allein 2022
wurden die
politischen, epistemologischen und ästhetischen Dimensionen des
„Blicks von
oben“ in zahlreichen internationalen Symposien,
Zeitschriftenartikeln und
Ausschreibungen untersucht.[1] Jüngst hat sich das
Deutsche Museum mit
der materiellen Infrastruktur hinter dem Luftbild beschäftigt und
ein Projekt
der technischen Geschichte der Luftbildfotografie gewidmet.[2] Die gegenwärtige
Auseinandersetzung mit
Luft- und Satellitenbildern lässt sich wahrscheinlich durch die
Notwendigkeit
holistischer Ansätze zur Beantwortung der Umwelt- und Klimakrise
sowie der
globalen Auswirkungen des russischen Kriegs gegen die Ukraine
erklären, der die
Verbreitung des „vertikalen Blicks“ in den Medien noch
intensiviert hat.
In diesem fruchtbaren Forschungsfeld stellt Marco Raschs Buch Das
Luftbild in
Deutschland von den Anfängen bis zu Albert Speer einen
wesentlichen Beitrag
dar, um unser Wissen über die historische Entwicklung und die
öffentliche Rezeption
der zivilen Luftbildfotografie in Deutschland bis 1945 zu
erweitern: ein Thema,
so argumentiert der Autor, das aufgrund des primären Interesses
der Forschung
an der militärischen Reichweite der Luftbilderkundung bisher
unterschätzt
wurde. Die umfangreiche und detaillierte Studie basiert auf der
Dissertation
des Autors. Die Inspiration dafür bezog er von einer
geheimnisvollen
Luftbildsammlung im Deutschen Dokumentationszentrum für
Kunstgeschichte -
Bildarchiv Foto Marburg (DDK), deren Geschichte mit dem
Architekten Albert
Speer verbunden ist. Im DDK befinden sich seit 1986
Schrägansichten von
Stadtgebieten, die zwischen 1922 und 1944 zur Unterstützung der
Stadtplanung
und des Wiederaufbaus (mit besonderem Schwerpunkt auf der
Kriegszeit)
aufgenommen wurden. Sie stehen im Zusammenhang mit Speers
Tätigkeit zunächst
als Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt und dann als
Reichsminister
für Rüstung und Kriegsproduktion. Die fesselnde Rekonstruktion der
Provenienz,
der Datierung und der Funktionen dieser Sammlung sowie ihres
Fundes auf einem
Dachboden in Osterode am Harz in den 1980er-Jahren wird besonders
das
Laienpublikum zu schätzen wissen, das für einen Moment den
Eindruck haben
könnte, einen Krimi statt einer wissenschaftlichen Arbeit zu
lesen.
Der Autor nutzt die 3.326 Luftbilder von 325 (hauptsächlich in
Deutschland
gelegenen) Orten des sogenannten „Konvoluts“, um grundlegende
Fragen darüber
aufzuwerfen, erstens wie deutsche Unternehmen nach dem Ersten
Weltkrieg die
Herstellung und Verbreitung von Luftbildern systematisierten und
zweitens wie
bestimmte Sektoren (Stadt- und Regionalplanung, Kunst,
Wissenschaft und
Wirtschaft) die Relevanz von Luftbildern im Laufe der Zeit
einstuften, wie sie
diese in Auftrag gaben und verwendeten. Um die Wirkungsbereiche
der
Luftbildfirmen und ihrer Auftraggeber nachzuzeichnen, konsultierte
Rasch neben
dem DDK sechs weitere Archive: das Bundesarchiv in Berlin und
Koblenz, das
Deutsche Museum in München, das Institut für Stadtgeschichte in
Frankfurt, das
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und das Staatsarchiv in Wrocław.
Die Gliederung des Buches ist sehr kleinteilig nummeriert. Obwohl
ein solches
Inhaltsverzeichnis für nicht-deutsche Leser:innen übermäßig
didaktisch
erscheinen mag, bietet es den unterschiedlichen Zielgruppen ein
hilfreiches
Instrument, um sich schnell über einen bestimmten Aspekt zu
informieren, in
einem Band, der ein breites Spektrum von Disziplinen anspricht.
Das Buch
gliedert sich in fünf Kapitel, von denen die ersten zwei den
Hauptteil
einleiten. Es folgen eine historische Übersicht zur Entwicklung
der
Luftbildfotografie in Deutschland bis 1945 (Kapitel 3), eine
Untersuchung der
Nutzung dieser visuellen Information in verschiedenen
Anwendungsbereichen
(Kapitel 4) sowie eine Schlussbetrachtung.
Ausgehend von der etymologischen Bedeutung von „Vogelschau“ und
„Luftbild“ in
der Einleitung beschreibt Rasch im zweiten Kapitel die
eigentlichen
qualitativen Merkmale des Luftbildes (sowohl schräg als auch
senkrecht) wie
Räumlichkeit, Serialität, Objektivität, Detailreichtum,
Bildauswertung und den
Unterschied zwischen der Luftbildfotografie und anderen
Zeichentechniken. Der
Autor beginnt dieses Kapitel mit der Beschreibung des Fluges, wie
er in der
griechischen Mythologie von Dädalus und Ikarus dargestellt wird.
Die berühmten
Vorläufer der fotografischen Vogelperspektive aus der Renaissance
werden dabei
nicht vernachlässigt. Im Unterschied zu vorhergehenden Studien
bringt Rasch
hier jedoch den interessanten Fall der dreidimensionalen
Stadtmodelle vom 16.
Jahrhundert bis zu den architektonischen Erneuerungsplänen des
„Dritten
Reiches“ ein. Zum Abschluss dieses Kapitels beschreibt er die
Luftaufnahmen von
Fabriken auf Firmenbriefköpfen ab den 1830er-Jahren.
Kapitel 3, betitelt als Historische Entwicklung der
Luftbildaktivitäten bis
1945, befasst sich mit der notwendigen technologischen
Infrastruktur, um die
Welt aus der Luft zu fotografieren und folgt dabei einer
chronologischen
Erzählung, die mit der Ballonfotografie in Frankreich (Nadar) und
Nordamerika
(James Wallace Black) beginnt. Anstelle einer vergleichenden
Studie der
Luftbildtechnologien verschiedener Länder stellt Rasch jedoch
wenig bekannte
Initiativen der Luftbildfotografie im Deutschland des 19.
Jahrhunderts in den
Fokus. Er konzentriert sich auf die ersten Versuche, die
Fotogrammetrie auf die
Luftperspektive anzuwenden, sowie auf die ersten Verwendungen der
Luftbildfotografie für die zivile Vermessung und militärische
Aufklärung in
Preußen. Um die Jahrhundertwende wurde Berlin zu dem Zentrum für
Ballonfotografie in Deutschland: Dort wurden die ältesten
erhaltenen Luftbilder
aufgenommen, abgedruckt 1886 in der illustrierten Zeitschrift Die
Gartenlaube.
Einschränkungen durch die Drucktechnik (auf die der Autor
allerdings nicht näher
eingeht) sind jedoch eine der Ursachen für die relativ geringe
Verbreitung der
Luftbildfotografie außerhalb elitärer Kreise vor Ausbruch des
Ersten
Weltkriegs.
Rasch weist in vielen Passagen seines Buches zu Recht darauf hin,
dass der
Erste Weltkrieg ein Schlüsselmoment für die Verbreitung der
Luftbildfotografie
in alle Schichten der deutschen Gesellschaft gewesen sei: „Größter
‚Förderer‘
war hier der Erste Weltkrieg.“ (S. 251) Jedoch scheint der Autor,
auf der einen
Seite, vom konzeptionellen Standpunkt die Interpretation des
Ersten Weltkriegs
als Wendepunkt in der Entwicklung der zivilen Luftfahrt abzulehnen
(aufgrund
der 1914 erfolgten Unterbrechung der zivilen Anwendungen der
Luftbildfotografie
zugunsten der militärischen Luftaufklärung). Auf der anderen Seite
tragen Sätze
wie „Die Entwicklung des deutschen privatunternehmerischen
Luftbildwesens lässt
sich historisch nur aus der militärischen Aufklärung des Ersten
Weltkrieges
erklären“ (S. 177) nicht zur Beantwortung der Frage bei, ob Rasch
die historische
Entwicklung der Luftbildfotografie nun im Sinne einer Kontinuität
interpretiert
oder stattdessen den Ersten Weltkrieg als eine Zäsur anerkennt.
Die Leser:innen
finden jedoch, und das ist der Hauptkritikpunkt an diesem Buch,
keine
eindeutige Erklärung der technischen und kulturellen Auswirkungen
des Ersten
Weltkriegs auf die zivile Luftbildfotografie, auch wenn der Autor
hier und da
im Buch Schlüsselakteure (insbesondere Erich Ewald),
militärtechnische
Weiterentwicklungen und Sekundärliteratur (siehe Fußnoten 14, 31,
32) zum
Ersten Weltkrieg erwähnt.
Die Hauptstärke des Buches liegt indes in der tiefgehenden Analyse
der
Gründung, Expansion und Fusion privater Luftbildunternehmen von
der
Zwischenkriegszeit bis hin zu deren Zwangszusammenschluss im
Nationalsozialismus.
Vor dem Hintergrund der vom Versailler Vertrag auferlegten
Beschränkungen und
der Wirtschaftskrise der Weimarer Republik schildert Rasch die
Geschichte der
zwei wichtigsten deutschen Luftbildunternehmen, der Hansa Luftbild
GmbH in
Berlin und der Junkers Luftbild-Zentrale in Dessau. Hinzu kommen
Vermessungsprojekte anderer Wettbewerber. Insbesondere das
Verhältnis der
privaten Unternehmen zum Staat wird dabei ausführlich beleuchtet.
Der Autor
erläutert den erzwungenen Zusammenschluss aller privaten
Luftbildunternehmen
zur Hansa Luftbild ab 1933 und die zunehmende totalitäre Kontrolle
des
NS-Staates über dieses Monopolunternehmen, das bei Ausbruch des
Zweiten
Weltkrieges zur Sonderluftbildabteilung (Sobia) des
Reichsluftfahrtministeriums
(RLM) wurde. Eine Zusammenfassung und instruktive Diagramme (S.
22, S. 110, S.
126) helfen den Leser:innen, die Entwicklung dieser Unternehmen zu
verfolgen.
Das Kapitel endet mit einem Zitat des Direktors der Junkers
Luftbild-Zentrale
Herbert Arnim Angelroth, der die Luftbildfotografie als „Stiefkind
der
Luftfahrt“ bezeichnete. Dies scheint ein interessanter
Ausgangspunkt für
weitere Überlegungen zu sein: In den ersten zwei Jahrzehnten des
20.
Jahrhunderts bestimmten die Luftbeobachtung und die Fähigkeit,
Gebiete aus der
Höhe mit Hilfe der Fotografie zu dokumentieren, die Entwicklung
der
Flugzeugtechnik, insbesondere im militärischen Bereich (d. h.
Aufklärungsflugzeuge wurden vor Jagdflugzeugen entwickelt). Welche
Gründe dazu
geführt haben, dass die Luftbildfotografie in der Luftfahrt als
zweitrangig
angesehen wurde, wäre eine lohnende weiterführende
Forschungsfrage.
Das vierte Kapitel Transformationen des visuellen Wissens –
Verwertung der
Bildinformationen, der umfangreichste Teil des Buches, befasst
sich nicht mit
den Produzent:innen, sondern mit den Rezipient:innen von
Luftbildern. Rasch
untersucht hier die Verwertung in der Raumforschung und
Raumordnung
(kartografische Forschung, Stadt- und Infrastrukturplanung), in
der Kunst (neue
künstlerische Methoden, Denkmalpflege, Bildbände) und in der
Wissenschaft und
Wirtschaft (Archäologie, Geowissenschaften, Forstwirtschaft/
-wissenschaft,
Agrarwesen und Meliorationsarbeiten). Das reich bebilderte Kapitel
veranschaulicht die Vielseitigkeit des Luftbildes, aber ebenso die
Gründe – wie
die hohen Produktionskosten –, die eine größere Verbreitung
verhindert haben.
Die künstlerische Rezeption von Luftaufnahmen etwa gibt Einblicke
in
fotografische Trends der Zeit (z.B. die als „Neues Sehen“ bekannte
Bewegung)
und zeigt Verknüpfungen zu den Bauhaus-Experimenten von László
Moholy-Nagy.
Robert Petschows einflussreiche Fotografien aus dem Freiballon,
die sowohl in
Kunstkreisen als auch in populären Publikationen verbreitet
wurden, werden
ebenfalls analysiert.[3] Neben den Anwendungen der
Luftbildfotografie
in der Polarforschung, der Gebirgsforschung und der
Wirtschaftsgeologie
versäumt es Rasch nicht, die Luftbildkartierung der deutschen
Kolonien zu
behandeln. Er macht deutlich, dass die Idee der
„Kolonial-Vermessung“ (S. 275)
mit der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg und dem Verlust
der
Kolonialgebiete nicht verschwand. Vielmehr setzte sich dieses
Konzept in der
Weimarer Republik mit der Kartierung unerschlossener Länder für
deutsche
Wirtschaftsinteressen fort, bis hin zur Gründung des
Kolonialpolitischen Amts
der NSDAP und des Reichskolonialbunds während der NS-Diktatur.
Rasch beschreibt
die Verwicklung zwischen der von Geografen und Geodäten (z.B. Carl
Troll und
Otto Schulz-Kampfhenkel) geförderten wissenschaftlichen
Luftbildfotografie und
den kolonialen und militaristischen Zielen der
Nationalsozialisten.
Insgesamt machen Marco Raschs umfangreiche Analyse sowie seine
präzise
Beschreibung des gesamten Systems der Produktion und des Einsatzes
der zivilen
Luftbildfotografie dieses Buch zu einer grundlegenden und
wertvollen Studie für
die zeitgenössische Forschung zur deutschen Luftbildfotografie in
der Zeit der
Weimarer Republik und der NS-Diktatur. Der Band spricht ein
breites Publikum
von Kunst- und Fotohistoriker:innen, Bildwissenschaftler:innen,
Landschaftsarchitekt:innen, Medientheoretiker:innen und ästhetisch
interessierten Forschenden an.
Auf dem Umschlag von Raschs Buch ist eine Luftbildaufnahme zu
sehen: der
Schattenwurf eines Flugzeugs auf der Kuppel der Frauenkirche in
Dresden. Dieses
Foto aus der Sammlung Albert Speers weckt schnell Erinnerungen an
die Trümmer
desselben Gebäudes nach dem alliierten Flächenbombardement im
Zweiten
Weltkrieg. Im Gegensatz zu dieser militärischen Anspielung ist es
Marco Rasch
gelungen, das ältere Narrativ der Luftbildfotografie als ein rein
der
Zerstörung dienendes Instrument deutlich zu erweitern, indem er
ihre
vielfältigen zivilen Verwendungen in einer turbulenten Periode der
deutschen
Geschichte aufzeigt.
Anmerkungen:
[1] Siehe u.a.: Aerial Spatial
Revolution in
Architecture and Urbanism (Online-Symposium organisiert von USI,
Schweiz, im
Mai 2022), L'image verticale. Politiques de la vue aérienne
(Ausgabe 2022 der
Zeitschrift Transbordeur 6, Frankreich-Schweiz), und Machinic
Visions of the
Planetary (Call for Papers der Zeitschrift „Media + Environment“,
Dänemark,
ausgeschrieben im November 2021).
[2] Siehe: Mit geschultem Blick,
https://www.deutsches-museum.de/forschung/forschungsinstitut/projekte/detailseite/mit-geschultem-blick
(18.03.2023).
[3] Als eine der wenigen Studien
der
Sekundärliteratur, die sich ganz diesem Weimarer Fotografen
widmen, sei hier
angeführt: Michael Kempf, Robert Petschow und das Neue Sehen,
Berlin 2020.
Profitiert hätte der letzte Teil dieses Unterkapitels, der sich
mit bekannten
Architekten und Malern befasst, außerdem von Christoph Asendorfs
Untersuchung
Super Constellation – Flugzeug und Raumrevolution. Die Wirkung der
Luftfahrt auf
Kunst und Kultur der Moderne, Wien 1997.
Zitation
Noemi Quagliati: Rezension zu: Rasch, Marco: Das Luftbild in
Deutschland von
den Anfängen bis zu Albert Speer. Geschichte und Rezeption des
zivilen
"Stiefkindes der Luftfahrt". Paderborn 2021 , ISBN 978-3-7705-6602-0, In: H-Soz-Kult,
21.03.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-99014>.
Date: 2023/03/23 10:10:06
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Code
Civil, gültig ab
1804 bis Einführung des BGB:
Drittes Buch.
PräliminarTitel. Von den verschiedenen Arten, das Eigentum zu
erwerben.
dekretirt am (29 Germinal 11) 19. April 1803, verkündigt am (9
Floreal 11) 29
desselben Monats.
711. Das Eigenthum der Güter wird durch Erbschaften, durch
Schenkungen zwischen
Lebenden, durch testamentarische Schenkungen, oder durch die
Wirkung
persönlicher Verpflichtungen (par l’effet des obligations)
erworben und
übertragen.
712. Das Eigenthum wird auch durch Accession oder Inkorporation,
und durch
Verjährung erworben.
713. Die Güter, welche keinen Herren haben, gehören der Nation an.
714. Es giebt Dinge, welche niemand angehören, und deren Gebrauch
allen
gemeinschaftlich ist. PolizeyGesetze bestimmen die Art ihres
Genusses.
715. Die Befugniß zur Jagd und zur Fischerey wird gleichfalls
durch besondere
Gesetze regulirt.
716. Das Eigenthum eines Schatzes gehört demjenigen, der ihn in
seinem eigenen
Boden findet; wird der Schatz in fremdem Boden gefunden, so gehört
er zur
Hälfte dem, welcher ihn entdeckt hat, und zur anderen Hälfte dem
Eigenthümer
des Bodens.
Schatz ist jedes verborgene oder vergrabene Ding, auf welches
niemand sein
Eigenthum beweisen kann, und welches durch die blosse Wirkung des
Zufalls
entdeckt wird.
717. Die Rechte auf die ins Meer geworfene Effekten, auf die
Gegenstände,
welche das Meer auswirft, von welcher Gattung sie auch sein mögen,
auf die
Pflanzen und Kräuter, welche an den Ufern des Meeres wachse,
werden ebenfalls
durch besondere Gesetze regulirt.
Das nämliche gilt von den verlohrnen Dingen, deren Eigenthümer
sich nicht
meldet (ne se represente pas).
Date: 2023/03/23 10:39:23
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Autor Astrit Schmidt-Burkhardt
Erschienen Berlin 2022: Lukas
Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte
Anzahl Seiten 256 S.
Preis € 48,00
ISBN 9783867323888
Rezensiert für H-Soz-Kult von Martin Gierl, Seminar für
Mittlere und Neuere
Geschichte, Universität Göttingen
Die Kunsthistorikerin Astrit Schmidt-Burkhardt hat Jacques
Barbeu-Dubourgs
Chronologiemaschine eine eigene Monographie im Folioformat
gewidmet. Es ist ein
wunderbares Buch. Einerseits. Barbeu-Dubourgs Apparat besteht
aus zwei, mit
Kurbeln versehenen aufklappbaren Pappröhren. Geöffnet
offenbart die Apparatur
eine die beiden Röhren verbindende lange Papierspule, die in
die eine oder
andere Richtung aufgerollt werden kann. Diese Rolle besteht
aus insgesamt 35,
mit einander verbundenen Kupferstichen, die zusammen eine
nicht weniger als
16,5 Meter lange Geschichtsrolle bilden. 1753 brachte
Barbeu-Dubourg das Objekt
auf den Markt. Man konnte die Geschichtskarten als Charte
chronologique
für sich oder mit dem Gehäuse erwerben. Erhalten geblieben ist
ein einziger
Apparat, einer ist verschollen, und vier Kartensets (S. 155).
Geschichtsdiagramme reagierten im geschichtsfreudigen 18.
Jahrhundert auf das
Bedürfnis Historie in Chronologie und Geographie – den ‚zwei
Augen der
Historiographie‘ – auf einen Blick dargestellt zu bekommen und
waren nichts
Neues: Châtelains siebenbändiger Atlas historique
(1705–1720),
Martignonis Carta Istorica (1721), Johann Matthias
Hases Atlas der
Großreichentwicklung samt diagrammatischer Umsetzung zur
Zeitbalkengraphik
(1743) und Barbeaus Mappe-monde historique (1750)
waren erschienen. Neu
an Barbeu-Dubourgs Carte cartographique ist die
konsequent pädagogische
Form: Sie lokalisiert Länder samt Herrschern, darunter
zentrale Ereignisse und
wichtige Personen zeitzugeordnet. Neu ist, dass sich
Geschichte nun dynamisch,
haptisch erfahrbar und kontinuierlich vor den eigenen Augen
abrollen lässt. Die
Zukunftsoffenheit war schon Hases Zeitstrahl zu eigen. Zentral
jedoch an
Barbeu-Dubourgs Geschichtsdiagramm ist, dass ihm eine
geographischen Messlatten
entsprechende, schwarz-weiß gerasterte, einzelne Jahre
anzeigende Zeitlinie
beigegeben ist. Dem Betrachter wird – Schmidt-Burkhardt weist
zurecht daraufhin
(vgl. S. 33–37) – der reale Zeitverlauf der als Historie
bekannten Geschichte
mit den riesigen Informationsleerstellen bis zum Ende der rein
biblischen
Vor-Sintflut-Zeit und der weiterhin dünnen Geschichtsbesetzung
bis hin zur
griechischen Zeit als maßstabsgetreue Jahreschronik vor Augen
geführt.
Geschichte lässt sich vermessen und ermessen damit. Dazu
kommt: Barbeu-Dubourg
hatte 1752 Bolingbrokes historiographisch bedeutende Letters
on the Study
and the Use of History übersetzt (S. 125–129). Er war
Freund und Übersetzer
Franklins und nicht zuletzt mit Diderots Encyclopédie
assoziiert.
Schmidt-Burkhardt ist mit großer Sachexpertise den Spuren
nachgegangen, die
Barbeu-Dubourgs Carte chronologique hinterlassen hat.
Sie beschreibt
jedes Detail, die Vorläufer, Anreger, Nachfolger, die Stecher
der Karten, deren
vier Abzüge samt den jeweiligen Änderungen darauf. Sie spürt
dem Vertrieb, der
Rezeption und der Verbreitung der Karte nach. Sie durchstreift
die Landschaft
des Geschichtsdiagramms in all ihren Facetten, zeigt welche
Art von Geschichte
dargeboten wird. Nicht zuletzt ordnet sie die
Chronologiemaschine dem Pariser
Encyclopédie-Milieu zu. Sie verwebt all das mit
außerordentlicher Erzählkraft,
die einem in das Paris der 1750er-Jahre versetzt.
Sie führt uns, um das Beispiel der Vertriebsorte zu nehmen, in
den Laden des
Polsterers resp. Raumausstatters Fleury und in das
Anatomiekabinett von
Mademoiselle Biheron. Diderot habe in der Nähe von Fleury
gewohnt. „In
unmittelbarer Nachbarschaft lebte auch Marie-Marguerite
Biheron, die mit ihrem
Talent zum Gestalten anatomischer Wachsnachbildungen und einer
speziell dafür
entwickelten Moduliermasse noch zu internationalem Ansehen
gelangen sollte.
Mademoiselle Biheron war mit Diderot, dessen bescheidene
Wohnung sie übernehmen
wird, und mehr noch mit Barbeu-Dubourg befreundet.“ (S. 93)
Was dem Buch historische Tiefe zu verleihen sucht, ist nicht
die Erzählung an
sich, sondern dass Schmidt-Burkhardt Objektgeschichte, Visual
History,
Kulturgeschichte und Intellectual History verbindet und
Barbeu-Dubourgs Karte
zum Aktanten in all diesen Perspektiven werden lässt.
Aufsehenerregend ist die
Bebilderung des Bandes. Die Narrative wird von 157 Abbildungen
begleitet. Viele
Details der Chronologiemaschine sind dabei und über drei
Seiten die
Geschichtskarte am Stück, deren Geschichtsspiegelung so auf
einen Blick
erfahrbar wird (S. 88–90). Damit nicht genug: Als Anhang
bietet
Schmidt-Burkhardt auf 74 Tafeln die Reproduktion des
Darmstädter Exemplars der Charte
chronologique. Das Buch von Schmidt-Burkhardt ist nicht
nur eine Beschreibung,
sondern eine eigenständige, glänzende Ausstellung der
Chronologiemaschine.
Schmidt-Burkhardt hat das kunsthistorische Ideal, Objekte
richtig ins Licht zu
setzen, vielseitig erfüllt. Nun läuft das Bemühen, seinen
Gegenstand richtig
ins Licht zu setzen, Gefahr in das Begehren abzugleiten, sein
Ding mal so
richtig ins Licht zu setzen. Immer wieder fällt
Schmidt-Burkhardt in den
„Könnte es nicht sein, dass“-Duktus eines History-Channels.
Könnte es nicht
sein, dass Barbeu-Dubourg Diderot im Sinn hatte, als er das
Unsichere und also
Unbekannte mit einem Sternchen bezeichnete, wie Diderot seine
Artikel in der Encyclopédie?
(S. 37) Könnte es nicht sein, dass die Marquise de Pompadour
im Gemälde de La
Tours ihre Hand auf den dritten Band der Encyclopédie
mit dem Artikel
über die Chronologiemaschine stützt, so ist doch im Bücherbord
neben einer
Lücke der vierte Band zu sehen, und hat sie den diesen dritten
nicht
offensichtlich gelesen, wie ein Einmerkbändchen zeigt? (S.
79f.) Könnte es
nicht sein, dass Barbeu-Dubourg zu den Besuchern von Holbachs
Salon zählte und
dort die Chronologiemaschine „für Gesprächsstoff sorgte“, auch
wenn
Barbeu-Dubourg nicht in den Gästelisten verzeichnet ist? (S.
129) Wenn von
Barbeu-Dubourgs Karte nur fünf Exemplare und von dem 1757 dazu
erschienenen
Erklärungsband nur ein Exemplar erhalten geblieben sind, dann,
weil sie
womöglich zu stark benutzt worden seien (S. 110). Ein
bemerkenswertes Argument.
Spontan hätte man eher daran gedacht, dass sich die
Chronographiemaschine,
anders als Bücher, schlecht archivieren ließ. Vor allem aber
ließe sich
vermuten, dass die allein mit Symbolen spezifizierten
Ereignisse und Namen samt
ihrer Auswahl und Anordnung auf der Karte für das Publikum
alles andere als
selbsterklärend waren, sich der pädagogische wie
historiographische Nutzen der
Karten derart in engen Grenzen hielt und das Objekt daher
nicht unter die Leute
kam.
Das Buchcover von Schmidt-Burkhardts
Chronologiemaschinen-Hommage füllt ein
Kupferstich: Stoffballen im Hintergrund, Sesselgestelle an der
Decke und auf
einem Stuhl ein Foto der Chronologiemaschine hinzugeführt. Man
wundert sich. Im
Mittelpunkt des Stichs sitzt eine junge Frau, in die Carte
chronologique
vertieft, kenntlich am schwarz-weißen Zeitbalken und für das
Cover in zartem Ocker
koloriert. „Wow“ denkt man, ist doch die Karte und die rege
Rezeption der Frau
allem Anschein nach Teil des Stichs. Im Impressum erfahrt man,
dass es sich um
„Tafel 1“ des neunten Bands des Tafelwerks der Encyclopédie
handelt. Das
„Wow“ wächst und bleibt 95 Seiten lang. Dort hat
Schmidt-Burkhardts die Tafel
nochmals im Kontext von Fleurys Laden originalgetreu
abgedruckt und
beschrieben: „Frauen sticken an einer Tapisserie oder nähen
Vorhänge“. (S. 95)
Und der Stich ist nicht der erste des
Encyclopédie-Abbildungsbands, sondern der
erste des Sets zur Tapisserie - Polsterei. Ist man wach genug,
erfährt man so
elegant implizit, dass Barbeu-Dubourgs Karte auf dem Cover in
den Stich
retuschiert worden ist. „Am Anfang dieses Buchprojekts stand
eine kühne These:
ohne Schaubild keine Französische Revolution“, so der erste
Satz des Bands, der
das „Wow“ des Lesers nach dem Cover nun schon wirklich groß
werden lässt und
dem Erzählfluss der Autorin einen Leitanker verschafft (S. 7).
Das Argument
läuft: Barbeu-Dubourgs Karte ist „Vorbild“ und „Urbild“ (S.
99) der
„historiographischen Moderne“ (Titel), in deren
Geschichtserwartung die
Revolution eingebettet ist.
Bei aller Fokussierung auf die Karte, man hätte sich hier in
Spiegelstrichen
wenigstens ein paar Sätze zur Historiographie des 18.
Jahrhunderts gewünscht:
Dass die Chroniken der Universalgeschichte frühneuzeitlich in
Hunderte von
Geschichtstafeln umgesetzt wurden, auf die sich die
Geschichtsschaubilder
stützten; dass sich die Gesamtdarbietung der Geschichte mit
der Histoire
philosophique und der Conjectural History der Naturrechts- und
Kulturdebatten
der Analyse und vor allem der Narrative zugewandt hat; dass
dies von Gibbon
u.a. mit methodischer Quellenanalyse verbunden wurde und dass
sich der
chronik-chronologische Kern der Historiographie zu einem
Medienfächer von den
Kompendien, der Spezialgeschichtsschreibung bis hin zu
literarischen
Geschichtsspielarten wie Anekdoten, Biographien, Romane,
Dramen, Epen
aufgespannt hat. Und man hätte sich, soll die Rede von der
Revolution mehr als
Aufmerksamkeitsstachel sein, ein paar Sätze zum Wer, Was und
Warum der
Revolution und etwas wenigstens zur Literatur über sie
gewünscht.
Gegen Ende des Buchs führt Schmidt-Burkhardt Condorcet als
Kronzeugen für ihre
These an: Condorcet habe seinen Fortschrittsglauben auf
„Zahlen und Linien“
gestützt und die Lehr- und Lerneffekte der Schautafeln zu den
Möglichkeitsbedingungen seiner „Epoche einer der großen
Revolutionen der
Menschheit“ gerechnet, zitiert sie ihn (S. 144). Bei den
„Zahlen und Linien“
spricht Condorcet von der medizinischen Demographie, bei der
Revolutionsepoche
tatsächlich von Geschichte, allerdings von der Histoire
philosophique
des Aufklärungsdiskurses.[1] Auf den letzten Seiten
führt
Schmidt-Burkhardt dann drei Argumente für ihre These an:
Schaubilder wirkten
änderungs- und handlungsmotivierend und regten, wie Deleuze
schreibe,
„Neuperspektivierung“ an (S. 149f.). Stimmt. All das braucht
man zur
Revolution. Aber braucht man Schaubilder zur Revolution?
Schmidt-Burkhardt hat Barbeu-Dubourgs Chronologiemaschine
umfassend in Szene
gesetzt. Sie hat deren historische Bedeutung, nun, etwas
‚aufgepolstert‘ dabei.
Anmerkung:
[1] Jean Antoine Nicolas de
Caritat, Marquis de
Condorcet, Entwurf eines historischen Gemäldes der
Fortschritte des
menschlichen Geistes, übers. von Ernst Ludwig Posselt,
Tübingen 1796, S. 17, S.
322.
Zitation
Martin Gierl: Rezension zu: Schmidt-Burkhardt, Astrit: Die
Chronologiemaschine. Barbeu-Dubourgs Aufbruch in die
historiografische Moderne.
Berlin 2022 , ISBN 9783867323888, In: H-Soz-Kult,
21.03.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-131174>.
Date: 2023/03/23 10:53:16
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Extremereignis
„Kältewinter“ im 18. Jahrhundert. Spuren in der zeitgenössischen
Literatur,
Kultur und Wissenschaft
Organisatoren: Anna Axtner-Borsutzky, Institut für Deutsche
Philologie,
Ludwig-Maximilians-Universität München; Joana van de Löcht,
Germanistisches
Institut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Förderer: Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der
Europäischen
Aufklärung (IZEA), Förderpreis für junge Aufklärungsforschung
2022;
Fritz-Thyssen-Stiftung
Ort Halle
Vom - Bis 06.10.2022 - 07.10.2022
Von Rebecca Thoss, Institut für Deutsche Philologie,
Ludwig-Maximilians-Universität München
Das 18. Jahrhundert darf – nicht allein aufgrund des Erdbebens von
Lissabon
1755 – als Wendepunkt in der Beschreibung und Deutung von
Extremereignissen
gelten. In den Ausläufern der kleinen Eiszeit legen vor allem
durch das Wetter
verursachte Unglücke und ihre Verschriftlichung Zeugnis von diesem
Wandel ab.
Der Workshop diente dazu, interdisziplinäre Konzepte und Methoden
im Umgang mit
Quellen des 18. Jahrhunderts am Beispiel der Kältewinter dieser
Zeit (in außergewöhnlichem
Maße in den Jahren 1709, 1740, 1783/84) zu erproben. Sind
historische
Klimaforschung und Umweltgeschichte mittlerweile fest
institutionalisierte
Teildisziplinen ihrer Fachkulturen, gilt anderes für die
Literaturwissenschaften: Noch ist die mediale und schriftliche
Tradierung von
Katastrophenerinnerung weder in ihrer narrativen noch
ideengeschichtlichen
Verfasstheit hinreichend erforscht, ihr möglicher Beitrag für eine
Unterstützung anderer Disziplinen bleibt schwach. Gerade aufgrund
der weiträumigen
Ausdehnung der Kältewinter über ganz Europa erscheint dieser
Ansatz so
ertragreich. Daher war auch der intereuropäische,
grenzüberschreitende
Wissenstransfer ein zentraler Gegenstand des Workshops.
Anlässlich der erstmaligen Vergabe des Förderpreises für junge
Aufklärungsforschung an Anna Axtner-Borsutzky und Joana van de
Löcht fand der
Workshop im Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der
Europäischen
Aufklärung (IZEA) in Halle statt. Ausgelobt wird der Förderpreis
vom IZEA
gemeinsam mit der Alexander von Humboldt-Professur für
Neuzeitliche
Schriftkultur und europäischen Wissenstransfer. Mit dem
Förderpreis sollen
gezielt jüngere Forscherinnen und Forscher angesprochen werden.
Gefördert wird
ein Workshop-Konzept, das von den Gewinner:innen des Preises
organisiert wird.
Nach den Grußworten der Direktorin des IZEA, Elisabeth Décultot
(Halle), ging
es in der Einführung von ANNA AXTNER-BORSUTZKY (München) und JOANA
VAN DE LÖCHT
(Münster) um grundlegende Beobachtungen zur Beschreibung und
Erfassung von
Wetterphänomenen im 18. Jahrhundert. Die zunehmende instrumentelle
Messbarkeit
des Wetters ermöglichte im Laufe dieses Jahrhunderts vermehrt
Zeugnisse zu
Extremereignissen. Die Auswirkungen auf die Ökonomie (u.a. in
Bezug auf
Getreide, Steuern, Ressourcenkontrolle) standen im direkten
Verhältnis zu den
Wetterverhältnissen. Die Veranstalterinnen wiesen auf literarische
Schriften
hin, in denen die Ursachensuche für die außergewöhnliche Kälte
betrieben wurde,
u.a. in Form der Verarbeitung von persönlichen Erfahrungen in
autobiographischen Texten. In diversen Medien wurde ein aktiver
Austausch von
meteorologischem Wissen forciert, wodurch eine Untersuchung von
Zeitschriften
eine gezielte politische Auswahl zeigen kann.
In der ersten Sektion begann MICHAEL KAHLE (Freiburg i. Br.) mit
einem Vortrag
über die Winterkälte im 18. Jahrhundert. Die vorgestellte, online
zugängliche
Datensammlung[1] setzt sich aus den
zeitgenössischen
Schriften seit der frühen Neuzeit zusammen, die
Extremwetterphänomene
beschreiben – vor allem Chroniken und faktuale Texte werden dabei
herangezogen.
In der digitalen Datenbank werden die historischen Quellen auf
meteorologische
Informationen hin ausgewertet. Kahle zeigte anhand der
ausgewerteten Daten auf,
welche Wirkpfade durch die Extremwinter rekonstruierbar sind. Die
längeren
Winter verkürzten die Frühlingsphase, was direkte Auswirkungen auf
die
Landwirtschaft und den Ernteertrag nach sich zog. Die Wirkpfade
der
außergewöhnlich kalten Winter reichen folglich in die
gesellschaftlichen
Strukturen hinein. So lassen sich etwa die damaligen neu
gegründeten
Hilfsorganisationen auf die Wetterereignisse zurückführen.
DOMINIK COLLET (Oslo) ordnete die Extremwinter historisch ein.
Neben Quellen,
die explizit auf die historischen Umweltverhältnisse Bezug nehmen,
werden auch
indirekte Zeugnisse ausgewertet, die über den Verlauf von
Klimaanomalien
Auskunft geben. So sind u.a. die Kindersterblichkeit im
Zusammenhang mit der
Geburtenrate, die Getreideproduktion und der Holzhandel
(Entwicklungen auf dem
Finanzmarkt) von Interesse. Für den genannten Zeitraum zeichnete
Collet nach,
wie die Infrastruktur durch die Kälte beeinflusst wurde. Vor allem
Versorgungssysteme müssten darauf ausgelegt werden, die Folgen der
Kälte zu
kompensieren oder zumindest abzufedern. Wie drastisch die Folgen
der Winter
waren, ließe sich an den horrenden Opferzahlen von geschätzt einer
Million
Toten in Mitteleuropa im 18. Jahrhundert ablesen. Die grassierende
Not in der
Bevölkerung stellte einerseits machtpolitische Herausforderungen
an den Staat,
habe jedoch andererseits die zeitgleich entstehende Diskussion
über Humanität
und Armenfürsorge befördert.
DORIS GRUBER (Wien) zeigte die vielfältigen Publikationsorgane
auf, in denen
der Kältewinter Aufnahme fand. Sie untersuchte, inwiefern sich die
Darstellungsformen und die Bewertung des Winters in den Medien
unterschieden.
Schreibkalender richteten sich an eine diversifizierte Leserschaft
und waren zu
einem geringen Preis zu erstehen. Witterungsprognosen sowie
astronomische und
astrologische Angaben sind für die Schreibkalender
gattungsspezifisch. Die
teureren, jedoch auch deutlich häufiger erscheinenden Zeitungen
sind eher am
aktuellen Geschehen orientiert. Sie nehmen schwerwiegende
Ereignisse und
Sensationsmeldungen auf, berichten über die Obrigkeit und deren
Maßnahmen, um
die Lebensbedingungen der breiten Bevölkerung zu verbessern. In
Flugblättern
und -schriften werden die Ereignisse des Kältewinters schließlich
empirisch
beschrieben. Neben Erklärungsversuchen und Spekulationen über die
Gründe für
die extreme Kälte wurden zudem Winterchroniken abgedruckt.
Kuriositäten, die im
Zusammenhang mit dem Kältewinter standen, verbreiteten sich in
verschiedenen
Sprachen über die Flugschriften in Europa.
ANNE PURSCHWITZ (Halle) verglich die Kältewinter und die hallesche
Presse der Jahrgänge
1740 und 1783/84. Sie untersuchte, ob und wie sich die
Beschreibung und
Rezeption von Kältewintern in den halleschen Zeitungen veränderte.
In den
Zeitungen von 1740 erfolgt die Berichterstattung über den
Kältewinter mit
unterschiedlichen Schwerpunkten und Appellen. Während die
„Wöchentliche
Hallesche Zeitung“ abergläubische, göttlich und
naturwissenschaftliche
Erklärungen lieferte und sich dabei auf lokale Ereignisse und
Sensationen
beschränkte, richtete die „Privilegierte Hallesche Zeitung“ den
Blick auf
Europa und setzte den Schwerpunkt auf die wirtschaftlichen Folgen.
Die
„Wöchentlichen Relationen“ enthielten nur wenige Wetterberichte
und
beschränkten sich auf vereinzelte Sensationsschilderungen. Der
Kältewinter von
1783/84 hingegen war in den Zeitungen weniger präsent. Die
„Halleschen
Anzeigen“ beschrieben vor allem die Missstände unter der
Bevölkerung, die durch
die Kälte entstanden. Wetterbeobachtungen und eine Form von
Witterungslehre
lieferte die „Physikalische Zeitung“, die auf
Katastrophenbeschreibungen
verzichtete. Zusammenfassend nahm die Verwissenschaftlichung bei
Wetterbeschreibungen über das 18. Jahrhundert zu, ebenso wie der
Aufruf zum
Mitleid mit der ärmeren Bevölkerung.
Mit den kulturellen Folgen der Kälte setzte sich die zweite
Sektion
auseinander. Über den Kältewinter in C. C. L. Hirschfelds
Moralischer
Wochenschrift „Der Winter“ referierte ANNA AXTNER-BORSUTZKY
(München) und
stellte damit eine literarische Form vor, die einen Fokus auf die
positiven
Aspekte des Winters legte. Zu Beginn stellte sie den
Optimismus-Bruch im Jahr
1755 heraus, der aus dem verheerenden Erdbeben in Lissabon
hervorging. Die
skeptizistischen Deutungsmuster von Naturkatastrophen waren sich
auch für
Hirschfeld relevant, der vor allem für seine „Theorie der
Gartenkunst“ bekannt
wurde. In seiner Wochenschrift „Der Winter“ traf Hirschfeld
Beobachtungen zur
Ästhetik in der Natur, die vor allem im Winter ersichtlich seien.
Seine
physikotheologisch geprägte Argumentation stellte Thesen zum
Zusammenhang von
Geselligkeit und Armut im Winter auf. Hirschfeld bezeichnete den
langen Winter
als ein notwendiges Übel, das der Mensch zu ertragen habe.
Besonders für
Dichter sei diese Zeit jedoch hochzuschätzen, in der sie zur
Produktion von
Literatur angehalten und befähigt werden.
CHRISTOPH WEBER (North Texas) ging in seinem Vortrag zum
„Höhenrauch“ in den
Jahren 1783/84 der These nach, dass mit der zunehmend
naturwissenschaftlichen
Betrachtung der Welt (Wolff) – mit der auch die Entzauberung des
Winters und
anderer Naturereignisse einherging – kontingente Einzelereignisse
in der Natur
zu Kausalketten zusammengeführt wurden. Der Wunder- und Aberglaube
wurde damit
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmend
rationalisiert, wodurch
ein metaphysisch-religiöses Naturverständnis weniger überzeugen
konnte. Dadurch
wurden verschiedene Extremwetterereignisse, die einer Erklärung
bedurften,
miteinander in Verbindung gebracht. Dies zeigte Weber am Beispiel
des
sogenannten Höhenrauchs auf, einem Naturphänomen, das bei einer
vulkanischen
Eruption bzw. einem Erdbeben entstehe. Dieser Nebel oder Rauch
wurde als Indiz
und Voraussage für den Kältegrad eines Winters herangezogen. Auch
wurden
Kältewinter in Verbindung mit nebligen heißen Sommern gebracht,
die auf einen
solchen Winter obligatorisch folgen müssten. Auffallend war, dass
die Theorie
über den Höhenrauch nicht flächendeckend gültig, sondern innerhalb
Europas
lokal beschränkt erscheint.
Den Tag beschloss ERIC ACHERMANN (Münster) mit seinen Überlegungen
zum
Holzfrevel und der Forstgerichtsbarkeit. Ausgehend von John
Lockes’ „Second
Theory“ (1690) und Thomas Abbts „Vom Tode für das Vaterland“
(1761) – Texten,
die sich mit der Gewaltenteilung und deren Verhältnis zum Wald
beschäftigten –
folgte eine Analyse von August Ifflands „Die Jäger. Ein ländliches
Sittengemälde in fünf Aufzügen“ (1785). Dabei ergab sich die
Frage, wer der
Verbrecher bei einem Holzfrevel sei und inwiefern kollektive und
individuelle
Eigentumsvorstellungen am Holzfrevel bzw. an der
Forstgerichtbarkeit aufgezeigt
werden können. Der von Iffland geschilderte Eingriff in die Natur
zeige
Unklarheiten bezüglich der Gerichtsbarkeit auf, so werde etwa das
Privateigentum mit der Tat des Holzfrevels infrage gestellt.
Die dritte Sektion War winterlichen Künsten gewidmet.
Winterdichtung und
literarische Produktion rund um diese Gattung im 18. Jahrhundert
wurden bisher
wenig berücksichtigt.
JOANA VAN DE LÖCHT (Münster) fragte daher nach Entwicklungen in
der lyrischen
Winterdarstellung, wobei der Fokus auf der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts
lag. Im Gegensatz zu vielen faktualen Texten erfolgte die Reaktion
auf
Kältewinter hier nicht zwingend unmittelbar. Auffällig dabei ist
die Rezeption
von antiken Naturbeschreibungen in der Anakreontik, die in Form
von
antikisierenden Motiven etwa in Johann Peters Uz’ „Der Winter“
(1755) zu finden
sind. Neben der Freude, die der Winter mit sich bringe, und
sexualisierten
Liebesbildern in Johann Christian Günthers „Lob des Winters“
(1717/18), stellt
sich der Winter in Barthold Heinrich Brockes’ „Der Winter“ (1721)
als ein Topos
dar, der für den natürlichen Kreislauf stehe und gottgegeben sei.
Eine neue
Form der Winterschilderung wurde durch die Entwicklung von
Schreibweisen der
Erhabenheit möglich, die in Deutschland dank Übersetzungen der
englischen
Winter-Lehrdichtung, vor allem von James Thompsons „Winter. A
Poem“ (1726),
früh einsetzte.
Im Anschluss sprach URS BÜTTNER (Düsseldorf) über den Wandel der
Meteopoetik
und die Anfänge der Literarischen Meteorologie und Meteopoetologie
im 18. Jahrhundert.
Büttner stellte den Gegensatz zwischen der literarischen
Meteorologie und der
physikotheologischen Argumentation an den Anfang seiner
Überlegungen, wozu er
den Schriftsteller Barthold Heinrich Brockes als Beispiel wählte,
der durch
seinen Lebenskontext in Hamburg spezifische Naturbeobachtungen
dokumentierte
und lyrisch verarbeitete. Die Verzeitlichung der Natur eines sich
im Laufe des
18. Jahrhunderts verändernden Klimakonzepts hatte Auswirkungen auf
meteopoetologische Dichtungsweisen. Naturkundliche Erläuterungen
zum Winter
emanzipierten sich von den theologischen Erläuterungen, doch ließ
sich noch
keine endgültige Trennung der beiden Zugriffsweisen auf die Natur
erkennen.
Doch sei es im Laufe des 18. Jahrhunderts und der Entwicklung der
empirischen
Wissenschaften zunehmend schwierig, eine übergreifende Ordnung zu
erkennen und
literarisch umzusetzen.
Eine kunsthistorische Einordnung leistete LENA MÄRZ (Konstanz).
Sie untersuchte
die Entwicklung und verschiedenen Inhalte der Wintermalerei, die
vor allem ein
holländisch-flämisches Phänomen war – obwohl die kleine Eiszeit
ganz Europa
betraf – und sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts bereits als
eigene Gattung
etabliert hatte. Während im 16. Jahrhundert überwiegend
Alltagsbeschäftigungen
im Winter sowie Winterlandschaften abgebildet wurden, wandelte
sich der Winter
im 17. Jahrhundert zu einem Schauplatz der Vergnügung. Diametral
entwickelte
sich die Verwendung von weißer und schwarzer Farbe, um den Winter
darzustellen.
So drängte Schwarz als die dominierende Farbe für den Winter das
Weiß zurück.
Dies zeigte sich etwa in den Winterlandschaften, die im 17.
Jahrhundert raue
bis trostlose Landschaften abbildeten. Mit Blick auf das 18.
Jahrhundert hielt
März fest, dass kaum noch Wintermalerei praktiziert wurde.
Zuletzt sprach die Musikwissenschaftlerin ESMA CERKOVNIK (Zürich).
Die
musikalische Repräsentation von natürlichen Ereignissen sei schon
im frühen 18.
Jahrhundert zu finden, etwa in personifizierten Winddarstellungen
als
Bestandteil von Arien. Musikalische Bezüge zum Winter sind
allerdings seltener
zu finden als zu anderen Wetterphänomenen. Besonders produktiv sei
stattdessen
die Intonation des Erdbebens als Naturkatastrophe gewesen: Die
Erdbeben von
1703 in L’Aquila, die auch in Rom und im Vatikan zu Schäden
führten, wurden als
Stimme Gottes interpretiert, die auch in weiteren sinnlichen
Dimensionen
erfahrbar gemacht wurde.
Zum Abschluss der Tagung fand eine intensive Diskussion und
Rekapitulation der
Beiträge statt. Die interdisziplinäre Ausrichtung war in mehreren
Hinsichten
erkenntnisreich. Vor allem die über das 18. Jahrhundert zunehmende
Auseinandersetzung mit der Bedürftigkeit der ärmeren
Bevölkerungsschicht in
Extremsituationen und der Aufruf zum Mitgefühl konnte als eine
Verbindungslinie
herausgearbeitet werden.
Konferenzübersicht:
Elisabeth Décultot (Halle): Grußwort
Joana van de Löcht (Münster) / Anna Axtner-Borsutzky (München):
Begrüßung und
Eröffnung
Sektion
1:
Umweltwissenschaftliche und historische Perspektiven
Moderation: Alexander Kästner (Dresden)
Michael Kahle (Freiburg i. Br.): Winterkälte im 18. Jahrhundert:
Verlauf,
Extreme und Wirkpfade der Kälte – eine analoge und digitale
Spurensuche
Dominik Collet (Oslo): Drei Jahre Winter. Klimakulturen in der
Anomalie
1770–1772
Doris Gruber (Wien): Der Kältewinter von 1740 in der
zeitgenössischen
Druckpublizistik
Anne Purschwitz (Halle): Kältewinter und hallesche Presse (1740
und 1783/84)
Sektion
2:
Kulturelle Folgen der Kälte
Moderation: Rebecca Thoss (München)
Anna Axtner-Borsutzky (München): Kältewinter im Journal: C. C. L.
Hirschfelds
Moralische Wochenschrift „Der Winter“
Christoph Weber (North Texas): „Höhenrauch” in den Jahren 1783/84
Urs Büttner (Düsseldorf): Der Wandel der Meteopoetik und die
Anfänge der
Literarischen Meteorologie und Meteopoetologie im 18. Jahrhundert
Eric Achermann (Münster): Holzfrevel und Forstgerichtsbarkeit.
Kälte,
Energieversorgung und Delinquenz
Sektion
3:
Winterliche Künste
Moderation: Philipp Schad (Karlsruhe)
Joana van de Löcht (Münster): Zwischen Not und Gemütlichkeit. Zur
Entwicklung
der Winterdichtung im 18. Jahrhundert
Lena März (Konstanz): „… so weiß wie Schnee“ – Von Entstehung bis
Verlust der
Winterlandschaften des 17. Jahrhunderts
Esma Cerkovnik (Zürich): Der Klang der Katastrophen. Musikalische
Spiegelungen
der natürlichen Geschehnisse in Italien am Anfang des 18.
Jahrhunderts
Anmerkung:
[1] www.tambora.org.
Zitation
Tagungsbericht: Extremereignis „Kältewinter“ im 18. Jahrhundert.
Spuren in der
zeitgenössischen Literatur, Kultur und Wissenschaft, In:
H-Soz-Kult,
18.03.2023, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-134509>.
Date: 2023/03/23 14:11:40
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Urkunden der Benediktinerabtei Hornbach
754-1400.
Urkunden der Kollegiatstifte St. Fabian und St. Philipp.
Einführung und
Edition.
Verfasser: Bernd Gölzer
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienkunde
(ASF), Quellen
zur Saarländischen Familienkunde (QSF) 8
Format A4, gebunden, 424 Seiten, Gewicht 1,5 kg
Preis 30 Euro
Versand als Päckchen 4,50 Euro
bestellbar =>
https://www.saargenealogie.de/produkt/urkunden-der-benediktinerabtei-hornbach-754-1400/
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Abtei Hornbach im Frankenreich (8./9. Jh.)
2.1 Die Anfänge der Abtei Hornbach als Eigenkloster der
Widonen-Lambertiner
2.2 Der hl. Pirminius
2.3 Die Stifterfamilie der Widonen-Lambertiner
2.4 Die Motive der Gründung
2.5 Gebetsverbrüderungen
2.5.1 Das Reichenauer Verbrüderungsbuch
2.5.2 Das St. Galler Verbrüderungsbuch
2.5.3 Das Gedenkbuch von Remiremont
2.6 Hornbach und Zell
2.7 Heiligen- und Reliquienverehrung
2.8 Traditionen der karolingischen Epoche
2.8.1 Die Schenkung des Uuarnharius
2.8.2 Die Vita Pirminii (Vita I)
2.9 Rodungen, Siedlungsgründungen und landwirtschaftliche
Vorbildfunktion
2.10 Pfarreiorganisation, Kirchenbauten
2.11 Die weltliche Hierarchie
3. Die Abtei Hornbach im Reich der Ottonen und Salier (10./11.
Jh.)
3.1 Die Reform von Gorze und St. Maximin
3.2 Die Salier als Besitznachfolger der Widonen-Lambertiner
3.3. Die Blütezeit der Abtei Hornbach
3.4 Die Kollegiatstifte St. Philipp in Zell und St. Fabian in
Hornbach
3.5 Die Abtei Hornbach in den Händen der Bischöfe von Speyer
3.6 Die Reform von Hirsau
3.7 Die Klostervogtei in den Händen der Grafen von Saarbrücken
3.8 Traditionen der ottonischen und salischen Epoche
3.8.1 Die Neufassung der Vita Pirminii (Vita II) vor 1009
3.8.2 Die miracula Sancti Pirminii Hornbacensia (bald nach 1012)
3.8.3 Das gefälschte Karlsprivileg in der Bestätigung Heinrichs
IV.
3.8.4 Die gefälschten Statuten des Grafen Werinher
4. Die Abtei Hornbach im Reich der Staufer (12./13. Jh.)
4.1 Kirchenhierarchie
4.2 Klostervogtei
4.3 Verleihung des Münzrechts
4.4 Innere Klosterorganisation
4.5 Äußere Klosterorganisation
4.6 Reformorden
4.7 Abgabe des Fernbesitzes
4.8 Inkorporationen
4.9 Anfänge der Stadt Hornbach
4.10 Die Klostervogtei in den Händen der Grafen von Zweibrücken
5. Die Abtei Hornbach im Reich der Luxemburger (14. Jh.)
5.1 Ständische Verhältnisse
5.2 Hornbach bei der Grafschaft Zweibrücken-Zweibrücken
5.3 Hornbach wird päpstliche Provisionsabtei
6. Projekt
6.1 Überlieferung
6.2 Editionsgeschichte
6.3 Edition
6.4. Datierung
6.5 Sprache
6.6 Ortsnamen
6.7 Personennamen
7. Quellen, Literatur und Siglen
7.1 Handschriften
7.2 Drucke
7.3 Abkürzungen
8. Edition
8.1 Texte
8.2 Notizen aus Urbaren
8.3 Spuria
Tabelle 1: Frühe Nachrichten über das Kloster Hornbach
Tabelle 2: Nachrichten über den hl. Pirminius (in Auswahl)
Tabelle 3: Nachrichten über die Stifterfamilie der
Widonen-Lambertiner
Tabelle 4: Besitzer der Klöster Mettlach und Hornbach im
Frühmittelalter
Tabelle 5: Auszug aus dem Reichenauer Verbrüderungsbuch um 825
Tabelle 6: Auszug aus dem St. Galler Verbrüderungsbuch um 839 und
um 890
Tabelle 7: Die Abtei Hornbach als Eigenkloster der Salier (10./11.
Jh.)
Tabelle 8: Abgabe von Fernbesitz durch das Kloster Hornbach
Tabelle 9: Frühe Nachrichten über die Stadt Hornbach
Tabelle 10: Verträge mit den Grafen von Zweibrücken
Tabelle 11: Ortsnamen
Tabelle 12: Personen- und Ortsnamen der drei Urkunden des Jahres
1180
Tabelle 13: Äbte der Benediktinerabtei Hornbach
Tabelle 14: Pröpste der Benediktinerabtei Hornbach
Tabelle 15: Dechanten der Benediktinerabtei Hornbach
Tabelle 16: Pröpste des Kollegiatstifts St. Fabian in Hornbach
Tabelle 17: Archipresbyter (Erzpriester) des Archipresbyterats
Hornbach
Tabelle 18: Pröpste des Kollegiatstifts St. Philipp in Zell
Tabelle 19: Dechanten des Kollegiatstifts St. Philipp in Zell bis
zum Jahr 1400
Tabelle 20: Kantoren des Kollegiatstifts St. Philipp in Zell bis
zum Jahr 1400
Tabelle 21: Kustoden des Kollegiatstifts St. Philipp in Zell bis
zum Jahr 1400
Tabelle 22: Kirchen und Kapellen unter dem Patronat des Abtes von
Hornbach
Tabelle 23: Pfarr- und Zehntrechte des Kollegiatstifts St. Philipp
in Zell
Tabelle 24: Pfarr- und Zehntrechte des Kollegiatstifts St. Fabian
in Hornbach
Tabelle 25: Baupflichtigkeiten des Klosters Hornbach
Tabelle 26: Urkundenüberlieferung zu Hornbach und Zell
Tabelle 27: Urkundenabschriften im Codex Dankarti (ehemals StA
Speyer, F 1,
22a)
Tabelle 28: Pfalz-Zweibrückische Urkundenkopien im
Reichskammergerichtsprozess
gegen Kurpfalz wegen Zell (LA Speyer, E 6, 3029, Fasz. II, Bd.
[1], fol.
59-123, ca. 1565)
Tabelle 29: Pfalz-Zweibrückische Urkundenkopien im
Reichskammergerichtsprozess
gegen Kurpfalz wegen Waldfischbach (LA Speyer, E 6, 3113, Nr. 5,
unfoliiert,
1579)
Tabelle 30: Urkunden betreffend Zell im Druck bei Würdtwein und
Lehmann
Date: 2023/03/30 11:25:39
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Von Theo Jung, Institut für
Geschichte, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
1848 erfasste eine Revolutionswelle Deutschland und
Europa. In einer öffentlichen Paneldiskussion gehen
Dieter Langewiesche, Hedwig Richter, Rüdiger Hachtmann,
Manfred Hettling und Theo Jung auf die Frage ein, wie
wir uns heute – zum 175-jährigen Jubiläum – auf diese
Revolution beziehen können, ohne in unkritische
Lobhudeleien über den "Meilenstein der
Demokratiegeschichte" zu verfallen.
1848 heute – kann eine gescheiterte Revolution der
demokratischen Traditionsstiftung dienen?
Geschichte wird immer aus der Gegenwart geschrieben. Auch
das 175-jährige Jubiläum im Jahr 2023 blickt aus unserer
gegenwärtigen Perspektive auf die Vergangenheit von
1848/49. Zuletzt haben sich dabei die Blickwinkel
verschoben. Der deutsche „Sonderweg“ als Abweichung vom
westlichen Modell der liberalen Verfassungsordnung, der
den Fokus auf das „Scheitern“ der Paulskirche richtete,
steht heute weniger im Vordergrund. Stattdessen wird der
„demokratische Aufbruch“ der Freiheitsbestrebungen von
1848 als Vorgeschichte der bundesrepublikanischen
Gegenwart gefeiert – bis hin zur staatstragenden Würdigung
durch den Bundespräsidenten. Allerdings entsteht durch
diese geschichtspolitische Vereinnahmung ein
Spannungsverhältnis zwischen dem politischen Bedürfnis und
der Aufgabe einer kritischen Geschichtswissenschaft, allzu
bereinigte Narrative mit der „Unaufgeräumtheit“
vergangener Wirklichkeiten zu konfrontieren. Nur das
ermöglicht historisches Lernen. Vor diesem Hintergrund
diskutieren wir im Jubiläumsjahr über die Herausforderung
an die Revolutionsgeschichte, aktuelle Fragen
aufzugreifen, ohne dabei zur „Legitimationswissenschaft“
für die politische Gegenwart zu werden.
Programm
17:00–19:00 Uhr
Begrüßung und Diskussion
Panel:
- Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Langewiesche (Tübingen)
- Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann (Potsdam)
- Prof. Dr. Hedwig Richter (München)
- Prof. Dr. Manfred Hettling (Halle)
- Prof. Dr. Theo Jung (Halle)
Date: 2023/03/30 12:30:39
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Geschichte schreiben in Echtzeit? Folge 2 des
H-Soz-Kult
Podcasts
https://www.hsozkult.de/podcast
Von Thomas Meyer, Institut für Geschichtswissenschaft,
Humboldt-Universität zu
Berlin
In der neue Folge des Hsozkult-Podcasts spricht unsere Redakteurin
Christine
Bartlitz vom ZZF Potsdam mit Malte Thießen vom LWL-Institut
Münster über den
Einfluss, den die Gegenwart auf die Vergangenheit ausübt und
umgekehrt. Sie
diskutieren dabei die Rolle der Historikerinnen als sog.
"Erklärer"
gegenwärtiger Krisen in Echtzeit, am Beispiel der Corona-Pandemie.
Viel Aufmerksamkeit erlangte Malte Thießen jüngst mit seiner
Geschichte in
Echtzeit zur Coronapandemie: "Auf Abstand. Eine
Gesellschaftsgeschichte
der Coronapandemie" (Frankfurt am Main 2021), einem Buch, das sich
bewusst
an ein allgemeines Publikum richtete. Malte Thießen trat in dieser
Zeit auch
als Experte für historische Pandemien in der Öffentlichkeit auf.
Eine Rezension
zum Buch "Auf Abstand" auf H-Soz-Kult finden Sie hier: https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-97536
Sie können unseren Podcast-Feed abonnieren unter https://hsozkult.podcaster.de/hsozcast.rss
Sie haben Fragen, Anregungen, Kritik? Sie erreichen uns über:
hsk.redaktion(a)geschichte.hu-berlin.de
Zitation
Geschichte schreiben in Echtzeit? Folge 2 des H-Soz-Kult Podcasts.
In:
H-Soz-Kult, 28.03.2023, <www.hsozkult.de/webnews/id/webnews-135253>.
Date: 2023/03/30 14:33:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Guten Nachmittag,
gestern habe ich die neue Ausgabe der Saargeschichte/n erhalten.
Darin gibt es
einen großen Artikel über Philipp Jakob Siebenpfeiffer und sein
Verhältnis zur
Saarregion, einen weiteren über die Website
„gedenkbuch.saarbruecken.de“ (jüdisches
Leben in Saarbrücken und im Saarland – ein Bildungsangebot des
Saarbrücker
Stadtarchivs) sowie ein Artikel über Völklingen am Vorabend des
industriellen
Aufbruchs 1815-1850. Ein Artikel heißt „die Katastrophe vor der
Katastrophe“und
beschäftigt sich mit der Hilfe für die Opfer der Neunkircher
Gasometer-Explosion
von 1933, und in „Zunder im Saarkohlerevier“ geht es um einen
Kaplan namens
Heinrich Schieben und den preußischen Kulturkampf. Und in der
Rubrik „Regionalgeschichte
im Unterricht“ beschäftigt man sich mit Caesar und den Treverern.
Das sind alles Themen, die sich irgendwie mit der Geschichte
unseres
Bundeslandes beschäftigen. Und solche Themen - Geschehenes,
Historisches, die
Geschichte unserer Altvorderen, die Art, wie sie lebten, die
Politik, die sie
betrieben, das Glorreiche, was
sie
erreichten, und die
Dummheiten, die sie
begingen - davon lesen wir – mal gerne, mal nicht so gerne – in
einem Magazin
wie Saargeschichte/n.
Was dort allerdings nicht hineingehört, ist das, was ich auf Seite
64 unter „Saargeschichte/n
bildet“ gefunden habe. Dort sieht man einen etwas seltsamen
kleinen Panzer, auf
dem ein Mann in Uniform sitzt und vor sich hin grinst. Begleitet
wird dieses
etwas seltsame Foto von folgendem Text:
„Wussten Sie übrigens, dass die saarländische Friedensbewegung
sogar im Zweiten
Weltkrieg ihr außergewöhnliches Profil zeigen konnte? [Absatz] der
Saar-Leodri
2 mit seiner Besatzung von einem freundlichen Wagenknecht
verschoss
ausschließlich leere Worthülsen und traf damit mindestens 1000 Mal
pro Minute
ins Schwarzer.“
Das ist billig. Und hier an dieser Stelle völlig unpassend.
Ich kann mir vorstellen, dass dieses Artikels hin von der
Redaktion als ein
treffliches Beispiel für Humor oder Satire angesehen wurde, aber,
Ihr werten Damen und Herren der Redaktion: wenn Ihr so etwas
veröffentlichen wollt, dann tut das bitte in einer satirischen
Zeitschrift, aber
nicht in einem „Magazin zur regionalen Kultur und Geschichte“.
Mit freundlichem Gruß
Roland Geiger, Leser und Abonnent.
Date: 2023/03/31 18:08:00
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
Die Tabula
Peutingeriana –
eine antike Weltkarte am mittelalterlichen Oberrhein?
Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein
e.V.
Website https://ag-landeskunde-oberrhein.de/
Von Viktor Fichtenau, M. A., Arbeitsgemeinschaft für
geschichtliche Landeskunde
am Oberrhein e.V. (Karlsruhe)
Prof. Dr. Eckhardt Wirbelauer, Straßburg, referiert am 12. Mai
2023 über
"Die Tabula Peutingeriana – eine antike Weltkarte am
mittelalterlichen
Oberrhein?". Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im
Generallandesarchiv
Karlsruhe (Nördliche Hildapromenade 3, 76133 Karlsruhe).
Anschließend lädt der Veranstalter – Arbeitsgemeinschaft für
geschichtliche
Landeskunde am Oberrhein e. V. – zu einem Umtrunk in den Räumen
des
Generallandesarchivs ein.
Kontakt
Viktor Fichtenau, M. A.
viktor.fichtenau(a)web.de
https://ag-landeskunde-oberrhein.de/
Zitation
Die Tabula Peutingeriana – eine antike Weltkarte am
mittelalterlichen
Oberrhein?. In: H-Soz-Kult, 27.03.2023, <www.hsozkult.de/event/id/event-135197>.